Читать книгу Black Heart - Sonja Haiber - Страница 4
ОглавлениеKapitel 3
Freitagabend
Freitagabend, 2 Minuten vor 9 Uhr, klopfte es energisch an Lillys Zimmertür. Sie saß gerade mit ihrem Laptop auf dem Schoss, auf der Couch des möblierten Apartment, das sich im Keller eines Mehrfamilienhauses befand, und arbeitete an einem Studienartikel. Das Apartment war nur gut 26qm groß und wirklich nicht sonderlich wohnlich, aber es war ihre erste eigene Wohnung in der sie sich nach drei Tagen langsam wohlzufühlen begann. Aber das bedeutendste daran war im Grunde das unendliche Gefühl von Freiheit, das sie empfand, wenn sie ihre eigene Wohnungstür aufschloss.
Wieder klopfte es. Und obwohl Lilly dieses störende Geräusch eigentlich ignorieren wollte, zuckte sie doch zusammen. Was sollte das? Wer wollte um diese Zeit noch etwas von ihr? Ihre Vermieterin konnte es auf keinen Fall sein, denn sie rief ihren Namen schon bevor sie anklopfte und das tat sie mindestens genau so laut, wie sie schließlich mit der Faust gegen die Tür hämmerte, wenn sie etwas wollte. Und noch während sie darüber nachdachte, ob sie einfach so tun sollte, als sei sie nicht zu Hause, klopfte es wieder. Zögerlich stand Lilly auf und ging zur Tür. Ein böser Verdacht beschlich sie, als sie mit zitternden Fingern den Tür-Knauf drehte, um einen Spalt weit zu öffnen, ohne die Sicherungskette abzunehmen.
„Was wollen sie?“ fragte Lilly unsicher, als sie vor der Tür einen Mann Mitte 40, in einem schwarzen Anzug und blauer Krawatte, stehen sah.
„Mein Name ist Carter, Mr. Blake schickt mich sie abzuholen“, die dunkle Stimme des großen Mannes schüchterte Lilly fast so sehr ein wie die seines Bosses.
Scheiße, … warum hat der Kerl dieses dumme Date nicht einfach vergessen?
„Das muss ein Missverständnis sein“, erwiderte Lilly mit zitternder Stimme und wollte ihm die Tür bereits vor der Nase zuwerfen, als Carter mit der flachen Hand dagegen drückte und ihr in einer bewundernswerten stoischen Ruhe mitteilte: „Mr.Blake hat eindeutig klargestellt, dass ich mich nicht abwimmeln lassen darf.“ „Es tut mir leid, dass sie Mr.Blake diesbezüglich enttäuschen müssen. Aber ich bin an einem Treffen nicht interessiert.“ „Sind sie sich dessen sicher?“ „Absolut“, erwiderte Lilly und drückte so fest gegen die Tür, wie sie nur konnte. Carter gab nach und so fiel die Tür mit einem, doch recht lauten Knall ins Schloss.
Lillys Herz klopfte wie verrückt als sie hörte, wie sich die Schritte des Mannes auf dem Flur entfernten und dann schließlich die Treppe hinauf verschwanden.
Okay, das war erledigt. Aber woher um Himmels Willen wusste Mr.Blake wo sie wohnte? Wie hatte er das herausbekommen und wie kam er nur auf die Idee, dass sie wirklich einfach mit seinem Lakaien mitgehen würde, wo sie doch absolut keinen Wert auf dieses Treffen legte, zu dem er sie einlud?
Gerade hatte sich Lillys Puls wieder ein wenig beruhigt, als es erneut klopfte. Wieder zögerte sie, bis das Klopfen energischer wurde. Die Beharrlichkeit dieses Mannes machte sie wütend. So wütend, dass sie völlig unbedacht die Sicherungskette abnahm, damit sie ihrem Unmut in passendem Rahmen Ausdruck verleihen konnte.
Doch gerade, als sie die Tür aufriss und schon lautstark lospoltern wollte, blickte sie plötzlich in die eisig blauen Augen, die sie derart einzuschüchtern vermochten, dass ihr die Worte im Hals stecken blieben, die sie zusammen mit ihrem Mut parat gelegt hatte. Diese Augen ließen sie mit einem Schlag verstummen, trieben ihren Puls in die Höhe und sorgten dafür, dass sie sich wie ein dummes Schulmädchen fühlte.
Lilly stand wie angewurzelt da, als Ethan die Tür ganz aufschob und die Wohnung betrat: „Nett.“ Sein abfälliger Kommentar ließ keinen Zweifel daran was er von dem winzig kleinen Apartment hielt.
Stumm und starr vor Schreck stand Lilly da. Die Aura dieses Mannes füllte mit einem Schlag den Raum derart aus, dass er ihr allein durch seine Anwesenheit die Luft zum Atmen nahm.
„Sie sind immer so schrecklich still, Miss Cole. Geht es ihnen nicht gut?“ Lilly war sich nicht sicher, ob das wirklich Besorgnis war, die in seiner Stimme mitschwang. Egal, … denn dieser fast liebevolle Unterton in seiner Stimme riss Lilly aus ihrer Schockstarre: „Verschwinden sie aus meiner Wohnung.“ „Also, ich nenne das hier eher eine Katastrophe“, wie befürchtet blieb Mr. Blake fast schon unnatürlich gelassen, während er sich noch einmal mit angewidert verzogenem Gesicht in dem kleinen Apartment umsah.
„Es mag sein, dass diese Wohnung einem reichen Schnösel wie ihnen nicht zusagt, aber es ist Meine und sie haben hier nichts zu suchen“, Lilly wurde richtig wütend.
Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein?
Einen Augenblick lang starrte Mr.Blake Lilly todernst an, dann begann er zu lachen. Es gefiel ihm, dass sie den Schneid besaß ihm die Stirn zu bieten: „Reicher Schnösel? Es ist schon sehr lange her, dass mich jemand so genannt hat.“
Erneut brach ein lautes, vor Überheblichkeit strotzendes Lachen aus seiner Kehle hervor. Ein Lachen, das Lilly fast noch mehr einschüchterte, als sein eisiger Blick. Dabei wirkte er mit einem Mal so entspannt. Gar nicht mehr wie der eisenharte Mogul, der er offensichtlich war.
Verdammt, … sie hätte sich doch die Zeit nehmen sollen, ihn zu googeln, aber das hatte sie in der ganzen Hektik der ersten Studienwoche und dem Umzug ganz vergessen. Außerdem war sie ohnehin davon ausgegangen, diesen Kerl nie wieder zu sehen. Also, weshalb hätte sie sich mit ihm beschäftigen sollen? Ihre Zeit war wirklich zu kostbar um sie an einen Mann zu verschwenden, für den sie niemals mehr sein würde als ein Spielzeug.
