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(71) Einsatz und Treue für seine Klienten ließ er nicht einmal als junger Mann vermissen. Den vornehmen jungen Masintha raubte er, da er ihn gegen König Hiempspal so aufgeregt verteidigt hatte, dass er dem Sohn König Iubas bei einem Wortwechsel an den Bart ging; als sein Schützling darauf zu einer Zahlung verurteilt worden war, entriss er ihn denen, die ihn fortziehen wollten, und verbarg ihn lange bei sich. Und als er seine Prätur niederlegte und nach Hispanien aufbrach, brachte er ihn auf seiner Sänfte zwischen einem Ehrengeleit und seinen Liktoren weg.

(72) Seine Freunde behandelte er immer mit solcher Liebenswürdigkeit und Nachsicht, dass er C. Oppidus, der ihn auf einem Waldweg begleitete und plötzlich von einer Krankheit befallen wurde, die Herberge, die die einzige war, überließ und selbst auf dem Boden unter freiem Himmel übernachtete. Als er aber die Macht übernommen hatte, beförderte er auch einige niederer Abstammung in die höchsten Ehrenämter, obwohl er dafür kritisiert wurde. Da bekannte er offen, dass er, wenn er die Hilfe von Landstreichern und Mördern zur Wahrung seiner Ehre gebraucht hätte, sich gleichermaßen solchen Leuten dankbar erweisen würde.

(73) Dagegen nahm er Rivalitäten niemals so schwer, dass er nicht, wenn sich die Gelegenheit bot, diese gerne beendete. Für C. Memmius wurde er sogar, nachdem er dessen heftigen Anwürfen mit nicht geringerer Schärfe schriftlich geantwortet hatte, zum Stimmwerber bei dessen Konsulatsbewerbung. C. Calvus, der nach ehrenrührigen Epigrammen durch Freunde um Versöhnung anhalten ließ, schrieb er freiwillig, und zwar als Erster. Valerius Catullus, von welchem er nicht leugnete, dass er durch seine Verse auf Mamurra ihn selbst dauerhaft gebrandmarkt hatte, lud er, als dieser um Entschuldigung bat, am selben Tag zum Abendessen und blieb sein Gastfreund, wie er es bei seinem Vater gewohnt war.

(74) Aber auch in der Rache an den Piraten war er von seinem Wesen her sehr milde, denn nachdem er von diesen gefangen worden war und ihnen, für den Fall, dass er ihnen entkommen würde, geschworen hatte, dass er sie ans Kreuz schlagen werde, befahl er, dass sie zuerst erwürgt und dann gekreuzigt würden. Cornelius Phagita, dessen nächtlichem Überfall er, als er krank und verborgen dalag, nur mit Mühe entkam und dem er, um nicht zu Sulla geführt zu werden, ein Lösegeld zahlen musste, trachtete er niemals zu schaden. Philemon, seinen Sklaven und Sekretär, der seinen Feinden versprochen hatte, ihn mit Gift zu töten, bestrafte er nicht schwerer als durch eine einfache Hinrichtung. 2 Gegenüber Publius Clodius, der mit seiner Frau Pompeia Ehebruch begehen wollte und der aus diesem Grund wegen Störung eines Gottesdienstes angeklagt wurde, leugnete er, irgendetwas vorbringen zu können, obwohl seine Mutter Aurelia und seine Schwester Iulia bei denselben Richtern alles wahrheitsgetreu vorgetragen hatten. Gefragt nun, warum er sich dann von seiner Frau geschieden habe, antwortete er: „Weil es sich gehört, dass meine Angehörigen ebenso vom Verdacht wie von dem Verbrechen selbst frei sind.“

