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Kaiserviten Iulius Caesar

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[Der Anfang der Lebensbeschreibung ist nicht überliefert.]

(1) Als er 15 Jahre alt war, verlor er seinen Vater. Unter den Konsuln des folgenden Jahres wurde er zum Flamen Dialis bestimmt. Nachdem er sich von Cossutia geschieden hatte, die aus einer Ritterfamilie stammte aber reich und ihm, als er noch die toga praetexta trug, verlobt worden war, nahm er stattdessen Cornelia, die Tochter Cinnas, der viermal Konsul gewesen war, zur Frau, von welcher er bald die Tochter Iulia bekam. Und er konnte vom Diktator Sulla auf keine Weise dazu gebracht werden, sich von ihr zu trennen. 2 Aus diesem Grund wurde er des Priesteramtes, der Mitgift und der Erbschaft seiner Familie beraubt, und man rechnete ihn von nun an der Gegenseite zu, sodass er sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen musste und, obwohl vom Viertagefieber befallen, fast jede Nacht das Versteck zu wechseln gezwungen war und sich von den auf ihn gehetzten Ermittlern freikaufte, bis er durch die Vestalinnen sowie durch Mamercus Aemilius und Aurelius Cotta, Angehörige und ihm Nahestehende, Verzeihung erlangte. 3 Es steht jedenfalls fest, dass Sulla einst Caesars einflussreichen Freunden eine Begnadigung lange verwehrt hatte, und als diese sich weiter hartnäckig einsetzten, sich geschlagen gab und endlich ausrief – sei es Eingebung oder nur eine zufällige Vermutung: Sie mögen siegen und haben, was sie wollen, wenn sie nur den genau kennen, den sie durch ihren Eifer retten wollen, der einst der Seite der Optimaten, welche sie immer verteidigt haben, ein Ende bereiten wird. Denn in Caesar stecken viele Marii.

(2) Seinen ersten Kriegsdienst leistete er in Asien im Stab des Prätors M. Thermus, von dem er zur Herbeiholung der Flotte nach Bithynien geschickt wurde und sich dabei lange bei Nikomedes aufhielt, nicht ohne dass das Gerücht aufkam, dass er dort seine Unschuld verloren habe. Den Verdacht mehrte die Tatsache, dass er nach wenigen Tagen bereits wieder nach Bithynien reiste mit dem Vorwand, Geld einzutreiben, welches einem freigelassenen Klienten geschuldet wurde. Während der übrigen Dienstzeit hatte er einen besseren Ruf, und bei der Eroberung von Mytilene wurde ihm von Thermus die Bürgerkrone verliehen.

(3) Er diente auch unter Servilius Isauricus in Kilikien, aber nur kurze Zeit. Denn als er vom Tod Sullas erfuhr, kehrte er eilig in der Hoffnung auf neue Unruhen, die von M. Lepidus angestoßen worden waren, nach Rom zurück. Er verzichtete auf ein Bündnis mit Lepidus, obwohl er von diesem mit großzügigen Bedingungen dazu eingeladen worden war, weil er ebenso dessen Fähigkeit misstraute wie der Gelegenheit, welche kleiner war, als er es erwartet hatte.

(4) Im Übrigen forderte er nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges Cornelius Dolabella, den ehemaligen Konsul und Triumphator, wegen Ausbeutung seiner Provinz vor Gericht. Als dieser freigesprochen wurde, beschloss er, sich nach Rhodos zurückzuziehen, sowohl, um den Neid abzuwenden, als auch um in Muße und Ruhe seine Aufmerksamkeit dem hochberühmten Lehrer der Redekunst Apollonius Molo zu widmen. Während er hier einige Wintermonate verbrachte, wurde er bei der Insel Pharma Issa von Räubern gefangen und blieb bei ihnen, nicht ohne sich sehr zu empören, fast vierzig Tage mit einem Arzt und zwei Kammerdienern. 2 Denn seine Begleiter und übrigen Sklaven hatte er am Anfang sogleich zur Herbeischaffung von Geld, mit dem er freigekauft werden sollte, losgeschickt. Nachdem schließlich 50 Talente bezahlt worden waren, wurde er am Ufer ausgesetzt und zögerte nicht, nachdem er eine Flotte herbeigeführt hatte, sie aufgrund ihrer Spuren zu verfolgen, und nachdem er sie in seine Gewalt gebracht hatte, der Bestrafung zuzuführen, was er ihnen oft im Spaß angedroht hatte. Als Mithridates die angrenzenden Gegenden verwüstete, ging er, damit es nicht scheine, dass er die Bundesgenossen im Stich lasse, von Rhodos, wohin er unterwegs war, nach Asien hinüber. Und nachdem er Hilfstruppen zusammengezogen und den Präfekten des Königs aus der Provinz vertrieben hatte, nahm er die schwankenden und unsicheren Städte unter die Verbündeten auf.

(5) Im Militärtribunat, dem Amt, das er als erstes nach seiner Rückkehr nach Rom durch Volksabstimmung bekleidete, unterstützte er höchst entschlossen die Betreiber der Wiederherstellung der Macht des Tribunats, dessen Befugnisse Sulla beschnitten hatte. L. Cinna, dem Bruder seiner Frau, und denen, die mit ihm in der innenpolitischen Auseinandersetzung dem Lepidus folgten und nach dem Tod des Konsuls zu Sertorius geflüchtet waren, ermöglichte er die Rückkehr in die Stadt durch den Gesetzesantrag des Plotius und hielt auch selbst über diese Angelegenheit eine Rede in der Volksversammlung.

(6) Als Quästor hielt er die Leichenrede für seine Tante Iulia und seine Frau Cornelia gemäß dem Brauch von der Rostra herab. Bei seiner Tante aber berichtete er von ihrer Abstammung und der seines Vaters Folgendes:

„Die Familie meiner Tante Iulia stammt mütterlicherseits von den Königen, väterlicherseits von den unsterblichen Göttern. Denn von Ancus Marcius kommen die Marcii Reges, deren Namen ihre Mutter trug; von Venus stammen die Iulier, zu deren Geschlecht unsere Familie gehört. Es liegt also in unserem Geschlecht sowohl die Ehrwürdigkeit der Könige, die unter den Menschen mehr vermögen, als auch die Heiligkeit der Götter, in deren Macht sich die Könige selbst befinden.“ 2 An Stelle Cornelias aber heiratete er Pompeia, die Tochter des Q. Pompeius, die Nichte L. Sullas. Von dieser ließ er sich dann scheiden, indem er sie des Ehebruchs mit P. Clodius verdächtigte, von dem das Gerücht nicht ausgerottet werden konnte, dass er bei einer offiziellen Feierlichkeit in Frauengewändern in das Haus ein- und zu ihr vorgedrungen sei, sodass der Senat eine Untersuchung wegen Entweihung der Opferfeier anstrengte.

(7) Als Quästor fiel ihm per Los das Äußere Hispanien zu. Sobald er im Auftrag des Prätors, um Recht zu sprechen, die Versammlungen in den Regionen besuchte, nach Gades kam und dort das Bild Alexanders d. Gr. am Herkulestempel wahrnahm, da seufzte er, gleichsam seine bisherige Trägheit beklagend, da er noch nichts Bedeutendes vollbracht hatte in einem Alter, in welchem Alexander schon den Erdkreis erobert hatte. Gleich im Anschluss forderte er seine Entlassung, um so schnell wie möglich zur Ergreifung der Möglichkeit, größere Taten zu vollbringen, nach Rom zu eilen. 2 Auch trieben ihn Traumdeuter, als er in der nächsten Nacht durch einen Traum verwirrt worden war – denn er hatte sich selbst im Traum beim Verkehr mit seiner eigenen Mutter gesehen – zur größten Hoffnung an, indem sie es als Zeichen der Gewalt über den Erdkreis deuteten, sofern nämlich die Mutter, bei deren Unterwerfung er sich gesehen habe, nichts anderes als die Erde sei, die alles hervorgebracht hat und trägt.

(8) Indem er also vorzeitig aus der Provinz schied, suchte er die latinischen Kolonien auf, die damals um das Bürgerrecht kämpften, und er hätte sie ermuntert, etwas zu wagen, wenn nicht die Konsuln die für Kilikien ausgehobenen Legionen deswegen noch zurückgehalten hätten.

(9) Nichtsdestoweniger unternahm er in der Stadt bald Größeres: Wenige Tage vor seinem Amtsantritt als Ädil kam er in den Verdacht, sich mit dem ehemaligen Konsul M. Crassus sowie mit P. Sulla und L. Autronius, die als designierte Konsuln wegen Bestechung verurteilt worden waren, verschworen zu haben, um zu Beginn des Jahres den Senat anzugreifen und, nachdem sie alle, die sie wollten, erschlagen hätten, Crassus zum Diktator zu machen. Er selbst hätte von diesem zum magister equitum berufen werden sollen, dann hätten sie die res publica nach dem Gutdünken von Sulla und Autronius eingerichtet und das Konsulat wiederhergestellt. 2 An diese Verschwörung erinnern Tanusius Geminus in seiner „Geschichte“, Marcus Bibulus in den „Edikten“, C. Curio der Vater in seinen Reden. Davon scheint Cicero zu reden in einem Brief an Axius, worin er berichtet, dass Caesar in seinem Konsulat die Königsherrschaft aufgerichtet habe, über die er als Ädil nachgedacht hatte. Tanusius fügte hinzu, dass Crassus aus Reue oder Furcht an dem für die Morde bestimmten Tag nicht gekommen sei und deswegen Caesar nicht einmal das Zeichen, welches von ihm der Vereinbarung nach hätte gegeben werden sollen, gegeben habe. Man habe aber vereinbart, sagt Curio, dass er die Toga von der Schulter fallen lasse. 3 Derselbe Curio, aber auch M. Actorius Naso, sagen aus, dass er sich mit dem jungen Cn. Piso verschworen habe, dem wegen des Verdachts auf eine städtische Verschwörung die Provinz Hispanien außerordentlich verliehen und dabei ausgemacht worden war, dass gleichzeitig der eine außerhalb, er selbst in Rom eine Erhebung veranlassen solle, und zwar durch die Ambronen und die Transpadaner. Der Plan beider sei nach Pisos Tod aufgegeben worden.

(10) Als Ädil schmückte er außer dem comitium und dem Forum sowie der Basilica Iulia auch das Kapitol, indem er einfache Wandelgänge bauen ließ, worin wegen des großen Überflusses ein Teil der Ausstattung ausgestellt wurde. Tierhetzen und Spiele gab er sowohl mit seinem Kollegen als auch alleine, wodurch es geschah, dass er auf gemeinsame Kosten alleine den Dank erntete und sein Kollege M. Bibulus nicht verhehlte, dass es ihm gegangen sei wie Pollux: Wie nämlich der zu Ehren der Zwillingsbrüder errichtete Tempel nur Castortempel genannt wird, so sei seine Freigiebigkeit allein Caesar angerechnet worden. 2 Caesar gab darüber hinaus auch noch Gladiatorenspiele, aber mit etwas weniger Kampfpaaren, als er geplant hatte. Denn nachdem er sich von überall her eine stattliche Truppe von ihnen verschafft und die Gegner vertrieben hatte, achtete er im Bezug auf die Zahl der Gladiatoren darauf, dass es niemandem in Rom erlaubt war, mehr zu haben.

