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Augustus

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(1) Dass die Familie der Octavier einst eine besondere in Velitrae war, darauf weist vieles hin. Denn schon früh wurde ein Viertel im berühmtesten Teil des Städtchens das »octavische« genannt, und dort wurde ein Altar gezeigt, der von einem Octavius geweiht worden war. Als dieser nämlich als Anführer in einem Krieg mit benachbarten Staaten gerade vor Mars die heiligen Handlungen vollziehen wollte, wurde ein plötzlicher Einfall der Feinde gemeldet, und er zerschnitt die halb roh vom Herd gerissenen Opferteile. So in den Krieg aufgebrochen, kehrte er als Sieger zurück. Auch bestand ein öffentlicher Beschluss, dass man sorgfältig darauf achte, dass zukünftig auf ähnliche Weise dem Mars die Eingeweide der Opfertiere dargebracht und die übrigen Teile den Octaviern gegeben würden.

(2) Diese Familie, von König Tarquinius Priscus unter den geringeren Geschlechtern in den Senat aufgenommen, wurde bald von Servius Tullius unter die Patrizier eingereiht, zog sich aber mit der Zeit wieder in die Reihen der Plebejer zurück, um wieder nach einer langen Zeit durch Iulius Caesar zu Patriziern zu werden. Als Erster von ihr erhielt C. Rufus durch Volkswahl ein Amt. 2 Dieser zeugte nach seiner Quästur die Söhne Gnaeus und Gaius, von welchen zwei verschiedene Linien der Familie der Octavier abstammen, indem nämlich Gnaeus und schließlich sämtliche von ihm Abstammenden die höchsten Ämter innehatten. Gaius aber und seine Nachkommen blieben, sei es durch Schicksal, sei es aus Absicht, im Ritterstand bis zum Vater des Augustus. Augustus’ Urgroßvater leistete Kriegsdienst im Zweiten Punischen Krieg als Militärtribun in Sizilien unter dem Kommando von Aemilius Papus. Sein Großvater gab sich mit Munizipalämtern zufrieden und wurde mit überreicher väterlicher Erbschaft in höchster Ruhe alt. Doch davon schreiben andere. 3 Augustus selbst schreibt daher nicht mehr, als dass er aus einer Familie des Ritterstandes stamme, dabei aber einer alten und reichen, in welcher sein Vater der erste Senator war. M. Antonius behauptet, dass er einen Freigelassen zum Urgroßvater hatte aus dem Gau Thurinus, der Großvater sei Geldwechsler gewesen. Und nichts Weiteres kann über die Vorfahren des Augustus väterlicherseits herausgefunden werden.

(3) Sein Vater C. Octavius war von frühestem Alter an wohlhabend und allgemein sehr angesehen, sodass ich mich allerdings wundere, dass er von einigen als Geldwechsler bzw. als Stimmenhändler auf dem Marsfeld bezeichnet wird. Denn mit großen Reichtümern ausgestattet, erlangte er leicht Ämter und führte sie hervorragend aus. Nach der Prätur erloste er die Provinz Makedonien und machte unterwegs Flüchtige, eine übriggebliebene Schar von Spartacus und Catilina, nieder, die das Gebiet Thuringum besetzt hatten, da ihm vom Senat dieser außerordentliche Auftrag erteilt worden war. 2 Der Provinz stand er nicht weniger mit Gerechtigkeit als mit Tapferkeit vor, denn nachdem er die Besser und Thraker in einer großen Schlacht zerstreut hatte, behandelte er die Bundesgenossen so, wie es die Briefe M. Ciceros enthalten, in welchen dieser seinen Bruder Quintus (Ad Quintum fratrem 1,1,21; 2,7), der zur selben Zeit mit unglücklichem Ruf als Prokonsul Asien verwaltete, ermunterte und ermahnte, seinen Nachbarn Octavius bei der Behandlung von Bundesgenossen nachzuahmen.

(4) Als er von Makedonien zurückkehrte, starb er eines plötzlichen Todes, noch bevor er sich um das Konsulat bewerben konnte, indem er folgende Kinder hinterließ: die ältere Octavia, die er von Ancharia hatte, und die jüngere Octavia sowie Augustus, welche beiden er von Atia hatte. Atia war die Tochter von M. Atius Balbus und Iulia, der Schwester des C. Caesar. Balbus stammte väterlicherseits aus der Familie der Aricier, die auf viele senatorische Ahnenbilder verweisen kann, mütterlicherseits ist er engstens verwandt mit M. Pompeius, und nachdem er die Prätur bekleidet hatte, verteilte er als einer der Zwanzigmänner Ackerland in Kampanien gemäß der lex Iulia. 2 Antonius selbst aber, der Augustus wegen dessen mütterlichen Herkunft verachtete, warf ihm vor, dass sein Urgroßvater afrikanischer Abstammung gewesen sei und mal einen Salbenhandel, mal das Müllerhandwerk betrieben habe. Cassius von Parma aber schätzte Augustus in einem Brief nicht nur als Enkel eines Müllers, sondern auch eines Geldwechslers so ein: »Du hast Mehl aus der ärmlichsten Mühle von Aricia zur Mutter; dieses formte mit den vom Münzenzählen beschmutzten Händen der nerulische Geldwechsler.«

(5) Geboren wurde Augustus im Konsulat M. Tullius Ciceros und C. Antonius’ (63 v.Chr.), am 23. September kurz vor Sonnenaufgang in der Gegend des Palatin, die »Bei den Stierköpfen« genannt wird, wo er jetzt ein Heiligtum besitzt, das einige Zeit nach seinem Tod errichtet wurde. Denn wie es in den Senatsakten enthalten ist, verwies C. Laetorius, ein junger Mann von patrizischer Abstammung, angesichts des ziemlich schweren Vorwurfs des Ehebruchs außer auf sein Alter und auf seine Herkunft bei den Senatoren auch darauf, dass er der Besitzer des Bodens sei, den der vergöttlichte Augustus, als er gerade geboren war, zuerst berührte, und er bat, dass ihm gleichsam aufgrund der ihm gehörenden besonderen Gottheit [das Leben] geschenkt werde, und man beschloss, dass dieser Teil des Hauses zum Heiligtum gemacht werde.

