Читать книгу Wild Rescuers - Stacy Plays - Страница 8

KAPITEL 2

Оглавление

Stacy erkannte die gelben Augen. „Baaasssiiilll!“, rief sie den Namen, der einer ihrer liebsten war. Dabei zog sie jeden Buchstaben in die Länge. Und es war tatsächlich Basil, eine Wölfin aus Stacys Rudel.

Sie war das Beta-Weibchen, also so etwas wie der zweite Anführer. Wer das Leittier des Rudels war, wusste Stacy manchmal selbst nicht so genau – ob es Everest war oder sie selbst. Bei manchen Dingen führte der Wolf das Rudel an, doch in anderen Bereichen übernahm Stacy diese Rolle. Es war eine ungewöhnliche Aufteilung – zumal Stacy ein Mensch war –, aber sie waren eben auch ein ungewöhnliches Rudel, und trotzdem funktionierte es.

Basil, schlank und athletisch, kam zwischen den Bäumen hervor und gesellte sich zu Stacy. Sie war nach den violetten Blüten des wilden Basilikums benannt, an denen sie gern knabberte. Ihr Fell war schneeweiß, und sie hatte wunderschöne gelbe Augen.

„Hallo, wie geht es dir?“, begrüßte Stacy die Wölfin und strich mit der Hand über ihren schlanken Rücken. Basil duckte sich tief, damit Stacy aufsteigen konnte.


„Ich sehe euch zwei in der Höhle“, rief Stacy über ihre Schulter Everest und Noah zu, als sie ihr Bein über Basils Rücken schwang.

Die Wölfin lief los, durch die Taiga in Richtung ihres Zuhauses. Stacy drückte den Oberkörper flach an Basils Rücken und Hals und schlang die Arme um deren breite Schultern, sodass Basil wusste, dass sie schneller laufen konnte.

Sie war die beste Läuferin des Rudels. So schnell, dass die Bäume nur noch als unscharfes Grün an ihnen vorbeirauschten, durchbrochen von weißer Birkenrinde und hellen Lärchenstämmen. Stacy schloss die Augen und schmiegte den Kopf an Basils weichen Hals. Sie war von der schwierigen Rettungsaktion erschöpft, aber der vertraute Rhythmus der Wolfspfoten entspannte sie.

Wie sie in die Taiga gekommen war und warum sie bei sechs Polarwölfen lebte, wusste Stacy nicht. Sie hatte eine unscharfe Erinnerung an Brandgeruch. Als sie mitten im Wald erwacht war, umgeben von einem Rudel Wölfe, hatte sie schreckliche Kopfschmerzen gehabt. Doch jedes Mal, wenn sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie sie so tief in die Taiga geraten war, war es, als ob sie versuchte, mit der Hand Rauchschleier einzufangen – nichts.

Dieser Tag damals war sehr aufwühlend für sie gewesen, aber sie hatte keine schlechten Erinnerungen daran. Sie hatte die Wärme und Besorgnis der Wölfe gespürt. Everest hatte über sie alle gewacht, während Tucker, ein Wolf mit sehr dichtem Fell, eine Wunde an Stacys Knie abgeleckt hatte. Basil und Addison, das andere Weibchen im Rudel, lagen rechts und links neben ihr und wärmten sie. Als ihr Tränen über die Wangen liefen, hatte Noah sie mit seiner Nase weggewischt. Er hatte ihr auch etwas zugeschoben, einen Fisch, den er gefangen und für sie irgendwie von Haut und Gräten befreit hatte. Stacy aß ihn, während Wink, der Jüngste im Rudel, sie mit einem verwirrten und neugierigen Ausdruck im Gesicht beobachtete. Er war damals noch ein Welpe gewesen.

Als die sechs Wölfe sie fanden, hatte Stacy für ein Mädchen in ihrem Alter schon einen großen Wortschatz gehabt. Was für ein Unfall es auch gewesen sein mochte, er hatte alle Erinnerungen an ihre Familie, Freunde oder die Schule ausgelöscht, nicht aber ihre Klugheit. Sie liebte Lesen und Schreiben, interessierte sich für die Natur und die Tiere und wusste schon ziemlich viel über die Wildnis um sie herum. Vermutlich war sie ungefähr acht Jahre alt gewesen, als es passierte. Vier Winter waren seit dem denkwürdigen Oktobermorgen vergangen, Stacy schloss daraus, dass sie jetzt zwölf Jahre sein musste.

