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4. Kapitel Der göttlich Wirkende Der Avatar – Möglichkeit und Zweck

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4.1

Der Erhabene sprach: Diesen unvergänglichen Yoga teilte Ich dem Vivasvan (dem Sonnengott) mit. Vivasvan gab ihn an Manu (den Vater der Menschen) weiter, Manu an Ikshvaku (das Haupt der Sonnen-Dynastie).

Bei seiner Darstellung dieses Yoga, in dem Wirken und Wissen eins werden, hat Krishna beiläufig erklärt, dass dies der alte, ursprüngliche Yoga war. Es ist der Yoga des Opferns der Werke mit Wissen. Die Werke werden im Wissen zur Erfüllung gebracht. Das Wissen unterstützt, verwandelt und erleuchtet das Wirken. Beide werden dem Purushottama dargeboten, der höchsten Gottheit. Er offenbart sich in uns als Narayana, als der Herr unseres ganzen Wesens und Wirkens, der für immer insgeheim unseren Herzen innewohnt. Er wird gerade in der Gestalt des Menschen offenbar als der Avatar; als die göttliche Geburt, die unser Menschsein in Besitz nimmt. Krishna gab diesen Yoga dem Sonnen-Gott Vivasvan. Vivasvan gab ihn dem Manu, dem Vater der Menschen. Manu gab ihn weiter an Ikshvaku, das Haupt der Sonnenlinie. So kam er von dem einen königlichen Weisen zum anderen herab, bis er im großen Ablauf der Zeit verlorenging. Jetzt ist er für Arjuna erneuert worden, weil er der Liebende, der Ergebene, der Freund und Kamerad des Avatars ist. (145)

4.2

Und so kam er von einem königlichen Weisen zum anderen hinab, bis er im großen Ablauf der Zeit verloren ging, O Parantapa.

4.3

Dieser selbe uralte und ursprüngliche Yoga wird dir heute von Mir kundgetan; denn du bist Mein ergebener Schüler und Mein Freund. Dieser Yoga ist das höchste Geheimnis.

Dieser Yoga, sagt Krishna, ist das höchste Geheimnis – und er beansprucht so für ihn den Vorrang gegenüber allen anderen Formen des Yoga, weil jene anderen zum apersonalen Brahman oder zu einer persönlichen Gottheit führen, zur Befreiung in einem tatenlosen Wissen oder zur Befreiung in einer selbstvergessenen Beseligung, während dieser Yoga das tiefste Geheimnis und das ganze Geheimnis bietet. Er führt uns hin zum göttlichen Frieden und zum göttlichen Wirken, zum göttlichen Wissen, Handeln und zur göttlichen Ekstase, die in vollkommener Freiheit miteinander vereint sind. Er schließt in sich alle Yoga-Pfade als das höchste Wesen des Göttlichen zusammen, versöhnt und eint in sich alle die verschiedenen, selbst die entgegengesetzten Mächte und Prinzipien seines manifestierten Wesens. Darum ist dieser Yoga der Gita nicht, wie manche behaupten, nur der Karma-Yoga, ein einzelner und, nach ihrer Meinung, der niederste der drei Pfade. Vielmehr ist er der höchste Yoga, der alle Mächte unseres Wesens zusammenfügt und integral zu Gott hinführt. (145)

4.4

Arjuna sprach:

Der Sonnengott war einer der Erstgeborenen unter den Geschöpfen (er war der Ahne der Sonnen-Dynastie), und Du bist erst jetzt in die Welt geboren worden. Wie soll ich es verstehen, dass Du ihm diesen Yoga im Anfang verkündet hast?

Arjunas praktische Intelligenz wird ganz verwirrt durch Krishnas weitere Behauptung, er sei es gewesen, der in alten Zeiten diesen seitdem verlorengegangenen Yoga dem Vivasvan offenbarte, den er jetzt wieder dem Arjuna enthülle. Mit seinem Verlangen nach einer Erklärung provoziert Arjuna die berühmte und oft zitierte Darstellung vom Wesen des Avatars und seiner Funktion in der Welt. (27)

4.5

Der Erhabene sprach: Zahlreiche Leben habe Ich in der Vergangenheit gelebt, und auch du, O Arjuna. Ich kenne die Meinigen alle, aber du kennst sie nicht mehr, O Geißel der Feinde.

4.6

Denn obwohl Ich der Ungeborene bin, obwohl Ich in Meinem Selbstsein unvergänglich bin, obwohl Ich der Herr von allem Seienden bin, stelle Ich Mich doch auf Meine eigene Natur und trete durch Meine Selbst-Maya in die Geburt ein.

