Читать книгу Schlechte Tage gibt es nicht - Stefanie Blösch - Страница 8

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Kapitel 1

Grundlagen weiblicher Zyklus


DER NATÜRLICHE WEIBLICHE ZYKLUS

Wenn ich mich mit Frauen über den weiblichen Zyklus unterhalte und anfange zu erzählen, welche Prozesse im Körper ablaufen, dann werde ich meist mit erstaunten Blicken angeschaut. „Wow, das wusste ich gar nicht.“ oder „Warum habe ich noch nie davon gehört?“ sind häufige Reaktionen.

Die zweite Frage beschäftigte mich dabei selbst lange Zeit. Unter anderem deshalb, weil ich mich mit Mitte zwanzig erst spät mit dem weiblichen Zyklus auseinandergesetzt habe und mich dabei immer wieder gefragt habe, ob ich wirklich so schlecht in Biologie aufgepasst habe.

Ausschlaggebend war, das plötzliche Ausbleiben meiner Periode, nachdem ich meine Pille abgesetzt habe. Es gibt aber noch weitere Gründe, weshalb es sinnvoll ist, sich mit seinem eigenen Zyklus auseinander zusetzen. Starke Schmerzen während der Menstruation, fehlende Libido, Energiedefizit, unerfüllter Kinderwunsch, unregelmässiger Menstruationszyklus und bestimmt noch einige mehr.

Der weibliche Zyklus dient in erster Line dazu, uns fortzupflanzen. Ein geregelter Zyklus kann den Kinderwunsch positiv unterstützen. Abgesehen davon, übernimmt der weibliche Zyklus aber noch weitere wichtige Funktionen im Körper. So ist die Menstruation ein Reinigungsprozess des Körpers und gibt Auskunft über den eigenen Gesundheitszustand. Themen wie ständige Müdigkeit, Über- oder Untergewicht, häufiger Stress und Druck von aussen können ausschlaggebend sein, um zu einem normalen Zyklus zurückfinden zu wollen.

Wie sieht ein normaler Zyklus überhaupt aus?

Dein Zyklus ist ein Barometer für deine gesamte Gesundheit. Ein gesunder Zyklus zeichnet sich aus durch Regelmässigkeit, eine reine Blutung und gute Verdauung.

Als Richtwert für die Dauer des Zyklus, wird oft 28 Tage genannt, das kann aber von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Grundsätzlich ist alles im Rahmen von 25 - 30 Tage, sowie Schwankungen von drei Tagen bis einer Woche, durchaus möglich. Die Dauer des Zyklus ist unter anderem auch abhängig vom Alter der Frau. In der Pubertät variiert die Zyklusdauer am meisten, da die Hormone sich erst einpendeln müssen. Das kann bis zum 25. Lebensjahr dauern, die stabilste Phase ist zwischen 25 - 35 Jahre. Danach nimmt die Menge an verfügbaren Eizellen immer weiter ab und die Eisprünge verringern sich. Insgesamt besitzt eine Frau rund eine halbe Million Eizellen, dabei reifen bei jedem Zyklus jeweils 15 - 20 Eizellen heran und machen sich bereit für den Eisprung.

Als reine Blutung gilt die Menstruation, wenn das Blut leuchtend rot ist und sich gut auswaschen lässt. (Besonders gut sichtbar bei Stoffbinden.) Sehr dunkles oder klumpiges Blut weist auf ein Ungleichgewicht hin, genauso eine starke oder sehr schwache Blutung. In der Regel verliert eine Frau zwischen 50 - 80 ml Blut.

DIE PHASEN DES WEIBLICHEN ZYKLUS

Der weibliche Zyklus wird grob in zwei Phasen eingeteilt. Wobei manchmal auch von vier Phasen gesprochen wird und Ovulation und Menstruation als einzelne Phasen bezeichnet werden.

