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Kapitel 5

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Haley

Ich zerknüllte den Zettel in der Hand und runzelte die Stirn. Dieser verdammte, narzisstische Verlierer von einem Ex-Ehemann wollte einfach nicht verschwinden. Dabei hatte ich erwartet, dass bei so wenig Mühe, die Timothy in unsere Ehe gesteckt hatte, er nicht annähernd so viel in die Zeit nach der Scheidung stecken würde.

Bei der Scheidung hatte ich ihm alles gegeben, was er haben wollte, selbst gegen den Rat meines Anwalts. Im Resort und Heim meiner Eltern hatte ich alles, was ich brauchte.

Doch seine neue Taktik, mich verklagen zu wollen, ging einfach zu weit.

Hinzu kam, dass ich die Klageschrift gleich am Montagmorgen bekam, als ich mich an den Schreibtisch setzte. Ich musste mich auf die Realität konzentrieren, was mir schwerfiel, da ich geistig immer noch im Fantasieland von Donnerstag im Luminous weilte.

Oh Mann. Wenn ich an die Dinge dachte, die ich gesehen und getan hatte, kribbelte es immer noch überall, und ich konnte nicht aufhören, an Jensen zu denken. Wie er mit mir gesprochen hatte und mich herumkommandierte, wobei er gleichzeitig darauf achtete, dass ich mich wohlfühlte, indem er mir alles erklärte und mir Fragen stellte.

Und er hatte recht gehabt. Als ich nach Hause kam, musste ich sofort etwas gegen die sexuelle Frustration tun. Dabei stellte ich mir seine Stimme vor, seine Blicke, und wie er mir befahl, was ich tun sollte. Das hatte ich nicht nur einmal getan, sondern zweimal.

Freitag war ich leicht wund und steif aufgewacht und meine Gedanken rasten. Die ganze Zeit über hatte ich das Handy in der Tasche und half dem Personal, die Zimmer für die Wochenendbuchungen vorzubereiten. Es war das erste Mal, dass ich selbst der Boss war.

Gott sei Dank war das Wochenende gut gelaufen, doch das war sicherlich hauptsächlich Maria zu verdanken, der leitenden Haushälterin, die schon ein Leben lang mit meinen Eltern befreundet war.

Ich war viel zu sehr in Gedanken an Jensen versunken, der versprochen hatte, mich anzurufen, um das nächste Treffen zu vereinbaren und das Training zu besprechen, und zu abgelenkt davon, dass mein Handy schwieg.

Das ganze Wochenende über hatte ich den Donnerstag im Kopf durchgespielt, und mit jedem Tag, der verstrich, fühlte ich mich innerlich leerer. War ich nicht gut genug für ihn? Wollte er mein Training doch nicht übernehmen? Hatte ich nicht richtig zugehört und gehorcht?

All diese Fragen beschäftigten meine Gedanken und kamen zu der Klage von Timothy hinzu, als ich am Montag im Büro saß und die Klageschrift anstarrte, während ich versuchte, den Papierkram zu sortieren. Es war einfach alles zu viel.

Ich fühlte mich verloren. Auf eine Art verunsichert, mit der ich nach dem ersten Kink-Erlebnis, das eigentlich recht vanilla gewesen war, nicht gerechnet hatte. Doch es war alles neu für mich und ich hatte noch mehr Fragen. Da mein Handy seit vier Tagen schwieg, hätte ich am liebsten den Kopf auf den Schreibtisch gelegt und meinen zurückgehaltenen Gefühlen freien Lauf gelassen.

Ich zwang Jensen aus meinen Gedanken, was bisher nicht funktioniert hatte, aber man durfte ja noch hoffen, und suchte im Internet nach Anwälten in Grand Rapids, um einen neuen zu engagieren.

Ich hatte Timothy nie wirklich gehasst, als wir verheiratet waren, sondern war lediglich enttäuscht von ihm – und mir selbst, dass ich die Warnzeichen übersehen hatte, die er ganz klar ausgestrahlt hatte. Er war der Badboy gewesen und hatte mich in seine Märchen, sanfte Küsse und Zärtlichkeiten gelullt, an die ich alle verzweifelt glauben wollte.

Nein, ich hatte ihn nicht gehasst, nicht, bis ich diese Papiere bekommen hatte.

Jetzt widerte er mich an.

Stöhnend scrollte ich durch die Anwaltskanzleien. Mr. Townsends Kanzlei in Ann Arbor war eine der Größten, also brauchte ich eine vergleichbare. Ich brauchte jemanden, der in der Lage war, den anderen zu schlagen, auch wenn der ganze Fall im Grunde lächerlich war.