Als sie auf Basils Rücken durch den Wald sauste, kreisten ihre Gedanken automatisch um die eine Frage – die eine Frage, mit der sie sich oft beschäftigte und die sie schmerzte, so als würde sie in einer frischen Wunde bohren: Was war mit ihren Menschen geschehen? Sie musste doch einen Vater und eine Mutter haben. Aber wo waren sie jetzt? Im Wald hatte sie schon erlebt, dass Tiere ihre Jungen im Stich ließen. Meistens geschah das, wenn die Mutter glaubte, dass die Jungen nicht überleben würden. Aber Stacy war nicht krank gewesen. Als die Wölfe sie fanden, war sie zwar verletzt, aber ansonsten gesund und gut ernährt. Und man hatte sie geliebt, das wusste sie.

Wo sind sie, die sich so gut um mich gekümmert haben?, fragte Stacy sich. Haben sie mich verloren? Haben sie mich gesucht? … Haben sie aufgegeben? Schon oft hatte sie überlegt, nach ihren Eltern zu suchen. Sie wusste auch, wo sie mit der Suche anfangen würde – in dem kleinen Dorf, das am westlichen Rand der Taiga lag. Stacy vermutete, dass sie ihre Eltern finden könnte, wenn sie die Dorfbewohner ausfragen würde. Aber da sie sich nicht an sie erinnerte, war sie sich nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte.

Trotz der gelegentlichen Grübeleien über ihre Eltern liebte Stacy ihr Leben bei den Wölfen in der Taiga. Oft schon hatte sie Menschen im Wald gesehen, aber durch das, was sie beobachtet hatte, erschien ihr deren Welt nicht besonders verlockend. Da waren die herzlosen Jäger mit ihren Gewehren und Pfeil und Bogen, die die Tiere, die sie liebte, töten wollten. Dann waren da Jugendliche, die Steine nach Eichhörnchen und Vögeln warfen. Und dann noch die Camper, die keinen Respekt vor der Natur hatten und ihren Müll im Wald liegen ließen. Manchmal war der Abfall ganz nützlich, wenn sie darin Kleidung oder Bücher fand, aber meistens musste Stacy hinter den Campern aufräumen, wenn sie den Wald verlassen hatten. Und einmal – in einem schrecklichen Frühling – waren Bauarbeiter mit großen Landmaschinen gekommen, und viele Tiere hatten ihr Zuhause verloren, als ein Stück Wald gerodet wurde, um dort ein Stromkraftwerk zu errichten. Es war hässlicher als alles, was Stacy je zuvor gesehen hatte. Der Maschendrahtzaun, die Kabel und Metalltürme bildeten einen Schandfleck in dem wunderschönen Wald, der ihr Zuhause war.

Stacy klammerte sich an Basils Fell. Sie war froh, dass das Stromkraftwerk so weit weg von ihrer Höhle lag, und vergrub ihr Gesicht noch tiefer im Fell am Hals der Wölfin.

Nach etwa zehn Minuten schnellen Laufs öffnete Stacy die Augen. Basil lief nun so langsam, dass die einzelnen Bäume und sogar die Flechten an den Stämmen wieder zu erkennen waren. Die vertraute Umgebung, in der sie und das Rudel lebten, erkannte Stacy sofort. Riesige Fichten und große Farne beherrschten die Landschaft und dehnten sich bis auf einen Hügelkamm vor ihnen aus. Kleine braune Pilze und rote mit weißen Punkten wuchsen zwischen den Kiefernnadeln, die den Waldboden bedeckten. Ein gigantischer mit Moos bedeckter Felsbrocken markierte den Übergang zu einer kleinen Lichtung, die unterhalb des Hügelkamms lag. Dort befand sich der Eingang zu der Höhle, in der Stacy und die Wölfe wohnten.

Sie stieg gerade von Basils Rücken, da kam Tucker aus der Höhle gehechelt und stieß sie spielerisch zu Boden. Stacy ließ sich auf die weiche Erde mit der dicken Schicht aus braunen Fichtennadeln und grünem Moos fallen und streckte die Hände aus, um Tuckers flaumweiches Fell zu kraulen.

„Ich habe dich auch vermisst“, lachte sie.

Addison war direkt hinter Tucker. Sie war eine würdevolle Wölfin mit einem leicht bräunlichen Schimmer in ihrem hellen Fell und begrüßte Stacy mit einem Nasenstupser, bevor sie eine Zeitung neben ihr fallen ließ.

Stacy lachte wieder. „Ich tue mal so, als ob du dich nicht ins Dorf geschlichen und jemandem die Zeitung von der Veranda gemopst hättest, Addi“, grinste sie.