(75) Mäßigung aber und Güte ließ er ebenso wie in der Verwaltung so auch im Bürgerkrieg auf bewundernswerte Weise walten. Während Pompeius anzeigte, dass er nun als Feind behandle, wer der res publica nicht helfe, erklärte er selbst, dass er die Neutralen zwischen den Parteien zu seiner Seite rechne. All denen aber, welchen er nach der Empfehlung des Pompeius Offiziersränge verliehen hatte, gewährte er die Möglichkeit, zu ihm überzulaufen. 2 Als die Bedingungen der Kapitulation bei Ilerda verhandelt wurden und daher zwischen beiden Teilen beständig Umgang und Handel stattfand, ließen Afranius und Petreius die in ihrem Lager ergriffenen Caesarianer aus plötzlicher Reue [über ihre eigene Verhandlungsbereitschaft] töten, da duldete er nicht, dass die gegen ihn zugelassene Treulosigkeit nachgeahmt würde. In der Schlacht von Pharsalos verkündete er, dass die Bürger geschont werden sollten, schließlich verwehrte er niemandem, eine nahestehende Person der Gegenseite zu retten. 3 Und kein Toter wurde gefunden, der nicht in der Schlacht gefallen war, außer freilich den jungen Männern Afranius und Faustus und Lucius Caesar, und nicht einmal diese sollen mit seiner Einwilligung getötet worden sein. Von diesen hatten die beiden ersten, nachdem sie zunächst seine Gnade erlangt hatten, dennoch einen Aufruhr veranstaltet und Caesar ließ sie, nachdem seine Freigelassenen und Sklaven mit Eisen und Schwert auf grausame Weise getötet worden waren, indem er Spiele mit wilden Tieren veranstaltete, hinrichten. 4 Schließlich gestattete er in der letzten Zeit auch all denen, denen er noch nicht verziehen hatte, dass sie nach Italien zurückkehrten und Ämter und Kommandos übernahmen. Aber auch die Statuen Lucius Sullas und des Pompeius, die das Volk umgestürzt hatte, ließ er wieder aufrichten. Und wenn später etwas Schlimmes gegen ihn gedacht oder gesagt wurde, wollte er lieber nur Einhalt gebieten, statt es zu bestrafen. 5 Daher verfolgte er auch aufgedeckte Verschwörungen und nächtliche Zusammenkünfte nicht stärker, als dass er durch ein Edikt erklärte, dass sie ihm bekannt seien, und bei denen, die bitter gegen ihn redeten, reichte es ihm, sie in den Volksversammlungen zurechtzuweisen, damit sie nicht weitermachten. Dem höchst verbrecherischen Buch A. Caecinas und den überaus beleidigenden Gedichten des Pitholaos stand er trotz seines verletzten Ansehens mit der Gleichmut eines Bürgers gegenüber.

(76) Es belasten ihn aber dennoch seine übrigen Taten und Aussprüche, sodass man schon seinen Missbrauch der Macht erkennen und seinen Tod als gerecht einstufen kann. Denn nicht nur zu große Ehren nahm er an: das ununterbrochene Konsulat, die Diktatur auf Lebenszeit, die Sittenaufsicht, den Titel Imperator, den Titel pater patriae, eine Statue in der Reihe der Könige, einen Thron in der Orchestra. Er duldete sogar, dass ihm übermenschliche Ehren zuteil wurden: einen goldenen Sessel in der Kurie und vor der Richterbühne, einen Götterwagen und eine Sänfte für den Umzug im Zirkus, Tempel, Triumphbögen, sein Bild neben dem der Götter, dass er auf dem Platz der Götter saß, einen eigenen Flamen, eigene Priesterbruderschaft, die Benennung eines Monats nach ihm, und keine Ehrung nahm und gab er nicht gerne nach Gutdünken. 2 Das dritte und vierte Konsulat übte er nur dem Namen nach aus, indem er zufrieden war mit der Amtsgewalt der Diktatur, die ihm zugleich mit den Konsulaten übertragen worden waren, und für beide Jahre setzte er stellvertretende Konsuln ein, jeweils für die letzten drei Monate, sodass es in der Jahresmitte keine Wahlversammlung gab außer der für die Tribunen und die Ädilen der Plebs, und er setzte Präfekten statt Prätoren ein, die in seiner Abwesenheit die städtischen Angelegenheiten verwalteten; als am letzten Tag des Jahres aber plötzlich ein Konsul starb, vergab er das frei gewordene Amt für wenige Stunden an einen, der sich darum bewarb. 3 Mit derselben Selbstherrlichkeit verlieh er unter Verachtung der Sitten der Vorfahren Ämter auf mehrere Jahre, gestand zehn Männern die prätorischen und konsularischen Würden zu und nahm solche, die erst das Bürgerrecht erlangt hatten, und einige halbbarbarische Gallier in die Kurie auf. Außerdem stellte er seine eigenen Sklaven an die Spitze der Münze und der öffentlichen Abgaben. Über drei Legionen, die er in Alexandria zurückgelassen hatte, trug er das Kommando dem Sohn seines Freigelassenen Rufinus auf, seinem Buhlknaben.

