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Wir fliegen los – die Reise beginnt und mit ihr die Probleme …

Ines, Detlef, Lothar und ich freuten uns unbändig auf unser Reiseziel ... Hawaii, im Zentralpazifik gelegen, besteht der Archipel aus 137 Inseln, welche allesamt aus Hotspot-Vulkanismus entstanden. Die meisten von ihnen sind jedoch unbevölkert. Zu den wichtigsten bewohnten Inseln zählen (in der hawaiianischen Schreibweise) Maui, Moloka‘i, Lana‘i, Kaua‘i, Ni‘ihau, Kaho‘olawe, O‘ahu und die auch Big Island genannte Insel Hawai‘i, welche Namensgeberin der Inselkette ist. Ungefähr 3.682 Kilometer trennen das Inselreich, welches dem polynesischen Kulturraum zuzuordnen ist, vom nordamerikanischen Kontinent und machen es somit zu der am weitesten vom Festland entfernten Inselgruppe der Welt. Hawaii wurde im Jahre 1959 als 50. Bundesstaat der USA aufgenommen. Heute zählt der Bundesstaat Hawaii ca. 1,4 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt Hawaiis ist Honolulu und befindet sich auf der Insel Oahu.

Wie bereits erwähnt, die Planung dieser Reise war eher ein Geschenk als eine Last für mich. Ich hatte alles präzise vorbereitet, mehrmals auf Fehler und Schwachstellen überprüft und sogar kleine Notfallprotokolle erarbeitet für den Fall, dass doch etwas schiefgehen sollte. Wir wollten vom 1. bis 22. Mai 2019 auf Oahu bleiben. Ich hatte unsere Hinflüge von Frankfurt über Vancouver (Kanada) nach Honolulu gebucht. Leider gibt es keinen Direktflug von Europa aus nach Honolulu. So entschieden wir uns, den schnellsten Flug mit nur einem Zwischenstopp zu nehmen. Schnellster Flug bedeutete in unserem Fall eine Flugzeit von neun Stunden 55 Minuten von Frankfurt am Main nach Vancouver. Der dortige Zwischenstopp dauerte zwei Stunden 45 Minuten gefolgt von nochmals sechs Stunden Weiterflug nach Honolulu. Wir wussten, was auf uns zukam. Die Anreise würde kein Zuckerschlecken werden! So eine lange Reisezeit würde anstrengend sein. Das stand fest! Dennoch konnte ich unseren Abflug kaum erwarten.

Nach langer Zeit des Hinarbeitens und Hinfieberns auf diese Reise war er endlich da – der 30. April 2019. Da einige aus unserem Vierergespann an diesem Dienstag noch arbeiten mussten, ging es also erst gegen 17 Uhr los. Wir setzten uns ins Auto und fuhren auf der Autobahn in Richtung Frankfurt am Main. Dort hatten wir im Flughafenhotel Zimmer für uns gebucht. Wir blieben eine Nacht und stärkten uns morgens mit einem reichhaltigen Frühstück. Unser Auto konnte bis zu unserer Rückkehr auf dem Parkplatz des Hotels stehen bleiben. Ein Shuttlebus brachte uns vom Hotel zum Flughafen. Die Fahrt dauerte etwa 20 Minuten. Der Flughafen Frankfurt ist schon imposant! Ich bin noch nicht sehr oft geflogen. Aber jedes Mal imponieren mir die Technik und die Abläufe, die Logistik. Ich liebe die Flughafenatmosphäre! Diese vielen Menschen aus allen Teilen der Erde. Ihr Anblick bereitet mir große Freude. Ich frage mich, woher sie kommen und wohin sie ihre Reise wohl führt. Einige sind in prächtige, landestypische Trachten gekleidet. Das ist so schön anzuschauen! Die unterschiedlichen Sprachen, in denen sich die Menschen unterhalten, hören sich toll an. Einige klingen romantisch andere wiederum rhythmisch, teilweise musikalisch. Ich verstehe zwar kein Wort, finde es aber super interessant und aufregend und wünsche mir so manches Mal, dass ich auch so eine Sprache beherrschen würde. Zurück zum Thema Flughafen. Einige Fluggesellschaften haben am Flughafen Frankfurt am Main auf Automatenbetrieb umgestellt. Es gibt also Check-in-Automaten, an denen man eigenständig eincheckt. Zum Glück konnten wir dies in der eigenen Muttersprache tun. Das erleichtert den Vorgang erheblich. Falls man sich jedoch unsicher fühlt oder irgendetwas nicht funktioniert, stehen überall Flughafenmitarbeiter bereit, welche jederzeit behilflich sind. Wir benötigten Hilfe am Gepäckautomaten. Eine freundliche Servicemitarbeiterin erledigte für uns mit ein paar flinken Handgriffen das Einchecken unseres Gepäcks. Und nachdem wir die Sicherheitskontrollen passiert hatten und das Boarding erledigt war, saßen wir auf unseren Plätzen an Bord einer Boing 747-400. Mein Mann und ich hatten uns dazu entschieden, Sitzplätze mit erweiterter Beinfreiheit zu buchen, da der erste Streckenabschnitt unseres Fluges bis nach Vancouver ja fast zehn Stunden betragen sollte. Das war eine super Entscheidung! Wir hatten bis zu der Sitzreihe vor uns ewig viel Platz. Wir konnten die Beine sogar ausstrecken! Damit hatten wir nicht gerechnet. Das war echt luxuriös! Unsere Sitzplätze befanden sich in der Mittelreihe des Fliegers. Wir konnten also weder links noch rechts aus dem Fenster schauen. Das war jedoch nicht weiter schlimm für uns, denn wir hatten Bücher und Zeitschriften im Handgepäck und dann gab es ja auch noch das Entertainmentprogramm an Bord. Meine Schwägerin und mein Schwager saßen ein paar Reihen hinter uns. Wenn sie zur Toilette gingen, kamen sie immer an unseren Plätzen vorbei und wir redeten ein paar Worte. So war es nie langweilig und letzten Endes kamen mir die fast zehn Stunden Flugzeit gar nicht so lang vor.