Addison sah sie mit großen Augen an, hielt die Unschuldsmiene aber nicht lange durch. Ein verschmitztes Funkeln blitzte in ihren Augen auf, bevor sie davonsprang. Sie war die Klügste im Rudel und schien sich am meisten um Stacys Bildung zu sorgen. Ständig brachte sie ihr Bücher oder Zeitungen mit, die sie sich wer weiß woher „ausgeliehen“ hatte. Einmal hatte Addison hinter der örtlichen Bibliothek gelauert und beobachtet, wie Ladungen von Büchern aus den Regalen geräumt wurden, um Platz für neue zu machen. Nachts waren sie und Stacy dann ins Dorf zurückgekehrt und hatten so viele Bücher, wie sie nur tragen konnten, aus dem Papiermüll gefischt und mitgenommen. Stacy hatte nun eine eigene gut ausgestattete Bibliothek mit Bilderbüchern, Erzählungen wie Wilbur und Charlotte und – ihr Lieblingsbuch – Die Insel der blauen Delfine. Es gab Geschichtsbücher und wissenschaftliche Zeitschriften, die ihr die Welt erklärten, und sogar ein Camping-Kochbuch. Stacy und die Wölfin hatten es sich gemeinsam angesehen, und sie hatte einige Rezepte ausprobiert.

Für einen Wolf war Addison wahnsinnig schlau und hatte sogar ein Verständnis für Mathematik. Nie würde Stacy den Sommer vergessen, als sie mit Addison auf einer Lichtung in der Nähe der Höhle mit einem Stöckchen Rechenaufgaben in den Staub geschrieben hatte. Die Wölfin hatte sie dabei ganz genau beobachtet. Stacy war sich sicher, dass von allen Kindern, die zu Hause Schulunterricht bekamen, sie das einzige auf der Welt war, das von einem Rudel Wölfe unterrichtet wurde.

Sie hob die Zeitung auf und nahm sie mit in die Höhle. Dort breitete sie sie auf dem großen Holztisch aus, der in der Mitte stand. Den Tisch hatte sie eigenhändig aus einer Fichte gebaut, die letzten Sommer bei einem Sturm umgestürzt und in zwei Teile geborsten war. Mit einem rauen Stein hatte sie die Oberfläche abgeschmirgelt, bis sie weich und glatt war. Ein leicht angeschwärztes Brot, das sie gestern gebacken hatte, lag darauf. Sie schnitt zwei Scheiben mit einem Messer ab, das ein Camper verloren hatte, und beschmierte eine Hälfte mit Erdnussbutter – eine weitere „Leihgabe“, die Addison besorgt hatte.

Ich muss mal mit ihr darüber sprechen, dachte Stacy. Wenn zu viele Dinge verschwinden, werden die Dorfbewohner sich auf die Suche nach dem Dieb machen. Und wenn sie die Taiga durchkämmen, finden sie mich vielleicht. Dann muss ich den Wald verlassen und werde die Wölfe nie wiedersehen.

Schnell schüttelte sie den Gedanken ab und ging zu dem kleinen Wasserfall in einer der hinteren Ecken der Höhle. Dort streckte sie die Hand durch das schmale Rinnsal und tastete den Felsabsatz dahinter ab, bis ihre Finger gegen ein kleines Glas mit Brombeermarmelade stießen. Sie hatte sie selbst aus den Beeren gekocht, die wild im Wald wuchsen. Die Kühle des Wassers und des Steins wirkten wie ein Kühlschrank.

Stacy bestrich die andere Brotscheibe mit Marmelade und klappte die zwei Scheiben dann zusammen. Mit ihrem Marmelade-Erdnussbutter-Sandwich ging sie zur Feuerstelle hinüber. Dort stand ein großer Schaukelstuhl – ein weiteres von Stacys Werken, das sie an langen Winternachmittagen gefertigt hatte. Sie hatte scharfkantige Steine als Sägen benutzt, um die Bretter für den Sitz, die Rückenlehne und die Armlehnen zu bauen. Und dann natürlich das Schmirgelpapier, ein weiteres von Addisons Mitbringseln (sie musste wirklich dringend mit Addison über ihre Diebstähle sprechen). Mit biegsamen Ranken hatte sie alles zusammengebunden und dann mit Kiefernharz verklebt. Gebogene Äste bildeten die Kufen.

