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DIE SUCHE NACH DEM TRAUMPRINZEN

WARUM FRAUEN SICH EINEN PARTNER SUCHEN

Liebe Damen, mal ehrlich: Das ist ja wirklich völlig absurd. Männer können sich nur durchschnittlich gut benehmen, haben unangenehmen Körpergeruch und gucken stundenlang im Fernsehen irgendeinem Ball hinterher. Sie interessieren sich nicht für Mode, sind keine guten Tratschpartner, rülpsen und trinken Bier. Zu guter Letzt verwechseln sie das Vorspiel mit Nackigmachen.

Also, warum nur entscheiden sich auf der ganzen Welt so viele Frauen für die Partnerschaft mit einem Mann? Vielmehr noch, viele Frauen rührt es ungemein, wenn der Geliebte eine Plakatwand mietet, einen Radiospot senden lässt oder eine Hauswand besprüht, um in aller Öffentlichkeit um ihre Hand anzuhalten.

So genau versteht das eigentlich niemand. Es scheint nur so, dass Mann und Frau als Team erfolgreicher im Überlebenskampf sind beziehungsweise es immer waren.

Dass Frauen heute recht frei entscheiden können, ob sie als Single und Alleinerziehende oder mit einem Partner leben wollen, ist eine Errungenschaft des Wohlstands. In Zeiten, als der Mensch noch Nomade war, beziehungsweise zum Beginn der Agrarrevolution, also vor circa 12 000 Jahren, als der Mensch Getreide anzupflanzen lernte – da war der Mann ziemlich nützlich. Denn er hatte etwas, was Frauen bis heute nicht im gleichen Maß haben: Kraft. Die war für das Überleben wichtig. Wir müssen noch nicht einmal vom bösen Säbelzahntiger sprechen, es reicht schon der schlecht erzogene Nachbar aus dem Neandertal, denn der konnte ganz ordentlich Stunk machen und die Frauen in Angst und Schrecken versetzen. Da war ein Mann im Haus schon gut. Der schickte den Nachbarn mit einem ordentlichen Tritt in den Hintern zurück in seine Höhle.

Vielleicht wäre das auch unter Frauen zu schaffen gewesen, wenn sich nur ausreichend viele zusammengerottet hätten. Aber weil immer Kinder mit von der Partie waren, war diese Aufgabe nicht machbar. Stillen, Windeln wechseln, Säbelzahntiger besiegen und Nachbarn verjagen … Zu viele der Nachkommen wären Feinden oder der Unterversorgung zum Opfer gefallen, sodass wir uns als Lebewesen vielleicht nicht durchgesetzt hätten. Es hat sich also als überlebenswichtig und demnach als Erfolgsmodell in der Evolution erwiesen, wenn ein Mann bei seiner Familie geblieben ist. Und zwar ein Mann, der sich auch verantwortlich fühlt. Das ist am besten möglich mit dem Mann, von dem auch die Kinder sind.

Warum der Mann meist die Hosen anhatte

Es gibt durchaus Gesellschaften, in denen Frauen an der Macht sind: Matriarchate. Warum sie sich nicht allgemein durchgesetzt haben? Die Wissenschaft hat darauf keine abschließende Antwort. Zwar ist Kraft ein wichtiger Grund, aber die Frauen in Matriarchaten schaffen das Regieren, indem sie ihre Kraft eben bündeln. Elefanten und Bonobos leben das ebenfalls vor. Bei ihnen führt die Kampfeslust der Männer eben zu einem Matriarchat. Zwar ist das einzelne Elefantenweibchen schwächer als der Bulle. Allerdings verbünden sich die Weibchen, unterstützen sich und organisieren die Herde unter sich. Während die Bullen sich die Köpfe einhauen.

Warum sich auf der ganzen Welt aber dennoch nahezu immer und überall patriarchalische Gesellschaftsformen durchgesetzt haben? Es kann kein Zufall sein. Denn auch Kulturen, die jahrtausendelang nicht in Kontakt miteinander gekommen sind, haben sich jeweils männlich dominiert entwickelt. Europäische, asiatische, afrikanische und auch amerikanische, weit vor Kolumbus’ Entdeckungsfahrt. Immer war der Mann das Oberhaupt, wurden männliche Eigenschaften »höher« bewertet.

