Читать книгу Der Fremde - Lich, 19. Januar 2022 - Stefan Koenig - Страница 7

Die Vorgeschichte

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Ich bin bei meiner Freundin in einer lieblichen Kleinstadt und mache einen Spaziergang. Es ist Juni, eigentlich ein Sommermonat im Jahr 2021. Zwei kleine Jungs bauen vor meinem Lieblingscafé einen Schneemann aus Holz. Es ist zwar kalendarischer Sommer, aber doch kein richtiger Sommer; irgendwas ist falsch. In Frau Knauers merkwürdigem Trödel-Laden in Lich schneit es aus einem Winterbild und auf ihrer Märklin-Anlage liegen Tote neben eingestürzten Häusern und fortgespülten Brücken in einem engen, überschwemmten Tal.

Vier junge Leute ertrinken in einem Badesee, zwei Mädels und zwei Jungs. Die jungen Frauen haben in der Buchhaltung eines Logistikkonzerns gearbeitet und sind auf eine Merkwürdigkeit gestoßen. Ein Fremder mit Maske und schwarzem Hut steht am Uferrand und lächelt.

In einer geheimnisvollen Villa in Lich treffen sich Männer, um sich merkwürdige Geschichten zu erzählen. Im Garten des Anwesens sehe ich eine Gestalt mit schwarzem Hut und schwarzem Mund-Nasen-Schutz. Ich bin neu in diesem Herren-Club, wenn es denn ein Club ist, aber diesen Fremden sehe ich dort nie wieder.

Ein großes Unwetterereignis, eine unvorstellbar heftige Flut, bringt Tod, Leid und Zerstörung in den Westen Deutschlands. Der Fremde hält sich dort eine Weile auf. Ein alter Mann, der Gynäkologe Herbert Kotschmann aus dem Teilnehmerkreis des Herren-Clubs, der seine Tochter im Ahrtal besucht, kommt auf tragische Weise in den Wassermassen ums Leben. Er hinterlässt eine Geschichte, die uns sein Freund, Dr. Harry Stiebert, zu Weihnachten vortragen möchte.

Inzwischen verlässt der Fremde das Ahrtal und fährt mit der Bahn gen Süden, in Richtung Offenbach – sein Ziel ist der Deutsche Wetterdienst. Zwei Zugschaffner, die ihn kontrollieren wollen, liegen am Ende der Fahrt tot in ihren Dienstabteilen. Später können die Gerichtsmediziner keine Fremdeinwirkung feststellen.

Kurz vor Weihnachten erzählt Stiebert die Geschichte Kotschmanns. Es ist die Geschichte einer verfluchten jungen Frau und einer verfluchten Geburt. Die Villa, die Männer und die Geschichten machen mich nachdenklich. Und dann plötzlich naht ein unerwartetes Unwetter. Am 17. Januar 2022 beginnt ein ungewöhnlich starker Schneesturm und die Wetterfee des Deutschen Wetterdienstes warnt ebenso wie ihre Kollegen vor einem außergewöhnlich heftigen meteorologischen Ereignis über der Mitte Deutschlands. Zentrum des Jahrhundertsturms soll Lich sein. Man fordert die Politiker und Bürger auf, Vorsorge zu treffen.

Bürgermeister Jonas Cäsar, seine Sekretärin und die Rettungsdienste treffen diese Vorsorge. Doch dann tritt ein Fremder in Erscheinung, der das hübsche Fachwerkstädtchen und das Rathaus, in dem die Menschen vor dem Sturm Zuflucht suchen, zur Hölle macht. Der Mord an einer alten Dame, der Selbstmord eines Drogendealers, ein weiterer Suizid eines Sanitäters und die anscheinend hellseherischen Fähigkeiten des Fremden lassen die Menschen an ihrem Verstand zweifeln. Die beiden Stadtpolizisten bringen den Mann hinter Gittern. Ich schreibe das Verhör-Protokoll.

Als der Fremde schließlich die Gitter seiner Zelle zu Fall bringt und mit Zauberhand eine blendende Lichtflut im Polizeibüro entstehen lässt, ahnen wir, dass er kein gewöhnlicher Mensch sein kann.

Jetzt gilt es, die Kinder vor den Klauen jenes Fremden in Sicherheit zu bringen.

Der Fremde - Lich, 19. Januar 2022

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