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2. Fröhliches Schaffen
ОглавлениеDie Weihnachtstage zogen also vorüber, ohne exotische Vorkommnisse und in ungewohnter Harmonie. An die merkwürdigen Vorkommnisse in Saarlouis dachte ich bereits nicht mehr, vermutlich weil ich sie vergessen wollte. Ich ging immer schon lieber Problemen aus dem Weg, als mich mit ihnen auseinander zusetzen.
Das neue Jahr fing an, und ich nahm mir ernsthaft vor einige Dinge zu ändern. Wie sehr sich alles ändern sollte konnte ich ja noch nicht wissen. Kein Bühnenautor hätte sich die kommenden Ereignisse und Verwicklungen ausdenken und inszenieren können, und wenn doch, so wäre er gewiss fristlos gekündigt und augenblicklich in einer Zwangsjacke abgeführt worden.
Für das neue Jahr war ich voller Zuversicht und voller optimistischer Erwartungen, und mit einer Menge guter Vorsätze ausgestattet.
„Da staunst du was..?“ Stanley traute seinen Augen nicht, als er mich im Atelier arbeiten sah. Für gewöhnlich musste er mich erst aus dem Bett werfen und mich runter ins Atelier treiben. Aber an diesem Tag saß ich bereits seit neun Uhr morgens in der Werkhalle und übte mich im Modellieren. Frischen Kaffee hatte ich ebenfalls bereits gekocht. In meinem Mundwinkel baumelte eine Zigarette, der aufsteigende Dunst kroch geschmeidig an meiner Wange empor, trocknete und verkrustete die frischen Tonflecken mit denen mein Gesicht mittlerweile verschmiert war. Selbstverständlich hatte ich es fertig gebracht innerhalb kürzester Zeit eine riesige Sauerei anzustellen. Ich deutete dem sprachlosen Stan mit dem Kinn in Richtung der Kaffeemaschine. Die letzten Tropfen hatten ihren Weg durch den Filter soeben beendet und waren mit einem tollkühnen Sprung in der gläserne Kanne angekommen. Ich fühlte mich richtig gut und ausgesprochen nützlich. Ich wollte partout meinen Teil beitragen und mit etwas Glück ein richtiger Künstler werden. Dann bräuchte ich wenigstens nicht mehr so zu tun als ob, und ich wäre nur noch ein halber Betrüger gewesen, der sich für eine andere Person ausgibt. Die Lagerhalle hatten wir recht geschmackvoll eingerichtet, sie spiegelte durchaus auch einen Teil meiner eigenen Persönlichkeit wieder. Das tat sie jedenfalls nachdem ich darauf bestanden hatte, dass auch die alten, angerosteten Blechwerbeschilder mit klassischen Motorradmotiven aufgehängt wurden, die ich auf diversen Trödelmärkten aufgetrieben hatte. Außerdem waren mir der große rote Kühlschrank und die alte Wurlitzer Musikbox zu verdanken. Wenn ich es mir recht überlege flog hier eine Menge von dem Krempel umher, den ich überall aufgetrieben hatte. Der Raum war wirklich groß, und sehr geräumig und beherbergte auch mein altes Motorrad, meine gute alte Triumph Bonneville, die ich für ein kleines Vermögen professionell aufmöbeln ließ, nachdem ich selbstbewusst jahrelang an ihr geschraubt hatte, bis sie überhaupt nicht mehr lief. Das Gelächter in der Motorradwerkstatt beleidigte mich doch sehr, als die Monteure mein leicht antiquiertes Gefährt zu Gesicht bekamen. Viele meiner improvisiert durchgeführten Reparaturen fanden diese Leute offensichtlich nur halb so genial und einfallsreich wie ich es seinerzeit tat. Nun aber strahlte sie in voller Schönheit, stolz wie die Spanier, und sie fühlte sich sichtlich wohl in ihrer neuen Behausung. Wohl fühlte ich mich auch, und ich fragte mich ernsthaft warum ich nicht schon früher auf diese Idee gekommen war, mich mit dem Metier zu beschäftigen, dass ja nun irgendwie unserem Broterwerb diente.