Eine Theorie besagt, dass der darwinsche Überlebenskampf seinen Teil dazu beigetragen hat. Wie bei den Tieren ist es auch bei Menschen unter Männern Programm, ihre Gene möglichst erfolgreich weiterzugeben. Dazu braucht es die besten Weibchen. Die will allerdings der Mann nebenan auch ergattern. Er musste den Nachbarn also aus dem Feld schlagen. Damit haben sich vor allem die kräftigsten und aggressivsten Gene im Mann durchgesetzt. Der Mann ist demnach infolge der Evolution beständig kampfeslustiger und damit auch im Geschlechterkampf dominanter geworden.

Frauen sollten es genießen, dass sie heute so frei entscheiden können. Dass sie nicht mehr aus Schutz- oder wirtschaftlichen Gründen danach trachten müssen, einen Mann abzubekommen. Denn die freie Wahl ist ein Minderheitenprogramm. Leider! Es ist eine große Errungenschaft, dass sich Frauen heute nicht mehr bedingungslos einem Mann unterordnen müssen, nur weil sie weniger körperliche Kraft besitzen. Aber wir können die Welt nicht nur durch die rosarote Brille sehen. Rosa ist sie nur, wenn wir keine wirtschaftlichen Probleme haben und die schwerste körperliche Arbeit das Tragen des Laptops ist. Denken Sie mal an Ihre Großeltern oder deren Eltern. Maximal 100 Jahre müssen Sie zurückdenken, dann werden Sie erkennen, dass Muskelkraft jeden Tag nötig war. Auch Frauen mussten schwer arbeiten, um den Alltag zu bewältigen.

Waschmaschine? Kam in Deutschland 1951 auf den Markt. Davor war das Waschen Schwerarbeit. Wenn Sie überlegen, wie schwer ein Korb voll nasser Wäsche ist, dann können Sie sich den Kraftaufwand ausmalen. Heizen? Erst einmal Bäume fällen, entrinden, zerkleinern, nach Hause transportieren. Ja, und dann die Nachbarschaftsstreitigkeiten. Auch wenn Europa kein gesetzesfreier Raum war, wurden Streitigkeiten öfter »unter Männern« ausgemacht.

Wenn wir in der Welt umherschauen, kommen wir dahinter, dass auch heute noch nur in den hoch entwickelten, reichen Ländern die realistische Möglichkeit besteht, als Frau allein eine Familie durchzubringen.

Es mag jahrtausendelang ein evolutionäres Erfolgsmodell gewesen sein, dass Frauen dazu tendieren, weniger Raum einzunehmen, weniger aggressiv zu sein und sich sogar tendenziell unterzuordnen. Da es aber keinen eindeutigen Grund mehr für diesen Fakt gibt, führt sich das Modell mit zunehmendem Wohlstand ad absurdum. Die Kraft- und Aggressionsdomäne, die die Männer belegten, wird unwichtiger. Vielleicht erklärt sich damit, dass sich schon die Hälfte der in Industriestaaten lebenden Frauen dazu entscheidet, allein zu leben.

Und doch ist bei vielen Frauen bis heute der Wunsch, einen Mann zu finden, der sich voll verantwortlich fühlt und sie als Ausdruck dafür heiratet, noch stark vorhanden. Offensichtlich spult da ein Programm ab, das älter ist als der heutige Wohlstand. Die Freude über Hochzeiten und Einladungen zu denselben, das Interesse, wer wen heiratet, wird nur von der eigenen Hochzeit übertroffen. Die ist für Männer auch ein tolles Erlebnis. Aber viele würden die Nacht auch so genießen. Ohne Hochzeit davor.

FLIRTFAKTOR 7: Langfristige Partnerschaften haben auch für Männer einen entscheidenden Vorteil. Meist ist das Thema Hochzeit aber eher eines für Frauen. Mutter, Tochter, Schwester und Freundin können sich ein Jahr lang damit beschäftigen. Unter Männern ist das Thema spätestens nach dem Polterabend durch.

Lesen Sie mehr unter »Pater semper incertus est«

UND UMGEKEHRT? Jungs outen sich als Frauenversteher, wenn sie Interesse an Hochzeiten zeigen. Und das ist im positivsten Sinn gemeint. Warum Männer die Freude oft nur mit angezogener Handbremse erleben, beschreibe ich im Kapitel »Männer heiraten und machen Witze darüber«.

Lesen Sie mehr unter »Männer heiraten und machen Witze darüber«

WARUM SICH FRAUEN EINEN GRÖSSEREN MANN SUCHEN

Eines der wichtigsten Kriterien bei partnersuchenden Frauen ist: Der Mann muss größer sein als sie selbst. Hallo Emanzipation?! Wofür muss er denn größer sein? Dass sie zu ihm aufschauen kann? Damit er sichtbarer ist als sie? Damit er schon auf den ersten Blick dominanter wirkt? Ja, wofür denn eigentlich wirklich?

