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2. Die Bedeutung der Faszien

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Faszien gewinnen im Sport und der Physiotherapie, aber auch in der Medizin an Bedeutung. Wenn vom Bindegewebe gesprochen wird, dann sind Faszien gemeint und umgekehrt. Auf dem ersten internationalen Faszienkongress 2007 einigten sich die Teilnehmer jedoch auf den Begriff Faszien. Endgültig durchgesetzt hat sich der Begriff in der Medizin allerdings noch nicht. Manualtherapeutisch sieht das anders aus. Bereits vor über 100 Jahren sprach der Begründer der Osteopathie, Andrew Taylor Still, von der Bedeutung der Faszien. Spezialisten zählen auch Bänder und Sehnen zum Fasziengewebe.


Die Struktur von Faszien kann man sich ähnlich wie diese Nahaufnahme eines Spinnennetzes vorstellen.

Warum sind Faszien plötzlich so interessant? Das ist schnell beantwortet: Faszien verfügen über ein hochsensibles Innenleben. Lange hielt man Faszien für eine Art biologisches Füllmaterial im Körper, ohne wichtige Funktionen. Doch bereits zur Jahrtausendwende gab es wissenschaftliche Arbeiten, die auf das Gegenteil hinwiesen. Immer mehr Forschungen führten zu faszinierenden Ergebnissen. Nach und nach wurde klar, dass Faszien alles andere als funktionslos sind.

Der Blick ins Innere Faszien enthalten zahlreiche Nervenfasern, die Schmerz vermitteln, oder auch Nerven, die verantwortlich für Koordination und Gleichgewicht sind. Es gibt Blutund Lymphgefäße, die an der Nährstoffversorgung und dem Flüssigkeitshaushalt beteiligt sind. Die Forschung ist keineswegs abgeschlossen, denn bei vielen Entdeckungen ist die Funktion noch ungeklärt.

Vor einigen Jahren gelang es dem französischen Chirurgen Jean-Claude Guimberteau, mittels neuartiger Kameratechnik in lebendiges Gewebe zu blicken. Vor Operationen holte er sich dafür das Einverständnis der Patienten. Die Ergebnisse veränderten vieles, denn zum ersten Mal bekamen Faszien ein Gesicht. Die Medizin wurde auf die Welt der Faszien aufmerksam. Im Hinblick auf ihre vielfältigen Aufgaben ist es wahrscheinlich, dass Störungen in den Faszien eine mögliche Ursache für zahlreiche Beschwerden sind.


Faszien teilen sich auf, ganz ohne Unterbrechungen. Genau genommen gibt es nur eine Faszie, so wie sich ein einzelner Baum in Ästen und Wurzeln immer weiter verzweigt.


Eindrucksvoll zeigt dieser Speerwerfer, wie er durch Drehung und weite Ausholbewegung seine Faszien auf Spannung bringt. Gemeinsam mit der Muskelspannung wird die gespeicherte Energie in den Faszien explosionsartig freigegeben, um den Speer möglichst weit zu werfen.

Das alles verbindende Netzwerk

Faszien sind eine dreidimensionale, flüssigkeitsgefüllte, netzartige Struktur. Die weiße dünne Haut auf einem Stück Fleisch ist Fasziengewebe. Faszien erstrecken sich in alle Bereiche unseres Körpers. Sie umhüllen uns wie ein Taucheranzug. Und jedes Organ, jeder Muskel, jeder Knochen, jedes Blutgefäß, sogar jede Nervenzelle besitzt eine Faszienhülle. Dabei gibt es keine Unterbrechungen oder einzelnen Schichten. Wie die Wurzeln eines Baums teilen sich die Faszien vom Großen zum Kleinen. Faszien gehen mit dem sie umgebenden Gewebe immer eine Verbindung ein. Auf diesem Weg präsentieren sich Faszien als das alles verbindende Netzwerk unseres Körpers.


Die weiße dünne Haut auf einem Stück Fleisch ist Fasziengewebe.

Die fasziale Biomechanik Faszien sind von zentraler Bedeutung für die Bewegung. Sie wirken wie Gummibänder in unserem Bewegungsapparat und geben uns elastische Stabilität. Weites Ausholen beim Werfen oder auch das Schwungholen beim Springen basieren darauf, dass die Faszien wie ein Gummiband auf Spannung gebracht werden, um diese Energie dann in der Bewegung zu nutzen. Ohne unsere Supergummibänder wären dauerhaftes Laufen oder zahlreiche Bewegungen im Sport nicht möglich. Gesunde Faszien sind notwendig für gesunde Bewegung.

Die Bedeutung für die Gelenke Kein Gelenk im menschlichen Körper ist allein durch die Knochenform stabil. Ohne die sie umgebenden Strukturen würden die Gelenke einfach auseinanderfallen. Die Gelenkkapsel und die oberflächlichen Faszien inklusive Bänder geben den Gelenken ihre elastische Stabilität. Dabei ist es abhängig von der Funktion, ob die umgebenden Faszien und ihr innerer Aufbau eher auf Stabilität oder auf Elastizität ausgelegt sind. Im Zusammenhang mit den Faszien, als Verbindungsglied der einzelnen Knochen untereinander, wird für unseren Körper oft ein bestimmter Vergleich herangezogen.

Das Tensegrity-Modell Tensegrity ist eine neue Wortschöpfung aus den englischen Worten tension (Spannung, Zugspannung) und integrity (Zusammenhalt, Einheit). Es beschreibt eine stabile Konstruktion, bei der feste Elemente ausschließlich durch Zugspannung (z. B. durch Seile) zusammengehalten werden. Die festen Elemente, meist sind es Holzstäbe, berühren sich dabei nicht. Nur die Zugspannung erhält die Stabilität. Tatsächlich haben die Faszien, gemeinsam mit der Muskulatur, einen sehr ähnlichen Effekt auf unser Skelettsystem.


Faszien brauchen Bewegung Um gesund zu bleiben, brauchen Faszien fasziengerechte Bewegung. So muss Faszientraining die Faszien in ihrer Gummibandfunktion nutzen. Springen, dynamisches Dehnen und insbesondere Schwungbewegungen dienen gezielt der Fasziengesundheit. Da Faszien zudem als Stoßdämpfer wirken, haben auch Übungen mit Faszienrollen einen sehr guten Effekt auf das Fasziengewebe.


Gelenkschmerzen durch fasziale Störungen Wenn ein Gelenk als schmerzhaft wahrgenommen wird, ist oft nicht das Gelenk selbst die Ursache. Es sind die Strukturen um das Gelenk herum, die durch Schmerz eine Störung im Gelenk vermitteln. Sehr häufig sind gezielte Bewegungen und manuelle Behandlungen der Faszien sehr erfolgreich gegen den Gelenkschmerzen.

Der schmerzfreie Körper

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