„Was ist denn in dich gefahren? Arthur, bist du krank?“ Stanley traute dem Frieden nicht im Geringsten.
„Warum denn, ich will doch nur helfen? Hast du mir nicht immer gesagt ich sollte mich mehr mit diesen Dingen hier beschäftigen!“ Mit einer ausladenden Armbewegung zeigte ich auf Stans ganzes Zeug, das überall umherstand. Dabei sah es wohl eher danach aus, als würde ich es der phallusartigen Figur zeigen, die ich in meinen tonverschmierten Händen hielt.
„Ja schon“, meine Stan, „Ich meinte damit jedoch eher, dass du dich mit den Plänen und unseren Ausführungen anfreunden und auseinandersetzen solltest. Aber das hat dich doch sonst nie interessiert.“
„Stimmt schon, aber nun will ich endlich nützlich sein, verstehst du? Ab sofort nehme ich unsere Aktivitäten ernst. Und helfen will ich dabei auch. Wie schwer kann das denn schon sein?“ Selbstbewusst und mit energischem, kreativem Elan knetete ich das Stück Ton in meinen Händen, ohne eine Ahnung zu haben was ich damit bezwecken wollte, geschweige denn was es überhaupt werden sollte.
„Es wäre schon nützlich und nett von dir, wenn du hier nicht alles durcheinander bringst. Und wenn du dir zukünftig besser einprägst woran wir arbeiten, und was wir mit unseren Plastiken auszudrücken gedenken. Meistens weißt du ja nie genau was wir angefertigt haben, und es ist immer sehr peinlich, wenn du bei den öffentlichen Präsentationen immer etwas vollkommen Falsches zeigst, als das was wir dir vorher gesagt haben. Du hört ja nie zu wenn du es sollst.“ Ich schien Stanleys Kreise zu stören, ich brach wie ein Barbar in sein Universum ein, besudelte seinen heiligen Tempel vollendeter Schönheit. Und das behagte unserem sensiblen Künstler überhaupt nicht.
„Stanley, stell dich nicht an wie ein kleines Mädchen, das niemanden in ihrer sauberen Küche spielen lässt. Außerdem ist das doch nie aufgefallen. Die Leute hielten das doch immer für einen guten Gag meinerseits. Na, was hältst du davon, ist doch nicht schlecht für den Anfang, oder?“ Stolz hielt ich mein erstes selbst geschaffenes Kunstwerk in die Höhe, wie eine erbeutete Trophäe.
„Sehr schön Arthur, du hast einen Penis kreiert, wie überaus tiefsinnig.“
„Pah, ich kann noch ganz andere Sachen machen, wirst schon sehen!“ Mit dieser ernstgemeinten Drohung machte ich mich gleich an das nächste Kunstwerk, und noch vor dem Mittagessen an das nächste. Stanley seufzte und fand sich vorübergehend mit seinem Schicksal ab. Innerlich hoffte er gewiss, dass ich über kurz oder lang das Interesse verlieren und mich meinen üblichen Betätigungen zuwenden würde.
Kurz nach Mittag erhielt ich unerwarteten Besuch. Frank war wieder in Berlin eingetroffen und sein erster Weg führte ihn wie immer zu mir. Kurz bevor ich mit dem Schaffen weiterer hochwertiger Produkte der Kunst beginnen konnte.
„Hey Alter!“ schrie er förmlich zur Begrüßung. Und wie üblich stürmte er im Eiltempo durch das Atelier auf mich zu, wobei seine mächtigen Stiefel einen schnellen Takt anschlugen. Dieser Klang war ganz eindeutig seine Erkennungsmelodie, der Titelsong und das Intro von Frank dem Energischen. Diese effektvollen Auftritte wären selbst eines Clint Eastwoods würdig gewesen. Sein langes dunkles Haar wehte. Meine Pupillen hatten größte Mühe den rasend schnell nähernden Frank in ordnungsgemäßer Schärfe zu zoomen, zu flink bewegte er sich, zu groß war der Schatten den er hinter sich warf. So kam es dann auch, dass wir unsanft aneinander prallten, weil ich keine Chance hatte seinen Abstand realistisch einzuschätzen, und weil Frank in seiner überschwänglichen Euphorie das Abbremsen vergessen hatte. Meine Nase erwies sich als unbrauchbare Stoßstange, wie sie gegen seine eisenharte Brust prallte. Dass der groß aufgeschossene Frank mich um mehr als eine Kopflänge überragte, hatte ich völlig verdrängt. Denn wir hatten uns ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. Ich wäre rückwärts durch die ganze Halle geflogen, wenn mich Frank nicht noch zu packen bekommen hätte. Freudig klopfte er mir auf den Rücken und auf die Schultern und sorgte sehr gründlich dafür, dass sich auch alle noch unversehrten Körperteile auch in den nächsten Tagen an unser plötzliches Wiedersehen erinnern sollten.