(6) Der Ort, an dem er aufgezogen wurde, wird gezeigt auf dem Landgut zu Velitrae, sehr bescheiden und so groß wie eine Vorratskammer. In der Nachbarschaft hält sich die Meinung, dass er dort auch geboren sei. Dort hineinzugehen außer in notwendigen Fällen und mit Ehrfurcht gilt als Frevel, da man die alte Meinung angenommen hat, dass denen, die leichtfertig hineingehen, Schrecken und Furcht eingejagt werden. Und dies wurde bald bestätigt. Denn als der neue Besitzer des Landhauses, sei es durch Zufall, sei es, um das Bett auszuprobieren, sich dort hineinbegab, geschah es, dass er nach wenigen Stunden in der Nacht, aufgeschreckt durch eine plötzlich auftretende und unsichtbare Kraft, von dort hinausgeworfen wurde und fast halb tot mitsamt dem Bett vor der Tür aufgefunden wurde.

(7) Als Kind wurde ihm der Beiname Thurinus gegeben in Erinnerung an den Ursprung seiner Vorfahren oder weil Octavius, der Vater des Neugeborenen in der Region Thurii gegen die Flüchtigen so erfolgreich gekämpft hat. Dass er den Beinamen Thurinus erhalten hat, kann ich mit hinreichender Sicherheit überliefern, da ich ein altes Jugendbildnis aus Erz von ihm erhalten habe, das mit ehernen und fast schon verblassten Buchstaben mit diesem Namen beschriftet ist. Dieses habe ich als Geschenk dem Kaiser gegeben, und es wird unter den Laren seines Gemachs verehrt. Aber auch von M. Antonius wurde er als Beleidigung in Briefen oft Thurinus genannt, und er selbst schreibt, dass er sich nur wundere, dass ihm sein früherer Name zum Vorwurf gemacht werde. 2 Später nahm er den Namen Gaius Caesar und dann den Beinamen Augustus an, den einen aufgrund des Testaments des Großonkels, den anderen aufgrund des Antrags des Munatius Plancus; und während einige sogar dachten, er sollte Romulus heißen, da er gleichsam selbst der neue Gründer der Stadt sei, überwog doch die Ansicht, dass er besser Augustus genannt werde mit einem nicht nur neuen, sondern auch größeren Namen, weil die heiligen Orte, an welchen die Auguren bestimmt haben, was geweiht würde, augusta (erhaben) genannt wurden, entweder aufgrund ihrer Erhöhung oder nach dem Fressen und Verhalten der Vögel, wie uns auch Ennius lehrt, wenn er schreibt (Ennius, Annales 502):

Augusto augurio postquam incluta condita Roma est, … Nachdem das erhabene Rom mit erhabenem Augurium gegründet war, …

(8) Als Vierjähriger verlor er seinen Vater. Im zwölften Lebensjahr ehrte er seine verstorbene Großmutter mit einer öffentlichen Rede. Nachdem er mit 14 Jahren die Männertoga erhalten hatte, wurde er beim Triumph Caesars über Afrika mit militärischen Ehren bedacht, obgleich er aufgrund seines Alters nicht am Krieg teilgenommen hatte. Als bald danach der Onkel nach Hispanien gegen die Söhne des Cn. Pompeius aufbrach, folgte er ihm, kaum von einer schweren Krankheit genesen, auf einem durch Feinde gefährlichen Weg mit nur sehr wenigen Begleitern und erlitt sogar Schiffbruch. Er machte sich durch großen Einsatz verdient, und er zeigte außer großer Energie auf dem Marsch auch schnell eine gute Anlage seines Charakters. 2 Nachdem Caesar Hispanien wiedergewonnen hatte, plante er, einen Feldzug gegen die Daker und von dort gegen die Parther zu unternehmen, wurde nach Apollonia vorausgeschickt und war zunächst einmal frei, sich seinen Studien zu widmen. Sobald Caesar ermordet worden war, wurde er dessen Erbe, zweifelte aber lange, ob er die nächsten Legionen herbeirufen solle, verwarf diesen Plan aber als unüberlegt und voreilig. Im Übrigen suchte er die Stadt [Rom] auf und trat das Erbe an, während seine Mutter zweifelte und sein Stiefvater Marcius Philippus, der ehemalige Konsul, entschieden abriet. 3 Und von dieser Zeit an herrschte er, nachdem er eine Armee aufgebaut hatte, zuerst mit M. Antonius und M. Lepidus, dann nur noch mit Antonius fast zwölf Jahre lang, schließlich fast 44 Jahre alleine über den Staat.

(9) Nachdem nun eine Zusammenfassung seines Lebens vorliegt, will ich die einzelnen Teile nicht chronologisch, sondern nach Aspekten darstellen, wodurch sie umso klarer gezeigt und verstanden werden können. Er führte fünf Bürgerkriege, den Mutinensischen, den Philippensischen, den Perusinischen, den Sizilischen und den von Actium, davon den ersten und den letzten gegen M. Antonius, den zweiten gegen Brutus und Cassius, den dritten gegen L. Antonius, den Bruder des Triumvirn, den vierten gegen Sextus Pompeius, den Sohn des Gnaeus.