Als wir uns im Landeanflug auf Vancouver befanden, schlug mein Herz schneller. Ich war gespannt auf den großen Flughafen und hoffte, dass wir uns dort gut zurechtfinden würden. Außerdem stand uns dort die Immigration in die USA bevor. Nach unserer Landung auf dem Airport Vancouver war ich dann nicht mehr so entspannt wie im Flieger. Ich hatte die Organisation der Reise übernommen und mich im Vorfeld genau über den Flughafen und das Prozedere der amerikanischen Immigration dort sowie den Weiterflug informiert. Ich war verantwortlich! Ich war die Einzige von unserer Vierergruppe, die Englisch sprach! Das setzte mich schon ziemlich unter Druck. Aber es machte mir riesigen Spaß und mich auch ein wenig stolz, meinen anderen drei Reiselustigen Fragen zu beantworten, wie es denn jetzt weitergehe, oder Schildaufschriften und Flughafendurchsagen zu übersetzen. Auf alle Fälle war der Airport Vancouver in der Tat sehr, sehr groß. Wir liefen mit unseren Handgepäck-Trolleys endlos lange Korridore entlang, immer den Schildern mit der Aufschrift „US-Connections“ folgend. Und dann landeten wir endlich im Bereich des kanadischen Zolls. Auch dort Automaten! Zum Glück konnten wir ebenfalls alle Eingaben in unserer Muttersprache erledigen. Alles funktionierte reibungslos. Wir passierten den Sicherheitsbereich. Uns allen ist die Freundlichkeit der kanadischen Zöllner aufgefallen und noch mehr ihre Entspanntheit. Mit ruhigen Worten und einem Lächeln im Gesicht wünschten sie uns eine gute Weiterreise.

Und so standen wir auch schon direkt vor den Schaltern der US-Immigration. Außer uns vieren waren in dem Moment keine weiteren Reisenden dort. Ich spürte, wie die Anspannung in mir wuchs. Jetzt musste ich konzentriert sein. Zwei Schalter waren besetzt. Die Beamtin des nächstgelegenen Schalters winkte uns zu. Ich bat meine Leute, erst einmal zu warten, und trat allein an den Schalter heran. Ich grüßte die Beamtin und fragte, ob wir gemeinsam herantreten dürften, da wir eine Familie seien und nur ich Englisch sprechen würde. Die Beamtin wollte von mir wissen, ob wir alle in einem Haushalt leben würden. Und da dies nicht der Fall war, sollten wir paarweise an den Schalter kommen. Zuerst also Lothar und ich. Wir beantworteten ein paar Fragen, es wurde ein Foto gemacht, Fingerabdrücke genommen und dann gab es einen Stempel in den Reisepass. Das war’s! Mein Mann trat beiseite, und ich fragte die Beamtin, ob ich bitte noch stehen bleiben dürfe, um meiner Schwägerin und meinem Schwager zu dolmetschen. Ich durfte! Das war wirklich sehr freundlich, mir fiel ein Stein vom Herzen! Denn die beiden haben wirklich viele Talente – Fremdsprachen gehören jedoch definitiv nicht dazu. Nachdem nun auch meine Schwägerin und mein Schwager die Einreiseprozedur durchlaufen hatten, verließen wir den Bereich der US-Immigration, sprich „amerikanischen Boden“. Hinter einer großen Glasschiebetür, durch die wir traten, befanden wir uns wieder auf dem kanadischen Territorium des Flughafens.

