Читать книгу Mein kleines bisschen Einsamkeit - Sonja Krenn - Страница 5
3. Kapitel
Оглавление„Thea bist du es? Ich bin mir sicher, du bist ein Alien!“
Ich werfe einen genervten Blick über mein Buch hinweg. Mein Vater hat sich in Freizeitkleidung geschmissen, er trägt sogar eine Sonnenbrille. Eigentlich wollte ich nach meinem „Landgang“, wie ich die Ausflüge in die Welt der normalen Menschen nenne, meine Ruhe. Meine Mutter besteht darauf, dass Lucinda mich ab und zu zum Einkaufen mitnimmt, damit ich nicht vollkommen zum Einsiedler werde. Für mich ist das jedes Mal eine wahnsinnige Anstrengung, ich bin mir Trubel schließlich nicht gewöhnt. Obgleich ich nicht auf ihn reagiere, redet er weiter: „Ich meine ja nur… habe dich eben anders in Erinnerung!“
Mit seinem hämischen Grinsen mustert er mich. „Er hat mich anders in Erinnerung.“ Das muss er gerade sagen. Er trägt doch heute Kleidung, die seinem üblichen Stil widersprechen. Statt Anzug und Krawatte, Shorts und ein lässiges Polohemd. Ich habe mir nur die Haare gemacht. Meine Jogginghose ist neu, somit nicht ausgeleiert. Aber der Alien ist eindeutig mein Vater. Er bildet sich eben ein, Witze reißen zu müssen, weil er die letzten Wochen auf einer Dienstreise im Ausland war. England oder sogar irgendwo in Afrika? Ich schenke ihm keine weitere Aufmerksamkeit, da mir mein Buch in meiner Hand weitaus wichtiger ist. Wie immer braucht er Unterhaltung, wenn er seinen Milchkaffee schlürft. Die einzige Person in seiner direkten Umgebung bin in diesem Fall ich. Na bravo. „Wo ist deine alte Lieblingshose?“ „In meinem Zimmer!“, äußere ich genervt. Meine Augen kleben weiter auf den Buchstaben. „Gehört der Kleidungswechsel zu einem Versöhnungsplan?“ „Nein!“ Gereizt lege ich mein Buch zur Seite und drücke meine Augen zu einem engen Schlitz zusammen: „Ich möchte meine Ruhe, keine Gespräche und bestimmt keines über die liebe Frau Mama!“ Mein Vater stellt energisch die Tasse auf den Tisch, so dass der Kaffee über den Rand schwappt und den Unterteller zu einem Flussbett verwandelt. „Thea, es reicht! Dass du mit ihr einen scheinbar unlösbaren Disput hast, ist das eine, aber lasse mich aus dem Spiel!“ „Ständig auf Dienstreisen und wenn ihr da seid, spielt ihr die perfekten Eltern!“ Er schiebt seine Sonnenbrille hinunter, so dass ich seinen finsteren Blick sehen kann: „Du lebst von diesem Geld!“ „Schon gut, beruhige dich! Chill’ mal!“ Mit meinem Buch in der Hand, stapfe ich davon. „Kleiner Tipp! Mit deinem Dauergegrinse vorhin hast du mir besser gefallen. Sei doch bitte nicht immer so mürrisch!“, ruft mir mein Vater hinterher. Ich drehe mich um und sehe SEIN Dauergegrinse. Er ist heute irgendwie seltsam.
Auf meiner Schaukel habe ich meine Ruhe. Mit einer Hand halte ich mich am Seil fest, in der anderen halte ich das Buch, welches mir mein Vater zum Geburtstag schenkte. Lesen und schaukeln, das beherrsche ich in Perfektion! Immerhin übe ich das seit Jahren.
„Na, fleißig am Lernen?“, höre ich eine Stimme. Ich hätte mich wohl doch mit zwei Händen festhalten sollen. Vor Schreck kippe ich samt meinem Buch rückwärts vom Brett.
„Ein Tierlexikon!“, amüsiert sich Lukas über den Titel meines Buches, unterdessen ich mich aus meiner unbequemen Haltung befreie. Frechheit, statt mir zu helfen, steht er lachend da.
„Hallo, du wie wäre es mal, wenn du mir hoch hilfst?“, murre ich zuerst. Aber seine Freude über mein Schlamassel ist ansteckend. Er lacht bis ich es mir selbst nicht verkneifen kann. Erst als wir beide uns wieder gefangen haben, befreie mich von den Grashalmen und Erdresten auf meiner Kleidung. Schon wieder! Irgendwie habe ich ein Déjà-Vu. Lukas holt tief Luft, durch sein Lachen kann ich ihn kaum verstehen: „Entschuldigung, da war ich wohl zu stürmisch! Geht es dir gut?“
„Ich denke ja!“
Und jetzt? Smalltalk? Hilfe! Über was spricht man, wenn man „smalltalked“? Ich habe nie gelernt derartige Gespräche zu führen und was sollte ich ihm überhaupt erzählen? Ich erlebe ja nichts! In mir kreisen tausend Gedanken und ich fühle, wie meine Hände vor Aufregung zu beben beginnen. Und obwohl ich gleichzeitig schwitze und der Schweiß die Nähte meiner Ärmel tränkt, ist mir eiskalt. Dann ist das Einzige was mir einfällt: „Eigentlich lese ich Balletthefte. Ich mag Ballett, aber ich kann nicht tanzen. Also. Ähm. Und du schneidest fleißig Blumen?“
Wie dämlich bin ich eigentlich. Etwas Dümmeres hätte ich wohl nicht sagen können?