„Mensch Johannes, dich hab ich ja lange nicht mehr gesehen. Freut mich echt dich wiederzusehen.“
„Hmmpf.....“, brachte ich wenigstens als Zeichen meiner Zustimmung zustande. Wirklich dialogfähig war ich erst einige Minuten später, als der Schmerz nachließ. Wie immer hastete Frank unverzüglich zum Kühlschrank und versorgte uns sofort mit Bier. Stanley winkte etwas gereizt ab, für seinen Geschmack waren eindeutig zu viele Spinner anwesend.
„Ich trinke nicht gerne Bier, Frank, das weißt du doch. Außerdem solltest du dir ein für allemal merken, dass es hier niemanden gibt der Johannes genannt wird. Arthur heißt dein Freund nun, Aaaarthur.“ Stan sagte das in einem sehr langsamen Ton, als würde er mit einem Bekloppten reden, und wahrscheinlich dachte er auch dass er das gerade tat.
„Reg dich ab Genie, und lass dich nicht von uns stören.“ Und schon hatte er Stanley wieder vergessen.
„Erzähle was es so Neues gibt, wie ist es dir inzwischen ergangen?“
„Nun, hier läuft alles wie gewohnt, außer dass ich jetzt auch ein richtiger Künstler werde.“ Dass ich mich nun offiziell zur künstlerisch tätigen Zunft zählte musste Frank ja mitgeteilt werden. Woraufhin, Frank anerkennend nickte und Stanley entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlug.
„Reden wir lieber über dich. Wo warst du noch mal auf Tournee, und wie lange bleibst du in der Stadt?“
„Wir waren drei Monate als Vorgruppe der Sphinx unterwegs, durch ganz Europa. Jetzt bleiben wir erst mal eine Zeit lang hier, dann geht es weiter über den Teich. Das Leben als Rockmusiker ist einfach klasse.“
„Wer sind denn die Sphinx?“ fragte ich leise, eher zu mir selbst, doch laut genug dass Frank es hören konnte.
„Was die kennst du nicht? Ja wo lebst du denn? Die sind zurzeit die angesagteste Band in Europa!!“ Frank fuhr fassungslos und empört auf. Wild gestikulierend zappelte er mit allen seinen eindeutig zu lang geratenen Gliedmaßen. Eine ähnliche Reaktion hatte ich leider erwartet. Na, wenigsten blieb festzustellen, dass Frank nichts von seiner Impulsivität und nichts von seiner aufbrausenden Art eingebüßt hatte. Und noch etwas hatte sich glücklicherweise nicht geändert. Da er schon mal stand, nutzte er auch prompt die Situation um weiteres Bier aus dem Kühlschrank zu holen, worauf er sich, ebenfalls erfahrungsgemäß, augenblicklich wieder beruhigte und das Thema wechselte.
„In Saarlouis war ich übrigens auch noch eine Weile gewesen. Aber da ist es ziemlich öde geworden seit unsere alte Clique nicht mehr existiert. Wir müssen uns nur knapp verpasst haben, ich hab gehört dass du auch dort gewesen bist.“
„Wie kommst du denn darauf, ich war eine Ewigkeit nicht mehr in Saarlouis. Wer hat denn so was gesagt?“
„Seltsam, ich hab ein paar Leute getroffen, und die haben mir davon berichtet. Du würdest wieder in Saarlouis leben, hieß es. Und im Rockcafe sollst du auch gesehen worden sein.“ Frank legte die Stirn in Falten und bemühte sich um einen ernsten, nachdenklichen Gesichtsausdruck. Einen Anblick den man nicht sehr oft zu sehen bekommt.
