Читать книгу Tamiehland - Stefan Häring - Страница 5
Kapitel 2
ОглавлениеNach drei Stunden erwachte Firah und sah sich suchend nach Klaso um. Der Schlafplatz neben im war leer und da er auch nebenan keine Stimmen hörte, stand er auf und ging langsamen Schrittes zum anderen Raum hinüber. Dort angekommen sah er alle mit langen Gesichtern um den Tisch sitzen. An der Frontseite saß jemand, den er noch nicht kannte.
"Das muss Kramas sein, von dem Momag sprach", dachte er. Der Fremde sah trotz seiner sitzenden Position imposant aus. Sein schulterlanges, schwarzes Haar war zu einem Zopf zusammengebunden, seine Haut war schneeweiß und auf der linken Seite fehlte die Ohrmuschel. Er hatte einen kleinen Oberlippenbart und war schlicht gekleidet, mit einer braunen Lederhose, die ihm bis zu den Knien reichte, und einem ärmellosen Hemd mit einigen Löchern. Im selben Moment als Firah an den steinernen Tisch treten wollte, erblickte ihn der Fremde, der sich sofort erhob und auf ihm zukam.
"Du musst Firah sein?" begrüßte er ihn. "Ich bin Kramas aus Siron. Komm setz dich zu uns, wir haben dir Neuigkeiten zu berichten."
Nachdem Firah ihm die Hand gegeben hatte, setzten sie sich zu den anderen an den Tisch.
"Ich hoffe, du hast ausgeschlafen", fragte ihn Klaso. "Kramas hat uns etwas mitgeteilt, was nicht sehr erfreulich ist. Die Grauen haben vor zwei Stunden unser Versteck entdeckt, wo wir vorhin noch waren. Sie haben Grimbo, Nomis und drei andere von uns gefangen genommen. Kramas konnte ihnen gerade noch entwischen. Daraufhin haben die Grauen die Streifen nochmals verstärkt. Sie vermuten anscheinend, dass hier unten jemand eingedrungen ist und denjenigen wollen sie mit allen Mitteln fangen. In der letzten Stunde haben wir leidenschaftlich diskutiert, ob wir dir weiter helfen sollen oder nicht. Vielleicht ist es jetzt zu gefährlich um das Gold zu suchen."
"Und zu welchem Entschluss seit ihr gekommen?" unterbrach ihn Firah.
"Dazu kommen wir gleich", fuhr Klaso fort. "Aber zuerst wollen wir wissen, bist du wirklich fest entschlossen bis zum bitteren Ende, dass heißt, eventuell Gefangennahme oder Tod, zu gehen?" Firah brauchte nicht lange um zu antworten. "Ich habe nun schon so viele Bewohner unserer Nachbarländer kennen gelernt, denen von Kasmir und seinen Handlangern übel mitgespielt wurde, das ich nur noch einmal wiederholen kann, was ich vor meinem Schlaf gesagt habe. Ich möchte alles mir mögliche tun, um wieder für Friede in unseren Ländern zu sorgen. Auch wenn ich mich hier unten nicht auskenne und ihr mir nicht helfen solltet, werde ich versuchen das Gold zu finden, um den rechtmäßigen Herrscher auf den Thron zu helfen." In seinen Worten erkannte Firah sich nicht wieder. Es kam ihm fast so vor, als wenn ihm irgend jemand diese Worte in den Mund gelegt hatte, aber ganz tief in seinem Herzen, wollte er genau das tun, was er gerade von sich gegeben hatte. Gerade fragte er sich, ob es vielleicht die ominöse Stimme gewesen war, da standen alle Sechs auf und gesellten sich um Firah herum, der während seiner Worte aufgestanden war. Rifek klopfte ihm auf die Schulter.
"Ich habe dich nicht für so entschlossen gehalten", sagte er dann. "Aber ich glaube, du hast bei uns die letzten Zweifel beseitigt, die vor allem Momag und ich noch hatten. Nun lasst uns wieder hinsetzen, denn wir haben schon einen Plan gemacht, wie ihr weiter vorgehen könntet. Was nicht heißen soll, dass nur Klaso dir hilft. Auch wir werden natürlich tun was wir können."
Nachdem sie sich alle auf die kleinen Steine gesetzt hatten, holte Kramas ein Stück Leder hervor und breitete es auf den vor ihnen liegenden Stein aus. Firah lag eine Frage auf der Zunge, hielt sich aber zurück und sagte nichts.