Lukas ist faszinierend, er überspielt mein sinnloses Geplapper einfach. „Eigentlich wollte ich Mittagspause machen. Vielleicht sogar mit dir?“
„Ich muss noch…“ Ich überlege, welche Ausrede wohl die überzeugendste sei und presse den nächsten Schwachsinn, über meine Lippen: „…Hausaufgaben machen.“
Die ersten Schritte gehe ich langsam zurück, drehe mich um und natürlich, ich stoße mich an der Schaukel. Mein Kopf läuft rot an. Verlegen renne ich wie ein kleines, verstörtes Kind in Richtung unseres Hauses. Gut gemacht, Thea. Du hast den ersten Preis bei der Peinlichkeits-Challenge. Was sage ich da, ich habe ein ganzes Abonnement von ersten Preisen in der Kategorie „Wie blamiere ich mich am besten“.
Mit einem Glas Wasser in der Hand stehe ich in der Küche und beobachte Lukas aus sicherer Entfernung durch das Fenster. Sobald er nur annähernd in meine Richtung sieht, ziehe ich den Vorhang vor mein Gesicht. Dessen undefinierbares Braun finde ich zwar ziemlich hässlich, aber er verdeckt mich und er ist undurchsichtig. Perfekt um mich zu verstecken! Mit mir wird Lukas aber sowieso nie wieder sprechen wollen. Er denkt sich bestimmt, ich sei seltsam. Wobei ich das auch irgendwie bin…
„Was hast du da draußen entdeckt?“
Lucinda betritt mit einem Korb voller Lebensmittel den Raum, sie sieht abgeschwitzt und erschöpft aus.
„Vögel…“, schwindele ich sie an und lenke auf ein anderes Thema: „Du siehst ziemlich fertig aus!“
„Ach die Männer, weißt du!“ Mit ihrem Akzent klang es zwar süß, doch die Verzweiflung war nicht zu überhören.
„Habt ihr euch gestritten?“, versuche ich mitfühlend auf ihren Kummer zu reagieren. Wie ein Wirbelwind bereitet sie alle Kochutensilien vor. Wäre der Boden aus Sand hätte sie eine Staubwolke aufgewirbelt, die zur einen Orkan werden würde. Währenddessen stellt sie einen Topf für die Nudeln auf den Herd und legt sich das Gemüse, zum Schneiden bereit. Ich habe das Gefühl, sie wolle meiner Frage aus dem Weg gehen. Doch mein Kopf ist voller Tipps aus schlauen Psychologiesendungen, die ich mir in den letzten Jahren angesehen hatte. „Bei der Arbeit kommt man besser ins Gespräch.“ Sogleich schnappe ich mir Schneideutensilien und Zutaten und beginne zu schnipseln.
„Was tust du da?“, äußert Lucinda empört. Wie durch ein Wunder beginnt sie zu sprechen.
„Gemüse schneiden!“
„Wenn du meinst!“
Noch bevor ich meine zu vorige Frage erneut stellen kann, verschwindet unser Hausmädchen aus der Küche. Langsam beginne ich zu verstehen, dass das männliche Geschlecht für uns Frauen nicht ausschließlich ein Segen ist. Sie beeinflussen unsere Laune und somit unseren ganzen Tag. Und somit auch den Tag der Menschen in der direkten Umgebung. Aber ich habe genug zu tun! Die Paprika und die Tomaten minimiere ich mit vollstem Ehrgeiz und vertiefe mich dabei in meine Gedanken. Trotz der Gefahr in unendlichster Trauer aufgrund herzloser Versetzung eines emotionslosen Typen zu verfallen, tagträume ich von uns beiden, wie wir über das Grundstück spazieren und es uns gemeinsam am Ufer des Teiches bequem machen. Wir lauschen den Fröschen, werfen winzige Steinchen ins Wasser und quatschen über unsere Hobbys. Die Sonne strahlt uns von hinten auf den Rücken und langsam lehne ich meinen Kopf auf Lukas Schulter...
„Vorsicht!“, ruft Lucinda und reißt mir das Messer aus der Hand. „Ich bin Haushälterin, keine Babysitterin…!“
Scheinbar hätte ich mir um eine Haaresbreite meine Fingerkuppe abgehackt.