Während ich mich durch sämtliche Webseiten und Kundenbewertungen las, fiel mir ein Name immer wieder auf. J. R. Rhodes. Er tauchte oft in Bezug auf gewonnene Fälle auf, und die Erwähnung der Größe seiner Kanzlei, der angestellten Anwälte sowie positive Bewertungen von verschiedenen Institutionen sprachen für sich.

Doch ich fand keine persönlichen Informationen über ihn oder ein Foto. Gemessen an seinen Erfolgen musste er alt genug sein, um mein Vater sein zu können.

Ich atmete zuversichtlich durch und wählte die Nummer seiner Kanzlei. Es sah so aus, als wäre er der Beste. Und das war genau, was ich brauchte.

„Was soll das heißen, er ist auf drei Monate ausgebucht?“ Meine Stimme war zu hoch und panisch, und ich konnte einen Aufschrei nicht verhindern.

Ein schweres, genervtes Seufzen klang durch die Telefonleitung. „Ich glaube, ich habe mich klar genug ausgedrückt, Mrs. Portsmouth.“

„Miss“, korrigierte ich sie.

Das Erste, was ich nach der Scheidung getan hatte, war, meinen Mädchennamen wieder anzunehmen. Den Namen Miller loszuwerden, war fast so aufregend gewesen, wie Timothy im Rückspiegel zurückzulassen.

Der Ton der Assistentin wurde ruhiger. Doch sie sprach nicht mit mir. „Ja, Mr. Rhodes, Ihre Reservierung im The Royal Mile um sechs wurde bestätigt.“

Schnell schrieb ich die Information auf einem Zettel mit.

Dann wandte sie sich wieder an mich. „Wenn das alles ist, ich habe Ihnen alles gesagt, was Sie wissen müssen. Mr. Rhodes hat schlicht keinen Termin für Sie frei.“

„Danke fürs Nachsehen“, murmelte ich und beendete das Gespräch.

Jetzt wusste ich wenigstens, wo ich ihn finden konnte. Nun musste ich nur noch herausfinden, wie ich es anstellen sollte, nicht aus dem schönsten Restaurant in Grand Rapids geworfen zu werden, ehe ich die Möglichkeit haben würde, mit ihm zu sprechen.

Auf keinen Fall konnte ich drei Monate auf einen Termin warten, und nachdem ich noch weiter nach Kanzleien gesucht hatte, gab es auf den ersten Blick keine andere mehr, der man trauen konnte.

Den Rest des Tages machte ich die Buchhaltung für das Resort, prüfte die Ausgaben und freute mich darüber, dass die Gewinne stiegen. Die Wirtschaftslage war in den letzten paar Jahren nicht gut gewesen, doch glücklicherweise war mein Dad ein ausgezeichneter Geschäftsmann und hatte rechtzeitig renoviert und modernisiert, bevor die Wirtschaft den Bach hinunterging. So konnten wir vierzehn Ferienhütten und ein Ferienwohnungshaus mit zwanzig Zimmern erhalten.

Es gab keine besonderen Annehmlichkeiten außer einem Spielplatz und einem kleinen Schwimmbad für Gäste, die nicht im See schwimmen wollten. Jedoch verschaffte uns dies gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil in der Vor- und Nachsaison, wenn der Lake Michigan zu kalt zum Schwimmen war. Daher öffneten wir früher als die anderen im Frühling und hatten im Herbst länger offen.

Ich würde nie zu einem Luxusleben gelangen und mich dennoch für immer wohlfühlen, und nachdem ich so viel verloren hatte, war dies alles, was ich wollte.

Ich machte Maria ein paar anweisende Notizen auf einem Zettel, nahm meine Handtasche und verließ das Büro. Es war noch eine Menge zu erledigen, bevor ich sozusagen ein Geschäftsessen sabotieren und einen schrecklichen ersten Eindruck bei jemandem hinterlassen würde, den ich dringend brauchte.

Doch ich war verzweifelt und bereit, alles zu tun. Jetzt brauchte ich noch ein Kleid, das elegant war, Entschlossenheit ausstrahlte und zugleich meine erbärmliche Verzweiflung tarnte.

Jensen

Ich saß an einem Tisch in meinem Lieblingsrestaurant The Royal Mile, lauschte Merediths belanglosem Geplapper aus der Gerüchteküche und versuchte, nicht die Lippen zu verziehen.