„So ein Quatsch, und überhaupt, was sollte ich denn noch in Saarlouis?“
„Keine Ahnung, einige haben sogar behauptet du würdest mit einer Violine umherlaufen. Die dachten wohl das sei eine deiner neusten Marotten, um die Leute zu ärgern. Geglaubt habe ich den ganzen Quatsch auch nicht, aber ich hielt es durchaus für wahrscheinlich, dass du eine Weile dort gewesen sein könntest. Meine Freundin Bea hat mir am Telefon davon erzählt, wie sie dich hier in Berlin gesehen hatte, und so kam ich zum Schluss du seiest nach einer kurzen Visite wieder zurückgeflogen. Ich hab mich nicht weiter bemüht nach dir zu fragen, oder dich in deiner alten Wohnung zu suchen.“ Frank schüttelte kurz den Kopf, als würde er sich diese Erinnerung einfach aus dem Schädel schleudern und maß der ganzen Sache keine weitere Bedeutung bei. Wohl aber seiner Flasche Bier, deren Inhalt er in einem einzigen Zug nieder machte.
Dies war bereits das nächste Indiz für die seltsamen Dinge, die sich im fernen Saarlouis zutrugen. Aber ich freute mich zu sehr darüber den guten alten Frank wieder zu sehen. Und die Tatsache, dass ich bereits ebenfalls einige Biere intus hatte, tat den Rest. Wir redeten noch eine Weile weiter und tauschen Neuigkeiten aus. Dann verabredeten wir uns noch für das kommende Wochenende zum Bier trinken, und leicht benebelt und leicht schwankend verließ Frank bei weitem nicht mehr so agil und geschwind das Atelier, wie er es betreten hatte. Auf dem Weg nach draußen machte er am Tor halt und drehte sich für einige Worte des Abschieds an Stanley um.
„Hey Stan, du solltest dir endlich eine Freundin suchen, so langsam wirst du echt komisch.“
„Was meinst du denn damit.“ Stanley wirkte irritiert und unsicher. Seine weit aufgerissenen Augen erschienen durch die dicken Brillengläser noch viel größer, Stan mutierte zu einem facettenartigen Insekt.
„Guck doch, da, scheinbar hast du den ganzen Tag nix anderes fertig gebracht als massenweise Schwänze zu modellieren. Mach dir mal Gedanken darüber.“
„Aber, aber, ...he..,“ Stan wechselte die Gesichtsfarbe und sah sich außer Standes eine brauchbare Erklärung abzugeben. Und ich tat einen Teufel das für ihn zu tun.
„Genau Stan, mach dir mal ein paar Gedanken!“ sagte ich grinsend. „Pfui, Stan, pfui, schäm dich! Wie unartig du doch bist“, fügte ich noch als Gipfel der Frechheit und zur Abrundung hinzu. Ich zog Stan eine schnippische Grimasse und drückte Frank zum Tor hinaus. Draußen konnte ich Frank ordnungsgemäß verabschieden, und ich lieferte Stan keine Möglichkeit, die gänzlich verloren gegangene Fassung wieder zurückzugewinnen, die er für eine Richtigstellung der Tatsachen hätte missbrauchen können.