(10) Den Ursprung und Anlass aller Kriege nahm er daher: Indem er nichts für angemessener hielt, als den Tod des Onkels zu rächen und dessen Taten zu bewahren, eilte er sofort von Apollonia zurück und beschloss, Brutus und Cassius, die zunächst nichts ahnten, mit Gewalt, und als sie die Gefahr vorausahnten und ihr zu entfliehen suchten, mit Gesetzen anzugreifen und in Abwesenheit wegen Mordes anzuklagen. Da diejenigen, deren Pflicht es gewesen wäre, nicht wagten, Spiele für den Sieg Caesars zu veranstalten, übernahm er dies selbst. 2 Und um das Übrige umso standhafter auszuführen, erklärte er sich an der Stelle eines zufällig Verstorbenen zum Kandidaten für das Volkstribunat, obwohl er Patrizier und noch nicht einmal Senator war. Aber da sich Konsul M. Antonius seinen Versuchen widersetzte, von dem er eigentlich besondere Hilfe erwartet hatte, und weil er ihm nicht einmal das allgemeine ihm zustehende Recht ohne Absprachen und gehöriges Bestechungsgeld zubilligte, trat er auf die Seite der Optimaten, von denen er gemerkt hatte, dass jener ihnen verhasst war, am meisten aber, weil er erfuhr, dass D. Brutus Mutina belagerte, nachdem doch ihm diese Provinz von Caesar übertragen und vom Senat bestätigt worden war. Er wollte ihn mit Waffengewalt von dort vertreiben. 3 Als ihn daher einige ermunterten, stiftete er Meuchelmörder an, und nachdem das Verbrechen bekannt geworden war, fürchtete er Gefahr für sich selbst und zog Veteranen zu seiner eigenen und der res publica Sicherheit gegen die größten ihm möglichen Zahlungen zusammen. Und nachdem er ein Heer aufgebaut hatte, erhielt er den Befehl, dessen Kommando pro praetore zu übernehmen und mit Hirtius und Pansa, die das Konsulat übernommen hatten, D. Brutus zu bekämpfen, und er beendete den Krieg nach zwei Schlachten, im dritten Monat, nachdem er damit beauftragt worden war. 4 Zuerst schreibt Antonius, dass er geflohen und schließlich nach zwei Tagen ohne Feldherrenmantel und Pferd wieder aufgetaucht sei, für den folgenden steht jedenfalls fest, dass er nicht nur das Amt eines Anführers, sondern auch das eines Soldaten ausgeführt hat und in der Mitte der Schlachtgetümmels, nachdem der Feldzeichenträger seiner Legion schwer verletzt worden war, den Legionsadler auf seine Schultern nahm und lange trug.

(11) Da in diesem Krieg Hirtius in der Schlacht und Pansa kurz danach an seiner Verwundung gestorben waren, kam das Gerücht auf, dass beide durch sein Zutun getötet worden seien, sodass, nachdem Antonius geflüchtet war und die res publica beider Konsuln beraubt, er allein die Heere übernehme. Pansas Tod aber war so verdächtig, dass sein Arzt Glyco bewacht wurde, als ob er Gift in die Wunde gegeben hätte. Dazu berichtet Aquilius Niger, dass der andere Konsul Hirtius im Schlachtgetümmel von ihm (Augustus) selbst getötet worden sei.

(12) Als er aber erfuhr, dass Antonius nach seiner Flucht von M. Lepidus aufgenommen wurde und die übrigen Anführer und Heere mit seiner Seite einig waren, da ließ er die Sache der Optimaten ohne Zögern fahren und schützte als Grund seiner veränderten Meinung die Aussagen und das Verhalten einiger vor, als ob einige ihn einen Knaben genannt, andere ihm vorgeworfen hätten, er habe es nötig, geehrt und emporgehoben zu werden, und dass weder ihm noch seinen Veteranen angemessen gedankt worden sei. Und um umso mehr Reue über die frühere Haltung zu zeigen, verurteilte er die Einwohner von Nursia zu einer riesigen Geldstrafe, die sie nicht bezahlen konnten, und jagte sie aus der Stadt, weil sie nach der Schlacht bei Mutina an ein auf Staatskosten errichtetes Grabmal gefallener Bürger geschrieben hatten, dass jene für die Freiheit gestorben seien.

(13) Nachdem er mit Antonius und Lepidus ein Bündnis eingegangen war, beendete er den Philippensischen Krieg, obgleich verletzt und geschwächt, mit zwei Schlachten, in deren erster er nach der Vertreibung aus seinem Lager kaum bei Antonius’Flügel Zuflucht finden konnte. Doch er mäßigte sich im Erfolg des Sieges nicht, sondern wütete, nachdem er das Haupt Brutus’ nach Rom geschickt hatte, damit es der Statue Caesars zu Füßen gelegt werde, gegen die höchstrangigen Gefangenen mit beleidigenden Worten. 2 So soll er sogar einem, der demütig um ein Begräbnis bat, geantwortet haben, dies läge in der Macht der Vögel. Anderen, Vater und Sohn, die um ihr Leben bettelten, soll er befohlen haben, zu losen oder zu spielen, damit er einem von beiden das Leben schenke. Und er habe jeden von beiden sterben sehen, als der Sohn nach dem Tod des Vaters, der sich freiwillig geopfert hatte, sich selbst dem Tod hingab. Deswegen beschimpften ihn die Übrigen, darunter M. Favonius, jener Nachahmer Catos, als er in Ketten vorgeführt wurde, nachdem sie den Feldherrn Antonius höchst ehrenvoll gegrüßt hatten, öffentlich mit den schändlichsten Ausdrücken. 3 Als nach dem Sieg die Aufgaben verteilt waren und Antonius den Osten zur Neuordnung, Octavian aber die Veteranen, um sie nach Italien zurückzuführen und auf Ländereien in den Munizipien anzusiedeln, erhalten hatte, empfing er allerdings weder von den Veteranen noch von den Besitzern Dank, indem die einen klagten, dass sie vertrieben würden, die anderen aber, dass sie nicht gemäß ihrer Erwartung auf Belohnung behandelt würden.

(14) Zu dieser Zeit zwang er L. Antonius, der im Vertrauen auf das Konsulat, das er damals ausübte, und auf die Macht des Bruders einen Umsturz versuchte, nach Perusia zu fliehen und brachte ihn durch Aushungern zur Kapitulation, allerdings nicht ohne große Gefahren für sich selbst vor und in dem Krieg. Denn als er beim Wettspiel befahl, dass ein Mannschaftssoldat, der im Rang der Ritter saß, durch einen Ordner weggescheucht werde, wurde von seinen Gegnern das Gerücht verbreitet, dass er denselben gleich danach habe foltern und töten lassen, und es fehlte nicht viel, dass er von der zusammengelaufenen Menge aufgrund der Empörung der Soldaten getötet worden wäre. Seine Rettung war, dass der, welchen sie zu sehen verlangten, plötzlich unversehrt auftauchte, ohne dass jemand Hand an ihn gelegt hatte. Als er aber bei der Mauer Perusias opferte, wurde er fast getötet von der Hand von Gladiatoren, die einen Ausbruch aus der Stadt unternahmen.