„Du bist sowieso längst fertig. Die Stücke sind beinahe unbrauchbar…“
„Es sei denn du änderst das Rezept!“, grinse ich von meiner Idee überzeugt. Sie setzt an etwas über meine Mutter sagen zu wollen, doch ich unterbreche sie: „Meine Mutter ist weder hier, noch lasse ich mir etwas von ihr sagen.“
Mit meiner Ansage beeindruckte ich unsere Angestellte: „Okey, wenn du das sagst. Was möchtest du essen?“
„Lass uns das Gemüse pürieren. Dann haben wir eine leckere Soße. Ob ich es gegart zu den Dinkelnudeln esse oder wie ein Baby darüber gieße…das spielt doch keine Rolle?!“
„Und nachdem ich seit heute Babysitterin bin, muss ich es dir sogar auf diese Weise servieren!“, grinst sie. Wir beide lachen über ihren Witz, mit ihr ist es wie eine Freundin bei mir zu haben. Die Chance muss ich nutzen: „Haben wir deine schlechte Laune vertrieben?“
„Ein wenig!“
„Ich darf trotzdem nicht fragen worum es geht?“
„Nein! Aber du darfst mir verraten, ob du Lukas magst?“
Grundsätzlich gebe ich erst Auskunft, nachdem ich eine erhalten habe, doch mein Mund möchte rund um die Uhr von ihm sprechen, ich wüsste nur niemanden, den es interessiert. Lucinda eröffnete mir mit ihrer Frage die goldene Quasseltür: „Er ist echt hübsch und nett und fleißig und …“ Ich zähle mindestens zwanzig Eigenschaften auf, die mich an ihm beeindrucken. Dass sie durchwegs zuhört, muss ich ihr hoch anrechnen. Vermutlich erregte ich mit jedem Wort einen Würgereiz oder langweilte sie, aber meinem Herz tat die Schwärmerei unendlich gut.
„Okey, du magst ihn wirklich. Dachte ich mir! Wirst du ihm die Wahrheit erzählen?“
„Warte, woher weißt du es?“
„Als ich zum Einkaufen fahren wollte, habe ich euch im Garten beobachtet…“
Wie ein Film spielt sich die Situation in meinem Kopf ab. Mein peinlicher Sturz, das unglücklich verlaufene Gespräch und zu guter Letzt mein äußerst seltsamer Abgang. Mein Gesicht erwärmt sich wie ein Teekocher in Sekundenschnelle. Meine Wangen müssen knallrot sein.
„Keine Sorge, aller Anfang ist schwer!“, ermutigt sie mich.
Ich tunke eine mit Nudeln voll beladene Gabel in die Soße, rühre etwas um und stopfe mir die Masse in den Mund. Ein Tropfen der roten Soße landet auf meinem Shirt und überdeckt den Schriftzug. Ob das beim Waschen jemals wieder herausgeht? Ansonsten habe ich mein Oberteil neugestaltet. Das müsste ja ganz im Sinne meiner Mutter sein…
Lucinda schüttelt resignierend den Kopf: „Das wiederum solltest du lassen!“
„Was meinst du?“
Sie deutet auf meinen Fleck: „Dieses hastige Essen!“
Ich mampfe trotz ihres Hinweises zufrieden weiter. Viel zu selten komme ich in den Genuss von Teigwaren. Zu ungesund heißt es. Zu viele unnötige Kalorien und Giftstoffe.
„Thea, passe gut auf. Sehe mir zu und lerne!“
Mit der Gabel pickt sie eine einzige Nudel auf, welche sie am Rand des Tellers abstreift bevor sie diese langsam zum Mund befördert und zu allem Überdruss ein Stück abbeißt, auf dem sie eine ganze Weile kaut. Auf diese Weise braucht sie womöglich Stunden. Mir fiel zuvor nie auf, dass sie derartig langsam Nahrungsmittel zu sich nehmen kann. Deshalb wiegt sie garantiert kaum mehr als drei Säcke Zement, wenn überhaupt.
Ich zupfe an einer hellblauen Seidenbluse, dessen Knöpfe mich irritieren, herum. Dazu kombiniere ich einen kurzen Minirock und meine Haare hängen offen über eine Schulter.
„Das bist du nicht!“, sage ich zu meinem Spiegelbild. „Du siehst ganz anders aus!“ Ich ziehe an dem rosafarbenen Oberteil herum und riskiere, dass es in der Mitte zerreißt oder ein Knopf sich von einem Faden löst. Sehnsüchtig sehe ich hinüber zu meinen Jogginghosen und kann mich mit dem Gedanken, ständig dieses enge Zeug zu tragen, einfach nicht anfreunden. Das Gespräch mit Lucinda brachte mich bei diesem Problem kaum weiter. Wird Lukas dieses Outfit gefallen oder nicht? Mag er mich, wenn ich eine Hose anhabe oder ist es ihm egal? Er hat es leicht, er muss lediglich in seine grüne Arbeitshose schlüpfen, darunter ein Pullover und zur Krönung setzt er sich sein Cap auf. Fertig ist das Outfit.