Verdattert stand Lilly da, ihre Knie zitterten. Vor Angst oder vor Anspannung vermochte sie nicht zu sagen, während sein Lachen langsam verstummte: „Wir haben eine Verabredung Miss Cole. Also kommen sie jetzt bitte einfach mit. Ich sterbe vor Hunger.“ „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einer Verabredung zugestimmt hätte. Gehen sie …“, mutig trat Lilly an die immer noch offenstehende Tür, in der Carter stocksteif und teilnahmslos stand und die Szenerie beobachtete, um Mr.Blake zum Gehen zu bewegen. Doch ihn interessierte ihre Beharrlichkeit kein bisschen: „Hören Sie zu Miss Cole, ich habe die Absicht mein Dinner in ihrer Gesellschaft zu mir zu nehmen und wenn sie nicht mitkommen wollen, lasse ich es eben hierherschaffen. Aber ich denke, dass es auch ihnen angenehmer sein wird, in meiner Wohnung mit mir zu essen.“ „Mit ihnen zu Abend zu essen ist weder in meiner, noch in ihrer Wohnung eine Option für mich.“ „Okay, …“, nachdenklich trat Mr.Blake scheinbar den Rückzug an, doch kurz vor der Tür blieb er stehen. Nur etwa ein halber Meter trennte ihn von Lilly, die barfuß, in einem grauen Jogginganzug steckend, vor ihm stand. Sein Blick war so eisig, so vor Dominanz und Selbstgefälligkeit strotzend, wie auf der Damentoilette im J's.
Lilly fröstelte …
Dieser Mann war faszinierend und doch so beängstigend das sie nicht wusste, was sie von ihm halten sollte. Seine wunderschönen, fast weichen Gesichtszüge passten überhaupt nicht zu seinem dominanten Auftreten und seine Größe von etwa 1,90m tat sein Übriges um die Leute um ihn herum, aber vor allem sie, einzuschüchtern. Dieser Mann war sich absolut bewusst, wie er in Statur und Auftreten auf andere Menschen wirkte und es kam Lilly beinahe so vor, als würde er diese einschüchternde Wirkung seiner Dominanten Art einkalkulieren. Als ginge er grundsätzlich davon aus, dass sein Gegenüber Angst, aber zumindest Respekt empfand, wenn er nur einen Raum betrat.
„Carter“, Mr.Blake sah seinen Bodyguard nicht an, „gehen sie bitte zum Wagen.“ „Ja, Sir“, erwiderte dieser, machte dabei postwendend auf dem Absatz kehrt und ging.
Lilly sah ihm verwundert nach. Was sollte das werden?
Langsam griff Mr.Blake nach dem Tür-Knauf. Ohne seinen eisigen Blick von Lilly zu lassen schloss er die Tür. Endgültig stieg ein Gefühl in ihr hoch, dass sie bisher verzweifelt zu unterdrücken versucht hatte: Angst. Pure Angst davor, dass dieser Kerl ihr etwas antun würde und damit genau so davonkam, wie ihr Stiefbruder.
Doch plötzlich war seine Stimme ganz weich, liebevoll fast: „Ich habe mich auf den Abend mit ihnen gefreut Miss Cole.“
Lilly zitterte mit einem Mal am ganzen Körper. Die Kälte war aus seinen Augen verschwunden. Stattdessen schienen sie nun zu funkeln wie ein kristallklarer Bergsee bei Sonnenaufgang. Lilly bekam weiche Knie und als sein Finger sanft ihre Wange berührte, sie auf behutsam zärtliche Weise streichelte, schossen Blitze wie Stromschläge durch ihren ganzen Körper.
Was war das nur für ein Mann, der mit einer einzigen, winzigen Berührung all ihre Ängste wegwischen konnte?
„Ich …“, abermals versuchte Lilly zu protestieren, „… ich bin nicht passend angezogen.“ „Das“, er lächelte, „macht gar nichts.“
Sein Lächeln brachte Lilly endgültig um den Verstand, während ihr Selbsterhaltungstrieb laut schrie:
- Lauf weg so schnell du kannst -.
Doch es war längst zu spät. Er hatte sie mit seiner Unnahbarkeit, mit seinem atemberaubenden Lächeln und seinem Charme gefangen als wäre es spielend leicht gewesen und Beide wussten das.
Lilly war klar, dass er seine, ihm Gott gegebenen Waffen bewusst einsetzte und es funktionierte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen so schönen Mann, so bezaubernd lächeln sehen. Sie fühlte sich, als würde ihr Herz verglühen und heiß zwischen ihre Beine tropfen.
Wie konnte das nur sein?
Obwohl ihr Verstand verzweifelt bemüht war die Oberhand zurück zu gewinnen, sah sie ihn einfach nur an wie eine Idiotin. Ihn schien das zu amüsieren: „Sie sehen sehr hübsch aus, wenn sie lächeln.“
Fast panisch nahm ihr Verstand Kontakt zu ihrem Herzen auf:
-Lächelst du etwa wirklich, du elender Verräter? - …
Verlegen winkte ihr Herz ab. Doch Lillys verlegenes, fast verzweifeltes Grinsen war nicht zu übersehen.
Ethan trat einen Schritt näher an sie heran. Ein Schritt, der ausreichte um die geringe Distanz zwischen ihnen zu überbrücken ohne sich wirklich zu berühren. Aber Lilly spürte, wie sie längst in Flammen stand. Ihr ganzer Körper brannte vor Verlangen nach ihm, diesem schrecklich überheblichen, arroganten aber so wunderschönen Mann.
„Können wir jetzt endlich gehen?“ Ethans Stimme war nur noch ein zarter Hauch und Lilly war nicht mehr im Stande ihm zu widersprechen. Sie nickte nur wie ein fremdgesteuerter Roboter, fühlte, wie er nach ihrer Hand griff und sie festhielt.
Wieder jagten unzählige Blitze durch ihren Körper. So, als hätte er einen direkten Draht zu dem Zentrum in ihrem Gehirn, das jegliche Empfindungen steuerte.
Ohne zu zögern wandte Ethan sich zur Tür und zog Lilly hinter sich her. Sie brauchte einen Augenblick um endlich wieder zu sich zu kommen: „Halt, ich hab keine Schuhe an. Meine Schlüssel, … das Handy.“
Lilly wollte stehen bleiben, sich von ihm losreißen um ihre Sachen zu holen, doch Ethan verstärkte seinen Griff nur: „Hier geblieben. Carter wird sich darum kümmern.“ Verwirrt sah Lilly ihn an.
Was? Wieso Carter?
Von dem groß gewachsenen Kerl mit den breiten Schultern fehlte jede Spur und Lilly war doch nur zwei Meter von ihrer Wohnungstür entfernt. Warum ließ er sie nicht einfach hineingehen und die Sachen holen?
„Ich kann das selbst“, protestierte sie und zerrte an ihrer Hand in der Hoffnung er würde loslassen, doch er trat mit einem einzigen selbstgefälligem Schritt an sie heran, legte seine freie Hand in ihren Nacken und zog sie so nah an sich heran, das sie seinen harten Körper spüren konnte: „Carter wird sich darum kümmern.“ „Aber meine Schuhe“, wieder protestierte Lilly. Offensichtlich war das etwas, was Ethan amüsierte, etwas was er nicht gewohnt war, denn er sah lächelnd auf sie herab: „Carter kümmert sich darum. Oder glaubst du wirklich, dass ich dir Gelegenheit gebe, mir davon zu laufen oder es dir gar anders zu überlegen?“ „Aber …“, Lillys fast schon verzweifelter Protest verstummte, als Ethan seine Lippen für einen kurzen, fast flüchtigen Moment sanft auf die ihren presste: „Schschscht … widersprich mir nicht Alyssa. Carter wird sich um deine Sachen kümmern. Und jetzt komm.“
Lilly konnte ihre eigene Verzweiflung bis ins Mark spüren. Gegen diesen Mann kam sie nicht an. Ganz egal wie sehr sie sich bemühte, er war der Stärkere und diese Gewissheit machte alles nur noch schlimmer. Die Hilflosigkeit, die sie in seiner Nähe spürte war erdrückend, aber sie kam nicht dagegen an. Trotzdem versuchte sie ihm ein letztes Mal klar zu machen, dass sie barfuß nicht durch den Flur hinaus zu seinem Wagen laufen wollte.