(15) Nach der Einnahme Perusias wandte er sich gegen sehr viele und hielt denen, die versuchten, ihn um Nachsicht zu bitten oder sich zu rechtfertigen, mit einem Satz entgegen, jetzt müsse gestorben werden. Einige schreiben, dass er dreihundert ausgewählte Männer von denen, die kapituliert hatten, und zwar aus beiden Ständen, an den Iden des März zu dem für den vergöttlichten Caesar errichteten Altar habe führen und wie Tiere opfern lassen. Es gab auch welche, die überlieferten, dass er hier aufgrund einer heimlichen Vereinbarung zu den Waffen gegriffen habe, damit verborgene Feinde und diejenigen, die mehr aus Furcht denn freiwillig gehorchten, falls sich dem Anführer L. Antonius eine Möglichkeit darbot, entdeckt würden und, nachdem sie überwältigt und enteignet wären, den Veteranen die versprochene Belohnung ausgezahlt würde.

(16) Den Sizilischen Krieg begann er vor allen anderen, zog ihn aber mit häufigen Unterbrechungen sehr lange hin, einmal um die Flotten wiederherzustellen, welche er durch Unwetter bei doppeltem Schiffbruch über den Sommer hinweg verloren hatte, ein andermal, nachdem Frieden geschlossen worden war, als das Volk es so dringend forderte wegen der verschlossenen Nachschubwege und dem wachsenden Hunger; nachdem von Neuem Schiffe gebaut und mit 20 000 freigelassenen Sklaven besetzt und zu Wasser gelassen worden waren, ließ er den Iulischen Hafen bei Baiae bauen, indem er das Meer mit dem Lucriner und dem Averner See verbinden ließ. Als er dort den ganzen Winter über alle Truppen trainiert hatte, besiegte er Pompeius zwischen Mylai und Naulochos und wurde um die Stunde der Schlacht plötzlich von einem so festen Schlaf überfallen, dass er, um das Zeichen zu geben, von den Freunden geweckt werden musste. 2 Daher hat, wie ich glaube, Antonius den Stoff für den Vorwurf, dass er nicht einmal mit offenen Augen die aufgestellte Schlachtreihe hätte ansehen können, indem er nämlich zurückgeneigt, den Himmel betrachtend dumpf dagelegen habe und nicht früher aufgestanden und den Soldaten unter die Augen gekommen sei, als bis die Schiffe der Feinde vor M. Agrippa flohen. Andere klagen seine Tat und seinen Ausspruch an, dass er angesichts der im Sturm verlorenen Schiffe ausgerufen habe, dass er auch gegen Neptuns Willen den Sieg erringen werde, und am nächsten Tag der Spiele das Bild des Gottes im feierlichen Zug weggelassen habe. 3 Und nicht aus Versehen ging er in keinem anderen Krieg mehr und größere Gefahren ein. Nachdem er das Heer nach Sizilien übergesetzt hatte und zu dem auf dem Festland zurückgelassenen zurückeilte, wurde er unerwartet von Demochares und Apollophanes, zwei Generälen des Pompeius, überfallen und entkam am Ende mit größter Mühe mit einem einzigen Schiff. Als er an Lokroi vorbei zu Fuß nach Rhegion ging und vor sich Zweiruderer des Pompeius landen sah, hielt er sie für seine eigenen Leute und stieg zum Ufer hinab, da wurde er beinahe ergriffen. Darauf zog er sich auf abgelegene Trampelpfade zurück, doch ein Sklave des Aemilius Paulus, seines Begleiters, der darüber traurig war, dass einst Paulus (der Vater des Begleiters) von ihm proskribiert worden war, und nun gleichsam eine Möglichkeit der Rache sah, versuchte ihn zu töten. 4 Nach der Flucht der anderen Kollegen des Pompeius, nämlich M. Lepidus, den er aus Afrika zu Hilfe gerufen hatte, beraubte er den, der sich des Vertrauens von zwanzig Legionen rühmte, der sie sich durch Schrecken und Drohungen gefügig gemacht hatte, seines Heeres und verurteilte ihn, als jener demütig bat und er ihm das Leben gewährte, zur ewigen Verbannung nach Cercei.

(17) Den Bund mit M. Antonius hielt er immer für zweifelhaft und unsicher, und nach verschiedenen Versöhnungen brach er ihn endlich ganz ab, und um deutlich zu machen, wie sehr jener von den bürgerlichen Gepflogenheiten abwich, sorgte er dafür, dass das Testament, welches jener in Rom hinterlassen hatte, weil darin auch die Kinder von Kleopatra unter die Erben aufgenommen worden waren, eröffnet und in der Volksversammlung vorgelesen würde. 2 Dennoch ließ er von ihm, da er ihn zum Staatsfeind erklärt hatte, alle Verwandten und Freunde sich distanzieren, unter anderen auch C. Sosius und T. Domitius, die zu diesem Zeitpunkt noch Konsuln waren. Den Einwohnern von Bononia aber gewährte er öffentlich, weil sie in einem alten Klientelverhältnis zu den Antoniern standen, Verzicht auf ihren Eid, den ganz Italien für seine Seite leisten musste. Und nicht viel später siegte er in einer Seeschlacht bei Actium nach einer lange hinausgezogenen Entscheidung, sodass er als Sieger auf dem Schiff übernachtete. 3 Als er sich von Actium zum Winterlager nach Samos zurückgezogen hatte, begab er sich, beunruhigt durch Nachrichten vom Aufruhr derer, die eine Belohnung und ihre Entlassung forderten, welche er aus der ganzen Zahl nach errungenen Sieg nach Brundisium vorausgeschickt hatte, aus Italien weg, und wurde zweimal von einem erneuten Unwetter beim Übergang betroffen, zuerst zwischen dem Vorgebirge der Peloponnes und Aitolien, dann im Keraunischen Gebirge, und in beiden Fällen wurden einige seiner Liburnen versenkt, und gleichzeitig verlor die, in welcher er fuhr, ihre Takelage, und ihr Steuerruder zerbrach. Und nicht länger als 27 Tage, bis er alles nach dem Wunsch der Soldaten eingerichtet hatte, blieb er in Brundisium, und er suchte bei der Umfahrung Asiens und Syriens Ägypten auf, und das besetzte Alexandrien, wohin Antonius mit Kleopatra geflohen war, eroberte er in kurzer Zeit. 4 Und Antonius, der zu spät um Friedensbedingungen nachsuchte, trieb er in den Tod und besichtigte den Toten. Kleopatra, die er lebend für den großen Triumphzug aufbewahrt wissen wollte, gab er Psyller [Angehörige eines afrikanischen Volkes] bei, die das Gift und die Krankheit aussaugen sollten, weil man glaubte, dass sie an einem Schlangenbiss gestorben sei. Er gewährte den beiden die Ehre eines gemeinsamen Begräbnisses und befahl, dass die von ihnen selbst begonnene Grabstätte fertiggestellt werde. 5 Den jungen Antonius, den älteren der beiden Söhne Fulvias, der nach vielen und vergeblichen Bitten zum Bild des vergöttlichten Julius geflohen war, riss er von dort weg und tötete ihn. Ebenso ließ er Caesarion, den Kleopatra von Caesar bekommen zu haben behauptete, nachdem er auf der Flucht gefasst worden war, hinrichten. Die übrigen gemeinsamen Kinder Antonius’ und der Kleopatra verschonte er nicht anders, als seien sie ihm durch Verwandtschaft verbunden, und unterstützte bald jeden nach seinen Bedürfnissen und begünstigte sie.