In meiner Verzweiflung zücke ich das Handy und wähle Fritzis Nummer. „Bitte geh ran!“, hoffe ich und beschwöre mit meinen Augen den Bildschirm meines Gerätes.
„This Person is not answer. Please try it later again!”, ertönt aus dem Lautsprecher. Ich vergaß, es ist Montag. Fritzis Yoga-Tag. Ich setze mich in den Mauervorsprung vor meinem Fenster, der wie eine Couch mit Kissen und Decken ausgelegt ist und sehe hinaus über die Baumkronen des Grundstücks. Meine Schaukel weht im seichten Wind und die ersten Blätter tanzen Richtung Boden um sich dort zum Schlafen zu legen. Und das Ende August. Mich erschleicht das Gefühl, dass sich alles um mich ändert, sich weiterdreht, seinen Lebenslauf geht und ich, ich hänge in meinem Körper fest. Ich bin Gefangene meines Selbst, meines Schicksal und ich kann nichts dagegen tun. Alles was ich weiß, erfuhr ich im Internet oder aus dem Fernsehen. In meinem Alter hat man einen Partner, ich habe die quakenden Frösche im Teich vor meinem Fenster. Andere arbeiten, ich mache Fotos und verkaufe sie für wenig Geld im Internet. Pizzaabende mit Freundinnen? Im besten Fall Nudeln essen mit Lucinda. Meine beste Freundin findet kaum Zeit mehr zum Telefonieren und unser Hausmädchen wird zu meiner wichtigsten Kontaktperson in meinem Leben. Ich weiß zwar, dass ich mich in Selbstmitleid bade, doch meine Situation frustriert mich zunehmend.
Es klopft an der Tür, ich wische die Tränen aus meinem Gesicht: „Ja, wer ist da?“
Der Fuß meines Vaters schiebt sich ins Zimmer: „Mäuschen, ich habe dich weinen gehört. Seit unserem Gespräch warst du wie vom Erdboden verschluckt, ich wollte dich nicht verletzten. Darf ich hereinkommen?“
Ich drehe mich kurz zum Fenster, befreie mein Gesicht von der restlichen Feuchtigkeit und wende mich ihm erneut zu: „Du kannst hereinkommen, es hat nichts mit dir zu tun.“ Ein wenig schäme ich mich für die Unordnung, immerhin hat Lucinda die gesamte Kleidung aufgehoben. Es liegt dennoch genügend am Boden herum. Zumindest das Kabel meines alten Laptops hebe ich auf und lege es auf den Schreibtisch und befreie den Stuhl von dem Stapel Büchern, die dort seit Langem liegen. Es ändert wenig an meinem Chaos, denn jetzt stapelt sich jede Menge auf dem Tisch.
„Darf ich fragen, was los ist?“, fragt mich mein Vater vorsichtig. Wir sprechen selten miteinander, er ist schließlich meist außer Haus.
„Ach, ich möchte einfach normal sein…“
„Was meinst du mit „normal?“
„Normal eben. Freunde, Arbeit, …“, erkläre ich, obwohl er genau weiß worum es geht. Er legt seine Hand auf meine Schulter und setzt sich zu mir auf den Vorsprung: „Sei einfach du selbst und genieße dein Leben soweit es geht und sei offen für Neues…“
Was möchte er mir damit sagen? Ich komme nie vom Gelände weg, es sei denn ich muss in die Klinik. Wie soll ich für Neues offen sein?
„…du bist wunderbar! Vergiss das nie!“, ergänzt er und erhebt sich von seinem Platz.
„Musst du schon weg?“
„Ja, die Arbeit ruft, tut mir leid!“, entschuldigt er sich für das abrupte Unterbrechen seines Trostes. Es kam mir so vor, als würde er eine Distanz wahren wollen, die für eine Vater-Tochter-Beziehung recht ungewöhnlich ist. Mich überkommt ein schlechtes Gefühl, ich war ziemlich pöbelhaft zu ihm in der Laube.
„Ich war ungerecht zu dir! Kannst du darüber bitte wegsehen?“, versuche ich mich zu entschuldigen. Ein sanftes Nicken und ein „Schon gut!“ muss mir genügen, aber ich glaube er hat mir verziehen. Mit einem Zwinkern verlässt er den Raum. Ich befreie mich von den unbequemen Kleidungsstücken und werfe sie in anderes Eck des Zimmers. In meinen Jogginghosen fühle ich mich eben am wohlsten.
Wenige Tages später werde ich von dem Nachrichtenton meines Handys geweckt. Der Zeiger der Uhr steht gerade auf der Sieben, es gäbe keinen Grund für mich um diese Zeit aufzustehen. Dennoch interessiert mich, wer mir frühmorgens schreibt.
