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Die Geschichte von Eia

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Es wird gesagt, dass Eia die erste Tochter der Elemente ist. Es wird auch gesagt, dass Eia aus Feuer, Wasser, Erde und Luft geboren wurde und nun im Äther lebt. Auch wird gesagt, dass Eia das schönste Wesen weit und breit gewesen sei. Ihre Güte und Liebe zu Allem was wächst, war bis tief in den Äther hinein bekannt. Die Elemente gaben ihrer liebreizenden Tochter den Namen Eia, zu Ehren ihrer Mutter Erde, Gaia.

Die hübsche Eia war zudem eine gute Freundin von Mutter Erde und in jenen fernen Tagen war es oft üblich, dass sie zusammen spazieren gingen. Damals hatte es noch nicht dieselbe Vielfalt an Leben auf der Erde gegeben. Abgesehen von den Elementen, Eia und einigen ersten Pflanzen und Steinen war der Rest eher kahl. Dennoch soll es eine schöne Zeit gewesen sein – so berichten es jedenfalls die vier Elemente.

Mutter Erde liebte ihre Freundin und Tochter über alles. Sie liebte aber auch die Elemente und die kleinen Pflanzen und bunten Steine. Und eines Tages konnte sie nicht mehr untätig zusehen. Die Tochter der Elemente war zu schön. Zu bezaubernd, um in der materiellen Welt leben zu können, denn sobald sie irgendwo vorbei ging, hielt alles seinen Atem an. Hingerissen von Eias Makellosigkeit vergaßen die Pflanzen zu wachsen, die Steine rollten wild umher, das Wasser staute sich und alles kam zum Stillstand.

Lange zauderte Mutter Erde Eia davon zu erzählen. Die schöne Eia war zutiefst erschüttert, und auch wenn es sie sehr traurig machte, so erkannte sie doch die Wahrheit dahinter.

Es wird erzählt, dass Eia danach die grobstoffliche Welt verließ und in den Äther zog, aus dem alles stammt. So wie einst ihre Eltern, die vier Elemente, aus dem Äther geboren waren, so ging sie dahin zurück. Vom Äther wurde sie mit offenen Armen empfangen, denn lange schon hatte dieser sie beobachtet und sich in die reizende Eia verliebt. Anfangs ignorierte Eia sein Werben. Ihr Herz schlug noch immer unten, auf Mutter Erde, und sie wäre lieber dorthin zurückgekehrt. So aber wechselten sich Sonne und Mond unzählige Male ab und Eia lernte den Äther näher kennen, bis sie eines Tages feststellte, dass auch sie sich in den Äther verliebt hatte. Kurz darauf heirateten beide und es wurde ein wundervolles, rauschendes Fest.

Selbst Mutter Erde verließ ihre Wohnstatt für diese Zeit und freute sich, ihre liebste Freundin und Tochter so glücklich vorzufinden. Dennoch war ihr Wiedersehen mit Trauer verbunden. Sobald ihre Mutter den Äther wieder verlassen hatte, wurde Eia bewusst, wie sehr sie das Leben auf der Erde noch immer vermisste. In ihrer jetzigen Form aber konnte sie nicht mehr zurück. Sie hatte sich entschieden, zum Wohl der Erdbewohner fortzugehen und hatte dafür ihren physischen Körper aufgeben müssen. Aber auch Mutter Erde war betrübt, denn mit Eia hatte sie eine wahre Freundin verloren.

Fortan lebte die schöne Eia hin- und hergerissen zwischen ihrer Freude am neuen Leben und der Trauer um den Verlust der einstigen Tage. Ihr Gemahl tat sein Möglichstes, um sie von ihren Sorgen abzulenken und doch weinte Eia viel.

Eines Tages aber geschah etwas, was Eias, Mutter Erdes und das Leben des Äthers stark veränderte. Eia wurde schwanger und die Kinder, welche sie gebar, waren die ersten Naturwesen. Es waren dies ganz besondere Wesen, zart und flüchtig wie der Äther, aber auch stark und fest wie die Elemente. In ihnen vermischten sich alle Dinge und ermöglichten es den Naturwesen, innerhalb der Welten wechseln zu können. Denn anders als ihre Mutter waren die Kinder nicht mehr an den Äther gebunden und konnten in den Zwischenbereich (die Astralwelt) steigen.

Als die Naturwesen dies taten, verliebten sie sich augenblicklich in die Wunder von Mutter Erde - ein edles und blühendes Geschöpf mit diesem Reichtum an Leben und Farben. So beschlossen die Naturwesen fortan, hier zu bleiben und Mutter Erde zu helfen, ihren Garten zu pflegen. Nicht nur Gaia war darüber sehr glücklich und froh, emsige Helfer zu haben, sondern auch Eia. Denn nun konnte sie durch die Augen ihrer Kinder die Erde fast wieder so sehen, wie in alten Tagen, als sie auf ihr gewandelt war.

Es wird gesagt, dass die Naturwesen die Kinder von Eia und dem Äther sind. Auch wird gesagt, dass die Naturwesen die Kinder von Mutter Erde sind. Beides ist richtig, denn Eia wurde aus den vier Kindern von Mutter Erde geboren. Also sind die Naturwesen wirklich die Kinder von Mutter Erde, dem Äther und den Elementen, welche sie noch heute bewohnen. So gab sich am Ende alles die Hand und die Spirale konnte weiter wachsen...“

Als der Efeu sich verliebte

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