Читать книгу Ehefrau. Mutter. Sexsüchtig. Erotischer SM-Roman - Starla Bryce - Страница 3

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1. Ein bisschen mehr Verantwortung

»Wirklich? Ich soll das machen?« Fassungslos starrte Monika ihren Chef Herrn Deters mit ihren schokoladenbraunen Augen an. Wie kam er nur auf die Idee? Monika Habermaß, sechsunddreißig Jahre alt, einen Meter achtundsechzig groß, einige Kilos zu viel auf den Hüften und so rothaarig wie Pippi Langstrumpf höchstpersönlich, arbeitete bereits seit dreizehn Jahren für die Lebenswert-Versicherung. Obwohl ihr Umgang mit Kunden stets freundlich war und sie Unmengen an Vertragsabschlüssen aufweisen konnte, war ihr Vorgesetzter in all den Jahren nie auf die Idee gekommen, auch nur an eine Beförderung oder etwas Ähnliches zu denken. Und jetzt das!

»Frau Habermaß, ich zähle auf Sie! Eigentlich sollte Ihr Kollege Herr Kramer die Aufgabe übernehmen, wie Sie ja wahrscheinlich mitbekommen haben, aber der hatte gestern Abend einen Unfall. Und ich kann ihm wohl kaum zumuten, aus dem Krankenhausbett heraus den Ausbilder zu spielen, oder? Armer Kerl… Ein Auto hat ihn erwischt. Aber es ist wohl noch glimpflich ausgegangen. Und außerdem, Frau Habermaß: Ich finde, ein bisschen mehr Verantwortung täte Ihnen gut.«

Herr Deters, ein Mann mit Wohlstandsbauch und einer stets wie Alufolie glänzenden Glatze, klopfte Monika auf die Schulter.

Was sollte Monika erwidern? Ihr Chef war kein Mann, der sich etwas ausreden ließ, wenn er sich erst einmal was in den Kopf gesetzt hatte. Monika nickte bloß und bekam als Antwort eine dunkelblaue Bewerbungsmappe in die Hand gedrückt.

»Schön, schön. Dann wäre das ja geklärt! Der Junge kommt um halb zehn. Ich schicke ihn in Ihr Büro! Nehmen Sie ihn mit zu Kundenterminen und erzählen Sie ihm was über die Lebenswert-Versicherung und unsere Angebote. Einen Tag in der Woche findet die Berufsschule statt. Ich glaube, immer freitags. Das würde doch perfekt mit ihren Arbeitszeiten zusammenpassen. Ach so, und wenn Sie Feierabend haben, schauen Sie, wer da ist, damit der Junge seine acht Stunden täglich vollkriegt!«

Damit war die Sache erledigt. Herr Deters verließ den Raum und ließ Monika an ihrem Schreibtisch zurück. Sie schaute auf den Kalender, an dem sie jeden Morgen von Montag bis Donnerstag den Datumsschieber ein Feld weiterschob. Freitags hatte sie frei. Zumindest als Versicherungskauffrau. Die Mutter und Hausfrau hatte immer Dienst.

Sie sollte einen Auszubildenden einarbeiten. Schöne Scheiße! Es war ja nicht so, dass sie bereits zu Hause oft genug Vorbild und Lehrerin sein musste! Bei zwei Kindern im Grundschul- beziehungsweise Kindergartenalter war nichts mit mal eben am Nachmittag die Füße hochlegen und sich irgendeinen sinnlosen Quatsch im Fernsehen ansehen, während man dem Heißhunger auf Käsekuchen-Brownies nachgab. Monika strich sich über die mit einer großen Spange hochgesteckten Haare. Für mehr reichten Zeit und Energie am Morgen nicht aus. Immerhin schaffte sie es, an den Abenden ihre Blusen zu bügeln und darauf zu achten, dass Blazer und Bleistiftröcke gut saßen. Heute trug Monika eine altrosa Bluse mit Perlmuttknöpfen. Ihre Schwiegermutter hatte Monika einmal gesagt, dass sich die Farbe nicht mit ihren roten Haaren vertrug. Daraufhin hatte sich Monika extra zwei rosa Blusen gekauft. Es war die erste Rebellionsphase ihres Lebens. Zu Teenagerzeiten hatte sie dazu keinen Mumm gehabt. Der Rock war, wie meistens, schwarz. Die Beine wurden von einer hautfarbenen Feinstrumpfhose umhüllt und an den Füßen steckten schwarze Pumps mit niedriger Absatzhöhe.