So liefen wir also weiter an Shops und Restaurants vorbei und beschlossen, vor unserem Weiterflug noch eine Kleinigkeit zu essen, denn Zeit hatten wir noch reichlich. Die beiden Männer gingen schon mal voraus und bestellten sich ein Bier. Ich wollte meine Reiseunterlagen noch ordnen und gut verstauen, und so setzten sich Ines und ich auf eine Bank gegenüber dem Restaurant. Ich nahm meinen Reisepass und wollte mir den frisch erhaltenen Einreisestempel anschauen. Ich blätterte in meinem Pass und da war er auch schon! Ein Oval aus blauer Farbe, mittig das Datum unserer Einreise in leuchtendem Rot. Die Signatur der Beamtin machte es offiziell. Ich steckte meinen Pass ein und warf noch einen Blick in den meines Mannes. Ich blätterte und blätterte und blätterte … Kein Stempel! Noch mal das Ganze! Ich fing vorn an, zu suchen. Jede Seite des Reisepasses sah ich mir an. Kein Stempel! Mein Herz raste. Mein Magen zog sich zusammen. In meinen Ohren rauschte es. Das kann doch nicht sein! Ich reichte meiner Schwägerin den Pass und bat sie, nachzuschauen. Auch sie blätterte Seite für Seite um und konnte keinen Stempel entdecken. Ratlosigkeit wich blanker Panik, die sich in mir langsam aber immer stärker werdend aufbaute. Was nun? So ein Stempel ist doch bestimmt wichtig! Was ist, wenn mein Mann ohne diesen Stempel im Pass bei der Ausreise aus den USA Probleme bekommt? Was machen wir nur? In solchen Situationen bin ich weder cool noch souverän. Ich bin ein sehr gewissenhafter Mensch und für mich stand fest, wir brauchen diesen Stempel! Auf keinen Fall wollte ich, dass wir irgendwelchen Ärger bekommen, und wenn wir die Angelegenheit begradigen wollten, dann musste das jetzt und hier geschehen auf dem Flughafen in Vancouver! Ines war genauso perplex und hatte mittlerweile ebenfalls einen besorgten Gesichtsausdruck. Das kommt nicht oft vor bei ihr, denn sie ist ein fröhlicher, optimistischer Mensch – immer positiv. Die Alarmglocken in meinem Bauch läuteten inzwischen auf Hochtouren. Mir war übel, und ich konnte nur noch an den Stempel denken. Also holten wir die Männer, erzählten von dem Dilemma und beschlossen, sofort wieder zurückzulaufen zur amerikanischen Immigration. Mein Mann und mein Schwager sahen das Problem nicht ganz so eng und versuchten, durch lockere Sprüche mein aufgewühltes Gemüt zu besänftigen. Wirkte aber nicht bei mir! Im Gegenteil! Ich lief immer schneller und schneller und wollte nur noch alles in Ordnung bringen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir die Glasschiebetür, durch die wir die US-Immigration verlassen hatten. Sie war geschlossen. Außerdem wurde mir ein neues, großes Problem bewusst … Diese Glastür markierte eine Grenze. Die Grenze zwischen einem amerikanischen und einem kanadischen Bereich auf dem Flughafen Vancouver. Das bedeutete, selbst wenn diese Tür sich öffnete, könnten wir nicht einfach in den amerikanischen Bereich hineinlaufen. Das käme einer Grenzüberschreitung von kanadischem Boden zurück auf amerikanischen Boden gleich. Das erklärte ich meiner Truppe, und alle sahen mich ungläubig an. Betretenes Schweigen, Unsicherheit. Vor lauter Aufregung pochte mein Herz wie wild, ich hatte wieder dieses Rauschen in den Ohren so, als würde ich gleich ohnmächtig werden. Ich sah mich nach einem Sitzplatz um. Da entdeckte ich ein paar Meter von uns entfernt eine kanadische Zollbeamtin. Ihre Uniformjacke lag neben ihr auf dem Stuhl, deshalb hatten wir sie nicht sofort bemerkt. Das war vielleicht die Rettung! Ich ging zu ihr hinüber und entschuldigte mich, sie in ihrer Pause zu stören. Ich erzählte ihr, woher wir kommen und wohin wir wollen, und kam dann auf den fehlenden Stempel im Reisepass meines Mannes zu sprechen und fragte sie, ob sie uns helfen könne. Die nette Kanadierin sprang augenblicklich auf, schlüpfte in ihre Jacke, schloss alle Knöpfe und zog noch mal ihre Uniform glatt. Dann sagte sie, sie werde sich um die Angelegenheit kümmern und mit ihren amerikanischen Kollegen sprechen. Sie deutete auf die Glasschiebetür. Mit erhobenem Zeigefinger und ernster Miene beschwor sie uns fast, hier stehen zu bleiben. Ihr nicht hinterherzulaufen und schon gar nicht durch die Tür! Das war der Moment, in welchem uns vieren die Ernsthaftigkeit der Situation in die Knochen fuhr. Die Beamtin ging durch die Schiebetür hin zu ihren amerikanischen Amtsbrüdern. Die Tür blieb geöffnet und so konnten wir aus der Entfernung sehen, wie alle miteinander diskutierten. Jede Faser, jeder Muskel meines Körpers war aufs äußerste angespannt. In meinem Kopf hämmerte es. Dann endlich kam die kanadische Ordnungshüterin zurück. Sie lächelte. Sie nahm uns zur Seite und sprach die erlösenden Worte: „Everything is okay!“ Augenblicklich fiel all die Anspannung, die tonnenschwer auf mir gelastet hatte, von mir ab. Ich stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Auch die anderen drei waren sichtlich befreit. Die kanadische Beamtin berichtete uns, dass ihr die amerikanischen Kollegen erklärt hätten, dass es wirklich kein Problem darstelle, wenn der Stempel im Pass meines Mannes fehle. Manchmal würde ein Stempel eingebracht werden, manchmal nicht. Ich konnte es nicht glauben! So einfach ist das! Ich fragte noch mal nach, ob ich sie richtig verstanden hätte, und wiederholte alles. Aber die Beamtin lächelte, strich beruhigend über meinen Arm und bestätigte uns nochmals, wir sollen uns keine Sorgen machen, es gibt kein Problem, alles sei in Ordnung.