„Bitte … Mr. Blake … lassen sie mich meine Schuhe holen“, Lilly wollte nicht um etwas Selbstverständliches betteln, doch blieb ihr bei seiner Beharrlichkeit kaum eine andere Wahl.
Zumindest schienen ihre Worte dieses Mal Gehör zu finden. Nachdenklich sah er an ihr hinab, blickte auf ihre nackten Füße, dann zur Wohnungstür, die immer noch weit offenstand, dann abschätzend zur Treppe, die hinauf zur großen Haustür führte. Lilly hoffte schon darauf sich endlich Schuhe anziehen zu dürfen, als er sich plötzlich bückte, sie sich wie einen Sack Mehl über die Schulter warf und losmarschierte. Lilly schämte sich in Grund und Boden, doch er wirkte nicht nur entschlossen, sondern auch auf seltsame Weise entspannt: „Natürlich wollen wir nicht, dass sich die Lady die zarten Füße verletzt, wenn sie durch diesen Müll hier gehen muss.“
Für Ethan schien das Ganze ein großer Spaß zu sein, doch Lilly war die Situation, der Umstand ihm regelrecht ausgeliefert zu sein, einfach fürchterlich peinlich. Deshalb trommelte sie mit beiden Fäusten so fest sie konnte auf seinen harten Rücken ein. Doch Ethan schien das absolut nicht zu beeindrucken. Er rückte sie auf seiner Schulter gerade ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken sie runter zu lassen: „Hör auf zu zappeln Alyssa oder willst du, dass wir die Treppe hinauffallen?“ „Lassen sie mich endlich runter“, ungehalten begann Lilly wie ein bockiges Kind mit den Beinen zu strampeln, doch auch das beeindruckte ihn nicht. Mit einem festen Klaps auf den Hintern unterstrich Ethan seine Worte und Lilly gab endlich nach, als sie die Eingangstür erreicht hatten. Allmählich begriff sie, dass sie sich wehren konnte wie sie wollte, gegen diesen Kerl hatte sie keine Chance und das war eine absolut deprimierende Feststellung. Ihr wurde mit erschreckender Deutlichkeit bewusst, das Ethan, als er an der Tür kurz stehen blieb und Carter Anweisung erteilte während er sie behandelte wie ein ungehobelter Klotz, der geborene Anführer war. Ethan Blake war kein erfolgreicher Geschäftsmann geworden, weil er freundlich Bitte und Danke sagte, sondern weil er regierte.
Während Ethan in knappen Worten erklärte, was Carter aus der Wohnung holen sollte, hing Lilly verzweifelt über seiner Schulter, als hätte sie sich damit abgefunden wie ein Sack Mehl behandelt zu werden. Machtlos stemmte sie ihre Ellbogen in seinen Rücken, stützte den Kopf darauf und versuchte durch den dichten Schleier, den ihre krausen Locken vor ihrem Gesicht bildeten, irgendetwas zu erkennen. Doch sie sah nur schemenhafte Umrisse. Was in ihr die Hoffnung aufkeimen ließ, in dieser schrecklich peinlichen Situation wenigstens nicht erkannt zu werden.
„Stoß dir nicht den Kopf“, Lilly hörte, wie Ethan die Autotür öffnete um sich im selben Moment leicht nach vorne zu beugen. Lilly rutschte von seiner Schulter und plumpste auf den Rücksitz eines SUV. Dann schloss er von außen die Tür und ging um den Wagen herum, um auf der anderen Seite einzusteigen. Lilly wunderte sich über sein plötzliches Gentlemen Gehabe, immerhin hätte sie doch auch einfach durchrutschen können. In dem riesigen Wagen wäre sogar genug Platz gewesen um über ihre Beine hinweg zu steigen. Nein, offensichtlich erinnerte sich dieser ungehobelte Kerl endlich an seine gute Kinderstube.
Im selben Moment, als Lilly Ethan anblaffen wollte, ging die Fahrertür auf und Carter stieg ein. Über den Sitz hinweg reichte er Ethan Lillys Handtasche und ein paar Ballerinas.
-Mein Gott- dachte sich Lillys Selbstwertgefühl -Noch peinlicher kann’s nicht mehr werden-.
Doch da täuschte sie sich ganz gewaltig, denn anstatt ihr die Schuhe einfach zu geben, bat Ethan sie, ihre Beine zu heben. Lilly sah ihn missbilligend an: „Ich bin ein großes Mädchen, ich kann meine Schuhe selbst anziehen.“
Ethan ignorierte ihre ausgestreckte Hand, mit der sie nach ihren Schuhen greifen wollte, mit einem herablassenden Lächeln: „Ich bin mir ganz sicher, dass du das kannst, aber ich möchte nicht, dass du dir dabei vielleicht den Rücken verreckst oder dir womöglich den Finger brichst.“ „Arschloch“, dieser Mann brachte sie so sehr auf die Palme, dass sie es nun war die ihre gute Kinderstube vergaß. Ihn zu beschimpfen tat auf fast beruhigende Weise gut.
Ethan schien das allerdings nicht witzig zu finden, denn er erwiderte ihren Blick mit zusammengekniffenen Augen: „Holla junge Dame. Bedenken Sie ihre Wortwahl.“ „Hören Sie auf mich wie ein Baby zu behandeln, dann werde ich einen passenderen Ton anschlagen.“ „Oh, der Abend fängt langsam wirklich an mir Spaß zu machen“, Ethan war offensichtlich amüsiert. Er war Gegenwehr nicht gewohnt und sich mit Lilly zu duellieren machte ihm offenbar Spaß.
„Schön, dass ich zu ihrer Unterhaltung beitrage“, erwiderte Lilly gekränkt.
Wie ein bockiges Kind verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah zum Fenster hinaus.
Sie fragte sich endgültig was sie in diesem Wagen, der sich durch die Straßen von Brooklyn schlängelte, eigentlich tat. Was wollte dieser Mann von ihr und was sollte das ganze Gehabe? Immerhin war sie eine erwachsene Frau und kein unmündiges Kind. Eine Tatsache, die dieser Kerl offensichtlich gerne übersah oder war das seine Masche? Glaubte er wirklich sie mit diesem ‚ich sorge mich um deine Sicherheit‘ Getue rum zu kriegen? Schon seit frühester Kindheit war sie durchaus in der Lage sich ihre Schuhe selbst anzuziehen. Was bildete er sich nur ein?
„Lässt du mich dir jetzt die Schuhe anziehen?“ Ethan wollte Lilly nicht weiter beim Schmollen zusehen, obwohl sie dabei zugegebener Maßen ziemlich süß aussah.
„Behandeln sie mich nicht wie ein Baby. Ich kann und werde meine Schuhe selbst anziehen“, Lilly sah ihn nicht an. Schmollend blickte sie weiter in die Nacht hinaus. Die Lichter huschten an ihr vorbei ohne, dass sie sie wirklich wahrnahm. Lilly war in Gedanken ganz woanders.
Sie hatte Angst. Angst vor diesem Mann, der neben ihr saß. Die unantastbare Aura, die ihn umgab schüchterte sie ein, machte ihr Angst und doch war er unglaublich faszinierend. Die faszinierende Schönheit seines Äußeren, gepaart mit der Unnahbarkeit und Selbstsicherheit seines Auftretens brachte sie völlig durcheinander. Doch woher konnte sie wissen, dass er ihr nicht etwas antun würde?
