Читать книгу Lust oder Liebe - Silke May - Страница 6
4.Kapitel
ОглавлениеDer nächste Abend kam schneller als gewünscht und Sandra stand wie immer etwas früher im Lokal. Sandra sah heute besonders gut aus, denn der gestrige freie Tag hatte ihr sehr gut getan. Hinter den Tresen stand ein Mann und von Ines war weit und breit nichts zu sehen.
Als Jörg sie sah, kam er hinter dem Tresen hervor und ging auf sie zu.„Ich bin Jörg, … schön dich kennenzulernen. Sandra, ich darf doch Du zu dir sagen, oder?“Sandra sah in ein schönes braunes Gesicht und versank in seinen himmelblauen Augen.„Klar doch“, stottert Sandra, „freut mich auch!“Jörg griff nach ihrer Hand und drückte sie fest, dabei ließ er seinen Blick nicht von ihrem Gesicht. Nun war es soweit, er hatte es geschafft, sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Jörg lächelte Sandra an.„Du kommst gerade richtig, ich muss in den Keller, ein paar Flaschen Wein hochholen, bevor die Gäste kommen“, sagte er und reichte ihr nebenbei die Hand zum Gruß.„Wo ist Ines?“ wollte Sandra wissen. Jörg winkte mit der Hand ab. Sie fühlte sich nicht so gut, deshalb hatte er ihr ein paar Tage freigegeben. Schließlich musste sie schon seit zwei Wochen allein den Laden schmeißen. Sandra nickte verständnisvoll und ging gleich an ihre Arbeit. Jörg blieb eine ganze Weile weg und Sandra war froh, dass sie sich erst einmal wieder abkühlen konnte. So etwas war ihr seit dem Kennenlernen von Hans nicht mehr passiert. Sie wurde kurz nachdenklich, hatte sie damals überhaupt so ein Empfinden? Sie wusste nur, dass sie heute ein wahrer Blitz getroffen hatte. „Das kann ja heiter werden“, sagte sie laut vor sich hin. „Wieso?“, ertönte die Stimme von Jörg dicht neben ihr. Sandra wich zur Seite, als hätte sie den Teufel gesehen. „Meine Güte, haben Sie mich erschreckt- ich, ich ...“ stotterte sie herum, da kam der rettende Engel Manfred zur Tür herein. Sandra war froh ihn zu sehen. „Schönen Abend“ flötete sie direkt. Manfred stutzte kurz und sagte an Jörg gewandt: „Servus, was hast du mit der gemacht?“ Sandra wollte am liebsten im Boden versinken, aber die Antwort kam trotzdem wie ein geölter Blitz von ihr. „Ich konnte mich gestern von solchen Gästen wie Sie … sehr gut erholen“ und schnitt dabei eine Grimasse. „Sandra passt voll in diesen Laden, die ist genauso frech wie Ines“ sagte Jörg und grinste.„Bevor du hier große Reden schwingst, gib mir ein Bier und sag mir, wie es dir ergangen ist!“ sagte Manfred, während er sich auf einen Barhocker setzte.
Das Lokal war nur zu einem Drittel gefüllt, und sie hatten nicht viel zu tun.
Schon weit vor Mitternacht sagte Jörg zu ihr, dass sie nach Hause gehen könnte, da er die wenigen Gäste alleine schaffen würde.
Sandra ging zu Fuß nach Hause, es war eine milde sternenklare Nacht, sie atmete tief ein. Die Luft roch frisch. Sie war ganz in Gedanken, als ihr plötzlich der Duft einer Bratwurst in die Nase wehte. Sandra lief das Wasser im Mund zusammen.
Sie ging an den kleinen Bratwurststand und kaufte sich eine Wurst mit Brot, die sie mit Genuss verspeiste.
„Junge Frau“, sprach sie der Budenbesitzer an.
„Eine kleine Wurst mit einem Brot hätte ich noch. Für einen Euro kannst du sie haben! Dann kann ich sauber machen, denn heute kommt ja doch keiner mehr. Im Fernsehen läuft immer noch Fußball.“ Sandra nickte.
„Gib sie mir, die schmeckt wirklich lecker.“
Während sie aß- unterhielten sie sich miteinander und der Budenbesitzer putzte nebenbei seinen Stand. Als sie fertig war, verabschiedete er sich von ihr mit Handschlag.
„Komm öfters mal vorbei, ich werde immer eine Wurst in Reserve für dich haben.“ Beide lachten und Sandra ging heim.
Daheim angekommen las sie im Bett noch bei einem Glas Wein in ihrem Buch.
Am nächsten Tag stand sie sehr spät auf. Die Müdigkeit wollte nicht aus ihrem Körper verschwinden.
Was sollte es, dachte sie. Schließlich hätte sie ja noch Zeit bis zum Abend. Sie würde mittags Pizza essen gehen und es sich dann auf ihrem Balkon gemütlich machen, denn das Wetter war herrlich. So wie sie es sich vorgenommen hatte, verbrachte sie auch den ganzen Tag. Sandra erholte sich gut und war mit diesem Tag sehr zufrieden.
