Читать книгу Hawaii, Hula und ein Humuhumunukunukuapua'a - Silke Wehmann - Страница 8

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Der Tag nach unserer Anreise – wir erkunden die Umgebung …

Die erste Nacht nach unserer Ankunft in Honolulu war zumindest für mich schlaflos. Aber nun gab es kein Halten mehr. Alles hatte sich zum Guten gewendet und Hawaii – oder besser Oahu – empfing uns mit weit geöffneten Armen. Unser Vierergespann machte sich sodann auf den Weg, dem ersten Frühstück entgegen. Wir verließen unsere Unterkunft und liefen erst einmal um das Hotel herum, hin zum Kaimana Beach. Es war inzwischen 10 Uhr am Morgen. Die Sonne stand am wolkenlosen Himmel. Sie glitzerte auf den herannahenden, schäumenden Wellen des Pazifiks. Es war ein unglaublich zauberhafter Anblick, der sich uns bot! Diese Farben! Das türkisfarbene Wasser des Ozeans schillerte in unterschiedlichen Blautönen, und der Himmel wollte dieses Blau anscheinend noch übertreffen! Am Ende des Horizonts trafen sich Himmel und Wasser. Es war eine endlose Weite, die vor uns lag. Links von uns befand sich eine kleine Mole, bestehend aus aufgeschichteten Steinen, im Wasser. Dahinter lagen bunt angestrichene Auslegerkanus im Wasser. Die Dünung des Meeres ließ sie auf den Wellen leicht auf und nieder wippen. Die Blätter der Palmen wiegten sich lautlos im Wind. Ein Anblick wie auf einem Postkartenidyll! Aber, kneif mich bitte. Das ist keine Postkarte! Das ist echt! Wirklichkeit! Der Passatwind ist hier allgegenwärtig. Sanft berührte er meine Haut und pustete vorsichtig durch mein Haar. Die warmen Strahlen der Sonne vollendeten dieses augenblickliche Gefühl vollkommener Harmonie. Hier will ich bleiben! Ich freute mich unbändig auf unseren ersten Strandtag und konnte es kaum erwarten, endlich ins Wasser zu springen.

Auf der rechten Seite entdeckten wir etwas, das wir auf den ersten Blick nicht einordnen konnten: das Waikiki Natatorium War Memorial. Es ist ein Meerwasserschwimmbad, errichtet zu Ehren der Frauen und Männer Hawaiis, welche im Ersten Weltkrieg dienten. Es wurde am 24. August 1927 eingeweiht. Leider ist es heute aufgrund seines baufälligen Zustandes geschlossen. An seinem hübschen Eingang sind bebilderte Tafeln angebracht, auf denen man einiges über die Geschichte des Denkmals nachlesen kann. Meine Mitstreiter mahnten jedoch, unser jetziges Ziel, das Frühstück, nicht aus den Augen zu verlieren. Und so begaben wir uns auf die Kalakaua Avenue, welche direkt vor unserem Hotel entlangführt. Wir hatten zwei Rucksäcke und zwei Handgepäck-Trolleys dabei, denn nach dem Frühstück wollten wir Waikiki ein wenig zu Fuß erkunden und anschließend Einkäufe erledigen. Wir ließen unser Hotel hinter uns und liefen die Kalakaua Avenue Richtung Waikiki auf der linken Straßenseite ganz gemächlich entlang. Als Erstes fielen uns sagenhafte Eisenholzbäume auf, welche den Straßenrand flankierten. Sie sahen so märchenhaft aus! Ihre unglaublich dicken Stämme waren an der Basis gedreht wie ein Korkenzieher, wurden, nach oben verlaufend, schmaler. Von den verknöcherten, dicht bewachsenen Ästen hingen lange Nadeln herunter, wie wir sie von unseren europäischen Kiefern kennen. Die Eisenholzbäume wurden offensichtlich allesamt zum gleichen Zeitpunkt gepflanzt, denn sie hatten exakt dieselbe Höhe und standen alleeartig in Reih und Glied.