Als Frau kannst du die einzelnen Phasen gut über körperliche, mentale und seelische Anzeichen wahrnehmen und für dich einordnen. Der Zyklus beginnt dabei jeweils mit dem ersten Tag der Menstruation und geht anschliessend über in die Follikelphase. In dieser Phase reift in den Eierstöcken ein neues Ei heran und macht sich anschliessend bereit zum Absprung. Mit dem Eisprung ist der Höhepunkt des Zyklus erreicht und somit die fruchtbare Phase. Kommt es nicht zur Befruchtung, so wird der Follikel wieder abgesondert und mit ihm die Gebärmutterschleimhaut, die sich in den Tagen zuvor aufgebaut hat. Diese Phase nennt man Lutealphase und endet mit der Menstruation. Welche dann wiederum den Anfang eines neuen Zyklus kennzeichnet.

Der Mondzyklus

Die Phasen des Zyklus kann man sich auch wunderbar anhand des Mondes veranschaulichen. Dabei wird der Neumond der Menstruation gleichgesetzt und die Ovulation dem Vollmond. Der zunehmende Mond wird der Follikelphase zugeordnet und der abnehmende Mond der Lutealphase. So schön, wie es nun bildlich gesprochen klingt, so realitätsnah ist das in Wirklichkeit auch. Ein Mondzyklus dauert nämlich im Durchschnitt 29.5 Tage und entspricht somit ziemlich genau dem weiblichen Zyklus.

Du kannst das auch mal bei dir beobachten und vielleicht merkst du, wie sich dein Zyklus im Verlauf des Mondes anpasst?

Zyklus selbst beobachten

Ein wichtiges Tool um dich mit deinem Zyklus auseinanderzusetzen, ist das Beobachten deines Zyklus. Es gibt dabei ganz unterschiedliche Methoden von Temperaturmessen, Aufschreiben bis hin zu Zyklus Apps. Ich persönlich habe gute Erfahrungen damit gemacht, es von Hand aufzuschreiben und mache mir jeden Morgen oder Abend ein paar Notizen zu meinem aktuellen Zustand.

Übung: Zyklustagebuch

Für deine eigenen Beobachtungen kannst du ein schönes Notizbuch zur Hand nehmen oder du druckst dir die vorgefertigte Vorlage für dein Zyklustracking aus.

Trage oben den jeweiligen Zyklustag ein und nutze die weissen Flächen für eigene Notizen. Je nach dem, welche Fragen für dich gerade Sinn ergeben, kannst du zu jedem Tag ein paar Stichworte notieren. Folgende Fragen können dich dabei unterstützen:

• Wie fühlst du dich körperlich? Hast du irgendwelche Beschwerden oder Symptome?

• Wie viel Energie hast du gerade? Bist du eher müde und ausgelaugt oder sprühst du vor Energie?

• Wie geht es dir emotional? Hast du gerade viel Wut, Ängste und Sorgen oder fühlst du dich ausgeglichen?

• Wie ist dein Stresslevel auf einer Skala von 1-10?

Das Zyklusrad zum ausdrucken findest du unter: www.feelgoodlife.ch/gute-tage

LET IT FLOW


EXKURS: AYURVEDA IM ZYKLUS

Ayurveda ist eine traditionelle Heilmethode aus Indien und stammt aus der vedischen Philosophie, so wie auch der Yoga. Beide Philosophien lehren uns, dass das Wissen über uns, in uns selbst liegt und führen uns auf einen Weg der Selbstverwirklichung. Dies beinhaltet in gewisser Hinsicht auch die Form der Selbstheilung, mit dem Ziel körperliche und seelische Gesundheit auszugleichen.

Der Ayurveda liefert dabei eine ganzheitliche Herangehensweise, die dich dabei unterstützt zu einem erfüllten und gesunden Leben - und somit zu einem harmonischen Zyklus - zu finden.

Die 5 Elemente als Grundlage der Ayurvedalehre

Als Grundlage dienen die fünf Elemente Wasser, Erde, Feuer, Luft und Äther. Auch in unserem Körper tragen wir bestimmte Anteile davon in uns, was zeigt, wir sind Teil der Natur:

Wasser steht für alles Fliessende in uns, unser Körper besteht zu einem grossen Teil aus Wasser, in Form von Blut und weiteren Flüssigkeiten, die für uns lebensnotwendig sind.