Unsere Familien waren befreundet, seit unsere Väter zusammen auf die Columbia Uni gegangen waren, und Meredith und ich waren zusammen aufgewachsen. Sie war drei Jahre jünger als ich und hatte früher für mich geschwärmt, doch ich hatte sie nie als etwas anderes betrachtet als eine nervtötende kleine Schwester und hatte sie auch nie anfassen wollen.

Meredith lebte für Galaveranstaltungen und Aufmerksamkeit, beruflich wie persönlich. Sie krallte sich an die gesellschaftliche Leiter in Michigan, als ob sie auf Seite sechs der New York Times Gesellschaftsseite erscheinen würde. Es war ein sinnloses Unterfangen und jeder Mann mit einem Gespür für Goldgräberinnen konnte sie kilometerweit kommen sehen.

Das war schon immer Merediths Problem gewesen. Sie benahm sich zu offensichtlich, zu aufdringlich. Sie wollte dominiert werden, während sie dabei die Kontrolle in ihren manikürten Händen behielt und nur losließ, wenn sie es für nötig hielt, anstatt sie frei zu geben.

Da ich Courtney durch Meredith kennengelernt hatte, kannte ich auch Merediths Neigungen. Sie waren meinen sehr ähnlich, außer dass ich meine Dominanz nicht aufzwang. Ich wollte freiwillige Submission. Vorzugsweise von einer schönen Brünetten mit grünen, großen Rehaugen, an die ich seit vier Tagen ununterbrochen denken musste.

„Hörst du mir überhaupt zu?“, forderte Meredith und verengte die Augen wie eine Zicke. Oder wie ein Falke, der seine Beute umkreist und sich das wehrloseste Opfer aussucht.

Ich tupfte mir den Mundwinkel mit der Serviette ab und gab Interesse vor. „Natürlich, aber du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du mit mir essen gehen wolltest.“ Mein Tonfall war angespannt und sie deutete ihn entsprechend.

Wie eine Submissive, die sie so unbedingt sein wollte, wurde ihr Blick weich und sie senkte das Kinn. Es war eine perfekte Pose. Schade, dass es nur Theater war. Allerdings hätte ich sie sowieso nicht angefasst. In letzter Zeit hatte sie den Bogen zu oft überspannt und unsere Freundschaft balancierte am Rand des Zusammenbruchs. Immerzu wollte sie etwas von mir. In den letzten zwei Monaten hatte sie klargestellt, dass sie mich wollte. Doch ich war noch nie auch nur in Versuchung geraten.

„Wir sind Freunde, Jensen, und haben uns ewig nicht mehr gesehen. Ich dachte einfach, dass ein schönes, gemütliches Dinner gut für uns wäre und wir uns … wieder neu verbinden könnten.“ In ihren Augen glänzte Aufrichtigkeit.

Nur schade, dass ihre Stimme vor Lüge nur so triefte. Mit Meredith Geduld zu haben, hatte mich schon immer froh gemacht, daran gearbeitet zu haben, mich in allen Bereichen beherrschen zu können. Sie brauchte eine starke Hand, doch es würde nicht meine sein, die diese Schläge austeilte.

„Ich habe eine stressige Woche, Meredith. Einen stressigen Monat. Du hast mich hergelockt, weil du so getan hast, als wäre es etwas Wichtiges, das nicht warten kann. Wenn du mich so manipulieren wolltest, war es reine Zeitverschwendung. Also, jetzt komm zur Sache oder ich rufe nach der Rechnung.“ Bisher waren nur die Salate serviert worden. Das war mir egal.

Plötzlich stellten sich mir die Nackenhärchen auf. Ich sah mich im Restaurant um, um herauszufinden, was dieses seltsame Gefühl verursachte. Am Eingang blieb mein Blick hängen.

Haley.

Sie stand am Pult der Platzanweiserin und die Elektrizität zwischen uns richtete mir die Härchen auf den Armen auf. Etwas an ihrem inneren Feuer, daran, wie genau sie wusste, was sie wollte, und ganz zu schweigen von dem Ausdruck der Ekstase, als sie gekommen war, machte Haley gefährlich.

Man sah ihr die Nervosität daran an, wie sie auf ihrer Unterlippe kaute und die Handtasche umklammerte, als wäre sie ein Rettungsring. Dennoch hielt sie das Kinn erhoben und den Rücken gerade, als sie auf einen freien Hocker an der Bar zusteuerte.

Was zur Hölle wollte sie hier?

Wut explodierte in meinen Adern. Hatte ich die Anzeichen übersehen, dass sie eine genauso manipulative Frau war wie diejenige mir gegenüber?