"Da wir alle schon einmal im Gefangenenlager waren, haben wir während du schliefst eine Art Plan aufgezeichnet", erklärte Kramas. "Er zeigt, wo das Lager ist und welche Wege wir bereits kennen."
"Aber ihr sagtet vorhin, die Grauen würden mehr aufpassen als noch vor vier Stunden", wand Firah ein.
"Ja, das stimmt", erwiderte Ophra. "Sie hängen sogar wieder Fackeln in die Gänge, wo seit langer Zeit keine mehr waren. Deshalb wird es für euch auch noch schwieriger. Wir kennen zwar einige Nischen und kleine Ecken, wo man sich vor Verfolgern verstecken kann, aber eine hundertprozentige Sicherheit garantieren sie nicht."
Firah sah sich nun den Plan etwas genauer an und die anderen erklärten ihm alles, was darauf beschrieben war. Klaso kannte ihn nur zu genüge, da er von allen schon am längsten auf der Flucht war.
"Wann brechen wir auf?" fragte Firah voller Tatendrang. "Sobald ihr euch nochmals gestärkt habt, da keiner von unsweiß, wann ihr das nächste Mal die Möglichkeit habt, etwas zu essen. Wenn ihr dann losgeht, werden wir versuchen die Grauen abzulenken. Auch auf die Gefahr hin, das sie uns fassen. Sollte es euch aber dadurch gelingen das Ziel zu erreichen, hätte es sich gelohnt. So, nun esst noch ein wenig und dann beginnt mit der Mission "Hoffnung". In drei Stunden werden alle noch freien Gefährten von euch wissen und wenn möglich, euch helfen." Und nachdem Bengas das gesagt hatte, stand er auf, holte ihnen Essen und Trinken. Beide aßen sich satt und von dem Rest steckte jeder sich noch etwas in die Taschen, dann begaben sie sich in Richtung des Ausganges durch den sie gekommen waren. Die Verabschiedung fiel kurz aber herzlich aus, den Beiden wurde noch Glück bei ihrem Vorhaben gewünscht und dann kletterte Klaso in den Gang, dicht gefolgt von Firah. Hinter ihnen wurde es schnell wieder dunkel, da die Öffnung von den Zurückgebliebenen sofort wieder verschlossen wurde.
"Sie müssen den Gang vor uns auch schon mit Fackeln bestückt haben", flüsterte Klaso über die Schulter und als Firah vorsichtig an ihm vorbei schaute, sah auch er den Lichtschein vor ihnen.
"Ich hatte gehofft, sie wären hier noch nicht gewesen, doch so müssen wir gleich von Beginn an übervorsichtig sein. Nur flüstern und dann auch nur, wenn es unbedingt nötig ist." Firah stimmte zu und sie krochen weiter zum Ende des Ganges, wo Klaso den Stein entfernte. Sie lauschten und kletterten dann auf den Weg hinaus, wendeten sich nach links und gingen ihrem angestrebten Ziel entgegen. Schon bald kamen sie an eine Abzweigung und machten kurz halt.
"Ab hier werden wir noch langsamer gehen", wisperte Klaso in Firahs Richtung. "Nach ungefähr fünfhundert Yekas kommen wir beim Lager der Gefangenen heraus. Bis dahin kenne ich nur zwei Möglichkeiten, wo wir uns im Notfall verstecken können. Ich hoffe, wir treffen nicht schon vorher auf die Grauen." Sie gingen bis zur nächsten Biegung, dort hörten sie Stimmen, die sich aber weder entfernten noch auf sie zu kamen. Klaso wagte nicht zu sprechen und er zeigte nur rechts von ihnen auf die Wand. Dort erspähte Firah eine schmale Spalte und nacheinander quetschten sie sich hinein. Für einen Dritten wäre hier drinnen kein Platz gewesen, so eng war es dort. Vom Gang drang nur wenig Licht hinein und sie konnten sich nur schemenhaft erkennen.
"Wir haben unser erstes Ziel erreicht", gab Klaso leise, sehr leise von sich. "Jetzt warten wir, bis einer von den anderen die Grauen von uns ablenken. So haben wir es jedenfalls besprochen, als du geschlafen hast."
"Die riskieren alle ihr Leben für meine Sache", dachte Firah. "Ich hätte nie gedacht, hier unten solche Freunde zu finden."
"Sie machen es nicht nur für dich, sondern auch für sich und ihre Heimatländer", unterbrach ihn ein weiteres Mal die Stimme. "Sie sehen in dir ihre einzige und letzte Hoffnung, endlich wieder Frieden zu finden."