Nach ungefähr 500 Metern erreichten wir das „Waikiki Aquarium“. Ich hatte mir seine Website vor unserer Reise schon im Internet angeschaut. Jede Menge Meeresbewohner kann man sich dort ansehen und Veranstaltungen werden auch regelmäßig durchgeführt. Auf der Internetseite des „Waikiki Aquariums“ kann man dies gut nachlesen. Es gibt dort außerdem eine sehr wichtige Information – den Box Jellyfish Calendar. Der Box Jellyfish ist eine giftige Würfelqualle. Eine Berührung seiner Tentakel löst sehr starke Schmerzen aus. Schlimmstenfalls kann das Gift der Würfelqualle zum Tod eines Menschen führen. Einmal im Monat wird Oahu von diesen Quallen besucht. Man kann sich vor der geplanten eigenen Anreise also schon mal informieren, wann mit dem Eintreffen der Quallen zu rechnen ist. Dieses wird mit acht bis zehn Tage nach dem Vollmond angegeben. Die Vorhersagen sind ziemlich genau und variieren nur um ca. plus/minus zwei Tage. Sind die Tiere eingetroffen, werden sofort an den bewachten Stränden Hinweisschilder aufgestellt. Man sollte diese unbedingt ernst nehmen und auf keinen Fall ins Wasser gehen. Die Tiere bleiben vier bis fünf Tage und verschwinden dann genauso schnell, wie sie gekommen sind. Wir betrachteten das Aquarium jedoch erst einmal nur von außen und schlenderten weiter Richtung Waikiki. Im Anschluss an das Aquarium beginnt eine kleine Parkanlage. Auf den grünen Wiesen stehen ebenfalls wunderschöne Bäume. Palmen, Akazien, Banyan-Bäume, Koa-Bäume und andere Arten, die ich namentlich nicht kenne. Diese Parkanlagen erstrecken sich bis zum „Eingang Waikiki“, in Höhe des Honolulu Zoo.

Zwei weitere Gehminuten vom Aquarium entfernt blickt man linker Hand auf die Rückseite des „Barefoot Beach Cafe“. Wir haben es geliebt! Dazu später mehr. Wir liefen weiter, ließen das „Barefoot Beach Cafe“ hinter uns und wechselten die Straßenseite. Nun befanden wir uns auf der rechten Straßenseite der Kalakaua Avenue in Richtung Waikiki. Diese Straßenseite wird in ihrer gesamten Länge, von unserem Hotel ausgehend, bis fast zum Honolulu Zoo vom Kapi‘olani Park begleitet. Dort, wo wir die Straße überquerten, gab es eine kleine Überraschung für uns. Wir befanden uns Höhe Kapi‘olani Band Stand, welcher sich etwas abseits im Inneren des Parkes befindet. Der Band Stand ist ein hübscher Pavillon, der für Aufführungen, wie kleine Konzerte oder Hula-Vorführungen, genutzt wird. Direkt am Fußweg der Kalakaua Ave fanden wir dann aber etwas ganz Bezauberndes vor: eine Statue der Namensgeberin des Parkes – eine Statue von Queen Kapi‘olani. Die lebensgroße Figur wurde auf einen kleinen Sockel gesetzt. An diesem befindet sich eine Tafel mit dem Schriftzug „Queen Kapi‘olani“ sowie die Inschrift „Kulia I Ka Nu‘u“. Das bedeutet so viel wie: „Strebe nach dem Höchsten“. Diesem Motto hatte Queen Kapi‘olani sich zeitlebens verschrieben. Beharrlich und aufopfernd setzte sie sich vor allem für die Gesundheit der Menschen ihres Volkes ein. So ließ sie das „Kapi‘olani Maternity Home“ erbauen, in welchem Mütter und ihre Neugeborenen versorgt wurden. Während ihrer Regentschaft wütete die Lepra auf den hawaiianischen Inseln. Eine Siedlung von an Lepra erkrankten Menschen befand sich in dem Ort Kalaupapa auf der Insel Moloka‘i. Queen Kapi‘olani besuchte diesen traurigen Ort und war voll Mitgefühl. Sie versprach den Betroffenen Hilfe, und diese bekamen sie umgehend. Queen Kapi‘olani sammelte Spenden und ließ in Honolulu, im Stadtteil Kaka‘ako, das „Kapi‘olani Home for Girls“ errichten, ein Haus, in welchem Mädchen aufwachsen konnten, deren Eltern an Lepra erkrankt waren. Es war Queen Kapi‘olanis Herzenswunsch, die Welt für die kranken und bedürftigen Menschen ihres Volkes etwas besser zu machen. Und nun standen wir hier vor ihrem Monument. Die Statue war über und über mit Leis geschmückt (das sind die hawaiianischen Blumenkränze). Leis lagen auf ihrem Haupt und bildeten einen farbenprächtigen Kopfschmuck. Duftende Blumenketten waren um ihren Hals drapiert, um ihre Hände geschlungen. Auf dem Sockel der Statue lagen zuhauf tropische Blumen, einzeln oder zu Sträußen gebunden. Eine Huldigung der hawaiianischen Menschen, die noch heute Queen Kapi‘olani für ihre gelebte Großherzigkeit und Wohltätigkeit verehren.

