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Kapitel 1

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Fasziniert folgten meine braunen Augen den sanften Bewegungen der filigranen Fische, die elegant und schwerelos durch das türkise Blau des Aquariums glitten. Ein Schlag seiner hauchdünnen Schwanzflosse und schon preschte das Fischlein nach vorn. Dann hielt es wieder inne, stand regungslos im Wasser; gehalten durch sanfte rückwärtsgerichtete Bewegungen seiner faserigen Seitenflossen. Es musste ein schönes Gefühl sein, sich schwerelos im Wasser bewegen zu können. Die Fische sahen mich ebenso interessiert an wie ich sie. Was mochte wohl in ihren Gehirnen vorgehen? Witzig sahen sie aus, mit ihren großen Glubschaugen, mit denen sie uns an dem Tisch vor dem Aquarium unentwegt beobachteten. Unter ihnen waren auch Clownfische und Doktorfische. Ich konnte sie mühelos identifizieren, weil ich zuweilen mit Sissi auf dem Sofa Enzyklopädien und Bücher über Fische angesehen hatte. Der Clownfisch Nemo, der Filmstar, hatte als Plastikfigur in unser Bad Einzug gehalten. Das wäre doch auch noch eine schöne Karriere für mich, Filmstar, dachte ich mir, während Sissi mich liebevoll streichelte.

»Guck, Nikolaus, wie Ludwig die Fische ansieht. Ich glaube, wir kaufen uns ein Aquarium, wenn wir mal eine gemeinsame Wohnung haben.« Sissi grinste ihr spitzbübisches, aber auch laszives Lächeln, dem Nikolaus vom ersten Augenblick an verfallen war. Dabei funkelten ihre grünen Elfenaugen und ihre weißen Zähne blitzten hervor. Sissi machte keinen Hehl daraus, dass sie in ihrer Mietwohnung unglücklich war. Ich bellte zustimmend und hatte weder gegen eine beruhigende Unterwasserwelt noch gegen eine noblere Behausung etwas einzuwenden.

»Gern, mein Spatzerl, aber fürs Saubermachen des Aquariums bist du zuständig!«, kam die prompte Antwort.

Sissi grinste zufrieden. Da soll einer sagen, Frauen seien nicht berechnend.

Das rustikale Restaurant in Tirol, in dem wir saßen, war für seine ungarischen Spezialitäten und seine Slow-Food-Küche bekannt. Dieser Begriff prägt regionales, bewusstes und genussvolles Essen im Gegensatz zum globalisierten Fast-Food-Wahnsinn. Dass ich für alle Arten von Gaumenschmäusen offen bin, ist ja bereits hinlänglich bekannt. Spätestens seit Nikolaus von Gaffron in das Leben meines Frauchens Sissi und mir, dem berühmten Musical-Hund Ludwig, getreten ist, kann man mich mit profanem Leberkäse nicht mehr locken.

Heute führte er uns elegant aus und hatte extra den Tisch vor dem Aquarium reserviert. Ich durfte auf der Eckbank sitzen und alles genau beobachten. Nikolaus wollte uns etwas erzählen und auf die kommende Premiere anstoßen. Nachdem das Musical »Ludwig und Richard« verkauft worden war, hatte er es mit seiner Agentur für Kunst, Kultur und Theater geschafft, das erste Musical »Ludwigs Träume« mit Intendant Bellini zurückzugewinnen. Die Freude darüber war groß gewesen, zumal einige Schauspieler und Technikleute des alten Teams übernommen worden sind, die alten Hasen Gerhard Wackerl und seine Frau Rosl zum Beispiel. Wackerl, der knorrige Allgäuer, und Rosl, das norddeutsche Urgewächs. Auch Ellen, die erste Besetzung der Kaiserin Sissi und beste Freundin meines Frauchens.

Am nächsten Samstag sollte die Premiere stattfinden, das Revival sozusagen.