(18) Zu derselben Zeit nahm er den Sarg und den Leichnam Alexanders des Großen, als dieser aus dem Grab hervorgeholt worden war, in Augenschein, ehrte ihn mit einer aufgesetzten Krone und über ihn gestreute Blumen, und auf die Frage, ob er auch Ptolemaios sehen wolle, antwortete er, dass er einen König habe sehen wollen, nicht Tote. 2 Um das zur Provinz umgewandelte Ägypten noch fruchtbarer und zur Kornkammer der Stadt Rom zu machen, ließ er alle Gräben, in welche sich der Nil ergießt, die durch ihr Alter sehr verschlammt waren, durch die Soldaten reinigen. Und damit die Erinnerung an den Sieg von Actium auch bei den künftigen Generationen noch verbreiteter sei, gründete er die Stadt Nikopolis bei Actium und richtete dort alle fünf Jahre abzuhaltende Spiele ein, und nachdem er den alten Apollotempel vergrößert hatte, weihte er den Ort, an dem sein Lager gestanden hatte, als er ihn mit Beute aus der Seeschlacht ausgestattet hatte, Neptun und Mars.

(19) Aufruhr, Umsturzversuche und mehrere Verschwörungen wurden durch Anzeige aufgedeckt, bevor sie wirksam werden konnten, andere niedergeschlagen: die des jungen Lepidus, dann die von Varro Murena und Fannius Caepio, bald die des M. Egnatius, darauf die des Plautius Rufus und des L. Paulus, des Mannes seiner Enkelin, und außer diesen die des L. Audasius, der der Testamentsfälschung angeklagt war und der weder hinsichtlich seines Alters noch hinsichtlich seiner körperlichen Verfassung bei Kräften war, ebenso die des Asinus Epicadius, von halb ausländischer Abstammung aus dem Parthinischen, schließlich die des Telephus, des Sklaven und Nomenklators einer Dame. Denn nicht einmal die Menschen des untersten Standes unterließen es, Verschwörungen und Anschläge gegen ihn zu unternehmen. 2 Audasius und Epicadus hatten beschlossen, seine Tochter Iulia und seinen Enkel Agrippa von den Inseln, wo sie sich aufhielten, zum Heer zu entführen; Telephus, der sich vom Schicksal zur Herrschaft bestimmt glaubte, wollte sowohl ihn selbst als auch den Senat angreifen. Ja einmal wurde sogar neben seinem Schlafzimmer ein Trossknecht aus dem illyrischen Heer, nachdem er die Türwächter getäuscht hatte, bei Nacht ergriffen, der mit einem Jagdmesser ausgestattet war, wobei unsicher ist, ob er seines Verstandes nicht mächtig war oder seinen Wahnsinn nur vorgab. Denn nichts konnte beim Verhör aus ihm herausgeholt werden.

(20) Auswärtige Kriege führte er selbst insgesamt nur zwei, den Dalmatischen noch als junger Mann und nach dem Sieg über Antonius den Kantabrischen. Im Dalmatischen wurde er verwundet, einmal als er in der Schlacht von einem Stein am rechten Knie getroffen wurde, das andere Mal, als er am Schenkel und an beiden Armen beim Einsturz einer Brücke verletzt wurde. Die übrigen Kriege ließ er von Legaten führen, wobei er aber dennoch in einigen pannonischen und germanischen dazustieß oder doch nicht lange abwesend war, indem er von der Stadt [Rom] aus nach Ravenna oder Mailand oder Aquileia zog.

(21) Er unterwarf aber zum Teil unter seiner Führung und zum Teil seinen Auspizien Kantabrien, Aquitanien, Pannonien, Dalmatien mit ganz Illyrien, ebenso Raetien, die Vindeliker und Salasser sowie die Alpenvölker. Er bezwang auch die Einfälle der Daker, nachdem er drei ihrer Anführer samt Truppen getötet hatte, und jagte die Germanen hinter die Elbe zurück, von welchen er die Sueben und die Sugambrer, die sich ihm ergeben hatten, nach Gallien führte und in Äckern entlang des Rheins ansiedelte. Andere Völker, die auch nicht gehorchten, brachte er ebenso zur Ruhe. 2 Und kein Volk griff er ohne gerechte und zwingende Gründe an, und er war von jeder Begierde, seine Herrschaft oder seinen Kriegsruhm irgendwie zu vergrößern, so weit entfernt, dass er die Fürsten einiger Barbarenvölker zwang, im Tempel des Mars Ultor zu schwören, dass sie in Frieden und Freundschaft bleiben würden, die sie ja anstrebten; von anderen aber forderte er eine neue Art von Geiseln, von welchem er merkte, dass sie die männlichen Geiseln nicht so sehr vermissten. Und dennoch schuf er allen immer die Möglichkeit, wann immer sie wollten, ihre Geiseln zurückzunehmen. Und er strafte nicht einmal die, welche sich häufiger oder treuloser auflehnten, härter, als dass er die Kriegsgefangenen als Sklaven verkaufte mit der Festlegung, dass sie nicht in ihrer Heimat benachbarten Gegenden dienten noch vor Ablauf von 30 Jahren freigelassen werden dürften. 3 Durch solchen Ruf der Tugend und der Mäßigung veranlasste er sogar die Inder und die Skythen, die nur vom Hörensagen bekannt waren, durch Gesandte mit ihm und dem römischen Volk Freundschaft zu schließen. Die Parther aber gaben, als er Armenien beanspruchte, sogleich nach, und die Feldzeichen, die M. Crassus und M. Antonius verloren hatten, wurden ihm, als er sie zurückforderte, wiedergegeben, und sie boten ihm darüber hinaus Geiseln an, und als schließlich mehrere um die Königswürde stritten, bestätigten sie doch keinen, den er nicht ausgewählt hatte.