Für das moderne Mental ist Avatarschaft eine der am schwersten annehmbaren und begreiflichen Vorstellungen, die aus dem Osten auf das rationalisierte Bewusstsein des Menschen eindringen. Bestenfalls ist es geneigt, sie rein bildlich zur Darstellung einer hohen Manifestation von Macht, Charakter, Genius und großem Werk eines Menschen anzunehmen, der für die Welt oder in der Welt gewirkt hat. Schlimmstenfalls betrachtet es sie als einen Aberglauben, „den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit“ (1. Kor. 1, 23, d. Ü.). Der Materialist kann sie natürlich überhaupt nicht in Betracht ziehen, da er nicht an Gott glaubt. Für den Rationalisten oder den Deisten ist sie etwas Törichtes und Lächerliches. Für den kompromisslosen Dualisten, der eine unüberbrückbare Kluft zwischen der menschlichen und der göttlichen Art sieht, klingt diese Vorstellung wie eine Gotteslästerung. Der Rationalist wirft ein, dass Gott, wenn er überhaupt existiert, außerkosmisch oder überkosmisch ist. Er greift nicht in die Angelegenheiten der Welt ein. Er lässt sie von dem festgelegten Mechanismus eines Gesetzes regiert werden – dieser Gott ist eigentlich so etwas wie ein dauernd abwesender konstitutioneller Monarch, ein machtloser spiritueller König Log. Bestenfalls ist er ein gleichgültiger inaktiver Geist hinter dem Wirken der Natur, wie etwa ein verallgemeinerter abstrakter Beobachter-Purusha der Sankhyas. Er ist reiner Geist und kann keinen Körper annehmen. Er ist unendlich und kann nicht so wie das menschliche Wesen endlich sein. Er ist der ewig ungeborene Schöpfer und kann nicht das in die Welt geborene Geschöpf sein. Alle diese Dinge sind selbst für seine absolute Allmacht etwas Unmögliches. Zu diesen Einwendungen würde der extreme Dualist noch hinzufügen, dass Gott in seiner Person, seiner Rolle und seiner Natur von Menschen völlig verschieden und getrennt ist. Das Vollkommene kann nicht menschliche Unvollkommenheit anlegen. Der ungeborene persönliche Gott kann nicht als eine menschliche Person geboren werden. Der Herrscher der Welten kann nicht in ein durch die menschliche Natur begrenztes Handeln und in einen vergänglichen menschlichen Körper eingeschränkt werden. Diese Einwände der Vernunft, die auf den ersten Blick so schwerwiegend erscheinen, sind wohl dem Geist des Lehrers in der Gita gegenwärtig gewesen, wenn er sagt: Obwohl das Göttliche ungeboren, in seinem Selbst-Sein unzerstörbar und der Herr aller Wesen ist, nimmt es trotzdem dadurch die Geburt an, dass es sich in souveräner Weise der Wirksamkeit seiner Natur und der Kraft seiner Selbst-Maya bedient. Er, den die Irregeleiteten verachten, weil er im menschlichen Körper seinen Sitz hat, ist in Wahrheit in seinem höchsten Wesen der Herr aller. Er ist im Wirken des göttlichen Bewusstseins der Schöpfer des vierfachen Gesetzes und führt alles Wirken in der Welt aus. Zugleich ist er im Schweigen des göttlichen Bewusstseins der unparteiische Beobachter des Wirkens seiner eigenen Natur – denn er steht als der erhabene Purushottama immer jenseits von beiden, dem Schweigen und dem Wirken. Und die Gita kann all diesen Gegensätzen standhalten und all ihre Widersprüche versöhnen, da sie ausgeht von der vedantischen Betrachtung des Seins, Gottes und des Weltalls.

Denn nach der vedantischen Betrachtung der Dinge sind all diese scheinbar so schwerwiegenden Einwände von Anfang an null und nichtig. Für ihr Schema ist die Idee des Avatars tatsächlich unentbehrlich. Sie spielt aber in ihr natürlich nur die Rolle eines völlig rationalen und logischen Begriffs. Denn alles hier ist Gott, ist der Geist oder das Selbst-Sein, ist Brahman, ekamevādvitīyam – es gibt nichts weiter, nichts anderes und nichts davon Verschiedenes, und es kann auch nichts weiter geben, nichts anderes und nichts davon Verschiedenes. Natur ist und kann nichts anderes sein als eine Macht des göttlichen Bewusstseins. Alle Wesen sind und können nichts anderes sein als innere und äußere, subjektive und objektive Seelen-Gestaltungen und körperliche Formen des göttlichen Wesens, die in der Macht seines Bewusstseins existieren oder aus ihm entstehen. Das Unendliche ist keineswegs unfähig, die Endlichkeit anzunehmen. Das ganze Weltall ist ja nichts anderes als endlich. Wo wir auch hinschauen, wir können in der ganzen weiten Welt, die wir bewohnen, überhaupt nichts anderes sehen. Der Geist ist keineswegs unfähig zur Gestaltung und verschmäht es nicht, sich mit Materiellem oder Mentalem zu verbinden und eine begrenzte Natur oder einen Körper anzunehmen; alles hier ist nichts anderes als das, und die Welt existiert nur durch diese Verbindung, wegen dieser Voraussetzung. Die Welt ist keineswegs der Mechanismus eines Gesetzes, bei dem keine Seele, kein Geist in die Bewegung der Kräfte oder in das Wirken von Mental oder Körpergestaltungen eingreift – etwa nur ein ursprünglich unbeteiligter Geist, der irgendwo passiv außerhalb von ihr oder über ihr existiert. Vielmehr ist die ganze Welt und jedes Teilchen von ihr nichts anderes als die göttliche Kraft in Aktion. Und diese göttliche Kraft bestimmt und lenkt jede einzelne ihrer Bewegungen, wohnt in jeder ihrer Gestaltungen und hält hier jede Seele und jedes Mental in ihrem Besitz. Alles ist in Gott, bewegt sich in ihm und hat sein Wesen in ihm. In allem ist er, wirkt er und entfaltet er sein Wesen. Jedes Geschöpf ist der verkleidete Narayana.