Nikolaus verbrachte die Wochenenden fast immer in Füssen. Die kraftvollen Allgäuer Berge, die glasklaren Seen und die sanften Hügel hatten es nicht nur dem Mountainbiker in ihm angetan. Spätestens wenn sich auf Höhe des Ortes Marktoberdorf die Allgäuer Bergkette in ihrer ganzen Schönheit auftat, falle der Stress der Woche, den er in seiner Agentur in München hatte, »wie Schuppen von ihm ab«, pflegte er immer zu sagen. Und mittlerweile hatte es ihm eben auch mein Frauchen Sissi angetan. Nicht zuletzt war er dann meinem tierischen Charme erlegen …

Meist hielten wir uns in unserer Wohnung in Rieden auf, die etwas größer war als seine Füssener Dachgeschosswohnung. Die war eigentlich urgemütlich, hatte aber einen frappierenden Fehler: hundefeindliche Spießernachbarn! Erst neulich hatte es da wieder eine unschöne Situation gegeben:

Am Freitagabend hatte Sissi gerade ihren silbernen Kombi im Hof geparkt und ich noch schnell an einen Busch am Gartenzaun gepinkelt. Plötzlich kreischte es von oben. Es war nicht etwa ein Rabe, der über andere Vögel ächzte, nein, es war Frau Bauer, die im ersten Stock wohnte und vom Balkon in einer Tonlage herunterschrie, die nicht nur Hunde taub werden ließ: »Das haben wir doch ausdrücklich geklärt, dass der Hund da nicht hinmachen soll!« Böse funkelte die spießige Lockenwickler-Lady mein Frauchen und mich an.

Sissi, die dafür bekannt war, dass sie in solchen Situationen nicht souveräne Milde walten ließ, sondern mich wie eine Tigerin verteidigte, blaffte zurück: »Der bieselt doch bloß, sehen Sie das nicht?«

Zwischenzeitlich war Nikolaus auf dem Balkon darüber erschienen: »Gibt’s Probleme?«

Sissi und ich guckten ungläubig nach oben, wo sich die entrüstete Frau Bauer echauffiert an Nikolaus wandte. »Also, Herr von Gaffron, Sie sind ja so ein netter Mann, aber Ihre Dame!« Bei diesen Worten überschlug sich ihre Stimme.

»ICH BIN NICHT SEINE DAME!«, schrie nun Sissi in einer Lautstärke, die sicher noch auf dem Tegelberg zu vernehmen war. »Sie …« Gerade rechtzeitig unterbrach sie sich, weil sie dem harmoniebedürftigen Nikolaus keinen Ärger machen wollte. »Alte Hexe!«, fügte sie ein wenig leiser hinzu und ging ins Haus.

Ich trabte artig neben ihr her, wollte nicht schon wieder der Stein des Anstoßes sein. Aber der alte Besen konnte nur nicht verkraften, dass ein Herr wie Nikolaus von Gaffron eine viel jüngere Freundin hatte. Das schien für Allgäuer Wertempfinden unerhört.

Oben angekommen sprang ich Nikolaus, der schon in der Tür wartete, freudig in die Arme. Freudig nahm ich mein Leckerli, einen Zahnpflegeknochen, entgegen. Ich liebte dieses Ritual.

»Diese alte, vertrocknete, böse Schabracke«, sprudelte es aus Sissi heraus.

Nikolaus nahm sie mit einer liebevollen Umarmung mit in den Flur und schloss die Tür. Sicher lauschte die unliebsame Nachbarin oder hatte die Türe geöffnet.

Sissi drückte sich an Nikolaus und musste sich die Tränen verkneifen. Manchmal weinte sie aus purer Wut. Hatte ich etwa die Bedeutung des Begriffes »Dame« nicht ganz verstanden? Gab es da etwa eine fiese Konnotation? Galt es, mein Frauchen zu verteidigen? Nikolaus hatte sie zum Glück schnell getröstet.

Doch zurück zu den essenziellen Dingen im Leben. Essen als bewusster und gesunder Genuss passte wie gesagt prima in mein Konzept – und in meinen Magen. Zur Vorspeise gab es typisch ungarische Lángos – frittierter Hefeteig mit Sauerrahm. Sehr lecker mit dieser feinen Paprikanote.

»Jetzt rück schon raus, was wolltest du uns sagen? Warum feiern wir heute?«, fragte Sissi mit vollem Mund und strahlte Nikolaus verliebt an, während sie ihr Glas zwischen den Fingern drehte.

»Nein, ich sag es euch erst zum Dessert. Das erhöht die Spannung.« Nikolaus grinste und zwinkerte dabei mit seinen strahlend blauen Augen, in deren Wärme Sissi einzutauchen schien wie in das warme Karibische Meer.

