Читать книгу Tri Wars 3 - Stephan Schneider - Страница 5
Kapitel III Eine Seefahrt die ist lustig
ОглавлениеAm nächsten Morgen ordne ich meine Notizen uns besorge mir einen Briefumschlag. Den gebe ich an der Anmeldung ab und nehme danach mein Programm auf. Es ist von nun an jeden Morgen das gleiche Ritual. Ich notiere mir meine Gedanken und lade meine Batterien auf. Gymnastik, statt Tai Chi lerne ich Wing Tsun und ansonsten lese ich viel in der Bibliothek. Jeden Tag etwas anderes und nicht immer mit großem Eifer. Die Aufgabe scheint enorm und fast unlösbar. 700 Seiten lang eine zusammenhängende, spannende und unterhaltsame Geschichte schreiben, in der man erzählt wie die Menschen funktionieren und wie es weiter geht.
Jeden Tag besucht mich der Professor und sieht nach ob ich Fortschritte mache. Er hat ebenfalls angefangen ein Buch zu schreiben und zwar über Märchen, Archetypen, Psi Phänomene und esoterische Zusammenhänge. Wir ergänzen uns. Immer während wir spazieren gehen, tauschen wir unsere Ideen aus und inspirieren uns gegenseitig. Seine Ansichten sind eine unheimliche Bereicherung für mich, mein Verständnis für die Welt und mein Bewusstsein. Ulla besucht mich und ich erzähle ihr von meiner Liebe zu Carina. Sie ist mir nicht mal böse sondern versteht es. Wir machen noch ein letztes Mal Liebe und dann trennen sich unsere Wege. Sie hätte eh so viel zu tun und braucht auch etwas Freiheit. Zusammen mit Susanne plant sie die Strategieball Meisterschaften und dergleichen mehr. Sie ist froh endlich aktiv zu werden und will sich selbst verwirklichen. Ich wünsche ihr alle gute und freue mich auf mein neues Leben.
Nach zehn Tagen besuchen mich Klaus, Spengler und Scharz, alle in Zivilkleidung. Sie sind gut gelaunt und freuen sich wie Kinder.
„Hallo Stephan. Wir haben das Signal 33123312 abgesendet und eine Antwort bekommen. Sie haben den Antwortcode bestätigt und uns eine Nachricht zukommen lassen. Wir sollen sie besuchen und Kontakt aufnehmen. Vielmehr sie sollen das machen!“
„Warum ausgerechnet ich?“„Na jetzt mal nicht so bescheiden. Sie haben doch den Code geknackt. Sie sollen uns repräsentieren. Der Professor hat ebenfalls empfohlen sie zu nehmen. Sie können fahren sobald sie sich dazu in der Lage fühlen“.
„O.k. dann werde ich mir das Ganze überlegen und ihnen dann Bescheid geben!“Sie schütteln den Kopf. Können mein Zögern nicht verstehen.
„Sollen wir jemand anderen schicken. Major Stryker hat sich schon freiwillig gemeldet. Aber ich denke sie wären besser geeignet!“
„Lassen sie mir noch diese eine Woche, dann geht’s mir besser!“
„Kein Problem, bis dahin sind wir auch so weit! Sie können übrigens am 1. Mai noch an den ersten offiziellen Meisterschaften teilnehmen. Sie finden zu Ehren unseres Neuanfangs statt und werden jetzt überall ausgetragen. Eine Art Polterabend für ein neues Zeitalter. Es werden Abordnungen aus allen Ländern kommen und mit uns feiern!“„Was zu feiern!“„Denn Aufbruch ins Wassermannzeitalter. Die totale Befreiung des menschlichen Geistes vom Joch der falschen Paradigma und der Unwissenheit!“: meint Spengler.
Ich glaube zu träumen, meine Visionen sind Realität geworden und alles wird gut.
Meine Gäste verabschieden sich von mir und ich mache meinen Spaziergang mit dem Professor.
„Ich habe gehört sie hatten Erfolg mit ihren Ideen. Schön, was fühlen sie vor ihrer Reise zu den Aliens?“
„Ich weiß es nicht genau. Jetzt wo ich so viel weiß ist es fast belanglos. Ich denke nur noch an mein Häschen und will mich in ihren Armen ausruhen!“: sage ich.„Sie haben viel dazugelernt und werden bestimmt mal groß rauskommen!“
„Naja es ist auch viel Verantwortung. Sie haben leicht reden. Ich wollte immer ein normales Leben führen und jetzt ist alles ganz anders gekommen. Ich lebe noch und kann es erleben. Ich habe Angst das mein Leben sinnlos wird, wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe. Das es langweilig wird und ich keine Herausforderung mehr finde!“
„Also da kann ich sie beruhigen. Ich bin sicher, dass es jetzt erst richtig interessant wird!“„Aber alles geht so wahnsinnig schnell. Ich meine normalerweise dauert es mindestens 40 Jahre!“„Solange werden wir hoffentlich nicht brauchen, aber sie sagen ja selbst, Geduld wäre nicht ihre starke Seite. Dann beschweren sie sich nicht wenn es mal etwas schneller geht.... Was machen ihre Träume eigentlich. Hat sich ihr Unterbewusstsein wieder bei ihnen gemeldet“„Nein. Zumindest nichts was von Belang wäre. Ich korrigiere immer seltener die Realität um meinem Selbstbild gerechter zu werden. Ständig komme ich mir irgendwie beobachtet vor. Also nicht als Verfolgungswahn sondern mehr ... unter Beobachtung durch ein höheres Wesen. Als ob Gott mir über die Schulter sieht und meine Taten und Worte erlebt!“„Ist ihnen das unangenehm?“„Etwas schon und doch ist es beruhigend zu wissen, dass ich nicht alleine bin!“
„Ja das ist normal. Keine Sorge Stephan. Sie werden es schon schaffen!“
Wir gehen wieder zurück und mein Programm geht weiter.
Am 1 Mai kommt Klaus mich abholen. Er kommt morgens um 10.00 Uhr. Es ist ein allgemeiner Feiertag und alles ist auf den Beinen. Alle sind fröhlich und überall ist Beflaggung angesagt. Draußen ist ein sonniger Tag und der Wind weht übers Land. Aber es ist nicht kalt sondern angenehm frisch.
„Na Stephan, bist du wieder fit?“„Es geht. Aber es wird nie mehr sein wie vorher!“„Sondern viel besser. Vanessa und ich werden jetzt heiraten. Sie ist schwanger und wir freuen uns auf das Kind. Ich habe mich zur Wahl aufstellen lassen. Das solltest du auch machen! Dich wird man bestimmt wählen!“„Ich werde erstmal auf eine Reise gehen, Wenn ich zurück komme vielleicht. Ansonsten kann es auch noch ein anderer machen. Ich bin ja erst 27 Jahre alt“.
„Wenn du diesmal nicht gewählt werden kannst, dauert es 4 Jahre bis zur nächsten Gelegenheit!“„Was sind schon vier Jahre. Das ist auch nicht mein primäres Ziel. Ich muss meine „große Liebe“ erobern...alles andere wird sich dann schon von selbst finden!“
„Deinen Glauben möchte ich haben. Ich kann es auch heute noch nicht verstehen wie du es schaffst so von deinen Ideen überzeugt zu sein!“
„Das ist das Geheimnis meines Erfolgs. Ich glaube nicht, ich weiß es!“„Na dann pack deine Sachen zusammen. Du kannst alles mitnehmen. Dann sparst du dir die Fahrt zurück. Morgen früh um 6.12 Uhr fährt dein Zug nach Wilhelmshaven. Dort wirst du alles Nähere erfahren!“„Du meinst ich soll direkt nach der Feier aufbrechen?“„Warum nicht. Kannst dich noch ausruhen im Zug und danach hast du eh noch etwas Aufenthalt bevor es losgeht!“Ich packe also meine Sachen, viel ist es eh nicht, zusammen in einen Rucksack ein. Klaus hat mir noch andere Klamotten eingepackt. Einen feinen Anzug und Schuhe sowie ein paar andere Kleinigkeit. Bevor ich gehe verabschiede ich mich noch von allen. Dem Professor, Frau Dr. Mehlig und meinen anderen Bekanntschaften. Dann brechen Klaus und ich auf. Er hat seinem Chauffeur freigegeben und fährt selbst. Das Auto ist sehr komfortabel und leise. Als musikalische Untermalung läuft klassische Musik aus alten Tagen während wir durch die frühlingshafte Natur fahren.
Die erste Etappe führt uns zum Warndthof wo ich Petra treffe und einige andere Bekannte. Veronika und Maria, die schon einen dicken Bauch hat. Ich besuche meinen alten Arbeitsplatz und sehe zu wie die Traktoren den Boden bearbeiten und alles seinen Gang geht. Die Garnison ist auf zwei Kompanien begrenzt worden. Der Rest wurde aufgeteilt auf andere Standorte. Klaus hatte also nachgegeben und keine weiteren Anstrengungen in dieser Hinsicht übernommen!
Wir essen alle zusammen zu Abend und dann fahren wir nach Bous zum Austragungsort der Spiele.
Tausende pilgern zu den beiden alten Hallen um die erste Party seit Monaten zu feiern.
Sie haben ganz unterschiedliche Kleider an. Einige tragen Uniformen wie bei Star Trek, andere haben Armeekleidung an. Unser Fahrer bringt uns zum Seiteneingang wir steigen aus und huschen zur Tür.
„Hallo Stephan!“: begrüßen mich Susanne und Gerry. „Hallo ihr beiden, na seit ihr fleißig gewesen?“
„Na und wie. Ich komme kaum nach mit arbeiten. Erst das Buch jetzt noch die Spiele und der Film. Es kommt mir vor als ob wir in einem Monat mehr arbeiten als vorher in 10 Jahren. Ich muss jeden Tag zehn Seiten schreiben und nebenbei alles Mögliche anleiern!“.
„Ja das kenne ich. Aber es lohnt sich! Und bei dir Gerry. Was treibst du so?“„Ich helfe Susanne. Sammle Informationen und mache die Musik. Außerdem werde ich mich als Vertreter für die Löwen anmelden. Der Gedanke reizt mich. Bei meinem Bekanntheitsgrad habe ich gute Chancen gewählt zu werden!“„Warum nicht! Deine Chancen sind auf jeden Fall gut. Viel Glück. Sag mal wo soll ich mich hinsetzen?“„Geh einfach! Geh rein und amüsier dich. Du wirst sehen es ist perfekt!“Ich sehe Klaus und Petra an. Wir sind gut gelaunt und das Grinsen wird immer breiter. Wir hatten Haschisch zum Abendessen und es fängt an zu wirken. Die ersten zehn Minuten sind noch ziemlich normal, dann wird’s sehr komisch. Ich muss mich hinsetzen und lache Tränen. Ich sehe Klaus an und auch er ist heftig am Lachen. Auch die anderen sind total euphorisch und benebelt. Dann beginnt das Spiel. Der Einmarsch der Spieler ist nicht so spektakulär wie von mir erträumt, aber doch imposant. Gary lässt die Titelmusik von Terminator II laufen.
Alles wirkt verspielt und doch ernst. Gary legt die Musik auf und die Leute zucken und tanzen wo sie gerade gehen und stehen. Die Go-go-Tänzerinnen tanzen ganz verzückt und enthemmt auf ihren Podesten und alles ist ausgelassen am Feiern. Gary moderiert das ganze Spektakel von seiner DJ-Kanzel aus. Susanne springt mit einem Mikro unten in der Partyzone herum und interviewt die Leute. Alles fängt an sich zu drehen. Ich bin so breit wie schon lange nicht mehr und total zu vom THC. Am liebsten würde ich jetzt Sex machen. Aber ich halte mich zurück, bin auch viel zu breit um etwas Vernünftiges zu sagen. Klaus schunkelt schon, Arm in Arm, mit Vanessa und Petra. Dann beginnt das erste Spiel. Das Licht geht aus und die Musik verstummt. Dann startet die Ballerei. Alle die noch klar im Kopf sind verfolgen das Spiel, die anderen und ich sind mit sich selbst beschäftigt und geistig am Rotieren. Der Rausch wird immer heftiger, typisch Haschisch eben. Um mich herum sind fast alle am rum albern und flirten. Manches Liebespaar knutscht schon eng umschlungen in der Dunkelheit.
Ich schaue auf das Spielfeld. Sehe Kugelsalven wie Striche durch die Schwärze fliegen. Zurufe und Kommandos schwingen zu mir rüber. Dann ertönt eine Sirene. TOR!!!! Für irgendwen. Is auch egal wer gewinnt. Denn jetzt kommt das Leckerlie. Der Stripp.