Das ungeborene Wesen ist keineswegs unfähig, eine Geburt anzunehmen. Vielmehr sind alle Wesen in ihrer eigentlichen Individualität ungeborene Geister ewig ohne Anfang und Ende. In ihrem wesentlichen Sein und in ihrer Universalität sind alle der eine ungeborene Geist. Geburt und Tod sind nur eine Erscheinungsform dessen, dass er Formen annimmt und umgestaltet. Dass das Vollkommene das Unvollkommene annimmt, macht den ganzen geheimnisvollen Charakter des Weltalls aus. Aber die Unvollkommenheit tritt nur in der Form und im Wirken des angenommenen Mentals oder Körpers in Erscheinung und besteht nur in ihnen, im Phänomen – in jenem, das das Unvollkommene annimmt, gibt es keine Unvollkommenheit, ebenso wie es in der Sonne, die alles erleuchtet, keine Mängel an Licht und Sichtbarkeit gibt, sie bestehen nur in den Fähigkeiten des individuellen Organs des Schauens. Gott regiert die Welt auch nicht von einem entlegenen Himmel her, sondern durch seine innig-innerliche Allgegenwart. Jede endliche Kraftwirkung ist ein Akt der unendlichen Kraft. Sie ist eine begrenzte, gesonderte, selbst-seiende Energie, die sich in ihrer eigenen, aus nichts abgeleiteten Stärke bemüht. In jedem endlichen Wirken von Wollen und Erkennen können wir einen Akt des unendlichen All-Willens und All-Wissens erkennen, der es trägt und fördert. Gottes Herrschaft ist nicht die Regierung eines Abwesenden, Fremden, Außenstehenden. Er regiert alles, weil er an Macht alles überragt; aber ebenso auch, weil er im Inneren aller Bewegungen wohnt und ihre absolute Seele und ihr Geist ist. Darum kann keine der von unserer Vernunft gegen die Möglichkeit des Avatartums erhobenen Einwendungen sich in ihrem Grundprinzip durchsetzen. Denn dies Prinzip ist eine sinnlose, von der intellektuellen Vernunft vorgenommene Zertrennung der Einheit. Die ganze Erscheinung und die ganze Wirklichkeit der Welt sind jeden Augenblick am Werke, ihnen zu widersprechen und den Gegenbeweis gegen sie zu führen.

Aber abgesehen von der Möglichkeit des göttlichen Wirkens gibt es die Frage nach seiner Wirklichkeit – ob tatsächlich das göttliche Bewusstsein in Erscheinung tritt, aus dem Bereich jenseits des Vorhangs hervortritt, um überhaupt unmittelbar in der Erscheinungswelt, im Endlichen, im Mentalen und Materiellen, im Begrenzten und Unvollkommenen zu wirken. Das Endliche ist in Wahrheit nichts als eine definitive Bestimmung, als ein Nominal-Wert der Selbst-Darstellungen des Unendlichen gegenüber den eigenen Variationen seines Bewusstseins. In seinem Selbst-Sein ist der wirkliche Wert jedes einzelnen begrenzten Phänomens unbegrenzbar, was es auch immer sein mag in der Wirksamkeit seiner äußeren, phänomenalen Natur, in seiner zeitgebundenen Selbst-Darstellung. Wenn wir den Menschen betrachten, finden wir: Er ist nicht allein er selbst. Er ist kein streng abgesondertes, aus sich selbst seiendes Individuum, sondern Menschsein in einem Mental und einem Körper seiner selbst. Und auch Menschsein ist keine streng gesonderte, selbst-seiende Art oder Gattung. Sie ist das Alles-Sein, die universale Gottheit, die sich in der Art des Menschseins abbildet. Hier arbeitet sie gewisse Möglichkeiten aus, entfaltet, entwickelt, wie wir heute sagen, gewisse Mächte ihrer Manifestationen. Was sie aber in der Evolution offenbart, ist sie selbst, ist der Geist.