Das hat mich schon sehr berührt! Auch hier hieß es: „Weitergehen!“. Wir überquerten dann die Monsarrat Avenue und hatten bereits den Zooeingang vor Augen. Den ließen wir dann aber rechts neben uns liegen und überquerten die Kapahulu Avenue. Vor uns lag das „Queen Kapi‘olani Hotel“. Es wurde neu renoviert. Ines und ich wären nur allzu gern hineingegangen, um es zu besichtigen. Das musste jedoch warten. Denn wir betraten in diesem Augenblick die Lemon Road. Sie ist etwas schmal, ohne Fußweg und zwischen den Hochhäusern eingebettet. Sie wirkt deshalb ein wenig wie eine Gasse. Ziemlich am anderen Ende der Lemon Road befindet sich das „Waikiki Beachside Kitchen“. Dort wollten wir frühstücken. Wir entdeckten es auch. Anhand der Werbeplakate im Fenster wusste ich – hier sind wir richtig. Aber es gab ein Problem. Das „Waikiki Beachside Kitchen“ war geschlossen. Laut den angeschriebenen Öffnungszeiten hätte es geöffnet sein müssen. Aber dann fiel mir ein, wir leben hier ja nach „Honolulu-time“ … soll heißen: Die Bewohner Hawaiis oder in unserem Fall die Bewohner Honolulus richten ihren Tagesablauf gern nach der Hawaii-Surf-Report-App aus. Wenn diese gute Surfbedingungen voraussagt, also gute Windverhältnisse, optimale Wellenhöhen, dann fragt man einfach beim Chef nach, ob man später zur Arbeit kommen kann oder sich den Tag freinehmen darf, um die hervorragenden Surfbedingungen nutzen zu können. Ist wirklich so! Die Hawaiianer sind da durchaus entspannt und tolerant in gleicher Weise und schaffen sich somit ein kleines Stück Lebensqualität, was ich ausgesprochen sympathisch finde.

Vielleicht nutzten die Betreiber des „Waikiki Beachside Kitchen“ gerade in diesem Moment ja auch dieses ungeschriebene Gesetz und surften im Pazifik vor dem Waikiki Beach ein paar Wellen ab … Was aber nun mit uns? Langsam knurrte uns allen der Magen! Es half nichts. Plan B kam zum Tragen. Und Plan B hieß in diesem Fall – auf zu „McDonald’s“! Da kam uns unser erster Hawaiiaufenthalt zugute. Mein Mann und ich kannten uns dadurch schon ein wenig in Waikiki aus. Ruckzuck fanden wir den richtigen Weg und standen vor einer „Mäckes-Filiale“. Ich bat meine drei hungrigen Mitreisenden, mir mitzuteilen, was sie denn essen möchten, damit ich die Bestellung aufgeben konnte. Zehn Minuten später und um einige Dollars erleichtert, saßen wir an einem Tisch im Außenbereich mit Blick auf die Kalakaua Ave und ließen es uns schmecken. Auf der Kalakaua Ave herrschte bereits reges Treiben. Der Verkehr und die Vielzahl der vorbeispazierenden Touristen machten mich unruhig. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnten wir den Strand und den Ozean sehen. Ich hätte am liebsten mein Frühstück geschnappt und mich damit an den Strand gesetzt. Das teilte ich auch meinen anderen dreien mit. Aber die ermahnten mich, es erst einmal geruhsam angehen zu lassen, und so blieben wir. Die Option mit dem „Strandfrühstück“ wollten wir für die Zukunft jedoch im Hinterkopf behalten!