„Du weißt, was ich will“, sagte Meredith im perfekt submissiven Ton. Doch es berührte mich nicht im Mindesten. „Ich will dich wie verrückt, Jensen. Du weißt das, und jetzt, wo ich glaube, dass genug Zeit vergangen ist, um über Courtney hinwegzukommen, dachte ich, dass du bereit bist, dich meiner anzunehmen.“

„Das ist dein Problem, Meredith.“ Ich sah sie grimmig an und erhob mich, warf die Serviette auf den Tisch. „Du riechst nach Verzweiflung, und so, wie du mich einforderst, als ob du wüsstest, was ich brauche, ist es genau der Grund, warum ich nicht dein Dom sein kann und warum die meisten anderen dich auch nicht wollen. Gib die Kontrolle auf, zu der du dich ständig selbst zwingst, dann wirst du auch jemanden finden.“ Ich stützte mich auf dem Tisch auf und beugte mich zu ihr. „Aber das werde niemals ich sein. Ich kenne dich schon zu lange und habe dich nie auf diese Weise gewollt, und selbst wenn ich dich wollen würde, wärst du immer noch mit Courtney befreundet, verdammt noch mal.“

So krass hatte ich noch nie mit ihr geredet. Das war ein gefährliches Vorgehen. Da ihre und meine Familie sich schon immer nahegestanden hatten, war es die Firma ihres Vaters, die mir die meisten meiner wichtigen Klienten auf den Schreibtisch brachte. Schon immer hatte er mich als Hauptanwalt für seine Firma haben wollen, und ich hatte stets abgelehnt. Ich wollte mir selbst einen Namen machen. Meredith zu verärgern, die eines Tages die Firma ihres Vaters übernehmen würde und bereits Vizepräsidentin war, war ein gefährlicher Schritt. Es könnte bedeuten, eine Menge Geschäfte verlieren, sollte sie es darauf anlegen. Was meine Zurückhaltung nur noch bestätigt hätte, hätte es je einen Zweifel gegeben. Ich mischte niemals Geschäft mit Privatvergnügen.

Als ich mich aufrichtete, ging mein Blick sofort zu Haley, und diesmal sah sie mich an. Sie hatte die vollen Lippen leicht geöffnet und war mit dem Champagnerglas vor ihrem Mund erstarrt. Sie war aufrichtig schockiert, ein Blick, den man nicht fälschen konnte, und mir entglitten sämtliche Gedanken an eine mögliche Manipulation. Sie hätte sowieso nicht wissen können, dass ich heute hier war.

Mit dem Blick auf ihr ging ich auf sie zu. Sie sah kurz zu Meredith am Tisch, presste die Lippen zusammen und wandte sich der Bar zu.

Bevor ich bei ihr ankam, sprach ich meinen Kellner an und sagte ihm, er solle die Rechnung auf mich schreiben, und erklärte ihm, dass Meredith und ich leider gehen mussten. Ich ignorierte seinen verblüfften Ausdruck und ging weiter, bis ich direkt hinter Haley stand. Ich umfasste ihren Ellbogen und zog sie sanft, aber bestimmt vom Hocker, bis sie auf wackeligen Beinen stand.

„Was machst du hier?“, fragte ich zischend. „Spionierst du mir nach?“ Mein Manipulationsverdacht wurmte mich offenbar doch noch. Sie hatte kaum Zeit, ihr Glas abzustellen, da führte ich sie bereits den Gang zu den Toiletten entlang. „Erkläre es mir“, forderte ich, ließ ihren Ellbogen los, doch drückte sie mit meiner nahen Präsenz flach an die Wand.

Ihr Gesicht wurde pink und sie presste sich selbst noch enger an die Wand. „Und was machst du hier?“

Sie sah mich mit denselben großen, grünen Augen an, zu denen ich jeden Tag wichste, und das mehr als einmal.

„Du bist nicht auf der Suche nach mir hier? Es hat dir so gut gefallen, dass du nicht darauf warten konntest, dass ich wie versprochen Kontakt zu dir aufnehme, dass du nach mir gesucht hast?“

Heftig schüttelte sie den Kopf und antwortete atemlos. „Nein. Natürlich nicht. Ich war zwar enttäuscht, nichts von dir zu hören, aber anscheinend hattest du Besseres zu tun.“ Nach dem Vorwurf presste sie die Lippen aufeinander. Feuer glomm in ihren Augen auf. Mich juckte es in den Fingern, sie für diesen eigensinnigen Blick zu bestrafen. „Und um deine Frage zu beantworten, ich suche Mr. Rhodes, nicht dich.“

Oh fuck!