(11) Nachdem er die Gunst des Volkes gewonnen hatte, versuchte er durch einen Teil der Tribunen zu erreichen, dass ihm die Provinz Ägypten durch eine Volksabstimmung übertragen werde, dazu hatte er die Gelegenheit zu einem außerordentlichen Kommando, weil die Alexandriner ihren König, der vom Senat Bundesgenosse und Freund genannt wurde, vertrieben hatten und dies allgemein missbilligt wurde. Doch er erhielt sie nicht, da sich die Partei der Optimaten widersetzte. Um im Gegenzug deren Ansehen so weit wie möglich auf jene Art zu verringern, stellte er die Denkmäler, die C. Marius aus dem Krieg gegen Jugurtha und dem gegen die Kimbern und Teutonen erhalten hatte und die von Sulla beseitigt worden waren, wieder auf. Bei der Durchführung der Mordprozesse stellte er diejenigen auch in die Reihe der Mörder, die bei den Proskriptionen wegen der denunzierten Personen der römischen Bürger Geld aus der Staatskasse erhalten hatten, obwohl diese eigentlich durch die Cornelischen Gesetze ausgenommen waren.

(12) Er veranlasste auch, C. Rabirius wegen Verrats vor Gericht zu rufen, durch dessen maßgeblichen Beitrag vor einigen Jahren der Senat den Aufruhr des Tribuns L. Saturninus bezwungen hatte. Und durch das Los selbst Richter geworden, verurteilte er den Angeklagten so hart, dass dem Verteidiger bei seiner Ansprache an das Volk nichts nützlicher war als die Erbitterung des Richters.

(13) Nachdem er die Hoffnung auf eine Provinz aufgegeben hatte, strebte er das Amt des Pontifex Maximus an, nicht ohne überall Bestechungsgelder zu verteilen. Dabei häufte er eine Menge Schulden an, und als er am fraglichen Morgen zu den Komitien hinabstieg, soll er beim Kuss zu seiner Mutter gesagt haben, dass er nicht nach Hause zurückkehre, es sei denn als Pontifex [Maximus]. Und so besiegte er die beiden mächtigsten und ehrgeizigsten, an Alter und Würde ihm weit überlegenen Männer, sodass er selbst in deren Tribus mehr Stimmen als jeder von ihnen beiden insgesamt erhielt.

(14) Als er zum Prätor gewählt worden war, wurde die Verschwörung Catilinas entdeckt und vom ganzen Senat über die Teilnehmer des Verbrechens die höchste Strafe verhängt, da dachte er allein daran, sie auf die Munizipien zu verteilen und bewachen zu lassen, nachdem man ihre Güter eingezogen hätte. Ja eine solche Furcht jagte er denen ein, die für härtere Strafen plädierten, indem er ihnen genau vorführte, wie viel Hass gegen sie künftig im römischen Volk bleiben werde, dass sich der designierte Konsul D. Silanus nicht genierte, seine Meinung, da es schändlich gewesen wäre, sie zu ändern, durch Deutung abmilderte, als ob sie heftiger als er selbst wollte, aufgenommen worden sei. 2 Und nachdem schon viele zu ihm übergegangen waren, darunter auch [Q.] Cicero, der Bruder des Konsuls, hätte er sich durchgesetzt, wenn nicht die unterliegende Seite durch die Rede M. Catos gestärkt worden wäre. Und nicht einmal da hörte er auf, die Sache zu behindern, bis ihm eine Schar römischer Ritter, die zum Schutz bewaffnet das Haus umstand, weil er ziemlich stur beharrte, drohte, auch mit gezogenen Schwertern, und ihn dabei so anging, dass die neben ihm Sitzenden gleichzeitig von ihm wegrückten und ihn kaum einige wenige durch Umarmung oder die übergeworfene Toga deckten. Dadurch gründlich abgeschreckt, gab er nicht nur nach, sondern enthielt sich auch für den Rest des Jahres des Besuches der Kurie.

(15) Am ersten Tag seiner Prätur rief er Quintus Catulus zur öffentlichen Befragung über die Wiederherstellung des Kapitols, indem er einen Antrag einbrachte, durch welchen er die Leitung dieser Sache auf einen anderen übertragen ließ. Doch gegen die geballte Macht der Optimaten, bei denen er merkte, dass sie das Ehrengeleit für die neuen Konsuln beendeten und sofort zahlreich, zum Widerstand entschlossen zusammenliefen, kam er nicht an und brach diesen Plan ab.

(16) Außerdem machte er sich für den Volkstribunen Caecilius Metellus, der die aufrührerischsten Gesetze gegen das Einschreiten seiner Kollegen vorbrachte, überaus eifrig zum Anstifter und Vorkämpfer, bis beide aus der Leitung der res publica durch einen Senatsbeschluss entfernt wurden. Und nichtsdestoweniger wagte er, im Amt zu bleiben und Recht zu sprechen, bis er begriff, dass einige bereit waren, ihn mit Gewalt und Waffen zu hindern. Nachdem er die Liktoren entlassen und die toga praetexta abgelegt hatte, zog er sich heimlich nach Hause zurück, um, den Umständen Rechnung tragend, sich still zu verhalten. 2 Die Menge aber, die nach zwei Tagen von sich aus und freiwillig zusammenströmte und ihm ihre Hilfe zur Wiedererlangung seiner Würde ziemlich aufgeregt antrug, beruhigte er. Als dies unvorhergesehen geschehen war, stattete ihm der Senat bei derselben Zusammenkunft Dank ab durch seine ersten Männer, und nachdem er in die Kurie gerufen und mit den höchsten Worten gelobt worden war, rehabilitierten sie ihn, indem sie den früheren Beschluss aufhoben.

(17) Wiederum geriet er in den Verdacht eines Verbrechens, da er als Mitverschwörer Catilinas genannt wurde, und zwar durch eine Anzeige von Lucius Vettius bei dem Quästor Novius Niger und im Senat von Quintus Curius. Für Q. Curius wurde, weil er als Erster die Pläne der Verschwörer aufgedeckt hatte, eine offizielle Belohnung beschlossen. Curius sagte, dass er es von Catilina wisse, Vettius versprach sogar, einen handgeschriebenen Brief von ihm an Catilina vorzulegen. 2 Dies glaubte Caesar nun in keiner Weise hinnehmen zu können, da er, indem er Cicero als Zeuge aufrief, klar machte, dass er diesem freiwillig einiges von der Verschwörung berichtet hatte. So bewirkte er, dass Curius keine Belohnung gegeben wurde. Vettius, der, nachdem sein Besitz beschlagnahmt und sein Hausrat versteigert worden war, übel mitgenommen war und vor den Rostra in der Volksversammlung beinahe auseinandergepflückt wurde, ließ er ins Gefängnis werfen, eben dorthin auch den Quästor Novius, weil er geduldet hatte, dass ein höherrangiger Beamter vor ihm [Novius] angeklagt wurde.

(18) Nach der Prätur erloste er (als zu verwaltende Provinz) das Äußere Hispanien. Er befreite sich von den Gläubigern durch die Benennung von Bürgen und brach weder der Sitte noch dem Recht folgend, sondern noch bevor die Provinz angewiesen war, dorthin auf. Ungewiss ist, ob es aus Furcht vor einem privaten Prozess, der gegen ihn vorbereitet wurde, geschah, oder um den bittenden Bundesgenossen schneller zu Hilfe zu kommen. Nachdem er die Provinz befriedet hatte, begab er sich mit der gleichen Eile, ohne seinen Nachfolger abzuwarten, zu seinem Triumph und zum Konsulat. 2 Doch da er, weil der Termin der Wahlversammlung schon bekanntgegeben war, sich nicht bewerben konnte, wenn er nicht als Privatmann die Stadt betrat, und weil ihm, als er sich bemühte, vom Gesetz ausgenommen zu werden, so viele entgegentraten, war er gezwungen, auf den Triumph zu verzichten, um nicht vom Konsulat ausgeschlossen zu werden.

(19) Von den zwei Mitbewerbern um das Konsulat, L. Lucceius und M. Bibulus, tat er sich mit Lucceius zusammen, indem er mit ihm vereinbarte, dass jener, weil er von geringerem Ansehen war, aber reich, Geld unter ihrer beider Namen den Zenturien versprechen solle. Als die Optimaten dies erfuhren, packte sie die Angst, dass er mit einem einträchtigen und gleichgesinnten Kollegen im höchsten Amt alles wagen würde. Da beschlossen sie, für Bibulus ebenso viel zu versprechen, und die meisten trugen Geld zusammen, wobei nicht einmal Cato bestritt, dass dies zum Vorteil der res publica geschah. 2 So wurde er mit Bibulus zum Konsul gewählt. Aus demselben Grund bemühten sich die Optimaten, dass den künftigen Konsuln Provinzen mit möglichst kleinen Herausforderungen gegeben, d. h. Wälder und Weiden verliehen würden. Durch diese Ungerechtigkeit vor allem wurde er dazu getrieben, sich ganz in den Dienst von Cn. Pompeius zu begeben, der von den Senatoren beleidigt worden war, weil sie, nachdem er König Mithridates besiegt hatte, nur zögerlich seine Entscheidungen [in Vorderasien] bestätigt hatten. Mit Pompeius verband er auch M. Crassus, einen alten Feind aus dem Konsulat, der einst in höchster Zwietracht mit ihm gestanden hatte. Und mit beiden schloss er einen Pakt, dass in der res publica nichts getan werden dürfe, was einem der dreien missfiele.

(20) Nach seinem Amtsantritt beschloss er als erster Konsul jemals, dass sowohl für den Senat wie auch für das Volk täglich Berichte abzufassen und zu veröffentlichen seien. Er brachte auch die alte Sitte zurück, dass in dem Monat, in dem er keine Liktoren mit Fasces habe, ein Fackelträger vor ihm hergehen und die Liktoren hinter ihm folgen sollten. Nachdem er ein Ackergesetz eingebracht hatte, ließ er den widersprechenden Kollegen mit Waffen aus dem Forum entfernen. Als sich [Bibulus] am nächsten Tag im Senat beschwerte und niemand sich fand, der über eine solche Tat einen Gesetzesentwurf vorzulegen oder eine Meinung zu sagen gewagt hätte, was in großer Zahl oft bei leichteren Unruhen beschlossen wurde, brachte er Bibulus in solche Verzweiflung, dass dieser, bis er von der Macht abtrat, zu Hause verborgen nichts anderes mehr tat, als durch Äußerungen zu widersprechen. 2 Er alleine verwaltete in dieser Zeit alles im Staat nach seinem Gutdünken, sodass einige der Gebildeten, wenn sie eine Aussage im Witz machen wollten, schrieben, dass etwas nicht im Konsulat von Caesar und Bibulus, sondern in dem von Iulius und Caesar geschehen sei, indem sie denselben zweimal nannten, einmal mit dem Familiennamen, einmal mit dem Beinamen, und dass im Volk bald die folgenden Verse umgingen:

Nicht unter Bibulus ist neulich etwas getan worden,

sondern unter Caesar,

denn ich erinnere mich an nichts,

was unter Konsul Bibulus getan worden wäre.