Dann kam der Hauptgang: Lescó, ein Gemüsegericht. Enttäuscht starrte ich auf den fleischlosen Teller. War Nikolaus, angesteckt von Sissi, jetzt auch auf dem Vegetariertrip?

Die beiden stießen mit diesem noblen gelblichen Sprudelzeug mit französischem Namen an, das sie sich nicht allzu oft gönnten. Die Neuigkeit, die Nikolaus für uns hatte, musste wirklich großartig sein.

»Lass es dir schmecken, Liebes!«

Seit einigen Monaten waren die beiden nun ein Paar und nach anfänglicher Eifersucht hatte ich mich damit abgefunden. Es gab ja auch wirklich schlimmere Männer als Nikolaus von Gaffron. Wenn ich da nur an Willi und den Rest dieser unmöglichen Zinnsoldaten zurückdachte, die weder Sissi noch mich glücklich gemacht hatten. Der eine Depp, ein Lehrer, hatte mich doch glatt mit dem Staubsaugerrohr verprügeln wollen. Der andere hatte meine Sissi sogar körperlich bedroht; blitzschnell war ich dazwischengegangen und hatte ihn an der Wade gepackt. Ein durch die Luft fliegender Buddha und das Gekreisch von Sissi sind das Letzte, woran ich mich in diesem Zusammenhang noch erinnern kann.

Ich schüttelte mich, um mich von dieser fürchterlichen Vorstellung zu befreien. Immerhin hatte ich nun mein Frauchen unter der Woche weiterhin für mich allein und am Wochenende noch einen lieben Menschen mehr um mich herum, der mich verwöhnte und mir jeden Wunsch von den Augen ablas. Okay, heute hatte es nicht geklappt, aber vielleicht war die Gemüsepampe ja nur ein Zwischengericht und das Filet kam dann als nächster Gang.

Plötzlich ertönte ein wildes Gitarrenriff. Rammstein. »Feuer frei.« Es war Sissis Handy. Unsanft riss es mich aus meinen Träumereien und ich schluckte die Geschmacksfäden, die sich gebildet hatten, herunter. Nikolaus verschluckte sich ob des harten Industrial-Sounds fast an seinem Brokkoli. Umständlich fingerte sie das Mobiltelefon aus ihrer Handtasche heraus.

»Ja, hallo!« Sissi schaute Nikolaus ratlos an. »Ellen, bist du es?« Sie schwieg für einen Moment. Zwei senkrechte Falten an der Nasenwurzel zeigten sich. »Was ist denn los?«, fragte sie. Ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Die Augenbrauen kräuselten sich, ihre Stirn lag in Falten. »Was?« Ernst starrte sie Nikolaus und dann mich an. »Wer? … Dich umbringen? Wo bist du jetzt?« Stille. »Bist du jetzt in Sicherheit?«

Nikolaus guckte sich peinlich berührt im Restaurant um. Sissi hatte seiner Ansicht nach bei Telefonaten mit Ellen die Gewohnheit, so laut zu sprechen, dass ein »Fernsprechgerät eigentlich völlig überflüssig« war.

Sie legte auf und schluckte hart. »So ein Irrer wollte Ellen umbringen.« Pause. »Sorry, aber …« Mit einem Dackelblick beziehungsweise Jack-Russel-Blick, den ich nicht besser hätte hinbekommen können, guckte sie Nikolaus an.

»Schon verstanden. Wir müssen gehen, oder? Jetzt sofort?« Er beantwortete die Frage selbst. »Nein, wir essen noch zu Ende. Die zwei Minuten machen das Kraut auch nicht mehr fett.«

Welches Kraut?, fragte ich mich, während Sissi stumm auf ihren Teller schaute.

Nikolaus legte beruhigend seine Hand auf ihre.

»Schon gut, wir fahren gleich nach dem Essen zu Ellen!«

Sissi saß wie auf Kohlen, das konnte ich deutlich spüren. Hastig beendeten Nikolaus und sie ihr Mahl und verzichteten sogar auf das Dessert, was ganz untypisch für Sissi war. Nachdem Nikolaus bezahlt hatte, fuhren wir los. Ich hatte mittlerweile auch schon meinen festen Platz in seinem weißen SUV, leider allerdings in einer Hundebox, die mir nur dann Sicht bot, wenn ich über den Rand hinausguckte oder herausschlüpfte und neben und nicht in der Box saß.