Mit der Zeitung in der einen und dem Sandwich in der anderen Hand setzte Stacy sich in den Stuhl. Basil fing an, mit einem Feuerstein den Steinofen in Gang zu bringen. Feuer machen war eine sehr ungewöhnliche Fähigkeit für einen Wolf, das musste Stacy zugeben, aber Basil war kein gewöhnlicher Wolf. Keiner von ihnen war das.

Stacy faltete die Zeitung auf und las die erste Seite. Ihr Blick fiel sofort auf eine große Schlagzeile.

DORFRAT MACHT AUF WOLFSPROBLEM AUFMERKSAM – JAGDPRÄMIE WAHRSCHEINLICH

Die Wolfspopulation in der Taiga am Rande des Dorfs wächst. Drei Bauern aus der Gegend haben in den letzten Wochen Vieh verloren und fordern eine Wolfsprämie, um die wachsende Raubtier-Population auszudünnen.

„Die Wölfe sind eine Plage“, sagt Orrin Webster aus dem Dorf. „In den letzten Monaten habe ich zwei Schafe und eine Kuh an sie verloren.“

„Die Wölfe im Wald haben keine natürlichen Feinde“, fügt Amos Sheridan hinzu, der die Kadaver zwei seiner Schafe vor drei Tagen am Waldrand entdeckte. „Sie haben den natürlichen Bestand ihrer Beutetiere aufgefressen und greifen nun unsere Herden an. Das muss aufhören.“

Beide Männer erinnerten an ein Vorgehen, das die Dorfbewohner vor mehr als zwanzig Jahren schon einmal beschlossen hatten: eine Wolfsprämie. Jäger bekamen für jeden Wolfspelz eine Prämie von fünfzig Dollar ausgezahlt. Nach einem Jahr war die Wolfspopulation merklich geschrumpft, und die Prämienzahlung wurde wieder aufgehoben. Diese Vorgehensweise fand damals Zuspruch bei Bauern und Dorfrat.

„Hm, das ist eine interessante Idee“, meint Elna Meyers, Mitglied des Dorfrats. „Die hiesigen Bauern haben uns gebeten, über die Wiederaufnahme der Wolfsprämie zu entscheiden. In den nächsten Wochen werden wir uns eingehend mit dieser Frage beschäftigen. Alle Faktoren müssen berücksichtigt werden. Wir werden über das Für und Wider mit Vertretern beider Seiten sprechen, um eine Lösung zu finden.“

Der Dorfrat diskutiert alle Punkte bei einem ersten Treffen am Montag in der Stadthalle.

Eine schwere Last legte sich plötzlich auf Stacys Brustkorb. Sie biss von ihrem Brot ab und las noch einmal die Überschrift. Ihre Wölfe waren nicht das Problem, das wusste sie, sondern ein kleines Rudel aus dem Flachland: Ein Paar und mehrere Junge waren vor einigen Sommern in ihren Teil der Taiga gezogen. Seitdem hatten sie sich stetig vermehrt. Nach der Ankunft des neuen Rudels waren Everest und Basil sehr in Sorge gewesen, aber die beiden Rudel hatten einen wackligen Frieden geschlossen. Sosehr Stacy sich auch wünschte, dass die wilden Wölfe in ein neues Revier weiterzogen, wollte sie doch nicht, dass ihre Wölfe die anderen absichtlich verjagten.

Sie müssen das Vieh der Bauern gerissen haben. Aber warum? Sie hatten den Wald ja schließlich für sich allein. Stacy und ihr Rudel waren Retter – sie jagten kein Wild, sondern ernährten sich hauptsächlich von Noahs täglichem Fischfang und Stacys kleinem Garten. Die Beutetiere im Wald überließen sie dem wilden Rudel. Auch wenn Stacy es hasste – sie verstand, dass Wölfe Raubtiere waren und Fleisch fressen mussten. Das andere Rudel musste sein Jagdgebiet also bis zu den Weiden der Bauern ausgedehnt haben. Und jetzt waren die wilden Wölfe auf den Geschmack von Schafen gekommen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie noch mehr Tiere reißen würden.

Stacy runzelte die Stirn und pulte Brombeerkerne aus ihren Zähnen. Wenn der Dorfrat der Wolfsprämie zustimmte, würden Jäger keinen Unterschied zwischen Stacys Rudel und den wilden Wölfen machen – sie wären alle in Gefahr. Sie wollte die anderen nicht beunruhigen, aber wenn Everest zurückkam, würde sie ihm berichten, was sie erfahren hatte. Vielleicht konnte er das wilde Rudel überzeugen, sich ein Revier weiter nördlich zu suchen. Dann würde sich das ganze Problem in Luft auflösen.