Nachdem alle Spieler weg sind kündigt Gary das Erscheinen von ULLA an. Ich kennen ihren Körper ja in und auswendig, aber jetzt werden auch andere in den Genuss ihres Anblicks kommen!“
Sie hat einen weißen Pelzmantel an, hohe Pumps und schwarze Reizwäsche. Ein einmaliger Anblick. Ihr Make up unterstreicht ihre Schönheit noch und ihre Ausstrahlung wandert vom Sehnerv direkt ins Rückenmark. Sie schlendert lasziv auf dem Catwalk und spielt mit ihren Kleidern. Wie man das halt so macht wenn man strippt. Sie legt aber nur den Pelzmantel ab und beugt sich mehrmals nach vorne. Ihre riesigen Brüste kullern fast heraus und alles ist am Pfeifen und „ausziehen! ausziehen!“ rufen. Doch daraus wird nichts. Schließlich steht sie mit Slip, BH und haltlosen Strümpfen da, knetet ihren Busen und fährt sich die Hüften entlang bis vor ihr Schamdreieck. Der Saal kocht und dann geht das Spiel in die nächste Runde. Diesmal gewinnt das andere Team. Jetzt kommt eine langbeinige Gazelle mit roten Haaren auf die Bühne. Sie hat ebenfalls hochhackige Pumps an, was ihre Beine optisch noch verlängert, Sie trägt einen Trenchcoat, der sich aber schon nach 10 Sekunden verabschiedet. Dann tanzt diese rothaarige Sexbombe vor unsern Augen und räkelt sich in eindeutigen Posen. Mein Schwanz wird steif und will raus. Ich muss ihn zurecht rücken, damit er nicht weh tut. Der Busen ist schön groß und rund, aber am besten sind die Beine. Sie sind bestimmt 1,10 lang und ganz glatt und schlank. Außerdem glänzt die leicht gebräunte Haut in einer Art und Weise, die weiches Fleisch vermuten lässt. Ich will Sex. Egal mit wem. Ich drängle mich durch bis zum Bereich für das Personal, bin aber viel zu verwirrt von den Drogen und renne bloß noch im Kreis herum. Nach dem Stripp geht die Party weiter und alles ist am Tanzen oder knutschen oder macht hemmungslosen Sex in einer dunklen Ecke. Ich sehe mindestens 20 Liebespärchen, die völlig ungeniert miteinander Sex haben. Niemand nimmt groß Notiz davon. Es ist so normal wie wenn früher jemand am Tisch eine Zigarette geraucht hat. Ich laufe einer jungen Frau in die Arme. Sie sieht mich an als wollte sie jeden Augenblick meinen Schwanz in den Mund nehmen. Ihre Augen sind genauso schmal wie meine, sie lacht mich an
und meint:„ Hallo ich bin die Melanie und du?“„Stephan, wie alt bist du?“„19 ..willst du ficken?“„Ich bin zu breit zum Vögeln. Lass uns vernünftig sein?“Sie geht einfach weiter und lacht mich aus. Nach 2 Metern versucht sie es bei einem anderen Jungen. Ich sehe beide lustig hüpfend weggehen. Auch Lesben und Schwule lassen sich gehen. Das ist zwar nicht so meins, aber in meinem momentanen Zustand bin ich die Toleranz auf zwei Beinen. Mir ist alles egal. Die beiden nächsten Spiele bekomme ich kaum noch mit. Mein Rausch lähmt mich und ich muss immerzu kichern und lachen. Ich werde wegspült von Wellen der Wollust und des infantilen Humors. Jetzt läuft Mike Oldfield. Es sind Spährenklänge und Synthesizertöne. Ich schwebe einen Meter über dem Poden und lache ausgelassen und hemmungslos. Irgendwann laufe ich Klaus wieder über den Weg. Wir sehen uns und zeigen lachend mit Fingern aufeinander. Fallen uns dann in die Arme und lachen, lachen, lachen. Mir tut schon der Bauch weh, so königlich habe ich mich schon seit Fasching 1993 nicht mehr abgeschossen. Da hatte ich meinen ersten von vier Kontakten mit LSD. Zieh mir ab!
Ulla und Anita, so heißt die rothaarige Gazelle ziehen immer mehr aus. Am Schluss stehen beide nur noch im Höschen da und ölen sich ein. Ich bahne mir dann meinen Weg in die Umkleide der beiden.
„Hallo Ulla, na!“: lalle ich mehr kichernd als redend. Ich versuche mich lässig am Türrahmen festzuhalten und rutsche ab. Ich liege auf dem Poden und sehe an Anitas langen Beinen entlang nach oben. Ulla und Anita sind ebenfalls schon etwas betüddelt, wenn auch noch lange nicht so wie ich.
Ulla stellt mich vor und Anita ist ganz entzückt davon mich kennenzulernen. Sie beugt sich neben mich und küsst mich ungefragt. Dann legt sie meinen halbharten Penis frei und fängt an ihn zu massieren.
„Na gefällt dir das?“
„Ganz toll. Wie heißt du noch mal!“
„Anita“
Ulla sieht uns beiden zu und protestiert. Mit Erfolg. Wir landen alle drei unter der Dusche und treiben es bis morgens um 5.33 Uhr. So ausgelassen und ausdauernd habe ich noch Sex gehabt
Irgendwann findet mich Klaus, kichernd und lachend in der Kabine der Mädels.
„Los du musst deinen Zug kriegen. In ½ Stunde geht dein Zug nach Wilhelmshaven! Wie gut das man das nur alle vier Wochen abzieht! Komm jetzt steh auf!“ Mir ist unerklärlich wie nüchtern und klar Klaus agiert. Ich bin todmüde und will nur noch schlafen. Ich liege zwischen Ulla und Anita und klebe an beiden fest.
„Los jetzt steh auf du musst doch weg. Hallo Stephan!“ Jetzt bekommen ich links und rechts ein paar Ohrfeigen und werde langsam wach.
Dann zerrt mich Klaus unter die Dusche und wirft mich hin. Er dreht das kalte Wasser auf und ich bin ruck zuck wieder bei mir.
„He du Idiot. Die Party ist um. Hast du etwa 7 Stunden lang mit den zwei Schwestern da gebumst?“: schnauzt Klaus mich an. „Was... ammgh ...... ich bin nicht schuld. Jemand hat mir was in mein Getränk gemacht!“
„Ich hol dir mal was damit du fit wirst!“Klaus lässt mich liegen und geht weg. Scheiße, scheiße war das eine Nacht. Ich glaube ich bin 20 Jahre gealtert und fühle mich elend und gutgelaunt zugleich. Ich denke an den guten Sex mit Ulla und Anita und muss etwas kichern, aber nicht mehr ganz so doll wie noch vor Stunden. Ich stehe auf und wasche mich, ich bin ja immer noch splitternackt. Bin total verklebt von diversen Körperflüssigkeiten und unbekannten Substanzen. Es sieht so aus als ob jemand rosa Götterspeise auf mich gekippt hätte.
Klaus kommt wieder und hält mir ein Glas hin. Ich frage:„ Was ist das?“„Irgend so ein Energiedrink. Wie dieser klebrige Zeug früher, wie hieß das bloß. Mit dem Stier drauf. Wo geschmeckt hat wie Gummibärchen. Ach is auch egal. Sag mal hast du die beiden da draußen die ganze Nacht ...!“„Kann sein. Ich weiß nicht mehr alles. Diese Haschischriegel von Doc. Spengler sind ja wahnsinnig stark. Fast wie ein kleiner Trip!“„Ja ich glaube auch das man das noch etwas besser dosieren sollte. In 4 Wochen geht es weiter. Jedes Sternzeichen bekommt am ersten Tag des Monats seine Spiele. Das da früher noch keiner drauf gekommen ist?“„Wieso stand doch alles im Omega Archiv. Hat sich wohl nur keiner getraut das mal umzusetzen!“
„Geht’s wieder?“„Ich bin sowas von müde... schlimmer als in meiner Grundausbildung!“„Ach das hat ja nichts zu sagen!“„..von wegen ich war schließlich mal beim Bund. In meiner Grundausbildung da..!“: labbere ich so vor mich hin.
„Ja ich weiß, da hat man Pfütze noch mit o geschrieben ...trink aus und dann zieh dich an!“„gluck gluck.. wo sind denn meine Sachen?“„Wo hast du sie denn ausgezogen?“„Keine Ahnung. Anita und Ulla haben das gemacht“.
„Soll ich sie wecken?“„Nein nein! Hol mir bitte meine Tasche aus dem Wagen. Da sind Kleider drin“.
„Sonst noch einen Wunsch, Mylord. Vielleicht ein paar Croissants und ein Espresso?“„Croissants und Espresso mit so nem Tuntenfrühstück brauchst mir nicht kommen. Ein richtiger Kerl ißt morgens erstmal zwei Hörnchen und dazu nen starken Kaffee!“Wir mussten beide wieder kichern und Klaus verlässt mich um mein Zeug zu holen. Kaum ist er weg, kommt Anita zu mir. Ich merke es erst gar nicht. Als sie mir einen Klaps auf den Po gibt, sage ich erst:„Klaaauuus! Ach du! Schon wach?“
„Hmmh wie du siehst. Du fährst gleich weg. Wann kommst du wieder?“
„Keine Ahnung?“Sie umarmt mich und presst sich an mich. Vom Energydrink belebt hebe ich sie hoch und wir lieben uns im Stehen. Nach fünf Minuten bin ich gekommen und Klaus ebenfalls. Er schüttelt nur den Kopf und lacht. Meine Sachen legt er auf eine Bank und ich ziehe mich an. Anita schmollt weil sie noch nicht gekommen war und immer noch Sex will. Aber irgendwann ist es auch mal gut.
„Aniiita !! Jetzt las mich bitte in Ruhe meine Sachen anziehen. Wir hatten doch die ganze Nacht!“„Ich hab dich aber teilen müssen!“ „Dafür war es aber auch ne lange Nacht. Ich muss jetzt weg. Mein Zug wartet. Sorry Dienst ist Dienst und Schnaps äh Hasch ist Hasch!“ Fast hätte ich aus versehen:„ Ich ruf dich an“, gesagt.
Dann gebe ich ihr noch einen Kuss und Ulla ebenso und weg bin ich. Den Polterabend hatte ich also überlebt, jetzt musste ich wieder ernsthaft arbeiten. Zum ersten Mal seit langer Zeit.
Während meiner „Kur“ hatte ich ja nur schöngeistige Sachen gemacht und philosophiert. Der Ernst des realen Lebens hat mich wieder.
Zusammen mit Klaus gehe ich zum Bahnhof, der nicht weit weg gelegen ist. Außer mir sind noch fast ein Dutzend weitere Personen auf dem Bahnsteig. Klaus und ich lamentieren noch über dies und jenes. Wie schnell doch manchmal alles geht. Ich vergleiche es mit dem Umbruch damals in der DDR. Innerhalb von wenigen Wochen war alles anders. Nicht nur ein bisschen, sondern alles war anders. So wie bei uns jetzt. Dann kommt mein Zug. Ein nagelneuer ICE III. Weiß, Gold und blau sind seine Farben. Sein Name ist „Merkur Express“ und er steht geschrieben auf den beiden Triebwagen und neben den Eingängen. Fast wie auf einem Raumschiff öffnen sie sich. Ich gebe Klaus die Hand und steige ein. Ich begebe mich in ein Abteil und verstaue mein Gepäck. Der Zug fährt an und ich springe noch einmal ans Fenster um Klaus zu winken. Immer schneller wird die Fahrt und Klaus immer kleiner. Ich nehme Platz. In meiner Tasche sind ein paar Unterlagen, die er mir besorgt hat. Als erstes die Infos wegen der Bahnreise. Dann einige Daten über meinen Ankunftsort. Ein paar Namen
Admiral Kreuz
Captain DuPont ... ein Franzose?
Und ein paar andere Namen.
Ich bin todmüde und versuche zu schlafen. Die Sitze sind schön weich und ich bin direkt weg.
Als der Zug in Mannheim ankommt weckt mich der Schaffner. Ich muss umsteigen.
„Typisch Bahn“: denke ich mir. Ich warte 30 Minuten auf dem Bahnsteig. Alles ist wie ausgestorben. Nur ein paar Leute stehen rum. Ich frage einen Bahnarbeiter wo denn alle wären.
„Na im Bett! Gestern, war doch Feiertag. Sie sehen aus als ob sie auch gefeiert hätten!“
„Ja ja hab ich auch!“
„Wars gut?“
„Ja ... glaube schon. Hatte viel Sex, aber ich weis nicht mehr alles“.
„So gut. Hmmh ... na ja das nächste mal hab ich ja auch frei und kann selbst mal wieder feiern! Sind diese Plätzchen wirklich so stark?“
Ich sehe ihn an und nicke nur bedächtig. Er klopft mir auf die Schulter und meint:„ Ja, das wird schon wieder. Schlafen sie sich am besten erstmal!“ Er geht weiter und ich nicke ein. Erst als die Durchsage meinen Zug ankündigt, schrecke ich auf. Wieder rollt ein Zug vor mir in den Bahnhof und ich steige ein. Diesmal schlafe ich durch bis zu meinem Ziel. Wieder macht mich der Schaffner wach. Ich steige aus und zwei Herren nehmen mich in Empfang. „Major Schneider?“
„Nur Schneider! Bin kein Soldat mehr!“„Ah ha! Also wir erwarten einen Major Schneider. Sind sie das?“„Ja!“„Na also, Herr Major. Wenn sie uns bitte folgen würden“.
„Sie reisen sehr unauffällig. Wir haben uns ihre Ankunft irgendwie anders vorgestellt!“: sagt der andere
„Soll ich euch vielleicht das Deutschlandlied vorsingen?“
„Wohl etwas zu heftig gefeiert, wie!“
„Am besten schlafen sie sich erstmal aus. Wenn wir sie so Captain DuPont vorstellen, lacht der uns ja aus!“
Ich nicke nur und folge den beiden. Wir fahren mit einem Armee-Pkw zu einer Marinebasis.
Dort teilt man mir eine Stube zu und ich lege mich aufs Ohr. Ich schlafe bis abends um 19.00 Uhr; so fertig bin ich. Dann geht es mir wieder gut. Ich wasche mich und ziehe mich an. Jetzt werfe ich einen Blick auf die Unterlagen. Es kommt mir bekannt vor, ob ich sie mir vielleicht schon im Zug durchgesehen habe? Ich lege alles wieder in meine Tasche und verlasse meine Stube.
Ich gehe zum UVD und frage nach meinen beiden Begleitern.
„Sie sind ... Major Schneider aus dem Saarland. Moment ich rufe mal im Casino an......
Hallo ihr StUffz. Eibel. Major Schneider ist wach.....soll ins Casino kommen! Verstanden...