Sie sehen schon, sehr weit haben wir es noch nicht gebracht mit der Emanzipation der Frau. Es ist in dem Bereich in den letzten hundert Jahren tatsächlich weit mehr vorangegangen als in all den Jahrtausenden davor. Wenn es allerdings um die Partnersuche und auch um die Fortpflanzung geht, stehen wir nicht nur mit einem Bein, nein, wir stehen da mit beiden Beinen noch fest im Urwald. Frauen mussten sich damals einen Partner suchen, der Schutz und Ressourcenbeschaffung garantieren konnte. Das war der Chef vom Dorf. Der war mächtig genug, dass andere für ihn diese Jobs erledigen mussten. In einer Gemeinschaft von sagen wir mal 100 Personen gibt es allerdings nur einen Chef. Wenn der vergeben war, haben also alle anderen Frauen sich darauf fokussiert, jenes andere Männlein abzubekommen, das mit seinem Körper genug Kraft versprach, um sie abzusichern. Und da gilt eben: Größe verspricht Schutz.

Heute zählt das offenbar genauso wie im Dorf vor 100 000 Jahren. Langzeitbeobachtungen haben ergeben, dass überdurchschnittlich große Männer bis heute bessere Chancen haben zu heiraten – also »ein Weibchen zu binden«.

Ich weiß, geschätzter Leser, Sie haben jetzt einige Gegenbeispiele: Bernie Ecclestone, Tom Cruise und Nicolas Sarkozy. Klar – die gibts. Aber wenn Sie mit offenen Augen durch den Alltag gehen, werden Sie erkennen, dass sie statistisch in der Minderheit sind. Außerdem bieten ausgerechnet unsere Beispiele oben Sicherheit in anderer Form: durch Geld und Macht.

FLIRTFAKTOR 10: Ich vergebe hier eine solch hohe Punktzahl, weil es meist von beiden Geschlechtern gewünscht ist, dass Männer in der Beziehung größer sein sollen als ihre Frauen. Im Umkehrschluss bevorzugen Männer eben auch eher Frauen, die kleiner sind als sie selbst. Und zwar weltweit. Dass die geringere Größe der Frau einen Beitrag zum weiblichen Heiratserfolg liefert, könnte laut Open University in Milton Keynes daran liegen, dass ein kleinerer Körper statistisch gesehen etwas eher ins fortpflanzungsfähige Alter kommt als ein großer.

UND UMGEKEHRT? Substral, trinken Sie Substral!

Im Ernst: Männer richten ihren Körper meist unbewusst auf, wenn sie den Eindruck haben, von einer Frau positiv wahrgenommen zu werden. Sie entsprechen damit ihrem Bedürfnis nach Größe und Kraft. Ein Mann, der sich einer aufrechten Körper haltung bewusst ist, wirkt attraktiver. Zum anderen muss man sagen, dass Männer, die kleiner sind als ihre Frauen, sich nicht den Kopf darüber zerbrechen sollten. Klar wirkt es im ersten Moment ungewohnt, allerdings sagt das gar nichts über das Rollenverständnis der beiden als Paar aus. Und erst das Zusammenspiel der Partner verrät, ob der Mann unter seiner geringeren Größe leidet oder ob er damit selbstsicher umgeht. Ein selbstbewusstes, dabei sympathisches und charismatisches Auftreten ist natürlich immer attraktiv, ganz unabhängig von der Größe, und lässt diese Äußerlichkeit auch rasch in den Hintergrund treten.

Ach ja, und noch was: Größe ist nicht gleich Länge!

FRAUEN SCHÜTZEN SICH

Die Unterschiede zwischen weiblicher und männlicher nonverbaler Kommunikation sind gar nicht so grundlegend. Jedenfalls weit weniger, als uns all die Lifehacks in den Boulevardmedien vermitteln wollen. Aber eine Besonderheit zeigen Frauen mit ihrer Körpersprache tatsächlich: Sie schützen sich stärker. Frauen sitzen selten mit einer ganz geöffneten Körperhaltung, besonders dann nicht, wenn Männer anwesend sind. Gespreizte Beine? Fehlanzeige. Weit ausgebreitete Arme, links und rechts auf den Lehnen der Nachbarstühle? Sehr selten. Hände in die Hüften gestemmt, mit weit abstehenden Ellbogen? Maximal, wenn sie Lippenstiftspuren am Hemdkragen ihres Mannes findet.