(77) Und kein kleineres Zeichen seiner Zügellosigkeit setzte er öffentlich, als er, wie Titus Amp[r]ius schreibt, sagte: Die res publica sei nichts, nur ein Name ohne Inhalt und ohne Aussehen. Sulla hätte nichts von der Politikwissenschaft gewusst, als er die Diktatur niederlegte. Die Menschen müssten überlegter mit ihm reden und, was er sagt, für ein Gesetz halten. Ja, in seiner Anmaßung schritt er so weit fort, dass er, als ein Eingeweideschauer, der meldete, dass die Eingeweide traurig aussähen und kein Herz da sei, antwortete, die Zukunft sei glücklich, wenn er es nur wolle, und er brauche es nicht für ein schlimmes Vorzeichen zu halten, wenn einem Vieh das Herz fehle.

(78) Besonders aber und unsagbar war die Abneigung, den er vor allem durch das folgende Ereignis erregte: Als zu ihm einige Senatoren kamen, die ihm mehrere, für seine Person höchst ehrenvolle Beschlüsse überreichten, da empfing er sie sitzend vor dem Venustempel. Einige glaubten, er sei von Cornelius Balbus zurückgehalten worden, als er versuchte aufzustehen, andere sagten, er habe gar nicht erst versucht aufzustehen und habe sogar die Ermahnung des C. Trebatius aufzustehen, mit einem wenig freundlichen Blick beantwortet. 2 Und dieses sein Verhalten schien noch unerträglicher zu sein, als er damals, da er selbst einen Triumph feierte und am Tribunenstuhl vorbeifuhr und einer aus dem Kollegium, nämlich Pontius Aqulia, sich nicht erhob, so empört gewesen sei, dass er ausrief: „Fordere also von mir, Tribun Aquila, die res publica zurück!“ Und er enthielt sich nicht, mehrere aufeinander folgende Tage hindurch jedem alles zu versprechen mit der Einschränkung: „Wenn es nur von Pontius Aquila gestattet wird.“

(79) Zu dieser so hervorstechenden Schande des verachteten Senats fügte er noch viel anmaßender eine weitere: Denn als er am Opferfest der Latiner zurückkehrte unter maßlosen und unerhörten Zurufen des Volkes, setzte einer aus der Schar seiner Statue einen Lorbeerkranz auf, der von einem weißen Band umwunden war, und die Volkstribunen Epidius Marullus und Caesetius Flavus befahlen, dass dem Kranz das Band abgezogen werden solle und der Mann in Fesseln zu legen sei, da beraubte er, betrübt entweder darüber, dass die Erwähnung seiner königlichen Würde so misslungen war, oder darüber, wie er sagte, dass ihm die Möglichkeit der ehrenvollen Zurückweisung genommen worden sei, die Tribunen, die er heftig schalt, ihrer Amtsgewalt. 2 Es gelang ihm aber nicht, nach dieser Unverfrorenheit den Verdacht abzuschütteln, dass er den Königstitel anstrebe, auch wenn er dem Volk, das ihn als König begrüßte, antwortete, er sei Caesar, nicht ein König, und wenn er auch bei den Lupercalien die ihm von der Rostra aus von Konsul Antonius angebotene Krone mehrfach von seinem Kopf wieder herunternahm und auf dem Kapitol dem Iupiter Optimus Maximus schickte. 3 Ja es wuchs sogar das Gerücht, er werde nach Alexandria gehen oder Troja, wenn erst alle Kräfte dorthin übertragen worden seien und Italien durch Aushebungen so erschöpft sein und er die Sorge für die Stadt seinen Anhängern übertragen haben würde. Demnächst würde im Senat aber L. Cotta, einer der Fünfzehner, die die Sibyllinischen Bücher auslegten, den Urteilsspruch sagen, dass die Parther nur von einem König würden besiegt werden können, und folglich Caesar zum König ausrufen.