In dieser Nacht schlief ich ausgesprochen schlecht. Aus der Ferne hörte ich ein bedrohliches Pochen und Poltern, als würde ein Wahnsinniger mit einem mächtigen Hammer pausenlos auf ein großes, massives Holztor einschlagen, um sich gewaltsam Eintritt zu verschaffen. Leuchtende Fackeln säumten verwunschene Pfade auf dem Weg in die Dunkelheit in Richtung woher das gruselige Lärmen zu hören war. Und dann sah ich im Traum noch mysteriöse Gestalten in schwarzen Kutten, die diese Pfade wie auf einer Prozession in Reih und Glied folgten. Ich wachte erschrocken und schweißgebadet auf, als sich einer von ihnen zu mir umdrehte und ich sein Gesicht sehen konnte. Es war zu meinem Entsetzen mein eigenes Gesicht das ich sah, nur irgendwie seltsam gezeichnet, entstellt und verzerrt mit funkelnden roten Augen. Es grinste mich dämlich an und winkte mir zu, ich sollte ihm folgen. Nix dergleichen tat ich und war heil froh wieder wach zu sein. In meiner Wohnung war alles still und friedlich. Stanley war bereits seit Stunden gegangen und James vor Tagen bereits wieder nach England zurückgekehrt. Von dort aus organisierte er die Reise nach San Diego. Ich schaute aus dem Fenster hinaus in die dunkle Nacht, doch konnte ich keine unheilbringenden Boten darin ausmachen. Keine satanischen Fratzen nahmen Kontur an. Vereinzelte Sterne funkelten unschuldig und ein gelangweilt wirkender Halbmond drehte routiniert seine Bahn, als wollte er mir sagen, dass er mit alledem nichts zu tun hatte. Unüblicherweise ging ich runter in das Atelier. So etwas tat ich sonst nie, auch wenn ich gar nicht oder nur schlecht schlafen konnte. Ich machte das Licht an und dimmte es unverzüglich runter, nachdem ich beinahe von einem gigantischen Scheinwerfer rückwärts hinausgeflutet worden wäre.
„Der verdammte Megaspot, den hab ich doch glatt vergessen“, murmelte ich noch halb benommen und torkelte etwas ziellos und verloren in dem Atelier umher, ehe ich mir ein Bier holte und die Ruhe und Einsamkeit auf der Ledercouch genoss. Ich betrachtete mir die Halle und versuchte abzuschätzen wie hoch sie eigentlich war. Fünf, sechs vielleicht sogar sieben Meter könnten es bestimmt sein, dachte ich, aber genaues schätzen war nie so meine Stärke. Die Wände ringsum waren in unterschiedlichen Farben gestrichen und in ziemlich miesem Zustand. James und Stanley konnten nicht verstehen warum ich mich so vehement gegen einen neuen Anstrich zur Wehr gesetzt hatte. Das mit dem gewissen Charme hatten sie mir nicht wirklich abgekauft. Eine genauere Erklärung konnte ich aber wirklich nicht liefern, ich denke aber ich mochte die leicht abgefuckte Atmosphäre, da sie mich ein wenig an mein früheres Leben erinnerte. Als Öffnungen bot der Raum eigentlich nur das schwere und massive Eingangstor mit der integrierten Haustür, und da waren ja noch die Fensterreihen mit denen sich der Raum zur Decke hin abgrenzte. So fiel tagsüber zu Stanleys Leidwesen, ein seiner Meinung nach unbrauchbares, diffuses Licht in die Halle ein. Und nachts leuchtete ein bizarrer, unwirklich anmutender, diamantener Glanz der Sterne und des Mondes. Ich versuchte den Traum zu vergessen und schrieb diese paranoiden Visionen den Auswirkungen auf zu viel Alkohol zu. Jedenfalls wollte ich das so interpretieren. Ich denke, mein Unterbewusstsein wollte mir schon damals etwas anderes sagen. Aber wie immer hörte ich nicht zu und stellte mich taub. Ich war nicht nur bei anderen Leuten ein schlechter Zuhörer, nein, offensichtlich war ich es auch bei mir selbst. Dabei hatte ich oft genug Gelegenheit dazu bekommen. Meine innere Stimme hatte sich ja schon in der Vergangenheit häufig zu Wort gemeldet, und jedes Mal hab ich sie ignoriert, und jedes Mal ist dann was ganz Schlimmes oder Komisches passiert. Oft genug beides zusammen. Natürlich sollte es auch hier nicht anders sein. Offensichtlich habe ich ein internes Kommunikationsproblem mit mir selbst. Es gelingt mir einfach nicht mir selbst etwas mitzuteilen. Vielleicht redet mein inneres „Ich“ in einer mir nicht geläufigen Sprache. Ich verstehe jedenfalls kein einziges Wort von dem was ich mir unterbewusst sagen will. Ich brauche einen internen Übersetzer, oder Compiler, wenn mein Unterbewusstsein auf einem anderen, nicht kompatiblen, Betriebssystem laufen sollte.