Erde steht für alles Feste in uns, wie die Muskeln, Sehnen, Knochen und Knorpel, die dem Körper die notwendige Substanz und Struktur geben.

Feuer kannst du dir als Stoffwechsel-Antreiber vorstellen. Es kommt in den zahlreichen Stoffwechselvorgängen, die in deinem Körper tagtäglich ablaufen vor und ist für die Verdauung, den Hormonaustausch oder für die Regelung der Körpertemperatur verantwortlich.

Luft ist sehr bewegend und ist deshalb zuständig für alle Bewegungsvorgänge im Körper. Wie das Ein- und Ausatmen, die Muskelbewegungen oder auch die Nervenbahnen.

Äther steht für Raum und ist somit das raumgebende Element, das im Körper vor allem mit den Hohlräumen wie Magen, Lunge oder Knochenstruktur assoziiert wird.

Der weibliche Zyklus und Ayurveda

Die Phasen des weiblichen Zyklus werden ebenfalls den Elementen bzw. Doshas zugeordnet. Die Doshas sind drei Bioenergien mit entsprechender Wirkung auf unseren Körper. Sie werden Kapha, Pitta und Vata genannt und ergeben sich aus den 5 Elementen.

Das Kapha-Dosha setzt sich aus den Elementen Wasser und Erde zusammen und steht für all das strukturgebende im Körper. Kapha ist verantwortlich für den Aufbau von Körpergewebe. Im weiblichen Zyklus ist Kapha vor allem in der Follikelphase aktiv und nährt die Eizellen.

Das Pitta-Dosha setzt sich aus Feuer und Wasser zusammen. Es gilt als Stoffwechselenergie, die Hitze in den Körper bringt und somit als Antrieb für die wichtigen Prozesse wie Verdauung, Denkprozess oder Hormonaustausch dient. Du kannst Pitta besonders gut beim Eisprung wahrnehmen, wenn deine innere Hitze und somit das eigene Lustempfinden und die Attraktivität steigen.

Das Vata-Dosha aus den Elementen Luft und Äther gilt als das Bewegungsprinzip. Es sorgt für die physische Fortbewegung, Ausscheidung oder den Sprachvorgang. Im weiblichen Zyklus ist es für den Abbau der Gebärmutterschleimhaut und für die Menstruation verantwortlich.

Die Doshas sind sehr dynamisch und können durch äussere Umstände wie Stress, Jahreszeiten, Zyklusdauer usw. beeinflusst werden. Dadurch entstehen bestimmte Disbalancen, die individuell behandelt werden müssen.

„Der monatliche Zyklus ist Teil der kosmischen Dynamik, die der Frau zur innerer Stärke verhilft. Sich den Veränderungen hinzugeben, die mit den unterschiedlichen Hormonphasen einhergehen, ist Teil des weiblichen Erkenntnisweges. Denn mit dem Zyklus der Menstruation, der sich ähnlich wie der Mond wiederholt, durchlebt die Frau verschiedene Phasen, die sich in ihrem Körper und ihrer Psyche bemerkbar machen.“

Kerstin Rosenberg

DIE GEBÄRMUTTER

Nebst dem Ablauf des monatlichen Zyklus finde ich es persönlich sehr interessant, sich mit der Bauweise des eigenen Körpers auseinanderzusetzen. Die weiblichen Geschlechtsorgane sind per se sehr versteckt und werden, im Gegensatz zu den männlichen Fortpflanzungsorganen, selten der Öffentlichkeit präsentiert. Schon alleine die Haufenweise nackten männlichen Statuen machen klar, wie das männliche Geschlecht auszusehen hat. Doch was weisst du über deine eigenen Organe, wie zum Beispiel deine Gebärmutter oder deine Vagina?