Er sinnierte noch über das eben vernommene, als er glaubte Momags Stimme zu hören. Im selben Augenblick drang von der anderen Seite eine hektische Betriebsamkeit und ein wildes Durcheinandergeschrei zu ihnen herüber. Schon bald hörten sie Schritte auf sie zukommen, die sich als die von fünf Grauen herausstellten, als sie bei ihnen vorbei liefen. Firah versuchte die Gestalten zu definieren, konnte aber nur einen Mong und einen Krop erkennen, die restlichen sah er kaum. Schnell wurde es wieder ruhiger, sie traten wieder in den Gang hinaus und schauten in beide Richtungen. Dann gingen sie weiter ihren Weg. Als sie an einem Gange vorbei kamen, vernahmen sie daraus Stimmen, sogleich beschleunigte Klaso seinen Schritt. Nach hundert Metern bogen sie rechts in einen weiteren Gang, wo alle zehn Meter eine Fackel hing. Dadurch wurde der Gang so hell erleuchtet, wie bisher noch keiner in denen sie gegangen waren. Klaso drängte zur Eile, denn plötzlich vernahmen sie von vorne und von hinten Stimmen. Sie verbargen sich hinter dem nächsten Vorsprung, den sie sahen und keine Minute später kamen vier Schatten, mit großer Eile, an ihnen vorbei. Diese Stimmen vereinigten sich mit denen, die sie hinter sich gehört hatten. Alle Beide konnten sie nichts von dem Gesprochenen verstehen und so blieben sie regungslos in Deckung. Firah hätte am Liebsten auch sein wild rasendes Herz angehalten, so schloss er aber nur die Augen und hoffte, dass man sie nicht entdeckte. Wieder wurden die Geräusche lauter und kamen schnell an ihnen vorbei. Als es wieder still war, drehte sich Klaso zu Firah herum und klopfte ihm auf die Schulter. "Sie haben soeben Momag vorbeigebracht", flüsterte er mit betrübter Stimme. "Es ist zwar bedauerlich, aber so kommen wir wenigstens wieder ein Stück weiter, ohne entdeckt zu werden."
Firah erwiderte nichts, zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt, was die Grauen mit Momag jetzt wohl machen würden. Sie traten in den Gang hinaus und sahen dahin, wo die Stimmen verschwunden waren.
"Warum haben wir eigentlich keine Waffen?" fragte er Klaso, der ihn ansah, als wenn er etwas falsches gesagt hätte. Doch nach einer kurzen Pause antwortete er ihm.
"Alle Länder um Tamiehland haben vor langer Zeit einen Friedensvertrag geschlossen. Da es keinerlei Misstrauen unter den Völkern gab, brauchten wir ab da auch keine Waffen mehr. Nur die Wachen haben symbolisch ihre Langsäbel behalten. Da es auch kaum Verbrechen gab, musste auch keiner für Ordnung sorgen. Erst unter Kasmir wurde alles anders. Er forderte plötzlich hohe Abgaben von seinen Untertanen und gleichzeitig schuf er damit den Boden auf dem Verbrechen gedeihen, nämlich Hass, Neid und Armut. Heimlich wurden auch wieder, auf sein Geheiß hin, Waffen hergestellt und somit hatte er leichtes Spiel unsere Länder zu besetzen. Es weiß auch kaum noch jemand, wie man damit umgeht und somit haben wir hier unten auch keine. Wir können es zwar schnell lernen, aber wer weiß wie die Grauen dann reagieren würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie uns dann nicht mehr ins Gefangenenlager bringen, sondern sofort töten, wäre dann bestimmt sehr groß. So haben wir aber die Hoffnung, nach einiger Zeit wieder fliehen zu können, auch wenn das unter den jetzigen Umständen immer schwieriger wird. Nun lass uns aber weitergehen, noch etwa siebzig Yekas und wir sind in der Nähe der
Gefangenenhöhlen."
Sie wendeten sich nach links und legten den Rest der Strecke zurück. In der ferne waren wieder einige Geräusche zu hören, die Klaso aber nicht weiter beunruhigten. Schon bald erreichten sie einen Gang, der doppelt so groß war wie der letzte. Klaso zeigte auf einen großen Stein, der etwas seitlich von ihnen lag, wohinter sie sich auch sogleich verbargen.