3 Das Stellatische Feld, das den Vorfahren heilig war, und das Campanische Feld, das gegen Getreidesteuer bei den Vorbesitzern verblieben war, verteilte er ohne Verlosung an 20 000 Bürger, die drei oder mehr Kinder hatten. Die Steuerpächter, die einen Nachlass forderten, entlastete er um den dritten Teil des Pachtzinses und ermahnte sie öffentlich, dass sie bei der Neufestsetzung der Getreidesteuer nicht zu freizügig böten. Auch sonst gewährte er jedem, was er wünschte, ganz freimütig, ohne dass jemand widersprach. Und wenn es jemand versuchte, wurde er abgeschreckt. 4 M. Cato, der Einspruch erhob, ließ er durch einen Liktor aus der Kurie zerren und ins Gefängnis werfen. L. Lucullus, der freimütiger widerstand, bereitete er so viel Angst vor Schwierigkeiten, dass er sich freiwillig ihm zu Füßen warf. Als Cicero in einem Prozess die Zeitumstände beklagte, versetzte er dessen persönlichen Feind P. Clodius, der sich vergeblich schon längst bemüht hatte vom Senatoren- in den plebejischen Stand überzutreten, am selben Tag zur neunten Stunde dorthin. 5 Schließlich brachte er gegen alle aus der gegnerischen Partei einen mit Bestechungsgeldern veranlassten Ankläger dazu, dass er zugab, zur Ermordung des Pompeius angestachelt worden zu sein, und, auf die Rednertribüne geführt, gemäß vorheriger Verabredung die Anstifter nannte. Doch nachdem er diesen und jenen vergeblich und nicht, ohne dass gegen ihn selbst der Verdacht des Betruges aufkam, benannt hatte, glaubte man, dass [Caesar], am Gelingen eines so überstürzten Planes verzweifelnd, den Denunzianten mit Gift beseitigt habe.

(21) Zu derselben Zeit heiratete er Calpurnia, die Tochter seines Nachfolgers im Konsulat L. Piso, und gab seine eigene Tochter Julia dem Cn. Pompeius, nachdem der vorherige Bewerber Ser. Caepio zurückgewiesen worden war, mit dessen Hilfe vor allem er kurz zuvor Bibulus angegriffen hatte. Und nach Begründung der neuen Verwandtschaft begann er, im Senat Pompeius zuerst aufzufordern, dass er seine Meinung sage, obwohl er zuvor Crassus aufzurufen gepflogen hatte und es Sitte war, dass der Konsul die Reihenfolge der Befragung, die er am 1. Januar begründet hatte, das ganze Jahr über einhielt.

(22) Indem also Schwiegervater und Schwiegersohn zurieten, wählte er aus der ganzen Menge der Provinzen vor allem die beiden Gallien, durch deren herausragende Lage und Situation eine geeignete Möglichkeit zum Triumph vorhanden war. Und zuerst erhielt er das Diesseitige Gallien unter Hinzufügung von Illyrien aufgrund des Vatinischen Gesetzes; bald auch durch den Senat das jenseits der Alpen gelegene Gallien, indem die Senatoren fürchteten, dass, wenn sie es ihm verweigerten, das Volk ihm auch noch dieses gäbe. 2 Durch diese Freude ermuntert hielt er sich nicht zurück, nach wenigen Tagen in der vollen Kurie zu betonen, dass er gegen den Willen und unter Seufzen der Gegner erreicht habe, was er begehrte, und erklärte, er werde daher von jetzt an allen auf den Köpfen herumtanzen. Und als einer ihn beleidigte und behauptete, dass dies für eine Frau nicht leicht sei, antwortete er gleichsam ebenfalls scherzhaft, dass ja in Syrien Semiramis regiert habe und einen großen Teil Asiens einst die Amazonen besessen hätten.

(23) Nach Beendigung des Konsulats brachte er, da die Prätoren C. Memmius und L. Domitius über die Taten des vorigen Jahres berichteten, die Untersuchung vor den Senat. Aber als dieser sie nicht übernahm, ging er, nachdem drei Tage mit nutzlosem Hin und Her vergeudet worden waren, in seine Provinz ab. Und sofort wurde ihm sein Quästor wegen einiger Verdächtigungen wie als Vorspiel [zu seinen eigenen Schwierigkeiten] geraubt. Bald wurde auch er selbst von dem Volkstribunen L. Antistius vorgeladen und erreichte erst, als er dessen Kollegium anrief, dass er, solange er abwesend war, nicht in Angelegenheiten der res publica angeklagt wurde. 2 Zur Sicherheit also gab er sich in der folgenden Zeit große Mühe, sich immer die jährlichen Magistrate zu verpflichten und von den Bewerbern keinem anderen zu helfen oder ihn zu Ehren kommen zu lassen, außer denen, die während seiner Abwesenheit bereit waren, für ihn zu kämpfen. Für dieses Abkommen scheute er sich nicht, sich von manchen sogar einen Eid oder auch eine schriftliche Versicherung geben zu lassen.

(24) Als aber L. Domitius, ein Bewerber um das Konsulat, öffentlich drohte, dass er als Konsul tun werde, was er als Prätor nicht konnte, und dass er ihm und dass er ihm [Caesar] seine Heere wegnehmen werde, da veranlasste er Crassus und Pompeius, die er in die Hauptstadt seiner Provinz nach Lucca bestellt hatte, noch einmal das Konsulat anzustreben, um Domitius zu verhindern, ferner erreichte er, dass jeder von beiden der Verlängerung seines Prokonsulats um fünf Jahre zustimmte. 2 In diesem Vertrauen fügte er zu den Legionen, welche er von der res publica erhalten hatte, weitere auf private Kosten hinzu, indem er auch eine von jenseits der Alpen aushob, mit einem gallischen Namen – sie hieß nämlich Alauda –, welche er, nachdem er ihr römische Disziplin und Sitte beigebracht und sie ausgestattet hatte, vollständig dem Gemeinwesen schenkte. 3 Und nicht eine Gelegenheit zum Krieg, nicht einmal zu einem ungerechten oder gefährlichen ließ er danach aus, wobei er ebenso verbündete wie feindliche und wilde Völker aufrieb, so sehr, dass der Senat eines Tages Gesandte zu schicken beschloss zur Begutachtung der Zustände in Gallien, und einige dachten, dass er an die Feinde ausgeliefert werden müsse. Da aber die Dinge glücklich ausgingen, erlangte er häufigere und längere Dankfeste als jemals jemand zuvor.

(25) Er vollbrachte aber in den neun Jahren, in denen er den Oberbefehl hatte, etwa Folgendes: Ganz Gallien, welches von den Pyrenäen und den Alpen, vom Cebenna-Gebirge, von Rhein und Rhone eingeschlossen ist und sich auf einem Umfang von 3 200 Meilen erstreckt, hat er – unter Ausnahme der verbündeten und um uns verdienten Stämme – zu einer Provinz gemacht und dieser unter der Bezeichnung Steuer eine Zahlung von 40 Millionen Sesterzen jährlich auferlegt. 2 Die Germanen, die auf der anderen Rheinseite wohnen, griff er, nachdem er als erster Römer dort eine Brücke gebaut hatte, an und brachte ihnen die schwersten Niederlagen bei. Er griff auch die uns zuvor unbekannten Britannier an, und nachdem er sie besiegt hatte, erlegte er ihnen Geldzahlungen und Geiseln auf. Während so vieler Erfolge musste er nicht mehr als drei schlimme militärische Niederlagen erleben. In Britannien wurde ihm durch die Gewalt eines Sturmes die Flotte fast aufgerieben, und in Gallien bei Gergovia wurde seine Legion zerstreut, schließlich wurden auf dem Gebiet der Germanen die Legaten Titurius und Aurunculeius durch eine List getötet.

(26) In demselben Zeitraum verlor er zuerst seine Mutter, dann seine Tochter und nicht viel später seinen Enkel. Dazwischen, als die res publica über die Ermordung des P. Clodius erschüttert war, vereinbarte er, weil der Senat beschloss, dass es nur einen Konsul geben solle, nämlich Cn. Pompeius, mit den Volkstribunen, die ihn als Kollegen für Pompeius einsetzten, dass sie dies eher vor das Volk bringen sollten, damit in seiner Abwesenheit, wann auch immer die Zeit seiner Befehlsgewalt ablaufen würde, die Bewerbung um ein zweites Konsulat gegeben wäre, damit er nicht aus diesem Grund zu früh und unverrichteter Dinge aus dem Krieg heimkehren müsste. 2 Nachdem er dies erlangt hatte, dachte er schon über Größeres nach und ließ voller Hoffnung keine Gelegenheit von Freigiebigkeit oder Dienst öffentlicher oder privater Art gegenüber jemandem aus. Von der Kriegsbeute begann er ein Forum zu bauen, dessen Gelände schon über 100 000 Sesterzen kostete. Für das Volk ließ er ein öffentliches Gastmahl und Spiele veranstalten zum Gedenken an seine Tochter, was vor ihm niemand je getan hatte. Damit deren Erwartung so groß wie möglich sei, ließ er das, was zum Gastmahl gehörte, obgleich bei Lieferanten bestellt, von seinem eigenen Personal herrichten. 3 Er bestimmte, dass bekannte Gladiatoren, sobald sie vor blutgierigen Zuschauern kämpften, mit Gewalt einzufangen und zurückzuhalten seien. Er bildete auch Anfänger weder im Spiel noch durch Lehrer, sondern in den Häusern durch römische Ritter oder durch in Waffen erfahrene Senatoren aus, wobei er darum bat, wie aus seinen Briefen ersichtlich ist, dass sie die Unterweisung der Einzelnen übernehmen mögen und den Schülern selbst die Anweisungen gäben. Den Legionen verdoppelte er ihren Sold dauerhaft. Getreide verschenkte er, sobald welches da war, ohne Maß und Ziel, und Sklaven aus der Beute gab er bisweilen jedem Mann.