Herr Major, Admiral Kreuz sagt, sie sollen ins Casino kommen!“ „Ah ha und wo ist das?“ Er erklärt mir den Weg. Ich gehe ihn und gelange vor ein kleines Gebäude. Ein Schild weißt es als Offzheim. aus. Ich betrete es und gehe durch bis zum Barraum. Dort sitzen meine zwei Kameraden, die mich am Bahnhof begrüßt haben. Außerdem ein etwas älterer Herr und ein Franzose. Sie stellen sich als Admiral Kreuz und Captain DuPont vor. „Sie sind also der Auserwählte, der Mann der uns vertreten soll. So hab ich sie mir nicht vorgestellt. Was ist an ihnen denn besonders?“
„... was ist denn an ihnen so besonders? Herr Admiral!“Er sieht mich abschätzig an und sagt dann:„ Nachdem sie sich jetzt ausgeschlafen haben können wir dann jetzt endlich anfangen!“ Er steht auf und wir gehen ins Nebenzimmer. Ich setze mich hin und bekomme Unterlagen zugeschoben. Ein paar Landkarten, Funksprüche, Marschrouten. Es geht nach Brasilien.
„Ich werde ihnen jetzt erzählen was ihr Auftrag ist. Sie werden sich an Bord der Avignon begeben. Captain DuPont hier ist der Kommandant dieses U-Boots. Er wird sie auf direktem Weg nach Brasilien bringen. In die Mündung des Amazonas. Etwa 150 km im Landesinnern ist eine außerirdische Basis.
Dort wird man sie abliefern und sie nehmen dann Kontakt auf mit diesen Wesen. Stellen sie fest was deren Absichten sind und ob wir ihnen wirklich trauen können. Dann kommen sie wieder zurück und erstatten Bericht!“
„Verstanden. Haben sie sonst noch irgendwelche Informationen?“„Keine die Ihnen nützen würde... ich will ehrlich sein. Ich bin vielleicht schon zu alt für so etwas und wäre besser vor ein paar Monaten gestorben, aber wenn General Hauser sie schickt, wird er schon wissen was das soll. Ich bin gegen diese Mission. Ich bin gegen die neue Ordnung. Niemals würde ich jemanden wie sie los schicken!“
„Sie haben Recht. Sie sind zu alt!.... Liegt irgendetwas zwischen uns und denen. Ich meine gibt es sonst noch jemanden da draußen?“„Nicht das ich wüsste! Aber alle unsere Informationen beziehen sich auf die Nord- und Ostsee. Was westlich davon liegt wissen wir nicht. Aber keine Sorge, die Avignon ist kein U-Boot wie sie es kennen. Der Captain hier wird ihnen alles erklären!“
Die Angesprochene sieht mich freundlich an und klappt einen Laptop auf.
„Alors Mr. Schneider. Ich bin wie gesagt der Kommandant der Avignon. Dieses U-Boot ist ein experimenteller Prototyp. Eine Kooperation der englischen und französischen Marine. Es wurde im März 2001 unter strenger Geheimhaltung fertig gestellt und befand sich auf seiner zweiten Erprobungsfahrt. Als wir bei unserer Rückkehr in heimische Gewässer merken, dass es einen Krieg gegeben hat, war das auch für uns ein Schock. Wir kamen aus dem Eismeer und hatten hier mit den Überresten der deutschen Marine Kontakt. Jetzt sind wir ihre Verbündeten“.
Ich sehe den Admiral fragend an und er zuckt kurz. Dann schüttelt er ganz leicht den Kopf. DuPont weiß nichts von unseren Problemen mit Frankreich.
Ich sehe wieder zu DuPont und auf den Laptop.
„Die Avignon ist wie gesagt ein Prototyp. Der Name der Klasse war „Unicorn“ aber die Briten nannten es nur „the rubber“. Ein zweites Schiff wäre etwa im Dezember fertig geworden. Fast alles an dieser Schiffsklasse ist neu. Der Antrieb, die Bewaffnung, die Steuerung, die optischen Mittel. Alles was es noch mit einem U-Boot gemein hat ist, dass es tauchen kann“.
Er zeigt auf den Bildschirm und meint dann:„ Das ist natürlich alles streng geheim. Verstanden!“ Ich nicke. Er drückt die Eingabetaste. Dann folgen die Blaupausen, Pläne und Bilder des Schiffs.
Ich lese mir das meiste durch und DuPont erklärt mir einiges.
„Wie sie sehen besteht das Schiff aus einer einzigen, langgezogenen Röhre. Es hat keinen Turm und keine Ruder. Gesteuert wird mit verschließbaren Düsen. Dadurch bleibt die Kontur des Rumpfes so eben wie möglich. Das ist notwendig um dem Schiff den Super-Kavitationsantrieb zu ermöglichen. Wissen sie was das ist?“ „Super-Kavitationsantrieb ... kennen ich nur von Torpedos. Aber ich dachte das wäre noch Zukunftsmusik. Jetzt sagen sie nur sie haben es geschafft ein U-Boot mit diesem Antrieb auszurüsten?“„So ist es!“„Wie schnell ist es denn?“„Etwa 900 km/h. Wir haben es geschafft eine Luftblase um den Rumpf zu erzeugen und die reduziert den Widerstand erheblich. Wir durchpflügen das Wasser wie ein Blitz und verschießen eben solche Torpedos. Leider kann man während der Kavitationsphase keine Steuerbewegungen ausführen. Deswegen ist die Anordnung der Torpedorohre ebenfalls völlig unorthodox. Wir haben sechs Rohre im Bug, jeweils drei in der Mitte des Schiffs nach Steuerbord und Backbord und noch mal zwei im Heck.
Damit verkürzen wir die Dauer zum Ausrichten der Waffen. Das genialste aber ist die Kommandozentrale. Das kann ich ihnen aber nur an Bord des Schiffes zeigen. Auf einem normalen Bildschirm lässt sich das kaum darstellen“:
Ich sehe ihn total überrascht an. Die anderen genießen meine Verwunderung und der Admiral meint;
„Ich sagte ihnen ja, dieses Schiff ist der absolute Kracher! Leider ist es das einzige das wir haben. Sozusagen das letzte Einhorn. Also passen sie gut darauf auf!“
„Funktioniert auch alles so wie sie sich das ausgemalt haben? Captain DuPont?“
„Wir haben alle Test erfolgreich abgeschlossen. Wir waren 4 Wochen in der Karibik, 4 Wochen im Nordmeer. Haben Tauchfahrten bis in 900 Meter Tiefe durchgeführt und sind zweimal für zehn Minuten mit SK-Antrieb gefahren. Die Reaktoren laufen stabil und die Hauptcomputer sind seit der ersten Wartung nicht mehr auffällig geworden. Die Fahrt kann losgehen!“
„Wie viele von den Torpedos haben sie denn abgefeuert?“
„Einen. Er hat funktioniert!“
„Warum nur einen?“
„Die kosteten damals 1,8 Millionen ... Die kann man nicht einfach mal so in der Gegend verschießen!“
„Verstehe!“
„Herr Major. Sie werden hier auch nicht auf einen Kreuzzug geschickt sondern eine Friedensmission. Eine Kontaktaufnahme ohne Kampfhandlungen. Verstehen sie! Sollte sich das ändern wird Captain DuPont sich schon zu wehren wissen. So ich denke sie gehen jetzt beide an Bord und dann Leinen los!“
Wir stehen auf, einer der beiden „Beisitzer“ ruft per Telefon einen Wagen. Ich gehe derweil wieder in meine Stube hole meine Tasche und dann wieder zurück. Ein Wagen wartet und ich steige ein.
Wir fahren zu den Kaianlagen wo die Avignon liegt. Der Himmel ist bedeckt und dunkel. Man sieht nur wenige Sterne. Plötzlich erspähe ich eine Sternschnuppe und wünsche mir was.
Der Admiral sieht mich an und schüttelt den Kopf.
„Wie sind sie nur zum Heer gekommen. Ein Major der Fallschirmjägertruppe?! Ein Hanskuckindieluft sind sie! Wie haben sie es nur gepackt so lange am Leben zu bleiben?“
„Ich wünsche mir eben immer das richtige. Machen sie’s gut Herr Admiral und seinen sie mal nicht so verkrampft männlich. Etwas mehr Gefühl würde ihnen sehr gut tun!“
„In meiner Grundausbildung hätten sie keine zwei Wochen überlebt!“
„Wahrscheinlich wären mir ständig die Füße eingeschlafen vor lauter Leerlauf und Langeweile. So Herr Admiral ich muss leider an Bord der Avignon und meine Historische Aufgabe angehen. Gute Nacht!“: sage ich und grüße.
Admiral Kreuz ist natürlich verärgert, kann aber auch nicht mehr als mir „Glück“ wünschen und grüßen. Von den anderen verabschiede ich mich ebenfalls und dann stapfe ich, meine Tasche geschultert, auf einer Treppe in das Innere des Schiffs. Von außen sieht man nicht viel. Es ist dunkelblau gestrichen und glatt wie eine Speckschwarte. Man erkennt keinerlei herausragende Teile oder Unebenheiten. Ich komme ins Innere des Bootes. Soldaten in hellblauen Anzügen begrüßen mich und den Captain.
„Willkommen an Bord, Monsieur Schneider. Darf ich sie zu ihrem Quartier führen. Ich bin der zweite Offizier Leutnant Backes!“
„Sie können gut deutsch!“
„Ich komme aus Colmar im Elsaß. Captain DuPont ist aus Lothringen. Deshalb können wir ihre Sprache. Können sie kein Französisch?“
„Oui! Bien sur! J’ai habité pas loin de la frontière!“
„Hmmh pas mal pour un allemand. Normalerweise sprechen kaum welche von euch unsere Sprache!“
„Ich hatte mal eine Zeit lang in der Gegend zu tun. Zeigen sie mir jetzt meine Kabine?“
„Ja folgen sie mir, bitte!“
Der Captain macht eine Handbewegung in Richtung seines zweiten Offiziers und meint:„ Wenn sie fertig sind, dann kann Ihnen Leutnant Backes das Schiff zeigen. Ich muss mich leider um meine Arbeit kümmern. Sie verstehen das sicher. Als letztes können sie ja in die Kommandozentrale kommen. Ins Allerheiligste sozusagen“.
„Da bin ich ja gespannt!“
Ich folge also dem Leutnant in den Bereich für die Offiziersquartiere. Wir begegnen nur vier Matrosen, die ich alle Grüße und die Hand gebe. Alles ist etwas schmal und beengt. Halt doch noch wie in einem Unterseeboot. Die Beleuchtung ist leicht bläulich und gerade ausreichend. Energie ist kostbar. Die dritte Tür ist es dann. „Das ist unsere Unterkunft!“: erklärt Backes.
„Unsere?“
„Ja. Ihre und meine... Wir werden hier zusammen schlafen immer im Wechsel. Das ist bei der Marine so. Das ist hier ein Kriegsschiff und nicht die Queen Elisabeth II. Was dachten sie denn?“
„Wie lange dauert den die Fahrt?“
„5 Tage, vielleicht 6. Je nachdem?“
„Ich dachte das Boot schafft 900 Km/h“.
„Hahaha. .... Ja schon, aber doch nur im Notfall und auch nur 10 Minuten. Dann ist der Saft alle!“
„Ach so.... ich dachte. Tssss zu blöd ... na ja ihr Franzosen kocht halt auch nur mit Wasser“.
„Apropos kochen. Haben sie Hunger? Wir könnten in die Messe gehen und was essen“.
„Lassen sie mich mal raten. Die hat bestimmt 5 m2 und wir müssen uns einen Stuhl teilen!“ „...wie bitte. Nein. Natürlich nicht. Sagen sie geht es in der deutschen Armee immer so locker zu?“ „Seit ich mitmische schon! Wenn ich mein Zeug verstaut habe folge ich ihnen. O.k.?“ „D’accord. Ich werde etwas zu essen für sie zubereiten lassen. Ausnahmsweise. Normalerweise gelten hier sehr strenge Dienst und Pausenzeiten. Aber sie sind unser Gast und da kann man das heute etwas lockern!“
Er geht und ich bin alleine. Meine wenigen Sachen bekommen ich gerade so in meine Fächer.
„Leben wie Gott in Frankreich schreiben sie hier aber nicht groß!“: denke ich bei mir.
Dann kommt mein Zimmerkumpel zurück und führt mich in die Messe.
Dieser Raum ist eine erfreuliche Ausnahme von der sterilen Atmosphäre in den anderen Teilen des Schiffs. Fast schon rustikal. Die Wände sind mit echtem Holz vertäfelt und verziert. Wie ein altes Segelschiff vor 200 Jahren. Eine alte Weltkarte hängt an der Wand. Da war die Welt noch anders aufgeteilt. Ein paar Buddelschiffe verklären das Ganze zusätzlich. Auf einem Bild sehe ich den Klassiker aus Frankreich. Die MARIANNE mit entblößtem Busen und der Trikolore in der Hand.
Freiheit, Einheit und Brüderlichkeit
steht in goldenen Lettern darunter. Ich nicke andächtig. Es passt alles zusammen. Die Französische Revolution mit ihren Idealen. Das Land mit der Nr. 33. Ein Kapitän aus Lothringen. Ein Schiff namens Avignon. Hier bin ich richtig. Zu essen gibt es etwas sehr ungewöhnliches Spaghetti mit verschiedenen Pilzen und Spinat. Dazu etwas Rosé.
„Wenigstens ist das Essen wie auf einer Kreuzfahrt!“
„Ja natürlich. Wir Franzosen wissen wie man lebt. Savoir vivre!“
„Wann fahren wir denn eigentlich los?“
„Wir fahren seit sie an Bord sind. Den Hafen haben wir längst verlassen!“
„Man merkt gar nichts. So ruhig wie das Schiff liegt!“
„Das ist Absicht. Je unauffälliger wir voran kommen ums o besser. Ein lautloser Jäger der Meere! Mit diesem Schiff hätten wir jedes Gefecht gewonnen. Lautloses anschleichen und blitzschnelles zuschlagen um danach wieder sang und klanglos abzutauchen“.