Nun waren wir alle für den Tag gestärkt. Der Tatendrang setzte ein, und ich schlug vor, eine kleine Sightseeing-Tour durch Waikiki zu unternehmen. Natürlich auf eigene Faust! Schließlich hatte ich im Vorfeld unserer Reise mithilfe von Google Street View Honolulu erkundet. Wir schlenderten kreuz und quer durch Waikiki. Lothar und ich zeigten meiner Schwägerin Ines und meinem Schwager Detlef Orte, die uns von unserem ersten Hawaii-Trip gut in Erinnerung geblieben waren. Dadurch kannte ich nicht nur den Namen bestimmter Gebäude, Plätze oder Statuen, mir fiel auch ein, was ich darüber gelesen hatte. Diese Informationen nahmen die anderen gern entgegen. Es war eine kurzweilige Zeit! Und während wir so durch Waikiki liefen und ich erzählte und erzählte, überfiel mich plötzlich ein Gefühl, das ich zuerst nicht einzuordnen wusste … War es Zufriedenheit? War es Wohlbehagen oder so etwas wie Geborgenheit? Ich wollte in Ruhe darüber nachdenken – abends, in einer stillen Minute … Inzwischen waren wir mehrere Stunden unterwegs. Auf der To-do-Liste für den heutigen Tag stand noch der Einkauf. Und so lenkten wir unsere Schritte Richtung Kuhio Avenue. Diese verläuft fast parallel zur Kalakaua Avenue, sozusagen in zweiter Reihe. Auf der Kuhio Avenue sind ganz viele Hotels vorzufinden. Shops und Restaurants drängen sich dicht an dicht. Und recht bald standen wir vor dem Eingang eines Supermarktes – der „Food Pantry“. Wir traten ein und nahmen sofort den Duft von Kaffee und frisch zubereitetem Essen war. Ein Coffeeshop und ein Stand, an welchem gerade Steaks gegrillt wurden, verbreiteten diese Gerüche. Wir betrachteten neugierig die Werbetafeln. Nach den Preisen muss man nämlich immer Ausschau halten! Vergleiche lohnen sich. Man spart so manchen Dollar. Wir nahmen uns einen Einkaufswagen, begaben uns in den Verkaufsraum und begannen, die prall gefüllten Regalreihen zu erkunden. Mir machte es großen Spaß, die Auslagen zu durchstöbern. Die Verpackungen waren bunt, das Angebot riesig, ständig gab es Ablenkungen. Konzentration! Was war noch mal unser Vorhaben? Richtig! Der Einkauf von Lebensmitteln sowie von Getränken. Die Männer schlugen vor, doch erst einmal Bier auszusuchen … Wir betraten den Verkaufsbereich für den beliebten Gerstensaft. Ich war wie erschlagen. Die Regale waren bis unter die Decke vollgestopft mit Bier. Von wegen: Es gibt kein Bier auf Hawaii …! Ganz im Gegenteil! Es gab nichts, was es nicht gab! Die Männer kämpften sich durchs Sortiment, und ich nutzte die Zeit, um mir alles in Ruhe anzuschauen. Die Verpackungen sahen großartig aus! Auf den Kartons der Sixpacks waren Vintage-Motive in knalligen Farben abgedruckt. Feuer spuckende Vulkane, deren Lavaströme ins Meer flossen, Klippenspringer, welche sich aus großer Höhe ins Meer stürzten, Surfer, die vor einer traumhaften Bergkulisse im Ozean die Wellen ritten. Die Bierdosen zierten Motive von Kugelfischen, gefährlich blickenden Haien oder auch hawaiianischen Symbolen. Die unterschiedlichen Biere trugen wohlklingende Namen, wie „Wailua Wheat“, „Big Wave“, „Longboard“ oder „Fire Rock“. Egal ob Pils, Lager, Hefeweizen – es gab einfach alles … Und das war offensichtlich ein bisschen zu viel des Guten für unsere Männer. Sie entschieden sich letztendlich für etwas, das sie schon aus Deutschland kannten … Es wurde ein Karton Budweiser mit 30 Büchsen für 27,99 Doller plus Steuern, welche später an der Kasse noch hinzugerechnet wurden. Das ist so üblich in Amerika. Die in den Geschäften für die meisten Waren ausgewiesenen Preise enthalten nämlich noch nicht die Steuer (Sales Tax). Diese variiert in ihrer Höhe von Bundesstaat zu Bundesstaat. Auf Hawaii betrug die Sales Tax im Jahr 2019 vier Prozent. Okay, das Bier landete also schon einmal in unserem Einkaufswagen. Wir hielten sodann Ausschau nach Wasser. Auch dort hatten wir eine enorm große Auswahl. Wir entschieden uns schnell für ein Angebot und kauften einen großen Behälter mit einer Gallone Fassungsvermögen – das sind knapp 3,8 Liter. Der Kostenpunkt (netto) betrug 2,89 Dollar. Aber wir wollten ja noch ein paar Snacks für unsere Ausflugstage, an denen wir unterwegs sein würden, besorgen. So durchforsteten wir weiter die Regale und staunten über die Preise. Ein Glas Nutella für 9,69 Dollar, ein Glas Honig für 11,98 Dollar, 125 Gramm Butter für 3,58 Dollar, eine Packung Toast für 3,69 Dollar, eine Packung Gouda für 4,59 Dollar. Heftig! Wir entschieden uns für Kekse, Obst und Chips.