Ich war ihr unendlich verbunden und bedankte mich für ihre Hilfe und Unterstützung. Diese Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Kanadierin haben mich sehr ergriffen. Denn obwohl dies sicher nicht ihre Aufgabe war, hat sie sich unseres Problems angenommen und eine Lösung herbeigeführt. In einer Zeit voller Ellenbogenmentalität und Karrieredenken leben viele Menschen in dem Glauben, nur vorankommen zu können, indem sie zuallererst (oder ausschließlich) an sich denken. Das ist sehr schade, denn es verhindert den wirklichen Aufbau von echten, tiefen Beziehungen der Menschen untereinander. Es freute mich deshalb umso mehr, einen Menschen wie diese kanadische Beamtin kennengelernt zu haben. Einen Menschen mit Empathie … Wir verabschiedeten uns nochmals mit einem herzlichen „Thank you very, very much!“, und dann begaben wir uns auf den direkten Weg zu unserem Gate für unseren sechsstündigen Weiterflug nach Honolulu.

Die Maschine der Air Canada hob pünktlich ab und war gefühlt nur zu 50 Prozent besetzt. Das bedeutete jede Menge Platz für uns! Wir konnten es uns also auf unseren Plätzen und den freien Plätzen neben uns, so richtig bequem machen. Geschlafen haben wir aber alle nicht. Ich brauchte immer noch Zeit, um den Schock mit dem fehlenden Stempel zu verarbeiten. So bin ich nun mal. Aber dann, irgendwann, als meine drei Reisegefährten sich aufgeregt und freudig über unsere bevorstehenden drei Wochen Urlaub unterhielten, legte sich der Schalter in meinem Kopf um. Ich stieg in das Gespräch mit ein. Und schon war es wieder da. Das Kribbeln im Bauch bei dem Gedanken daran, was ich für uns alles geplant und organisiert hatte. Kultur, Geschichte, Sport und jede Menge Natur.

Gegen 21 Uhr Ortszeit landete unsere Maschine auf dem „Daniel K. Inouye International Airport“ in Honolulu. Wir verließen das Flugzeug. Warme Luft und eine leichte Brise nahmen uns in Empfang. Und als wir das Flughafengebäude betraten, übermannte mich ein großes Gefühl von Freude und Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass das Leben meinem Mann und mir nochmals die Chance zu dieser unglaublichen Reise gegeben hatte, und Freude darüber, dass meine Schwägerin und mein Schwager dieses Erlebnis mit uns teilen wollten. Ich konnte nicht anders. Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf, umarmte jeden meiner drei Weggefährten und bedankte mich mit einem Kuss auf die Wange und einem tiefen Blick in die Augen mit den Worten: „Aloha, e komo mai! Herzlich willkommen auf Oahu! Und danke, dass du diese Reise mit mir machst!“ Mein Mann erwiderte meine kleine Ansprache mit einer festen Umarmung, küsste mich und sagte: „Ich freue mich auch sehr, wieder hier zu sein. Vor allem mit dir!“ Wir beide haben in diesem Moment unseren Sohn sehr vermisst …

Es war bereits dunkel, und so konnten wir nicht viel vom Flughafen erkennen. Da wir unsere Immigration bereits in Vancouver erledigt hatten, begaben wir uns schnurstracks zu den Gepäckbändern und nahmen unsere Koffer in Empfang. Dann bedienten wir uns noch schnell an den zahlreich vor Ort befindlichen Prospektständern. Es ist wichtig, zu wissen, dass Amerikaner Couponing lieben! Und so liegen für die eintreffenden Touristen bereits am Airport allerlei Broschüren bereit, welche eine Vielzahl von Coupons beinhalten. Diese kann man in Restaurants, beim Shopping oder z. B. bei der Buchung von Ausflügen einsetzen und damit so einige Dollars sparen!

