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3.Kapitel

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An einer Raststätte kurz vor Hamburg machte sie Halt, um bei Maria anzurufen. Sie erkundigte sich nach ihren Kindern und hörte, dass sie es gelassen nahmen. Maria erklärte es den Kleinen so gut wie möglich, dass ihre Mama nun arbeiten würde, aber immer an sie denkt, und bald könnten sie ihre Mama wieder sehen. Maria erzählte Sandra aber auch, dass ihr Mann richtig wütend gewesen war, dass sie nicht zurück gekrochen kam. Sondern seine Abwesenheit nutzte, um ihre Sachen und sogar das Auto zu holen. Sandra teilte Maria mit, dass sie sich in Hamburg, eine Zukunft aufbauen werde. Sandra sah die Welt jetzt mit ganz anderen Augen. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber sie war sich sicher, dass sie es schaffen würde.

Als Erstes brauchte sie eine Wohngelegenheit, dann eine Arbeit. Der Gedanke ans Arbeitsamt ließ ihr den Magen kurz umdrehen, sie hatte seit der Heirat nicht mehr gearbeitet.

In Hamburg angekommen, mietete sie sich ein Zimmer in einer Pension. Es war nicht gerade schön und auch sehr laut, aber es lag mitten im Zentrum.

Das war ein guter Ausgangspunkt für alle Behördengänge, die sie noch vor sich hatte.

Am nächsten Morgen stand sie vor dem Arbeitsamt, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie betrat den Vorraum und war überrascht, wie viele Menschen schon vor ihr da waren. Das Amt hatte doch erst seit zwanzig Minuten geöffnet.

Sie zog eine Nummer und setzte sich auf einen frei gewordenen Stuhl, dann beobachtete sie die Leute.

Sie saß schon eine ganze Weile, da mahnte der Gong zum Aufpassen, sie sah, dass ihre Nummer aufgerufen wurde. Sie stand auf und ging zur Tür, welche sie dann leise öffnete und das Zimmer betrat.

Es roch muffig nach alten Möbeln und Akten. Mitten im Raum stand ein alter abgewetzter Schreibtisch. An ihm saß in seinen Akten vertieft, ein älterer Mann.

Am Fensterbrett hinter ihm stand ein großer schiefer Kaktus.

„Nehmen Sie Platz“, sagt er, ohne aufzusehen, und deutet auf den Stuhl ihm gegenüber. Sandra setzte sich und umklammerte ihre Tasche, die sie auf ihren Schoß legte. Der Beamte hob nun den Kopf und sah sie prüfend an. Auf seiner Nasenspitze saß eine Brille, über die er hinweg sah.

„Wie lange sind Sie schon arbeitslos?“ Sandra stutzte. „Ich habe nicht gearbeitet!“

Er rückt seine Brille zurecht und beugte sich etwas vor.

„Und von was haben Sie bis jetzt gelebt?“, dabei zog er seine Stirn in Falten und sah sie fragend an.

Sandras Hände waren vor Aufregung feucht geworden.

„Ich war bis jetzt Hausfrau und Mutter und lebe seit Kurzem erst getrennt. Deshalb muss ich jetzt für meinen Unterhalt allein sorgen!“

„Ach so, deshalb“, sagt er gelangweilt und schaute auf seinen Block.

„Was haben Sie gelernt, und was stellen Sie sich vor?“

„Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten ich habe, denn ich habe keine abgeschlossene Lehre.“

„Tja, so gesehen keine Möglichkeit! Nachdem Sie jetzt aber gleich eine Arbeit brauchen, habe ich nur eine Stelle als Bedienung in einem Lokal auf die Schnelle.“

Er sah sie über den Brillenrand erwartungsvoll an. Er merkte, dass sie nicht gerade begeistert war.

„Das ist ja nur vorübergehend, bis ich was anderes für Sie habe.“

Sandra nickte und nahm die Adresse, die er ihr entgegen hielt.

„Kommen sie in vier Wochen wieder vorbei!“

Sandra verließ das Zimmer und das Gebäude und trat hinaus auf die Straße.

Zögerlich schlug sie den Weg zu diesem Pils-Pup ein.

Sandra stand vor dem Pils-Pub, als sie die Tür öffnen wollte, war diese verschlossen. Bei der Eingangstür hing ein Schild.