Monika saß auf ihrem Drehstuhl, der bei jeder größeren Bewegung ein Quietschen von sich gab. Ohne wirkliches Interesse warf sie einen Blick in die Bewerbungsunterlagen. Das Foto hätte eher in die Galerie eines sozialen Netzwerks als in einen Lebenslauf gepasst. Eine Ganzkörperaufnahme. Ein dunkelhaariger junger Mann im Anzug stand an eine Wand gelehnt. Es sah aus, als stünde er im Inneren eines Parkhauses. Das Foto war qualitativ gut, aber eindeutig kein Bewerbungsbild. Monika schüttelte den Kopf. Sie hielt nichts von zu strengen Bewerbungsauflagen, aber eine gewisse Norm sollte eingehalten werden. Sie erinnerte sich noch genau daran, dass der Fotograf, den sie damals im Studio besucht hatte, ihr ans Herz gelegt hatte, auch den letzten Knopf ihrer hochgeschlossenen Bluse zuzumachen. Bieder ist der Sieger!, hatte er gesagt. Anscheinend hielt Herr Deters nicht allzu viel von den allgemeinen Anforderungen an Bewerbungsbilder. Hatte er sich die Mappe überhaupt genau angesehen? Der junge Mann sah nicht schlecht aus. Aber nicht, als würde er in ein solches Unternehmen wie diese Versicherung passen. Monika überflog den Lebenslauf des künftigen Azubis.

Geburtsdatum: 03.02.1995.

1995! Das las sich für Monika, als sei es noch gar nicht so lange her.

Im Feld Berufstätigkeit las Monika, dass der Neue ein Psychologie-Studium abgebrochen hatte. War er die Art Mensch, die bereits in jungen Jahren an unverbesserlichem Klugscheißer-Syndrom litt, alles besser wusste und meinte, jede Person auf Anhieb lesen zu können?

Bitte nicht!, dachte Monika und öffnete das Fenster, von dem aus sie auf eine Straße mit Wohnhäusern, überwiegend ältere, aber gepflegte Mehrfamilienhäuser, blicken konnte. Das Fliegengitter hielt sich erstaunlich tough, obwohl es schon seit Wochen an der linken Ecke immer ein wenig mehr abriss. Heute war der achte August. Ein Donnerstag. Der Sommer in diesem Jahr hatte seinem Namen nicht gerade alle Ehre gemacht und bereits jetzt merkte man, dass der Herbst schon in den Startlöchern stand. In diesem Moment freute sich Monika jedoch über die angenehm kühle Luft, die in ihr Büro zog. Das kleine Büro im ersten Stock des einstigen Einfamilienhauses roch nach dem muffigen Teppich, der bereits so lange hier ausgelegt war, wie Monika zurückdenken konnte. Das Regal hinter ihrem Schreibtisch passte gerade so in den Raum hinein und war vollgestopft mit jeder Menge Ordnern, in denen Kundendaten und –verträge zu finden waren. Monika stellte keine großen Ansprüche an die Optik ihres Arbeitsplatzes. Auch wenn ihr Mann Clemens ihr schon mehrmals ans Herz gelegt hatte, sich bei einem größeren Betrieb zu bewerben – Monika mochte die kleine Versicherung in der Schlehenstraße nahe der Feuerwehrwache gerne. Sie wollte ihr winziges Büro, in dem sie immerhin ihre Ruhe hatte, nicht gegen einen Platz in einem Großraumbüro eintauschen. Doch nach den neuesten Entwicklungen würde sie bald die Zeit, in der sie weder Kinder versorgen oder bespaßen oder sich bei Kundengesprächen den Mund fusselig reden musste, sondern die Ruhe ihres Büros genießen konnte, gegen die Fragen eines Berufseinsteigers eintauschen. Die in ihrem Büro hängende, schlichte graue Uhr gab Monika zu verstehen, dass der neue Auszubildende jeden Moment erscheinen würde.

Monika klickte auf der Tastatur ihres Computers herum, um ein Formular für eine private Rentenversicherung auszudrucken, das sie später bei einem Kundentermin – eine Frau mittleren Alters – brauchen würde. Ihren neuen Auszubildenden würde Monika mitnehmen müssen. Monika seufzte, nicht bloß, weil sie wenig Lust hatte, sich bei der Arbeit über die Schulter schauen zu lassen, sondern auch, weil der Computer nun eine Meldung anzeigte: Die Tinte ist fast aufgebraucht. Details zur Tinte anzeigen. Monika schloss das Fenster. Bisher hatte es immer noch ein paarmal geklappt, bevor die Farbe tatsächlich leer war. Das Surren des Druckers ertönte und parallel dazu klopfte es an der Tür.