Vor ein paar Jahren bin ich, auf der Suche nach einer neuen Frauenärztin, in einer Praxis gelandet, die sehr alternativ arbeitet: Statt Stühle gab es Betten und ich durfte das Spekulum selbst bedienen. Bei der Untersuchung fragte sie mich, ob ich auch einen Blick in meine Vagina werfen wollte und hielt mir prompt einen Spiegel in die Hand. Mit Hilfe einer Taschenlampe konnte ich plötzlich Dinge erkennen, die mir bis dahin verborgen geblieben sind.

Die Gebärmutter befindet sich etwa eine Handbreite unter dem Bauchnabel, oberhalb der Blase. Sie ist ungefähr 7 - 10 cm gross und wiegt zwischen 50 - 100 Gramm.

Das Innere der Gebärmutter (5) ist mit der Gebärmutterschleimhaut (4) ausgekleidet, die sich im Verlauf des Zyklus verändert. Die Gebärmutter ist zudem mit einer glatten Muskelschicht umgeben, welche für das Abstossen der Gebärmutterschleimhaut während der Menstruation verantwortlich ist.

Rechts und links ist die Gebärmutter über den Eileiter (6) mit den beiden Eierstöcken (7) verbunden. In einem Zyklusdurchgang ist immer nur ein Eierstock aktiv, wobei sich diese im Normalfall jeweils abwechseln.

Von aussen ist die Gebärmutter über die Vagina mit dem Gebärmutterhals/Zervix (3) verbunden.

Das Eingangstor zur Gebärmutter wird als Muttermund (2) definiert und kann selbst mit dem Finger ertastet werden. Dies ist insbesondere spannend, weil sich der Muttermund im Verlauf des Zyklus verändert.

Als Vagina (1) wird der Scheideneingang bezeichnet. Der Begriff Vulva umfasst den Vorhof mit den äusseren und inneren Schamlippen, sowie der Klitoris.


Die Bedeutung der Gebärmutter

Die Gebärmutter gilt aufgrund ihrer Fortpflanzungsfunktion als Ort der Schöpfung und steht deshalb eng in Bezug zur eigenen Sexualität und dem Kreativitätspotenzial. Nebst der physischen Fortpflanzung, wird demnach auch die Schöpfung von Ideen, Kunstwerken oder andere kreative Projekten aus diesem Raum heraus kreiert.

Der Gebärmutter-Raum, oder wie im englischen so schön „Womb Space“ genannt, wird im Yoga mit dem zweiten Chakra in Verbindung gebracht. Chakren sind sogenannte Energiezentren, welche an sieben Bereichen im Körper, energetisch lokalisiert werden. Das zweite Chakra steht für das Sakral-Chakra. Wie der Name bereits sagt, steht der Ort für etwas Heiliges, das es zu schützen gilt. Svadisthana, die Bezeichnung aus dem Sanskrit, wird auch als „Wohnsitz seiner selbst“ übersetzt. Es hat demnach viel damit zu tun, wie du in Verbindung zu dir selbst stehst und wie dein Selbstwertgefühl ausgeprägt ist.

Auf der mentalen Ebene steht dieser Raum als Speicherort für tiefe Emotionen und Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit. In manchen Traditionen geht man auch davon aus, dass dies der Wohnsitz der Seele ist. Wenn man an die Wiedergeburt glaubt, trägt man somit einen Teil der vergangenen Leben im eigenen Gebärmutterraum. Interessanterweise ist aus wissenschaftlicher Sicht ebenfalls ein Zusammenhang mit der Ahnenlinie zu sehen. So werden die gesunden Bakterienstämme in der Vaginalflora von der Mutter an die Tochter übertragen.

Als Frau nehmen wir die Gebärmutter meist nur wahr, wenn wir Schmerzen spüren, wie zum Beispiel in Form von Unterleibsschmerzen während der Menstruation. Somit kann sich dieser Schmerz als Manifestation von alten emotionalen Verletzungen zeigen, die noch nicht ganz aufgelöst wurden. Oder ein Mangel an Selbstbewusstsein und Selbstwert macht sich dadurch bemerkbar.