„Sind wir unter Wasser?“
„Noch nicht. Sobald wir die offene See erreicht haben gehen wir auf Tiefe“.
„Wie viel hält das Boot denn aus?“
„Das soll ihnen der Captain sagen, er mag es nicht wenn jemand Außer ihm etwas ausplaudert. Er ist halt der Captain!“
„Aber sie sollen mir doch das Schiff zeigen und so. Hat der Captain befohlen!“
„Na schön. Laut Handbuch können wir 2000 Meter tief tauchen“.
„Was! So tief!“
„Ja. Es war eine der Grundforderungen, so tief abzutauchen um unerkannt abzuhauen. Wir haben damit zwei Möglichkeiten um uns in Sicherheit zu bringen. Einmal der SK-Antrieb und dann die enorme Tiefe. Kein Gegner würde uns in dieser Tiefe vermuten oder bekämpfen. Das ist ja der Trick. So tief abzutauchen das man für tot erklärt wird...“
„...um dann wieder aufzutauchen wo es niemand erwartet. Da habt ihr euch ja mal was einfallen lassen! Wie schnell läuft das Boot jetzt?“
„Jetzt ist der normale Antrieb in Betrieb. Das ist der Nachteil. Wir müssen um stabil zu bleiben kleine Flossen ausfahren und können mit maximal 21 Knoten fahren. Auch dauert es sehr lange bis wir eine vollständige Wende gemacht haben!“
„Man kann eben nicht alles haben, aber ich denken die Vorteile überwiegen die Nachteile bei weitem!“
„Ja auf jeden Fall. Die Engländer haben die Klasse als „the rubber“ bezeichnet, den Radiergummi. Das ist beinahe noch besser als „Unicorn“- Einhorn. Mit diesem Boot kann man sich mit einer ganzen Armada anlegen und versenken. Stellen sie sich mal vor, einen Angriff mit K-Torpedos aus fast 2 km Tiefe. Noch bevor das feindliche Sonar überhaupt peilt was da auf sie zukommt, schlägt der Aal ein und versenkt das ganze Schiff mit einem Treffer!“
„Irgendwie ist das schon seltsam. Wir benutzen das mit Abstand kampfstärkste U-Boot auf dem Planeten um auf eine Friedensmission zu gehen, von der vielleicht das Schicksal der Menschheit abhängt. Ist das nicht paradox!“: sage ich dann.
„Na ja ich sag mal so.... Ein Schäfer der seine Herde nicht beschützen kann ist nicht viel wert. Ohne das Potential hart zuzuschlagen wäre er den Wölfen unterlegen!“
„Deswegen muss es ein Tiger sein... aber einer der kein Fleisch frisst sondern Gras!“
„Wie meinen. Warum Gras fressen. Das raucht man doch!“
Wir lachen beide, aber ich glaube mein Gegenüber weiß gar nicht welche Bedeutung seine Worte in meinen Ohren haben. Ein Raubtier als Hirte. Ein Raubtier das sich umgestellt hat auf Gras. Das werde ich auf jeden Fall in mein Buch einbauen.
Ich esse mein vegetarisches Menü auf und dann zeigt Leutnant Backes mir das Schiff. Direkt hinter der Messe liegt der mittlere Torpedoraum. Auf der mittleren Ebenen. Je schwerer etwas ist, desto weiter unten liegt es. Ganz unten sind die beiden Reaktoren. Sie liefern laut den Angaben meines Führers je 217 MW Leistung. Natürlich darf ich da nicht hin. Ist alles mit Blei verkleidet und automatisch gesteuert. Die Torpedos sehe ich auch nicht. Backes meint es wäre nicht so wichtig. Ich sehe nur Schaltpulte und Monitore. Niemand redet hier. Eine angenehme Abwechslung zum Kasernenhofgeplärre beim deutschen Heer. Wir gehen weiter und kommen zu den Raketensilos. An der gepanzerten Tür stehen zwei Wachen mit Famas Sturmgewehren und sichern diesen Bereich.
„Warum bewachen sie eigentlich die Raketen mit bewaffneten Posten?“
„Sie dürfen sich geehrt fühlen. Die sind NUR wegen Ihnen hier. Vertrauen ist gut – Wächter sind besser. Wer weiß ob sie wirklich der sind, für denn sie sich ausgeben!“
Eine Wache läuft hinter uns und behält mich im Auge.
„Im Ernst?“
„Nein. Ich mache nur Witze. Wir bei der französischen Kriegsmarine sind doch überall bekannt für unseren englischen Humor! .... Klar meine ich es ernst. Seit wann ist denn der Krieg ein Spaß. Ihr Deutschen tstststs!“
Unter der Bewachung meiner bewaffneten Eskorte, durchqueren wir also diesen sensiblen Bereich.
Es sind nur 12 Raketensilos. Etwas wenig für ein U-Boot.
„Warum habt ihr nur 12 Raketen?“
„Mehr Platz hat man nicht gehabt. Aber es ist besser 12 Volltreffer zu landen als 24 Raketen auf den Grund des Meeres versenkt zu bekommen“.
Ich nicke und muss an Rambo III denken: „Es ist besser fünf Löwen zu schicken als fünfhundert Schafe!... wie wahr!“
„Warum hat man eigentlich ein so neues Boot, schon in der Erprobungsphase, mit Raketen bestückt!“
„Das war ein Teil des Test in der zweiten und dritten Phase! Wegen des Schwerpunktes. Der musste erst ermittelt werden. Man kann das Gewicht und vor allem die Verteilung nicht 100% simulieren. Deshalb hat man uns nach der ersten Probefahrt scharfe Waffen mitgegeben. Damit wir die richtige Balance ermitteln können“.
„Und waren sie erfolgreich?“
„Wie sie sehen. Sonst würden sie jetzt auf der Decke gehen. Oben wäre unten“.
Wir erreichen das Ende des Raketenbereiches und Backes klopft per Knopfdruck an der Panzertür an. Nach ein paar Sekunden öffnet sich die Tür und wir drei durchschreiten die Schwelle. Ein Soldat überprüft uns mit einem Geigerzähler und notiert die Werte in einem Protokoll.
„Damit mir merken ob sich ihre Werte erhöhen!“: erklärt mir der Leutnant. Mein Bewacher stellt sich zu seinen Kameraden und wartet dort auf meine Rückkehr. Soviel Vorsicht finde ich schon fast beleidigend, aber gut... ich bin ja auch nur Gast und habe meine Reise bald hinter mir. So oft wollte ich ja auch nicht mit Nuklearwaffen flirten.
Dann kommen wir in den Maschinenraum. Auch hier sehe ich fast nichts außer Konsolen und Monitore auf denen man das Boot sieht. Als Schema und nur angedeutet. Die Reaktoren laufen mit 1/3 ihrer Leistung und man hört fast nichts. Bis eine Meldung auf dem oberen Rand des Displays erscheint. Auch über den Schotts leuchtet die Schrift.
„Boot klarmachen zum Tauchen. In 60 Sekunden 59 58....!“
Über Kopfhörer bekommt der Leitende Ingenieur seinen Befehl vom Captain. Der LI wiederum macht einige Einstellung mit einem Lightpen auf dem Bildschirm vor sich. Backes sieht mich an und meint:„ Wir vermeiden jedes unnötige Geräusch! Das macht es umso schwerer uns zu entdecken!“.
„Das bin ich gar nicht gewöhnt!“: flüstere ich bedächtig. Keiner sagt mehr etwas. Man hört fast nichts. Vielleicht ein ganz leichtes Rauschen.
„Hören sie das Rauschen?“
„Ja. Woher kommt das?“
„Unsere Spezialisten vermuten das es das Blut ist, das durch ihre Ohren strömt.... Könnten aber auch einige Geräte hier sein“: flüstert er grinsend.
Ich versuche darüber nachzudenken und sehe dem Countdown zu. Jetzt höre ich etwas. Das Wasser das in die Ballasttanks hinein strömt. Das Boot neigt sich zum Bug hin und ich bemühe meinen Gleichgewichtssinn um nicht umzufallen. Auf dem Bildschirm sehe ich wie sich die Tanks füllen und die Reaktoren hochgefahren werden. Das Boot neigt sich nach vorne und die Geschwindigkeit erhöht sich. Der LI stellt alles per Lightpen ein. Kein Geschrei wie in den U-Boot Filmen. Alles geschieht digital und ohne viel Wind zu machen. Wie eine Raubkatze auf der Jagd.
Auf dem Bildschirm sehe ich unsere Tiefe. 32,33,34,35....72,73,74, Meter dann wird ausgependelt Tiefe 75 Meter, Geschwindigkeit 17Knoten, Kurs 260°, Reaktor I läuft mit 42,3% Nr. II mit 40,9%. Das war es. Jetzt ist erst mal wieder Warten angesagt.
Ich sehe mich um und Leutnant Backes erklärt mir kurz und bündig was ich gerade vor mir habe.
Die Reaktorkontrollen, die Trimmung um das Boot um Gleichgewicht zu halten, diverse Hilfssysteme und natürlich die Bordcomputer. Das „Kleinhirn der Avignon“, wie mein Begleiter lächelnd erklärt.
„Captain DuPont hört es nicht gerne wenn man Ihn als Kleinhirn tituliert. Er ist schließlich der Chef!“
„Kann ich verstehen. Ich würde mir auch nicht von Maschinen erzählen lassen was ich machen muss!“
Die Tour geht weiter bis zu dem achter Torpedoraum und wieder Retour. Wie erwartet nimmt uns die Wache in Empfang als wir auftauchen. Wir kommen durch die Messe und die Offiziersquartiere, dann begeben wir uns in den vorderen Bereich des Bootes.
Backes öffnet ein Schott und wir stehen im Leitstand Bravo, ebenfalls bewacht von zwei Aufpassern. Hier befinden sind die Waffenkontrollsysteme, die Sonar-Spezialisten und eine „Karte“ an der Wand. Es ist ein großer Flachbildschirm etwa 100 cm Diagonale und mit sehr guter Auflösung. Die Avignon ist darauf zu sehen und der I Offizier vergrößert sie auf maximalen Zoom. Ich sehe zu ihm rüber und er winkt mir. Ich winke zurück. Keiner spricht hier.
Sehr diszipliniertes Personal, muss ich schon sagen. Plötzlich fällt einem der Männer etwas hin. Ein
Schüssel oder sowas. Der I Offizier sieht ihn an und spreizt alle Finger seiner rechten Hand zweimal.
Der Delinquent beginnt daraufhin wortlos mit seinen Liegestützen. 100 Stück. Er ist am Schluss ganz rot im Gesicht, sagt aber nichts und verkneift sich das schnaufen. Er atmet schwer aber nicht besonders laut. Von den anderen nimmt keiner bewusst davon Notiz. Wahrscheinlich müsste jemand der darüber lacht oder faxen macht direkt 200 pumpen oder sonst was machen.
Ich stelle mich neben den I Offizier und gebe ihm die Hand. Er und Backes deuten mit Fingern und im Flüsterton auf die einzelnen Sektionen. Auf dem Sonardisplay zeigen sie mir den Ausschlag, den der Mann eben mit seiner Unvorsichtigkeit verursacht hat. Der Begriff „Tarnen und Täuschen“ hat hier ganz andere Dimensionen. Dann zeigt man mir die Steuerung für die Torpedos und die Palette an Abwehrmaßnahmen. An Bord des Schiffs befinden sich zwei verschiedene Sorten von Torpedos wie ich erfahre. Einmal 21 „normale“ und dann noch mal 20 K-Torpedos. Wohl aus praktischen Erwägungen hat man hier auch noch ein Standard Waffensysteme vorgesehen.
Die Sonargeräte sind an über 40 Stellen entlang des Schiffskörpers angebracht umso jedes Geräusch zu lokalisieren und zuzuordnen. Dazu auch noch Kameras, Infrarotsensoren und Magnetfeld Messgeräte. Diese Sensoren erkennen jede Art von Magnetfeld, das sich nähert. Sowohl die Feldänderungen die ein Lebewesen verursacht, als auch ein Schiff das sich nähert. An alles wurde gedacht. Auf einem Bildschirm zeigt mir der I Offizier den Ausschlag, den ich durch meine Anwesenheit verursache. Es ist nur eine kleine Linie auf einem Bildschirm.....
Backes gibt mir ein Zeichen und wir gehen weiter. Das hier ist schlimmer als das Funkverbot von Roland, damals in Baumholder. Damals?? es kommt mir vor als wären Jahre vergangen und dabei sind es gerade mal drei Monate. Wie die Zeit vergeht wenn man zurückblickt.
Wir passieren das Schott und sind im Gang für die Mannschaftsquartiere. Auch hier ist es etwas rustikaler, ein schöner Anblick für das Auge. Am Ende des Gangs befindet sich die Kapitänskajüte.
An der linken Seite der Tür befinden sich zwei Lampen. Die Rote leuchtete und signalisiert eine eindeutige Botschaft. Wir gehen weiter und kommen an den Leitstand Alpha.
Leutnant Backes klopft per Knopfdruck an und wie von Zauberhand öffnet sich die Tür. Ich komme in einen Raum der sich völlig von den vorherigen unterscheidet. Keine Konsolen, keine Bildschirme nichts was man vermuten würde. Ich sehe mich um und finde nichts was ich als Indiz für eine wichtige Kommandozentrale halten würde.
Ich sehe drei Männer mit Helmen und heruntergelassenem Visier. An der goldenen Farbe erkenne ich den Captain. Die beiden silbernen scheinen „Gehilfen“ zu sein.
Backes zieht die Augenbrauen hoch, was ich als Geste des „Beeindrucken wollen’s“ interpretiere.