Geöffnet außer Mittwoch von 17°°- 24°°

Sandra war froh, dass sie noch einen kleinen Aufschub, von ein paar Stunden hatte und machte sich auf den Weg zu einer Verabredung. Sie wollte sich eine Wohnung ansehen, die sie sich aus der Tageszeitung gesucht hatte, nun stand sie vor einem Haus, das schon sehr alt war, ihre Laune fiel auf den Tiefpunkt. Mit so einem Haus hatte sie allerdings nicht gerechnet.

Sandra schüttelte den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt. Bis zur Vorstellung im Pub hatte sie noch viel Zeit übrig blieb. Diese Zeit wollte sie nützen, um sich im Hotel noch einmal frisch zu machen. Anschließend ging sie in das Pils-Pub und stellt sich vor.

Ines, die rechte Hand des Besitzers, begrüßte sie sehr freundlich. Beide Frauen waren sich sehr schnell einig und Sandra war froh, so eine nette Kollegin zu bekommen.

„Der Lokal Besitzer Jörg ist geschäftlich unterwegs. Kannst du gleich hier bleiben?“

„Ja, das lässt sich machen.“

„Okay, dann weise ich dich gleich ins Lokalleben ein.

Es gab viel zu tun und für Sandra verging der Abend sehr schnell.

Mit schmerzenden Füßen verließ sie nachts um eins das Lokal. Ihr Kopf tat ihr weh, von dem vielen Rauch und dem Lärm.

Sandra streckte sich auf ihrem Bett aus und ließ den Tag an sich vorüberziehen. Heute hatte sie viele Menschen kennengelernt, nette und lustige, aber auch sogenannte Kotzbrocken. Einer von der letzten Kategorie war ein gern gesehener Stammkunde. Morgen muss ich mich gleich nach einer Wohnung umsehen, dachte sie und lächelte dabei, denn morgen war ja bereits heute. Es dauerte auch nicht lange und Sandra fiel in einen tiefen Schlaf.

Durch das Klopfen an der Tür wurde Sandra geweckt. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Sandra musste feststellen, dass sie sich nicht einmal mehr ausgezogen hatte. Sie war heute Nacht todmüde auf das Bett gefallen und schlief auch sehr schnell ein.

Sandra stand auf und ging schlaftrunken zur Tür.

„Entschuldigen sie, ich würde gerne das Zimmer aufräumen.“ Vor ihr stand ein japanisches Zimmermädchen, das sie verlegen anlächelte.

„Ach-, könnten Sie nicht erst in einer halben Stunde kommen, denn ich möchte mich nur noch schnell fertigmachen- ich muss dann sowieso außer Haus.“

„Okay“, sagt das Mädchen und ging auch gleich weg.

„Jetzt ist es aber höchste Eisenbahn!“, als sie sah- wie spät es schon war. Sandra sprang unter die Dusche und zog sich anschließend schnell an.

Sie blätterte durch die Morgenausgabe und las schnell- aber aufmerksam die Wohnungs-Annoncen. Sie hatte sich drei kleine Wohnungen ausgesucht, und rief dort auch gleich an. Sie sah sich die Wohnungen an und entschied sich für die kleinere Wohnung mit dem Balkon und einer vollkommen eingerichteten Küche.

Sandra unterzeichnet den Vertrag, und bezahlt die erste Monatsmiete gleich bar. Die Eigentümerin gab ihr die Schlüssel, und Sandra war nun die stolze Mieterin einer zwei Zimmer Wohnung.

Sie kaufte sofort in einem Kaufhaus ganz in der Nähe ein paar Dinge, die sie benötigte. Sie suchte sich schöne Gardinen und Vorhänge aus, kaufte sich Wäsche und das nötigste Geschirr. Die von ihr ausgesuchten Möbel waren alle am Lager. Nur noch drei Nächte im Hotel, dann werden ihre Möbel geliefert und sie kann dann in ihrer Wohnung wohnen. Sandra war zufrieden.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es Zeit war, sich für die Arbeit fertigzumachen. Während sie sich schminkte, aß sie ein trockenes Brötchen und trank ein Glas Orangensaft. Außer einem Frühstück in dem kleinen Bistro im Kaufhaus hatte sie noch nichts gegessen.

Auf dem Weg zur Arbeit ging sie geistig ihre ganzen behördlichen Termine durch, die sie noch zu erledigen hatte. Sandra wurde ganz heiß, als sie daran dachte, wie viel Zeit sie das noch kostete. Sandra öffnete die Lokaltür und wurde schon mit einem „Hallo“ empfangen. Manfred- der Kotzbrocken, wie sie ihn leise nannte, schrie ihr schon entgegen.

Ines stand hinter dem Tresen und winkte ihr freundlich entgegen.