Wie konnte sie nur so dumm sein, einfach mit ihm zu gehen?
„Lass mich das machen“, Ethans Stimme klang weich, fast ein wenig liebevoll. Aber Lilly wollte nicht nachgeben. Dieser Kerl sollte wissen, dass sie nicht so einfach zu beeindrucken war: „Warum? Sind sie ein Fuß Fetischist? Tatschen sie gern Frauenfüße an?“ „Oh Gott“, Ethan lachte, „nein … ich möchte dir einfach nur die Schuhe anziehen. Warum machst du so ein Drama draus?“ „Ich??? … Sie haben mich wegen den scheiß Schuhen wie einen Mehlsack aus dem Haus geschleppt. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so gedemütigt worden.“ „Das hatte ich nicht beabsichtigt. Ich wollte einfach nur nicht, dass du dich verletzt. In diesem Flur liegt mehr Müll rum als in meinem Abfalleimer.“ „Diese Diskussion ist absolut überflüssig. Sie sind nichts weiter als ein selbstgefälliges Arschloch. Halten sie an Carter“, Lilly war schrecklich wütend. Alles was sie wollte war davonlaufen, raus aus diesem Wagen, weg von diesem Mann … so weit wie sie nur konnte und dabei war es ihr ganz egal, ob sie nun Schuhe trug oder nicht. Eine Frau, die barfuß durch die Straßen ging war in New York sicher nichts Ungewöhnliches.
Doch Carter fuhr stur weiter die Straße entlang ohne sie zu beachten. Auch Ethan reagierte nicht. Er sah fast so aus, als wüsste er nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er wirkte beinahe ein kleinwenig ratlos, aber Lilly war das egal. Sie war gerade richtig in Fahrt. Obwohl sie Ethan überhaupt nicht kannte, gab es so vieles, dass sie ihm an den Kopf werfen wollte. Die Art wie er sie behandelte, ließ in ihren Augen darauf schließen, dass er es nicht gewohnt war Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Ethan Blake war ein Mann, der das Kommando führte und Lilly ging das ganz gewaltig auf den Sack. Sie wollte sich nicht herum kommandieren lassen … nicht von diesem selbstverliebten Macho.
„Halten sie endlich an“, schrie Lilly, mehr verzweifelt als ängstlich. Aber wieder reagierte Carter nicht. Offenbar nahm er nur Anweisungen von seinem Boss entgegen und Lilly fragte sich eine Sekunde lang, ob er solche Situationen wohl gewohnt war?
„Hast du keinen Hunger?“ Ethans fast unschuldige Frage verwirrte Lilly endgültig.
Was war das denn jetzt?
„Es ist halb Zehn … nein, ich hab keinen Hunger mehr“, ihr pampiger Unterton war nicht zu überhören, aber Ethan ließ sich dennoch nicht aus dem Konzept bringen: „Ich schon. Würdest du mir die Ehre erweisen mir beim Abendessen Gesellschaft zu leisten?“ „Oh Mann“, verzweifelt ließ Lilly sich wieder in den Sitz fallen. Was sollte sie nur tun? Aus diesem Kerl wurde sie einfach nicht schlau.
Aber wollte sie das überhaupt?
Lilly beschloss den Abend einfach über sich ergehen zu lassen, was blieb ihr denn auch anders übrig? Ganz offensichtlich kam sie aus der Nummer ohnehin nicht mehr raus, bevor er bekam, was er wollte. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, dass er sie, wenn sie sich nur recht boshaft gab, bestimmt nicht mehr wiedersehen wollte. Dieser Mann suchte nicht nach einer Frau, mit der er sich auseinander setzten musste. Sondern nach einem leichten Opfer. Also war sie auf dem richtigen Kurs und den einen Abend würde sie überstehen.
Wie schlimm konnte es schon werden?
Den Rest der Fahrt schwiegen sich Lilly und Ethan einfach an. Beide starrten sie angestrengt aus ihren Fenstern, als würden sie nach einem Weg suchen, die Welt zu retten. Beide wussten sie nicht, was sie noch sagen sollten. Nicht einmal, als Carter den SUV in einer Tiefgarage irgendwo an der Upper East Side geparkte. Lilly wollte einfach aus dem Wagen raus, der in einer Parklücke, direkt neben einem Fahrstuhl stand, doch Ethan griff nach ihrem Arm: „Bleib sitzen … Bitte.“ Ungläubig sah sie ihn an. Was sollte das nun wieder? Warum musste er ständig Befehle geben?
Kopfschüttelnd sank Lilly erneut in den Sitz zurück. Beobachtete, wie Ethan in einer geschmeidig eleganten Bewegung aus dem Wagen stieg.
- Mein Gott, dieser Mann- …
… dachte sie sich, als seine Wagentür ins Schloss fiel und sich die Ihre nur einen Augenblick später öffnete. Galant reichte Ethan ihr die Hand, doch sie blickte auf ihre nackten Füße hinab ohne nach seiner Hand zu greifen.
Ethan hielt ihre Ballerinas wie eine Trophäe fest. Lilly spürte deutlich, dass ihr keine andere Wahl blieb als sich in die Schuhe helfen zu lassen. Wenn sie nicht zu ließ, dass er ihr die Schuhe anzog, warum auch immer ihm das so wichtig war, würde er sie sich sicher wieder wie einen Sack Mehl über die Schulter werfen und das war mit Sicherheit, obwohl sie in der Tiefgarage außer Carter niemand sehen würde, sehr viel peinlicher als sich in die Schuhe helfen zu lassen. Also griff Lilly nach seiner Hand, rutschte an die Kannte des Ledersitzes und streckte ihm ihren rechten Fuß entgegen.
Das triumphierende Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, war Provokation auf höchstem Niveau. Lilly musste sich wirklich sehr zusammen reißen, um ihm nicht eine schallende Ohrfeige mitten in die herablassende Visage zu knallen.
„War doch gar nicht so schlimm, … oder?“ Scharmant half Ethan Lilly aus dem Wagen.
-Verdammt – …
… dachte sie sich. Bei jeder noch so kleinen Berührung dieses Mannes wurde ihr heiß und als er sie an der Hand zum Aufzug führte, begann ihr Blut fast zu kochen. Diese seltsame Mischung aus Angst und Erregung ließ sie schwindelig werden, als er den Code für den Fahrstuhl eintippte. Dabei war es sicherlich nicht nur die Berührung seiner Hand, die die Ihre fest umklammert hielt, sondern die geschmeidige, weiche Art, wie er sich bewegte, die sogar das Drücken einer Zahlenkombination auf einem Tastenfeld zu einem fast erotischen Erlebnis machte.
- Reiß dich doch zusammen - …
… Lillys inneres Engelchen saß auf ihrer Schulter und ermahnte sie zur Wachsamkeit, doch das kleine Teufelchen, das den Kampf gegen ihren Selbsterhaltungstrieb beinahe gewonnen hatte, wusste längst, dass es zu spät war. Wenn sie diesem Mann, der vor Widersprüchen nur so zu strotzen schien, in sein Apartment folgte, war klar, wo der Abend enden würde.
Obwohl der Aufzug für 8 Personen ausgelegt war, war er Lilly in seiner Nähe definitiv zu eng. Ethans Charisma vermochte einen Raum vollständig auszufüllen, was Lilly in dieser beengten Umgebung das Gefühl gab, zu ersticken. In seiner Nähe fühlte sie sich so unwichtig und klein. Ein Gefühl, das ihr nicht gefiel. Dass sie mehr verängstigte, als sie sich selbst eingestehen wollte.