„Die Gebärmutter ist der Barometerder Weiblichkeit“

Daniela Hutter

Ich erlebe es immer wieder, dass es besonders Frauen schwer fällt, sich selbst Aufmerksamkeit und Anerkennung zu schenken. Stattdessen wird der Beruf, Beziehungen zu nahe liegenden Personen oder andere Projekte in den Vordergrund gestellt. Auch dieses Verhalten kann ein Mangel an Selbstwert auslösen und zu Schmerzen führen. Sich den eigenen Menstruationsbeschwerden anzunehmen bedeutet deshalb, die mentalen und seelischen Aspekte zu betrachten und sich mit dem eigenen Selbstwert zu beschäftigen.

Die Gebärmutter steht für mehr als nur ein Organ:

1. Die Gebärmutter ist ein Ort der Schöpfung und Kreativität

2. Die Gebärmutter steht in enger Verbindung mit dem eigenen Selbstwert

3. Die Gebärmutter nimmt Erinnerungen in sich auf

Übung: Mach deinen Womb-Space zu deinem Wohlfühlort

Deine Gebärmutter ist dein „heiliger Ort“. In dieser Übung möchte ich dich dazu einladen, diesen Ort auch als das wahrzunehmen. Nimm dir dafür einen Moment Zeit in dem du ungestört bist und es dir gemütlich machen kannst. Setze dich einen Augenblick in einen Meditationssitz oder komme auf deine Knie und atme tief ein und aus. Mach dabei gerne auch ein Geräusch, um die Anspannung loszulassen. „Aaaahhhhh“ oder „Mmmmhhh“.

Nun visualisiere deinen „Womb-Space“ und zwar so, wie du dir einen gemütlichen Rückzugsort vorstellst. Vielleicht steht dort ein Sofa mit kuschligen Kissen, vielleicht gleicht er aber auch einem kreativen Atelier mit ganz vielen Bildern oder es ist ein Ort in der Natur.

• Welche Farbe hat dieser Raum?

• Wie riecht er?

• Wie ist er eingerichtet?

• Gibt es bestimmte Gegenstände, die dir wichtig sind?

Geh dabei bis ins kleinste Detail und erschaffe dir deinen Wohlfühlraum. Nimm dir einen Moment Zeit um darin zu versinken und ganz dort anzukommen.

YONI MUDRA

Das Yoni Mudra steht sinnbildlich für das Thema Weiblichkeit beziehungsweise die weibliche Energie. Yoni bezeichnet im Sanskrit Schoss oder Gefäss und steht für das weibliche Geschlechtsteil. Wenn du genauer hinsiehst, kannst du das bestimmt erkennen.


INTERVIEW MIT INGA LAUMANN

Inga ist Body-Positive Aktivistin und Künstlerin. Mit „Inga from the Yoniverse“ möchte sie Menschen jedes Geschlechts zu mehr Selbstliebe inspirieren. Durch ihre Ausbildungen des Kaula Tantra Yoga und Schamanismus entdeckte sie die Macht der Schattenar- beit, die sie in Form von Ritualen weitergibt. Ihre größte Inspira- tion ist hierbei, die in uns allen innewohnende, weibliche Kraft. www.fromtheyoniverse.com

Du beschreibst dich als Künstlerin, wie verbindest du deine Arbeit mit dem Thema Menstruation?

Vermutlich ist es der normale Werdegang einer Künstlerin, dass sie ihr Inneres nach Au- ßen trägt, das ist zumindest mein Weg. So kam ich meiner Weiblichkeit auch Stück für Stück näher. Der Ausdruck meines femininen Körpers, das formen meiner Yoni Skulptu- ren aus Ton und meiner Illus- trationen, all dies hat mir ge- holfen, mich wieder mit mei- ner Menstruation zu verbin- den. Und somit zu einem sehr gesunden Zyklus zu gelangen. Daher ist die Verbindung von Kreativität und mein tiefer Wunsch nach Selbstannahme, mein persönliches Rezept für eine erfüllte Menstruation.

Wie hast du bemerkt, dass hinter dem Ausbleiben deiner Periode das Thema Weiblichkeit steckt?

