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Vorbemerkungen

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Den folgenden Text haben wir als Herausgeber uns nicht ausgedacht: er basiert vielmehr auf den persönlichen Erfahrungen eines alten Herrn aus Kiew, der inzwischen leider schon verstorben ist. Mit ihm hatte Peter Simkin - selbst vor geraumer Zeit aus Russland nach Deutschland eingewandert - sich häufiger unterhalten. Die dabei gehörten Geschichten hatten ihn an Erzählungen seines eigenen Onkels erinnert, die sich auch um eine Kindheit und Jugend in Krieg und Stalinismus gedreht hatten - jedoch ganz anders. Dass ihm jedoch gerade die Geschichten des alten Herrn aus Kiew nicht mehr aus dem Kopf gingen, lag gar nicht an der besonderen weltanschaulichen oder politischen Haltung seines Gesprächspartners, an dessen unübersehbarer Prägung durch Familie, Umstände und den Geist bzw. Ungeist der Zeit: packend war vor allem der erinnerte Kinderblick auf die Verhältnisse gewesen, die dadurch lebendig geworden waren. Wie z.B. der kleine Kriegsflüchtling dem Horror entflieht: durch Weglaufen, ja! Aber eben auch, indem er „Militärexperte“ spielt, „Entdecker“, oder (ja, auch!) „Bandit“: das waren Erinnerungen eines Menschen aus Fleisch und Blut, nicht immer vorbildlich oder gar heroisch, ja teilweise problematisch und fragwürdig. Aber eben so, wie der Sohn einer stolzen Offiziersfamilie der Roten Armee sie (seiner Erinnerung nach) erlebt hatte.

Aus Respekt vor dem Zeitzeugen, der ein so authentisches und spannendes Bild von dieser geschichtlich sehr bewegten, außergewöhnlichen und noch heute wichtigen Zeit zeichnen konnte, fragte Peter Simkin seinen Kiewer Bekannten, ob der seine Geschichten nochmals erzählen könne, damit er sie für später aufnehmen könne. Der war einverstanden: gesagt, getan! Der alte Herr berichtete 2006 nochmals bei laufenden Tonband über seine (hin und zurück) gut 25.000 km langen Reisen quer durch eine vom Zweiten Weltkrieg aufgewühlte Sowjetunion, während derer er vom Kind zu Mann geworden war: noch fesselnder und bildreicher als beim ersten Mal! Obwohl Peter Simkin durch seine Berufstätigkeit sehr stark eingespannt war, transkribierte er daraufhin - wann immer er etwas Zeit dafür erübrigen konnte - die Interviews Stück für Stück. Als sein Freund, Dietrich Brandt, von dieser Marathonarbeit hörte, schlug er eine deutsche Veröffentlichung vor und bot seine Hilfe an (ohne seine Ermutigung wäre es gar nicht zu diesem Buch gekommen!) Weil Deutsch nicht die Muttersprache Peter Simkins ist, kam dann irgendwann Bernhard Nett ins Spiel, ein ehemaliger Kollege. Weil der kein Russisch spricht, mussten die Erzählungen des alten Herrn aus Kiew Absatz für Absatz mithilfe von Memos, Zeichnungen, Fotos sowie mit Händen und Füßen erarbeitet werden.

Im Lauf der Zeit entwickelte sich dabei der folgende Text: keine ganz wörtliche Übertragung, aber doch eine, die der Erzählung von Peter Simkins Bekannten aus Kiew möglichst nahe zu kommen sucht. Als eigentlichen Autor der Geschichte sehen wir den alten Herrn aus Kiew. Während er mit einer anonymisierten Veröffentlichung seiner Geschichte einverstanden war, hoffen wir, dass die lange Reife-Zeit seinen Erzählungen nichts von ihrer Aktualität, Anschaulichkeit und Eindringlichkeit genommen haben! Viel stärker als blutige, martialische Schlachtenberichte oder Totenzählungen ließ uns der ganz subjektive Kinderblick des Offizierssohns der Roten Armee auf den Alltag im Land erahnen, welches Leid der nazideutsche Überfall den Menschen in der (damals ja stalinistischen) Sowjetunion verursachte; wir denken, dass diese „Geschichte von unten“ heute gerade jungen Menschen einen Eindruck davon vermitteln und Interesse an Geschichte wecken kann.

Wir haben dafür noch einige Erklärungen als Fussnoten eingefügt und (im Kapitel "Ergänzende Informationen") von den meisten genannten Orten eine ungefähre geografische Position angegeben, um dem Leser das Verständnis des Textes zu erleichtern.

Wir bedanken uns bei Dietrich Brandt für seine Inspiration und Hilfe!

Aachen, den 1.8.2020

Peter Simkin, Bernhard Nett

Ein Offizierssohn wird (k)ein Bandit!

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