Wir begaben uns zum Ausgang. Vor dem Flughafengebäude drängte sich bereits eine stattliche Anzahl von Fluggästen vor den Taxiständen. Ich steuerte auf einen Fahrer zu und fragte, ob er noch Platz für vier Personen nach Waikiki habe. Hatte er! Und gemeinsam mit zwei älteren amerikanischen Damen bestiegen wir unser Shuttle und los ging’s. Die Ladys fragten uns gleich aus, woher wir kommen, wie lange wir geflogen seien, ob es unsere erste Reise nach Hawaii sei … Ich antwortete brav und höflich und dolmetschte zwischen den Amerikanerinnen und meiner Familie hin und her. Nach 20 Minuten erreichten wir Waikiki. Zuerst setzten wir die beiden Damen an ihrem Hotel ab. Dann fuhren wir auf die Kalakaua Avenue. Das ist die Hauptstraße in Waikiki, die parallel zum Strand verläuft. Die Lichter der Hotels und die Straßenbeleuchtung erhellten die Umgebung so gut, dass wir im Vorbeifahren einige Gebäude und Sehenswürdigkeiten erkennen konnten. Mein Mann und ich waren völlig aufgedreht. Wir riefen dann immer ganz aufgeregt zu meiner Schwägerin und meinem Schwager: „Schaut mal! Das müssen wir uns unbedingt ansehen, da gehen wir auch noch hin!“ Der Taxifahrer war sichtlich amüsiert über unseren Eifer. Er sprach ein paar Empfehlungen aus, was wir uns noch alles anschauen könnten. Dann erreichten wir unser Hotel. Ich bezahlte den Fahrer (plus 15 Prozent Trinkgeld). Das ist in Amerika so üblich. In Deutschland runden wir beim Bezahlen gern auf. In den USA hingegen gibt man für eine erhaltene Dienstleistung ein Trinkgeld zwischen zehn und 20 Prozent. Je nachdem, wie zufrieden man war. In vielen Jobs gehören die Trinkgelder zu einem festen und wichtigen Bestandteil des Einkommens. Die Verdienste, speziell im Bundesstaat Hawaii, sind niedrig im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten. So sind die erhaltenen Trinkgelder weit mehr als eine Anerkennung für die erbrachte Leistung, sie sind überlebensnotwendig. Zurück zu unserem Taxifahrer … Wir verabschiedeten uns, und er überreichte mir noch seine Visitenkarte – die wir vielleicht für die Rückfahrt zum Flughafen nutzen könnten …

Dann war er da, der große Moment! Wir standen vor unserem Hotel und würden es in ein paar Sekunden betreten. Hoffentlich sah es in Wirklichkeit so hübsch aus wie auf den Fotos im Internet! Ein Hotelpage war sofort zur Stelle und schnappte sich unser Gepäck. Das ist mir immer noch unangenehm! Ich kann doch meine Koffer allein tragen! Aber ich habe gelernt, dass so ein Hotelpage ja auch eine Familie hat, zu deren Einkommen er beiträgt. Und dass man es als Hotelgast nicht ablehnen sollte, wenn man das Angebot bekommt, dass die Koffer einem aufs Zimmer gebracht werden. Also ließen wir den netten, jungen Mann im Hawaiihemd gewähren. Er stellte erst einmal alle Koffer in der Lobby ab, während wir am Front desk von den beiden lächelnden Mitarbeiterinnen der Rezeption mit einem freundlichen „Aloha!“ begrüßt wurden. Wir checkten ein. Das übliche Prozedere. Buchungsvoucher und Pässe vorlegen, Bezahlung über die Kreditkarte. Ach ja, die Kreditkarte. Da gab es ein Problem! Die junge Dame am Empfang legte mir eine Rechnung vor, die ich so nicht bezahlen wollte und konnte … Zur Erklärung: Ich hatte unser Hotelzimmer bereits ein Jahr vor unserer Reise gebucht. Im Internet, direkt über die Website des Hotels. Damals noch zu einem horrend hohen Preis. Im E-Mail-Austausch mit der Buchungsabteilung des Hotels wurde mir jedoch versichert, dass, würden die Hotelpreise gesenkt werden, diese günstigeren Preise an uns weitergereicht würden. Ich habe aufgepasst und die Preisentwicklung akribisch beobachtet, und dann, irgendwann, wurden die Preise reduziert. Das Hotel hat selbstverständlich Wort gehalten, und unsere vorher immens hohe Rechnung wurde korrigiert. Nun jedoch, bei unserem Check-in, sollte unsere Kreditkarte mit dem zuerst gebuchten Betrag belastet werden. Ich verstand nicht warum!? Ich legte noch mal die E-Mails mit der herabgesetzten Korrekturrechnung vor, aber die junge Dame am Empfang erklärte mir, dass es technisch nicht anders möglich sei. Die Kreditkarte müsse erst einmal mit der hohen Summe der Erstbuchung belastet werden. Mir schnürte sich der Hals zu. Das war nicht möglich! Unsere Kreditkarte war begrenzt und diese geforderte Summe überstieg unser Kreditkartenlimit bei Weitem. Ich war fassungslos! An so etwas hatte ich bei all meiner Planung nicht gedacht! Wieso auch? Dafür gab es auch keine Lösung! Die zweite Empfangsmitarbeiterin schaltete sich ein. Sie hatte die Problematik mitbekommen und unterbreitete den Vorschlag, am kommenden Tag den Supervisor hinzuzuziehen. Sie machte mit den Händen eine beruhigende Geste. „Bitte gehen Sie erst einmal auf Ihre Zimmer und schlafen Sie sich aus! Morgen sprechen wir mit dem Supervisor!“