Als sich die Fahrstuhltüren im 48 Stockwerk öffneten, verschlug es Lilly die Sprache. Vor ihr erstreckte sich ein kleiner Eingangsbereich und direkt dahinter das Wohnzimmer. Wobei Zimmer nicht das richtige Wort war, um auszudrücken, was sich da vor ihr erstreckte. Denn das, was da drei Stufen niedriger als der Eingang, vor ihr lag, war eine riesige Halle, ausgestattet mit bequemen Polstermöbeln, edlem Parkettboden, einem riesigen Fernsehgerät und kleinen Kommoden an den Wänden.
Lilly hatte eine total durchgestylte, unpersönliche Wohnung erwartet, weil das ihrer Meinung nach seinem Naturell entsprach, doch das was sie nun sah, verschlug ihr den Atem. Sicher waren die Möbel alle schrecklich teuer, aber die ganze Einrichtung war auf eine sehr charmante Art durcheinander, eben einfach nicht perfekt. Lilly gefiel das sehr gut.
Ethan stand neben ihr. Er konnte ihre Bewunderung sehen: „Du musst dir die Aussicht ansehen“, sein leises Flüstern riss Lilly aus einer bewundernden Starre, „ich werde mir was Bequemeres anziehen.“
Als wäre sie aus einem Traum erwacht, sah Lilly Ethan hinterher. Sah, wie er im Laufen sein Jackett abstreifte, sich die Krawatte vom Hals zog und dann am Ende des Flurs in ein Zimmer verschwand.
Wie angewurzelt stand Lilly am Treppenansatz und starrte durch die riesige Glasfront. Mein Gott, schon Cales Wohnung hatte sie völlig überfordert, aber was sie nun sah war einfach atemberaubend schön.
Nur langsam, fast andächtig trat Lilly an das Fenster heran. Zu ihren Füßen lag New York, die Stadt mit ihren Millionen Lichter, die wirklich niemals schlief und vor ihr der Central Park, der in der Dunkelheit aussah, wie ein schwarzes Loch. Nur wenige Laternen entlang der Straßen, die den Park durchzogen, leuchteten und verliehen dem ganzen etwas Mystisches. Wie mochte die Aussicht sich erst am Tag präsentieren, wenn sie ihr nun, mitten in der Nacht schon die Sprache verschlug? Wie privilegiert musste ein Mensch sein, wenn er so eine Wohnung, und Lilly hatte davon ja wirklich noch nicht fiel gesehen, mit einer solch atemberaubend schönen Aussicht sein Eigen nennen durfte?
Zu Tränen gerührt stand Lilly da, sah hinaus in die Nacht und bemerkte nicht, wie eine ältere Dame an sie herantrat. Erst, als sie sich räusperte, fuhr Lilly erschrocken herum: „Verzeihen sie bitte Ma’am, darf ich ihnen etwas zu trinken bringen?“ „Ähm … “, Lilly war überrascht, „nein … vielen Dank.“ „Sehr wohl. Das Essen wird in etwa 10 Minuten fertig sein“, erwiderte sie und verschwand genau so leise, wie sie aufgetaucht war.
Lilly sah ihr nach. Natürlich hätte sie damit rechnen müssen, dass ein Mann wie Ethan Blake Angestellte hatte, doch es war beinahe zehn Uhr abends. Beutete er seine Bediensteten etwa rund um die Uhr aus?
- Sähe ihm auf jeden Fall ähnlich - …
… dachte sich das kleine Engelchen, das mit einem Schwert in der Hand in der Luft herumfuchtelte. Lilly lachte in sich hinein. Woher kamen denn plötzlich diese inneren Stimmen, die ihr ins Gewissen redeten?
Wie aus dem Nichts kam plötzlich Ethan lässig die drei Stufen herab geschlendert. Bei seinem Anblick fiel Lilly beinahe in Ohnmacht. Er war barfuß, trug schwarze Jogginghosen, die ihm viel zu locker auf den schmalen Hüften hingen und den Blick auf die feinen Härchen frei gaben, die unterhalb seines Bauchnabels begannen und Lilly sich erst gar nicht vorstellen wollte, wo sie endeten. Ethan war sich seiner Wirkung auf Frauen absolut bewusst und Lilly sich deshalb ganz sicher, dass er diesen Auftritt genauso geplant hatte. Denn erst, als er beinahe direkt vor ihr stand, zog er sich ein weißes T-Shirt über, das nun seinen absolut perfekt definierten Körper zumindest zu verdecken suchte. Das Shirt lag so unglaublich eng an seinem göttlichen Sixpack an, das er sich selbst durch den Stoff hindurch erahnen ließ und die V-Form seines Oberkörpers ganz besonders zur Geltung brachte. Sofort sprang das kleine Engelchen auf ihrer Schulter mit dem Schwert im Anschlag in Hab-Acht Stellung:
- Nimm dich vor dem bloß in Acht -
„Gefällt dir die Aussicht?“ fragte Ethan fast ein wenig zu unschuldig. Was Lilly zu der Annahme verleitete, dass er nicht die Stadt zu ihren Füßen gemeint haben könnte. Sicher hatte er ihren sabbernden Blick bemerkt. Dabei sah er nicht aus, als würde ihn das überraschen. Ganz sicher hatte er diesen Auftritt genauso geplant, weil er wusste, dass er ein verdammt heißes Kerlchen war und damit durchaus zu kokettieren verstand.
„Welche?“ fragte Lilly kess und das Teufelchen, das inzwischen ihren Verstand niedergerungen hatte, sprang in die Luft vor Freude:
- Jawohl Mädchen, zeig’s dem Kerl -
Ethan lächelte. Er schien durchaus verstanden zu haben: „Es hat schon Vorteile so hoch oben zu wohnen und damit meine ich jetzt nicht die Aussicht.“ „So? … Was meinen sie dann?“ „Das sollten wir erst nach dem Essen vertiefen“, sein Lächeln nahm urplötzlich sehr verruchte Züge an und Lilly begriff sehr wohl, worauf er hinauswollte. Schließlich war sie nicht dumm. Sie wusste längst, warum er sie in seine Wohnung gebracht hatte. Am Ende dieses Abends würde sie in seinem Bett landen … daran bestand keinerlei Zweifel. Die Frage war letztlich nur, wie leicht oder wie schwer sie es ihm machte.
„Hast du schon Bekanntschaft mit Mrs. Archer gemacht?“ Ethan wechselte plötzlich das Thema. Dabei gewann Lilly langsam Spaß an der Sache. Schließlich war sie sich sehr sicher, dass es eine einmalige Sache sein würde. Also warum nicht mit einem lebenden Gott ein wenig Spaß haben?
„Ja, … hab ich … Beuten sie eigentlich all ihre Angestellten bis spät in die Nacht aus?“ Lilly wurde mutiger. Wollte sie ihn vor einer halben Stunde noch am liebsten umbringen, war nun mit einem Mal die ganze Stimmung eine Andere. Er wirkte gelöster, nicht mehr so steif und bedrohlich. Was wahrscheinlich daran lag, dass er in seinen unglaublich sexy Jogginghosen sehr lässig und jugendlich aussah.