(27) Um aber die Verwandtschaft mit Pompeius zu erhalten und dessen Wohlwollen, gab er ihm Octavia, die Enkelin seiner Schwester, die mit C. Marcellus verheiratet war, zur Frau und erbat für sich dessen Tochter, die für Faustus Sulla bestimmt war. Alle aber in seiner Umgebung und einem großen Teil des Senats verpflichtete er sich durch kostenlose oder sehr günstige Darlehen, von den übrigen Ständen ließ er die Leute, die, eingeladen oder von sich aus, zu ihm kamen, mit reichlichen Spenden versehen einschließlich Freigelassenen und Sklaven, je nachdem, wie sie bei ihren Herren oder Patronen geschätzt waren. 2 Damals war er für Angeklagte, Verschuldete und die verschwenderische Jugend die einzige und schnellste Rettung, nur nicht für die, welche ein schlimmerer Verdacht oder der Druck der Armut oder ihres Luxuslebens belastete, als er lindern konnte. Diesen pflegte er ganz offen zu sagen, sie bräuchten einen Bürgerkrieg.

(28) Und mit nicht geringerer Mühe beschenkte er die Könige und Provinzen der Erde, indem er den einen tausend Gefangene als Geschenk anbot, anderen über die Rechte des Senates und des Volkes hinweg Unterstützung schickte, wohin und sooft sie wollten, und die mächtigsten Städte Italiens, Galliens und Hispaniens, Asiens und Griechenlands mit hervorragenden Werken schmückte. 2 Als schon alle beunruhigt waren und überlegten, worauf das hinauslaufe, kündigte Konsul M. Claudius Marcellus durch einen Beschluss an, dass er über die wichtigste Angelegenheit der res publica verhandeln werde, und beantragte beim Senat, dass er ihn vorzeitig zurückrufe, da der Krieg beendet sei und Frieden herrsche und das siegreiche Heer entlassen werden müsse. Auch solle in den Komitien die Meinung des abwesenden [Caesar] nicht berücksichtigt werden, weil Pompeius [das Gesetz] nicht durch einen Volksbeschluss, sondern unrechtmäßig später verändert habe. 3 Es geschah aber, dass dieser das Gesetz über das Recht der Beamten einbrachte, mit einem Paragraphen, der Abwesende von der Bewerbung um Ämter ausschloss, doch aus Vergesslichkeit hatte er Caesar davon nicht ausgenommen. Und bald, als das Gesetz schon in Erz eingeritzt war und im Staatsarchiv aufbewahrt wurde, hatte er seinen Fehler korrigiert. Aber nicht zufrieden damit, Caesar dessen Provinzen und sein Vorrecht geraubt zu haben, brachte er noch ein Gesetz ein, wonach den Kolonisten, die er nach Novum Comum geführt hatte, das Bürgerrecht abgenommen werden solle, das ihnen durch Bestechung und unter Überschreitung der Bestimmungen gegeben worden war.

(29) Dadurch bewegt und mit dem, wie es heißt, oft von ihm gehörten Urteil, dass er schwieriger als princeps der Stadt von der ersten Reihe in die zweite denn von der zweiten in die letzte geworfen werde, stemmte er sich mit allen Mitteln dagegen, zum Teil durch den Einspruch der Tribunen, zum Teil durch den anderen Konsul Ser. Sulpicius. Im folgenden Jahr verschaffe er sich, als C. Marcellus, der seinem Onkel väterlicherseits im Konsulat gefolgt war, dasselbe versuchte, in dessen Kollegen Aemilius Paulus und in C. Curio, dem brutalsten aller Tribunen, gegen riesige Belohnungen zwei Verteidiger. 2 Als er jedoch sah, dass alles ziemlich widerspenstig betrieben und außerdem Konsuln von der Gegenseite gewählt wurden, bat er den Senat in einem Brief, dass er ihm nicht die Wohltaten für das Volk neide bzw. dass die übrigen Feldherren ihre Heere entließen. Sie glaubten, dass er hoffte, selbst, sobald er wollte, leichter seine Veteranen zusammenrufen zu können, als Pompeius neue Soldaten aushebe. Mit den Widersachern aber vereinbarte er, nachdem er acht Legionen entlassen hätte, im Jenseitigen Gallien zwei behalten zu können und im Diesseitigen Gallien eine und in Illyrien eine, bis er Konsul wäre.

(30) Während aber der Senat keinen Einspruch einlegte und die Gegner sich weigerten, irgendein Bündnis den Staat betreffend einzugehen, ging er ins Diesseitige Gallien und machte, nachdem er Gerichtsversammlungen abgehalten hatte, in Ravenna halt, bereit, sich mit Krieg durchzusetzen, falls durch das Einschreiten der Volkstribunen gegen ihn vom Senat etwas Schwerwiegendes beschlossen würde. 2 Und dies war für ihn der Beginn des Bürgerkrieges, sie glaubten aber, dass es auch andere Gründe gegeben hat. Cn. Pompeius pflegte jedenfalls zu sagen, er herrschte so maßlos, weil er weder die Pläne erfüllen könne, die er eingerichtet hatte, noch die Erwartungen des Volkes, die er auf seine Ankunft gerichtet hatte, mit privaten Mitteln erfüllen konnte, und er wolle alles durcheinander und in Unordnung bringen. 3 Andere sagen, er habe gefürchtet, dass er denen, gegen deren Auspizien und Gesetze und Einsprüche er im ersten Konsulat gehandelt habe, Rechenschaft zu geben gezwungen werde, da M. Cato unter Eid ankündigte, dass er ihn anklagen werde, sobald er das Heer entlassen hätte. Auch verkündete man vor dem Volk, dass Caesar sich, wenn er als Privatmann zurückkehre, nach dem Beispiel Milos von Bewaffneten umgeben vor Gericht verantworten müsse. 4 Dies tat umso glaubhafter Asinius Pollio, der berichtet, dass Caesar, als er die erschlagenen und niedergestreckten Feinde nach der Schlacht von Pharsalos betrachtete, gesagt habe: „Dies haben sie gewollt; wegen solcher Taten wäre ich verurteilt worden, wenn ich nicht Hilfe bei meinem Heer gesucht hätte.“ 5 Einige glauben, dass er, gefangen von der Gewohnheit zu herrschen, aufgrund seiner Ansichten und der Kräfte seiner Feinde die Gelegenheit benutzte, die Herrschaft an sich zu reißen, die er von frühester Jugend begehrt hatte. Dies scheint auch Cicero gedacht zu haben, wenn er im dritten Buch von De officiis [III, 82] schreibt, Caesar habe stets im Munde geführt (Phoenissae 524):

Will man Unrecht begehen, dann um der Herrschaft willen – andernfalls halte man das Recht heilig.

Verse des Euripides, die er selbst folgendermaßen fortsetzte: „Denn wenn das Recht schon gebeugt werden muss, muss es um des Regierens Willen verletzt werden, mit anderen Dingen halte man sich an die Pflicht.“

(31) Als aber gemeldet wurde, dass der Einspruch der Tribunen abgeschmettert worden war und sie selbst aus der Stadt gewichen waren, war er, nachdem er sofort heimlich Kohorten vorausgeschickt hatte, damit nicht ein Verdacht erregt werde, ebenso bei dem öffentlichen Schauspiel anwesend, um die Sache zu verheimlichen, wie er auch die Gestaltung einer zu errichtenden Gladiatorenschule prüfte und sich gewohnheitsmäßig zu einem gut besuchten Gastmahl einfand. 2 Dann, nach Sonnenuntergang, ließ er Maultiere aus der nächsten Mühle vor einen Wagen spannen und reiste auf den verborgensten Wegen mit nur wenig Begleitung. Und als er nach Verlöschen der Lichter von der Straße abkam, entkam er, lange umherirrend, endlich, als er einen Führer gefunden hatte, zu Fuß bei Sonnenaufgang auf den engsten Trampelpfaden. Und er folgte den Kohorten zum Fluss Rubikon, der die Grenze seiner Provinz markierte, hielt kurz an und überlegte noch einmal, wie viel er wagte, und sprach zu den Nächststehenden gewandt: „Auch jetzt können wir noch umkehren; wenn wir aber die kleine Brücke überquert haben, muss alles mit Waffen ausgefochten werden.“

(32) Als er noch zögerte, wurde ihm dieses Vorzeichen zuteil: Jemand von außerordentlicher Größe und Gestalt erschien, setzte sich in der Nähe nieder und begann plötzlich auf einer Hirtenpfeife zu spielen. Als, um diesen zu hören, außer den Hirten auch viele Soldaten von ihren Posten herbeigelaufen kamen, unter ihnen auch solche vom Musikkorps, hüpfte er, nachdem er von einem die Trompete geschnappt hatte, hervor zum Fluss und sprang, indem er mit großer Kraft das Angriffssignal blies, auf das andere Ufer hinüber. Darauf sprach Caesar: „Man soll gehen, wohin die Zeichen der Götter und das Unrecht der Feinde einen rufen. Die Würfel sind geworfen.“

(33) Und nachdem das Heer so hinübergeführt worden war und die [aus Rom] vertriebenen Tribunen, die herbeigekommen waren, hinzugezogen worden waren, appellierte er in der Heeresversammlung an die Treue der Soldaten, wobei er weinte und sein Gewand von der Brust riss. Man hatte den Eindruck, dass er jedem Einzelnen das Einkommen eines Ritters versprach. Dies geschah jedoch aus einem Missverständnis heraus. Denn als er während seiner Rede und seinen Ermahnungen öfter den Ringfinger der linken Hand zeigte und versicherte, dass er, um allen recht zu tun, durch die er seine Würde verteidigen werde, seinen Ring ohne zu zögern von der Hand ziehen werde, da nahmen es die äußersten Reihen der Versammlung, die den Redner besser sahen, als sie ihn hörten, als Ausspruch, was sie durch Sehen wahrgenommen hatten. Und das versprochene Recht der Ringe verbreitete die Sage von den 400 000 Sesterzen.

(34) Die Reihenfolge und das Ergebnis der Dinge, die er daraufhin ausführte, waren folgende: Picenien, Umbrien und Etrurien besetzte er, und L. Domitius, der, in den Unruhen als Nachfolger benannt, den Schutz von Corfinium sicherte, zwang er zur Aufgabe und entließ ihn, dann hielt er entlang der Adria auf Brundisium zu, wohin die Konsuln und Pompeius geflohen waren, um so schnell wie möglich hinüberzusetzen. 2 Indem er vergeblich versuchte, diese durch alle Verzögerungen am Übersetzen zu hindern, wandte er seinen Weg nach Rom, und nachdem er die Senatoren aufgerufen hatte, ihn um der res publica willen zu unterstützen, griff er die stärksten Truppen des Pompeius, die unter den drei Legaten M. Petreius, L. Afranius und M. Varro in Hispanien standen, an, nachdem er zuvor bei seinen Leuten versprochen hatte, dass er jetzt zu einem Heer ohne Führer gehe und von da aus zu einem Führer ohne Heer zurückkehren werde. Und obwohl er durch die Belagerung von Massilia, welches ihm, als er dorthin kam, seine Tore verschloss, und durch größten Mangel an Getreide aufgehalten wurde, unterwarf er sich in kurzer Zeit alles.