Ich hatte mich während meiner Reiseplanung bereits über das hawaiianische Preisniveau erkundigt, und Lothar und ich wussten von unserem vorangegangenen Aufenthalt auf Oahu, in welcher Höhe Verpflegungskosten auf uns zu kamen. Wir hatten mit Ines und Detlef vorab ausführlich über diese Thematik gesprochen. Dennoch waren wir teilweise über die ausgewiesenen Preise geschockt. Wir mussten die Dinge so nehmen, wie sie waren, und konnten nur versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, indem wir „sparsam“ einkauften, Sonderangebote und z. B. Coupons nutzten. Wir haben lange für diese Reise sparen müssen, dafür hart gearbeitet. Natürlich fällt es da schwer, diese hohen Preise anzunehmen. Mit jedem weiteren Einkauf stellte sich dann aber eine zunehmend nüchterne Akzeptanz ein. Grämen wir uns nicht über Dinge, die wir nicht ändern können, genießen wir stattdessen jede Sekunde unseres Urlaubs und seien wir dankbar, hier sein zu können ...! An der Kasse wurden wir von der Kassiererin mit einem freundlichen Lächeln und diesem unglaublich schön klingenden „Aloha!“ empfangen. Wir bezahlten. Normalerweise packen die Kassierer an der Kasse für den Kunden alles in Tüten ein, aber wir baten die Kassiererin, dies nicht zu tun. Wir hatten ja unsere Rucksäcke und Trolleys dabei. Darin verstauten wir unsere Einkäufe. Vor allem das Bier musste „blickdicht“ transportiert werden. In den USA ist der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit strafbar. Das gilt für die Straßen, Verkehrsmittel, den Strand ebenso wie für Parks. Und vielerorts ist es verboten, den Alkohol öffentlich sichtbar zu transportieren. Aus diesem Grund benutzen die Amerikaner oft die Brown Bags, diese braunen Einkaufstüten, um ihren Alkohol vor Blicken geschützt nach Hause zu tragen.

Wir jedenfalls schnappten unsere Taschen und machten uns auf den Rückweg zu unserem Hotel. Von der „Food Pantry“ aus hatten wir 25 Minuten Fußmarsch vor uns. Es war warm. Herrliche 28 Grad Celsius. Da waren wir schon dankbar, unsere Einkäufe nicht schleppen zu müssen. Wir zogen einfach alles hinter uns her. Die Rollen unserer kleinen Köfferchen ratterten beflissen über den Asphalt. Unterdessen beratschlagten wir, was wir nach unserer Ankunft im Hotel noch unternehmen wollten. Der einstimmige Entschluss war schnell getroffen: Selbstverständlich gehen wir schwimmen! Die 25 Minuten Fußweg bis zu unserem Hotel boten viel Zerstreuung. Ständig gab es etwas zu sehen. Ich saugte alles um mich herum begierig in mich auf. Angefangen von der Ampelschaltung, welche schon etwas anders aussieht als unsere daheim. Die Fahrzeuge auf den Straßen. Diese riesigen Trucks mit ihren röhrenden V-8-Motoren. Ich liebe den Sound. Eine Feuerwehr kam uns entgegen – sie war gelb! Die Hotels, an denen wir vorbeiliefen, hatten sehr gepflegte Außenanlagen, welche hübsch bepflanzt waren. Die Eingangsbereiche waren geschmackvoll mit hawaiianischen Elementen dekoriert. Dazu zählten immer wieder Surfboards, Auslegerkanus, geschnitzte Kunstwerke aus Koa-Holz – wie z. B. übergroße Hibiskusblüten oder Schildkrötenmotive. Übrigens ist der gelbe Hibiskus die Staatsblume Hawaiis. Die Angestellten der Hotels waren einheitlich gekleidet, d. h., die Männer trugen Hawaiihemden und die Frauen Blusen oder Kleider, die allesamt aus einem einheitlichen Stoff gefertigt wurden. Auf mich wirkte das sehr bezaubernd. In den Geschäften, Bars und Restaurants, an welchen wir vorbeischlenderten, war ein ständiges Kommen und Gehen. Wir waren inzwischen am Ende der Kuhio Avenue angekommen und bogen rechts ab auf die Kapahulu Avenue. Wir befanden uns schon in Sichtweite des Zoos und nahmen denselben Weg, den wir gekommen waren.