(80) Dies war der Grund für die Verschwörer, die beschlossenen Taten vorzuziehen, damit ihnen die Notwendigkeit erspart bliebe, dem zuzustimmen. Die Beratungen, die zuvor zerstreut stattgefunden hatten und bei denen es je zwei oder drei Teilnehmer gegeben hatte, wurden folglich zentral zusammengezogen, da nicht einmal mehr das Volk mit der gegenwärtigen Lage zufrieden war, sondern heimlich und öffentlich seine Absetzung und einen Retter forderte. 2 Den Fremden, die in den Senat aufgenommen worden waren, wurde ein Schriftstück vorgelegt: „Von Amts wegen: dass nicht jemand einen neuen Senator in die Kurie führen wolle!“ Und so sang die Masse:

„Die Gallier führte Caesar in seinen Triumphzug,

ebenso in die Kurie,

Die Gallier legten die Hosen ab und die Purpurstreifen an!“

Als der Suffektkonsul (für drei Monate) Q. Maximus das Theater betrat und ein Liktor gewohnheitsmäßig den Gruß befahl, riefen alle, dass dieser kein Konsul sei. 3 Nachdem die Tribunen Caesetius und Marullus abgesetzt worden waren, fand man sie in der nächsten Wahlversammlung, da sie mit sehr vielen Stimmen als Konsulatskandidaten benannt wurden. Einige schrieben unter die Statuen von Lucius und Brutus: „O dass du noch leben würdest!“ – Ebenso unter Caesars eigene:

„Weil Brutus die Könige vertrieb, wurde er der erste Konsul,

dieser hier wurde, weil er die Konsuln vertrieb,

schließlich zum König gemacht.“

4 Es verschworen sich gegen ihn mehr als sechzig Männer, wobei C. Cassius sowie M. und D. Brutus die Anführer der Verschwörung waren. Diese zögerten zuerst, ob sie ihn auf dem Marsfeld, während er in der Volksversammlung die Tribus zur Abstimmung aufrief, aufgeteilt von der Brücke stürzen sollten, um ihn dann aufzufangen und zu töten, oder auf der Via Sacra oder am Eingang des Theaters anzugreifen, doch als der Senat auf die Iden des März in das Pompeiustheater gerufen wurde, bevorzugten sie diese günstige Zeit und den Ort.