„Nein, das ist eine Ausnahme. Eigentlich esse ich meist auswärts zu Abend. Möchtest du nun mit mir essen?“ Ethan schob lässig seine Hände in die Taschen seiner Hose, die dadurch noch etwas weiter nach unten rutschte und sah Lilly erwartungsvoll an. Offensichtlich lag ihm wirklich etwas daran.
„Nein, danke … Ich hab schon zu Abend gegessen.“ „Aber ich hab dir doch auf die Karte geschrieben.“ „Auf der Karte stand nur, dass sie mich abholen würden. Aber ehrlich gesagt hab ich das für einen Scherz gehalten?“ „Warum?“ „Das liegt doch auf der Hand Mr.Blake.“ „Nein… für mich nicht. Warum glaubst du ich hätte das nicht ernst gemeint?“ „Weil sie Sie sind und ich Ich.“ „Ja und? Ich pflege mit solchen Dingen nie Scherze zu machen. Du bist eine sehr hübsche Frau.“ „Ach wirklich?“, Lilly lächelte überrascht, „eigentlich bin ich bis gerade eben davon ausgegangen, dass sie mich einfach in die Kiste kriegen wollen und jetzt flirten sie mit mir?“ „Oh“, Ethan wirkte amüsiert, was Lilly verärgerte: „Machen sie sich etwa über mich lustig?“ „Nein, ich finde nur deine Direktheit sehr erfrischend. Also? Isst du jetzt mit mir?“ „Nein, sagte ich doch schon.“ „Bitte … Mrs. Archer hat extra gekocht. Eigentlich ist sie nur Deinetwegen noch im Dienst.“ „Hören sie auf mir ein schlechtes Gewissen zu machen.“ „Funktionierts denn?“ Wieder spielte dieses wundervolle, schelmische Lächeln um seine Lippen, dem Lilly nur schwer widerstehen konnte. Denn es machte aus dem knallharten Geschäftsmann einen attraktiven, jugendlichen Mann.
„Kannst du dich jetzt vielleicht dazu durchringen ein paar Bissen mit mir zu essen?“ fragte Ethan. Dabei schob er seine Hände noch tiefer in die Taschen seiner Hose, die dadurch noch ein wenig weiter nach unten rutschte und Lilly fürchtete er könnte sie jeden Moment verlieren.
Will der dich provozieren?
„Na gut, aber nur damit Mrs. Archer nicht sauer auf mich ist. Ich glaub sie mag mich nicht“, stellte Lilly fest. Dabei verfinsterte sich seine Miene plötzlich, als hätte er sich eine imaginäre Ohrfeige eingefangen.
Da war er wieder, der Mann der Lilly Angst machte: „Das Personal muss dich nicht mögen. Es wird dafür bezahlt seine Arbeit zu tun. Für mich genauso wie für dich, wenn du hier bist. Also gewöhn dich daran. Ich dulde keinerlei Beziehung zwischen dir und dem Personal.“ „Oh man … Gott sei Dank arbeite ich nicht für sie. Sie sind ja ein Sklaventreiber.“ „Wenn du das so sehen willst. Ich erwarte von meinen Angestellten absolute Loyalität und bezahle dafür auch gutes Geld. Außerdem gehören zwei der Verlage, bei denen du dich beworben hast, mir.“ „Woher wissen sie das?“ „Ich wäre kein guter Geschäftsmann, wenn ich meine Hausaufgaben nicht machen würde.“ „Sie haben mich ausspioniert?“ „Wenn du das so sehen willst? Was glaubst du wohl, woher ich weiß wo du wohnst und wo du studierst?“ „Wissen sie etwa auch noch meine BH Größe“, entrüstet stemmte Lilly die Fäuste in die Hüften. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte sie sich schon jemals in ihrem Leben so … gefühlt? Ja, … wie denn eigentlich? Betrogen? Verraten? Hintergangen?
Lilly konnte dieses Gefühl, das sich um ihren Magen klammerte nicht einmal benennen, aber es fühlte sich beschissen an.
„Das ist derzeit kein relevantes Detail“, Ethan war sich keiner Schuld bewusst. Aber Lilly war stinksauer: „Was soll das? Warum tun sie so etwas?“ „Weil ich es kann, Alyssa. Außerdem weiß ich gerne ganz genau, mit wem ich es zu tun habe.“ „Sie sind wirklich ein Arschloch.“ „Das hast du schon des Öfteren betont und ich finde das langsam nicht mehr witzig.“ „Ich auch nicht. Deshalb werde ich jetzt gehen“, fest entschlossen, unter lauten Jubelschreien ihres kleinen Engelchens, wandte Lilly sich ab und wollte gehen. Doch Ethan packte sie am Arm, krallte seine kräftigen Finger so fest in ihr Fleisch, das sie sich sicher war, er könne den Knochen ihres Oberarms spielend leicht auseinanderbrechen: „Du wirst hierbleiben und endlich mit mir essen.“ „Ich bin keine Angestellte, die sie für ihre Loyalität bezahlen und es widerstrebt mir absolut, dass sie mich ausspionieren.“ „Du musst das verstehen Alyssa. Ich bin ein sehr reicher Mann und muss mich in gewissen Situationen absichern. Also bitte, bitte, bitte iss endlich mit mir zu Abend. Ich sterbe gleich vor Hunger“, flehend sah er sie an, ließ sie sogar los damit sie sich nicht mehr bedroht fühlte.
Lilly hatte keine Ahnung was sie von all dem halten sollte. Aber seine Augen strahlten sie mit einem Mal so zuckersüß an, dass sie ihm einfach nicht widerstehen konnte.
Also ließ Lilly sich von Ethan ins Esszimmer begleiten. Dort warteten bereits zwei Teller mit Steak und Gemüse und Lilly fragte sich, wie sie die riesige Portion nachts um zehn überhaupt noch essen sollte? Schließlich hatte sie doch schon zu Abend gegessen. Aber weil sie sich sicher war, das Ethan nur wieder sauer werden würde und sie das auf jeden Fall zu Gunsten ihrer Gesundheit vermeiden wollte, setzte sie sich an den Tisch.
„Das ist ein verdammt gutes Steak“, anerkennend nickte Lilly mit dem Kopf. Schon lange hatte sie kein so zartes Stück Steak mehr gegessen und das Gemüse war absolut perfekt gegart.
„Ja, in der Küche ist Mrs. Archer wirklich nicht zu toppen“, Ethan war durchaus bewusst, was er an seiner Haushälterin hatte, als er sich ein großes Stück Steak in den Mund schob.
„Warum studierst du Journalismus?“ Lilly war überrascht von Ethans Frage: „Warum nicht?“ „Ich hab deine Stipendiums Arbeit gelesen. Du hast eine sehr angenehme Art zu schreiben.“ „Verraten sie mir, wie sie an all diese Infos gekommen sind. Das gefällt mir überhaupt nicht.“ „Ich beschäftige eine große Anzahl an Personen dafür, dass sie mir Informationen aller Art beschaffen.“ „Ah … natürlich … trotzdem finde ich das sehr unheimlich. Beantworten sie mir eine Frage?“ Lilly schob den Teller bei Seite und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, während Ethan voller Genuss weiter kaute: „Sicher, aber hör bitte endlich auf mich zu siezen. Ich bin Ethan.“ „Das kommt auf die Antwort an.“ „Na dann … schieß los.“ „Warum machen sie sich die ganze Mühe? Weshalb beauftragen sie ihre Angestellten damit in meinem Leben herum zu schnüffeln? Wenn es Ihnen nur darum geht mich in die Kiste zu kriegen, können sie das auch einfacher haben.“ „Du bist wirklich gerade heraus“, das angenehm überraschte Grinsen in seinem Gesicht reichte beinahe von einem Ohr bist zum anderen: „Das gefällt mir.“ „Gerne doch … also?“ Lilly sah ihn erwartungsvoll an.