Keine 15 Minuten später erreichten wir unser Hotel. Schnell verstauten Lothar und ich die Einkäufe im Kühlschrank, sprangen rein in die Badesachen, schnappten unsere Strandtasche und los ging’s! Wir vier hatten uns in der Lobby verabredet. Ines und Detlef warteten schon. Neben der Rezeption befand sich ein kleines Pult. Dort konnte man sich Handtücher und Matten für den Strand abholen. Der freundliche hawaiianische Angestellte dahinter lächelte uns an und rief uns schon aus einiger Entfernung „Aloha!“ entgegen. Wir erwiderten ebenfalls mit einem herzlichen „Aloha!“. Ich bat um vier Matten und Handtücher und bedankte mich mit „Mahalo!“ – dem hawaiianischen Wort für „danke“. Nur eine Minute später waren wir am Strand. Mein Herz hüpfte vor Freude! Gleich würde es so weit sein. Ich würde das erste Mal im Pazifik baden (2016 war mir das nicht möglich gewesen, weil ich mich so schlecht gefühlt hatte). Wir breiteten rasch die mitgebrachten Matten und Handtücher aus. Nun gab es kein Halten mehr. Schnellen Schrittes steuerten wir geradewegs durch den heißen Sand aufs Meer zu. Der Passatwind blies sanfte Wellen dem Ufer entgegen. Das Wasser erreichte meine Füße. Es war angenehm warm. Ich lief ins Wasser, Lothar war an meiner Seite. Wir lachten vor Freude und strahlten uns gegenseitig an. Ich konnte es im Gesicht meines Mannes ablesen: Er fühlte in diesem Moment ebenso wie ich. Es war etwas ganz Besonderes für uns. Uns beiden war klar, dass wir uns immer mehr in unserem gemeinsamen großen Traum befanden, der uns oftmals unerreichbar erschienen war. Und nun waren wir mittendrin und lebten ihn! Ines und Detlef befanden sich inzwischen auch im Wasser und kamen zu uns. Sie sind schon viel in der Welt herumgekommen und haben bereits so einiges gesehen und erlebt. Für die beiden war es ebenfalls ein toller Augenblick, welchen sie als reiseerfahrene Weltenbummler jedoch nicht ganz so hoch einordneten, wie wir es taten.

Wir blieben noch eine ganze Weile in dem wunderbar angenehm temperierten Ozean. Als wir das Wasser verließen und uns auf unseren Strandmatten ausruhten, ließ ich meinen Blick über das Strandgeschehen schweifen. Wir hatten es wirklich bestens getroffen! Der Kaimana Beach war gut besucht. Dennoch war jede Menge Platz für die anwesenden Badegäste vorhanden. Einige Leute hatten Strandmuscheln oder sogar kleine Pavillons aufgestellt. Wir hatten uns einen kleinen Sonnenschirm aus Deutschland mitgebracht. Sonnenschirme und Liegen kann man am Kaimana Beach nicht ausleihen. An den großen Stränden in Waikiki ist es selbstverständlich möglich, komplettes Strandequipment zu mieten. Das könnte jedoch eine ziemlich kostspielige Angelegenheit werden. Für zwei Liegen und einen Schirm kann man schnell mal 50 Dollar pro Tag loswerden.

