Читать книгу Chicago - L.A. - Steffen Digeser - Страница 6
Die Vorbereitung
Оглавление1992 - das Studium war fast beendet, die Arbeit noch nicht begonnen, ein Abenteuer muss her. Die Idee: Mit einem amerikanischen V8 Boliden quer durch die USA cruisen. Gefährten für diesen Trip waren schnell gefunden. Da war zum einen Fausti, der beste Kumpel mit dem man sich blind versteht und gefühlt die ganze Jugend erlebt hat. Zum anderen Joe, der Studienkollege mit dem ich mir die Nächte während des Studiums um die Ohren gehauen habe… nein nicht um den Stoff der verschlafenen Vorlesungen zu büffeln sondern dafür zu sorgen, dass die Damenwelt rund um Stuttgart nichts verpasste. Die Crew war also rekrutiert, nun war nur noch das leidige Thema Finanzierung zu lösen. Wie kann man während eines USA Road-Trips Geld verdienen? Da mussten wir nicht lange überlegen, wir waren alle begeisterte Kawa (Kawasaki) Fahrer und liebten die puren edlen alten Kisten, nicht die in den 90ern nur noch erhältlichen bunten Joghurt-becher. Und wie uns, gab es eine doch ansehnliche Gemeinde von Bikern, die diese Meinung und Leidenschaft teilten. Da war also ein Markt für alte Kawa Z900 und Kawa Z1000, diese Urgesteine der Power-Maschinen mit, für damalige Verhältnisse, unbändiger Kraft der Motoren, aber angsteinflößend schlechten Fahrwerken und Bremsen. Aber original mussten sie sein, also zwingend die voll verchromte 4 in 4 Abgasanlage besitzen. Und diese Teile gab es in Deutschland nicht mehr oft oder nur zu horrenden Preisen. In den USA, so haben wir uns sagen lassen, gibt es die alten Dinger an jeder Ecke und die Biker im Amiland hatten ihren Kultstatus noch nicht erkannt. Die standen eher auf alte nicht funktionierenden Harleys. Also wollten wir in den USA Z900 kaufen und in Deutschland wieder verkaufen. Für diesen Deal brauchten wir einen Partner, der das Geschäft von Deutschland aus koordinieren sollte. Da kam nur einer in Frage: „Beck“. Warum er? Was qualifizierte ihn für den Job? Ganz einfach, er hat Bäcker gelernt, als Reifenhändler, Büromöbel-Verkäufer und Autoradio-Dealer gearbeitet, außerdem kannte er sich in der Bikerszene gut aus. Weiterhin hatte er sich im Rahmen seiner umfassenden Umschulungsmaßnahme einen mehrjährigen Englischkurs gegönnt. Nun war dies aber das schwächste Argument, denn aus sicheren Quellen wussten wir, dass er sich mehr um die Mitschülerinnen als um den Lehrstoff kümmerte, und so zwar erhebliche Fortschritte in Techniken und Methoden der zwischenmenschlichen Beziehungen machte, aber nicht unbedingt in der Grammatik der englischen Sprache. Sei es drum, er war der Richtige. Er konnte einem Eskimo den sprichwörtlichen Gefrierschrank verkaufen.
Ach, übrigens hatte auch die Firma Kawasaki kurz nach unserer Aktion die lukrative Marktlücke entdeckt und mit der Zephyr 750 und Zephyr 1100 die sogenannten Naked-Bikes auf den Markt gebracht. Diese hatten neben der Power vom Motor nun auch das Fahrwerk und die Bremsen zum Beherrschen der ganzen Fuhre. Mit diesen Maschinen konnte man nun schneller als 90 km/h durch die Kurve brettern, ohne dass einen die geliebte Kawa durch heftigstes Pendeln und Wackeln vom Sattel schmiss. Mit Einführung dieser Motorradvarianten ließ das Interesse an den alten Schüttelbüchsen schlagartig nach. Es gab wohl doch zu viele Weicheier.
Die Finanzierung war nun geklärt, wir brauchten aber noch einen adäquaten V8 Boliden, der uns standesgemäß durch den neuen Kontinent schaukeln sollte. Vorzugsweise ein 70er Jahre Coupé oder Cabrio, mit zwei Meter langen Türen und einer nicht enden wollenden Motorhaube. Die Recherchen ergaben, dass diese Dinger unser kümmerliches Startkapital auffressen würden. Das Interesse der Drogen-Dealer und Gang-Bosse ließen die Gebrauchtwagenpreise für Straßenkreuzer dieser Art in die Höhe schnellen. Als Alternative fielen uns die 80er Station-Wagen auf. Die waren erschwinglich und praktisch. Die Entscheidung fiel insofern auch nicht schwer, da unser aufgestelltes Lastenheft erfüllt wurde: V8-Motor und eine Länge von mindestens fünf Metern. Vor dem Trip wurde noch rudimentär, ehrlich gesagt sehr rudimentär, die Strecke geplant. Dabei war Joe unentbehrlich. Er hatte die USA schon ausführlich bereist und stellte sein umfassendes Wissen und vor allem die alten Straßenkarten zur Verfügung. Wir wollten in Chicago starten und grob der Route 66 folgen, der Rückflug wurde ab L.A. gebucht. Alles dazwischen war reine Interpretation und gab uns die Möglichkeit, das zu erleben, was in keinem Reiseführer beschrieben ist.