Hey Thea, sorry hatte gestern nach dem Yoga ein Date. Auch heute wird’s mit Telefonieren nichts.Tom und ich gehen ins Kino. Ich hoffe, dir geht es gut. Sei bitte nicht sauer, ich habe leider nicht so viel Freizeit wie du. Hab dich lieb!
Das kann doch wohl nicht wahr sein. Um mir mitzuteilen, dass sie auf Wolke 7 schwebt und ich deshalb die zweite, ach was sage ich, die zehnte Geige spiele, weckt sie mich. Und was soll „Ich habe leider nicht so viel Freizeit…“ heißen. Die spinnt wohl! Sie weiß ganz genau, dass ich auf diese „Freizeit“ verzichten würde, wenn ich ein normales Leben haben könnte. In mir steigt das Verlangen auf, gegen mein Bett zu treten oder das Smartphone ins Eck zu werfen. Wie kann sie nur in diesem Maße unverschämt zu mir sein. Freizeit! Ich würde alles für ein normales Leben geben, eines mit Arbeit, Freunde und Stress. Ihr „Ich hab‘ dich lieb“ kann sie sich sparen! Und was mache ich mit dem angebrochenen Tag? Schlafen kann ich nach diesem Ärger nicht mehr und zum Aufstehen habe ich grundsätzlich um diese Zeit keine Lust. Draußen ist es kühl und im Haus fühle ich mich einsam. In meinem Bett bin ich unter meinen weichen Decken und zwischen den flauschigen Kissen in Sicherheit. Niemals würde mich ein Mörder unter dem Berg finden und wenn doch, dann sticht er in Stoff und Füllmaterial und verfehlt meinen Körper.
Mein Kaffee schmeckt viel besser seitdem ich heimlich Milch hineinschütte, und ja ein Zuckerwürfel landet auch ab und zu darin. Einmal erwischte mich Lucinda, sie schenkte mir ein Zwinkern und ignorierte meine „Straftat“ stillschweigend. Ich folge im Fernseher ein Gespräch zweier Menschen über Stressbalance im Alltag. Work-Life-Balance oder wie sie es nennen. Stress. Ich rühre gelangweilt in meiner Tasse. Eine dicke Wolldecke dient mir als zweite Haut. Ich habe es mit gemütlich gemacht und lasse mich von zwei Experten über Hektik bequatschen. Das ist Ironie vom Feinsten.
„Guten Morgen, wirst du wohl eine Frühaufsteherin?“, lacht Lucinda, die hinter sich den Staubsauger nachzieht. „Darf trotzdem das Wohnzimmer saugen?“
„Trotz was?“
„Naja ich möchte nicht stören!“
„Ach Quatsch, ich überlege sowieso nach draußen zu gehen…“
„Ich würde aufpassen…“, blinzelt sie mir zu.
„Wieso?“
„Lukas hilft seinem Vater beim Einpflanzen der Blumentröge.“
Oh nein! Ich muss mir etwas Ordentliches anziehen und meine Haare kämmen, ehe ich nur einen Fuß in unseren Garten setze. Wie von der Tarantel gestochen hüpfe ich auf. Dabei schütte ich mein Heißgetränk über den gesamten Schlafanzug. Zum Glück war es bereits abgekühlt, ich spüre dennoch den warmen Striemen, der an mir hinab läuft. Stress. Das musste dieser Stress sein. Das Herz klopft, im Kopf dreht sich alles. Mir wird übel!
„Warte, ich zeige dir was!“, hält sie mich auf. Sie zupft ein wenig an meinen Haaren und bindet sie zu einem Zopf zusammen, vorne streicht sie zwei Strähnen heraus und lässt sie entlang meiner Wange herunterfallen.
„Du ziehst Kleidung an, in der du dich wohlfühlst…“
Ich unterbreche sie: „Nein, ich muss gut aussehen!“
„Lasse mich aussprechen. Du ziehst Kleidung an, in der du dich wohlfühlst und dann tust du so, als würdest du ihm helfen wollen.“
Mit ihren langen Haaren und ihrer dünnen Figur kann sie alles anziehen, sie wird immer gut aussehen. Tipps von ihr kann ich dementsprechend nicht ganz ernst nehmen.
Verdutzt ziehe ich die Augenbrauen nach unten: „Warum sollte ich das?“
„Während man arbeitet kommt man am besten ins Gespräch. Das hast du mir beigebracht!“
Dass sie sich das gemerkt hat, ehrt mich. Doch wie stellt sie sich das vor? Ich gehe zu Lukas, nehme eine Schaufel und helfe ungefragt mit?