Captain DuPont dreht sich in meine Richtung und winkt. „Kann er mich denn sehen“: denke ich und winke verstört zurück. Ich gehe auf ihn zu und blicke ungläubig auf dieses Trio.
Nach einigen Sekunden setzt er den Helm ab und ich sehe sein Gesicht. Er winkt mich zu sich und deute mit einer Geste an, mir den Helm aufzusetzen. Es ist etwas ungewohnt, weil der Helm an die Kopfform seines Besitzers angepasst ist. Aber es geht. Ich sehe jetzt was sonst nur der Captain sieht.
Eine Rundumsicht um das Schiff. Es ist allerdings hell und ich kann sogar auf den Meeresboden unter dem Boot blicken. Ich kann einen Schwarm Fische erkennen. Ich drehe mich einmal im Kreis und sehe alles um die Avignon herum. Nach einer Minute setze ich den Helm wieder ab und gebe ihn an seinen Besitzer zurück. Er sieht an meinem Gesichtsausdruck, dass ich beeindruckt bin. Ich dachte das Periskop System beim Wiesel III wäre eine Innovation, aber gegen das hier verblasst es zum Highlight der Cebit ...1992. Der Captain sieht zu seinem II Offizier und nickt. Dann zieht DuPont den Helm kurz wieder an. Ich sehe wie er mit seiner rechten Hand anfängt in der Luft zu tippen. Dann ertönt ein leises Pfeifsignal. Der Captain klingt seinen Helm aus und Backes nimmt einen anderen aus einem Fach an der Wand. Anscheinend war das sowas wie ein Wachwechsel. Backes übernimmt den Ausguck des Captains und DuPont baut seine Kontrollteile ab. Der Leutnant klingt seinen Datenhandschuh und den Helm in die Glasfaserleitungen, die von der Decke herabhängen und begibt sich dann in die virtuelle Welt des Meeres.
„Wir können jetzt in normalen Ton miteinander reden. Mr. Schneider“: sagt DuPont lächelnd.
„Wow, ich bin schwer beeindruckt Captain. Sowas habe ich nicht erwartet. Als ich hörte, dass es einem französischen U-Boot gelungen ist sich zu uns durchzuschlagen, dachte ich natürlich nicht an sowas“.
„Ging mir beim ersten Mal auch so. Ich habe ihnen nicht Zuviel versprochen. Dieses Boot ist das modernste Kriegsschiff auf diesem Planeten. Unser Kampfkraft übersteigt die von allen bisher gebauten Klassen um mindestens zwei Zehnerpotenzen. Abgesehen von den atomaren Waffensystemen. Da mussten wir Abstriche machen wegen des Gewichts!“
„Ich weiß. Der Leutnant hat mit alles erzählt“.
„Kommen sie ich zeige ihnen den Rest der Bugsektion!“
Wir verlassen den Leitstand Alpha und ich werde vom Chef persönlich durch das Boot geführt. Hier und da höre ich jetzt auch mal das ein oder andere Gespräch.
„Sagen sie Captain, warum haben wir vorhin so still sein müssen? Erwarten sie etwa ein feindliches U-Boot,... in diesen Gewässern?“
„Marschieren sie laut trampelnd durch den Wald, wenn sie in eine Übung gehen oder einen Einsatz?“
„Nein,.. natürlich nicht? Hab verstanden!“
„Ich habe meinen Männern in mehreren Monaten beigebracht fast völlig lautlos zu operieren, dass lasse ich jetzt jeden Tag für drei bis fünf Stunden üben. Dann brauche ich mir im Einsatz keine Gedanken machen, dass einer durch sein Geschwätz oder Fingertippen auf der Konsole unnötigen Lärm verursacht. Sie müssen bedenken, für ein U-Boot ist es die wichtigste Eigenschaft unauffällig zu sein. Wenn man uns entdeckt können wir uns zwar verstecken oder weglaufen, aber dann könnten wir unseren Auftrag eventuell nicht mehr erfüllen!“
„Ja ich verstehe, das ist an Land nicht anders!“
„Es gilt für alle Ebenen des Kriegs. Unter Wasser, auf dem Wasser, an Land und in der Luft!“.
Ich nicke und verinnerliche was man mir sagt. Der Captain führt mich dann noch bis in den Bugtorpedoraum und erklärt mir einige Details über die Reichweite der Waffen und deren Schlagkraft.
Er meint das es praktisch nicht möglich ist einem K-Torpedo auszuweichen.
„Wenn das Einhorn sein Horn abfeuert schlägt der Blitz direkt danach bei seinem Opfer ein. Es gibt kein Entrinnen, außer vielleicht ein Ziel das sich davor stellt. Zum Beispiel wenn sich ein kleiner Zerstörer zwischen den Torpedo und das ( größere ) Ziel stellt. Aber dazu bedarf es viel Mut und Glück. In den Unterlagen über das Boot wird diese Methode als „Stephanus-Manöver“ bezeichnet. Die einzige Möglichkeit um die Waffen von ihrem Ziel fern zu halten“.
„Was hat die Avignon denn gekostet. Bestimmt ein kleines Vermögen!“
„Es waren nur fünf Boote geplant. Jedes hätte einen Stückpreis von 2,8 Mrd. gehabt. Plus noch mal 500 Millionen für die Bewaffnung!“
„Ein teures Spielzeug!“
„Tja wenn man was Richtiges haben will muss auch richtig tief in die Tasche greifen. Ein Flugzeugträger kostet nicht viel weniger, ist aber wesentlich verwundbarer“.
Wir machen kehrt und ich kann mich nur noch wundern mit was für einen Schiff man mich auf eine Friedensmission schickt. Die personifizierte Vernichtung ist der Überbringer einer Botschaft, die als der Wendepunkt in die Geschichte gehen wird!“.
„Wo sind eigentlich die Computer, die alles hier steuern?“
„Überall und nirgends. Wir haben drei Hauptrechner und etwa zwei Dutzend Subprozessoren, verteilt über das ganze Schiff. Mit Blei verkleidet und geschützt gegen EMP und andere Schweinereien. Selbst wenn 75% der Rechner zerstört oder ausgeschaltet wären, könnte man das Schiff noch in einem Notbetrieb arbeiten lassen. Der Leitstand Alpha würde dann natürlich nicht mehr funktionieren, aber der Antrieb und die Lebenserhaltung wären noch normal zu steuern!“
„Nicht schlecht!“
„Nicht wahr. Das haben wir übrigens von euch Deutschen abgekupfert. Ihr habt das ja bei euren Fregatten schon so ähnlich gemacht“: meint er anerkennend.
„Kann sein.. bin kein Seemann“.
„Ist auch egal. Kommen sie! Wir gehen in meine Kajüte. Da können wir uns in Ruhe unterhalten. Ich bin ganz gespannt was in meiner Heimat geschehen ist!“
Ich nicke nur kurz und folge dem Captain. Was soll ich ihm schon groß erzählen. Am besten die Wahrheit.
Wir kommen also vor seiner Kabine an und er öffnet die Tür. Das Licht geht automatisch an. Es ist geräumig und gemütlich. An den Wänden hängen Bilder und Urkunden.
„Setzen sie sich doch, fühlen sie sich wie mein Gast“: sagt er und zeigt einladend auf eine Reihe von Sesseln vor seinem Schreibtisch. Ich nehme Platz und bedanke mich für die herzliche Aufforderung. Der Captain nimmt ebenfalls Platz, lehnt sich gemächlich in seinen Sessel und fängt an zu wippen.
„Was wissen sie denn schon so alles aus Frankreich?“: frage ich ihn etwas aushorchend.
„Fast gar nichts. Außer dass es halt auch dort feindliche Unternehmungen gab. Wie überall. Der südliche Teil soll ja durch eine Flutwelle total verwüstet worden sein. Stimmt das?“
„Kann sein. Ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen, unsere Aufklärer haben es gemeldet!“
„Ich komme aus Boulay in Lothringen. Kennen sie den Ort?“
„Hab ich schon mal gehört?“
„Es ist nicht weit von der Grenze entfernt. Sind sie dort noch nie gewesen? Ich meine, haben sie denn keine Spähtrupps nach Frankreich ausgesendet um mal nachzusehen was dort los ist?“
„Nur ganz am Anfang, .... um ehrlich zu sein in Lothringen hat es schwerste Kämpfe und Unruhen gegeben. Wir hatten mehrmals heftige Gefechte mit vielen Toten?“
„Plünderer?“
„Ja. Wir konnten da nichts machen. Alle die sich uns friedlich angeschlossen haben sind noch am Leben. Der Rest hat den Winter nicht überlebt, es tut mir leid. Wo lebte denn ihre Familie?“
„In einem Vorort von Avignon. Sie sind bestimmt alle umgekommen. Ich habe gehofft dass meine Geschwister und meine Mutter vielleicht überlebt hätten. Sie wohnten noch in Lothringen“.
„Haben sie nicht mal bei der Saarregierung angefragt?“
„Ich hab’s zweimal versucht aber es gab keine Antwort. Durch den ganzen Trubel war man wohl zu beschäftigt!“: sagt er zynisch.
„Das müssen sie verstehen, wir hatten bisher wirklich andere Sorgen, als Nachforschungen über sowas anzustellen. Aber wenn wir wieder zu Hause sind kann man da bestimmt nach ihren Angehörigen suchen!“
„Ich habe immer noch etwas Hoffnung, aber falls sie umgekommen sind, muss ich eben damit leben!
.... Vielleicht treffen wir ja noch auf andere Überlebende, an der Kanalküste oder auf den Britischen Inseln. Es können ja unmöglich alle tot sein!“
Ich erschrecke etwas. Bei dem Gedanken das die Avignon, irgendwo in der Normandie in einen Hafen fährt und dort die französische Version der Geschichte hört. Nicht auszudenken was die alles verdrehen würden und und und.
„Bestimmt leben auch noch einige Menschen, aber wir sollen unauffällig und ohne Verzögerung in den Amazonas fahren. Das hat jetzt absoluten Vorrang!“: entgegne ich ihm mit Bestimmtheit.
„Ja natürlich. Es wäre eh sinnvoller über Land und per Hubschrauber die Lage auszukundschaften!“
„Genau, stellen sie sich nur mal vor sie fahren mit diesem schwimmenden Kampfkoloss in einen Hafen und werden dort geentert. In den falschen Händen wäre es eine furchtbare Waffe!“
„Ich weiß. Aus diesem Grund kann ich sie auch nicht bis zur Basis der Außerirdischen bringen. Die letzte Etappe werden sie mit dem Miniboot zurücklegen müssen!“
„Ja kein Problem. Solange es mich sicher an mein Ziel bringt!“
„Ja natürlich. Ich bewundere ihren Mut. Ich meine es gehört schon Courage dazu sich zu diesen Wesen zu begeben. Was ist wenn sie in eine Falle laufen. Könnte ja sein!“: fragt mein Gegenüber.
„Ich weiß nicht, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Warum sollten uns die Aliens eine solche Botschaft zukommen lassen und alles nur um einen Mann gefangen zu nehmen?“
„Wer weiß? Ich meine, warum haben sie uns damals angegriffen? Wir haben denen doch nichts getan?“
„Es liegt doch auf der Hand. Sie haben uns falsch eingeschätzt und wahrscheinlich zu überheblich geurteilt. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall. Jetzt steht es schlecht für sie und deshalb wollen sie verhandeln. Macht auch keinen Sinn noch länger zu kämpfen!“
„Ich bin nur ein einfacher Soldat und denke das es mir nicht zusteht eine so oberflächliche Beurteilung abzugeben!“: weist er meinen Erklärungsversuch ab. Doch ich wollte das Thema nicht damit beenden:„ Ich weiss auch nicht alles über die Aliens. Hab ja noch nie einen von denen gesehen. Aber schon aus reiner Neugier will ich mich mit Ihnen unterhalten. Überlegen sie doch mal was die alles wissen müssen!“
„Ja das stimmt. Um durch das Weltall zu reisen braucht man bestimmt sehr viel Wissen und Organisation!... Gesetz den Fall sie erreichen einen ersten friedlichen Kontakt. Was haben sie denn für Vorstellungen wie es dann weiter gehen sollte?“
„Also mir würde es schon reichen wenn ich einen Waffenstillstand aushandeln könnte. Ich will eigentlich in erster Linie Informationen sammeln und mir ein Bild machen mit wem wir es zu tun haben. Eventuell einen Gegenbesuch bei uns vereinbaren. Allzu viel möchte ich noch nicht vereinbaren!“
„In ein paar Wochen haben sich die Verhältnisse in Europa bestimmt weiter verbessert und man kann dann an die aktive Neugestaltung der Welt gehen. Die Überlebenden sollten sich vereinen damit wir als geschlossen Gemeinschaft auftreten können!“
„Jetzt klingen sie fast wie ich!: sage ich.
„Es macht doch auch Sinn, ich meine wenn sich unser Konzept behauptet wäre es der erfolgreichste Exportschlager Made in Europa, noch vor Weltkrieg I & II und Käfer!“
„Das klingt jetzt fast schon zynisch Captain. Aber es stimmt schon, wir mussten diesen Krieg scheinbar durchleiden um danach endlich Frieden zu finden!“
„Hoffentlich haben sie Erfolg auf ihrer Mission, es wäre mehr als ärgerlich wenn sie scheitern!“
„Ich denke das ich es schaffen werde und wenn nicht... na da will ich jetzt lieber nicht dran denken!“
„Sollen wir von etwas anderem reden?“: fragt DuPont.
„Wäre mir lieber, ich denke schon oft genug an das alles?“
„Haben sie Familie?“
„Ja, es ist mir fast schon peinlich es zuzugeben, aber alle haben überlebt“.
„Es braucht ihnen doch nicht unangenehm zu sein. Ich meine das es sowas wie Schicksal gibt und es vielleicht Gottes Wille war, dass meine Familie nicht mehr lebt“.