Am Abend im Lokal ging es wieder hoch her, es war bis zum letzten Platz gefüllt und überwiegend mit Männern. Hübsche junge Mädchen kamen ins Lokal und flüsterten mit Jörg. Sie gingen mit ihm in sein Büro und waren eine ganze Weile drinnen.
Sandra unterhielt sich mit einer alten Dame, die vor ein paar Tagen Großmutter geworden war. Während sie sich so unterhielten, schweiften ihre Blicke durch das Lokal, da musste sie feststellen, dass Manfred noch nicht da war. Sie spürte leichte Enttäuschung in ihr aufkommen. Sie sie stand auf und machte die Tische sauber und rückte die leeren Stühle wieder zurecht.
Die Tür vom Büro wurde geöffnet und die drei Grazien kamen wieder heraus. Sie lachten laut.
„Also, bis später … Jörgilein“ flöteten sie und warfen ihm noch Handküsse zu. Sandra konnte sich einen kurzen Kommentar nicht verkneifen.
„Gänse“, sagte sie halblaut vor sich hin und bekam eine direkte Wut auf dieses alberne Verhalten des jungen Gemüses und warf den Lappen auf den Tisch. Plötzlich packt sie jemand am Arm.
„Möchtest du mich mit dem Lappen erschlagen, oder werden eure Gäste jetzt neuerdings so empfangen?“
Sandra sah in die braunen Augen von Manfred und lächelte ihn an. Jetzt war ihre gute Laune wieder zurückgekommen und sie kicherte und schäkerte den ganzen Abend mit ihm. „Sandra, komm bitte mal!“ rief Jörg und winkte sie im gleichen Moment herbei. Als sie vor ihm stand, nahm er mit einem sanften Druck ihre Handgelenke. „Es ist schön, dass du dich mit Manfred so gut verstehst, aber ich möchte- dass du dich auch mit den anderen Gästen abgibst. Jetzt brauche ich dich aber hier!“ Dabei drückte er kurz ihre Gelenke etwas fester und ließ sie dann auch gleich wieder los.
Sandra musste jetzt den restlichen Abend an seiner Seite verbringen und Jörg fand immer wieder etwas, für sie zu tun.
Er streichelte ihr öfters über die Schultern und schob sie sanft an den Hüften haltend zur Seite. Sandra durchfuhr ein Kribbeln, wenn er sie so berührte. Jörg wusste genau, was er wollte, er wollte Sandra, und das um jeden Preis.
„Kannst du heute etwas länger bleiben, denn ich möchte mich mit dir noch etwas Unterhalten wegen deines Geldes?“, fragt er Sandra und berührte dabei sanft ihre Wange. „Schließlich möchtest du ja auch Geld von mir und nicht nur Streicheleinheiten, oder?“ Sandra wurde es warm bei seinen Worten und die Röte stieg ihr ins Gesicht. Der Abend verging und die Gäste waren gegangen, als Sandra die restlichen Tische abräumte und die Stühle noch hoch stellte. Da ging die Tür auf und die drei Grazien waren wieder da.
„Hallo Jörgilein“, riefen sie und steuerten auf die offene Bürotür zu. Sie warfen Sandra einen Blick zu und eine von ihnen sagte: „Du kannst schon mal den Champagner und vier Gläser holen.“ Sandra schaute zu Jörg, dieser nickte und lächelte sie an.
Die Mädchen verschwanden im Büro und Jörg mit ihnen, er drehte sich nur noch einmal kurz zu Sandra und lächelte sie nochmals an.
„Schenk doch schon mal fünf Gläser ein, du trinkst doch sicher auch eines, wir sind gleich wieder da.“
Sandra verschloss die Eingangstür und schenkte vier Gläser ein, unterdessen kamen die Mädchen und Jörg sichtlich gut gelaunt aus dem Büro, sie leerten die Gläser in einem Zug und dann verließen die Girls wieder das Lokal.
„Lass die Gläser stehen, das machen wir morgen. Ich bringe dich heim- dann können wir noch über dein Geld reden“, sagte Jörg zu ihr und gab ihr einen Klaps auf den Po.
Auf dem Weg nach Hause, wurden sich beide sehr schnell einig, als Sandra ausstieg, hatte sie ein tolles Gehalt und zwei Umzugstage ausgehandelt. Sie musste ihm nur versprechen, dass sie ihn zur Einweihungsparty in ihre Wohnung einladen würde. Sandra hätte am liebsten die ganze Welt umarmt, und so machte es ihr auch nichts aus, als Jörg sie beim Abschied umarmte und ihr einen Kuss auf die Wange gab.
In ihrem Hotelzimmer angekommen, legte sie sich aufs Bett und ließ den Abend an sich vorüberziehen. Sie hätte sich nie gedacht, dass sie bei der Arbeit so viel Spaß haben könnte.
