Читать книгу Hey, dein Körper flirtet! - Stefan Verra - Страница 4
ОглавлениеLiebe auf den ersten Blick? Die gibt es nicht. Verlieben schon viel mehr. Bereits binnen weniger Augenblicke entscheiden wir, ob wir mehr als nur oberflächliches Interesse an einem Menschen haben. In dieser kurzen Zeit – es sind nur Millisekunden – verarbeitet unser Gehirn jene Informationen, die es bis dahin erhalten hat. Und das sind fast ausschließlich visuelle Daten. Also die Körpersprache. Damit sind diese nonverbalen Signale effektiver als Worte und bilden die Basis fürs Verlieben.
WAS HEISST FLIRTEN?
In den Medien wird Flirten gern in ein etwas zweideutiges Eck gedrängt. À la: »5 Tipps, wie Sie jede Frau ins Bett kriegen.« So ein Schmarrn! Ein Mensch ist immer mehr als eine einzelne Geste. Und wir verlieben uns eben nicht in Einzelsignale, sondern in vollständige Menschen. Deswegen: Dieses Buch ist kein Ratgeber, wie Sie schnell mal jemanden abschleppen. Es geht bei der Körpersprache des Flirtens um viel Grundsätzlicheres.
Flirtsignale sind die verbindenden Zeichen zwischen Menschen. Und somit heißt flirten körpersprachlich erst einmal nur: »Ich bin kontaktbereit.«
Dass daraus mehr entstehen kann, ist unbestritten. Allerdings ist es nicht haltbar, hinter jedem »echt männlichen« oder »richtig weiblichen« Signal sofort eine Einladung ins Bett zu sehen. Es ist deswegen unsere Aufgabe, das Flirten von allem Sexuellen zu befreien!
Wer es schafft, die körpersprachlichen Signale von Mann und Frau zu entschlüsseln, wird die unterschiedlichen Herangehensweisen mit ein und demselben Ziel verstehen: Unsere Gene erfolgreich zu reproduzieren. Und das ist mit dem Akt des Zeugens nicht getan. Denn was wir im Partner suchen, sind Signale für die Fähigkeiten, die uns bei der Aufbringung der Nachkommen nützen. Diese Signale sind bei Mann und Frau eben unterschiedlich. Damit beginnt eine spannende Reise durch die Welt unserer Körpersprache.
EIN GRILLABEND
Wenn wir in der Menschheitsgeschichte zurückdenken, sagen wir mal so circa 150 000 Jahre, und Sie im Neandertal zu einem Grillabend eingeladen gewesen waren, war das eine hervorragende Möglichkeit, einen Partner zu finden. Im schummrigen Licht des Feuers waren die anderen Frauen und Männer aber nur undeutlich zu erkennen: Alle haben einen ähnlich kräftigen Körperbau und sind obendrein ziemlich behaart. Kurz gesagt: Sie konnten nicht so einfach unterscheiden, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. Mmmmmh, mit wem nun flirten …?
Jene Grillabendteilnehmer, die schon von Weitem als potenzielle Partner erkennbar waren, hatten einen Vorteil. Oder fänden Sie es erotisch, zuerst bei jedem Menschen nachfummeln zu müssen, welches Geschlecht er hat? Die Neandertalerin, die reizvoll mit ihrem Haar gespielt, ihre Hüfte sexy ausgestellt und lasziv mit den Fingern am Mammutknochen entlang gestrichen hat, fiel eben sofort auf. Und der Neandertaler, der mit breiten Schultern, ebenso breitem Stand und tiefer Stimme ein schönes Feuer angemacht und dabei die Gruppen zum Lachen gebracht hat, war auch schnell mal der George Clooney von damals. Das heißt: Diejenigen, die ihre Weiblichkeit beziehungsweise Männlichkeit offensichtlich zur Schau stellten, hatten einen Selektionsvorteil. Während die anderen grauen Mäuse noch beim Geschlechtercheck waren, haben jene schon fleißig Kinder gemacht.
EIN DILEMMA
Es gibt Lebewesen, bei denen die Geschlechterzugehörigkeit schon auf den ersten Blick erkennbar ist. Ob Pfauenmännchen oder Löwenweibchen erkennt man auf zwei Lichtjahre Entfernung. Beim Mensch hingegen ähneln sich Frau und Mann mehr als sie sich unterscheiden. Deutlich gesagt: Wenn wir alle in einem Overall mit Kapuze auftreten würden, wären wir am Äußeren nur schwer auseinanderzuhalten. Der kleine Unterschied eines einzigen Chromosoms führt zwar zu teilweise unterschiedlichen Hormonhaushalten und etwas anderem Körperbau. Insgesamt aber sind wir uns äußerlich ähnlicher, als wir annehmen. Und genau deswegen trachten wir ein Leben lang danach, uns unseres eigenen Geschlechtes zu versichern. Frauen wollen weiblich wirken und Männer männlich.