(35) Von hier kehrte er zuerst nach Rom zurück, ging dann nach Makedonien hinüber und rieb Pompeius, nachdem er ihn fast vier Monate lang mit größtem Aufwand belagert hatte, im letzten Kampf bei Pharsalos auf und verfolgte den Fliehenden nach Alexandrien, wo er ihn tot ergriff. Mit König Ptolemaios, von dem er sah, dass ihm von diesem ein Hinterhalt gelegt worden war, führte er den schwierigsten Krieg, der weder hinsichtlich des Ortes noch hinsichtlich des Zeitpunktes günstig war, sondern im Winter stattfand und innerhalb der Mauern eines überaus zahlreichen und gut gerüsteten Feindes, während es ihm an allen Dingen mangelte und er völlig unvorbereitet war. Das Königreich Ägypten versprach er, wenn er Sieger sein würde, Kleopatra und ihrem jüngeren Bruder, da er fürchtete, es zur Provinz zu machen, da es dann vielleicht einst einen stärkeren Statthalter bekommen und Ausgangspunkt für einen Umsturz werden könnte. 2 Von Alexandria begab er sich nach Syrien und von da nach Pontus, da ihn Botschaften über Pharnaces drängten. Dieser war ein Sohn Mithridates d. Gr., der damals bei günstiger Gelegenheit angegriffen hatte und durch vielfältige Erfolge übermütig geworden war. Diesen schlug er, nachdem er innerhalb von fünf Tagen herangezogen war, in nur vier Stunden, nachdem er ihn zu Gesicht bekommen hatte, in einer einzigen Schlacht. Oft erinnerte er dabei an das Glück des Pompeius, dem vor allem militärisches Lob von einer sehr unkriegerischen Art von Feinden zuteil wurde. Von hier ausgehend, besiegte er Scipio und Iuba, welche die übrigen Teile in Afrika erneut zu mobilisieren suchten, die Kinder des Pompeius aber in Hispanien. In allen Schlachten des Bürgerkriegs erlitt er nicht eine Niederlage außer durch seine Legaten, von denen C. Curio in Afrika unterging, C. Antonius in Illyrien in die Gewalt der Feinde geriet, P. Dolabella die Flotte verlor, ebenfalls in Illyrien, und Cn. Domitius Caluinus in Pontus ein Heer verlor. Er selbst kämpfte immer überaus glücklich und niemals mit zweifelhaftem Glück außer zweimal: einmal bei Dyrrhachium, wo er – geschlagen –, da ihn Pompeius nicht verfolgte, feststellte, dass er nicht zu siegen wisse, ein anderes Mal in Hispanien im letzten Kampf, als er in aussichtsloser Lage sogar an Selbstmord dachte.

(37) Nach dem Ende der Kriege triumphierte er fünfmal. Nach dem Sieg über Scipio viermal in einem Monat, aber mit mehreren Tagen Pause dazwischen, und wiederum einmal nach dem Sieg über die Kinder des Pompeius. Den ersten und glänzendsten Triumph feierte er über Gallien, dann den Alexandrinischen, darauf den Pontischen, diesem folgend den Afrikanischen, zuletzt den Hispanischen, jeden mit unterschiedlichem Aufwand und Ausstattung. 2 Als er am Tag des Triumphzuges über Gallien durch das Velabrum fuhr, wäre er fast aus dem Wagen gefallen, als die Achse brach, und er bestieg das Kapitol mit vierzig Fackeln, indem rechts und links vierzig Elefanten die Fackeln trugen. Beim Triumph über Pontus trug er im Zug Gestelle mit der Aufschrift aus drei Worten vor sich her: „Ich kam, sah und siegte.“ Diese bezeichnete nicht seine Kriegstaten wie die übrigen, sondern die schnelle Ausführung.

(38) Den Veteranenlegionen schenkte er unter der Bezeichnung „Beuteanteil“ Folgendes: jedem Fußsoldaten außer den 2 000 Sesterzen, die er ihnen am Anfang des Bürgerkriegs ausgezahlt hatte, noch einmal 24 000 Sesterzen. Er wies ihnen Äcker zu, aber nicht zusammenhängende, damit nicht einer der Besitzer vertrieben würde. Dem Volk verteilte er pro Mann außer zehn Scheffel Getreide und ebenso viel Pfund Öl, dazu 300 Sesterzen, die er einst versprochen hatte, und darüber hinaus noch einmal 100 wegen des Verzugs. 2 Die Jahresmiete in Rom kürzte er auf 2 000 Sesterzen, im Übrigen Italien waren es nicht mehr als 500 Sesterzen. Er gab ferner noch öffentliche Gastmähler und Speisungen, und nach dem Sieg über Hispanien zwei Frühstücksmähler. Denn da er das erste als zu sparsam und nicht seiner Freigiebigkeit entsprechend empfand, bot er fünf Tage später ein anderes, denkbar großzügiges.

(39) Spiele gab er von verschiedener Art: einen Gladiatorenkampf, auch Spiele in den einzelnen Stadtteilen und mit Schauspielern aller Sprachen, ebenso Zirkusspiele, Wettkämpfe und eine Seeschlacht. In einem Spiel auf dem Forum fochten Furius Leptinus aus einer prätorischen Familie und der Senator und Rechtsanwalt Q. Calpenus. Die Söhne asiatischer und bithynischer Fürsten führten einen Schwerttanz auf. 2 Bei den Schauspielen führte der römische Ritter Decimus Laberius seinen Mimus auf und erhielt 500 Sesterzen und einen Goldring, dann ging er von der Bühne durch die Orchestra zu seinem Platz auf den Vierzehner-Bänken. Bei den Zirkusspielen wurde die Länge des Feldes auf beiden Seiten erweitert und ein Wassergraben außen herumgeführt. Die vornehmsten jungen Männer führten Vier- und Zweispänner sowie Artistenpferde vor. Eine Schar von jungen und älteren Knaben bot das Trojaspiel. 3 Tierhetzen gab er fünf Tage lang, und die letzte Schlacht war in zwei Schlachten geteilt, wobei auf beiden Seiten 500 Fußsoldaten, je zwanzig Elefanten, je dreißig Reiter, eingesetzt wurden. Denn damit umso ungehemmter gekämpft wurde, wurden die Zielsäulen entfernt und an deren Ort zwei gegenüberliegende Lager errichtet. Die Athleten kämpften in dem damals nur dafür errichteten Stadion in der Gegend des Marsfeldes drei Tage lang. 4 In einer Seeschlacht auf dem etwas kleineren Codetafeld kämpften, nachdem ein See ausgehoben worden war, Zwei-, Drei- und Vierruderer einer tyrischen und einer ägyptischen Flotte mit einer großen Zahl von Kriegern. Zu all diesen Spielen kamen von überall her so viele Menschen zusammen, dass sich die meisten Angereisten in Zelten entweder auf den Gassen oder auf den Straßen niederließen und oft welche ums Leben kamen, die meisten von der Menge erdrückt, darunter zwei Senatoren.

(40) Von da wandte er sich der Neuordnung des Staates zu und korrigierte zuerst den Kalender, der schon längst durch die Fehler der Priester aufgrund ihres Rechtes, Tage einzuschieben, dermaßen in Verwirrung geraten war, dass weder die Festtage der Ernte auf den Sommer fielen noch die der Weinlese auf den Herbst. Das Jahr richtete er nach dem Sonnenlauf aus, sodass es aus 365 Tagen bestand, und indem er den Einschub eines Monats abschaffte, schob er alle vier Jahre einen Tag ein. 2 Damit aber in Zukunft umso genauer die Zeitrechnung vom ersten Januar an stimme, schob er zwischen November und Dezember zwei Monate ein. Das Jahr, in dem dies beschlossen wurde, hatte daher mit dem üblichen Schaltmonat 15 Monate.

(41) Den Senat füllte er auf, ernannte zusätzliche Patrizier und vermehrte die Zahl der Prätoren, Ädilen und Quästoren, auch der niedrigeren Amtsträger. Die durch die Entscheidungen der Zensoren oder vom Gericht wegen Amtserschleichung Verurteilten setzte er wieder ein. 2 Das Wahlrecht teilte er mit dem Volk so, dass außer bei den Bewerbern um das Konsulat von der übrigen Zahl der Beamten die eine Hälfte vom Volk ausgewählt wurde, die andere Hälfte aber von ihm selbst. Und er verkündete durch Schreiben, die in der Tribus herumgeschickt wurden, kurz gesagt Folgendes: „Der Diktator Caesar an die Tribus. Ich empfehle euch diesen und jenen, damit er durch eure Stimme sein Amt erhält.“ Zu den Ämtern ließ er auch die Kinder von Proskribierten zu. Die Gerichte reduzierte er auf zwei Gruppen, die des Ritterstandes und die des Senatorenstandes. Die dritte, die der Ärartribunen löste er auf. 3 Die Volkszählung führte er nicht auf die gewohnte Art und nicht am gewohnten Ort, sondern nach Straßenzügen durch die Eigentümer der Mietskasernen; und von 320 000 Personen setzte er die Zahl derer, die Getreide aus öffentlichen Mitteln erhielten, auf 150 000 herab. Und damit nicht aufgrund dieser neuen Übereinkünfte Unruhen angezettelt werden könnten, beschloss er, dass jedes Jahr an Stelle der Verstorbenen einige von denen, die jetzt nicht aufgenommen wurden, durch Losen des Prätors nachrücken sollten.

(42) Nachdem er aber 80 000 Bürger auf überseeische Kolonien verteilt hatte, setzte er fest, um die Einwohnerzahl der ausgebluteten Stadt (Rom) aufzufüllen, dass kein Bürger über 20 Jahre und keiner unter zehn, der nicht durch den Eid gebunden wäre, länger als drei Jahre ununterbrochen von Italien wegbleiben und kein Sohn eines Senators außer als Soldat oder Begleiter eines Beamten ins Ausland aufbrechen dürfe. Und auch die, welche Viehzucht betrieben, durften nicht weniger als ein Drittel ihrer frei geborenen jungen Männer unter den Hirten haben. Alle, die in Rom Medizin ausübten, und alle Lehrer der freien Künste beschenkte er mit dem Bürgerrecht, damit sie selbst umso lieber in der Stadt wohnten und andere hierher streben würden. 2 Bei den Schulden entschied er, da er die Erwartung auf einen gänzlichen Erlass nicht erfüllte, welche auf vielen Seiten geweckt worden war, endlich, dass die Schuldner den Gläubigern dadurch Genüge tun sollten, dass sie ihren Grundbesitz schätzen sollten und diesen für so viel, wie sie ihn vor dem Bürgerkrieg gekauft hatten, abzüglich der Summe der Zinsen, die sie im eigenen Namen oder durch Anweisung gezahlt hatten, den Gläubigern überlassen sollten. Auf diese Weise wurde etwa ein Viertel der Schulden weggenommen. 3 Alle Vereinigungen außer den schon seit alter Zeit bestehenden löste er auf. Die Strafen für Verbrechen erhöhte er. Und da sich die Großgrundbesitzer umso leichter auf ein Verbrechen einlassen konnten, weil sie dann mit ungeschmälertem Vermögen in die Verbannung gehen konnten, bestrafte er Vatermörder, wie Cicero schreibt, mit der Einziehung aller Güter, die Übrigen mit der Einziehung der Hälfte.