»Herein«, rief Monika und sah, wie sich die Tür öffnete.

»Hallo«, sagte eine tiefe Stimme, die nicht recht zum Erscheinungsbild passen wollte. Das war der Kerl, dessen Bewerbungsmappe Monika auf ihrem Schreibtisch liegen hatte. Um die einen Meter achtzig groß, sehr schlank, auf dem Kopf lockige braune Haare, die an den Seiten deutlich kürzer waren. Monika erinnerte sich nicht, wie die Frisur im Fachjargon genannt wurde. Der Neue trug ein langärmliges Hemd, dessen Muster Monika an Eisblumen im Drogenrausch denken ließ, dazu eine schwarze Stoffhose und Chucks. Sie würde ihm sagen müssen, dass neutrale Hemden und Businessschuhe besser zu einem angehenden Versicherungskaufmann passten. Über der Schulter hing ein brauner Lederrucksack.

Monika stand auf, während der neue Azubi näherkam. Seine Augen wirkten aus der Nähe so blau wie die Perlhyazinthen, auf die Monika im Frühjahr immer so sehnsüchtig wartete. Auffällig waren auch die langen Wimpern, die Monika sogleich an ihre deutlich kürzeren denken ließen. Im Gegensatz zu ihrem neuen Azubi war Monika nicht mit langen dunklen Klimperwimpern gesegnet. Doch der Gedanke verflog schnell und wich der Feststellung, dass der neue Azubi, obwohl keiner dieser typischen Schönlinge, das gewisse Etwas hatte. Der junge Mann sah gut aus, das konnte Monika nicht leugnen.

»Ich bin Miro!« Wieder diese tiefe Stimme, die in Kontrast zu seinem leicht androgyn anmutenden Äußeren stand.

»Nein, bist du nicht. Ich habe deine Bewerbungsunterlagen gesehen. Guten Tag, Frank!« Sie grinste, als sie ihm die Hand reichte. Ein fester Händedruck, dachte Monika und sah bereits an seinem Lächeln, dass er äußerst überzeugt von sich selbst war.

»Und du bist?«

Sie hatte ihm noch kein Du angeboten. Dennoch entschied sich Monika, keinen Aufstand zu machen. Sie wollte weder zickig noch asbach wirken.

»Monika Habermaß. Monika ist übrigens mein richtiger Name.«

»Erwischt!« Frank alias Miro lächelte und fuhr sich durch die Haare. »Ich kann den Namen Frank nicht ausstehen. Frank Rahner… Das klingt nach einem Mittfünfziger!«

»Immerhin kein Kevin-Justin«, antwortete Monika. Sie selbst war nach ihrer Großmutter väterlicherseits benannt und hatte nach jahrelanger Abneigung im Teenageralter irgendwann Frieden mit ihrem Vornamen geschlossen. Es konnte einen immer noch schlechter treffen.

Anstatt eine fachliche Frage zu stellen, war das Erste, was Monikas neuer Auszubildender wissen wollte: »Geht es hier auch so ab wie in der Serie Stromberg?«

Monika musterte Frank, der sich selbst offenbar den Namen Miro gegeben hatte.

»Ich weiß nicht, was du meinst«, antwortete sie und hätte ihn am liebsten aus ihrem Büro geschoben und einem Kollegen aufgedrückt. Sie hatte die Serie nie gesehen. Interessierte Frank sich überhaupt für die Arbeit eines Versicherungskaufmannes? Es machte auf Monika nicht gerade den Eindruck, dass sie Frank einfach so mit zu Kunden nehmen konnte, ohne dass er sich in vollkommen andere Themen als das Fachliche verstrickte. Gutes Aussehen hin oder her – sie war keine zwanzig mehr! Und zudem verheiratet. Selbst in jüngeren Jahren war Monika nicht der Typ Frau gewesen, der sich jedem beliebigen Kerl an den Hals geschmissen hatte.

»Nie gesehen?«

Monika schüttelte den Kopf.

»Da hast du was verpasst! Aber hey, wir können das nachholen! Man wird ja auch mal Leerlauf hier haben, oder?«

»Du meinst eine Mittagspause?«

Frank nickte.

