Читать книгу Polyamorie - Herzen zwischen Erfolg und Hoffnung - Sina Muscarina - Страница 5

Оглавление

Einleitung

Das Lebenskonzept der monogamen Zweierbeziehung wird auch innerhalb der Mainstream-Psychologie und Psychotherapie nur selten in Frage gestellt. Allerdings wird das Konzept der Polyamorie seit etwa zehn Jahren auch im deutschen Sprachraum doch breiter diskutiert. Es erschienen zahlreiche Ratgeber und Artikel in Frauenzeitschriften. Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch nennt in einem Interview Polyamorie als eine der Beziehungsformen der Zukunft. [1] Polyamorie steht für ein Beziehungsgeflecht, in dem mehrere Liebesbeziehungen verantwortungsvoll, offen, und verbindlich gleichzeitig entwickelt und gelebt werden.

Fragestellung

Innerhalb der Mainstream-Psychologie und Psychotherapie kommt die Erforschung alternativer Lebensformen oft zu kurz oder wird negativ bewertet. Mich interessiert besonders die Sichtweise und die Lebenspraxis von Menschen, die nicht konventionelle Beziehungsformen wie Polyamorie führen, und ich will sie jenseits von traditionellen hegemonialen Bewertungen und Strukturalisierungen erforschen.

Methode

Für die vorliegende Untersuchung wurde die biographische Methode mittels narrativer Interviews nach Schütze („Biographieforschung und narratives Interview“, 1983) gewählt, weil mit dieser Methode die Einflüsse auf die Bildungsprozesse eines Individuums in einem speziellen Kontext samt ihrer dazugehörigen Zeitdimension sehr gut beleuchtet werden können. Interviewpartner wurden über zwei deutschsprachigen Foren zum Austausch über Polyamorie (www.polyamory.ch und www.polyamory.at) gefunden. Als Auswahlkriterium war wichtig, dass die Interviewpartner bereits längere Zeit in polyamoren Beziehungen lebten, um biographische Prozesse hinsichtlich Polyamorie erfassen zu können.

Aufbau der Arbeit

Das erste Kapitel befasst sich mit der Eigenart der pointiert monogamen Bindungsform im Gang der Ausprägung der okzidentalen Lebenswelt. Ins Zentrum rückt das Primat der Bindung, die gesellschaftliche Regulierung und Normierung einer auf Monogamie eingeschworenen Sexualität. Anschließend werden die aktuellen Leitbilder der Psychologie und Partnertherapie dargestellt, um den mononormativen Bias in der Psychologie aufzuzeigen. Dazu werden zentrale sekundäranalytische Studien in einer knappen Übersicht vorgestellt. Der leitende Gesichtspunkt ist die Mononormativität in wissenschaftlichen Studien über Partnerschaften und innerhalb der Psychotherapie. Eine polyamoröse Kultur wird unter anderem in Anlehnung an und Abgrenzung zu wissenschaftlichen Theorien über Beziehungen erörtert, welche einen Bias hinsichtlich einer mono-normativen Perspektive aufweisen.

Das zweite Kapitel führt in Geschichte und Definition von Polyamorie ein, beschreibt mögliche Konfigurationen in polyamourösen Beziehungen und gibt einen Überblick über die Literatur zur Polyamorie, die vorwiegend in der Form von Selbsthilfebüchern, Erfahrungsberichten oder gesellschaftspolitischen Erwägungen zum Thema Mehrfachbeziehungen vorliegt und zum großen Teil aus dem englischen und amerikanischen Sprachraum stammt. Ein Unterkapitel über Polyamorie und Liebe beschreibt die Liebesstile nach John Alan Lee und referiert Luhmanns systemtheoretische Sicht auf die Liebe.

Im dritten Kapitel wird der Forschungsprozess reflektiert, die Entstehung der Forschungsfragen geschildert, der Feldzugang dokumentiert, die Auswahl der Interviewpartner begründet, sowie der Prozess der Datenerhebung erläutert.

Polyamorie - Herzen zwischen Erfolg und Hoffnung

Подняться наверх