Denn was wir unter Geist verstehen, ist das selbst-seiende Wesen mit einer unendlichen Macht von Bewusstsein und einer unbedingten Wonne in seinem Wesen. Entweder ist er dies oder überhaupt nichts, zumindest nichts, was etwas mit dem Menschen und der Welt zu tun hat oder mit dem deshalb auch der Mensch oder die Welt etwas zu tun haben. Materie und Körper sind nur eine massierte Bewegung von Kraft des bewussten Wesens, die als Ausgangspunkt für die verschiedenen Beziehungen von Bewusstsein verwendet werden, das durch seine Macht der Sinne wirkt. Andererseits ist aber auch die Materie nicht wirklich leer von Bewusstsein. Denn selbst im Atom und in der Zelle wirkt, wie die moderne Naturwissenschaft heute, im Gegensatz zu sich selbst, überzeugend klarmacht, eine Kraft von Willen, eine Intelligenz. Diese Macht ist aber die Macht des Willens und der Intelligenz des Selbstes, des Geistes oder der Gottheit in ihrem Inneren. Sie ist nicht der gesonderte, aus sich selbst abgeleitete Wille oder die Idee der mechanischen Zelle oder des Atoms. Dieser involvierte universale Wille mit seiner Intelligenz entfaltet seine Mächte von Gestalt zu Gestalt. Und zumindest auf Erden ist es der Mensch, in dem sie dem vollendeten Göttlichen am nächsten kommt und hier zuerst, gerade auch in der nach außen gerichteten Intelligenz der Gestalt, dunkel seiner Göttlichkeit bewusst wird. Aber es gibt auch hier noch eine Begrenzung. Es gibt jene Unvollkommenheit der Manifestation, die die niederen Gestaltungen daran hindert, die Selbst-Erkenntnis ihrer Identität mit dem Göttlichen zu haben. Denn in jedem begrenzten Wesen wird die Begrenzung des phänomenalen Wirkens auch von einer Begrenztheit des phänomenalen Bewusstseins begleitet, das die Natur des Wesens definiert und den inneren Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Geschöpf ausmacht. Das Göttliche wirkt in Wahrheit hinter dem Vorhang und lenkt seine besondere Manifestation durch dieses äußere, unvollkommene Bewusstsein und diesen Willen. Es selbst ist aber insgeheim in der inneren Grotte, guhāyām, wie es der Veda nennt, oder mit dem Ausdruck der Gita: „Im Herzen alles Seienden wohnt der Herr und dreht alles Seiende durch seine Maya, als ob es auf eine Maschine montiert wäre.“ Dies geheime Wirken des Herrn, der sich im Herzen vor dem egoistischen Natur-Bewusstsein verbirgt, durch das er wirkt, ist Gottes universale Methode seines Umgangs mit den Geschöpfen. Warum sollten wir also vermuten, dass er in irgendeiner Gestaltung zu einem unmittelbaren und bewusst göttlichen Wirken in das frontale, phänomenale Bewusstsein hervortritt? Wenn überhaupt, so offenbar nur deshalb, damit er den Vorhang zwischen sich und der Menschheit zerreißt, den der in seiner eigenen Art begrenzte Mensch niemals aufheben könnte.

Die Gita erklärt das gewöhnliche, unvollkommene Wirken des Geschöpfes damit, dass sie dem Mechanismus der Prakriti unterworfen und durch die Selbst-Darstellungen der Maya begrenzt ist. Diese beiden Begriffe sind nur komplementäre Aspekte ein und derselben wirksamen Kraft des göttlichen Bewusstseins. Maya ist ihrem Wesen nach nicht Illusion. Das Element oder der Anschein von Illusion kommt nur herein durch die Unwissenheit der niederen Prakriti, die Maya der drei Gunas der Natur. Maya ist vielmehr das göttliche Bewusstsein in seiner Macht, sein Wesen verschiedenartig selbst darzustellen. Prakriti ist dagegen die effektive Kraft dieses Bewusstseins, die dahin wirkt, jede einzelne der Selbst-Darstellungen im Einklang mit ihrem eigenen Gesetz und der ihr zugrunde liegenden Idee herauszuarbeiten, svabhāva und svadharma, in ihrer besonderen Eigenschaft und speziellen Wirkungskraft, guṇa-karma. „Indem Ich mich herabbeuge, Druck ausübe auf Meine eigene Natur (Prakriti), erschaffe Ich (löse Ich aus Mir heraus in unterschiedliches Wesen) diese ganze Fülle des Seienden, existierender Geschöpfe, die alle wehrlos der Herrschaft der Natur unterworfen sind.“ Die Menschen, die das Göttliche, das im menschlichen Körper seinen Sitz hat, nicht kennen, wissen nichts von ihm, da sie, in grober Weise dem Mechanismus der Prakriti unterworfen, deren mentalen Beschränkungen wehrlos untertan sind und sich darin zufriedengeben. Darum hausen sie in der Natur des Asura, die sie mit Verlangen betrügt und mit dem egoistischen Willen und der Intelligenz verwirrt, mohinīṁ prakṛtiṁ śritāḥ. Denn der Purushottama im Inneren ist für alle und jedes Wesen nicht so leicht offenkundig. Er verbirgt sich in einer dichten Wolke von Finsternis oder in einer hellen Wolke von Licht. Er verhüllt und verbirgt sich völlig in seiner Yogamaya, nāhaṁ prakāśaḥ sarvasya yogamāyā-samāvṛtaḥ. „Diese ganze Welt“, sagt die Gita, „kann Mich nicht erkennen, da sie durch die drei Zustandsformen des Seienden, die durch die Gunas der Natur bestimmt sind, verwirrt ist. Denn es ist hart, über diese Meine göttliche Maya der Gunas der Natur hinauszukommen. Die Menschen, die über sie hinauskommen, nahen sich Mir. Jenen aber, die in der asurischen Natur des Wesens verharren, wird durch Maya ihre Erkenntnis geraubt.“ Mit anderen Worten: Es gibt das allen innewohnende Bewusstsein des Göttlichen, denn in allen wohnt das Göttliche. Aber Gott wohnt hier verdeckt durch seine Maya. So wird den Menschen ihre wesentliche Selbst-Erkenntnis geraubt und durch das Wirken der Maya, die Maßnahmen des Mechanismus der Prakriti, in den Irrtum des Egoismus verwandelt. Dennoch kann der Mensch der innewohnenden Gottheit bewusst werden, wenn er sich aus dem Mechanismus der Natur zu ihrem inneren, verborgenen Meister zurückzieht.