Ich bemerkte erst jetzt, dass sich auch mehrere Hunde am Strand befanden. Sie schliefen in der Sonne oder tollten ausgelassen mit „Herrchen“ und/oder „Frauchen“ im Wasser. Am Strand liefen sie jedoch nicht allein umher. Sie schienen überhaupt alle „wohlerzogen“. Was ich dann sah und auch noch des Öfteren in den kommenden drei Wochen, hat mich voll geflasht. Surfende Hunde! Sie stehen auf dem Board, meist vorn auf der Spitze, während Herrchen oder Frauchen das Brett surfend durch die Wellen lenken. Es scheint den Vierbeinern richtig Spaß zu machen. Mit festem Stand, die Augen nach vorn gerichtet, genießen sie den Ausflug auf dem Wasser durch das schäumende Nass … Es war jedes Mal eine Freude, diesen kleinen (oder auch großen) Surftalenten zuzusehen. Jährlich findet auf Oahu das „Duke’s OceanFest“ statt, ein Festival zu Ehren seines berühmten Namensgebers Duke Kahanamoku, über welchen ich unbedingt später noch berichten werde! Jedenfalls dreht sich während des Festivals alles um den Surfsport. Es gibt viele verschiedene Kategorien, in denen die Wassersportler gegeneinander antreten. Eine dieser Kategorien ist die „Dogs SurFur ComPETition“, in welcher der am besten surfende Hund gekürt wird. Ein riesengroßer Spaß für die ganze Familie und selbstverständlich für die Hauptakteure dieser Kategorie – die Hunde!!! Leider fand das „Duke’s OceanFest“ nicht während unseres Aufenthaltes auf Oahu statt. Wir hätten liebend gern daran teilgenommen.

Zurück zum Kaimana Beach …, an welchem wir uns ja noch befanden und den Nachmittag verbrachten. Wir blieben eine ganze Weile am Strand und waren noch ein paar Mal im Wasser. Ich konnte die Augen einfach nicht von dieser paradiesischen Kulisse abwenden. Es war der Anblick des Ozeans. Das unglaubliche Farbspiel zwischen hellbeigefarbenem Sand, grünen Palmen, türkisfarbenem Wasser und dem im kraftvollen Blau strahlenden Himmel. Atemberaubend schöne Natur! Irgendwann mahnte dann jemand aus unserer kleinen Gruppe zum Aufbruch. Zu Recht! Inzwischen ging der Zeiger der Armbanduhr auf 18 Uhr zu. Wir packten also ein und machten uns fürs Abendessen „tischfein“. Geschniegelt und gestriegelt trafen wir uns in der Lobby und verließen das Hotel, wieder begleitet mit einem Lächeln und freundlichen „Aloha!“ der Hotelangestellten. Es war inzwischen 19 Uhr und immer noch angenehm warm. Man brauchte keine Jacke. Wer jedoch empfindlich gegenüber dem Passatwind ist, legt sich einfach ein Tuch um die Schultern, das reicht völlig aus.

Was nicht heißt, dass man bei einem Hawaii-Urlaub nicht z. B. auch einen Skianzug in den Koffer packen könnte. Denn aufgrund ihrer außergewöhnlichen Topografie sind auf den hawaiianischen Inseln elf von 13 Klimazonen unserer Erde vorzufinden. Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen reichen von subtropisch bis subarktisch. Man findet Regenwälder ebenso vor wie z. B. Wüste und Tundra. Der höchste Berg auf dem Archipel ist der inaktive Vulkan Mauna Kea. 4.205 Meter erhebt er sich über dem Meeresspiegel. Man könnte also, wenn man Lust darauf hat, morgens im warmen Wasser des Pazifiks baden und anschließend durch Regenwälder hindurch hoch auf den schneebedeckten Gipfel des Mauna Kea wandern, um dort eine Schneeballschlacht zu veranstalten.

Wir jedenfalls liefen Richtung Waikiki, der untergehenden Sonne entgegen. Auf der Kalakaua Avenue und in den Parkanlagen warfen die Bäume lange Schatten. Wenn wir zum Meer hinüberblickten, konnten wir sehen, dass dort immer noch sehr viele Surfer unterwegs waren. Männer und Frauen auf Stand-up-Paddling-Boards bewegten sich mit eleganten Bewegungen auf dem Wasser. Das sah alles so einfach aus! Aus Erfahrung von unseren Ostseeurlauben wusste ich jedoch, dass es schon jede Menge Übung und Körperbeherrschung braucht, um so meisterhaft durch die Wellen zu gleiten und nicht abgeworfen zu werden.