(22) Den Janustempel, der nach seiner Erinnerung seit Gründung der Stadt ein Mal und dann noch ein Mal geschlossen worden war, schloss er in einem viel kürzeren Zeitraum, jeweils nachdem der Erdkreis zu Wasser und zu Lande befriedet war, drei Mal. Zwei Mal zog er mit einer Ovatio in die Stadt ein, nach dem Philippensischen und wiederum nach dem Sizilischen Krieg. Drei kurulische Triumphe feierte er, nach dem Dalmatischen Krieg, der Schlacht bei Actium und nach dem Alexandrinischen Krieg, alle jeweils drei Tage lang.

(23) Zweimal erlitt er eine schwere Schande und Niederlage von nirgends anders als aus Germanien, die des Lollius und die des Varus, die des Lollius brachte aber mehr Schande als Verlust, bei der des Varus, die fast vernichtend [für das ganze Reich] war, wurden drei Legionen samt Anführern und Kommandeuren und allen Hilfstruppen getötet. Nachdem ihm dies gemeldet worden war, ließ er in der ganzen Stadt Wachen aufstellen, damit nicht ein Aufruhr entstünde, und den Stadthaltern der Provinzen verlängerte er ihre Amtsdauer, damit die Bundesgenossen von erfahrenen und ortskundigen Männern betreut würden. 2 Er gelobte auch große Spiele für Iupiter Optimus Maximus, wenn er die res publica wieder in einen guten Zustand versetzen würde. Dies war geschehen nach dem Kimbern- und dem Marserkrieg. Er soll, so berichten sie, so niedergeschlagen gewesen sein, dass er für mehrere Monate Bart und Haare wachsen ließ und immer wieder den Kopf an die Tür schlug und rief: Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück! Den Tag der Niederlage hielte er jedes Jahr als Unglücks- und Trauertag.

(24) In der Militärorganisation veränderte er vieles und richtete vieles neu ein, und in manchem kehrte er auch zu den alten Sitten zurück. Die Disziplin setzte er strengstens durch. Nicht einmal einem der Legaten erlaubte er, außer in den Wintermonaten seine Frau zu besuchen. Einen römischen Ritter unterwarf er, weil er seinen beiden jungen Söhnen, um diesen den Fahneneid zu ersparen, die Daumen abgeschnitten hatte, selbst mitsamt dessen Gütern der Versteigerung; als er aber sah, dass er von Steuerpächtern gekauft zu werden drohte, gab er ihn einem seiner Freigelassenen, damit der ihm gestatte, aufs Land zu ziehen und dort frei zu leben. 2 Die X. Legion, die nicht richtig gehorchte, entließ er vollständig in Schande, ebenso andere, die unangemessen ihre Entlassung forderten, und er verweigerte ihnen die Belohnung der Verdienten. Wenn Kohorten ihren Platz im Stich gelassen hatten, verringerte er sie und gab ihnen nur noch Getreide zu essen. Zenturionen, die ihren Posten verlassen hatten, bestrafte er ebenso wie Manipelsoldaten mit dem Tod. Und für bestimmte Arten von Vergehen fügte er ihnen verschiedene Arten demütigender Strafen zu, sodass er ihnen befahl, einen ganzen Tag vor dem Feldherrnzelt zu stehen, gelegentlich auch in der Tunika und ohne Gürtel, manchmal eine Maßstange oder ein Stück Rasen in der Hand tragend.

(25) Und weder nach den Bürgerkriegen noch in der Heeresversammlung noch in einem Erlass nannte er irgendeinen Soldaten Kameraden, sondern Soldaten, und nicht einmal von seinen Söhnen oder Stiefsöhnen, die aufgrund ihres Kommandos den anderen voranstanden, duldete er, anders genannt zu werden, indem er dies für zu schmeichelhaft hielt, als dass es die Kriegsdisziplin oder die Ruhe des Friedens oder sein Haus oder seine Hoheit gestatteten. 2 Eines Freigelassenen als Soldaten bediente er sich außer wegen des Brandes Roms und wenn er einen Aufruhr wegen des höheren Getreidepreises befürchtete, nur zweimal: einmal zum Schutz der Kolonien, die an Illyrien grenzten, ein anderes Mal zum Schutz des Rheinufers. Und diese, bis dahin Sklaven ziemlich wohlhabender Männer und Frauen, eilig freigelassen, setzte er bei der ersten Fahne ein, weder vermischt mit frei Geborenen noch mit solchen, die auf dieselbe Weise bewaffnet waren. 3 Militärische Auszeichnungen gab er eher, Beute und Halsringe und was immer aus Gold und Silber bestand, als Wall- oder Mauerkronen, die an Ehre herausragten. Diese verteilte er möglichst sparsam und ohne Berechnung und oft auch an gewöhnliche Soldaten. M. Agrippa überreichte er in Sizilien nach der erfolgreichen Seeschlacht eine blaue Fahne. Allein diejenigen, die schon einen Triumph gefeiert hatten, glaubte er, obwohl sie sowohl seine Gefährten als auch die Teilhaber seiner Siege waren, niemals mit Geschenken bedenken zu dürfen, weil sie selbst einst das Recht gehabt hatten, solche zu vergeben, an wen sie wollten. 4 Nichts aber, glaubte er, zieme sich einem vollkommenen Feldherrn weniger als Eile und Unüberlegtheit. Oft äußerte er das in dieser Form [Euripides Phoinissai, V. 599]:

Ἀσφαλὴς γάρ ἐστ’ ἀμείνων ἢ ϑρασὺς στρατηλάτης.