(43) Recht sprach er überaus eifrig und sehr streng. Wer der Erpressung überführt wurde, den entfernte er auch aus dem Senatorenstand. Er schied eine Ehe eines Mannes von prätorischem Rang, der eine Frau geheiratet hatte, die nur zwei Tage zuvor ihren Mann verlassen hatte, obwohl sie nicht im Verdacht der Schande stand. Er setzte Zölle für ausländische Waren fest. Den Gebrauch von Sänften sowie von Purpurgewändern und Perlenschmuck beschränkte er auf bestimmte Tage und bestimmte Personen und Altersgruppen. 2 Besonders das Gesetz gegen die Schwelgerei beim Essen setzte er durch, nachdem er Wachen rund um den Markt herum aufgestellt hatte, die verbotene Speisen beschlagnahmten und zu ihm brachten, wobei gelegentlich Liktoren und Soldaten zu Hilfe geschickt wurden, damit sie, wenn den Wächtern etwas entging, dies noch wegnahmen, wenn es schon im Speisezimmer aufgetischt war.

(44) Denn zur Ausschmückung und zum Aufbau der Stadt sowie zum Schutz und zur Vergrößerung des Reiches beschloss er von Tag zu Tag mehr und Größeres: vor allem den Marstempel wieder aufzubauen, so groß wie er nie zuvor gewesen war, nachdem an der betreffenden Stelle der See aufgefüllt und eingeebnet worden war, in welchem er zuvor Seeschlachten hatte aufführen lassen, ebenso in nie gesehener Größe das Theater, das am Tarpejischen Felsen liegt. 2 Das Privatrecht wollte er in einem angemessenen Umfang zusammenfassen, und aus einer unübersehbaren Zahl von uneinheitlichen Gesetzen ließ er die jeweils besten und notwendigen in nur ganz wenige Bücher bringen. Die lateinischen und griechischen Bibliotheken ließ er, so zahlreich er konnte, öffnen, indem er M. Varro den Auftrag gab, dies vorzubereiten und zu überprüfen. 3 Ferner plante er, die Pontinischen Sümpfe auszutrocknen, den Fukinischen See leerlaufen zu lassen, eine Straße zu befestigen vom Oberen Meer durch den Apenninischen Rücken bis zum Tiber, den Isthmos durchstechen zu lassen. Die Daker, die sich am Schwarzen Meer und in Thrakien ausbreiteten, wollte er bezwingen. Bald wollte er die Parther von Klein-Armenien her angreifen, nicht ohne sie zuvor getestet zu haben.

4 Bei solchen Taten und Plänen kam ihm der Tod dazwischen. Bevor ich allerdings davon rede, muss ich sein Aussehen und seine Gewohnheit, seine Sitten und seinen Charakter, nicht weniger, was seine Bemühungen in Frieden und Krieg betrifft, zusammenfassend darstellen.

(45) Er soll von hoher Statur, heller Hautfarbe und starken Gliedern gewesen sein, im Gesicht ein wenig voller, dunkle und lebhafte Augen gehabt haben, eine robuste Gesundheit, außer dass er zu gewissen Zeiten die Besinnung verlor und von Albräumen aus dem Schlaf geschreckt zu werden pflegte. Von der Epilepsie ist er zweimal bei seiner Arbeit befallen worden. 2 Was seinen Körper betraf, war er pingelig, sodass er nicht nur sorgfältig rasiert und geschnitten war, sondern auch gezupft, wie einige behaupten, und an der Hässlichkeit seiner Glatze trug er schwer, indem er oft durch den Spott seiner Widersacher Schaden nahm. Daher pflegte er sowohl die ausgegangenen Haare zu ersetzen, indem er die hinteren nach vorne kämmte, und er nahm auch von allen ihm vom Senat und Volk beschlossenen Ehrungen nichts anderes lieber bzw. beanspruchte es für sich, als das dauerhafte Recht, einen Lorbeerkranz zu tragen.

3 Sogar was die Kleidung betrifft, wird er als auffällig dargestellt. Die Toga mit dem Purpurstreifen und Fransen an den Ärmeln aber benutzte er niemals anders, als dass er darüber einen Gürtel trug, der nur locker geschnallt war. Woher der Ausspruch Sullas gekommen sein soll, der die Optimaten oft warnte, dass sie sich vor dem schlecht gegürteten Jungen hüten sollten.

(46) Er wohnte zuerst in der Subura in einem bescheidenen Gebäude, nach seiner Amtszeit als Pontifex Maximus aber in der Via Sacra in einer staatlichen Wohnung. Dass er in Schmuck und Eleganz überaus eifrig war, überliefern viele. Ein Landhaus am Nemisee, das von den Grundmauern an begonnen und für viel Geld gebaut worden war, ließ er, weil es nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach, vollständig wieder abreißen, obwohl er noch unbedeutend und verschuldet war. Auf seinen Feldzügen soll er Marmorfliesen und Mosaiken mitgeführt haben.

(47) Britannien soll er in der Hoffnung auf Perlen aufgesucht haben, deren Gewicht er, wenn er sie verglich, manchmal mit der eigenen Hand abgewogen haben soll. Edelsteine, getriebene Vasen aus Edelmetall, Statuen und Gemälde soll er sich immer höchst begierig beschafft haben. Für schöne und wohlgestaltete Sklaven zahlte er einen so enormen Preis, dass er sich selbst so schämte, dass er verbot, dass die Rechnungen verzeichnet würden.

(48) Zum Speisen in die Provinzen führte er beständig zwei Speisezimmer mit, eines für die Offiziere und seine vornehmeren Begleiter, das andere für Zivilisten und die Granden der Provinzen. Die Ordnung im Haus in großen und kleinen Dingen lenkte er so sorgfältig und streng, dass er einen Müller, der seinen Gästen anderes Brot auftrug als ihm selbst, an den Füßen in Ketten werfen und einen von ihm sehr geschätzten Freigelassenen wegen Ehebruchs mit der Frau eines römischen Ritters hinrichten ließ, obwohl es keinen Kläger gab.

(49) Seinen züchtigen Ruf beschädigte nichts außer dem Verhältnis zu Nikomedes, freilich eine schwere und dauerhafte Schande, die ihm viele Schmähungen einbrachte. Ich übergehe die berühmten Verse des Calvus Licinus:

Was auch immer Bithynien und der Buhle Caesars jemals hatten …

Ich übergehe die Reden Dolabellas und des Älteren Curio, in welchen ihn Dolabella „königliche Mätresse“ und Curio „Matratze des Nikomedes“ und „bithynisches Bordell“ nannten. 2 Auch lasse ich die Erlasse des Bibulus aus, in welchen er seinen Kollegen „Königin von Bithynien“ nannte und sagte, dass ihm zuerst der König am Herzen gelegen habe, nun die Herrschaft. Zu dieser Zeit, so berichtet M. Brutus, habe ein gewisser Octavius, der aufgrund einer Geisteskrankheit freimütig und geschwätzig war, in einer ziemlich großen Versammlung, als er Pompeius„König“ genannt hatte, ihn (Caesar) als„Königin“ begrüßt. Aber auch C. Memmius warf ihm vor, dass er Nikomedes sogar mit den übrigen Lustknaben als Mundschenk zur Verfügung gestanden habe, und zwar bei einem vollen Gelage mit einigen dabeiliegenden städtischen Kaufleuten, deren Namen er nennt. 3 Cicero aber war nicht zufrieden damit, in einigen Briefen geschrieben zu haben, dass er von den Leibwächtern in das königliche Schlafzimmer geführt worden sei und in einem goldenen Bett in purpurnem Gewand darin gelegen habe und die Blüte der Jugend des Venus-Nachkommen in Bithynien verdorben hätte. Und als er einmal im Senat den Fall Nysas verteidigte, der Tochter des Nikomedes, und die [vom König erwiesenen] Wohltaten gegen ihn erwähnte, antwortete er: „Lass das aus, ich bitte dich, da ja bekannt ist, was jener dir und was du jenem gegeben hast.“ 4 Bei seinem Triumph über Gallien gaben seine Soldaten unter anderen Liedern, welche sie, scherzend seinem Wagen folgend, sangen, dieses höchst vulgäre zum Besten:

Caesar hat sich Gallien unterworfen, Nikomedes sich Caesar.

Siehe, nun triumphiert Caesar, der sich Gallien unterworfen hat,

Nikomedes, der sich Caesar unterworfen hat, triumphiert nicht.

(50) Dass er verschwenderisch und vergnügungssüchtig war, ist allgemeine Überzeugung; viele und berühmte Frauen soll er verbraucht haben, unter ihnen auch Postumia, die Frau des Ser. Sulpicius, Lollia, die Frau des A. Gabinius, Tertulla, die Frau des M. Crassus, wie auch die Frau des Cn. Pompeius namens Mucia. Immerhin wurde Pompeius sowohl von den Curionen, Vater und Sohn, als auch von vielen anderen getadelt, weil er nach drei Kindern seine Frau wegjagte und die Tochter desjenigen, welchen er seufzend „Aegisthum“ (Nebenbuhler des Agamemnon) zu nennen pflegte, dann aus Machtgier zur Frau nahm. 2 Doch am meisten liebte er Servilia, die Mutter des M. Brutus, welcher er auch in seinem nächsten Konsulat eine Perle für sechs Millionen Sesterzen kaufte und im Bürgerkrieg über andere Schenkungen hinaus das größte Landgut aus den Versteigerungen zum kleinsten Preis zuschlug. Mit den freilich sehr vielen, die sich über den geringen Preis wunderten, sagte Cicero: „Umso besser wurde hier gekauft, mögt ihr wissen, nachdem die Tertia (ein Rabatt von 33 %) abgezogen worden ist.“ Man glaubte nämlich, dass Servilia auch ihre Tochter Tertia mit Caesar zusammengebracht habe.

(51) Dass er nicht einmal davor zurückscheute, Ehefrauen von Provinzialen zu verführen, zeigt dieses Distichon, das auch von Soldaten beim gallischen Triumph zum Besten gegeben wurde:

„Ihr Männer der Stadt, passt auf eure Frauen auf,

wir bringen euch einen glatzköpfigen Frauenhelden.