»Die Ellen wäre fast umgebracht worden.« Mein Frauchen sah Nikolaus eindringlich von der Seite an.

Er lauschte, während er aufmerksam den Blick auf die Straße richtete. Nikolaus war ein sehr guter Zuhörer.

»… die die Kaiserin Sissi im Musical spielt …« Es schoss nur so aus Sissi heraus.

»Spatzl, ich kenn doch die Ellen«, gab Nikolaus gutmütig zurück. Wie gut dieser Mann meiner impulsiven Sissi tut, dachte ich mir, während ich es mir in meiner Box gemütlich machte. Ellen hatte sich vermutlich mit einer ihrer Tierschutzaktionen wieder in die Nesseln gesetzt.

Wir parkten vor Ellens Wohnung in Füssen. Sie wohnte in einer Doppelhaushälfte unweit der Eishockeyarena. Hastig stieg Sissi aus Nikolaus’ Audi und klingelte schon an der Tür. Nikolaus öffnete mir die Autotür und wir folgten. Eine etwas zerrupfte Ellen öffnete uns: Sie hielt sich eine Hand vor den Bauch, krümmte sich leicht und an der Stirn klaffte eine Platzwunde.

»Oh Gott«, rief Sissi, die kein Blut sehen konnte und die schon eine kleine Schlägerei unter Betrunkenen oder eine harmlose Kabbelei unter Hunden nervös machte. Die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus.

»Wir versorgen sie in Ruhe, dann kann sie immer noch erzählen«, mahnte Nikolaus zur Geduld, bevor Ellen überhaupt antworten konnte.

Weil sich Sissis medizinische Fähigkeiten darauf beschränkten, ein Bibi-Blocksberg-Pflaster auf kleine Schrammen zu kleben und mir die Wurmkurtabletten zu geben, nahm Nikolaus sich Ellens Wunden an.

»Sollen wir nicht lieber doch ins Krankenhaus fahren?«, wiederholte Sissi immer wieder.

Während Nikolaus die Platzwunde an der Stirn vorsichtig auswusch, desinfizierte und verband, kochte Sissi einen Beruhigungstee für Ellen.

Die Tasse mit beiden Händen fest umklammernd, begann diese zu erzählen: Sie war nach Hopferau gefahren, zu einem Kerl namens Klaus, der eine Katze getötet hatte, damit die Gemeinde nicht die Aufnahmegebühr für das Tierheim bezahlen müsse, die ohnehin lächerlich gering war.

»Ich wollte dem Kerl einfach sagen, was er für ein Arsch ist. Dass Tiere auch ein Recht auf Leben haben und …«

Sissi hing ihr förmlich an den Lippen. Ich schleckte zum Trost Ellens Hand, deren Blick ins Leere ging. »Eine Katze mit einer Schrotflinte erschießen, damit man Geld spart. Unfassbar!«

Ich verstand die Aufregung nicht so ganz. Okay, wenn der Mann auf einen Hund geschossen hätte … Doch Sissi und Ellen konnten es nur schwer ertragen, wenn ein Tier litt. Als spürten sie den seelischen und körperlichen Schmerz wie am eigenen Leib.

Ellen erzählte weiter, dass der Widerling sie niedergeschlagen und sich dann auf sie geworfen hatte. Nur weil sie ihn so fest in die Schulter gebissen und anschließend ihr Knie gekonnt zwischen seinen Beinen platziert hatte, war sie entwischt.

Sissi bebte. »So eine gottverdammte Drecksau! Erst die Katze getötet, dann dich zusammengeschlagen. Der gehört umgebracht, gevierteilt, gerädert! Aber erst …«

»Sissi«, unterbrach Nikolaus ihren Redeschwall mit seiner sonoren Bassstimme.

»… aber erst reiß ich ihm die Eier raus, damit er weiß, wie sich Schmerz anfühlt!« Mit dem von ihr geforderten Strafmaß eiferte sie ihrem Idol König Ludwig II. von Bayern nach, der für sein aufbrausendes Gemüt berühmt gewesen war und unfolgsamen oder ungeschickten Dienern zuweilen drakonische Strafen angedroht hatte.