Besser nämlich ein bedächtiger als ein verwegener Feldherr.

und

Sat celeriter fieri quidquid fiat satis bene.

Schnell genug geschieht, was gut genug geschieht.

Eine Schlacht aber oder einen Krieg auf sich zu nehmen, weigerte er sich gänzlich, wenn sich nicht die Hoffnung auf einen Sieg als von größerem Gewicht erwies als die Furcht vor einem Verlust. Denn, so pflegte er zu sagen, diejenigen, die einen sehr kleinen Vorteil nicht mit einem kleinen Risiko anstrebten, seien denen ähnlich, die mit einem goldenen Haken angelten, dessen plötzlicher Verlust durch Abreißen mit keinem Fang aufgewogen werden könne.

(26) Ämter und Ehrenstellen übernahm er vor dem Mindestalter, und er erhielt auch einige von ganz neuer Art und zeitlich unbegrenzte. Das Konsulat übernahm er im zwanzigsten Lebensjahr, nachdem er seine Legionen in feindlicher Absicht vor die Stadt geführt und Leute geschickt hatte, die dies für ihn im Namen des Heeres forderten. Als aber der Senat Bedenken hatte und der Zenturio Cornelius, der Anführer der Gesandtschaft seinen Umhang zurückschlug und den Knauf seines Schwertes zeigte, sprach jener ohne Zögern in der Kurie: »Dieser wird es tun, wenn ihr es nicht vorher tut.« 2 Das zweite Konsulat übernahm er neun Jahre später, das dritte nach einem Jahr Unterbrechung, dann setzte er das Amt bis zum elften Mal ununterbrochen fort, dann schlug er viele aus, die ihm angetragen worden waren, das zwölfte Konsulat übernahm er nach einer großen Unterbrechung von 17 Jahren, und wiederum das dreizehnte zwei Jahre später als das letzte, sodass er seine volljährig gewordenen Söhne Gaius und Lucius, mit dem höchsten Staatsamt bekleidet, ins Forum führte. 3 Die fünf mittleren Konsulate, vom fünften bis zum zehnten, führte er jeweils ein ganzes Jahr lang, die übrigen neun oder sechs oder vier oder drei Monate, das zweite aber nur für einige Stunden, denn als er an den Kalenden des Januar früh am Morgen vor den Tempel des Iupiter Capitolinus trat und sich eine kleine Weile auf den kurulischen Stuhl setzte, legte er das Amt nieder und setzte einen anderen an seine Stelle. Auch verbrachte er nicht alle in Rom, sondern das vierte in Asien, das fünfte auf der Insel Samos, das achte und neunte begann er in Tarracona.

(27) Das Triumvirat zur Wiederherstellung der res publica verwaltete er zehn Jahre lang. Dabei widerstand er eine Weile seinen Kollegen, wenn jene eine Proskription durchsetzen wollten, doch wenn sie bereits begonnen hatte, führte er sie härter aus als jeder von beiden. Denn während jene bei vielen Personen aus Milde und durch Bitten erweicht werden konnten, bemühte er alleine sich mit großer Anstrengung und schonte keinen und setzte sogar C. Toranius, seinen Vormund, auf die Liste, der auch Kollege seines Vaters Octavius als Ädil war. Iulius Saturninus überliefert außerdem noch: Als die Proskriptionen beendet waren, rechtfertigte sich M. Lepidus im Senat für das Geschehene und hegte Hoffnungen auf Milde für die Zukunft, weil ja schon genug Strafen vollzogen worden seien, da habe Augustus im Gegenteil bekannt, dass er ein Maß für die Proskriptionen festgesetzt habe, damit ihm danach alles freistehe. Zur Reue über seine Hartnäckigkeit aber verlieh er später T. Vinius Philopomenes, weil dieser seinen Herrn, der auf der Liste stand, versteckt haben soll, die Ehre des Ritterstandes. 3 In seiner Machtausübung erregte er vielfachen Hass. Denn auch den römischen Ritter Pinarius ließ er – als er bei einer Rede in der Heeresversammlung, zu der auch eine Menge von Zivilisten zugelassen war, bemerkte, dass dieser sich etwas aufschrieb – als Spion und Lauscher verdächtigt öffentlich hinrichten. Auch Tedius Afer, einen gewählten Konsul, erschreckte er, weil er eine Handlung von ihm in böswilliger Rede zerpflückt hatte, mit solchen Drohungen, dass der sich von einem Felsen stürzte. 4 Auch verdächtigte er den Prätor Q. Gallius, der beim Amt der Begrüßung zwei vom Gewand bedeckte Tafeln hielt, ein Schwert zu verbergen, wagte aber nicht, sofort etwas gegen ihn zu unternehmen, damit nicht jemand einschreite, sondern ließ ihn wenig später durch Zenturionen und Soldaten vom Richterstuhl hinwegreißen und wie einen Sklaven foltern. Als er nichts gestand, befahl er, dass er hingerichtet werde, nachdem er ihm zuvor mit eigener Hand die Augen ausgestochen hatte. Dieser habe aber, so schrieb er, nachdem er um eine Unterredung gebeten hatte, einen Hinterhalt gelegt und sei, ins Gefängnis geworfen, dann von ihm freigelassen und verbannt worden und schließlich bei einem Schiffbruch umgekommen oder von Räubern ermordet worden. 5 Die tribunizische Amtsgewalt nahm er auf Lebenszeit an, und die Leitung der Sitten und Gesetze ebenso auf Dauer, auf welcher Rechtsgrundlage er, auch ohne Zensor zu sein, dennoch drei Steuerschätzungen durchführte, die erste und die dritte mit einem Kollegen, die zweite alleine.