Ich leckte mir über die Zähne und atmete scharf ein. Das war ja noch schlimmer. „Haley, ich bin Mr. Rhodes. Es sei denn, du suchst meinen Vater, aber der ist seit sechs Jahren tot.“

„Was?“ Sie schluckte sichtbar schwer und weitete die Augen. „Du bist … Nein, ich suche J. R. … oh!“

Diese Lippen formten ein perfektes O, als sie begriff. Ich schloss die Augen, um die Beherrschung nicht zu verlieren. Niemals Geschäft und Vergnügen mischen! Das hatte mir Dylan von Anfang an eingebläut. Die Grenzen zwischen Dom/Sub, Master/Sklave waren schwer genug umzusetzen. Wenn man da Geschäftliches mit hineinbrachte, konnte es schnell ungemütlich werden.

„Du bist Mr. J. R. Rhodes?“ Ihre Unterlippe bebte. „Ich habe heute in deiner Kanzlei angerufen. Ich brauche dringend einen Anwalt, und deine Assistentin hat gesagt, dass du auf drei Monate ausgebucht bist, aber dann habe ich sie mit dir reden hören. Sie hat erwähnt, dass du heute Abend hier sein wirst, also habe ich die Chance genutzt. Ich wollte nicht … Ich habe auf deinen Anruf gewartet.“

Auch wenn ich sauer auf sie war, war ihr Herumgestotter trotzdem süß. „Und jetzt hast du gerade zugegeben, mich für einen Termin auf andere Weise manipulieren zu wollen?“

Sie blinzelte mehrmals und Tränen schimmerten in ihren Augen.

Verdammt. Ich wollte sie nicht zum Weinen bringen.

„Ich hatte keine andere Wahl, Jensen.“

Verdammte Scheiße. Wie sie meinen Namen aussprach, berührte mich irgendwie.

Mir schwirrte der Kopf von der plötzlichen Wende der Situation, doch ich hatte kein Bedürfnis, die Achterbahnfahrt zu stoppen. Haley war, genau wie letzte Woche, unvorhersehbar.

Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, atmete seufzend aus und blähte kurz die Wangen auf. „Das ist eine verfickte Katastrophe. Ich mische meinen Beruf nicht mit meinem … Lebensstil“, sagte ich aus Mangel an einem treffenderen Wort.

Haleys Blick wurde wieder klar. „Dann ist es ja gut, dass ich dich nur als Anwalt brauche.“

„Wie bitte?“, fragte ich barsch. Diese Antwort stand im direkten Widerspruch zu dem, was sie bereits zugegeben hatte.

„Ich habe doch schon gesagt, dass mir Monogamie wichtig ist. Du bist mit einem Date hier, und wenn ich wählen muss, dann wähle ich den Anwalt. Master Dylan kann mir bei der anderen Sache helfen.“

Einen Scheiß würde er tun. Ich sah rot und trat einen Schritt näher. „Wäre ich dein Dom, würde ich dir für diese Drohung den Hintern versohlen, und es wäre mir egal, ob hier jemand vorbeikäme und es sehen würde. Man droht keinem Mann wie mir, wie du es gerade getan hast.“

Sie schnappte nach Luft und benetzte ihre Lippen.

Ich fuhr fort, ehe sie etwas sagen konnte. „Und wie reizvoll dieser Gedanke auch für dich sein mag, werde ich dir diesen Ungehorsam ausnahmsweise durchgehen lassen, weil wir noch kein Training hatten. Aber vergiss nie, wer ich bin, Haley. Ich habe hier heute einen geschäftlichen Termin, der gerade abrupt zu einem Ende kam, als du aufgetaucht bist. Ich muss noch ein paar Dinge klären, aber das ist alles, was ich dir dazu erklären werde. Jetzt will ich, dass du gehst, bevor ich dich auf die Knie zwinge, damit du meinen Schwanz lutschst, der deinen Mund nicht erwarten kann. Wir treffen uns in zehn Minuten in der Raccoon Brewery um die Ecke. Hast du mich verstanden?“

Sie presste die Lippen zusammen.

Ich wartete eine Sekunde … zwei …

„Ja.“

Ich hob strafend eine Braue.

„Ja, Sir.“

„Gut gemacht, meine Schöne“, wisperte ich, ehe ich mich beherrschen konnte. Ich legte eine Hand auf ihre Wange und sprach freundlicher. „Dort können wir reden.“

„Worüber?“

Ich verengte meine gierigen Augen. „Über alles.“

Dominate Me: Erwachen

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