„Ich bin froh, dass du etwas früher kommst, wir bekommen heute nämlich eine Geburtstagsfeier, und da müssen wir ein paar Häppchen vorbereiten! Übrigens wird es dadurch etwas später, aber morgen ist ja Ruhetag, und da kannst du dich dann ausschlafen.“

Ja, richtig, an einen Ruhetag hatte sie gar nicht mehr gedacht. Jetzt war sie gleich besonders gut gelaunt und grinste sogar Manfred an. Dieser war so freudig überrascht, dass er ihr ein Glas Sekt spendierte. Ines stieß sie mit dem Ellenbogen an.

„Jetzt hast du ihn erobert, so schnell hat das noch keine geschafft, denn er ist sehr geizig, so wie alle Reichen!“

Sandra lachte und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Kann sein, aber ich bin nicht scharf auf diesen Typ“ sagt sie zu Ines, während sie zu ihm hinüber lächelte. „Sandra, du täuschst dich, er ist sehr nett, nur ein wenig überspannt und kein - wie sagst du? - Kotzbrocken. Übrigens, schöne Grüße von Jörg soll ich dir ausrichten, er hat heute bei mir angerufen, und ich habe ihm von dir erzählt. Er freut sich darauf, dich am Samstag kennenzulernen.“

Der Abend wurde sehr lang, denn die Gäste wollten einfach nicht gehen. Sandra stand an der Theke und spülte Gläser. Sie gähnte verstohlen, aber Manfred sah es und zwinkerte ihr zu. Er drehte sich zu Ines, die neben ihm Platz genommen hatte, und sagte etwas zu ihr. Ines sah auf die Uhr und ging zu Sandra an die Theke, die die gebrauchten Gläser spülte.

„Sandra mach für heute Schluss, denn es wird noch spät werden. Ich mach dann morgen Nachmittag nach der Bierlieferung weiter!“ Sandra dankte ihr und holte ihre Weste, als sie zur Tür ging, stand dort bereits Manfred.

„Ich bring dich heim, denn es ist schon kurz vor drei Uhr.“ Sandra wollte es verneinen, aber Ines rief ihr zu: „Manfred ist in Ordnung- es ist besser so!“ Manfred packte sie leicht am Arm.

„Komm Sandra“, sagte er und drehte sich noch einmal zu dem Tisch um, an dem er gesessen war.

„Ich bin gleich wieder da, hebt mir, noch was auf“, rief, er in die Runde.

Nach wenigen Minuten waren sie schon bei ihr zu Hause. Manfred sprach während der Fahrt nur das Nötigste. Sandra sah ab und zu sein Gesicht von der Seite an. Sie stellte fest, dass er ein sehr markantes Profil hatte. Das Auto war auch sehr gepflegt und ein toller Wagen, sie schwärmte immer schon für Porsche.

Sandra stieg aus dem Auto und bedankte sich bei Manfred, dieser winkte ab. „Ist okay, war mir ein Vergnügen, gute Nacht!“

So schnell konnte sie nicht schauen, wie er Gas gab und wegfuhr. Sandra ärgerte sich über dieses Verhalten. Was war das für ein rüpelhaftes Benehmen, dachte sie und sagte laut in die Nacht hinein: „Idiot, mehr Höflichkeit könntest du schon an den Tag legen man braust nicht einfach weg, ohne zu winken!“ Sie schaute noch einmal kurz zu den Rücklichtern, die schnell kleiner wurden, und sie ging ins Hotel.

Am nächsten Morgen saß Sandra in einem kleinen Café in der Innenstadt und frühstückte ausgiebig. Sie war nach dem Aufstehen gleich außer Haus gegangen, denn sie wollte alles am Vormittag erledigt wissen.

Jetzt hatte Sandra viel Zeit, und an ihrem ersten Ruhetag würde sie nur noch solche Dinge tun, die ihr Spaß machten. Sie ging in das Kaufhaus und kaufte sich einen Campingstuhl und einen kleinen Klapptisch. Sie kaufte sich ein paar leckere Kleinigkeiten-, eine Flasche Sekt und ein Taschenbuch. Mit all diesen Dingen machte sie sich auf den Weg in ihre neue Wohnung. Sandra genoss den sonnigen Nachmittag auf dem Balkon mit Sekt und leckeren Brötchen. Sie war vertieft in ihr Buch und konnte sich dabei sehr gut entspannen. Sie nickte sogar einmal ein bisschen ein. Sie verbrachte einen sehr erholsamen und gemütlichen Tag.

Lust oder Liebe

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