Ich sehe ihn schweigend an und mir wird etwas mulmig. Ich kenne diesen Captain DuPont erst seit wenigen Stunden und mir wird dieses Gespräch langsam unangenehm. Es ist wirklich tragisch. Er hat alle Menschen verloren, die er geliebt hat während ich durch mein „Idiotenglück“ ziemlich unbeschadet davongekommen bin.
„Was sagt eigentlich ihre Frau zu dem was sie tun, Monsieur Schneider?“: möchte er wissen.
„Das ist etwas kompliziert, Ich war bis vor kurzem mit einer sehr attraktiven Frau zusammen,..“
„Aber?“
„Das lässt sich nicht so einfach erklären. Ich habe mich verliebt in eine noch hübschere und die inspiriert mich auch noch. Allerdings hatte ich vor ein paar Stunden eine kleine Orgie mit zwei Frauen und also ... ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos!“
„Welche von den Drei lieben sie denn nun am meisten?“
„Also ich glaube die in der Mitte, die mich so schön inspiriert. Die anderen sind zwar auch sehr anregend, aber es ist nicht vergleichbar. Bei meiner Auserwählten würde ich schon fast von „Seelenpartner“ sprechen!“
„Hui , Monsieur sie geraten ja richtig ins Schwärmen!“
„Ja sieht man mir das an? Es ist wirklich so. Sie können sich das gar nicht vorstellen Captain. Ich meine, ach mir fehlen selbst die Worte um es zu beschreiben. Alles in mir sehnt sich nach dieser Frau. Mein ganzes Denken dreht sich nur noch um sie!“
„Na jetzt bleiben sie mal auf dem Teppich, ich war auch schon verliebt und weiss aus Erfahrung, dass sich das legt. Spätestens wenn sie mit ihr verheiratet sind kühlt sich das auf „Normal“ ab!“
„Das glaube ich nicht. Aber ist auch egal. Wenn ich von meiner Mission zurück bin werde ich sie mal zufällig irgendwann treffen und sie beobachten!“
„Weshalb denn?“
„Ich muss doch wissen ob sie mich auch so liebt?“
„Wie bitte, ich dachte..?“
„Es ist wesentlich komplizierter als sie denken. Also sie liebt mich schon, irgendwie. Sie weiss nur nicht wer ich bin. Verstehen sie?“
„Non! Ich verstehe ehrlich gesagt gar nichts mehr. Also selbst ich weiss ungefähr wer sie sind. Warum weiss SIE es denn nicht?“
„Lassen wir das Captain, sie werden es verstehen wenn alles vorbei ist und ich es geschafft habe. Vorher darüber zu lamentieren nützt nichts. Ich muss meinen Weg eben gehen und werde die „Mohrrübe“ erst am Ziel bekommen!“
„Ist das so ein Sprichwort in Deutschland?“
„Noch nicht!“
Dann wechseln wir das Thema und der Captain schaltet einen Bildschirm an. Er zeigt mir eine Karte und den Verlauf der Reise. Wir würden getaucht bis in die Mündung des Amazonas fahren.
Dann kämme der unangenehme Teil der Reise.
„Damit wir nicht wie auf dem Silbertablett daliegen, können wir sie nur im getauchten Zustand raus lassen“: erklärt er mir.
„Und wie soll das gehen!“
„Ganz einfach, wir lassen sie samt Boot durch eines der Torpedorohre raus und dann tauchen sie einfach auf!“
„Wie bitte. In welcher Tiefe denn?“
„Nur 10 bis 12 Meter. Das schaffen sie bestimmt. Keine Sorge sie bekommen einen Anzug und eine Maske, da kann gar nichts schief gehen. Das Boot bringt sie an die Oberfläche!“
„Ihr Wort in Gottes Ohr. Wie groß ist denn das Boot?“
Er schaltet um auf eine Grafik und vor unseren Augen rotiert „das Boot“.
„Was soll das denn sein. Sie haben sich bestimmt verklickt, das da ist ein Torpedo!“
„Irrtum, es ist ihr Boot. Die Form ist allerdings wie bei einem Torpedo. Sie müssen es sich so vorstellen wie in diesen alten Agentenfilmen. Sie halten sich einfach an dem Schwimmkörper fest und lassen sich von der Kraft des Motors antreiben. Steuern müssen sie mit ihrem Körper!“
„Das hätten wir aber auch mal vorher üben können. Ich meine ich bin, ich war Offizier beim Heer. Kein Kampfschwimmer!“
„Sie können doch schwimmen oder?“
„Ja schon aber, was ist wenn ein Krokodil oder Piranhas auftauchen und mich fressen wollen?“: äußere ich meine Bedenken.
„Alles kann man auch nicht planen. Aber keine Sorge. Sie werden höchstens eine halbe Stunde unterwegs sein. Außerdem, wer mit zwei Frauen Sex macht, der muss auch sowas können. Denken sie einfach an ihre „Mohrrübe“!“
„Haha!! Sehr witzig. Warum können wir nicht einfach bis zum Haupteingang der Basis vorfahren und dann auftauchen!
„Tut mir leid, aber ich kann dann nicht mehr wenden. Das Boot ist zu lang. Wir könnten uns nur von der Strömung raus treiben lassen. Das ist mir zu gefährlich!“
„Also bleibt alles wieder an mir hängen!
„Genau. Dazu sind sie ja auch da!“: sagt DuPont gestenreich.
Ich nicke mit dem Kopf hin und her, sage aber nichts weiter. Der Captain zeigt mir dann noch weitere Bilder und Instruktionen für meine Mission. Wie ich mich verhalten soll wenn was schief geht und dann geht er an den Safe.
„Ich muss Ihnen noch etwas geben. Für den Fall der Fälle!“: sagt er bestimmend.
Er greift in den Safe und nimmt etwas heraus.
„Wenn sie aus irgendeinem Grund in Gefahr geraten, eventuell eine Gefangenschaft. Man weiß ja nie.
Also hier ist eine kleine Kapsel. Sie enthält ein starkes Gift das sehr schnell tötet!“
„Zyankali? Meinen sie wirklich das ich sowas brauchen werde Captain?“
„Wenn ich einen Mann auf eine Mission schicke, dann muss ich ihm die Wahl überlassen. Ich brauche Ihnen ja nicht erst erklären wie schmerzhaft ein Verhör sein kann. Die Folter ist eine Methode, die jeden Mann dazu bringt über alles zu reden. Ersparen sie sich das und beenden sie es bevor es überhaupt anfängt!“: sagt er und legt die Kapsel vor mich auf den Tisch.
Ich lasse sie liegen und mache eine ablehnende Handbewegung.
„Wie sie meinen Monsieur Schneider, aber sagen sie hinterher nicht ich hätte sie nicht gewarnt!“
Ich sehe ihn an und kneife die Lippen zusammen. Dann nimmt er sie wieder und legt sie in den Safe zurück. Er schließt ab und knöpft sich den obersten Knopf seines Hemds auf.
„So Monsieur Schneider, ich werde jetzt schlafen, tun sie das besser auch. Leutnant Backes wird ihnen sonst zuvorkommen und sie aus ihrem Bett werfen!“
„Ich weiß nicht ob ich schlafen kann?“
„Sie können auch noch etwas am Computer arbeiten. Ich werde ihnen die Dateien freischalten, dann können sie alles in ihrer Kabine noch mal durchlesen!“.
„Kann ich auch etwas schreiben?“
„Natürlich. Wenn sie wollen!“
„Dann gute Nacht, Captain!“
„Gute Nacht Monsieur Schneider! Wir sehen uns dann morgen“.
„Ja bis morgen dann!“
Ich stehe auf und gebe ihm die Hand. Dann verlasse ich die Kabine und stehe alleine auf dem Gang.
„Ob ich noch etwas durch das Schiff spazieren gehen soll?“: frage ich mich.
„Wozu? Ich werde besser noch etwas zu „Papier“ bringen!“: meint die innere Stimme der Vernunft und ich höre auf sie.
In meiner Kabine angekommen lege ich meine Klamotten ab und lasse mich ins Bett fallen. Ich denke erstmal etwas nach. Wie immer schwirren mir ganz verschiedene Gedanken durch den Kopf. Mein Buch, meine Mission, was Klaus wohl gerade macht. Ich kann es gar nicht fassen wie unvoreingenommen meine kleine Idee aufgenommen wurde. Wie ein Virus hat sie alle erfasst und verändert. Mir kommt alles was ich vorher gemacht habe lächerlich und absurd vor. Ich spinne mir zurecht was ich erst alles tun werde, wenn ich zurück kehre. Irgendwie kämpfen in mir mehrere Ideen und Wünsche darum realisiert zu werden. Zumindest scheint es mir so. Ich stelle mir vor wie ich mit Carina, Ulla und ..Anita gleichzeitig Sex mache. Ob ich etwas Zuviel über den Islam gelesen habe. Aber bei dem Gedanken das Carina oder eine von den anderen beiden mit Klaus und Tom schläft werde ich eifersüchtig. Ich dulde keinen Gegner in dieser Disziplin und meinem Gehege. Seltsam normal. Ich muss an den real existierenden Sozialismus in der DDR denken.
Eigentlich kann sowas nicht funktionieren. Oder der Kommunismus in der UdSSR. Wieso hat das nicht geklappt? Ich denke nach und dann kommt mir der Gedanke woran es lag. Diese Systeme waren eigentlich Diktaturen, den Begriff sozialistisch oder kommunistisch haben sie nur auf dem Papier genüge getan und das ist ja bekanntlich sehr geduldig.
Vielleicht wäre die Sache anders gelaufen, wenn Hitler die USA angegriffen hätte und nicht die Russen. Wenn die Sowjets nach dem Krieg die rote Armee abgeschafft hätten... wer weiß. Aber es ist auch egal was gewesen wäre wenn. Aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen ist wohl der einzige Trost der einem bleibt wenn man zurück sieht. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte das es nötig ja unumgänglich war, das Hitler und Stalin an die Macht kamen.
Dann gehe ich an den Arbeitstisch und schnappe mir den Laptop. Ich schalte ihn an und warte. Alles ist hier auf Französisch, etwas ungewohnt aber kein Problem. Ich öffne ein Textverarbeitungsprogramm und krame meine Notizen aus der Tasche. Dann lese ich sie und korrigiere Fehler und schlechte Formulierungen. Für meine Königin ist das Beste gerade gut genug und deshalb mache ich mir auch die Mühe. Mit flinken Fingern fange ich an den Text abzutippen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Ich lehne mich ab und zu zurück und lese mir alles mehrmals durch. Meine Augen werde müde und ich reibe sie mehr als einmal. Die Story baue ich so real wie möglich auf, damit ich mir weniger aus den Fingern ziehen muss. Dass vereinfacht die Sache aber keineswegs.
Ich muss ständig neue Personen einbauen und auch noch witzig sein. Eine Scheißarbeit ist das manchmal, dann wenn ich eine schwierige Passage gemeistert habe geht es wie von alleine weiter
Je weniger ich versuche krampfhaft überzeugen zu wollen und einfach ich selbst bin, desto leichter fällt es mir die passenden Worte zu finden und aufzuschreiben.
Irgendwann bin ich müde und speichere den Text. Als mich der Computer frägt unter welchem Namen ich das Buch speichern möchte fällt mir erst gar kein würdiger Name ein.
Was könnte man da nehmen: „der längste Liebesbrief der Welt“, „der dritte Weltkrieg und die Zeit danach“, „wie erschaffe ich Utopia?“, „mein Kampf gegen die Realität“, ... ich habe Dutzend Ideen und keine ist wirklich brauchbar. Es muss kurz und prägnant sein. Ich nennen es dann einfach „Buch I“ und speichere es auf der Festplatte. Mir wird schon noch ein passender Titel einfallen. Kommt Zeit kommt Rat!
Jetzt lege ich mich aufs Bett und spiele in Gedanken durch, wie es wohl sein wird. Wie diese Aliens wohl aussehen und wie ihre Basis aussieht. So mitten im Urwald an einem Fluß gelegen und von Bäumen umgeben. Aber so richtig vorstellen kann ich es mir nicht. Dazu fehlen mir einfach die Impressionen und Erinnerungen. Ich muss ständig an die vielen Toten denken und das ganze Elend, das diese „Arschlöcher“ hier veranstaltet haben. Es grenzt an ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebt hat und jetzt soll ich hier den Friedensstifter mimen und alles wieder ins Lot bringen.
Ich denke nach und stelle fest, dass meine Neugier stärker ist als meine Rachsucht. Die Möglichkeit mit etwas so neuartigem in Kontakt zu treten ist faszinierend und erhebend zugleich. Was die alles wissen müssen.
Mitten in meine Träumerei platzt mein Zimmerkumpel herein.
„Hallo, na ist der Dienst jetzt zu Ende!“
„Ja,.. endlich. Ich freue mich schon auf mein Bett. Wie ich sehe wurde es auch schon angewärmt“.
„Hmmh.. dann muss ich es wohl räumen?“
„Ja tut mir Leid aber ich will mich jetzt hinlegen. Sie können sich ja etwas im Sportraum austoben oder im Freizeitraum Schach spielen oder lesen. Wir haben hier nicht nur effektive Waffen, wir haben auch einiges um die Zeit tot zu schlagen“
„Hahaha“: muss ich lachen, „O.k. ich werde mich mal umsehen. Gute Nacht“.
Ich verlasse den Leutnant und stehe wieder auf dem Gang. Ein paar Crewmitglieder gehen ebenfalls mit müden Augen in Richtung ihres Quartiers. Ein typischer Schichtwechsel an Bord eines U-Bootes.
Ich begebe mich auf Wanderschaft durch das Boot und suche mir einen Platz zum „Zeit totschlagen“
Nach etwa 20 Minuten komme ich am Ziel meiner Suche an, der Freizeitraum.