Gold hast du in Gallien verhurt,

dieses hast du nur als Kredit genommen.“

(52) Er liebte auch Königinnen, darunter Eunoe, die maurische Frau des Bogud; ihr und ihrem Mann schenkte er ziemlich viele und unermessliche Schätze, wie [Ovidius] Naso geschrieben hat. Doch am meisten Kleopatra, mit welcher er auch das Nachtmahl bis in den Sonnenaufgang hinauszog und auf demselben Schiff namens Thalamegos in Ägypten vordrang und fast bis nach Äthiopien gekommen wäre, wenn nicht das Heer den Weitermarsch verweigert hätte. Diese lud er später nach Rom ein, nicht ohne sie mit den höchsten Ehren und Schätzen zu überhäufen, dann schickte er sie zurück und duldete, dass sie dem gemeinsamen Sohn seinen Namen gab. 2 Von diesem berichten tatsächlich einige griechische Schriftsteller, wie ähnlich er sowohl in seiner Gestalt als auch in seinen Bewegungen Caesar gewesen sei. M. Antonius versicherte sogar dem Senat, dass das Kind von ihm anerkannt worden sei, was C. Martius und C. Oppius und die übrigen Freunde Caesars freilich wussten. Von diesen allerdings gab C. Oppius ein Buch heraus, gleichsam als Rechtfertigung und Verteidigung Caesars, dass es nicht Caesars Sohn sei, den Kleopatra so nannte. 3 Der Volkstribun Helvius Cinna bekannte vor vielen, dass er ein Gesetz verfasst und bereit gehalten hatte, welches Caesar einzubringen befohlen hatte, in der Zeit, in der er selbst abwesend war, wonach er (Caesar) an Ehefrauen um der Zeugung von Kindern willen welche und wie viele er wollte nehmen dürfe. Damit aber niemandem ein Zweifel bleibe, dass er ganz und gar ein Mann der Unkeuschheit und des Ehebruchs war und einen denkbar schlechten Ruf hatte, [sei erwähnt], dass Curio der Vater ihn in einer Rede „den Mann aller Frauen und die Frau aller Männer“ nannte.

(53) Dass er beim Wein überaus zurückhaltend war, bestreiten nicht einmal seine Feinde. Von M. Cato stammt der Spruch, dass Caesar allein von allen den Umsturz der res publica nüchtern in Angriff genommen habe. Denn was das Essen betrifft, berichtet C. Oppius, dass er so anspruchslos war, dass er sogar das alte Öl, das von einem Gastfreund statt frischem gereicht wurde, während es die anderen verschmähten, als Einziger in größerer Menge nahm, um nicht den Eindruck zu erwecken, dem Gastgeber Nachlässigkeit oder eine ungehobelte Art vorzuwerfen.

(54) Enthaltsamkeit zeichnete ihn weder als Feldherrn noch als römischen Beamten aus. Wie nämlich einige in ihren Geschichtswerken bezeugen, nahm er als Prokonsul in Hispanien Geld an, welches zur Begleichung seiner Schulden erbettelt worden war, und plünderte feindlich einige lusitanische Städte, obwohl sie keine Befehle verweigert, sondern ihm, als er ankam, sofort die Tore geöffnet hatten. 2 In Gallien räumte er aus Tempeln und Heiligtümern die Weihegeschenke aus und raubte Städte öfter wegen der Beute als wegen ihres Vergehens aus. Daher geschah es, dass er von Gold überfloss und das Pfund für 3 000 Sesterzen auf dem Markt in Italien und den Provinzen verschleudern ließ. 3 In seinem ersten Konsulat legte er, nachdem er 3 000 Pfund Gold vom Kapitol gestohlen hatte, ebenso viel in vergoldetem Kupfer nieder. Bündnisse und Herrschaften gewährte er gegen Geld, sodass er allein dem Ptolemäus fast 6 000 Talente in seinem und des Pompeius Namen abpresste. Später aber bestritt er von den offensichtlichsten Räubereien und Tempelschändungen sowohl die Lasten des Bürgerkriegs als auch die Aufwendungen der Triumphzüge und Ämter.

(55) In Beredsamkeit und militärischen Künsten kam er dem Ruhm der Besten gleich oder übertraf ihn sogar. Nach der Anklage Dolabellas wurde er ohne Zweifel unter die ersten Männer des Staates gerechnet. Jedenfalls sagt Cicero [Ad Brutum 75,261 f.] da er bei Brutus die Redner aufzählt, dass er keinen sehe, hinter dem Caesar zurückstehen müsse, und er sagt, dass er eine feine, glänzende, großartige und erhabene Art zu reden besitze. Und an Cornelius Nepos schrieb er zum selben Thema: 2 „Was nun? Wen von denen, die nichts anderes getan haben, ziehst du als Redner ihm vor? Wer ist in seinen Sätzen schärfer oder reicher? Wer in seinen Worten schmuckreicher oder feiner?“ In der Art seiner Rede scheint Caesar schon in seiner Jugend Strabo gefolgt zu sein, aus dessen Rede mit der Überschrift „Für die Sarden“ er einiges wörtlich in seine eigene Divinationsrede übernommen hat. Er soll auch mit scharfer Stimme vorgetragen haben, mit inbrünstiger Bewegung und Haltung, nicht ohne Anmut. 3 Er hinterließ einige Reden, unter welchen manche verfälscht gewesen sein sollen. Diejenige für Q. Metellus, glaubt Augustus nicht zu unrecht, wurde eher von einem Tachygraphen genommen, der den Worten des Sprechers nicht sehr genau folgte, als dass sie von ihm selbst herausgegeben worden wäre. Denn in einigen Exemplaren finde ich nicht einmal geschrieben „Für Metellus“, sondern „Von Metellus“, während die Rede von der Person Caesars ist, der Metellus und sich gegen die Verdächtigungen der gemeinsamen Widersacher rechtfertigt. 4 Diejenige bei den Soldaten aber in Hispanien hält derselbe Augustus kaum für seine eigene, welche dennoch zweifach überliefert wird, eine, die gleichsam beim ersten Kampf gehalten wurde, und eine, die beim anderen Kampf gehalten wurde, von dem Asinius Pollio berichtet, dass er nicht einmal Zeit gehabt hätte, eine Heeresversammlung abzuhalten, da der Feind so plötzlich über sie hereingebrochen sei.

(56) Er hinterließ auch Berichte über seine Taten im Gallischen Krieg und im Bürgerkrieg gegen Pompeius. Ob er aber auch der Autor über den Alexandrinischen, den Afrikanischen und Hispanischen Krieg ist, ist ungewiss. Die einen glauben, es sei Oppius, andere denken an Hirtius, der auch das letzte, unvollendete Buch des Gallischen Krieges abgeschlossen hat. Von Caesars Berichten sagt Cicero in eben diesem Buch namens Brutus: 2 „Berichte schrieb er, die man nur sehr loben kann. Sie sind schlicht, ohne Umschweife und anmutig, ihnen ist jeder Redeschmuck gleichsam wie ein Gewand ausgezogen. Aber während er wollte, dass andere etwas Vorbereitetes hätten, woraus diejenigen schöpfen könnten, die Geschichte schreiben wollten, tat er vielleicht den Unfähigen den Gefallen, die jenes mit dem Brenneisen kräuseln wollen, schreckte aber die verständigen Menschen vom Schreiben ab.“ 3 Von denselben Berichten verkündet Hirtius [im Vorwort zum VIII. Buch]: „So sehr wurden sie im Urteil aller gelobt, dass sie als vorgeschriebene, nicht als angebotene Möglichkeit zu schreiben betrachtet wurden. Für diese Sache aber ist meine Bewunderung noch größer als die der anderen; die Übrigen nämlich wissen, wie gut und fehlerfrei, wir aber wissen, wie leicht und schnell er sie verfasst hat.“ 4 Pollio Asinius hält sie für zu wenig sorgfältig und für zu unzuverlässig geschrieben, weil Caesar das meiste, besonders was andere vollbracht hatten, zu leichtfertig glaubte, und was von ihm selbst getan wurde, sei es aus Absicht oder weil ihn die Erinnerung täuschte, unrichtig herausgegeben hat. Und er meint, dass er es überarbeiten und korrigieren wollte. 5 Er hinterließ auch zwei Bücher über die Analogie und ebenso viele „Gegen Cato“, außerdem Gedichte unter dem Titel „Weg“. Von diesen Büchern schrieb er die ersten beim Übergang über die Alpen, als er aus dem Diesseitigen Gallien nach Abhaltung der Gerichtsversammlungen zum Heer zurückkehrte, die weiteren dichtete er in der Zeit der Schlacht bei Munda. Das letzte aber, während er von Rom in das Äußere Hispanien marschierte und am 24. Tage ankam. 6 Es existieren Briefe von ihm an den Senat, welche er zuerst in Papyrusseiten und in der Form einer Denkschrift umgewandelt zu haben scheint, während vorher die Konsuln und Anführer Schriften schickten, die nur auf der Rückseite beschrieben waren. Ferner gibt es noch Briefe an Cicero, auch an Vertraute über private Angelegenheiten, in welchen er, wenn er etwas geheim übermitteln wollte, es mit Chiffren schrieb, d. h. dass er die Buchstaben so anordnete, dass kein richtiges Wort entstehen konnte. Wenn dies dann jemand entziffern und verstehen wollte, musste er den vierten Buchstaben des Alphabets, also D, für A und dann die übrigen entsprechend verschieben. 7 Es heißt auch, dass er schon als Heranwachsender einige Schriften wie „Lob des Herkules“, eine Tragödie „Oedipus“ und ebenso „Gesammelte Aussprüche“ ediert habe. Alle diese Bücher verbot Augustus in einem Brief zu veröffentlichen, welchen er ebenso kurz wie einfach an Pompeius Macer schickte, dem er die Ordnung der Bibliotheken übertragen hatte.

(57) In Waffen und im Reiten war er überaus erfahren, und Mühen konnte er über alle Maßen ertragen. Im Heereszug schritt er manchmal zu Pferd, öfter aber zu Fuß voran mit unbedecktem Haupt, auch bei Sonne und Regen. Die weitesten Wege bewältigte er mit der größten Schnelligkeit, ohne Gepäck auf einem Wagen, hundert Meilen an einem Tag. Wenn ihm ein Fluss im Wege lag, überquerte er ihn durch Schwimmen oder behalf sich mit aufgeblasenen Schläuchen, sodass er oft seinen eigenen Boten zuvorkam.

(58) Wenn er Unternehmungen begann, zweifelhaft ob eher vorsichtig oder eher kühn, führte er das Heer niemals auf Wegen, die die Möglichkeit zum Hinterhalt boten, außer wenn er die Lage des Ortes durch Kundschafter hatte ausforschen lassen, noch setzte er nach Britannien über, ohne vorher die Häfen und die Routen und den Zugang zur Insel selbst geprüft zu haben. Auch eilte derselbe, nachdem eine Belagerung eines Lagers in Germanien gemeldet worden war, in gallischer Kleidung durch die germanischen Posten zu seinen Leuten. 2 Von Brundisium aus schickte er im Winter Soldaten zwischen die feindlichen Flotten nach Dyrrhachium und bestieg für seine bedrängten Truppen, welchen er zu folgen befohlen hatte, nachdem er oft vergeblich diese herbeizurufen geschickt hatte, selbst als Letzter heimlich bei Nacht ein winziges Schiff allein mit bedecktem Haupt und gab sich nicht vorher zu erkennen und duldete nicht, dass der Kapitän dem Unwetter auswich, bis er fast von den Fluten fortgerissen wurde.