Nun ist bemerkenswert, dass die Gita mit einer geringfügigen, aber wichtigen Veränderung des sprachlichen Ausdrucks in derselben Weise beides beschreibt: Das Wirken des Göttlichen, wenn er die gewöhnliche Geburt der Geschöpfe zustande bringt, und sein Wirken bei der Geburt des Avatars. „Indem Ich mich auf Meine eigene Natur herabbeuge, prakṛtiṁ svām avaṣṭabhya“, heißt es später, „löse Ich in verschiedener Weise, visṛjāmi, diese Menge von Geschöpfen, die wehrlos der Herrschaft der Prakriti untertan sind, aus Mir heraus“, avaśaṁ prakṛter vaśāt. „Indem Ich auf Meiner eigenen Natur stehe“, sagt die Gita hier, „werde Ich durch Meine Selbst-Maya geboren, prakṛtiṁ svām adhiṣṭhaya ... ātmamāyayā, löse Ich mich aus Mir selbst, ātmānaṁ sṛjāmi.“ Das Wirken, das durch das Wort avaṣṭhabya ausgedrückt ist, ist ein kraftvoller Druck nach unten, durch den der beherrschte Gegenstand überwunden, unterdrückt, blockiert oder in seiner Bewegung oder Wirkungskraft begrenzt und wehrlos der beherrschenden Macht untertan wird, avaśaṁ vaśat. In dieser Aktion wird die Natur mechanisch. Die Masse der Geschöpfe wird wehrlos im Mechanismus festgehalten. Sie sind nicht Herr ihres eigenen Handelns. Im Gegensatz dazu ist das Wirken, das in dem Wort adhiṣṭhāya angedeutet wird, ein Der-Natur-Innewohnen, aber auch ein Über-ihr-Stehen, eine bewusste Kontrolle und Beherrschung durch die innewohnende Gottheit, adhiṣṭhātrī devatā. In ihr wird der Purusha nicht wehrlos von der Prakriti durch die Unwissenheit getrieben; vielmehr wird die Prakriti erfüllt vom Licht und Willen des Purusha. Darum ist bei der normalen Geburt das, was von der Gottheit nach außen hin ausgelöst wird – erschaffen, wie wir sagen –, die Menge von Geschöpfen oder Werde-Gestaltungen, bhūtagrāmam. Bei der göttlichen Geburt ist das, was nach außen hin ausgelöst wird, selbst-erschaffen, das des Selbsts bewusste, aus dem Selbst seiende Wesen, ātmānam. Denn die vedantische Unterscheidung zwischen ātmā und bhūtāni ist dieselbe, wie sie in der europäischen Philosophie zwischen dem Sein und seinen Werdeformen getroffen wird. In beiden Fällen ist Maya das Mittel zur Erschaffung oder Manifestation. Aber in der göttlichen Geburt wird durch Selbst-Maya, ātmamāyayā, erschaffen, nicht durch Involution in die niedere Maja der Unwissenheit. Hier handelt die selbst-seiende Gottheit bewusst in ihrer in die Erscheinung hervortretenden Selbst-Darstellung. Sie ist sich dabei ihres Handelns und ihrer Absicht wohl bewusst –, das, was die Gita anderswo Yogamaya nennt. Bei der gewöhnlichen Geburt wird Yogamaya vom Göttlichen benutzt, um sich zu verhüllen und vor dem niederen Bewusstsein zu verbergen, so dass es für uns das Mittel der Unwissenheit wird, avidyā-māyā. Durch diese gleiche Yogamaya wird aber auch die Erkenntnis des Selbsts geoffenbart bei der Rückkehr unseres Bewusstsein zum Göttlichen; sie ist das Mittel des Wissens, vidyā-māyā. Und in der göttlichen Geburt übt sie diese Wirkung aus – als das Wissen, das die Werke beherrscht und erleuchtet, die gewöhnlich in der Unwissenheit getan werden. (150-56)

4.7

Wenn immer, O Sohn Bharatas, auf Erden das Dharma zerfällt und die Rechtlosigkeit überhand nimmt, trete Ich durch eine Geburt aus Meinem Sein hervor.

