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Heilig, heilig, heilig
Jesajas Vision

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Nur wenige haben – vom sprichwörtlichen Sinn einmal abgesehen – bisher Engel singen hören. Einer von ihnen war Jesaja. Wohl während eines Gottesdienstes im Jerusalemer Tempel ereilt ihn eine Vision von Gottes Herrlichkeit. Teil der sich ihm eröffnenden Szenerie ist eine Schar Feuerwesen mit jeweils sechs Flügeln – die sogenannten Serafen, keine Engel im landläufigen Sinn, sondern kaum fassbare Mischwesen, denen offenbar die Aufgabe zukommt, Gottes Größe unaufhörlich zu preisen. Im biblischen Text ist dieser Lobpreis zwar als ein »Rufen« beschrieben, doch wie anders als gesungen kann man sich ihr »Heilig, heilig, heilig« vorstellen?

Beeindruckend jedenfalls wird es gewesen sein. Jesaja hat es nicht mehr losgelassen. Sein ganzes prophetisches Tun ist geprägt von dieser Erfahrung. Und seit dem 5. Jahrhundert stimmen wir in diesen Gesang der Engel ein, wenn wir Abendmahl feiern. Im »Sanctus« des Gottesdienstes berühren sich musikalisch Himmel und Erde. Engelsgesang und Menschengesang werden eins. (Jesaja 6)

Es war in dem Jahr, als König Usija starb. Da sah ich den Herrn; er saß auf einem sehr hohen Thron. Der Saum seines Mantels füllte den ganzen Tempel. Er war umgeben von mächtigen Engeln. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel; mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien den Leib, zwei hatte er zum Fliegen.

Die Engel riefen einander zu:

»Heilig, heilig, heilig ist der HERR,

der Herrscher der Welt,

die ganze Erde bezeugt seine Macht!«

Von ihrem Rufen bebten die Fundamente des Tempels und das Haus füllte sich mit Rauch.

Vor Angst schrie ich auf: »Ich bin verloren! Ich bin unwürdig, den HERRN zu preisen, und lebe unter einem Volk, das genauso unwürdig ist. Und ich habe den König gesehen, den Herrscher der Welt!«

Da kam einer der mächtigen Engel zu mir geflogen. Er hatte eine glühende Kohle, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte. Damit berührte er meinen Mund und sagte: »Die Glut hat deine Lippen berührt. Jetzt bist du von deiner Schuld befreit, deine Sünde ist dir vergeben.«

Dann hörte ich, wie der Herr sagte: »Wen soll ich senden? Wer ist bereit, unser Bote zu sein?«

Ich antwortete: »Ich bin bereit, sende mich!«

Da sagte er: »Geh und sag zu diesem Volk: ›Hört nur zu, ihr versteht doch nichts; seht hin, so viel ihr wollt, ihr erkennt doch nichts!‹ Rede zu ihnen, damit ihre Herzen verstockt werden, ihre Ohren verschlossen und ihre Augen verklebt, sodass sie mit ihren Augen nicht sehen, mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Verstand nicht erkennen. Ich will nicht, dass sie zu mir umkehren und geheilt werden.«

»Wie lange soll das dauern, Herr?«, fragte ich.

Der HERR antwortete: »Bis die Städte zerstört sind und die Häuser leer stehen und das ganze Land zur Wüste geworden ist. Ich werde die Menschen fortschaffen und das Land wird leer und verlassen sein. Und ist noch ein Zehntel übrig, so wird es ihnen gehen wie den Trieben, die aus dem Stumpf einer gefällten Eiche oder Terebinthe wachsen: Sie werden abgefressen!«

Der Stumpf aber bleibt und aus dem Stumpf wird neues Leben sprossen zu Gottes Ehre.

Musikgeschichten der Bibel

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