Frauen halten ihre Extremitäten eher eng am Körper. Genauso wie der gesamte Körper von fremden Menschen, besonders Männern, eher abgewendet wird.

Lesen Sie mehr unter »Frauen halten ihre Ellbogen enger am Körper«

Dass Frauen im Gegensatz zu Männern ein Programm abspulen, das eine engere Körperhaltung für vorteilhafter erachtet, macht durchaus Sinn. Frauen müssen sich schützen, da sie das viel höhere Risiko im Leben eingehen. (Verheiratete Frauen nicken jetzt heftig.) Das Risiko bei der Fortpflanzung liegt ganz bei der Frau. Männer könnten von Natur aus der »Fuck and go«-Spezies angehören (keine Sorge, ich befleißige mich hier nicht des Gossenjargons – in der Verhaltensforschung nennt sich das wirklich so). Denn sie sind für die Aufzucht der Nachkommen rein körperlich nicht nötig. Weder tragen die Männer sie in sich noch brüten sie sie aus und zum Stillen braucht es sie auch nicht. Bis ins Erwachsenenalter hinein ist der Mann streng genommen nicht vonnöten. (Früher oder später checkt fast jede Frau: Darüber hinaus auch nicht.)

Moment! Ganz so einfach ist das nun aber nicht! Die romantischen Frauen unter den Leserinnen denken jetzt verträumt: »Ach nein, für eine Sache ist ein Mann doch unersetzbar!« Aber je länger sie darüber nachdenken, desto sicherer kommen sie drauf: »Ach was, wegen der 3 Minuten …«

Lesen Sie mehr unter »Warum Frauen sich einen Partner suchen«

Grob betrachtet: Es braucht die Männer wirklich nur für die Fortpflanzung. Danach könnten sie eigentlich abziehen. Mit oder ohne Frühstück.

Frauen hingegen sind in einer ganz anderen Situation. Bei erfolgreicher Reproduktion hängen sie jahrelang in der Sache drin. Ihr Risiko ist also dramatisch höher. Neun Monate Schwangerschaft unter großer körperlicher Belastung. Danach Aufzucht und Pflege, annähernd zwei Jahrzehnte lang. Und dieser lange Bedarf an Fürsorge gilt nur für die Töchter. Söhne muss eine Mutter sogar so lange pflegen, bis sich eine Schwiegertochter gefunden hat, die den Job übernimmt.

Aus diesem Grund ist Frau gut beraten, nicht jeden Vertreter der »Fuck and go«-Partei an sich heranzulassen. Und darum sind sie auch darauf programmiert, sich vor einer voreiligen Reproduktionsentscheidung zu schützen. Deswegen ist die Körpersprache der Frau in Anwesenheit von Männern noch weit zurückhaltender als ohnehin.

An Orten, an denen sich fremde Menschen begegnen – wie z. B. an Bahnsteigen und Flughäfen –, ist das deutlich zu beobachten. So ist beispielsweise die enge Beinhaltung bei Frauen keine körperliche Notwendigkeit. Sie wird unbewusst gewählt, weil sie mehr Schutz bietet.

Das führt zu einer ambivalenten Haltung, die Frauen einen großen Teil ihres Lebens begleitet. Einerseits mögen Frauen ihre Weiblichkeit und zeigen sie gerne: runde Hüften, tief ausgeschnittene Dekolletés, bauchfreie Shirts, Miniröcke, gestyltes Haar, große, rote Lippen. Alles Signale, die den weiblichen Körper genau an den Stellen betonen, die Männer um die Vernunft bringen, und alles Signale, die darauf abzielen, die Aufmerksamkeit des Männleins zu erhaschen. Gefährlich wird es nur, wenn der Mann tatsächlich darauf anspringt. Denn Männer reagieren meist auf eine viel direktere und aggressivere Art, als Frauen es sich wünschen. Schöner wäre es, sie würden es zurückhaltend, subtil tun, sich ihr Interesse zunächst nur ganz vorsichtig anmerken lassen. Viele Jungs haben aber eben auch echt viel Testosteron im Blut. Da ist nichts mit Zurückhaltung. Die Körperteile, die Frau ausstellt, werden schamlos direkt angegafft. Dadurch schaltet sich andererseits sofort das Schutzprogramm der Frau ein. Äußern tut sich das oft in Bemerkungen darüber, wie primitiv Männer seien, die nur auf »das eine« schauten … Dabei hat Frau genau »das eine« mit Push-ups, Dekolletés, hochhackigen Schuhen und Hotpants selbst in die Auslage gestellt … Ach, es ist schon kompliziert.