4.8

Um die Guten zu erlösen, die Übeltäter zu vernichten und das Recht auf seinen Thron zu erheben, werde Ich von Zeitalter zu Zeitalter geboren.

4.9

Wer so Meine göttliche Geburt und Mein göttliches Werk in ihren wahren Grundlagen erkennt, wird nicht wiedergeboren, wenn er seinen Körper aufgibt. Er gelangt zu Mir, O Arjuna.

Die Sprache der Gita zeigt, dass die göttliche Geburt die der bewussten Gottheit hinein in unsere Menschheit und wesenhaft das Gegenteil der gewöhnlichen Geburt ist, wenn auch dieselben Mittel verwendet werden. Denn sie ist nicht die Geburt in die Unwissenheit, sondern die Geburt in das Wissen, nicht ein physisches Phänomen, sondern eine Seelen-Geburt. Es handelt sich darum, dass die Seele als das selbst-seiende Wesen, in die Geburt eintritt, das bewusst sein Werden beherrscht und nicht in der Wolke von Unwissenheit der Selbst-Erkenntnis verlorengegangen ist. Die Seele wird in den Körper als Herr über die Natur geboren, der über ihr steht und in freier Weise durch seinen Willen in ihr tätig ist; der nicht in sie verwickelt und wehrlos in ihrem Mechanismus immer weiter umhergetrieben wird. Denn die Seele wirkt im Wissen und nicht, wie die meisten, in der Unwissenheit. Es ist die in allen verborgene Seele, die aus ihrem lenkenden geheimen Bereich hinter dem Vorhang hervortritt, um in der menschlichen Art gänzlich, jedoch als das Göttliche, die Geburt in ihren Besitz zu nehmen, die sie gewöhnlich nur als der Ishwara aus dem Bereich hinter dem Vorhang in ihrem Besitz hat, während das äußere Bewusstsein an der Außenseite des Vorhangs eher der Besessene als der Besitzer ist. Denn es ist hier nur ein teilweise bewusstes Wesen, der Jiva, der für die Selbst-Erkenntnis verloren und in seinen Werken gebunden ist durch seine Unterwerfung unter die Natur in der Sichtbarkeit. Darum ist der Avatar1 eine unmittelbare Offenbarung in der Menschheit durch Krishna, die göttliche Seele, um jenen göttlichen Zustand zu zeigen, zu dem emporzukommen Arjuna, die menschliche Seele, das Sinnbild höchsten menschlichen Wesens, ein Vibhuti, vom Lehrer berufen wird. Zu diesem Zustand kann er nur emporkommen, wenn er aus der Unwissenheit und Begrenztheit seines gewöhnlichen Menschseins heraus- und emporsteigt. Das ist die Offenbarung von oben her von dem, was wir von unten her zu entfalten haben. Es ist die Herabkunft Gottes in jene göttliche Geburt des menschlichen Wesens, in die wir sterblichen Geschöpfe emporsteigen müssen. Es ist das von Gott dem Menschen in Art, Gestalt und vollendetem Vorbild für unser menschliches Dasein gegebene, uns emporziehende göttliche Beispiel. (156-57)

4.10

Befreit von Vorliebe, Furcht und Zorn, erfüllt von Mir, haben viele, die ihre Zuflucht in Mir gefunden und sich durch die Strenge des Wissens geläutert haben, Meine Wesensnatur erlangt (madbhāvam, die göttliche Natur des Purushottama).

Wir müssen ausdrücklich bemerken: Das Aufrechterhalten des Dharma in der Welt ist nicht das einzige Ziel der Herabkunft des Avatars, jenes großen Geheimnisses des in der Menschheit manifestierten Göttlichen. Denn das Aufrechterhalten des Dharma ist nicht ein voll ausreichender Zweck in sich, nicht das höchstmögliche Ziel für die Manifestation eines Christus, eines Krishna, eines Buddha, sondern nur die allgemeine Voraussetzung für ein höheres Ziel und einen eher erhabenen und göttlichen Nutzen. Denn es gibt zwei Aspekte der göttlichen Geburt: Der eine ist eine Herabkunft, die Geburt Gottes in der Menschheit. Die Gottheit offenbart sich in der menschlichen Gestalt und Art als der ewige Avatar. Der andere Aspekt ist ein Emporsteigen, die Geburt des Menschen in die Gottheit. Dadurch erhebt sich der Mensch in die göttliche Natur und in das göttliche Bewusstsein, madbhāvam āgataḥ. Er wird von neuem in einer zweiten Geburt der Seele geboren. Dieser neuen Geburt soll die Avatarschaft und die Aufrechterhaltung des Dharma dienen. Dieser doppelte Aspekt der Avatarschaft der Gita wird vom flüchtigen Leser leicht übersehen, der, wie die meisten, damit zufrieden ist, wenn er eine oberflächliche Anschauung von ihren tiefen Lehren bekommen hat. Er wird ebenso auch von dem formalistischen Kommentator übersehen, der in der Starrheit der Schulen versteinert ist. Dieser zweite Aspekt ist aber sicherlich notwendig zum Verständnis der ganzen Bedeutung der Lehre. Sonst bliebe die Idee vom Avatar lediglich ein Dogma, ein populärer Aberglaube, eine phantastische oder mystische Vergöttlichung eines historischen oder legendären Übermenschen, aber nicht das, wozu die Gita ihre ganze Lehre macht: Eine tiefe philosophische und religiöse Wahrheit und ein wesentlicher Teil vom oder ein Schritt zum höchsten Geheimnis, rahasyam uttamam.