Weil ich nicht weiß, wie ich das am schlausten anstellen sollte, frage ich nach: „Wie soll ich ihm mitteilen, dass ich ihm zur Hand gehen möchte?“
„Langweile!“
„Ausgeschlossen! Er soll denken, ich hätte im Alltag wie alle anderen genügend zu tun!“
Wie aus der Pistole geschossen macht sie mir einen neuen Vorschlag: „Soziales Projekt!“
„Nein!“
„Hmmm, ein Gestaltungsprojekt!“
Ich schüttele mit dem Kopf. „Warum soll es sich um ein Projekt handeln?“
Mir fällt zwar selbst nichts Besseres ein, aber ihre Vorschläge überzeugen mich nicht.
„Du studierst!“, äußert sie selbstbewusst und von sich überzeugt, als wäre es bereits ein Fakt.
Während im Fernsehen die zwei Experten weiter über Stress plaudern, bringt mich Lucinda auf ganz neue Gedanken. Ich bin Studentin. Das passt. Deshalb bin ich oft zu Hause, man muss schließlich nicht unbedingt in eine Universität, beziehungsweise reicht meine fiktive Anwesenheit dort an wenigen Tagen.
„Ich studiere“, wiederhole ich laut und überlege das Fach. Lucinda musste Traubenzucker gegessen haben oder in einen Brunnen voller guter Ideen gefallen sein: „Mediengestaltung!“
„Nicht schlecht!“, gebe ich zu. „Wie verkaufe ich ihm das glaubwürdig?“
„Du bastelt am Computer ständig an deinen Fotos, die übrigens sehr künstlerisch aussehen. Du hättest vermutlich tatsächlich das Zeug dazu.“
„Danke!“, grinse ich. Sie denkt, ich könnte Mediengestalterin werden. Lucinda wächst mir unabhängig von den Komplimenten mehr ans Herz. Ihre Tipps sind goldwert und sie ist der einzige Mensch, der stets für mich da ist. Das kann sich Fritzi längst nicht mehr auf ihre Fahne schreiben.
„Aber wie verkaufe ich ihm das glaubwürdig? Irgendwie gibt das noch nicht richtig Sinn?!“
„Du machst, das schon Thea. Aber ich muss jetzt weiterarbeiten!“
„Und danke, dass du mir hilfst!“, füge ich glücklich hinzu und hüpfe beschwingt aus dem Wohnzimmer. Der Staubsauger brummte, vermutlich hörte sie mich gar nicht mehr.
Im aufrechtem Gang steuere ich ohne Umwege auf Lukas zu. Hoffentlich funktioniert mein Plan. Er kniet vor einem Beet am Boden und gräbt konzentriert Blumenzwiebeln ein.
„Darf ich helfen?“, überstürze ich ihn mit meinem Anliegen. Keine Reaktion. Ich gehe einen Schritt näher auf ihn zu und frage erneut: „Darf ich dir behilflich sein?“
Ignoriert er mich? Vielleicht hört er schlecht. Ich beuge mich zu ihm und spreche lauter: „Darf ich dir helfen?“
Blitzartig springt Lukas auf. „Verdammt, musstest das sein?“
Ich gluckse. Zu lustig sah es aus, wie er nach hinten sprang, wodurch die Blumenerde im hohen Bogen über ihn flog und paar Meter weiter hinten im Gras landete. Auch sein Gesicht und sein Hemd sind mit Erdkrümel bedeckt. Er nahm die Kopfhörer ab und wischte sich über die Stirn. „Du findest das also lustig? Na warte!“
Mit beiden Händen gräbt er tief im Beet, holt eine Menge Erde heraus und lässt es von oben herab über mich herunter regnen.
„Gefällt dir das?“, schäkert er. Ich tue es ihm gleich und werfe eine Hand voll zurück. Bevor es in einer Schlacht endet, werden wir von seinem Vater gestört. Begeisterung sieht anders aus!
„Wie sieht es hier denn aus? Was soll das? Lukas! Ich bin enttäuscht von dir!“
Lukas dreht sich zu mir und lächelt mich verschmitzt an. Ich halte inne, obwohl unter meiner Bauchdecke der Lachreiz kitzelt.
„Und du junges Fräulein, mir ist egal, ob du die Tochter des Eigentümers bist. Du bringst das Chaos mit ihm in Ordnung! Ansonsten werde ich mich über dich beschweren!“
Wir warten bis er außer Reichweite ist. Dann ist kein Halten mehr. Wir brechen in lautem Gelächter aus. Er holt tief Luft und verstellt seine Stimme um seinen Vater nachzuäffen: „Junges Fräulein, ich werde mich über dich beschweren!“ Dabei gestikuliert er wie dieser und zieht eine Grimasse. Ich kann kaum atmen, selten habe ich Spaß wie diesen.
„Das hast du nun davon!“, kickst er.
„Eigentlich wollte ich genau das!“, gebe ich zu.
Ungläubig legt er seinen Kopf zur Seite: „Du wolltest, dass wir wie Ferkel aussehen und Ärger von meinem Vater bekommen?“
„Du bist doof! Nein!“, ich kann nach wie vor kaum sprechen, mein Bauch schmerzt vom Lachen.