Bei all der Komplikation macht dieses Reizen-und-doch-wieder-nicht-Wollen die meisten Männer auch noch richtig an. Sie wollen eben um eine Frau kämpfen, sie erobern. Untersuchungen von frisch Verliebten haben ergeben, dass Männer beim Flirten viel ungeduldiger sind als Frauen. Nach dem Flirt beim Clubbing schickt der Mann gleich am Morgen die erste SMS. Er erwartet sich sehr schnell eine Antwort. Wenn nach ein bis zwei Minuten keine kommt, wird er unruhig. Es folgt die nächste SMS. Frauen hingegen lassen sich im Schnitt mit der Antwort Zeit. Schuld daran: auch in diesem Fall die Aktivierung des weiblichen Schutzprogramms. Es hat sich gezeigt, dass Frauen die SMS des Mannes zwar durchaus freudig erwarten, allerdings mit ihrer Antwort zögerlich umgehen. Männer spornt das an, denn der Reiz des Eroberns und Jagens ist bei ihnen tief verankert. Sie leiden bei diesen Hinhaltetaktiken tatsächlich oft. Allerdings gibt es keine Alternative. Ist eine Frau zu leicht zu erobern, verliert er schnell das Interesse an ihr.

Der Grund dafür liegt unter anderem in einem Aktivitäts- und Sexualitätszentrum des Gehirns: der Amygdala. Sie ist beim Mann deutlich größer als bei der Frau. Also sehen Männer nicht nur in allem und überall sexuelle Anspielungen, sie werden dazu auch gleich aktiv. Das führt schon mal zu Missverständnissen.

FLIRTFAKTOR 8: Männer wollen erobern. Das weibliche Schutzprogramm animiert sie dazu. Eine schwer zu erobernde Frau lässt ihn auf begehrenswertes Genmaterial schließen, was sie als Fortpflanzungspartnerin attraktiver macht.

UND UMGEKEHRT? Wenn Männer manchmal etwas mehr Zurückhaltung zeigen würden, wäre die Kommunikation zwischen Männern und Frauen sicher einfacher. Der Schutzinstinkt der Frauen würde weniger bis gar nicht aktiviert werden. Warum sich Frauen in Anwesenheit von homosexuellen Männern meist wohler fühlen, ist nach diesem Kapitel vielleicht leichter verständlich.

FRAUEN MACHEN SICH ÄLTER

Spinnt er jetzt, der Verra? Frauen, sich älter machen? Nie im Leben!

Doch. Und wie. Und zwar in der Pubertät. Da tut ein Mädchen alles, um als Frau wahrgenommen zu werden. Ausdruck findet das im oft sehr übertriebenen Schminken und im Betonen der sekundären Geschlechtsmerkmale, insbesondere des Dekolletés: Bauchfreie Tops sind gefragt und der BH wird ein wenig ausgestopft. Pubertierende Mädchen streben danach, dieses Stadium schnell zu verlassen. Warum? Die Evolution gibt uns die Antwort. Es geht um die Fortpflanzung. Das Mädchen will der ganzen Welt zeigen: Schaut her, ich bin eine Frau und bereit meinen Teil zur Erhaltung der Menschheit zu leisten.

Mit ästhetischen Eingriffen in ihr Äußeres geht also die Jagd auf die Jungs los. Bei manchen offensiver als bei anderen. Auch das Mauerblümchen beginnt sich in diesem Alter Sorgen zu machen, ob auch einer für sie abfällt. Der Kampf um das beste Männchen beginnt und hält so lange an, bis der Prinz auf dem weißen Schimmel dahertrabt. Wenn uns im Alltag das Flirtverhalten von jungen Menschen auch immer wieder irritiert, wir es manchmal als Nebensächlichkeit abtun: Wir sollten es in jedem Fall befreien von der rein sexuellen Note. Denn der Gedanke an Sex spielt oft nur eine untergeordnete Rolle. Sie bereiten sich sozusagen auf ihre Aufgabe als Arterhalter vor. Und wer geschickt in der richtigen Partnerwahl ist, hat den besseren Reproduktionserfolg.