»Sissi!«, kam es nun etwas lauter. »Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Für solche Dinge haben wir die Justiz.«

Genervt verdrehte Sissi die Augen.

»Wir gehen jetzt zur Polizei!«, forderte sie.

Nikolaus druckste herum und sie sah ihn fragend an. »Sie war auf seinem Grundstück«, warf er ein.

»Ach? Und dann darf er sie verprügeln oder wie?«

Sie argumentierten heftig miteinander, während Ellen mich in Gedanken versunken streichelte.

»Willst du, dass der Psychopath noch mehr Tiere und Menschen quält und tötet?« Wenn Sissi erst so richtig in Fahrt war, dann … »Morgen ist es zu spät. Dann sind die Spuren verwischt.« Beleidigt verstummte mein Frauchen und starrte vor sich hin. Hier herrschte dicke Luft.

»Lasst gut sein. Ich bleibe zu Hause. Gegen die Sache mit der Katze macht die Polizei eh nichts. Ist ja bloß Sachbeschädigung. Und wenn die Katze eine Streunerin war und keinen Besitzer hatte, wen juckt es dann schon …« Ellen atmete geräuschvoll aus. Die Desillusion und Enttäuschung in ihrem Gesicht ließen sie leichenblass aussehen.

Sissi und Ellen unterhielten sich oft über das Thema Tierschutz – allzu oft ein hoffnungsloses, aufreibendes Unterfangen. Selbst wenn man ein Tier gerettet hatte, so gab es noch so viele andere arme Kreaturen, für die sie nichts tun konnten. Tiere hatten einfach keine Lobby. Wen interessierte es schon, wenn das Kaninchen in einem winzigen Stall vor dem Haus einsam vor sich hinvegetierte? Gekauft, damit die Kinder ihren Spaß hatten, doch der verging ihnen oft allzu schnell und dann saß das arme Tier da. Und wenn es um Geld ging, zählten Tierrechte nun mal gar nichts. Da gab es abertausend Beispiele.

Mir wurde angesichts der schlechten Stimmung ganz traurig zumute. Nachdem uns Ellen versprach, das Haus für heute nicht mehr zu verlassen, verabschiedeten wir uns von ihr.

Es war mittlerweile nach zehn Uhr, als wir unser Haus in Rieden erreichten.

»Kommst du nicht mehr mit rein?«, fragte Sissi kleinlaut, nachdem sie die Wohnungstür aufgeschlossen hatte.

»Nein, Liebes! Ich lass euch mal allein. Wir telefonieren aber morgen.« Liebevoll küsste Nikolaus mein Frauchen und tätschelte zum Abschied meinen Kopf, dann war er verschwunden.

Sissi und ich kuschelten uns aufs Sofa. Sie machte sich Sorgen. »Ich habe es verbockt, Ludwig. Ob Nikolaus mich noch mag?«

Ich bellte. Wuff. He Sissi, Nikolaus liebt dich. Eine kleine Missstimmung gibt es überall mal.

Sie schaute mich liebevoll und ein wenig beruhigt an. »Vielleicht kann er mit meiner Impulsivität nicht umgehen. Außerdem hatte er sich so auf den Abend gefreut. Er wollte uns doch irgendetwas sagen.«

Noch etwas belastete mein Frauchen: dass Ellen diesen Typ nicht anzeigen wollte. »Jemand, der so etwas tut, ist zu allem fähig«, dozierte sie aufgeregt weiter. »Und einer, der einfach so eine Katze mit der Schrotflinte abschießt, hat vielleicht auch keine Probleme, Menschen zu töten. Und dieser Typ genießt auch noch Ansehen in seiner Heimatgemeinde. Ellen hat erzählt, der sei in sämtlichen Vereinen: Trachtenverein, Kirchenchor bis hin zur Theatergruppe.« Diese Vereinsmeierei regte Sissi sowieso auf. Der schöne Schein war trügerisch, oftmals wurden hinter den ansprechenden Fassaden der »Ehrenmänner« die dunkelsten Geheimnisse versteckt.

Kehrte denn nie Ruhe und Friede ein? Es war noch kein Jahr her, dass Thomas Gubath, der Musicaldarsteller, umgebracht worden war.

Angespannt schlief Sissi ein. Nur meine Gegenwart beruhigte sie ein wenig.

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