Читать книгу Runter kommt man immer...Witzige Begebenheiten beim Erlernen des Skifahrens auf und neben der Piste - Silvia Urbschat - Страница 10
ОглавлениеIm Nebel sieht man den Berg nicht…
Zwei Jahre später überraschte ich meinen Mann. Ich lieh mir in einem Skigeschäft
Alpinski aus, mit der Option sie zu kaufen, falls ich damit klarkäme. Sie waren blau! ich fand sie wunderschön, also faste ich Mut. Männer würden jetzt sagen „weibliche Logik“, bei mir war das eben so.
An dem Tag war es neblig, ich sah also nicht, welchen Berg ich befahren wollte. Claudia, ein Kind aus unserer Skitruppe sagte zu mir:
„Wir fahren immer nur hin und her auf der Piste, fahr mir hinterher.“ Es gelang!
Ich fuhr den ganzen Vormittag hinter Claudia her und fiel höchsten 2 bis 4 mal hin. Begeisterung pur! Sogar der Schneepflug klappte! Ich hätte Singen können vor Glück.
Doch dann lichtete sich der Nebel…
Ich verkrampfte völlig. Nichts ging mehr. Ich sah den Berg und hatte Angst. Viele Anfänger werden diese Schrecksekunden nachempfinden können. Skifahren passiert nicht nur mit den Beinen, es ist auch Kopfsache !
Am nächsten Tag die gleiche Situation. Wir waren in einem für uns neuen Skigebiet und wieder Nebel.
Mein Mann kümmerte sich um unseren Hund, ich versuchte wieder, mich mit meinen Ski anzufreunden. Wir standen unterhalb eines Schleppliftes, dessen Ende man aber wegen des Nebel´s nicht sehen konnte. Mein Mann sagte: „Versuch es doch mal“, und meine Neugier war geweckt.
Ich sollte es bereuen. Schon bei der Auffahrt wusste ich, das war ein Fehler. Die Piste war steil und ich wusste wirklich nicht, wie ich nun jemals wieder runter kommen sollte. Die Tränen flossen und ich quälte mich Meter für Meter abwärts. Ich verfluchte meinen Mann und meine eigene Entschlossenheit, aber all das nutzte nichts.
Runter kommt man immer…, aber das dauerte!
Es war eine der Abfahrten, die ich nie vergessen werde. Doch meine blauen, für mich wohl etwas zu kurzen Ski kaufte ich. Ich liebte sie, weil ich damit auch kleinere Kurven fahren konnte. Sie blieben viele Jahre meine treuen Begleiter.
Trotz Respekt versuchte ich es immer wieder, manchmal unter Tränen. Besonders, wenn ich mit den Worten losgeschickt wurde:
„Der Berg ist ganz leicht, das schaffst du schon“. „
Man bedenke, gute Skifahrer sagen das immer, auch bei schwarzen Pisten! Die Männer aus unserer Gruppe fuhren jeden Berg und das auch bei jedem Wetter.
So beschlossen sie, die doch anspruchsvollen Pisten in Spindlermühle in Angriff zu nehmen. Anke, ich und die Kinder waren nur als Maskottchen dabei. Bei solchen Bergen wurde mir schon beim Hinsehen schlecht. Kurt und Detlef fuhren mit dem Lift bergauf, wir warteten.
Damit uns nicht langweilig wurde, ließen wir uns für die Kinder viel einfallen. Doch irgendwann hatte alles Spielen ein Ende. Nach einer Stunde warteten wir immer noch, da stimmte doch etwas überhaupt nicht! Die Kinder fingen an zu quengeln, unsere Füße waren Eisklumpen und die Männer noch immer nicht in Sicht.
Nun wurde uns Angst, doch das wollten wir uns vor den Kindern nicht anmerken lassen. Was sollten wir machen, wenn sich jemand verletzt hatte? Als wir suchend um uns blickten, sahen wir plötzlich unsere Männer zu Fuß und aus einer völlig anderen Richtung auf uns zukommen. In solch einer Situation weiß man nicht, ob man laut schreien oder vor Freude heulen soll. Wir waren erst mal sprachlos.
Die Männer lachten – wir nicht.
Wie immer, wenn Detlef dabei war, hatten sie sich natürlich verfahren. Oben am Berg wussten sie nicht mehr, mit welchem Lift sie nach oben gefahren waren. Sie fuhren immer wieder verschiedene Berge hoch und runter ohne uns zu finden, bis sie schließlich aufgaben und zu Fuß durch den Ort auf uns zuliefen.
Wir waren alle total fertig, dies war wieder ein Erlebnis der besonderen Art.