(81) Aber Caesars bevorstehende Ermordung wurde durch offensichtliche Vorzeichen angekündigt. Wenige Monate, nachdem in die Kolonie Capua aufgrund der lex Iulia Siedler geschickt worden waren und zur Errichtung ihrer Landhäuser die ältesten Gräber zerstört und da sie dies umso eifriger getan hatten, weil sie dabei einige kunstvolle Gefäße alter Meister fanden, wurde auch eine Bronzetafel an einem Denkmal entdeckt, unter welchem Capys, der Gründer Capuas begraben gewesen sein soll, mit einer Inschrift in griechischer Schrift und Sprache folgenden Inhalts: Wann auch immer die Gebeine des Capys entdeckt würden, werde es geschehen, dass ein Nachkomme von der Hand seiner Verwandten getötet und bald durch eine schreckliche Niederlage Italiens gerächt würde. 2 Bürge dieser Sache ist Cornelius Balbus, der engste Vertraute Caesars, niemand mag sie für erfunden oder sagenhaft halten. Wenige Tage später erfuhr er, dass die Herde der Pferde, welche er bei der Überschreitung des Flusses Rubikon geweiht hatte und frei und ohne Bewachung losgelassen hatte, vehement das Futter verweigerten und Tränenbäche vergössen. Und als er opferte, mahnte ihn der Haruspex Spurinna, er solle sich vor einer Gefahr hüten, die nicht später als an den Iden des März eintreten werde. 3 Am Vortag aber dieser Iden flog ein Zaunkönig mit einem goldenen Zweiglein im Schnabel in die Kurie des Pompeius und diesem folgten Vögel verschiedener Art aus dem nahegelegenen Hain, die sich dort verteilten. In der Nacht aber, auf welche der Tag der Ermordung folgte, hatte er selbst im Schlaf eine Erscheinung, dass er nämlich über den Wolken fliege, ferner, dass er die Rechte Iupiters berühre. Und seiner Frau Calpurnia träumte, dass der Giebel des Hauses einstürzte und ihr Ehemann in ihren Schoß geworfen werde. Und plötzlich öffneten sich die Türen des Zimmers von selbst. 4 Deswegen und ebenso wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zögerte er lange, ob er lieber dableiben und das, was er im Senat zu verhandeln hatte, aufschieben sollte, als endlich D. Brutus kam und ihn ermunterte, dass er die vielen Versammelten und schon lange Wartenden nicht noch länger hinhalte. Da machte er sich um die fünfte Stunde auf und legte das Schriftstück, das den Hinterhalt ankündigte, das ihm von einem Entgegenkommenden gereicht wurde, zu den übrigen Schriftstücken, welche er in der linken Hand hielt, als ob er sie demnächst lesen wollte. Dann ging er, obwohl er, nachdem mehrere Opfer dargebracht worden waren, keine glückliche Aussage erlangen konnte, unter Geringschätzung aller Bedenken in die Kurie, unter, und lachte Spurinna aus wie einen, der falsche Gefahren voraussagte, da ohne allen Schaden für ihn die Iden des März herbeigekommen waren. Gleichwohl sagte er, dass sie gekommen, nicht vorübergegangen seien.

(82) Als er sich niedersetzte, umstanden ihn die Verschwörer unter dem Anschein, ihm die Ehre zu erweisen, und sofort trat Cimber Tillius, der den ersten Teil übernommen hatte, als sei er im Begriff, ihn etwas zu fragen, näher heran, und indem Caesar ihm abwinkte und es mit einer Handbewegung auf einen späteren Zeitpunkt verschob, ergriff ihn Tillius an beiden Schultern an der Toga. Darauf rief Caesar: „Das ist rohe Gewalt!“, und einer der beiden Casci verwundete ihn leicht ein wenig unterhalb des Schlüsselbeins. 2 Caesar riss Cascas Arm weg und durchbohrte ihn mit dem Stilus, und er versuchte nach vorne zu springen, wurde aber durch eine weitere Wunde gebremst. Als er begriff, dass er von allen Seiten mit Messern angegriffen wurde, bedeckte er sein Haupt mit der Toga und zog den linken Bausch zugleich mit der linken Hand bis über die Beine, sodass er umso vornehmer zu Boden fiel, indem auch der untere Teil des Körpers verhüllt war. Und so wurde er von 23 Stichen durchbohrt, wobei er nur beim ersten Stich ein stimmloses Stöhnen von sich gab, auch wenn einige überliefern, er habe zu M. Brutus gesagt: „Auch du, mein Kind!“ 3 Nachdem alle entsetzt geflohen waren, lag er eine Weile da, bis er auf eine Sänfte gelegt wurde, indem ein Arm herunterhing, und drei Sklaven ihn heimholten. Und unter diesen vielen Wunden wurde, wie der Arzt Antistius einschätzte, keine tödliche gefunden, außer der, welche er als die zweite in den Oberkörper erhalten hatte. 4 Es war die Absicht der Verschwörer, den Leichnam des Ermordeten in den Tiber zu ziehen, seine Güter zu verteilen, seine Anordnungen aufzuheben, aber aus Furcht vor Konsul M. Antonius und dem Reiteroberst Lepidus nahmen sie davon Abstand.

