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Persönlichkeitsentwicklung in Balance: Mit Druck und Stress richtig umgehen
// Von Dr. Cornelia Topf

Die richtige Balance zu finden ist wie beim Atmen: Haben Sie schon mal versucht, immer wieder einzuatmen, ohne auszuatmen? Dass geht nicht lange gut, dann haben Sie das Gefühl, zu platzen.

Loslassen macht Angst

Das Loslassen von Dingen ist, ebenso wie das von fremden Erwartungen, stark mit Ängsten verbunden. Was passiert, wenn ich die Anforderungen, die an mich gestellt werden, nicht mehr erfülle? Verliere ich dann meine Arbeit, meine Sicherheit?

Loslassen, entrümpeln, reduzieren heißt hier nicht:

 Das haben wir immer schon so gemacht, das bleibt jetzt so.

 Mein Wissen hat doch immer ausgereicht, wieso soll ich was verändern.

 Das bringt doch alles nichts.

Weiterbildungen: Klasse statt Masse

Ich treffe immer wieder Menschen, die haben eine so unglaubliche Anzahl an Aus- und Weiterbildungen angesammelt, dass ich ganz blass werde. “Ich habe kein Auto, kaufe keine Kleider und keinen Schmuck, ich investiere alles in meine Weiterbildung” verriet mir kürzlich ein Zuhörer am Rande meines Vortrages. Und trotzdem war er arbeitslos, fand keine Stelle.

Die Menge der Weiterbildungen alleine macht es offenbar nicht aus. Möglicherweise wäre eine Investition in Auftritt und Wirkung, in soziale Kompetenz oder psychologisches Know how statt der Anhäufung von immer mehr Fachwissen sinnvoller gewesen.

Veränderung ja – aber bitte die richtigen!

Immer mehr Wissen in immer weniger Zeit – Vom G9 zum G8 und wieder zurück. Klar muss man manches ausprobieren – und bei Misserfolg das Rad zurückdrehen oder die Richtung erneut ändern.

Wie viel Ritalin muss noch verordnet werden, wie viele Lehrer noch einen Burn Out oder ähnliches erleiden, bis man erkennt, dass zwar Veränderung notwenig ist, aber der falsche Weg eingeschlagen worden ist.

Auf die richtige Balance kommt es an

Ein- und Ausatmen müssen sich langfristig in einem ausgeglichenen Rhythmus abwechseln, auch wenn kurzfristig dieser Rhythmus mal außer kraft gesetzt werden kann. Endspurt. Beim Laufen ebenso wie vor einer Prüfung. Danach braucht es wieder Zeiten, in denen es “normal” läuft.

Was haben Sie bisher an Ausbildung versäumt? Was wollten Sie immer schon mal nachholen? Dann nichts wie ran, dann ist es aber auch wieder gut. Nicht gleich die nächste Qualifikation anstreben. Die Anforderungen an Ihren Beruf haben sich dramatisch geändert?

Auch Menschen brauchen eine Kompostphase

Holen Sie auf, machen Sie ein update – und dann ist wieder Pause. Wie ein Garten im Winter Ruhe und Regeneration braucht, benötigen auch Menschen eine “Kompostphase”. Verdauen, umwandeln, damit alles fruchtbar werden kann.

Das klingt Ihnen zu sehr nach Landwirtschaft? Dann nennen Sie es “Komponierphase”: In Ruhe einzelne Töne und Mosaiksteine in die Gesamt-Orchestrierung einbauen, nachhören und nachspüren, ob das so in Ordnung ist und wo gegebenenfalls nachgestimmt werden muss.

Der Luxus der Unerreichbarkeit

Kein Motor läuft ununterbrochen ohne erhöhten Verschleiß, selbst das Parlament gönnt sich eine Sommerpause. War es früher Luxus und Erfolgskriterium, erreichbar zu sein, gilt heute das Gegenteil: Man muss es sich leisten können (und wollen!), nicht erreichbar zu sein. Ein interessantes Trainingsfeld. Wie lange halten Sie es aus, nichts zu tun, nichts zu denken, zu schweigen, ohne Uhr, keine Mails zu checken? Überprüfen Sie sich selbst:

 Welchen Ansprüchen und Erwartungen sind Sie ausgesetzt?

 Wie gehen Sie mit solchen Erwartungen um?

 Was ist tatsächlich der Preis dafür, wenn Sie sich ihnen entziehen?

 Was erwarten Sie von sich selbst?

Über-erfüllte Ansprüche von außen

Die Ansprüche von außen setzen uns vor allem dann unter Druck, wenn wir selbst von uns erwarten, sie zu erfüllen oder sie gar über-erfüllen wollen. Fragen Sie sich also auch:

 Kann ich meine eigenen Erwartungen und Ziele runterschrauben, mich fokussieren?

 Muss ich zum Beispiel ständig per Handy erreichbar sein?

Echte Zwangssituationen sind selten

Auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen will die ständige Erreichbarkeit einschränken. Gönnen auch Sie sich Auszeiten.

Das geht alles bei Ihnen nicht? Doch! Denn wirkliche Zwangsituationen sind viel seltener als wir denken. Und erzwungene Veränderungen kommen oft ganz unverhofft und viel schneller als wir uns ausmalen können und wollen.

Veränderungen kommen oft unverhofft

Das ist der schwere Unfall, der Umdenken erfordert, der Tod eines Kindes, da ist die Scheidung, die die emotionale und materielle Grundlage entzieht, da ist der plötzliche Verlust des Arbeitsplatzes, der Zusammenbruch: Von jetzt auf gleich ist nichts mehr, wie es war.

Vielen Menschen gelingt es erstaunlich schnell, sich um- und einzustellen, vieles im Leben zu verändern. Müssen es immer erst derartig einschneidende Erlebnisse sein, die uns zum Umdenken, Neubewerten und radikalen Verändern zwingen?

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