„Was dann? Dass ich einen Herzinfarkt erleide?“
„Neeeeein!“, feixe ich. „Ich wollte dir helfen!“
Mit geballter Faust stupst er mich zart in den Arm: „Das hättest du auch einfacher haben können!“
„Habe ich versucht!“
Er drückt mir eine Schaufel in die Hand: „Dann los!“
Mit meinen Blicken untersuche ich den Gegenstand in meinen Händen. „Was machen wir jetzt?“
„Siehst du die Kisten dort hinten, dass alles muss unter die Erde!“
Er zeigt auf die Ladefläche des Gärtnerfahrzeugs, worauf sich unzählige Kisten mit blühenden Blumen stapeln. Im Geiste versuche ich sie zu zählen, aber die Menge lässt mir nichts Anderes übrig als sie zu schätzen: „Das sind ja mindestens 100 Stück!“
„Genau richtig. Und wir müssen die Erde, die sich im Gras verteilt hat zurück ins Beet schaffen. Wir haben genügend zu tun!“
„Bis wann haben wir Zeit?“, erkundige ich mich und hoffe auf die Antwort „Zwei Monate“ oder von mir aus „zwei Wochen“. Seine hingegen gefällt mir ganz und gar nicht: „Vier Stunden, eben bis zu meiner Mittagspause.“
Ich traue meinen Ohren nicht: „Vier Stunden? Tage doch oder?“
„Wenn wir Gas geben, schaffen wir das locker. Wäre in dieses Beet keine Bombe eingeschlagen, wäre ich weitaus weiter“, sagt er in einer Zuversicht, die ich nicht mit ihm teilen kann. Er kann mir alles erzählen, aber das schaffen wir niemals! Und ich bin auch noch schuld daran. Ich verstecke mich zwischen meinen Schultern und zische verlegen ein kaum hörbares „Tut mir leid!“
„Mit deiner Hilfe macht es zumindest mehr Spaß!“, versucht mich Lukas zu motivieren. Er zieht mich zum Transporter und gibt mir die ersten Blumen. Ich frage mich nur, weshalb mein ganzes T-Shirt nass geschwitzt ist, obwohl ich noch keinen Handgriff gearbeitet habe?!
Wenige Stunden später haben wir tatsächlich beinahe den gesamten Inhalt der Kisten eingepflanzt. Meine Kopfhaut juckt von der Erde, die sich unter meinen Haaren eingenistet hat. Meine Hände sind in einen Erdmantel gehüllt, der bei jeder Bewegung stückweise abbröckelt. Es fühlt sich gut an von der Arbeit dreckig zu sein! Als Team arbeiten wir gut zusammen, wodurch die Akkordarbeit weniger anstrengend ist. Zuvor unterhielten wir uns über die Pflanzen und seinen Job. Ich kannte bisher keinen Unterschied. Bei Autos geht es mir genauso. Blumen sind Blumen. Autos sind Autos. Auf den ersten Blick kein Unterschied. Dank ihn weiß ich jetzt, dass es Herbst- und Frühjahrsblüher gibt und weshalb wir Dahlien und Chrysanthemen einpflanzen müssen und welche Pflege sie brauchen. Und ich dachte, gießen und Sonne wäre das einzige was Blumen brauchen.
„Sag mal, wieso hast du eigentlich den ganzen Vormittag Zeit um mir zur Hand zu gehen?“
Auf diese Frage warte ich ja schon lange! Ich sage lediglich „Studium!“ um mich in keiner Lüge zu verhaspeln, die ich letztendlich falsch wiedergeben würde.
„Studium?“
„Mediengestaltung!“
„Interessant. Erzähl mir mehr!“
Ich schlucke. Was soll ich erzählen? Lucinda und ich hätten die ganze Situation zuvor einmal durchspielen sollen um den Ernstfall, der jetzt eingetreten ist, zu proben. Hastig durchblättere ich meine Gedanken im Kopf um mir etwas einfallen zu lassen.
„Ähm Fotogestaltung, Design und so etwas. Du weißt schon.“
„Hört sich spannend an. Welches Semester?“
Die erste Zahl, die mir einfällt, prasselt aus meinem Mund: „Vierzehn.“
„Vierzehn? Wieso glaube ich dir das nicht?“
Um ihn nicht ansehen zu müssen, richte ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die Zwiebel, die ich unter die Erde bringen möchte. „Vier, ich meinte viertes Semester!“
„Achso, viertes Semester. Du bist kaum in der Uni, richtig?“
„Ach, da kann man viel von zu Hause ausmachen“, äußere ich entspannt.
„Ich habe eher das Gefühl, du vertiefst deinen Lernstoff in letzter Minute. Du hängst ziemlich oft herum.“
Was soll ich darauf nur sagen, er hat ja Recht.