Es war mittlerweile 23 Uhr Honolulu-Zeit. Wir waren seit mehr als 29 Stunden auf den Beinen. Ohne in der Zwischenzeit geschlafen zu haben. Ich konnte auch nicht mehr klar denken. Ich hatte die Diskussion am Empfang hin- und her übersetzt. Keiner aus unserer kleinen Reisegruppe wusste Rat. Wir bezogen dann erst einmal unsere Zimmer. Meine Schwägerin und mein Schwager waren in der siebten Etage untergebracht. Wir verabschiedeten uns im Fahrstuhl. Mein Mann und ich bezogen unser Quartier im vierten Stockwerk. Als wir unser Zimmer betraten, nahm ich gar nichts mehr wahr … Ich hatte nur noch diesen einen Gedanken im Kopf … Was machen wir, wenn das Hotel morgen weiterhin darauf besteht, die Kreditkarte so hoch belasten zu wollen? Dann können wir einpacken und nach Hause zurückfliegen! Wir hatten zwar noch eine zweite Kreditkarte dabei, aber die wollte man nicht akzeptieren, weil Prepaid … Ich war fix und fertig. Die Koffer schoben wir in eine Ecke, öffneten die Balkontür und setzten uns aufs Bett … Lothar versuchte, mich zu beruhigen. Er war optimistisch und sagte mir, dass sich morgen bestimmt alles aufklären werde. Das Hotel wolle ja schließlich nicht einfach so vier Gäste verlieren, die für drei Wochen gebucht hatten. Üblicherweise bleiben die meisten Touristen nämlich nur ein paar Tage in einem Hotel und ziehen dann weiter, auf die andere Seite der Insel, oder sie fliegen weiter nach Maui, Kauai und Big Island. Seine lieb gemeinten Worte erreichten mich nicht. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich dachte unentwegt, dass Hawaii wohl doch nicht unser Traumziel und dort vom Schicksal einfach kein Platz für uns vorgesehen sei. In meinem Kopf machte sich langsam ein schrecklicher Gedanke breit. Wahrscheinlich ist es so … Die Vorsehung hat für uns andere Pläne geschmiedet. Und Hawaii passt da nicht mit hinein! Schon unser erster Urlaub hier endete vorzeitig und dramatisch. Zeigten uns jetzt Hawaii oder das Schicksal, dass hier auf Oahu nicht der richtige Ort für Lothar und mich sei?

Wir saßen im dunklen Zimmer auf unserem Bett. Von draußen fiel schwaches Licht aus den angrenzenden Hotel- und Apartmentkomplexen in unser Zimmer. Ich war am Boden zerstört. Traurig, aufgewühlt, verzweifelt, enttäuscht und ratlos. Mit Sorge dachte ich an den kommenden Tag und das anstehende Gespräch mit dem Supervisor. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dem nicht gewachsen zu sein. Ich musste an meinen Zusammenbruch vor drei Jahren denken. Was ist, wenn uns morgen keine Einigung mit dem Hotel gelingt? Wenn ich meinem Mann, meiner Schwägerin und meinem Schwager sagen muss: „Das war’s Leute! Ende im Gelände. Wir müssen zurück nach Deutschland!“ Mein Herz raste, wieder dieses Rauschen im Ohr! Das kann doch alles nicht wahr sein! Das kann uns das Schicksal doch nicht wirklich antun! Ich konnte nur stumm den Kopf schütteln. Mein Mann nahm meine Hand. „Schatz, bitte hör auf, dich da so reinzusteigern!“ Aber genau das ist mein Problem! Sich in irgendwas reinsteigern kann ich gut! Eine unangenehme Eigenschaft, an der ich noch arbeite. Ich möchte sie nur allzu gern ablegen, diese Schwarzmalerei!

Und da ich inzwischen kurz vor einer Panikattacke stand, fasste ich einen Entschluss. Mein Mann und ich hatten im Jahr 2019 unseren 30. Hochzeitstag. Dieses Jubiläum war ebenfalls ein Grund für die Reise nach Oahu. Wir hatten gemeinsam überlegt, wie wir dieses wunderbare Ereignis in unsere Reisepläne einbinden könnten. Ich sah mir im Internet die Seiten der Anbieter von Heiratsarrangements auf Hawaii an. Traumhaft schön! Es gab nichts, was es nicht gab! Alles war möglich! Man konnte am Strand heiraten. Auf einer eigens gecharterten Yacht. Sogar unter Wasser, mitten im Ozean, war eine Trauung möglich. Aber das alles war nicht wirklich das, was wir wollten. Mal davon abgesehen, dass die geschnürten Wedding-Packages ein kleines Vermögen kosten, haben sie auch diesen kommerziellen Beigeschmack. Wir wollten etwas Eigenes, Intimeres! Unser gemeinsamer Wunsch war es, unser Eheversprechen zu erneuern. Im traumhaft schönen Ho‘omaluhia Botanical Garden. Dort wollte jeder von uns beiden dem anderen sagen, was er nach 30 gemeinsamen Ehejahren für den anderen empfindet... Das war der Plan.