Würde es sich nicht darum handeln, dass dem Menschen durch die Herabkunft Gottes in die Menschheit zu seinem Aufstieg in die Gottheit geholfen werden soll, dann wäre eine Avatarschaft, nur für die Sache des Dharma, eine zwecklose Veranstaltung. Die göttliche Allmacht kann immer, wenn es sich nur um das Recht, die Gerechtigkeit oder höhere Maßstäbe der Tugend handelt, durch ihre gewöhnlichen Mittel, durch große Menschen, durch mächtige Bewegungen, durch das Leben und Werk von Weisen, Königen und religiösen Lehrern ohne eine tatsächliche Inkarnation erhaltend wirken. Der Avatar kommt als Manifestation der göttlichen Natur in der menschlichen, als Enthüllung des göttlichen Charakters des Christus, des Krishna, des Buddha, damit die menschliche Natur ihr Prinzip, Denken, Fühlen, Handeln und Wesen nach den Grundlinien dieses Wesens des Christus, des Krishna, des Buddha gestalten und sich in das göttliche Wesen umwandeln kann. Das Gesetz, das Dharma, das der Avatar aufrichtet, wird hauptsächlich für diesen Zweck gegeben. Christus, Krishna, Buddha stehen in seiner Mitte als das Tor. Der Avatar bereitet durch sich hindurch den Weg, auf dem die Menschen folgen sollen. Darum stellt jede Inkarnation ihr eigenes Vorbild vor die Menschen und erklärt von sich: Ich bin der Weg und das Tor, und erklärt auch, ihr Menschsein ist eins mit dem göttlichen Wesen, verkündet, des Menschen Sohn ist eins mit dem Vater dort oben, von dem sie herabgekommen ist. Krishna im menschlichen Körper, mānuṣīṁ tanum āśritam, und der höchste Herr und Freund aller Geschöpfe sind nur zwei Offenbarungen des gleichen göttlichen Purushottama, der dort geoffenbart ist in seinem eigenen Wesen und hier geoffenbart ist in der Art des Menschengeschlechts. (147-49)

4.11

So wie sich Mir die Menschen nahen, nehme Ich sie in Meine Liebe auf (bhajāmi). Auf jeglichem Weg folgen die Menschen Meinem Pfad, O Sohn Prithas.

4.12

Diejenigen, die Belohnung für ihre Werke auf Erden begehren, opfern den Göttern (den verschiedenen Gestalten und Personifikationen der einen Gottheit). Denn rasch und leicht erzielt man in der Welt der Menschen Erfolg, der aus den Werken (den Werken ohne Wissen) entsteht.

Die andere, die göttliche Selbst-Erfüllung im Menschen durch das Opfer, das er der erhabenen Gottheit mit Wissen darbringt, ist viel schwieriger. Seine Ergebnisse gehören einer höheren Ebene des Seins an und sind weniger leicht zu erfassen. Darum müssen die Menschen dem vierfachen Gesetz ihrer Art und ihres Wirkens folgen. Auf dieser Ebene menschlichen Handelns suchen sie die Gottheit durch ihre verschiedenen Eigenschaften. (147)

4.13

Die vierfache Ordnung wurde von Mir erschaffen gemäß der Einteilung der Eigenschaften und der aktiven Funktionen. Erkenne Mich als den, der dies bewirkt (das vierfache Gesetz der menschlichen Betätigungen), der Ich dennoch der ewig Nicht-Handelnde bin.

Die vierfache Gesellschaftsordnung ist nur die konkrete Gestalt einer spirituellen Wahrheit. Diese selbst ist von der Form unabhängig. Sie beruht auf folgender Auffassung: Die Art des einzelnen Menschen, durch den das Wirken geschieht, drückt sich, richtig geordnet, im rechten Handeln aus, wobei diese Art ihm seine Richtung und seinen Bereich im Leben zuweist, im Einklang mit den ihm angeborenen Eigenschaften und dem sein Selbst ausdrückenden Aufgabenbereich. (6-7)

4.14

Das Wirken bleibt an Mir nicht haften, noch begehre Ich die Früchte des Handelns. Wer Mich so erkennt, ist nicht durch sein Wirken gebunden.