„Ich lerne nachts!“
Mein innerlicher Monk schämt sich für mich. Nachts! Dein Ernst, Thea?!
„Beeindruckend! Das könnte ich nicht!“
Anstatt zu antworten, stecke ich eine weitere Zwiebel in ein Loch und buddle es zu. Hoffentlich kann ich mir meine ganze Schwindelei merken. Ich studiere Mediengestaltung im vierten Semester. Die Uni besuche ich selten, weil ich überwiegend von zu Hause aus lerne… und das nachts.„Und welchem Job möchtest du anschließend nachgehen?“ Wie macht er das, er hat offensichtlich unendlich dieser schwierigen Fragen. „Fotografie…“ „Fotografin?“ „Ich liebe es Insekten und Pflanzen zu fotografieren!“, erkläre ich und sage dabei sogar die Wahrheit. Lukas gießt über die bepflanzten Stellen, dieweil er feststellt: „Wenn du Pflanzen fotografierst, solltest du dich damit auskennen“ r deine Werke, wenn du eine Aufklärung wünschst. Wirkt professioneller.“ Mein Gegenüber beweist mir mit jedem Wort seine Intelligenz. Von wegen Gärtner hätten keinen Grips. Im Gegenteil! Für seine Arbeit braucht er ziemlich viel Fachwissen und merken muss er sich auf einiges. „So fertig, Zeit für eine Mittagspause!“, freut er sich. „Durch deine Hilfe habe ich es in beinahe drei Stunden geschafft. Danke!“ Drei statt vier Stunden? Mein Zutun brachte ihm lediglich eine Stunde Ersparnis, ich bin eine grottige Praktikantin. Aber hätte ich ihm nicht geholfen, wäre mir wohl verwehrt geblieben, wie heiß er aussieht, wenn er sich den Schweiß von seiner Stirn wischt. „Ich hole mir in meiner Pause etwas vom Bäcker. Hast du Lust mitzukommen?“ Angestrengt überlege ich, welche er meinen könnte. In unmittelbarer Nähe sind ausschließlich Felder und Wiesen. Der nächste Bäcker ist vermutlich in der Stadt. „Das ist mir zu weit“, lenke ich postwendend ein. Belustigt sieht er mich an: „Natürlich fahre ich mit dem Auto dorthin, hüpf hinein.“ Ich darf das Grundstück keines Falls verlassen! Warum höre ich auf meine Mutter, obwohl sie irgendwo im Ausland ist? „Danke, es gibt im Haus genügend zu tun…“ „Schade. Du hättest mich bestimmt gut unterhalten.“ „Nächstes Mal!“ Ich hasse mich für meine Hörigkeit!
„Lucinda, das war unverantwortlich von ihnen!“, höre ich meine Mutter im Eingangsbereich lauthals brüllen. Ich bezweifle, dass das gut für ihre Stimme ist. „Ich habe Sie angestellt, damit sie das Haus pflegen und nach dem Rechten sehen…
Ich könnte mich im Viereck übergeben. Seit Wochen sie ignoriert mich, doch kaum passt ihr eine Kleinigkeit nicht, dreht sie durch.
„Frau Baker, entschuldigen Sie. Ich war unachtsam“, quiekt unser Hausmädchen mit zarter Stimme. Es ist wie ein Kampf zwischen Bär und Maus. Lucinda, in diesem Fall die Maus, kann nur verlieren.
„Max erzählte mir, es lag überall Erde herum und er fand eine Tasse mit Resten von Milchkaffee. Auf unserem teuren Sofa hat er Flecken entdeckt. Vermutlich vom Milchkaffee? Mir ist sogar völlig einerlei, ob Sie oder meine Tochter die Verursacher von allem sind. Ihnen gebe ich eine Verwarnung. Seien Sie nächstes Mal vorsichtiger und vor allem rücksichtsvoller, ansonsten sieht es schlecht für Ihre Anstellung bei uns aus!“
Der Lautstärke nach zu beurteilen, wird meine Mutter morgen heiser sein. Wie kann sie nur so herzlos mit unserem Hausmädchen reden. Sie hat keinen Fehler gemacht. Mich verwundert, dass diese sich zu rechtfertigen weiß: „Ich habe dem Gärtner geholfen, er bekam spontan eine Lieferung. Dabei ließ ich leider meinen Kaffee stehen. Ich wollte danach sofort putzen, aber ihr Mann kam mir scheinbar zuvor.“
Die Sachlichkeit und Ruhe ihrer Antwort fasziniert mich, ich hingegen würde wie ein Schlosshund heulen, wenn ich angeschrien werde.
„Wie gesagt, es ist mir völlig schnuppe. Verachten Sie ihre letzte Chance nicht!“
Dann knallt eine Türe, ich vernehme ein leises Schluchzen. Die arme Lucinda! Wie kann ich mich jemals bei ihr dafür bedanken, dass sie mich gedeckt hat?