(59) Durch keine Scheu wurde er jemals von einem Unternehmen abgehalten oder darin gebremst. Als ihm einmal beim Opfer das Opfertier floh, schob er den Aufbruch gegen Scipio dennoch nicht auf. Als er ein Schiff verließ und niederfiel, wendete er das Vorzeichen zum Guten, indem er sagte: „Ich halte dich, Afrika!“ Um die Weissagungen zu verhöhnen, mit welchen der Name der Scipionen in dieser Provinz als aufgrund des Schicksals glücklich und unbesiegbar bezeichnet wurde, nahm er den am meisten Verachteten aus der Familie der Cornelier, der als Vorwurf für seine Lebensweise den Beinamen Salvitio erhalten hatte, in sein Feldlager mit.

(60) Kämpfe nahm er nicht nur planmäßig, sondern auch, wenn sie sich ergaben, auf sich, oft sogar vom Weg aus, manchmal auch bei den schlimmsten Unwettern, wenn man am wenigsten gedacht hätte, dass er sich rühren würde. Auch war er nie, höchstens in der letzten Zeit, zögerlich zu kämpfen, indem er glaubte, dass er, je öfter er gesiegt hatte, umso weniger den Zufall herausfordern dürfe und nicht so viel gewinnen könne durch einen Sieg wie er [durch eine Niederlage verliere]. Den Feind zerstreute er nicht, ohne ihm das Lager zu rauben. Dadurch gab er den Erschreckten keinen Raum. Wenn der Kampf auf der Kippe stand, schickte er die Pferde weg, voran sein eigenes, sodass die Notwendigkeit zu bleiben umso stärker gegeben war, weil die Gelegenheit zur Flucht verwehrt war.

(61) Er ritt aber ein ausgezeichnetes Pferd, das fast menschliche Füße hatte mit Hufen, die gleichsam wie Finger gespalten waren, welches er, nachdem es bei ihm geboren worden war, als ihm die Wahrsager vorausgesagt hatten, dass es die Herrschaft über den Erdkreis bedeute, mit Fürsorge aufzog und als Erster bestieg, indem es keinen anderen Reiter duldete. Ein Standbild von diesem stiftete er später vor dem Tempel der Venus Genetrix.

(62) Das niedergedrückte Heer hat er allein oft wieder aufgerichtet, indem er sich den Fliehenden entgegenstellte und Einzelne zurückhielt, und wendete sie, indem er ihnen die Kehle herumdrehte, wieder gegen den Feind. Freilich zitterten sie meistens so, dass der Adlerträger, den er aufhalten wollte, ihn mit dem Schild bedrohte, ein anderer ihm das Feldzeichen, das er in der Hand hielt, einfach zurückließ.

(63) Nicht geringer war seine Standhaftigkeit, und noch größer waren die Beweise. Nach der Schlacht bei Pharsalos setzte er mit den nach Asien vorausgeschickten Truppen durch die Enge des Hellespont mit Transportschiffen über und floh vor L. Cassius, der ihm auf der anderen Seite mit zehn Rammschiffen entgegenkam, nicht, hielt vielmehr auf ihn zu, forderte ihn zur freiwilligen Kapitulation auf und konnte dann ihn, da jener demütig bat, gnädig bei sich aufnehmen.

(64) Als in Alexandria die Feinde durch einen Ausfall eine Brücke bestürmten und er plötzlich in ein Boot gestoßen wurde, in das auch viele andere hineinstürzten, sprang er ins Meer und entkam, indem er 200 Schritt schwamm, zum nächsten Schiff, und in seiner hochgestreckten linken Hand hielt er die Schriftstücke, die er bei sich getragen hatte, damit sie nicht nass wurden. Gleichzeitig zog er mit den Zähnen den Feldherrnmantel, damit dieser nicht eine Beute des Feindes würde.

(65) Einen Soldaten schätzte er nicht nach dessen Charakter, noch nach dessen Glück ein, sondern nur nach dessen Kräften, und er behandelte ihn gleichermaßen mit Strenge und Nachsicht. Denn nicht überall und immer, sondern nur, wenn der Feind in der Nähe war, disziplinierte er sie: Dann vor allem war er ein unerbittlicher Aufseher der Disziplin, sodass er weder die Zeit des Marsches noch des Kampfes verriet, sondern sie bereit und aufmerksam in jedem Augenblick, da er es wollte, sofort aus dem Lager führen konnte. Dies tat er auch ohne Anlass sehr oft, besonders bei Regen und an Festtagen. Und er mahnte, dass man stets auf ihn achten müsse, und plötzlich bei Tag oder Nacht verkürzte er oder verlängerte er den Marsch, um die zu spät Nachfolgenden zu ermüden.

(66) Diejenigen aber, die durch das Gerücht über feindliche Truppen erschreckt wurden, bestärkte er nicht durch Leugnen oder Herunterspielen, sondern [beunruhigte] sie sogar durch Vergrößerung und Ausmalung [der Gefahr]. Daher sprach er, als die Erwartung der Ankunft Iubas so bedrohlich schien, zu den zur Heeresversammlung zusammengerufenen Soldaten: „Wisst, dass in sehr wenigen Tagen der König mit zehn Legionen da sein wird, mit 30 000 Reitern und 100 000 Leichtbewaffneten sowie 30 Elefanten. Daher braucht keiner zu fragen oder noch weiterzugrübeln, sondern ihr solltet mir, der ich dies begriffen habe, vertrauen. Oder ich befehle ihm, indem er in das älteste Schiff gesetzt wird, fortzusegeln, wohin und in welches Land auch immer der Wind ihn treibt.“

(67) Vergehen verfolgte er weder alle noch im Einzelfall, aber für Deserteure und Aufrührer war er der strengste Kläger und Richter. Andere Dinge konnte er auch übersehen. Und manchmal, nach einer großen und siegreichen Schlacht, gestattete er, die Pflicht des Dienstes hinter sich lassend, allenthalben jede zügellose Ausgelassenheit und war gewohnt zu behaupten, dass seine Soldaten sogar frisch eingecremt gut kämpfen könnten. 2 Und diese nannte er in der Heeresversammlung nicht Soldaten, sondern mit dem schmeichelhaften Namen „Kameraden“, und er hielt sie so in Ehren, dass er sie mit von Gold und Silber glänzenden Waffen auszeichnete, einerseits wegen des schönen Anblicks, andererseits weil sie, je gieriger sie waren, umso größere Angst vor Verlusten hatten. Er liebte sie freilich so sehr, dass er, als er von der Niederlage des Titurius hörte, Kopf- und Barthaare wachsen und nicht früher wieder scheren ließ, bis er sie gerächt hatte.

(68) Dies bewirkte, dass sie ihm überaus ergeben und auch sehr tapfer waren. Nachdem er den Bürgerkrieg begonnen hatte, boten ihm die Zenturionen jeder einzelnen Legion an, Reiter auf ihre eigenen Kosten zu stellen, alle Soldaten ihren Dienst, kostenlos und ohne Getreideverpflegung und Sold, indem die Wohlhabenden den Unterhalt für die Ärmeren auf sich nahmen. Und in dieser langen Zeit verriet ihn nicht ein Einziger. Die meisten, die in Gefangenschaft gerieten, wiesen die ihnen zugestandene Verschonung ihres Lebens für den Fall, dass sie dann gegen ihn kämpften, zurück. 2 Hunger und andere Mängel ertrugen sie nicht nur, wenn sie belagert wurden, sondern auch, wenn sie selbst andere belagerten, mit solcher Ausdauer, dass Pompeius bei der Festung Dyrrhachium, nachdem er eine Art Brot aus Kräutern gesehen hatte, von dem sie sich ernährten, sagte, dass sie sich wie wilde Tiere verhielten. Und er befahl, dies schnell beiseite zu schaffen und es niemand sehen zu lassen, damit nicht die Duldsamkeit und Hartnäckigkeit des Feindes den Mut seiner Leute breche. 3 Mit welcher Tapferkeit sie um die Entscheidung kämpften, wird dadurch deutlich, dass sie nach dem einen widrigen Kampf bei Dyrrhachium von sich aus eine Strafe forderten, sodass der Feldherr eher einen Grund hatte, sie zu trösten als sie zu bestrafen. In den übrigen Kämpfen überwanden sie mühelos unzählige Truppen von Feinden, selbst wenn sie selbst in der Minderheit waren. Schließlich nahm eine einzige Kohorte der VI. Legion, die ein Lager bewachen musste, vier Legionen des Pompeius innerhalb weniger Stunden, wobei sie fast gänzlich durch die Menge der feindlichen Pfeile, von denen 130 000 im Schutzwall des Lagers gefunden wurden, getroffen worden war. 4 Kein Wunder, wenn einer die Taten der Einzelnen beachtet, seien es die des Zenturionen Cassius Scaeva oder die des Soldaten C. Acilius, um nicht noch mehr zu nennen. Scaeva hat, nachdem ihm ein Auge ausgeschlagen und Schulter und Oberschenkel durchbohrt worden waren, auch sein Schild von 120 Pfeilen getroffen worden war, die Torwache an dem ihm übertragenen Lager gehalten. Acilius sprang in der Seeschlacht von Massilia, nachdem seine abgeschlagene rechte Hand in ein feindliches Schiff gefallen war, nach dem dem denkwürdigen Beispiel des Kynergeiros bei den Griechen, in das Schiff hinüber und vertrieb die Entgegenstehenden mit dem Schildbuckel.

(69) Einen Aufruhr gab es während der zehn Jahre der Kriege in Gallien nicht, in den Bürgerkriegen einige, aber so, dass sie schnell wieder zu ihren Pflichten zurückkehrten, nicht so sehr durch Nachgiebigkeit des Feldherrn wie durch sein Ansehen. Denn er wich niemals den Unruhestiftern, sondern trat ihnen stets entgegen. Und die IX. Legion bei Placentia entließ er, obwohl Pompeius noch in Waffen stand, ganz in Schande; und nur mit Zähneknirschen nach vielen Bitten und nicht ohne eine Strafe für die Anführer setzte er sie wieder in ihre alte Stellung ein.

(70) Die Soldaten der X. Legion aber, die in Rom unter massiven Drohungen und höchster Gefahr für die Stadt, ihre Entlassung und ihre Belohnung verlangten, während er damals in Afrika Krieg führte, zögerte er weder anzugreifen, obwohl die Freunde ihn abhalten wollten, noch sie zu entlassen. Aber mit einer einzigen Rede, in der er sie Quiriten statt Soldaten nannte, umwickelte und beugte er sie so, dass sie ihm entschieden antworteten, dass sie Soldaten seien, und, obwohl er es zurückwies, ihm freiwillig nach Afrika folgten. Und dennoch bestrafte er die Unruhestifter durch die Zuweisung eines Drittels der ihnen zugedachten Beute und des Landes.

Sueton: Sämtliche Biographien

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