Damit die Wölfe nichts herausfanden, bevor sie mit Everest gesprochen hatte, riss Stacy den Zeitungsartikel aus und stopfte ihn in ihre Hosentasche. Sie war sich nicht sicher, ob Addison es geschafft hatte, sich selbst das Lesen beizubringen, aber Stacy traute es ihr zu.

Gerade als sie den Rest ihres Sandwiches essen wollte, bemerkte Stacy, dass etwas, vielmehr jemand, fehlte.

„Hey, hat irgendjemand …“

Bevor sie ihre Frage beenden konnte, tauchte dieser Jemand auf. Zuerst sah Stacy seinen wedelnden Schwanz. Wink! Der junge Wolf kam rückwärts in die Höhle gelaufen. Normalerweise hatte er weißes Fell, das in alle Richtungen abstand, nun war es schmutzig grau. Stacy nahm sich vor, ihn das nächste Mal mit zum Fluss zu nehmen und ihn zu baden. Sein Hinterteil ragte hoch in die Luft, den Kopf hielt er gesenkt. Er schien etwas zu schleppen, das seine volle Aufmerksamkeit erforderte.

Rückwärts suchte Wink sich seinen Weg durch die Höhle, bis Stacy endlich sehen konnte, was er im Maul hinter sich herwuchtete. Seine Kiefer umklammerten den Griff eines Eimers, der bis zum Rand mit einer weißen Flüssigkeit gefüllt war.

„Milch!“, rief Stacy und sprang aus dem Schaukelstuhl auf.

Als er näher kam, schwappte die Milch über den Rand des Eimers und tropfte auf den Boden.

„Oh, Wink! Hast du das einem Bauern geklaut? Wie hast du es geschafft, den Eimer den ganzen Weg …“

Als der Wolf sich zu ihr umdrehen wollte, schwappte noch mehr Milch über den Eimerrand.

„Nein, stell ihn einfach ab …“

Doch es war zu spät. Der Eimer kippte zur Seite. Milch spritzte durch die Höhle. Wink rutschte aus. Alle vier Beine glitten in unterschiedliche Richtungen, und er landete flach auf dem Bauch, mit der Schnauze in einer Milchpfütze.

Wölfe werden nicht rot vor Scham, aber Stacy sah trotzdem, wie peinlich ihm das war. Tucker und Basil kamen herüber und leckten die Flüssigkeit auf, bevor sie in den Spalten im Steinboden der Höhle versickern konnte.

Seufzend umfasste Stacy Winks Schnauze. „Schon gut, Wink“, tröstete sie ihn und half ihm hoch. „Vielen Dank für die Milch. Aber du darfst nie wieder zu dem Bauernhof gehen, hast du verstanden?“

Addison war hinter ihm in die Höhle getreten. Stacy musste ein ernstes Wörtchen mit den beiden Langfingern reden.


„Hör mal, ich weiß, wie schwierig es gewesen sein muss, den Eimer durch den Wald hierherzubringen“, sagte sie und hob den Eimer auf. Ein paar Tropfen waren übrig geblieben. Sie setzte den Eimer an ihre Lippen und ließ die Milchtropfen in ihren Mund laufen. „So leckere Milch …“ Stacy verstummte, kurzzeitig hatte sie vergessen, warum sie Wink davon abbringen wollte, ihr ständig Leckereien zu bringen. Dann erinnerte sie sich an die Wolfsprämie. „Und Addison“, sagte Stacy ernst, „ich weiß, dass du sehr leise und vorsichtig warst, um die Zeitung zu stibitzen.“

Bei Stacys Lob reckten Addison und Wink sich stolz.

„Aber was, wenn jemand dich gesehen hat, Wink? Oder dich, Addison, mit einer Zeitung? Ich sage es nur ungern, aber soviel ich gelesen habe, ist das beides kein normales Verhalten für einen Wolf. Außerdem kann ich viel besser auf diesen Luxus verzichten als auf euch beide. Das Letzte, was wir brauchen, ist jemand aus dem Dorf, der einen Wunderwolf einfangen will. Oder noch schlimmer, jemanden, der euch mit dem Gewehr in den Wald folgt.“

Beide Wölfe sahen zerknirscht aus – zumindest einen Augenblick –, aber ein plötzliches Geräusch vor der Höhle erschreckte sie alle drei.

Hoffentlich ist das kein Bauer, der nach seinem Milcheimer sucht.

Wild Rescuers

Подняться наверх