Durch meine Essstörung und einer Hormonspirale wurde alles irgendwie durcheinander gebracht. Meine Periode blieb sehr lange aus. Erst habe ich das total gut gefunden, irgendwie cool und die volle Freiheit. Doch irgendwann hat es mir auch Sorge bereitet. In Ecuador, wo ich eine Zeit lang gelebt habe, habe ich eine Yogaausbildung gemacht. Dort haben sie mir gesagt, dass ich meine weibliche Energie ablehne. Das habe ich erst nicht verstanden. Ich hatte schon vorher Kurse zu diesem Thema besucht, aber während der Ausbildung hat es für mich „klick“ gemacht.

Ich bin ein unglaublich aktiver Mensch mit vielen Projekten. Ich war ganz froh, als das Prinzip der Weiblichkeit in mir wachsen durfte.

Wie beschreibst du den Begriff Weiblichkeit? Und wie lebst du Weiblichkeit?

Wir haben ja eine weibliche und männliche Seite. Das Weibliche, so wie es auch im Tantra oder Taoismus beschrieben wird, steht eher für die Hingabe und das „fliessen lassen“.

Für mich bedeutet das, wenn ich ganz konkret in die Weiblichkeit gehe, bin ich im Vertrauen. Wenn ich mich mit meiner Weiblichkeit verbinden möchte, tue ich so, als ob überall Wasser um mich herum wäre und gebe mich dem was ist hin. Ich lasse mich treiben. Genau das ist für mich Weiblichkeit, dass ich im Fluss bin. Dass, ich in der Hingabe bin auch bei Themen, die schwierig oder herausfordernd sind. Das ich mir das Recht herausnehme, nicht sofort in die Aktivität zu gehen und meiner kompletten Intuition vertraue und von ihr leiten lassen.

Hat dir der Bezug zum eigenen Zyklus geholfen, liebevoller mit deinem Körper umzugehen?

Ein absoluter Gamechanger war für mich, zu verstehen, dass ich in jeder Zyklusphase schaue in welchem Stadium ich gerade bin. Was brauche ich gerade zu essen? Wie ist meine Energiekapazität? Und mir dann zu erlauben zu essen was ich möchte. Mir zu erlauben während meiner PMS- Phase einen Mittagsschlaf zu machen. Mir zu erlauben, dass während ich meine Periode habe, die Wohnung aussieht

wie sau und ich im Chaos schwimme. Seit ich das verstanden habe, gebe ich mir die Freiheit, dass während der Periode absolute Inga Zeit ist. Dann wird nur das gemacht, was ich möchte. Es ist quasi mein Urlaub im Monat, den ich zelebriere. Ich finde der Zyklus, ist ein unglaubliches Geschenk, weil er so extrem ist und dadurch so deutlich wird.

Du gehst sehr offen mit deiner Menstruation um. Was hat dich dazu bewegt?

Ich weiss wie es sich anfühlt, wenn wir keine Menstruation haben. Und ich weiss wie toll es ist das wieder zu entdecken. Diese unglaubliche Kraft darin zu sehen und diesen unglaublichen Benefit fürs Leben zu nutzen. Und dann mag ich es auch zu provozieren. Also zu gucken, wie gehen die Leute damit um und damit zu spielen.

Mittlerweile habe ich mir ein sehr gesundes Selbstbewusstsein angearbeitet, nach dem ich aus der Essstörung rausgekommen bin. Ich finde es richtig toll, was ich mache und möchte, dass es viele Leute sehen.

Wie können wir Scham in Bezug auf die Menstruation auflösen?

Man sollte sich immer fragen, warum lehne ich etwas an meinem Körper ab, das offensichtlich da ist? Und wer gibt mir von aussen das Recht, über irgendwas, das in mir ist zu entscheiden? Das geht ja weit über die Menstruation hinaus. Wie du aussiehst, welche Figur du hast, welche Lebensmittel du isst. Ich glaube, es ist ganz ganz wichtig, dass jeder anfängt, sich selbst zu akzeptieren und nicht anfängt in irgendwelche Muster reinzupassen, weil es vielleicht einfacher wäre. Damit tun wir unserer Seele keinen Gefallen.

Schlechte Tage gibt es nicht

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