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1.Kapitel

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Verloren sah sie in den dichten Nebel. Von der Ferne war das Pfeifen eines herannahenden Zuges zu hören.

Drei kleine weiße Lichter tauchten aus der dicken Nebelsuppe auf. Zum wiederholten Mal war ein Pfeifen zu hören, das an Nähe gewann. Die Lichter des Zuges wurden immer größer, jetzt konnte man schon das Hämmern der Räder hören.

Sandra sah auf die herannahenden Lichter des Zuges. Tränen liefen ihr dabei übers Gesicht. In diesem Augenblick erschienen schemenhaft aus den drei Lichtern drei kleine Gesichter.

Der Zug fuhr unter der Brücke hindurch, und das Hämmern der Räder verhallt im dichten Nebel.

Sandra kniete am Boden, ihr Kopf lehnte am Brückengeländer, der Schock saß ihr noch in den Gliedern. Beinahe hätte sie in ihrer Verzweiflung ihre Kinder vergessen, die sie über alles liebte. Ein Frösteln durchfuhr ihren Körper, sie sah auf ihre Hände, die vor Aufregung zitterten. Ihr Blick verharrte auf ihrem Ehering, das Licht der Straßenlaterne verlieh ihm einen matten Schimmer. Sie berührte sanft den Ring und flüsterte: „Warum musste es mit uns soweit kommen, es war doch einmal unsere große Liebe.“

Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Sandra dachte an die schönen Jahre, die für sie beide sehr glücklich waren und wie schön es war, als ihr erstes Kind zur Welt kam. Wie stolz waren sie auf Oliver, nach zwei Jahren kamen dann die Zwillinge Sonja und Tina auf die Welt. Ganze zwei Tage feierte Hans mit seinen Kegelbrüdern aus Freude über das doppelte Glück. Sie werde nie das Bild der Harmonie vergessen, als Hans sie in der Klinik besuchte. Als er mit den Zwillingen im Arm am Bettende saß und Oliver dicht neben ihm. Wie stolz er doch war, es war eine wunderschöne Zeit.

Hans bekam sehr bald in seiner Firma eine höhere Position, und das Schicksal nahm seinen Lauf.

Endlich konnten sie sich ein kleines Häuschen mit Garten für die Kinder leisten. Sandra bekam ihr eigenes kleines Auto, schließlich musste sie als die Frau eines Ingenieurs, einen eigenen fahrbaren Untersatz besitzen. Hans machte von dieser Zeit an immer öfter Überstunden, es ging sogar soweit, dass er am Abend seine Kinder nicht einmal mehr sah. Seine nächste Beförderung ließ auch nicht lange auf sich warten, und wieder stand ein Umzug ins Haus. Hans wollte unbedingt ein größeres Haus, damit sie öfters Gäste einladen konnten.

Die Verpflichtungen wuchsen, und Sandra kam bald mit den Einladungen und dem Haushalt nicht mehr zurecht. Also war Hans kurzerhand entschlossen, ein Hausmädchen musste her.

Sie hatten Glück und bekamen eine wahre Perle. Sandra brauchte sich um nichts mehr zu kümmern, und ein Leben in Luxus und Freiheit begann.

Sie feierten ausgiebige Partys und gingen öfters ins Theater. Im Winter gab es einen Ski-Urlaub in Davos. Im Sommer ging es nach Spanien oder in ein anderes fernes Land. Sie führten ein Leben in Luxus, das allerdings seinen Preis hatte.

Hans veränderte sich sehr. Das Geld und der Umgang mit den Neureichen hinterließen Spuren in seinem Charakter. Sandra hasste diese Abende, wenn ganz bestimmte Gäste kamen. Es wurde unkontrolliert getrunken und schlüpfrige Spiele gespielt. So ein Abend ging auch heute voraus, als es zum großen Bruch kam.

Lust oder Liebe

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