Es ist tief bedeutsam, dass Gott selbst sich dem befreiten Menschen als Vorbild gibt. Denn dies offenbart die ganze Grundlage der Philosophie der Gita über göttliches Wirken. Der befreite Mensch hat sich in die göttliche Natur erhoben. Darum müssen seine Handlungen im Einklang mit dieser göttlichen Natur stehen. Was ist aber diese göttliche Natur? Es ist nicht völlig und allein die des Akshara, das unbewegliche, inaktive, apersonale Selbst. Denn sie würde durch sich selbst den befreiten Menschen zu einer tatenlosen Unbeweglichkeit führen. Es ist auch nicht in bezeichnender Weise die des Kshara, der vielfältige, persönliche Purusha, der sich selbst der Prakriti untertan gemacht hat. Denn sie würde ihn von selbst dahin zurückführen, dass er seiner Personalität, der niederen Natur mit ihren Eigenschaften unterworfen ist. Es ist die Natur des Purushottama, die diese beiden zusammenhält. Durch seine erhabene Göttlichkeit harmonisiert er beide in göttlicher Aussöhnung, die das höchste Geheimnis seines Wesens ist, rahasyaṁ hyetad uttaman. Er ist nicht der Vollbringer der Werke im personalen Sinn unseres in Prakriti verwickelten Handelns. Denn Gott wirkt durch seine Macht, durch die bewusste Natur, die effektive Kraft – Shakti, Maya, Prakriti –, verbleibt aber doch über ihr, ihr nicht involviert, ihr nicht unterworfen, durchaus in der Lage, sich über ihre Gesetze hinaus zu erheben, über die Wirkensweisen und Gewohnheiten des Handelns, die sie erschafft, nicht durch sie beeinträchtigt, noch durch sie gebunden, wohl fähig, sich von den Wirkensweisen von Leben, Mental und Körper zu unterscheiden, während wir dazu unfähig sind. Er ist es, der die Werke vollzieht und doch nicht handelt, kartāram akartāram. (139-40)

4.15

In solcher Erkenntnis wurde einst von den Ahnen, die Erlösung suchten, das Werk verrichtet. Wirke deshalb auch du nach jener älteren Art der Ahnen.

Aus dem Kommen des Avatars gewinnen dessen innere Frucht jene Menschen, die daraus die wahre Art der göttlichen Geburt und der göttlichen Werke kennenlernen. Sie werden in ihrem Bewusstsein immer mehr von ihm erfüllt. Mit ihrem ganzen Wesen nehmen sie ihre Zuflucht bei ihm, manmayā mām upāśritāḥ. Geläutert durch die verwirklichende Kraft ihrer Erkenntnis und befreit von ihrer niederen Natur erlangen sie das göttliche Wesen und die göttliche Natur, madbhāvam. Der Avatar kommt hernieder, um die göttliche Natur zu offenbaren, die im Menschen über seiner niederen Natur existiert. Er will zeigen, was die göttlichen Werke sind: Frei, unegoistisch, uneigennützig, ohne egoistischen Interessen, apersonal, universal, erfüllt vom göttlichen Licht, von der göttlichen Macht, von der göttlichen Liebe. Er kommt als die göttliche Persönlichkeit, die das Bewusstsein des menschlichen Wesens erfüllen und die begrenzte egoistische Persönlichkeit so ersetzen soll, dass sie, aus dem Ego befreit, eingehen kann in die Unendlichkeit und Universalität, aus der Geburt in die Unsterblichkeit. Er kommt als die göttliche Macht und Liebe, die die Menschen zu sich ruft, so dass sie ihre Zuflucht darin suchen und nicht mehr in der Unfähigkeit ihres menschlichen Willens und im Ringen ihrer menschlichen Furcht, ihres Zorns und ihrer Leidenschaft. Befreit von all dieser Unruhe und diesem Leiden dürfen sie in der Stille und Seligkeit des Göttlichen leben. Dabei ist es ganz unwesentlich, unter welcher Gestalt oder unter welchem Namen des Göttlichen der Avatar kommt oder welchen Aspekt er herausstellt. Denn auf allen ihren Wegen, die ihrer Natur nach verschiedenartig sind, folgen die Menschen Gott auf dem Pfad, der ihnen vom Göttlichen bestimmt ist. Am Ende wird er sie alle zu sich hinführen. Der Aspekt Gottes, der ihrer Natur entspricht, ist der, unter dem sie dem Avatar am besten nachfolgen, wenn er kommt, sie zu führen. Auf dieselbe Weise, wie die Menschen Gott annehmen, lieben und Freude an ihm haben, nimmt Gott den Menschen an, liebt er ihn und hat er seine Freude an ihm, ye yathā māṁ prapadyante tāṁs tathaiva bhajāmyaham. (175-76)

Die Botschaft der Bhagavadgita

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