Tatsächlich geht es den Mädels beim Eintritt in die Pubertät darum, keine Zeit zu vergeuden bei der Partnersuche, was mit der geringen Lebenserwartung der Menschen noch bis in die jüngste Vergangenheit zu tun hat. Und genauso tickt unsere biologische Uhr noch heute.

Meine Damen, hätten Sie damals bis 18 Jahre mit Urwaldbarbiepuppen gespielt, anstatt sich rechtzeitig nach einem Mann umzuschauen, wäre Ihr Kind gerade zwei Jahre alt gewesen, wenn Sie möglicherweise bereits in die ewigen Jagdgründe eingegangen wären. Es war also ein wichtiges Erfolgskriterium, dass Frauen ihre Bereitschaft zur Reproduktion sehr früh zeigten. Man kann so weit gehen zu sagen: Sexy Outfits und Make-up für junge Mädels sind nicht allein Erfindung von Douglas und Victoria’s Secret.

Dass Eltern dieses Gebaren ein mulmiges Gefühl bereitet, liegt an dem Wissen um die große Verantwortung, die nach erfolgreicher Reproduktion vor allem auf der Reproduzentin liegt.

Lesen Sie mehr unter »Frauen schützen sich«

FLIRTFAKTOR 0 ODER 10: Je nachdem ob Sie Vater beziehungsweise Mutter einer adoleszenten Tochter sind oder selbst adoleszenter Reproduktionsaspirant.

UND UMGEKEHRT? Auch Männer zeigen die Bereitschaft zur Fort pflanzung sehr früh. Es war im Laufe der Evolution immer notwendig, sich damit nicht zu lange Zeit zu lassen. Deswegen wollen auch Jungs ab der Pubertät schon so richtig männlich wirken.

Zwar bekommen wir die Kinder heute deutlich später als noch vor wenigen Generationen, aber der Trieb, sich fürs andere Geschlecht zu interessieren, ist nach wie vor ab der Geschlechtsreife vorhanden. Dass wir heute bis zweiunddreißig bei Mama wohnen und dann erst damit beginnen, uns Gedanken zu machen, ob wir nicht doch einen Beitrag zum Rentensystem leisten wollen, hat auch mit der gestiegenen Lebenserwartung zu tun. Wir können mit fünfunddreißig und mehr Jahren unser erstes Kind bekommen und haben noch genug Zeit, um es großzuziehen. Allerdings ist es ein ziemlicher Flirthemmer, wenn der Mann beim ersten Date als Wohnort das Kinderzimmer bei Mama nennt.

FRAUEN MACHEN SICH JÜNGER

Häh, wie jetzt? Spinnt er doch, der Verra?

Die Antwort ist im Prinzip die gleiche wie oben, nur eben andersherum. Diesmal geht es darum, der Umwelt zu zeigen: Schaut her, ich bin noch nicht zu alt, um mich fortzupflanzen! Darum finden Sie im Kosmetikköfferchen einer 22-Jährigen noch wenige Antifaltencremes. Bei vielen Frauen ab 40 geht das jährliche Reisebudget aber fürs Übergepäck drauf. Und zwar nicht wegen der Wanderschuhe … Nähert sich die Frau jenem Alter, in dem die Fortpflanzung auf natürliche Weise nicht mehr möglich ist, versucht sie sich optisch in das reproduktionsfähige Alter zurückzuversetzen. Das Thema wird so aktuell, dass jeder Kaffeeklatsch irgendwann in einer Oil-of-Olaz-Selbsthilfegruppe endet. Faltencremes, Haarfärbemittel, Spandexunterwäsche bis hin zu chirurgischen Maßnahmen werden hier in Gruppenarbeiten jahrein, jahraus rauf und runter dekliniert. Fran Fine aus der Sitcom »Die Nanny« bezeichnet ihr Alter als: »29. Immer 29.« Und spielt sich damit statistisch exakt in das Alter, in dem viele Frauen Kinder bekommen. Sie trimmt auch ihr Äußeres auf dieses Alter. Genau darauf fußt der Humor und der Erfolg dieser Serie und trifft ins Schwarze bei der Zielgruppe der Sendung.