"Wenn wir hier links herum gehen", flüsterte er dann Firah zu. "Kommen wir zu den Eingängen der Gefangenenlager. Es sind sieben an der Zahl und in jeder ist etwa Platz für dreißig bis vierzig Leute. Gehen wir aber rechts herum, sind wir hinter den Ausgängen und was dort ist, kann ich nicht sagen. Aber wenn das Gold hier unten ist, dann nur in einer von diesen zwei Möglichkeiten. Wir müssen uns nun entscheiden, welchen Weg wir gehen sollen." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. "Wir können uns aber auch trennen und so nimmt jeder von uns einen anderen Weg. Firah, du bist nach hier unten geschickt worden und deiner Entscheidung werde ich folgen."
Plötzlich vernahmen sie Schritte, die langsam näher kamen. Sie legten sich flach auf dem Boden, da der Stein nicht sehr hoch war und sie sonst zu leicht hätten entdeckt werden können. Firah hatte dadurch noch etwas mehr Zeit, um über einen möglichen Entschluss nachzudenken, doch dazu kam es erst gar nicht, denn er vernahm wieder die Stimme.
"Trennt euch nicht! Du kennst dich hier unten nicht aus. Klaso hat sehr viel Erfahrung und im Ernstfall hat er sicher die rettende Idee. Versucht euer Glück hinter den Ausgängen. Beeilt euch, Kasmir und seine Vertrauten wissen mittlerweile schon, dass du hier unten bist."
Er hatte so gespannt auf die Stimme gehört, daß er alles andere, was um ihn herum passierte, nicht zur Kenntnis nahm. Erst als ihn Klaso abermals an die Schulter fasste und aus seinen Gedanken riss, merkte er, dass er schon neben ihm stand. Schnell erhob er sich auch und berichtete sofort, was ihm die Stimme gesagt hatte.
"Wäre das auch deine Entscheidung gewesen? Oder wolltest du die Sache anders angehen?"
"Ich war mir nicht hundertprozentig schlüssig", gab Firah ausweichend zurück. "Ich wollte dir den schwarzen Peter zuschieben. Aber nun bin ich selbstverständlich der Meinung, wir sollten tun, was die Stimme gesagt hat."
"Ja, du hast recht. So wie du es mir erzählt hast, war der Rat stets der Richtige. Lass uns also in die unbekannte Region dieser Unterwelt vordringen, auch wenn mir dabei nicht ganz wohl ist."
"Da bist du nicht der Einzige."
Nachdem sie sich kurz angesehen hatten, schlichen sie in die besagte Richtung. Den neuen Gang sahen sie sich genau an, so dass sie nur langsam voran kamen. Vor allem suchten sie nach Nischen oder anderen Verstecken, doch auf den ersten 150 Metern fanden sie nichts dergleichen. So verfinsterte sich das Gesicht von Klaso immer mehr, je weiter sie kamen. Auch Firah machte sich langsam Sorgen. Dann erblickten sie einen Abzweig und ohne zu schauen oder zu überlegen, rannten sie hin und verschwanden darin. Er war nur halb so groß wie der Vorherige, dafür war er aber doppelt so hell und noch in keinem Gang zuvor hatten sie so viele Fackeln gesehen. Nach etwa achtzig Metern hörten sie ein weiteres Mal Stimmen, die diesmal hinter ihnen waren. Beide verharrten in ihren Bewegungen und lauschten. Sie waren zwar noch sehr schwach zu hören, kamen aber langsam näher. Sie tauschten entsetzt einen Blick aus und schritten nun wieder etwas schneller in den Gang hinein. Man konnte förmlich spüren, wie sie nach einem Versteck, einer Abzweigung oder das Verstummen der Stimmen flehten. Dreißig Meter weiter tauchten dann vor ihnen drei Gänge auf. Sie wähnten sich schon in Sicherheit, als Klasos Blick fragte, welchen sie denn nehmen sollten. Doch Firah hob nur die Schultern. Im nächsten Augenblick, sie standen bereits in der Mitte der Kreuzung, wurde ihnen die Entscheidung abgenommen. Aus zwei weiteren Gängen waren deutlich näher kommende Geräusche zu hören. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, begaben sie sich in den einzigen Gang, aus welchem nichts zu hören war. Nach 25 Metern stieß Firah seinen Mitstreiter an und zeigte auf die Wand rechts von ihm. Auch nun erkannte Klaso die kleine Spalte, die kaum zu erkennen war. Blitzschnell verschwanden sie darin und wenige Sekunden später hörten sie bereits die ersten Stimmen von der Kreuzung. Sie waren sich sicher, dass sie nicht gehört worden waren, trotzdem unterhielten sich die Stimmen weiter und zwar in der Sprache, die sie nicht verstehen konnten, aber durch die wachsende Unruhe in deren Stimmen, hatten sie ein ungutes Gefühl.