Fünf Matrosen sitzen hier und vertreiben sich die Zeit. Eine Pokerrunde hat sich an einem runden Tisch platziert und frönt ihrem Spieltrieb.
Ich stelle mich dazu und werde von einem Offizier angesprochen.
„Bonjour Monsieur est ce que vous voulez jouer avec nous?“
„Oh non merci. Je n’aime pas cet jeux. Merci!“
Ich hatte noch nie viel übrig für solche „Glücksspiel“ und außerdem macht Poker nur Spaß wenn man etwas setzt was auch von Wert ist. Ein paar Streichhölzer oder Plastikchips sind da denkbar ungeeignet. Wo soll da auch der Reiz liegen, ein Spiel zu spielen bei dem es nichts zu verlieren gibt kann man auch nicht wirklich gewinnen. Der Reiz kommt doch erst dann auf wenn man wirklich etwas verlieren kann. Ich frage deshalb nach was denn der Einsatz sei. Als Antwort kommt nur ein Schulterzucken und der Matrose hält mir einen Chip vor die Nase.
AH ha also nur zum Spaß, hab ich mir gleich gedacht. Ich sehe mich also weiter um und beobachte einen Offizier dabei, wie er versucht ein Buch zu finden, das ihn interessiert. Scheinbar keine leichte Aufgabe, wenn man schon viel gelesen hat. In einem Nachbarraum befindet sich der Trainingsraum. Ich höre schon durch die Tür wie sich jemand dahinter betätigt. Als ich sie öffne, erkenne ich die Quellen des Geräuschs. Es sind zwei junge Sportler und einer mittleren Alters. Die beiden jungen machen Liegestütze und Dehnübungen. Ich begrüße sie und sehe zu.
Ich erkenne dann auch eine Holzpuppe, wie man sie in Kampfsportschulen benutzt. An dieser macht der altere von den dreien einige Übungen. Er wird immer schneller und das Holz knackt und klappert unter der Wucht der Schläge. Ich erkenne einige Bewegungen aus meinem Wing Tsun Kurs.
Prima hier kann ich also weiter üben. Als der Mann fertig ist wendet er sich mir zu und begrüßt mich.
„Bon jour Monsieur, Sie müssen der Major sein, unser wichtiger Passagier!“
„Ja stimmt. Sie können ja auch Deutsch!“
„Ich war als junger Mann öfters in Deutschland, meine Verwandten wohnen in Baden-Baden. Dort gibt es eine berühmte Kampfsportschule in der Nähe von Heidelberg. Da habe ich es gelernt!“
„Was denn. Deutsch oder Wing Tsun?“
„Beides. Zur selben Zeit! Kennen sie Wing Tsun?“: will er wissen.
„Etwas. Ich kann nur die 1. Form. Die Siu Nim Tau und etwas von der zweiten!“
„Wollen sie mit uns trainieren?“
„Gerne. Ich würde gerne etwas von Ihnen lernen!“
„O.k. Dann machen sie sich mal warm. Kettenfauststöße und ein paar Dehnübungen!“
Ich lege alles ab bis ich nur noch im Unterhemd, Hose und Schuhen dastehe. Beim WT kann man die anbehalten, zumindest bei den Übungen, die ich kenne. Während ich ablege beginnen die beiden jüngeren mit Chi Sau, die effektivste Übung die man machen kann. Wer diese Übung regelmäßig durchführt verändert dadurch seine neurologischen Reaktionen. Statt mit den Augen zu arbeiten, verlässt man sich auf seinen Tastsinn. Die Impulse aus den Händen gehen dann direkt ins Rückenmark und nicht ins Gehirn. Dadurch verkürzt sich die Reaktionszeit um einiges.
Mir wird ganz schwindlig nur vom Zusehen. Die beiden geben richtig Gas und steigern das Tempo immer mehr. Dann beginne ich damit mich warm zu machen und zu dehnen. Der Sifu ( Lehrer ) kommt zu mir und sagt:„ Ich möchte mich erstmal vorstellen. Ich bin Jean Leduc, ich bin hier an Bord einer von den Ingenieuren. Sie sind Major Schneider!“
„Ja aber eigentlich, ach egal ja o.k. ich bin das. Mein Vorname ist Stephan. Sagen sie mal welchen Grad haben sie eigentlich?“
„Ich habe es bis zum III Technikergrad gepackt. Die beiden hier sind noch Schüler, XII Grad!“
„Na dann sind sie ja auch bald Techniker“.
„Wenn sie weiter so fleißig trainieren!“: sagt Jean.
Dann zeige ich ihm die erste Form. Es ist eine Übung, welche die grundsätzlichen Bewegungsabläufe von Wing Tsun beinhaltet und den Schüler formt, deshalb nennt man es wohl auch Form.
Meine „Interpretation“ der Siu Nim Tau überzeugt meinen Lehrer aber nicht besonders und an allem hat er zu meckern. Die Schulter ist zu hoch der Bong Sau zu weit außen, nichts gefällt ihm. Ich bin frustriert und mache deshalb immer mehr Fehler. Nach etwa 1 Stunde bin ich ziemlich durchgeschwitzt und fertig. Ich bekomme noch eine kleine Lektion in Sachen Chi Sau und dann entlässt mich mein Lehrer.
Ich bedanke mich für den Unterricht und schleppe mich erschöpft in den Waschraum. Dort dusche ich und schleiche dann nur mit einem Handtuch bekleidet in mein Quartier. Leise und vorsichtig öffne ich die Tür und ziehe mich um. Mein Zimmerkumpel döst schon und bekommt nichts mit von meinem kleinen Besuch. Dann gehe ich wieder in die Messe um etwas essen zu können. Meine neuen Bekannten sind ebenfalls dort und warten auf ihre Mahlzeit. Ich setze mich dazu und wir unterhalten uns über dies und jenes. Meine Mission ist ihnen wohl bekannt, aber wir reden überhaupt nicht darüber. Nur Wing Tsun und Trainingsmethoden werden ausdiskutiert. Alle drei waren schon in Deutschland
In dieser berühmten Schule und haben dort Unterricht erhalten. Jean schwärmt dann auch noch von dem guten Essen, dem Bier und dem dunklen Brot, das gibt es ja in Frankreich nicht. Dann bekommen wir unser Essen. Diesmal sind es Ravioli mit Salat und Brot. Dazu Wasser. Es schmeckt einfach und macht satt, halt eine typische Mahlzeit bei Militär. Wir essen zusammen und machen noch ein paar Witze, was wir wohl alles am Amazonas zu essen bekommen könnten. Vielleicht Ananas und Bananen.
„Wir könnten doch einen kleinen Umweg machen, nach Französisch Guyana oder Martinique. Das wahren doch mal unsere Kolonien!“: sagt einer der Schüler, sein Name ist Eric.
„JA, ich glaube der Captain will sowieso einen kleinen Abstecher unternehmen, während der Major seine Mission löst!“ : sagt sein Kollege Stefan.
Ich bin etwas irritiert, ich dachte eigentlich, dass das Boot auf mich wartet und jederzeit bereitsteht um mich wieder abzuholen. Dachte ich jedenfalls.
„Wie lange dauert denn so ein kleiner Ausflug nach Martinique?“
Die Drei sagten gar nichts mehr sondern redeten sehr schnell auf Französisch weiter und beachteten mich nicht.
Sehr seltsam. In mir steigt das Misstrauen hoch. Was verheimlichen mir die Brüder? Hmmh ob mein Freund aus Boulay doch kein so netter Franzose ist. Immerhin weiß ich nichts von einem Ausflug in die Karibik. Davon war nie die Rede.
Ich möchte nachbohren, aber es gibt nur lakonische Antworten á la „... haben sie eigentlich schon früher auf U-Booten gelebt. Wussten Sie eigentlich dass....“
„Ahja!“.
Es hilft nichts, das Thema ist plötzlich vom Tisch und damit klar das es ein Thema war!
Ein unumgänglicher Fall von Anfrage beim Captain in der Sache. Ich esse also auf und gehe dann, ohne viel Blabla beim Verabschieden, in Richtung Kommandozentrale. Man verbietet mir den Eintritt und verweist auf den Freizeitraum oder das Quartier. Ansonsten wären alle aktiven Bereiche des Schiffes für mich Tabu. Ahja ! Jetzt schau mal einer kuck!
Mir wird langsam mulmig, bin ich jetzt ein Gefangener oder ist das hier normal. Ich gehe zurück in den Freizeitraum und finde kein deutsches Buch, was mich auch gar nicht verwundert. Also schleiche ich wieder in unsere Kabine, schnappe mir den Laptop und verziehe mich in den Freizeitraum. Dort kann ich ja an meinem Werk weiterarbeiten. Die Umgebung ist inspirierend und brauchbar für meine Zwecke. Ich tippe und tippe und merke gar nicht wie die Zeit vergeht. Stunden um Stunde vergeht die 4 Dimension und mein Manuskript wächst schnell an. Etwa 12 Seiten verfasse ich, dann bin auch ich reif fürs Bett und gehe zurück ins Quartier. Dort macht sich mein Zimmerkumpel der Leutnant gerade frisch. Er war auf dem Gang duschen und kommt mir mit einem Bademantel entgegen.
„Salüt Mon ami. Na wie gefallen Ihnen die Freizeitmöglichkeiten an Bord?“
„Ja morgen auch oder besser gute Nacht. Sagen Sie? finden sie es normal das ich nirgends Zutritt habe!“
„Ja natürlich, was dachten sie denn? Wir sind ein Kriegsschiff und kein Hotel. Niemand hat während seiner Ruhezeiten was in den Arbeitsbereichen verloren. Das gilt für jeden, außer den Captain und die drei höchsten Offiziere. Ihr Dienstgrad wird auf unserem Schiff nur formal anerkannt. Deshalb“.
Wir gehen in unsere Kabine und ich stelle den Laptop auf seinen Platz. Dann beginne ich damit mich auszuziehen und stelle weitere unangenehme Fragen.
„Wissen sie etwas davon, dass die Avignon noch andere Ziele ansteuern wird außer meinem?“
„Diese Information ist für sie nicht von Bedeutung. Sie müssen nur wissen was sie für Ihren Auftrag benötigen und sonst nichts?“
Ich zucke zusammen bei dieser Antwort. So antwortet doch kein Freund!
„Ich dachte sie wären auf unserer Seite und wir hätten einen Pakt!“
„Das ist richtig Herr Major. Aber ich bin Leutnant, sie Major und der Captain ist der Chef. Er wird entscheiden wo wir hinfahren und wann wir wo hinfahren. Wir sind hier auf hoher See. Hunderte Kilometer weit weg von Ihrer Kaserne und über 70 Meter unter Wasser. Sie sind hier unser Gast und damit ist die Diskussion beendet. Ich muss meinen Dienst antreten!“: sagt er und geht einfach aus der Kabine. Hinter ihm schnappt die Tür zu und lässt sich nicht mehr öffnen. Ich bin jetzt gefangen!
Aber ich bin auch müde und lege mich hin. Was soll ich auch groß anfangen zu randalieren, es wäre eh sinnlos. DuPont würde mich schon früh genug in sein kleines Geheimnis einweihen, jetzt wo klar war das er eines hatte.
Also schlafe ich. Wie erwartet träume ich ziemlich wirres Zeug. Ich kann mich aber mal so richtig ausschlafen und werde erst nach 9 Stunden geweckt. Der Leutnant macht mich wach und sagt:„ Ich soll sie zum Captain bringen, ziehen sie sich bitte an!“
„Ist gut“: sage ich noch halb verschlafen und reibe mir die Augen. Dann stehe ich auf und springe unter die Dusche. Nachdem ich sauber bin ziehe ich mich an und folge dem 2. Offizieren zur Kapitänskajüte. Wir betreten die Kabine und DuPont wartet schon auf mich. Er steht vor seinem Bildschirm und wippt auf den Zehen.
„Ah Mr. Schneider. Ich habe eine Neuigkeit für sie!“
„Ach ja, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Warum haben sie mir nicht gesagt, dass sie noch ein weiteres Ziel ansteuern wollen, nachdem sie mich abgeliefert haben!“
„Ich weiß nicht wie sie das so schnell rausbekommen haben, wahrscheinlich hat eine von den Schlafmützen im Freizeitraum geplappert. Aber da sie es nun mal wissen. Es stimmt, wir werden noch eine kleine Erkundungsfahrt machen. Es wäre ja möglich das noch jemand in den Überseedepartements überlebt hat!“
„Wozu? Wenn da noch ein paar Hütten stehen, was soll’s. Ich meine von mir aus fahren sie halt hin und sehen nach!“
„Schön das Sie das verstehen. Wir werden nur etwa eine Woche brauchen, dann sind wir wieder zurück. Sie werden gar nicht merken, dass wir weg sind. Aber deswegen habe ich sie nicht gerufen. Wir fahren gerade durch den Ärmelkanal und orten Schiffsverkehr. Mehrere Schiffe fahren über uns von England nach Frankreich. Haben sie dafür eine Erklärung?“
„Das ist ja interessant... Ähmm vielleicht ein paar Engländer, die nach Frankreich wollen?“
„Wahnsinnig witzig, sonst haben sie keine Idee!“
„Nein tut mir leid. Wie es aussieht haben in England Menschen überlebt und die fahren jetzt mit Schiffen gen Frankreich. Warum tauchen sie nicht auf und fragen sie, wer sie sind und so weiter!“
„Ich werde es mal ins Auge fassen. Danke sehr sie dürfen gehen!“
Er gibt Backes einen Wink und der bringt mich wieder zurück in unsere Kabine.
„Wollen sie mich wieder einsperren? Oder darf ich mich frei bewegen?“
„Sie dürfen sich in den Freizeiträumen aufhalten und werden gebeten die Arbeitsbereiche zu meiden!“
„Ich will ja nicht motzig werden aber ich dachte ich wäre hier Gast?“: beschwere ich mich.
