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 4.

Dass das Mädchen zuerst nicht mit ihm mitkommen wollte, hatte er sofort bemerkt. Doch es half nichts. Er und Dámien hatten einen Plan geschmiedet, setzten ihn sofort in die Tat um.

„Sofern sie noch für dich fühlt wird sie mit dir mitkommen.“, hatte Dámien ihm eröffnet.

Mit einem schlechten Gewissen geplagt blickte Louis aus dem engen Fenster der Kutsche. Nur vereinzelt konnte man auf grüne Wiesen auf denen einige Bauern arbeiteten erkennen. Dass sie noch für ihn fühlte hatte er spüren können. Warum sonst hätte sie ihn küssen sollen, warum sonst wollte sie, dass er sie noch mehr berührte. Zaghaft schielte er in ihre Richtung. Verkrampft saß sie neben ihm, hatte ihre zitternden Hände in den Schoß gelegt, starrte geradeaus auf Dámien, der ihnen direkt gegenüber saß.

„Möchtest du wissen wohin wir fahren?“

„Nein“, sagte sie kurz, blickte nicht zu ihm, sah weiterhin auf Dámien. Sein Freund erwiderte ihren Blick, sah ihr nicht nur in die Augen. In Louis begann es zu brodeln. Wieso starrte er so? Wollte er überprüfen ob sie eine gute Königin abgeben würde, oder überlegte er ob es sich lohnen würde sich auch um das Mädchen zu bemühen, gefiel sie ihm?

Irgendwie wollte er Dámiens Aufmerksamkeit von ihr abwenden, es missfiel ihm, dass auch ein anderer Mann auf sie blickte. Leise räusperte er sich.

Niemand reagierte.

Die Kutsche polterte über einen harten Stein. Alle Insassen wurden nach oben geschleudert. Marlénes Oberkörper bebte durch die Erschütterung. Louis musste schlucken. Er räusperte sich noch einmal, diesmal energischer.

„Was?“

Dámiens Reaktion gefiel ihm, er genoss seinen ertappten Blick und die Art wie er versuchte seine Gedanken zu verbergen.

„Nun was machen wir wenn wir ankommen?“, fragte er kaschierend und verschränkte die Arme.

„Wo ankommen?“

Er überging Marlénes Frage und schlug die Beine übereinander. „Wir versuchen Manette zu überreden.“

„Wer ist Manette?“

Ist sie etwa eifersüchtig? Der Gedanke gefiel ihm. Der Gedanke jemandem so viel zu bedeuten, dass derjenige ihn nur für sich haben wollte, ohne ihn teilen zu müssen.

Da Dámien wie auch Louis schwiegen, wurde Marléne ungehaltener. „Wohin fahren wir und wer ist Manette?“, abfallend warf sie einen kurzen Blick auf Dámien . „Und wer ist das?“

„Das ist Dámien, ein Freund von mir, und Manette ist eine … Freundin.“

„Und zu der fahren wir?“

„Ja“

„Wieso?“

Louis überlegte kurz, konnte er Marléne gleich in ihren Plan einweihen, oder war es klüger erst den passenden Moment abzuwarten? Ratlos entschloss er sich dagegen und nahm ihre Hand in die seine. „Du hast mir gefehlt.“

„Sie mir auch, Hoheit.“

„Tu nicht so als wärst du wütend auf mich. Ich habe einen Fehler begangen, das weiß ich, aber das ist kein Grund es mir immer vorzuwerfen.“

Ihr Ausdruck wurde milder.

„Außerdem hat es sich in der Hütte so angefühlt, als hättest du mir schon längst verziehen“, stocherte er weiter und jagte ihr ein verhaltenes Lächeln über das Gesicht.

Dámiens Mimik erstarrte. Als Marléne, immer noch mit ihm händchenhaltend aus dem Fenster sah, suchte er fragend Louis‘ Blick. „Habt ihr etwa …?“ Seine Mundbewegungen waren klar und deutlich zu lesen, für Louis sogar beinahe zu hören.

„Nein“, flüsterte er rasch zurück. „Wie auch? In der kurzen Zeit?“

Es ruckelte erneut. Pferde wieherten. Dicht vor seinem Fenster ritt ein Schatten vorbei, es klopfte. Alle schreckten auf, doch Louis öffnete beherzt den Vorhang. „Ja?“‘

„Sire wir sind bald da.“

„Dankeschön.“

Es wurde wieder still um die beiden. Alle Augen waren auf Louis gerichtet.

„Gérar … ich meine Louis, wohin fahren wir?“, sagte Marléne erneut, wurde ängstlicher und nervöser.

Liebevoller rückte er an sie heran, nahm ihre Hand, legte sie an seinen Mund und küsste sie kurz. „Das kann ich dir leider nicht sagen, aber bald. Vertrau‘ mir.“

Dir noch vertrauen? Die Worte standen auf ihrer Stirn, so klar und deutlich, dass Louis gar nicht mehr wusste wie er ihr Vertrauen wieder gewinnen sollte.

„Ich müsste meine Eltern informieren.“

Louis‘ legte einen Arm um sie. Er merkte, dass er ihr in Anwesenheit Dámiens zu aufdringlich wurde, aber er hatte so lange auf sie verzichtet, er konnte nicht anders, musste jedes Stück Marléne ergattern, anfassen, das sich ihm bot. Immer anhänglicher rutschte er noch näher an sie heran. Dámien musste schmunzeln. Louis umging es. „Ich weiß, aber es ist nicht für lange Zeit. Vielleicht für ein paar Tage und dann kannst du wieder zu ihnen zurück.“

„ Versprochen?“

Er nickte. „Versprochen, ich schwöre …“

„Nein“, fiel sie ihm schnell ins Wort, winkte ab und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Es ist besser wenn du lieber nicht schwörst. Ein Versprechen muss reichen.“

Ein Versprechen musste reichen, würde es aber nicht. Das wusste Louis. Würde sein Plan wirklich fruchten, funktionieren, hätte Marléne überhaupt nicht mehr die Möglichkeit zu ihren Eltern zurückzukehren, selbst wenn es nur darum ging sich von ihnen zu verabschieden. Er hatte einen Entschluss gefasst. Leider musste er sein tristes Leben leben, musste der nächste König werden, doch wollte er es nicht ohne sie, wenn schon leiden, dann wenigstens mit der Frau an seiner Seite, die er liebte, mit der er alt werden wollte.

Der letzte Monarch

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