Dabei gewinnen gerade Frauen ab 40 oft an Selbstbewusstsein, setzen ihre beruflichen Wünsche um, die sie lange zurückgestellt haben, haben Zeit für sich selbst. Auf rationaler Ebene wäre dieses Alter also eigentlich ein sehr erstrebenswertes. Allerdings agieren wir nun mal meist weniger rational als instinktgetrieben. Und die Evolution hat uns eben eine zentrale Aufgabe mitgegeben: Wir müssen für die Reproduktion unseres Genoms sorgen. Zwar geht es den wenigsten Frauen ab vierzig noch darum, sich fortzupflanzen, aber Attraktivität und Fruchtbarkeit hängen beim Menschen nun mal eng zusammen. Deswegen trachten viele Frauen ein Leben lang danach, sich in das dazu fähige Alter zu versetzen, auch wenn sie das natürlich nur optisch tun können.

Ein letzter Hinweis zur allgemeinen Beunruhigung: Das Thema war noch nie so brennend aktuell wie in den letzten Jahren. Und es wird rapide an Bedeutung zunehmen. Denn: Wir werden immer älter, wobei die Gebärfähigkeit sich nicht relevant nach hinten verschiebt. Das heißt, die Zeit, in der wir nichts zur Erhaltung des menschlichen Genoms beitragen, wird immer länger. Es ist darum gut möglich, dass der Jugendwahn in Zukunft ein noch viel größeres Thema wird.

Autor stempelt kurz aus und kauft Oil-of-Olaz-Aktien.

FLIRTFAKTOR 8: Mit Maß und Ziel ist gegen Selbstverjüngung nichts einzuwenden. Schließlich tragen auch Männer einen bedeutenden Teil dazu bei, dass Frauen den Wunsch hegen, jünger zu wirken. Es ist nämlich unbestritten, dass viele Männer nach Frauen im gebärfähigen Alter Ausschau halten. Die evolutionären Gründe liegen auf der Hand. Auf rationaler Ebene klingt das sehr unfair. Ist es auch. Aber als die Evolution damals in die Puschen kam, war mit Ratio noch nicht viel los. Die hat sich erst hinzugesellt, als der Kuchen schon fertig gebacken war. Das Denkvermögen ist sozusagen nicht mehr als der Puderzucker obendrauf. Der überdeckt vielleicht manchen Beigeschmack oder verändert das Aroma ein wenig. Aber auf den Kuchen selbst hat er doch wenig Einfluss.

Achtung, Ladys, wenn Sie sich gerade über die ach so oberflächlichen Männer ärgern, die nur auf junge Püppis stehen und sich nicht um die inneren Werte scheren, dann empfehle ich Ihnen die Kapitel »Warum sich Frauen einen größeren Mann suchen« und »Die Schulter zum Anlehnen«.

Lesen Sie mehr unter »Warum sich Frauen einen größeren Mann suchen« und »Die Schulter zum Anlehnen«

UND UMGEKEHRT? Jugendlichkeit zieht. Männer, die sich jugendlich geben, wirken attraktiv. Ein Richard Branson strahlt auch mit über 70 noch mehr Jugendlichkeit aus als alle Schalterbeamten Ihrer bevorzugten Postfiliale, obwohl diese im Schnitt mindestens 25 Jahre jünger sind als der Virgin-Gründer. Es scheint also für jedermann (und -frau) erstrebenswert zu sein, ab einem gewissen Alter jünger zu wirken. Jugendlichkeit macht evolutionär eben Sinn, wenn auch aus jeweils unterschiedlichen Gründen.

FRAUEN HABEN KEINE BALZZEIT – BALZZEIT IST IMMER

Das heißt nicht, dass Frauen ständig nur das eine wollen und dazu verdammt wären. Aber es ist nun einmal eine Voraussetzung für den Erfolg unserer Art gewesen. Und ist es bis heute. Die meisten, ja, die allerallermeisten Tiere reduzieren ihre Suche nach Partnern auf wenige Wochen im Jahr: die Balzzeit. In dieser Zeit schmücken sie sich, senden Werbungssignale aus, um sich dann einem kurzen, aber effektiven Gerammel hinzugeben. Danach folgt ein ganzes Jahr, in dem sie nicht einmal an Geschlechtspartner oder Reproduktion »denken«.

Primaten reduzieren ihren Geschlechtstrieb auf die fruchtbare Zeit der Frau. Die ist, wie beim Menschen, einmal im Monat. Die Männlein wissen das und suchen sich genau diese geeigneten Weiblein aus. Das ist im Tierreich recht einfach, denn weibliche Bonobos zeigen beispielsweise ihre Fruchtbarkeit mit einem deutlichen Signal an: Ihr Genital schwillt auf Ballongröße an. Die Schwellung ist so stark, dass sie die Äffin im Alltag sogar ein klein wenig behindert. So muss sie bei geschwollenem Genital in Hockstellung ständig von einer Seite auf die andere rutschen. In diesem Fall ist Mutter Natur mit der Deutlichkeit des Balzsignals wirklich bis an die Grenzen gegangen.

