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Alle Mitglieder der Evangelistenmannschaft beschäftigten sich mit Arbeiten, die ein noch strahlenderes Licht auf Sharon werfen sollten. Fieberhaft wurde über die Kostüme diskutiert. Adelbert hatte das weiße Gewand mit dem Gürtel ersonnen, in dem sie als Priesterin erschien, und wünschte, sie solle es immer tragen. »Sie sehen so köööniglich drin aus«, winselte er. Aber Elmer bestand auf Abwechslung und wollte, daß dieses Gewand für entscheidende Meetings aufbewahrt würde; Sharon trug bestickte, goldene Samtkleider und, bei Meetings für Geschäftsfrauen, smarte weiße Flanellkostüme.

Sie standen ihr auch bei der Vorbereitung neuer Predigten bei. Ihre »Botschaft« entstand unter einer Gefühlssuggestion, ohne Zusammenhang mit ihrem wirklichen Leben. Bald Portia, bald Ophelia, bald Francesca, zog sie die Männer an, tat mit ihnen, was sie wollte. Ein anderes mal wieder erblickte sie in sich die wahrhaftige Gottesgeißel. Doch, so überreichlich sie auch Inbrunst verbreiten konnte, so entflammt sie sich auch der exotischesten Worte und der kompliziertesten Gedanken bediente, sobald sie ihr von jemand beigebracht worden waren, aus sich selber vermochte sie keinen tieferen Gedanken hervorzubringen als: »Ich bin unglücklich.«

Seitdem Cecil Aylston gegangen war, las sie nichts außer der Bibel und den Inseraten evangelistischer Konkurrenten in den Anzeigen des Moody-Bibel-Instituts.

Cecil fehlte, und es war die verzweifelte Angelegenheit aller, Sharon mit neuen Predigten zu versehen, wenn sie es müde wurde, die alten vorzutragen. Adelbert Shoop lieferte die Poesie. Er war ein Freund der Poesie. Er las Ella Wheeler Wilcox, James Whitcomb Riley und Thomas Moore. Er war auch ein Jünger der Philosophie: er konnte Ralph Waldo Trine ganz verstehen; er lieferte für Sharons Predigten sowohl die Liedchen über Haus und Kinder, wie die philosophischen Aussprüche über Willenskraft, Sätze wie »Gedanken sind Dinge, Liebe ist Schönheit, Schönheit ist Liebe, Liebe ist alles.«

Die Direktrice für persönliche Arbeiten zeigte ein unvermutetes Talent im Verfassen von Anekdoten über die Sterbestunden von Trunkenbolden und Agnostikern; Lily Anderson, die hübsche blutarme Pianistin, war früher Schullehrerin gewesen und hatte ein oder zwei Bücher über Gelehrte gelesen, sie war also in der Lage, Daten zu liefern, mit denen Sharon die modern werdende Evolutionslehre widerlegte; und Art Nichols, der Hornist, lieferte derben, aber moralischen Neu-England-Humor, Geschichten vom Pferdehandel, Diebereien und gegorenem Apfelwein, die alle sehr geeignet waren, skeptische Geschäftsleute zu beschwatzen. Aber Elmer, mit seiner theologischen Erziehung, mußte alle diese Elemente – Dogma, Poesie mit der Tendenz, daß alle Sonnenuntergänge schon auf Gottes Palette gewesen seien, ehe denn die Welt begonnen hätte, Bekenntnisse der armen Verdammten und Geschichten von Tänzen in Scheunen – zu einem klingenden Ganzem verweben.

Und mittlerweile waren, außer der Reverend Schwester Falconer und dem Reverend Mr. Gantry, die so zusammen arbeiteten, Sharon und Elmer da, und eine Menge ganz menschlicher Leute, die ihre Nöte hatten, miteinander reisten, mit einander lebten – und nicht immer im Stande glücklicher Unschuld.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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