Wir unterscheiden uns – nicht weil wir nicht anders könnten – sondern, weil wir es wollen!
Besonders bei der Partnersuche suchen wir eben genau das, was wir selbst nicht sind. Und damit fängt die Geschichte der echt weiblichen und typisch männlichen Körpersprache beim Flirten an.
EINE LESEANLEITUNG
Ich spreche oft vom Säbelzahntiger, vom Neandertal und vom Urwald. Mir ist sehr wohl bewusst, dass Neandertaler nicht unsere direkten Vorfahren sind, dass Säbelzahntiger nur teilweise gemeinsam mit dem Menschen gelebt haben und dass der Mensch nicht direkt aus dem Urwald kam. All das verwende ich aber als Synonyme für unser evolutionäres Erbe. Ein Zeichen dafür, dass wir die Körpersprache zwischen Mann und Frau nicht nur aus der heutigen Zeit mit Facebook, SMS und WhatsApp erklären können, denn sie hat sich bereits bei unseren menschlichen und tierischen Vorfahren entwickelt.
Die Körpersprache des Menschen ist älter als er selbst.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten. Sie sollen sich in diesem Buch frei bewegen. Lesen Sie das erste Kapitel oder das letzte zuerst. Ganz egal. Um es Ihnen zu vereinfachen, habe ich immer dort Querverweise geschrieben, wo es nötig ist. Und Jungs, ihr könnt auch mit Bildchenschauen beginnen.
Betrachten Sie das alles mit einer gesunden Skepsis. Nicht mit jenem Misstrauen, das überall immer den Fehler sucht, sondern mit der Frage: »Könnte es auch anders sein?« Ich mache das auch. Denn erst mit dieser Frage kristallisieren sich die überzeugendsten Theorien heraus. Manchmal werden Sie stutzen, Sie werden sagen: »Das mache ich nie!« Da haben Sie vielleicht recht. Auch mich betrifft nicht alles. Körpersprache ist zu individuell, als dass man alles auf jedes Individuum umlegen könnte. Aber trotzdem werden Sie die meisten Signale bei sich oder Ihren Mitmenschen beobachten können. Umgekehrt werden Ihnen im Alltag Signale auffallen, die ich im Buch nicht erwähnt habe. Ich habe für dieses Buch eine Auswahl getroffen. Es sind 153 Körpersprachesignale und Verhaltensmuster. Ihnen werden weitere Signale der Körpersprache auffallen. Zögern Sie nicht, mir dazu zu schreiben: www.stefanverra.com.
FLIRTFAKTOR Am Ende jedes Kapitels ist die Wirkung auf das andere Geschlecht angegeben. 0 ist dabei der volle Abtörner und 10 Punkte sind der direkte Weg zum Traualtar. Naja, zumindest für einen netten Flirt. Diese Zahlen sind Näherungen und sollen helfen uns in die Denkweise des anderen Geschlechtes zu versetzen.
UND UMGEKEHRT? Flirten heißt auch, wertschätzend zu sein. Nicht weil das Gegenüber alles so macht wie ich, sondern weil es eben an manche Dinge anders herangeht, ist es reizvoll. Dabei gibt es viel zu entdecken und fast immer eine Menge zu lernen, ohne dabei gleich seine Persönlichkeit an der Garderobe abzugeben.
ZUSATZWISSEN Sie werden immer wieder farbige Kästen finden. Darin beschreibe ich Hintergründe und Theorien zu bestimmten Signalen. Es handelt sich um Zusatzwissen, das Sie mitnehmen können, aber nicht müssen. Es wird Ihren Horizont erweitern. So wie es meinen erweitert hat. Denn die Körpersprache des Menschen versteht man nur, wenn man die Oberfläche verlässt und tief genug blickt.
SCHREIBWEISE, DIE (FEM.)
Wenn man sich so lange mit der Körpersprache von Mann und Frau beschäftigt, fragt man sich immer wieder, warum die Sprache so männlich durchsetzt ist. Vieles ist aus der Historie erklärbar – aber nicht argumentierbar! Sprache formt auch unsere Wirklichkeit – deswegen täten wir gut daran, sie zu hinterfragen. Manchmal bin ich deswegen auf das Neutrum ausgewichen und spreche dann vom »Gegenüber«. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, wie unpersönlich die Sprache dabei wird. So habe auch ich in diesem Buch »die Kröte« gefressen und bin bei der Version geblieben, die am leichtesten lesbar ist.
Und verstehen Sie mich nicht falsch: Manche Geschlechtszugehörigkeit der Wörter macht durchaus Sinn. Oder was würden Sie davon halten, wenn wir sagten: »der Romantik« und »die Sexualtrieb«?