Aber nun saßen wir in unserem kleinen Hotelzimmer, und ich war völlig durcheinander nach der strapaziösen Anreise, dem ständigen Hin und Her zwischen zwei Sprachen, dem Reisepassproblem, dem Kreditkartenproblem. Ich dachte nur noch an den kommenden Tag und daran, dass wir vielleicht morgen schon wieder zurück nach Deutschland müssen oder ich einen Herzanfall oder Schlaganfall oder Ähnliches erleide bei all der Aufregung. Mein Mann hielt noch immer meine Hand. Ich blickte ihn an, teilte ihm meine Befürchtungen mit. Und dann platzte es aus mir heraus. Ich wollte ihm jetzt all das offenbaren, was ich mir in schönen Worten für unsere Zeremonie in der malerischen Kulisse des Ho‘omaluhia Botanical Garden zurechtgelegt hatte. Bevor ich vielleicht nie mehr die Gelegenheit bekomme, tue ich das jetzt! Und ich tat es! Ich weiß nicht genau, wie lange ich erzählt habe, aber es war ziemlich lange. Es gab auch viel, über das es sich zu reden lohnte. Viele Momente unseres gemeinsamen Lebens, die es verdienten, angesprochen zu werden. Wir hatten ja schließlich auch eine bewegte gemeinsame Vergangenheit.

Wir lernten uns kennen und waren sofort eins. Drei Jahre später heirateten wir. Jeder von uns beiden hatte im anderen die Liebe seines Lebens gefunden. Und nachdem wir lange Zeit vergeblich versucht hatten, Kinder zu bekommen, brachte die ärztliche Diagnose eine traurige, bittere Wahrheit hervor. Wir werden kinderlos bleiben!! Was tun? Wie damit umgehen? Wir beide hatten uns aus tiefstem Herzen Kinder gewünscht! Wir konsultierten mehrere Ärzte. Alle entließen uns mit einem Bedauern in der Stimme und konnten uns doch nur die gleiche Diagnose wie ihre Vorgänger stellen. Es war eine harte Zeit. Aber unsere Liebe zueinander war stark genug, uns positiv in eine gemeinsame, wenn auch kinderlose Zukunft blicken zu lassen. Wir beschlossen, unser Leben neu auszurichten. Und dann, im Dezember 1988, wurde bei mir eine Schwangerschaft festgestellt. Einfach so. Nach all den Arztbesuchen, den vergossenen Tränen, den korrigierten Prioritäten in unserem Leben, da erfüllte sich plötzlich unser allergrößter Wunsch! Wir sollten Eltern werden! Ich hatte eine wunderbare Schwangerschaft. Wir waren so glücklich über das wachsende, neue Leben in mir und so stolz auf meinen immer größer werdenden Bauch. Der Tag, an dem unser Kind zur Welt kommen sollte, rückte immer näher. Und dann, eine Woche vor dem errechneten Entbindungstermin, hatte ich abrupt keine Kindsbewegungen mehr. Ich fuhr sofort, an einem Freitag, zu meiner Frauenärztin. Diese untersuchte mich und teilte mir mit, es sei alles in Ordnung. Es sei „die Ruhe vor dem Sturm“, sagte sie. Das Kind würde in der richtigen Geburtsposition liegen und die Wehen sicher bald einsetzen. Falls dies über das Wochenende nicht geschehe, solle ich am Montag zur Untersuchung ins Krankenhaus fahren. Und da weder am Samstag noch am Sonntag die Wehen einsetzten, fuhr ich am Montagmorgen in die Klinik. Dort konnte niemand helfen. Ich brachte ein totes Kind zur Welt. Eine Obduktion ergab, dass unser Kind an einer schweren Anämie gelitten hatte und daran verstorben war. Dieser Abschnitt unseres Lebens war eine Zeit, die tiefe Wunden auf unser beider Seelen hinterlassen hat. Mein Mann und ich gingen gemeinsam durch die Hölle. Noch heute fällt es uns schwer, darüber zu sprechen. Zu schmerzlich und grausam sind die Erinnerungen. Aber irgendwie haben wir es geschafft, nicht an diesem Schicksalsschlag zu zerbrechen.