"Was haben wir falsch gemacht", fragte sich Klaso und schaute vorsichtig auf den schwach beleuchteten Gang hinaus. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Der gesamte Gang war so präpariert, dass man nur ihre Spuren sehen konnte. Er musste sofort reagieren und handeln, sonst war die gesamte Mission zum Scheitern verurteilt, bevor sie so richtig begonnen hatte:
"Es ist keine Zeit für lange Erklärungen", wand er sich an Firah. "Da draußen sind nur unsere Spuren zu sehen und die Grauen kommen bestimmt gleich hinter uns her. Bleib hier sitzen und verhalte dich ruhig. Ich werde sie von dir ablenken. Viel Glück und beende die Herrschaft von Kasmir. Du bist unsere letzte Hoffnung."
Noch bevor Firah etwas sagen konnte, umarmte er ihn und lief dann schnell weiter in den Tunnel hinein. Sofort setzten sich auch die Grauen in Bewegung und spurteten hinter ihm her. Firah schloss die Augen und hielt den Atem an. Ihm liefen zwei, durch die Lichteinflüsse, silbern glänzende Tränen die Wangen hinab. Was in den letzten Sekunden passiert war, konnte er so schnell nicht verarbeiten und begreifen. Klaso hatte sich für ihn und ihre Sache ohne zu zögern geopfert.
"Ich darf ihn nicht enttäuschen", dachte Firah. "Ich bin zwar jetzt wieder auf mich allein gestellt, aber die Mission "Hoffnung" muss zu Ende gebracht werden, koste es was es wolle."
Er wurde durch die Worte von Klaso, die nicht all zu weit weg waren, aus seinen Gedanken gerissen. Er wolle sich ergeben und sie sollten ihn nicht töten. Danach war nichts mehr zu hören und nach einigen Minuten kamen die Grauen, mit Klaso als Gefangenen, an ihm vorbei. Firah öffnete wieder seine Augen und schaute vorsichtig in den Gang hinaus. Er sah gerade noch Klaso in seine Richtung lächeln, was Firah fast alle unguten Gefühle nahm. Er setzte sich wieder hin und wartete bis wieder Ruhe im Gang einkehren würde. Die Geräusche entfernten sich immer weiter. Gerade als er sich erhob, seit einigen Minuten war nichts mehr zu hören, schienen unbekannte Laute auf ihn zu zukommen. In seinen Bewegungen verharrend, schaute er aus seinem Versteck heraus und erkannte schon bald einen Grauen, der wedelnd einen Ast hinter sich her ziehend, an ihm vorbei ging. Er beseitigte so die vorhandenen Spuren und kam recht schnell zurück. Recht bald war es wieder still in dem Gang und zur Sicherheit wartete Firah nun etwas länger, bevor er wieder in den Gang hinaus trat. Dort sah er sich um und nachdem nichts verdächtiges zu sehen oder zu hören war, schritt er weiter in den Gang hinein. Er war noch nicht weit gekommen, da erblickte er an der Kante des Ganges einen kleinen Busch. Diesen zog er mit aller Kraft, samt Wurzeln heraus. Er ging den Weg zu seinem letzten Versteck zurück und entfernte nun seinerseits seine Spuren, die er hinterlassen hatte. Nach zehn Metern betrachtete er sein Werk und empfand es für perfekt. Immer auf der Hut vor neuen Zwischenfällen ging er weiter und entdeckte nach etwa zweihundert Metern eine kleine Höhle. Dort begab er sich hinein und legte den Busch beiseite, da er der Meinung war, so weit hinter der Kreuzung würde es keinen Sinn mehr machen, seine Spuren zu verwischen. So setzte er sich auf den Boden, nahm sich etwas von seinem Proviant und aß es. Leise ging er dann weiter und traf unverhofft auf eine Öffnung. Er sah sich nach allen Seiten um, lauschte und nachdem nichts zu hören war, ging er weiter auf sie zu. Ein mulmiges Gefühl in der Magengegend überkam ihn, als er davor stand.
"Was werde ich dort drinnen wohl finden?" fragte er sich und nach kurzem Zögern trat er durch die Öffnung.