Читать книгу Unternehmenskauf bei der GmbH - Stephan Ulrich - Страница 166
ОглавлениеI. Einführung
1. Ausgangslage
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Im Fokus der Due Diligence Prüfung stehen die finanzielle, rechtliche und steuerliche Analyse. Empirischen Untersuchungen zufolge waren bei mehr als 80 % aller durchgeführten Due Diligence Prüfungen diese drei Kernbereiche Gegenstand der Analyse. Demgegenüber wurde lediglich bei ca. 50 % der Untersuchungen eine technische Überprüfung des Kaufobjektes durchgeführt.[1]
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Die Relevanz technischer Aspekte bei Unternehmenstransaktionen ist steigend, da gerade bei der Übernahme eines Unternehmens die mangelnde Berücksichtigung des Faktors Technologie neben unzureichender Planung und Integration als einer der Hauptgründe für einen späteren Misserfolg gilt.[2]
2. Zielsetzung
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Motivation zur Durchführung einer technischen Due Diligence ist die Frage, ob die technischen Rahmenbedingungen des Ziel-Unternehmens hinreichend ausgereift und implementierbar sind, um die vom Käufer in dessen Geschäftsplan vorausgesetzten Cashflows zu generieren.[3]
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Hierfür gilt es, eine Prognose über die zukünftige Entwicklung des Unternehmens zu treffen. Dabei setzt sich die zu bewertende Technologie des Zielunternehmens aus dessen Fähigkeiten, dem Wissen und der Qualifikation zur Lösung technischer Probleme sowie aus den zur Umsetzung der Geschäftstätigkeit notwendigen Ressourcen zusammen. Hierzu zählen die materiellen Gegenstände (Produktionsanlagen, Maschinen, Gebäuden, technische Infrastruktur) und die immateriellen Gegenstände (Patente, Lizenzen, Fähigkeiten, Knowhow, Qualifikationen).[4]
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Technologien durchlaufen ebenso wie Produkte einen Lebenszyklus, in dessen unterschiedlichen Phasen sie einen mehr oder weniger großen Beitrag zum Unternehmenserfolg beisteuern. Bei der Prüfung spielt neben dem Finanz- und Sachpotential auch die Qualifikation des Personals eine Rolle. Hierbei steht die Frage im Fokus, welche Technologie momentan und zukünftig den größten Beitrag zum Erfolg des Zielunternehmens leistet.[5]
3. Zeitlicher Ablauf
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Ungeachtet unterschiedlicher Rahmenbedingungen wie Branche oder Unternehmensgröße lässt sich der Ablauf einer technischen Due Diligence grob in fünf Phasen unterteilen:[6]
– | Kick-Off-Meeting, Zieldefinition, Planung, |
– | Informationserhebung, |
– | Betriebsbegehung, |
– | Auswertung und Berichterstellung, |
– | Abschlussgespräch. |
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In der ersten Phase werden Ausgangssituation und Beweggründe der Untersuchung zwischen Käufer und Berater geklärt. Hierzu werden in einem einführenden Kick-Off-Meeting zum Projektstart die vertragsrelevanten Informationen, der Umfang der Untersuchung und ein Zeitplan für deren Gang festgelegt. Hierbei ist die Formulierung von Ergebniserwartungen bzw. Hypothesen bedeutsam für die erfolgreiche Durchführung der Analyse. Neben Wachstumszielen stehen vor allem der Know-how- bzw. Technologieerwerb und die Erzielung von Synergien im Mittelpunkt.[7]
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In einer zweiten Phase werden die grundlegenden Informationen, wie bspw. Anlagenbestand, -umfang, -alter etc. aufgenommen. Dabei ergänzen Checklisten und Befragungen die aufgenommenen Grundinformationen, die für eine erfolgreiche und ganzheitliche Bewertung des Zielunternehmens durch den Berater unverzichtbar sind.
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Nachdem alle grundlegenden Daten des Zielunternehmens erfasst sind, kommt es in einer dritten Phase zu einer Besichtigung des Standortes, bei der zunächst das äußerliche Erscheinungsbild des Zielunternehmens überprüft wird. Erste Eindrücke von der Effektivität des Produktionsablaufes, der Sorgfalt in der Produktion, aber auch von Schwachstellen werden gewonnen. Anschließend vervollständigen die Befragung und die Einbindung der Belegschaft die gewonnenen Eindrücke.
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In der vierten Phase werden die aufgenommenen Daten, Checklisten, Notizen, Arbeitspapiere und Eindrücke der Standortbesichtigung zusammengetragen. Aus diesen Daten lässt sich eine umfassende Analyse und Bewertung der Chancen und Risiken des Zielunternehmens ableiten. Am Ende fließen alle Informationen in den Abschlussbericht über die technische Due Diligence. Ein ausführliches Reporting mit einer entscheidungsorientierten Bewertung des Zielunternehmens (die in der Regel mit einer Handlungsempfehlung für den Auftraggeber abschließt) rundet die technische Überprüfung ab.
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In der fünften Phase erfolgt ein abschließendes Gespräch zwischen Berater und Käufer. Dieses beinhaltet eine Zustandsbewertung, eine Kostenaufstellung, einen Investitionsplan sowie die Identifizierung von festgestellten Mängeln und Risiken.