(83) Folglich wurde auf Forderung seines Schwiegervaters L. Piso sein Testament eröffnet und im Haus des Antonius vorgelesen, welches er an den Iden des vorigen September in seinem Landgut bei Lavicum verfasst und der obersten Vestalin anvertraut hatte. Q. Tubero berichtet, dass er von seinem ersten Konsulat bis zum Anfang des Bürgerkrieges als Erben üblicherweise Cn. Pompeius aufgeschrieben habe und dies in der Heeresversammlung vorgelesen worden sei. 2 Doch in seinem jüngsten Testament setzte er drei Erben ein, die Enkel seiner Schwestern, C. Octavius zu drei Vierteln, L. Pinarius und Q. Pedius für das restliche eine Viertel. Ganz am Ende nahm er C. Octavius als Sohn an und verlieh ihm seinen Namen. Die meisten seiner Mörder benannte er zu Betreuern seines Sohnes, falls ihm einer geboren würde, sogar D. Brutus unter den Zweiterben. Dem Volk vermachte er die Gärten am Tiber als öffentliche Parkanlage und pro Mann je 300 Sesterzen.

(84) Nach Ankündigung der Beisetzung wurde ein Scheiterhaufen im Marsfeld errichtet neben dem Grabhügel Iulias und vor der Rednertribüne ein goldenes Bild des Tempels der Venus Genetrix, in dessen Innerem eine elfenbeinerne Liege mit einer Decke aus Gold und Purpur, und an der Kopfseite ein Siegesmonument mit dem Gewand, in welchem er ermordet worden war. Denen, die Geschenke brachten, wurde, weil ein Tag nicht auszureichen schien, die Vorschrift erteilt, dass sie ohne bestimmte Ordnung, jeder auf dem Weg, auf dem er wolle, dieselben zum Marsfeld bringen sollten. 2 Bei den Spielen wurden einige Lieder gesungen, die dem Mitgefühl und dem Hass wegen seiner Ermordung angemessen waren und aus dem „Waffengericht“ des Pacuvius stammten:

Habe ich sie denn gerettet, damit die lebten,

die mich verdarben?

Und aus der „Electra“ des Acilius einen ähnlichen Satz. Anstelle einer Laudatio ließ Konsul Antonius durch den Herold einen Senatsbeschluss verkünden, wonach ihm gleichzeitig alle menschlichen und göttlichen Ehren erteilt wurden, ebenso einen Eid, durch welchen sie alle zum Heil eines Einzigen verpflichtet hatten. Dem fügte er nur wenige Worte von sich selbst hinzu. 3 Die Bahre trugen die Beamten und die, welche Ämter ausgeübt hatten, vor die Rostra ins Forum. Weil diese ein Teil im Tempel des Kapitolinischen Iupiters, ein anderer in der Kurie des Pompeius zu verbrennen beschlossen hatte, entzündeten plötzlich zwei Männer, mit Schwertern gegürtet und mit Wurfspießen, mit brennenden Wachsfackeln das Feuer, und entschlossen warf die Menge der Umstehenden mit dürren Zweigen und mit den Sitzen der Gerichtstribüne und was sonst noch an Geschenken da war darauf. 4 Dann zogen die Flötenspieler und Schauspieler und Künstler die Gewänder, in welche sie sich aus der Ausstattung der Triumphzüge zum gegenwärtigen Gebrauch gehüllt hatten, aus, zerrissen sie und warfen sie in die Flammen. Die Veteranen ihre Waffen, mit denen geschmückt sie das Begräbnis gefeiert hatten. Die Mütter gaben auch ihren meisten Schmuck dazu, den sie trugen, und die Kapseln ihrer Kinder und die Purpurtogen ihrer Kinder. 5 In der höchsten öffentlichen Trauer klagte die Menge der auswärtigen Völker rundherum, jedes auf seine Weise, besonders die Juden, die auch in den folgenden Nächten den Scheiterhaufen besuchten.

