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Kapitel 2.2

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Ich sehe nichts. Die Nacht hat ihre Flügel über der Sektion 0 ausgebreitet und der Himmel ist rabenschwarz, sternenlos. Wie lange hat der Flug gedauert?

Ich liege auf dem Rücken, auf einer Trage mit Rädern und Ärzte in weißen Kitteln, so wie Asha, nur älter, rollen mit mir davon. Meine Hand ruht auf meinem Bauch, meinem Baby, meinem neuen lebendigen Tattoo.

Die Lichter des Helikopters verschwinden aus meinem Blickfeld und er, ist neben der Trage und erteilt Befehle. Und es, mein lebendes Tattoo, verhält sich ganz ruhig, aber mir scheint es, als könne ich das leise Flüstern seines Atems in mir hören.

Die Luft ist kühl, um einiges kälter als in Sektion 13. Die Trage rüttelt mich ganz schön durch, bis sie mich über eine Schwelle schieben. Eine Schwelle von kalt zu warm, von finster zu blendend hell, von natürlich zu künstlich, medizinisch rein.

Die Wände scheinen aus purem Licht zu bestehen, sind nicht linear, nicht massiv. Einer der Menschen in weiß, eine Frau mit glänzenden, blauen Haaren, die leuchten und sich bewegen wie Flammen, beugt sich über mich.

»Du wirst nichts spüren.« Dann schießt sie mit einer medizinischen Pistole in meinen Oberarm. Es tut kaum weh. Auf meiner ausgereizten Schmerzskala irgendwo im Nullkommanullnulleins Bereich. Die vollkommene Dunkelheit des Narkosemittels greift mit ihren Schwingen um sich und hüllt meine Sinne ein. Asha hat keine silberne Pistole, aus der sie Flüssigkeiten in Oberarme schießen kann, die die Sinne vernebeln. Das Einzige, das ich noch wahrnehme, sind seine Befehle.

»Lösche ihre Erinnerungen. Alle! Sie soll sich an nichts erinnern.« Ich höre seine Worte. Der Klang in seiner Stimme ist nicht wiederzuerkennen. Ich verstehe, was er sagt, aber ich kann mich nicht rühren, mich nicht zur Wehr setzen. Ich kann nur hoffen, dass ich mich erinnern werde an seine Worte. Dass ich mich an das Gesicht des Mannes erinnere, den ich für diese Befehle töten werde. Dass ich mich an seinen Geruch erinnern werde. Warum tut er mir das nur an?

Es ist nicht das erste Mal, dass sie mir alles nehmen. Smaragdgrüne Substanzen werden sie mir in den Kopf spritzen, um mich, um meine Erinnerungen zu löschen. Mir kommt ein schrecklicher Gedanke. Wie oft haben sie das schon mit mir gemacht? War er es? Erinnere ich mich aus diesem Grund an seinen Duft?

Aber dieses Mal wird etwas zurückbleiben. Ein lebendiges Tattoo, das ich auf rätselhafte Weise in diese Welt geboren habe.

»An welche Sektion wird sie verkauft?«, höre ich nur noch leise die Stimme der Frau mit den blauen, flammenden Haaren.

»Keine. Ich will sie behalten«, sagt er.

»Wenn das die Gesandten erfahren, dann bist du geliefert!«

»Sie werden es nicht erfahren!«

Die Gesandten? Ich habe es gewusst! Er ist kein Gesandter. Aber wer ist er dann? Er kommt mir ganz nah, ich kann es riechen.

»Sie wird nicht verkauft, ich habe etwas anderes mit ihr vor«, höre ich ihn sagen, so nah, so nah…

So…

Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7

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