Auf unserem Marsch dem Abendessen entgegen entschieden wir uns, „Teddy’s Bigger Burgers“ einen Besuch abzustatten. Es befindet sich in der Nähe des Honolulu Zoo, gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite. Vergleichbar mit den anderen Fast-Food-Ketten bekommt man dort Burger, Pommes, Salate und Shakes zu moderaten Preisen. Wir traten ein und waren erfreut. Der große Ansturm hatte noch nicht eingesetzt. Wir konnten uns also noch einen schönen Platz aussuchen. Ich war begeistert! So hatte ich mir ein American Diner vorgestellt. Der Fußboden sowie die Sitzmöbel erstrahlten knallrot. Die leuchtend gelben Tische hoben sich farblich deutlich ab. Die Wände sowie der Verkaufstresen waren halbhoch in schwarz-weißem Schachbrettmuster gefliest. Vor dem Tresen standen schon einige Gäste und orderten ihre Bestellung. Wir stellten uns am Ende der kleinen Schlange an und warfen einen Blick auf die riesige Menütafel über dem Tresen. Ich übersetzte für meine Begleiter, und jeder von uns vieren suchte sich etwas aus. Als ich bestellte, fragte mich der junge Mann hinterm Tresen, woher wir denn kämen. Ich sagte ihm, wir seien aus Magdeburg, Deutschland. Er lächelte und erzählte mir, dass sein Großvater ebenfalls aus Deutschland käme. Ich fragte ihn, ob er denn auch ein wenig Deutsch sprechen würde. Nein, war die Antwort, das könne er nicht. Dafür trage er aber einen deutschen Nachnamen. Wir konnten unser Gespräch leider nicht fortsetzen, denn hinter mir warteten ja noch mehr Gäste darauf, ihre Bestellung abgeben zu können. Es war jedoch schön, von diesem deutsch-hawaiianischen Familienbündnis zu hören. Es sollte auch nicht das letzte Mal sein, dass mir von so einer Familienkonstellation berichtet wurde … Als ich unsere Bestellung aufgab, sollte ich meinen Vornamen nennen. Dieser wird nämlich für die Bestellung eingetragen. Ich buchstabierte ihn: „S-I-L-K-E“. Eine Viertelstunde später wurde mein Name aufgerufen. Eine junge Frau schrie ihn lauthals in das Diner hinein. Nun wusste jeder der hier Anwesenden, wie ich heiße! Hat aber nicht wirklich jemanden interessiert. Es wurden ja ständig irgendwelche Namen ausgerufen. Wir vier jedenfalls kannten das noch nicht und fanden es wirklich amüsant. Ich schlug vor, bei jeder weiteren Bestellung abwechselnd den Vornamen eines anderen von uns vieren anzugeben, damit mal jeder von uns in den Genuss käme, seinen Namen so laut ausgerufen zu hören. Ich machte mich mit Handzeichen bemerkbar. Das Essen wurde uns an den Tisch gebracht. Es duftete köstlich! Und genauso schmeckte es auch! Wir waren uns einig. Hier essen wir noch mal. Wir machten noch ein paar Fotos vom Diner, von unserem Essen und von uns selbst. Als wir das Lokal verließen und auf die Straße traten, war es bereits dunkel. Wir entschieden uns, ins Hotel zurückzukehren. Laaangweilig!!! Aber uns allen steckte der lange und anstrengende Flug noch immer in den Knochen. Unterwegs beschlossen wir, uns im Zimmer von Ines und Detlef noch auf einen „Absacker“ zu treffen. Das taten wir dann auch. Vom Balkon aus blickten wir auf die schwarze Silhouette des Diamond Head und die beleuchteten Hotel- und Apartmentanlagen um uns herum. Durch eine zarte Wolkendecke über uns blinzelten die Sterne, und der Mond strahlte zum Greifen nah. Der Abstand zwischen ihm und unserer Erde schien hier viel geringer zu sein. Bei einem Bier und einem Glas Wein ließen wir an diesem lauen Abend noch einmal unsere Erlebnisse des Tages Revue passieren und verabschiedeten uns dann voneinander. Glücklicherweise hatte niemand von uns mit Jetlag zu kämpfen. Und so schlief auch ich in dieser Nacht tief und fest in unserem himmlisch ruhigen Hotelzimmer.

Hawaii, Hula und ein Humuhumunukunukuapua'a

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