Nachdem uns die Natur entgegen aller ärztlichen Diagnosen die große Hoffnung, die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft mit einem leiblichen Kind gegeben hatte, brannte dieser Wunsch in unseren beiden Herzen weiter. In den folgenden acht Jahren hatte ich zwei erfolglose In-vitro-Fertilisationen, welche mit einer Fehlgeburt endeten. Wieder Trauer, Enttäuschung, Schmerz! Die dritte In-vitro-Fertilisation war bereits geplant. Und dann, im Februar 1998, wurde erneut eine Spontanschwangerschaft bei mir festgestellt. Diese Schwangerschaft verlief ganz anders als die erste. Es ging mir sehr schlecht. Ich war mehrmals im Krankenhaus, weil ich starke Kreislaufprobleme hatte. Es war eindeutig psychisch bedingt. Zu groß war die Angst, dass wieder etwas Furchtbares passieren könnte. In dieser Zeit war mein Mann immer an meiner Seite. Er hat versucht, alles Unangenehme von mir fernzuhalten. Er hat mich beschützt. Er war bei der Geburt unseres Sohnes dabei, die eine Woche vor dem errechneten Entbindungstermin eingeleitet wurde. Die Geburt unseres Sohnes war der kostbarste Moment in unserem Leben. Der Augenblick, in dem ich unseren Sohn in den Armen hielt, mit meinem Mann an meiner Seite, bestand aus Liebe und Glück und Dankbarkeit. Wir sind uns dieses größten aller Geschenke täglich bewusst!!! Das Leben hat uns belohnt, indem es uns einen wundervollen (kleinen) Menschen gab, der uns von da an auf unserem gemeinsamen Lebensweg begleitete …

Es gab in den zurückliegenden 30 Jahren unserer Ehe viele Berg-und-Tal-Fahrten. Es ist wunderbar, wenn man glückliche Momente miteinander teilen und genießen kann. Das ist für mich nichts Selbstverständliches. Zweifellos waren es unglaublich großartige Gefühle, die uns erfüllten, wenn wir gemeinsam etwas ganz Tolles erlebt oder erreicht hatten. Wir spürten dann in inniger Verbundenheit Augenblicke voller Freude, Ausgelassenheit, Heiterkeit, Begeisterung und Nähe. Die Erinnerung an diese positiven Begebenheiten trage ich tief in meinem Herzen. Darüber sprach ich auch mit meinem Mann in dieser Nacht in unserem Hotelzimmer … Und darüber, wie unsagbar glücklich ich bin, dass wir gerade in Zeiten des Kummers, der Angst und Verzweiflung immer füreinander da waren. Dem anderen treu, selbstlos und mit aller Kraft zur Seite standen. In der Gegenwart meines Mannes fühlte ich mich geborgen. Unser tiefes, gegenseitiges Vertrauen war das Fundament eines selbstverständlichen Gefühls der Zusammengehörigkeit. Es dauerte einige Zeit, bis ich mir alles, was ich ihm so gern sagen wollte, von der Seele geredet hatte. Mein Mann hingegen wollte sich seine Worte für den Ho‘omaluhia Botanical Garden aufheben. Er war unerschütterlich positiv. Für ihn stand felsenfest, dass wir nicht abreisen werden und sich alles zum Guten wenden wird. Er war der positive Pol zu meinem negativen Gegenpol.

Und so brach er an, der kommende Morgen. Nach einer schlaflosen Nacht und mit tiefen Augenringen rief ich Ines und Detlef auf ihrem Hotelzimmer an, und wir alle verabredeten uns in der Lobby. Wir gingen zur Rezeption. Dort herrschte bereits geschäftiges Treiben. Ich sprach eine Mitarbeiterin an. Zufällig war sie der Supervisor, die richtige Gesprächspartnerin für unser Anliegen. Ich erklärte also nochmals das Problem mit unserer Kreditkarte, welche ja ausreichend gedeckt wäre, wenn sie mit dem korrekten Rechnungsendbetrag belastet werden würde. Die nette Dame am Empfang nickte zwischendurch ein paar Mal und wandte sich der Tastatur ihres PCs zu. Mein Hals war zugeschnürt. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht verstand, was sie mir dann antwortete. Sie musste es noch einmal wiederholen. Ich sah sie an, und mit freundlicher Stimme teilte sie uns mit, dass sie unsere Kreditkarte mit der realen Rechnungssumme belasten werde und falls weitere Kosten anfallen würden, wir diese cash, also bar bezahlen könnten. Sie würde uns vertrauen! Nun war alles in Ordnung! Eine riesengroße Last und Anspannung fielen von mir ab. Mir standen augenblicklich Tränen der Erleichterung in den Augen. Ich ergriff ihre Hand, dankte ihr aus vollstem Herzen. Ich glaube, sie war zuerst etwas überrascht über meinen extremen Gefühlsausbruch, nahm dann meine Worte des Dankes jedoch gern entgegen. Ich übersetzte für meine Familie noch schnell das zuvor Gesprochene. Eigentlich brauchte ich das gar nicht, denn die Situation erklärte sich von selbst. Nun waren wir alle vier erleichtert. Es war geschafft! Die (hoffentlich!) letzte Hürde war genommen! Es konnte beginnen, unser Abenteuer auf Oahu …

Hawaii, Hula und ein Humuhumunukunukuapua'a

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