Ethan brauchte über die Antwort nicht nachzudenken: „Du hast mich zurückgewiesen. Das hat mich … sagen wir mal … angestachelt. Niemand widersetzt sich mir.“ „Warum?“ „Weil ich der Boss bin. Man führt kein Milliarden Unternehmen indem man nett ist. Ich verlange Loyalität, Zuverlässigkeit und Gehorsam von allen.“ „Im Klartext heißt das also, sie müssen immer Alles und Jeden kontrollieren?“ „Ja, absolut. War die Antwort nun deinen Vorstellungen entsprechend?“ „Sie war ehrlich … zumindest glaube ich das. Es ist schon sehr spät Ethan. Ich möchte jetzt gerne nach Hause gehen“, Lilly wischte sich mit der Stoffserviette über den Mund und sah ihn dabei gespannt an. Sie glaubte wirklich, dass seine Antwort ehrlich gewesen war. Und gerade deswegen war sie der Meinung, es sei besser die Reißleine zu ziehen, bevor doch noch etwas geschah, was sie sich zwar insgeheim wünschte, aber dennoch sicher sein konnte, dass es nicht vernünftig wäre.
„Du hast deinen Teller noch nicht aufgegessen“, protestierte Ethan vorsichtig. „Und was jetzt? Erzählst du mir deshalb was von den armen Kindern in Afrika die Hunger leiden müssen? Das hat bei meiner Mutter schon nie funktioniert.“ „Was soll ich nur mit dir machen?“ Frustriert ließ Ethan das Besteck auf den Teller fallen: „Du raubst mir echt den letzten Nerv. Kannst du mir nicht einfach einmal gehorchen ohne zu widersprechen?“ „Nein, das Spiel macht Spaß.“ „Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ein Glas Wein?“ „Nein danke. Ich vertrage keinen Alkohol. Was übrigens der Hauptgrund dafür war, warum ich den Drink abgelehnt habe. Ich hatte an dem Abend schon zu viel Champagner.“ „Wirklich?“ „Ja, was hast du denn gedacht?“ „Das du mich bewusst zurückweist.“ „Nein, ich wusste doch gar nicht, von wem der Drink kam. Die Kellnerin hat nur was von einem besonderen Gast erzählt. Außerdem hat meine Mutter mir immer gepredigt, ich solle keine Drinks von fremden Männern annehmen. Es könnten ja k.o. Tropfen drin sein.“ „Okay, das ist wirklich ein Argument“, den letzten Bissen kauend legte Ethan das Besteck endgültig zur Seite, wischte sich mit der Serviette den Mund ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er ein Mensch war, der sich in seiner Haut wohl fühlte. Alles an ihm, jede Geste, jede Bewegung, jedes Wort wirkte so selbstverständlich, als sei er dazu geboren der coolste Typ der Welt zu sein. Und vielleicht war es gerade das, was Lilly so beängstigte. Denn sie war das Gegenteil von ihm.
Diesem Mann mutig Paroli zu bieten, kostete sie alle Überwindung, die sie aufbringen konnte und veranlasste das kleine Teufelchen in ihr Freudensprünge zu vollführen. Aber es machte auch Spaß, denn wirklich böse schien er ihr nicht zu sein. Er schien genauso Gefallen in diesem seltsamen Vorspiel zu haben wie sie auch. Dennoch war Lilly der Meinung, es sei besser endlich zu gehen. Schließlich hatten sie nun gemeinsam gegessen und da das ja offenbar das gewesen war, worum es ihm ging, war es wirklich besser die Reißleine zu ziehen, bevor sie doch etwas tat, was ihr Angst machte. Denn, ob sie wirklich mutig genug war um zu sehen, wo der Abend sie noch hinführte, wusste sie nicht. Auch ihre inneren Stimmen waren sich dessen nicht einig. Das Teufelchen jubelte und das Engelchen winkte mahnend mit dem Zeigefinger.
„Ich möchte jetzt gerne gehen“, Lilly sprach diese Worte zwar laut aus, doch eigentlich war sie sich nicht einig. Sie wusste, dass es besser war einen Strich unter diesen Abend zu machen bevor es zu spät war und sie zu einer weiteren Trophäe in seiner Sammlung werden würde.
Andererseits machte das Spiel Spaß und Ethan Blake war zweifelsohne ein unglaublich schöner und erotischer Mann. Ein Kerl, für den es sich vielleicht lohnte sich die Finger zu verbrennen. Obwohl sie schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Aber das brauchte er ja nicht zu wissen.
Oder hatten seine Leute auch das ausgegraben?
Lilly schauderte. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, machten ihr Angst, während Ethan entspannt in seinem Stuhl lehnte und sie einfach nur mit diesem, für ihn so selbstverständlichen, selbstgefälligen Lächeln ansah. Lilly hatte fast das Gefühl, als könne er ihren inneren Kampf fühlen, als könne er ihre Gedanken sehen.
Eine kleine Unendlichkeit lang sagte er nichts, musterte sie einfach nur. Bis er sich zu ihr vorbeugte, sie ernst ansah: „Wir wissen beide das du nicht gehen willst Alyssa.“ „Oh … bist du dir dessen wirklich so sicher?“ „Ja, absolut. Keine Frau widersteht mir.“ „Du bist wirklich ein selbstgefälliges Arschloch.“ „Danke… du wiederholst dich gern, hab ich Recht?“ „Meine Mom hat mir beigebracht immer die Wahrheit zu sagen.“ „Naja, ich glaub ich muss mal mit deiner Mutter sprechen. Sie macht mir das Leben nämlich ziemlich schwer.“ „Na dann hat sie ihren Job ja richtig gut gemacht.“ „Absolut. Komm“, in einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich von seinem Platz und reichte Lilly die Hand. Im selben Moment tauchte Mrs. Archer aus dem Nichts auf und fragte: „War das Steak recht, Sir?“ „Ja, danke Mrs. Archer. Sie können sich dann zurückziehen.“ „Ja Sir“, erwiderte sie artig, griff nach den Tellern und den Platzdeckchen und verschwand.
- Sklaventreiber - …
… moserte Lillys kleiner Engel, der wirklich absolut nicht gut auf Ethan Blake zu sprechen war.
„Nennen dich all deine Angestellten Sir?“ Lilly musste diese Frage loswerden, da sie mit einem Mal das Gefühl hatte in einer Militär Kaserne gelandet zu sein.
Ethan verzog seine Lippen zu einem einseitigen, süffisanten Grinsen und sagte: „Ja und solange du hier bist werden sie dich Ma'am nennen.“ „Oh mein Gott, bloß nicht.“ „Oh doch. In meinen Kreisen ist eine gewisse Distanz zu den Angestellten unabdinglich. Das habe ich dir doch schon erklärt.“ „Jawohl Sir“, Lilly schlug die Hacken zusammen und legte sich die Hand an die Stirn, als würde sie vor ihm salutieren. Ethan verzog deswegen grimmig das Gesicht: „Könntest du das lassen?“ „Warum?“ „Weil mir das nicht gefällt.“ „Warum nicht? Ich find’s ziemlich witzig.“ „Treib es nicht zu weit“, Lilly konnte sehen, wie Ethan auf die Zähne biss. Mit nur einem Schritt überwand er die geringe Distanz zwischen sich und ihr und griff ihr in den Nacken. Ethan packte so fest zu, wie an dem Abend im J's und Lilly blieb die Luft weg. Ihre Augen funkelten ängstlich, doch sie war absolut unfähig zu reagieren.