Ines stand am nächsten Tag an der Theke und wirkte ziemlich sauer, als Sandra sie grüßte. Sie würdigte sie nicht einmal eines Blickes und murmelte nur leise vor sich hin.
Jörg rief aus seinem Büro: „Sandra, mein Schatz, komm doch bitte mal zu mir herein!“
Was sind denn das für Töne? Sollte es in der Freundlichkeit denn noch eine Steigerung geben? Das kam ihr dann schon etwas verdächtig vor, und sie ging mit einem Gefühl der Unsicherheit ins Büro.
Jörg kam sofort um den Tisch herum und umarmte sie. Er flüsterte ihr ins Ohr: „Schön, dass du da bist.“ Jörg streichelte ihre Wange und drückte sie sanft an den Schultern.
Er machte mit ihr den Abendplan für die kommende Woche und sagte ihr nebenbei, dass er sich schon sehr auf ihre Party freute. Er sah ihr dabei in die Augen und sagte leise zu ihr: „Mein Schatz, für die Getränke sorge ich, du musst mir nur sagen, wie viele Personen kommen und was du haben willst. Brauchst du einen Vorschuss für die Lebensmittel?“
Sandra war überwältigt, und sie stotterte: „Danke, nicht nötig.“
Sie bedankte sich ziemlich steif und ging in das Lokal zurück, wo sie schon von Ines erwartet wurde. Jörg kam ihr eilig nach und gab ihr einen Kuss auf die Wange und sagte an Ines gewandt: „Ich bin mal für eine halbe Stunde weg!“Ines warf Sandra einen Blick zu, der tausend Pfeile beinhaltete. Sandra merkte es.
„Ich bin froh, dass du wieder da bist!“, sagte sie schnell, von der Situation ablenkend.
„So. na ja, ihr scheint mich nicht sonderlich vermisst zu haben, wenigstens seid ihr euch ja etwas näher gekommen“, sagte sie etwas spitz zu Sandra und packte sie am Arm.
„Dazu möchte ich dir aber gleich ein paar Dinge sagen, damit du weißt, auf was du dich da einlässt! Vor allem mit wem!“
Sandra wurde rot, denn dieser Kommentar war eindeutig und es war ihr peinlich.
„Sandra, ich kann dich gut leiden! Jörg ist ein gut aussehender Mann, der es versteht- die Frauen um den Finger zu wickeln. Man bekommt auch gleich das Gefühl der Geborgenheit bei ihm. Dieser Mann ist aber in Wirklichkeit knallhart und ganz schön verwegen! Außerdem hat er ...“
Sie wurden unterbrochen, da ein Gast nach Ines rief, und diese gleich zu ihm ging. Sandra überlegte sich die Worte von Ines und nickte ganz vertieft vor sich hin.
Sie konnte es kaum erwarten, dass Ines zurückkam, damit sie weiter sprach. Sie war schon sehr neugierig, was Jörg hatte, aber dieser Gast ließ nicht locker und Ines kam nicht weg von ihm.
Endlich konnte sich Ines loseisen und kam auf Sandra zu.
„Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ich wollte dir noch etwas ganz Wichtiges sagen. Jörg hat einen Nebenberuf, er ist ...“
Da öffnete sich die Tür und Jörg stand im Türrahmen. Beide Frauen sprangen förmlich auseinander. Sandra sollte wohl nicht erfahren, was es mit Jörg auf sich hatte, aber vielleicht war es auch besser so.
Den ganzen Abend dachte sie nicht mehr an dieses Gespräch, denn irgendwie wollte sie es auch nicht wissen. Außerdem war Manfred gekommen, und sie unterhielten sich bestens, Sandra amüsierte sich sehr als Jörg auf sie zu kam.
„Du kannst jetzt Feierabend machen!“
Leicht enttäuscht, weil es gerade so nett war, sagte sie: „Mein Boss kann es nicht sehen, wenn ich mit netten Gästen flirte, und schickt mich sogar nach Hause.“ Mit einem Lächeln brachte sie es etwas schelmenhaft, und der ganze Tisch lachte darüber. Sandra holte ihre Weste aus dem Büro und ging dann an Manfred vorbei, dieser griff rasch nach ihrem Handgelenk. „Soll ich dich heimfahren?“ Jörg warf ihr einen bösen Blick zu.
„Nein danke, das ist lieb, aber es ist ein so schöner Abend und ist noch nicht so spät. Ein kleiner Spaziergang tut mir gut.“
Sandra verließ das Lokal und atmete erst einmal die frische Luft tief ein, dann ging sie gemütlich heim. Nach dem langen Heimweg war sie müde geworden. Sie legte sich in ihr Bett und schlief sogleich tief ein.
Am nächsten Tag stand sie erst am späten Vormittag gut ausgeschlafen auf.
Während des Frühstücks kam ihr die Idee, dass sie bei Maria anrufen könnte, was sie dann auch gleich in die Tat umsetzte ...