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Klagend tönte das Heulen eines Wolfes durch die Nacht und weckte in der Sierra de Pajarito ein dutzendfaches, langgezogenes Echo, das sich nur langsam in den Tälern, Schluchten und Hohlwegen verlor.

Chaco lauschte nach draußen, weil er dachte, es könne jemand den Wolf aufgeschreckt haben und sich der Hütte nähern.

Doch es blieb still.

Er bewegte die Hände in den Handfesseln und hoffte noch immer, die straffen Rohlederriemen damit lockern zu können.

Ninguno, der unheimliche Kerl ohne Gesicht, hatte ihn überwältigt und hierher in die raue Bergeinsamkeit verschleppt. Er hatte ihm außer den Händen auch die Füße gefesselt und ihn zusätzlich an den Balken gebunden, an dem er saß. So konnte er seine Hände nicht einmal

sehen, da sie hinter dem Balken zusammengeschnürt waren, und er hatte keine Ahnung, ob sich die Mühe irgendwann auch auszahlte.

Draußen blieb es still. Doch nach einiger Zeit wiederholte sich weiter entfernt das klagende Heulen des Wolfes. Er war also wirklich geflohen.

Angestrengter lauschte Chaco nach draußen. Er fürchtete die Rückkehr des unheimlichen Kerls, der vielleicht kam, um ihn nun doch noch zu töten.

Die Stille wirkte unheimlich. Manchmal meinte Chaco Geräusche zu hören. Aber es war nur das Säuseln des Nachtwindes in den raschelnden Büschen um die alte Hütte herum. Der Mann ohne Gesicht erschien nicht.

Chacos Aufregung legte sich. Er begann zu frieren, da die Nächte hier in der Sierra sehr kalt waren. Zudem begann ihn auch der Hunger zu quälen. Und Durst hatte er.

Unbewusst bewegte er die Hände wieder, bis die Gelenke schmerzten. Ohne Zweifel verstand der Halunke es, einen anderen fachgerecht zu fesseln. Die eigene Befreiung begann Chaco unmöglich zu erscheinen. Vielleicht waren es auch gar keine Rohlederriemen, die sich im Laufe der Zeit unter dem Einfluss von Schweiß dehnten. Vielleicht waren es gegerbte Stricke, die nie mehr nachgaben.

Der Hunger nagte stärker als der Durst in seinem Inneren. Das lag an der Kälte, die ihn manchmal erschauern ließ. Je mehr er an etwas Essbares dachte, um so schlimmer wurde das Hungergefühl. Dann wieder fragte er sich, ob ihn Ninguno vielleicht hier in dieser Lage zurückgelassen hatte, damit er verhungerte, ob ihm dieser grausame Tod zugedacht war, der Wochen währen konnte.

Sein nächster Gedanke war der, dass der Mann ihn vielleicht nur vergessen hatte. Doch erst die dritte Idee ließ ihn erschauern und die Tragweite seines Geschicks in der versteckten Gefangenschaft voll erfassen. Ninguno konnte selbst in eine Falle geraten sein und den Tod gefunden haben.

Es war kaum zu hoffen, dass er hier oder noch früh genug von Carringo oder einem anderen gefunden wurde.

Nein, auf Hilfe war nicht zu rechnen. Sein Instinkt sagte ihm, dass er auf sich selbst gestellt bleiben würde.

Wieder versuchte er, die Hände zu befreien. Aber schnell schmerzten die geschundenen Gelenke, und die Kraft in den Muskeln erlahmte.

Er hielt inne. Kälteschauer durchrannen ihn. Der Hunger nagte in seinem Magen. Zudem war seine Kehle wie mit Sandpapier abgeschliffen.

„Vielleicht ist er tot“, murmelte Chaco.

Er sammelte Kraft und versuchte es wieder. Er wollte sich nicht aufgeben, er wollte einen Weg aus dieser Sackgasse finden, an deren Ende der Tod unweigerlich auf ihn lauerte.

In das Grau des heraufdämmernden Tages stachen im Osten goldene Strahlen über den Bergen.

Carringo und die Tage des Todes: Western-Roman

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