Error and trial

Lassen Sie mich an dieser Stelle einen kleinen Ausflug in die vielfach bestätigte Evolutionstheorie machen. In der Natur gilt niemals das »trial and error«-Prinzip. Mutter Natur versucht also nicht, eine genetische Veränderung durchzusetzen, und schaut sich anschließend an, was daraus wird. Sondern es ist umgekehrt: Zuerst passiert ein »Fehler« beim Verschmelzen der männlichen Samen- und der weiblichen Eizelle. Diese beiden Keimzellen sind so besonders, da sie die einzigen im Körper sind, in denen die Chromosomen nur einzeln vorhanden sind. Man nennt das haploid. In allen anderen Zellen haben wir immer einen doppelten Chromosomensatz, einen diploiden. Bei der Befruchtung verschmelzen die beiden Zellen zu Zellen, die einen doppelten Chromosomensatz in sich tragen, den von der Mutter und den vom Vater. Wir tragen also immer die Geninformationen beider Eltern in jeder unserer Zellen. Bei diesem Zusammenfügen der beiden DNA-Stränge kann nun ein »Fehler« passieren. Dann besitzt der Nachkomme nicht mehr exakt die gleiche Erbinformation in seinen Zellen, sondern weicht ein wenig von den Eltern ab. In der Folge kann sich herausstellen, dass der »Fehler« tatsächlich ein error und somit im Extremfall das Überleben des Nachkommen so eingeschränkt ist, dass er sich nicht fortpflanzen wird. Allerdings kann sich der vermeintliche »Fehler« auch als glückliche Fügung erweisen und den Nachkommen stärker und damit erfolgreicher machen. Er produziert dann Nachkommen, die alle denselben »Fehler« in sich tragen und sich somit ihrerseits erfolgreicher fortpflanzen. Diese seine Mutation hätte sich dann gegenüber der Ursprungsversion durchgesetzt. Also niemals trial and error. Sondern error and trial.

Am Beispiel der Genitalschwellung bedeutet das, dass eine noch größere beim Bonoboweibchen sich schwerlich durchsetzen könnte. Würde durch einen »Fehler«, also durch eine Mutation, eine noch größere Schwellung entstehen, könnten die Bonoboweibchen zu fruchtbaren Zeiten womöglich gar nicht mehr sitzen und Tätigkeiten wie Fressen, Groomen und das Hegen der Nachkommen nicht mehr ausreichend erfüllen. Sie würden schwächer werden und weniger Geschlechtspartner finden. Die Folge wäre, dass Bonoboweibchen mit zu starker Schwellung aussterben würden, weil sie ihre Geninformation nicht weitergäben. Allerdings kann die Schwellung auch nicht weniger stark ausfallen, denn jene Bonobos, bei denen das durch Mutation der Fall wäre, würden ein schwächeres Werbungssignal an die Männlein aussenden. Und damit gegen die auffälligeren Weibchen verlieren und weniger Nachkommen produzieren. Die Folge wäre also ebenso ein Aussterben der Bonobos mit geringer Genitalschwellung. Die Bonoboweibchen sind also gewissermaßen am Zenit der Entwicklung ihres sexuellen Werbungssignals angekommen: groß genug, um viel Aufmerksamkeit zu erregen, und gerade noch klein genug, um im Alltag nicht allzu sehr behindert zu werden. (Genau wie die Pfauenmännchen, die ich an anderer Stelle beschreibe.) Die Fruchtbarkeit des Weibchens ist nicht zu übersehen. Dadurch finden männliche Bonobos immer die Weibchen, die fruchtbar sind.

Lesen Sie mehr unter »Frauen lieben Schmuck«

Schön ist das »error-and-trial«-Prinzip bei uns Menschen zu sehen. Als wir uns aufgerichtet haben, auch wieder aufgrund vieler, vieler Mutationen, ist das weibliche Genital zwischen den Beinen verschwunden. Sie waren damit unattraktivere Geschlechtspartnerinnen, weil ihnen das deutliche »Ich bin fruchtbar«-Signal abhandengekommen war. Wir wären zum Aussterben verdammt gewesen, weil Männer sich auf Signale konzentrierten, die die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Reproduktion versprechen. Frauen mussten also zu einem Trick greifen …

Hey, dein Körper flirtet!

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