»Ja, die gibt es. Offiziell von zwölf Uhr dreißig bis dreizehn Uhr. Aber da ich bloß von montags bis donnerstags je fünf Stunden arbeite, mache ich keine Mittagspause. Du wirst die Nachmittage über bei anderen Kollegen unterkommen. Ich kümmere mich darum.« Wieso war das ihre Aufgabe? Herr Deters hatte den Auszubildenden angeschleppt, also sollte er sich gefälligst selbst damit befassen! Typisch Männer…

»Setz dich neben mich, dann kann ich dir ein bisschen was erzählen, ehe wir in etwa einer Stunde zu einem Kundentermin aufbrechen. Aber das da«, Monika deutete auf Franks Hemd, »geht gar nicht! Kunden erwarten von ihrem Versicherungsberater ein dezentes und neutrales Aussehen.«

In Franks Blick spiegelte sich Amüsement. »Ich kann es ausziehen, wenn es dir dann besser geht!« Sogleich begann Frank damit, die Knöpfe aufzumachen. Monika schluckte, als sie einen Blick auf Franks Oberkörpererhaschte. Weder zu viel Fett noch zu viele Muskeln. Sondern genau richtig, sodass Monika am liebsten über Franks Haut gestrichen hätte, um zu wissen, wie sie sich anfühlte. »Du ziehst dir einfach ab morgen neutralere Hemden an. In Ordnung? Am besten ohne Muster.«

»Sterilweiß? Oder darf es auch ein bisschen rosa sein?«

Monika bemerkte die Spitze sofort. »Von mir aus auch beerdigungsschwarz. Hauptsache, es sieht seriös aus.«

»Seriös kann ich.« Ihr war alles andere als wohl bei dem Gedanken, diesen jungen Mann in ihr Auto steigen zu lassen und zu einer potenziellen Kundin mitzunehmen. Frank stellte seinen Rucksack ab und nahm sich einen der beiden Stühle, die vor Monikas Schreibtisch standen. Bevor er jedoch neben ihr Platz nahm, öffnete Frank seinen Rucksack und zog eine Plastikflasche mit einer lachsroten Flüssigkeit hervor. Melonenwelle las Monika auf dem Etikett.

»Auch einen Schluck?«

Wahrscheinlich hatte sie zu sehr auf die Flasche geglotzt.

»Nein, danke!« Monika roch den viel zu süßen Geruch des Getränks. »Ich bin süchtig nach dem Zeug!«, gestand Frank ihr und Monika war wieder mal überzeugt worden, dass Werbestrategien auch bei Erwachsenen – oder solchen, die sich dafür hielten – funktionierten.

Immerhin war das Fenster auf und sorgte für etwas Luftzirkulation. Frank setzte sich neben Monika und schaute sie an. »Dann erzähl mal!«

Woher nahm er diese Lockerheit? Hatte er gar keine Angst, gleich am ersten Tag wieder rausgeschmissen zu werden? Nicht, dass sie die Kompetenzen dazu gehabt hätte, aber das konnte Frank nicht wissen.

»Wieso hast du dich für die Ausbildung zum Versicherungskaufmann entschieden?«, fragte Monika. Mal sehen, was Frank darauf antwortete.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er mit seiner tiefen Stimme zurückgab: »Ich kann Leuten gut Dinge andrehen. Das ist doch wichtig in dem Job, oder?«

Er schien noch schlimmer zu sein, als der erste Eindruck Monika zugeflüstert hatte. Wieso musste er so attraktiv sein?

»Wir drehen hier niemandem etwas an. Wir beraten Kunden, die an diversen Versicherungen oder einer Altersvorsorge interessiert sind. Du musst dich mit dem, was du den potenziellen Kunden erzählst, auskennen. Ansonsten trauen die Kunden dir nicht. Vertrauen ist wichtig! Wir wollen keine krummen Geschäfte machen, sondern den Leuten ein Stück Sicherheit in ihrem Leben bieten. Dafür stehen wir als Versicherung.« Sie musste ihm dieses Gehabe austreiben. So könnte sie ihn niemals auf echte Kunden loslassen! Wahrscheinlich würde sie diejenige sein, die von Herrn Deters die Quittung bekam, sollten in den kommenden Wochen die ersten Beschwerden eintrudeln!

Monika griff nach dem Formular, das sie vorhin ausgedruckt hatte, steckte es in einen unbenutzten Ordner der Lebenswert-Versicherung und legte ein paar Informationsbroschüren hinzu. Sie wollte gut vorbereitet zu dem Termin gehen. Wie immer.

»Du wirst mich schon einarbeiten!«

Täuschte sie sich oder zuckten Franks Mundwinkel, während er die Worte aussprach? Monikas Handinnenflächen begannen zu schwitzen. Da war dieser winzige Gedanke: Ob er auch so dreist beim Sex vorging?

Ehefrau. Mutter. Sexsüchtig. Erotischer SM-Roman

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