„Sei vorsichtig Alyssa, du willst mich nicht auf die Palme bringen … glaub's mir.“ „Lass mich los“, obwohl ihre Knie schlotterten, weil mit einem Mal die schon fast verschwundene Angst vor ihm, vor seiner Kraft, vor seiner Unberechenbarkeit, wieder in ihr aufstieg, war sie nicht gewillt nachzugeben.
„Nein“, Ethans Augen glühten, „Ich werd dich ficken … jetzt.“
Lilly stockte der Atem. Ja, sie wusste letztlich von Anfang an, worauf dieser Abend hinauslaufen würde und eigentlich missfiel ihr die Vorstellung dessen nicht einmal. Aber nun, wo er sie so bösartig ansah, nahm ihr die Angst vor ihm die Luft zum Atmen.
Vehement versuchte sie ihn von sich zu stemmen. Mit aller Kraft presste sie ihre Hände gegen seine Brust. Doch Ethan beeindruckte das überhaupt nicht. Er verstärkte seinen Griff in ihren Nacken derart, dass sie das Gefühl hatte, er wolle ihr das Genick brechen.
Dicke Tränen rannen ihre Wangen hinab. Tränen die sie aus Verzweiflung, aus Angst und aus Wut vergoss. Warum war sie nur so leichtsinnig gewesen mit ihm zu gehen?
Ethan zog Lilly an sich als gäbe es nichts Leichteres. Dabei wollte sie seinem glühenden Blick ausweichen, doch ihr wurde schnell bewusst, dass sie keine Chance haben würde, egal wie sehr sie versuchte sich ihm zu widersetzen.
Lilly verlor den Halt, als Ethan seine weichen Lippen auf die Ihren presste, seine Zunge in ihren Mund drängte und er spürte das. Denn sofort legte er seine freie Hand auf ihren Po und zog sie noch fester an sich heran.
Lilly schluchzte verzweifelt. Zu oft in ihrem Leben war sie zu etwas gezwungen worden, was sie nicht wollte. Aber als sie nun seine Erektion an ihrem Bauch spürte, war sie der Verzweiflung näher als jemals zuvor. Weil sie diesen arroganten, selbstgefälligen Mann liebte … ja, das war ganz eindeutig das Problem. Lilly hatte sich in Ethan verliebt, war zumindest dabei ihr Herz an ihn zu verlieren, weil er sie trotz allem faszinierte und wusste doch ganz genau, dass er diese Gefühle niemals teilte. Gefühle, die sie bis zu diesem Moment selbst nicht hatte einschätzen können, die sie nicht kannte.
Lilly war 22 und verlor zum ersten Mal in ihrem Leben ihr Herz. All die Jahre war sie sich sicher gewesen abgestumpft, für immer verdorben zu sein, weil sie zu viel erleben musste, was sie nicht verarbeiten konnte und nun war da dieser wunderschöne Mann, der dabei war ihr, ihr Herz endgültig aus der Brust zu reißen ohne es überhaupt zu bemerken.
Lilly weinte bitterlich. Dabei war der Kuss so wunderschön, seine Lippen so unglaublich weich und zärtlich. Ganz anders als sein Griff. Er hielt sie so fest, dass sie sich kaum rühren konnte. Ihre Arme eingeklemmt zwischen ihren Körpern war sie ihm wehrlos ausgeliefert. Dabei hatte sie gar nicht mehr die Kraft gegen ihn anzukämpfen.
Lilly war sich sicher, das Ethan spüren konnte, wie sie sich ihm ergab, dass sie langsam in seine Arme sank, seinen Kuss zu erwidern begann. Ja, das kleine Teufelchen auf ihrer Schulter wollte mit diesem unglaublich erotischen Mann schlafen und das Engelchen verkroch sich in eine Ecke und jammerte kläglich.
„Ich … werde … dich … glücklich … machen …“, ohne seine Lippen von den Ihren zu lösen hauchte Ethan liebevolle Worte in ihren Mund. Doch ihre Tränen versiegten nicht. Der letzte Rest Verzweiflung wollte nicht aus ihrer Seele weichen. Noch nie hatte sie mit einem Mann geschlafen, weil sie es wollte. Doch nun wollte sie ihn, obwohl die Angst sie beinahe erstickte, diese ungekannte Begierde zu viel für sie war.
Als wäre sie leicht wie eine Feder hob Ethan Lilly auf seine Arme. Immer noch küsste er sie, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang und sich von ihm tragen ließ. Sie hatte keine Ahnung wohin, wusste nicht, was passieren würde, was er vorhatte. Doch es war ihr mit einem Mal ganz egal. Vielleicht würde er ihr zeigen wie Liebe wirklich funktionierte, wie es sich anfühlte aus freiem Willen mit einem Mann zu schlafen. Und wenn nicht, war Ethan Blake nichts weiter als die nächste Enttäuschung in ihrem Leben die sie wegstecken musste.
„Ich bin scharf auf dich seit du das J`s betreten hast“, nur für einen kurzen Augenblick ließ Ethan von ihren Lippen, als er sie zu Boden ließ, um die Dusche anzustellen. Sein Blick, während er sich seiner Klamotten entledigte, fesselte Lilly auf eine Weise, die ihr Blut zum Kochen brachte. Der Anblick seines unglaublich erotischen Körpers machte sie verrückt, ließ ihr Herz hämmern, ließ das Verlangen, diese harten Muskelpakete, die seinen Bauch definierten, zu berühren, ins unermessliche steigen.
Lilly wurde schwindlig. Vor ihr stand ein Mensch gewordener Gott und sie hatte trotz all des unerträglichen Verlangens Angst davor ihn zu berühren. Ethan lächelte zufrieden. Ja, dieser Mann war sich der Wirkung seines trainierten Körpers auf Frauen bewusst. Er wusste, dass Lillys Knie zitterten, dass es tief in ihr zu pulsieren begann.
„Gefällt dir, was du siehst?“ Lilly wusste, dass sie ihm nicht zu antworten brauchte. Er konnte die Antwort in ihren Augen sehen, die ihn, die seinen Adonis gleichen Körper anschmachteten.
Ganz behutsam zog Ethan Lilly an seinen splitternackten Körper. Wieder spürte sie seine Erektion. Aber dieses Mal fühlte sich das was sie in ihr auslöste, richtig an. So übernahm sie das erste Mal in ihrem Leben, wenn auch nur für einen winzigen Moment, die Initiative und reckte sich auf Zehenspitzen, um Ethan küssen zu können. Seltsamerweise schien gerade das für ihn wie ein wortloses Einverständnis zu sein. Denn, hatte er sie bis jetzt einfach nur geküsst, schob er nun beide Hände in den Bund ihrer Jogginghosen und schob sie ihr über den Po. Dabei glitten seine warmen Hände zärtlich über ihre nackte Haut.
Lilly stöhnte leise in seinen Mund, während ihre Zunge nun seinen Mund erforschte, sich auf einen Tanz mit der Seinen einließ. Sie fühlte, wie das Pochen in ihrem Inneren stärker wurde, wie sie dabei war sich für diesen Mann zu verlieren.