Читать книгу Chicago - L.A. - Steffen Digeser - Страница 7
Ankunft in Chicago
ОглавлениеFausti hatte das Handicap, dass er einer geregelten Arbeit nachging und somit an Urlaubstage und Genehmigungen vom Chef gebunden war. Auf solche Spießigkeiten mussten wir als Studenten natürlich keine Rücksicht nehmen, so machten sich Joe und ich als Voraustrupp auf den Weg und landeten in Chicago.
Chicago, die erste Stadt die ich in meinem Leben von den Vereinigten Staaten von Amerika zu Gesicht bekam. Ich war beeindruckt, die Stadt war grandios und jetzt, zwanzig Jahre und unzählige USA-Reisen später, ist es für mich immer noch die schönste Stadt in den USA. Schon der Blick vom Flugzeug aus und die Landung auf dem Flughafen O´Hare über den Highway hinweg, auf dem ich zum ersten Mal die großen Trucks fahren sah, lässt mir heute noch eine Gänsehaut wachsen. Der Chicago River, auch Green River genannt, fließt mitten durch die Stadt und die Zugbrücken, über die so manches Fahrzeug in den Gangsterfilmen gesprungen ist, sind sensationell. Alte Hochhäuser mit Stuck zieren die „Magnifican Mile“, die Einkaufs- und Flanierstraße von Chicago. Hier gibt es jedoch nicht nur die tollen Gebäude, die Hochbahn und den Lake Michigan, so groß wie die ganze Schweiz, nein auch tolle Feuerwehrautos. Große rote Trucks mit polierten Rundinstrumenten, die außen am Fahrzeug funkeln und zusammen mit den Chrom-Applikationen an den Stoßstangen und Zierleisten ein imposantes Schauspiel bieten. Diese Begeisterung für die fire trucks führte Jahre später zu einer kuriosen Begebenheit, die ich an dieser Stelle einflechten möchte.
Wir waren mal wieder in meiner Traumstadt Chicago auf Besuch und hatten uns im Herzen der Stadt ein einfaches und günstiges Hotel gebucht. Auf dem Weg zum Hotel standen überall diese chromblitzenden Feuerwehrfahrzeuge mit blinkenden Warnleuchten, Feuerwehrleute rannten, Schläuche wurden ausgerollt. Ich zog sofort meine Digitalkamera um das Schauspiel festzuhalten. Dabei geriet ich so in Euphorie über das Gebotene, dass ich eine Kleinigkeit übersah. Darauf machte mich dann meine Freundin aufmerksam: „Hey die rennen alle zu unserem Hotel“. Und richtig, als ich vom Kamerasucher aufsah wurde mir klar: Unser Hotel brennt. Wir gingen trotzdem unbeirrt, über dicke Schläuche steigend, an Feuerwehrmännern vorbei zur Rezeption. Dort angekommen fragten wir, ob es ein Problem gäbe und ob ein Check-In unter diesen Umständen möglich sei. Die etwas gestresst wirkende Dame am Empfang erwiderte: „Yes, you can check in, we had just a little problem in the basement“. Just in dem Moment als sie diese beschlichtenden Worte sprach, kamen aus dem besagten Basement zwei mit vollem Atemschutz ausgerüstete, schwer nach Luft schnappende Feuerwehrmänner herauf. Von der anderen Seite hatte sich eine mit kurzem, sehr engen Minikleid und Pumps bekleidete Dame die elf Stockwerke über die Feuertreppe heruntergearbeitet und begrüßte die Empfangsdame mit den Worten: „The fucking hotelroom is full of smoke and the fucking elevator do not work“. Diese zwei Begebenheiten ließen uns nochmals nachfragen, ob denn alles so seine Richtigkeit habe. Die Reizschwelle der Empfangsdame war fast erreicht, deshalb antwortete sie nur mit einem kurzen aber kräftigen: „Everything is fine“. Und nun passierte das, was ich bis heute noch nicht begreifen kann. Mandy, eine Freundin die mit uns unterwegs war, fragte beim Einchecken mit ernstem Ton: „Is it possible to get a non-smoking room?“ Was zugegebener Maßen beim Check-In in ein Hotel eine legitime Frage ist. In dieser speziellen Situation brachte diese Frage die Drähte im Gehirn der, ich kann schon sagen, sehr erregten Person zum Durchbrennen und sie schrie uns an: „We only have non-smoking rooms and we do not have any problems.“ Das hatten wir jetzt verstanden. Das anschließende Einchecken erfolgte wortlos und wir konnten unseren non-smoking room beziehen. Seit dieser Begebenheit hatte ich nie mehr die Gelegenheit, die tollen fire fighter trucks so nah zu erleben und auch nicht eine Hotelangestellte so schreien zu hören.
Nun bin ich aber ganz schön abgeschweift. Joe und ich hatten eigentlich in den ersten zwei Wochen dringende Aufgaben zu erledigen. Da waren zum einen die schon erwähnten Motorräder zu suchen und zu kaufen, und zum anderen natürlich den richtigen Straßenkreuzer für unseren bevorstehenden Road Trip zu organisieren. Mit allem was dazugehört an Versicherung und Zulassungs-Paper-Work. Da wir bei der Ankunft unseres dritten Mannes sofort gen Westen aufbrechen wollten, blieb uns deshalb in dieser Phase kaum Zeit die Schönheit der Stadt zu genießen. Um nicht doch von den Versuchungen der Stadt abgelenkt zu werden, verlagerten wir den Kommandostand nach Rock Island, etwa zweieinhalb Autostunden westlich von Chicago. Hier in dieser gottverlassenen Stadt wohnten Joes Onkel und Tante. Das hatte den ungeheuren Vorteil, dass wir eine feste Adresse in den USA angeben konnten, ohne die eine Zulassung eines PKWs nicht möglich war. Auf der anderen Seite wollten wir der Verwandtschaft nicht allzu sehr auf die Pelle rücken. Deshalb mieteten wir uns in einem kleinen, heruntergekommenen Motel ein. Hier studierten wir die überall ausliegenden Anzeigeblätter für gebrauchte Fahrzeuge.
Wir mussten nicht lange suchen und fanden bald eine interessante Annonce für eine Kawa Z900.