(85) Das Volk eilte sofort mit Fackeln vom Begräbnis zum Haus des Brutus und des Cassius und wurde dort nur mit Mühe ferngehalten. Den ihnen entgegenkommenden Helvius Cinna erschlugen sie aufgrund einer Verwechslung seines Namens, als ob er Cornelius wäre, welchen man gerade suchte, da er am Vortag schwer gegen Caesar gewettert hatte, und sie trugen seinen Kopf, den sie auf eine Lanze gesteckt hatten, herum. Später stellte man im Forum eine mächtige Säule auf aus numidischem Stein, fast 20 Fuß hoch, und schrieb darauf: „Dem Vater des Vaterlandes.“ Lange Zeit pflegte man bei dieser zu opfern, Gelübde abzulegen und Streitigkeiten durch Eide auf Caesar zu schlichten.

(86) Bei einigen seiner Leute hinterließ Caesar den Verdacht, dass er weder länger habe leben wollen noch sich um sich selbst gesorgt habe, weil er eine schwache Gesundheit gehabt habe, und daher habe er die Bedenken und Vorzeichen der Freunde vernachlässigt. Es gibt einige, die glauben, dass er im Vertrauen auf jenen jüngsten Senatsbeschluss und den Eid sogar die hispanische Wache mit ihren blanken Schwertern weggeschickt habe. 2 Andere dagegen glauben, dass er lieber die überall drohenden Hinterhalte einmal auf sich nehmen wollte, als sich ewig davor in Acht zu nehmen. Gewöhnlich soll er gesagt haben: Es käme nicht so sehr für ihn als für die res publica darauf an, dass er heil bleibe, er hätte schon längst Macht und Ruhm hinreichend erlangt. Die res publica aber werde, wenn ihm etwas geschehe, nicht ruhig werden, sondern unter schlechteren Bedingungen in einen Bürgerkrieg versinken.

(87) Dies steht aber unter fast allen fest, dass ein solcher Tod ihm fast nach Wunsch zuteil geworden ist. Denn ein gewisser Kyros, wie er bei Xenophon [Kyropaideia 8,7] gelesen hatte, habe in seiner letzten Krankheit einiges betreffend sein Begräbnis aufgetragen, als er die langsame Art des Todes so verachtete und für sich eine plötzliche und schnelle wünschte. Und am Tag bevor er getötet wurde, sagte er zu der Frage, die beim Essen bei M. Lepidus aufkam, was wohl das passendste Ende des Lebens sei, dass er den schnellsten und unerwarteten Tod bevorzuge.

(88) Er starb in seinem 56. Lebensjahr und wurde unter die Götter erhoben, nicht nur mit dem Bekenntnis derer, die es beschlossen hatten, sondern auch mit der Überzeugung des Volkes. Bei den Spielen, von denen die ersten anlässlich seiner Vergöttlichung Augustus gab, strahlte ein Komet für sieben aufeinander folgende Tage, der aufging etwa zur elften Stunde und für die Seele Caesars gehalten wurde, die in den Himmel aufgenommen worden sei. Und aus diesem Grund wurde seinem Bild an der Spitze ein Stern hinzugefügt. Die Kurie, in welcher er ermordet worden war, wurde verschlossen, und die Iden des März wurden Tag des Vatermordes genannt, und an diesem Tag wurde niemals wieder eine Senatssitzung gehalten.

(89) Von seinen Attentätern aber überlebte ihn kaum einer mehr als drei Jahre, und keiner erlebte einen natürlichen Tod. Indem alle verurteilt wurden, ging jeder an einer anderen Ursache zugrunde, ein Teil durch Schiffbruch, ein Teil in der Schlacht, einige erstachen sich mit demselben Dolch, mit dem sie ihn ermordet hatten.

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