„Sind sie auch, nur erfordern die Umstände eben sehr viel Vorsicht und Fingerspitzengefühl. Stellen sie sich mal vor was passiert wenn wir Ihnen jetzt alle unsere Pläne verraten und sie das dann brühwarm ihren Alienfreunden erzählen. Deshalb müssen wir sie weitestgehend von allen taktischen Informationen fernhalten. Sind sie jetzt zufrieden?“: erklärt er seine Gründe.
„Ja ich verstehe, es ist eben nun mal meine Natur neugierig zu sein... So ich gehe jetzt in den Freizeitraum und werde dort weiter arbeiten!“
„Einverstanden. Wenn es etwas neues gibt wird der Captain es sie wissen lassen“.
Ich nicke und gehe in den Freizeitraum. Zum Schreiben hab ich eigentlich keine Lust. Lesen kann ich nicht, zumindest keine französischen Bücher und zum Kartenspielen fehlt mir die Muße. Also gehe ich wieder in mein Quartier und lege mich aufs Bett. Nicht mal PinUps hängen an der Wand. Ich würde jetzt wahnsinnig gerne mit Carina schmusen und die Zeit totschlagen, aber leider ist sie nicht hier. Doch meine Phantasie kann sich lebhaft vorstellen wie toll es jetzt mit ihr wäre. Also gehe ich an den Laptop und baue ein paar „heiße Szenen“ in mein Manuskript ein. Als ich das hinter mir habe, fange ich noch an ein „Logbuch“ zu führen. Ich vermerke darin alles was mir auffällt und so passiert.
Zu den Schiffen im Ärmelkanal fällt mir aber wirklich nicht viel ein. Keine Ahnung was das jetzt zu bedeuten hat. Wahrscheinlich sind es irgendwelche Leute, die den Krieg überlebt haben und jetzt ausschwärmen um sich eine neue Heimat zu suchen. Ich will mich mit solchen „Kleinigkeiten“ gar nicht erst rum ärgern, sondern überlasse das dem Captain. Soll der sich drum kümmern. Ich bin in ein paar Tagen am Amazonas und alles andere ist jetzt erstmal zweitrangig.
So vergehen die Stunden und ich langweile mich zu Tode. Ich ziehe mich irgendwann um und mache etwas Sport. Meine Wing Tsun Kumpel treffe ich nicht an und muss mein Training daher alleine durchführen. Danach dusche ich mich und gehe einen Happen essen.
Dieser Ablauf wiederholt sich tagein tagaus bis ich nach 4 Tagen zum Captain gerufen werde.
Er unterstellt mich Leutnant Backes, damit dieser mir zeigt wie ich aus dem Boot raus komme.
Es folgen drei Tage lang Unterweisungen. Ich bekomme erklärt wie man das Miniboot steuert. Eine
Einweisung zu Thema tauchen und noch ein paar Typs zu den Tücken der Technik.
Dann am Ende des dritten Tages komme ich zum Captain und werde verabschiedet.
„So Mr. Schneider. Wir haben unser Ziel erreicht und jetzt müssen sie leider aussteigen. Bis zur Basis sind es noch etwa 5 km. Das sollte zu schaffen sein. Wir werden sie in genau zehn Tagen wieder hier abholen. Leutnant Backes hat Ihnen ja erklärt wie wir das in etwa bewerkstelligen und mir bleibt eigentlich nichts weiter als Ihnen viel Glück zu wünschen und das sie ihre Mission erfolgreich beenden werden!“
„Na vielen Dank für alles und bis dann in zehn Tagen. Ach ja bevor ich es vergesse, was für Schiffe waren es denn nun im Kanal?“
„Wir wissen es nicht- noch nicht, auf dem Rückweg werden wir es bestimmt erfahren!“
„O.k. dann mach ich mich jetzt mal auf den Weg!“
„Wir werden sie noch begleiten bis in den vorderen Torpedoraum. Wie es dann weitergeht wissen sie ja“.
Ich nicke und wir gehen dann zusammen Richtung Ausgang.
Im Torpedoraum ziehe ich meinen Taucheranzug an und schultere die Luftflaschen. Ich ziehe mir die Maske über und die Flossen. Ein letzter Test... alles funktioniert. Dann gebe ich allen noch einmal die Hand und kletterte dann in das enge Rohr. Besser gesagt ich werde geschoben. Dann beginnt der Ausstieg. Während ich in die Röhre eindringe höre ich noch wie es von draußen zu mir hinein schallt.
„Ausstiegstiefe erreicht, Tiefe, 15m. Boot steht in der Strömung, Richtung 270°. Alles bereitmachen zum Ausstoß!
Dann fällt die Luke zu und ich bin alleine. Es ist dunkel aber warm. Nach etwa 10 Sekunden wird geflutet. Das warme Wasser strömt von unten und füllt die Röhre innerhalb weniger Sekunden.
Jetzt atme ich ruhig und sachte durch meinen Lungenautomaten. Es ist eine Spezialanfertigung für Kampftaucher. Das ausgeatmete Gas wird durch eine Kalipatrone geschickt und mit Sauerstoff angereichert. Dadurch verhindert man das Aufsteigen von verräterischen Luftblasen.
Als die Röhre gefüllt ist beginne ich im Wasser zu schweben, kurz danach öffnet sich die Mündungsklappe und ich sehe ganz schwaches Licht. Das Wasser ist etwas getrübt und strömt mir entgegen. Ich wedele mit den Beinen auf und ab und hangele mich mit den Armen aus dem Torpedorohr heraus. Als ich es geschafft habe, greife ich an meinem Gürtel und ziehe ein Messer heraus. Ich muss aufpassen dass ich mich an der Mündungsklappe festhalte um nicht von der Strömung vorgetrieben zu werden. Mit dem Knauf des Messers klopfe ich gegen das Boot und warte. Nach ein paar Augenblicken öffnet sich die Mündungsklappe des darunter gelegenen Torpedorohres. Dort ist mein Boot drin. Ich ziehe es an einer Leine aus dem Rohr und „sattle“ auf. Ich klopfe noch einmal mit dem Messer auf die Außenhaut und dann gebe ich Gas. Der Elektromotor springt an und ein Wasserstrahl strömt aus der Antriebsdüse. Ich werde merklich beschleunigt und fange an mit dem Ruder zu spielen. Der U-Wasserjet kommt auf Touren und bringt mich gut voran. Irgendwelches Grünzeug kommt mir entgegen und verfängt sich kurz in meinem Gesicht. Ich drücke den Steuerhebel nach hinten und steige auf. Es wird schnell heller und dann tauche ich auf. Mein Boot und ich springen kurz aus dem Wasser und dann geht es auch gleich weiter.
Jetzt sehe ich wo ich bin. Mitten auf dem riesigen Fluss, um mich herum ist nur Wasser und ich erkenne unscharf das Ufer. Die Wellen platschen gegen mein Visier und ich drossele etwas das Tempo. Jetzt kann ich mich besser orientieren und blicke mich erstmal um. Von der Avignon ist nichts zu sehen, überall nur der Amazonas und der Urwald. Am Himmel sehe ich Vögel, aber sie sind weit weg. Über dem Wald liegt noch etwas Nebel der durch den Wind zerfranst wird, wenn er über die Gipfel der Bäume bläst.
Ich bin also wirklich kurz vor meinem Ziel. Jetzt sehe ich nach vorne um eventuell etwas von meinem Ziel zu sehen. Doch die Sicht ist zu sehr vom morgendlichen Nebel versperrt. Es muss kurz nach Sonnenaufgang sein. Ein kurzer Handgriff am Gashebel und schon rausche ich davon. Immer tiefer und tiefer in die Mündung des Flusses. DuPont hatte mir gesagt es wären nur 5 Kilometer bis zum Außenposten der Aliens. Da ich keinen Kilometerzähler habe, bleibt mir nichts anderes übrig als einfach immer weiter zu fahren. Meine Geschwindigkeit kann ich nur schätzen vielleicht 20/25 km/h.
Ich fahre also ziemlich mittig auf dem Fluss und setze ab und zu mal ab um mir einen Überblick zu verschaffen. Nach etwa einer ¾ Stunde sehe ich den Ort meiner Bestimmung. Ich bin überwältigt. Über dem Fluss ist eine riesige Stadt entstanden. Ich erkenne sie schon von weitem. Zuerst war ich getäuscht, weil ich dachte das weiße, silbrig glänzende wäre noch der Rest des Morgennebels. Aber bei näherer Betrachtung erkenne ich das es etwas künstliches ist. Ich fahre immer näher heran und erkenne nach und nach die Details. Ich sehe so etwas wie eine Satellitenschüssel und Antennen. An den Seiten sitzen Lasertürme und Sensoren. Man müsste mich eigentlich längst entdeckt haben, denke ich mir.
Aber nicht nur über dem Fluss haben die Außerirdischen ihre Stadt angelegt auch die Ufer links und rechts wurden zugebaut. Es sieht aus als wäre alles aus Stahl und Marmor. Ich kann die Größe des Komplexes nur schätze. Es könnten mehrere km2 sein. Links und rechts am Ufer wurden Kaimauern errichtet und auch Treppen, die ins Wasser hineingehen.
Ich fahre immer näher heran und sehe einige Menschen die im Fluss baden. Auf sie fahre ich zu. Als ich das Ufer mit den Treppen erreiche, stoppe ich das Boot und steige ab. Unter mir ist fester Grund und ich kann mich aufrichten. Die Menschen die im Wasser baden registrieren zwar meine Ankunft, aber es bringt sie nicht besonders aus der Ruhe. Sie waschen sich und einige sonnen sich sogar schon. Alle sind nackt und fröhlich. Ich schleppe mein Boot ins seichte Wasser und dann lege ich erstmal meine schwere Ausrüstung ab. Zwei von den Menschen kommen dann neugierig zu mir und sprechen mich an. Leider verstehe ich sie nicht, es klingt Portugiesisch.
„Tut mir leid ich versteh sie nicht, mein Name ist Stephan. Wo sind eure Anführer!“
Sie sehen mich an und kucken ungläubig. Sie verstehen ebenfalls nicht. Ich ziehe mich weiter aus und stehe dann ebenfalls ziemlich nackt da. Dann höre ich von oben meinen Namen. Ich drehe mich in Richtung des Geräuschs und sehe die Treppenstufen hinauf. Dort steht oben in weiße, transparente Gewänder eine bildhübsche Frau und ruft erneut meinen Namen.
„STEPHAN? Sind Sie der Mann den die Menschen geschickt haben?“
„..JA! Warum sprechen sie Deutsch?“: frage ich verdutzt.
„Komm bitte. Wir warten schon auf dich.... Mach dir keine Sorgen wegen des Fahrzeugs. Man wird sich darum kümmern!“: sagt sie und streckt mir ihre Hand entgegen. Der Wind spielt mit ihren Haaren und dem leichten Kleid, sie ist umwerfend schön.
Ich lege alles hin und steige die Stufen hinauf bis zu meiner Empfangsdame. Ich mustere sie wie ich alle Frauen mustere. Irgendwie erinnert sie mich an Petra Verkaik, ein berühmtes Playboy Modell. Was für ein Prachtweib! Ihre dunkelbraunen Haare flattern leicht mit dem Wind mit und der dünne Stoff zeigt mehr als er verdeckt. Ich erkenne ihre Brustwarzen und ihren schwarzen Pelz, beides schimmert durch den transparenten Stoff. Das macht sie attraktiver als wenn sie ganz nackt wäre. Obwohl mich das auch nicht stören würde, bin nicht verklemmt oder so. Ihre Haut ist schön gebräunt und makellos und ihre Stimme ebenso: „Willkommen bei uns Stephan. Ich hoffe die Fahrt war nicht zu schwierig?“
„Nein, es ging. Woher wissen sie meinen Namen. Den können sie doch gar nicht wissen!“
„Wir wissen mehr als du ahnst. Außerdem hast du ihn doch eben schon gesagt! Schreibst du schon dein Buch?“
„JA, woher wissen sie..?“
„Du wirst alle Antworten bekommen die du brauchst. Hab Geduld... Komm... ich bringe dich zu den Meistern!“: sagt sie ganz beruhigend und fast meine Hand. Sie geht los und ich folge ihr. Wir gehen über einen großen Platz. Überall gehen und stehen Menschen. Ich erkenne ein paar Symbole auf dem Boden. Dreiecke, Davidssterne, Kreise und dergleichen. Dann sehe ich auch die Erbauer dieser gigantischen Anlage. Es sind dieselben Maschinen wie ich sie bis vor kurzen bekämpft habe. Bei diesen hier aber fehlen die Laserwaffen, man hat sie ausgetauscht gegen flexible Greifarme. Mit denen arbeiten sie jetzt und erschaffen in Windeseile alle möglichen Gebäude und Einrichtungen.
Ich will stehenbleiben um mich umzusehen, aber meine Empfangsdame zieht mich sanft, aber bestimmt zu sich heran und dann weiter zum Haupteingang des Hauptgebäudes. Ich bin versucht sie anzubaggern. Immer wieder schiele ich auf ihren Po. Ein Traumarsch wackelt da vor mir.
„Gefalle ich dir Stephan?“: fragt sie.
„Hmmh ja alles dran. Wie heißt du denn, du zauberhaftes Wesen!“:
„Angelique. Man hat mich extra ausgewählt und ausgebildet damit ich dich begrüßen kann!“
„Schön!“
Sie lacht mich an und blinzelt mir verführerisch zu. Wir gehen auf das Tor zu und wie von Geisterhand öffnet es sich. Dahinter befindet sich eine riesige Halle, wie eine Kathedrale sieht es aus, nur moderner.
Ich bin am Ziel meiner Reise.