(28) Die Wiederherstellung der res publica zog er zwei Mal in Erwägung: das erste Mal unmittelbar nach dem Sieg über Antonius in dem Bewusstsein, dass jener ihm mehrfach vorgeworfen hatte, es liege gleichsam an ihm, dass sie nicht wiederhergestellt werde. Und erneut aus Überdruss an seiner täglich schlechten Gesundheit, als er sogar die Beamten und Senatoren daheim empfing und ihnen den Staatshaushalt anvertraute. Aber indem er bedachte, dass er auch als Privatmann nicht ungefährdet wäre und die res publica dem Gutdünken vieler ohne Vorkehrungen überlassen wäre, blieb er dabei, an seinen Ämtern festzuhalten, wobei unklar ist, ob durch glücklichen Zufall oder absichtlich. 2 Diese Absicht bezeugte er, da er sie öffentlich bekannte, einmal sogar in einem Erlass mit folgenden Worten: »Es möge mir gestattet sein, die res publica so gesund und sicher auf ihre Grundlagen zu stellen und den Erfolg dieser Maßnahme zu erleben, den ich anstrebe, dass ich der Urheber der besten Verfassung genannt werde und ich, wenn ich sterbe, die Hoffnung haben kann, dass die Grundlage der res publica in den Spuren bleiben wird, in welche ich sie gestellt habe.« Er machte sich selbst dieses Bestreben zu eigen, indem er sich auf jede Weise darum bemühte, dass niemand die neue Lage bereute. 3 Und die Stadt, die nicht gemäß der Hoheit ihrer Herrschaft geschmückt und durch Überschwemmungen und Feuersbrünste beschädigt war, stattete er so aus, dass er zu Recht gelobt wurde, er habe die Stadt in Marmor zurückgelassen, die er aus Ziegelsteinen errichtet übernommen hatte. Er machte sie auch, soweit menschliche Vernunft dafür sorgen kann, sicher für die Zukunft.

(29) Viele öffentliche Bauwerke errichtete er, von welchen die folgenden besonders erwähnt seien: das Forum mit dem Mars-Ultor-Tempel, den Tempel des Apollo auf dem Palatin, den Tempel des Iupiter Tonans auf dem Kapitol. Der Grund, Marktplätze zu bauen, war die Menge der Menschen und Prozesse, welche, da zwei Foren nicht ausreichten, ein drittes zu benötigen schien. Daher wurde es, als der Marstempel noch nicht vollendet war, ziemlich eilig eröffnet und festgelegt, dass hier speziell die Kriminalprozesse und Richterauslosungen stattfinden sollten. 2 Den Marstempel hatte er im Philippensischen Krieg, in dem er die Rache für den Vater übte, gelobt. Er bestimmte daher, dass hier der Senat über Kriege und Triumphe beraten solle, dass von hier aus der Oberbefehl über Provinzen vergeben werde und, wer als Sieger zurückkehre, hier die Abzeichen des Triumphes niederlegen solle. 3 Den Apollotempel ließ er in jenem Teil des Palatin errichten, welchen die Eingeweideschauer aufgrund eines Blitzeinschlages als von dem Gott selbst gewollt ausgaben. Er fügte eine Wandelhalle mit einer lateinischen und griechischen Bibliothek hinzu, und an diesem Ort hielt er, als er schon älter war, Senatssitzungen und veranstaltete die Musterung der Richter. Den Tempel des Iupiter Tonans weihte er, als er von Gefahr befreit worden war, als nach dem kantabrischen Feldzug auf einem nächtlichen Marsch seine Trage von einem Blitz gestreift worden war und dieser einen Sklaven, der als Fackelträger vorauslief, getötet hatte. 4 Einige Bauwerke errichtete er auch unter anderen Namen, dem seiner Enkel zum Beispiel oder dem seiner Ehefrau oder seiner Schwester, wie etwa die Wandelhalle und Basilika des Gaius und des Lucius, ebenso die Wandelhalle der Livia und der Octavia, auch das Marcellus-Theater. Aber auch andere vornehme Männer ermunterte er oft, dass jeder nach seinen Möglichkeiten die Stadt mit neuen oder renovierten oder besser ausgestatteten Gebäuden schmücke. 5 Und vieles wurde damals von vielen erbaut, wie z.B. von Marcius Philippus der Herkules-Musen-Tempel, von Cornificius der Diana-Tempel, von Asinius Pollio der Freiheitshof, von Munatius Plancus der Saturn-Tempel, von Cornelius Balbus ein Theater, von Statilius Taurus ein Amphitheater und von M. Agrippa gleich mehrere herausragende.

(30) Das Gebiet der Stadt teilte er in Regionen und Bezirke ein und veranlasste, dass jährliche Beamte diese per Los unter ihren Schutz nahmen, welche ihrerseits die jeweils von der Plebs gewählten Bezirksmeister beaufsichtigten. Gegen Brandausbrüche führte er nächtliche Wächter und Posten ein. Um der Überschwemmungen Herr zu werden, ließ er das Bett des Tibers erweitern und säubern, das zuvor durch Geröll und die vorgerückten Hausfassaden verengt worden war. Damit man aber umso leichter von überall in die Stadt gelange, ließ er auf eigene Kosten die Via Flaminia bis Ariminum befestigen und verteilte die übrigen auf die Inhaber von Triumphen, die sie aus dem Gewinn ihrer Kriegszüge pflastern lassen sollten. 2 Heilige Tempel, die aufgrund ihres Alters zusammengefallen oder durch Brände zerstört worden waren, ließ er wieder aufrichten und schmückte diese und andere mit überaus reichen Geschenken, wie er auch im Tempel des Iupiter Capitolinus 16 000 Pfund Gold und Edelsteine und Perlen in einer einzigen Schenkung darbrachte.

(31) Nachdem er aber das Amt des Pontifex maximus, das er niemals an sich zu reißen angestrebt hatte, solange Lepidus noch lebte, nach dessen Tod erlangt hatte, da ließ er alles, was an schändlichen lateinischen und griechischen Büchern von nichtigen bzw. wenig fähigen Verfassern dem Volk gegeben wurde, an die zweitausend, zusammentragen und verbrannte sie überall und behielt allein die Sibyllinischen zurück, allerdings, nachdem er eine Auswahl getroffen hatte, und er verwahrte sie in einem Schränkchen mit goldenen Türen unterhalb des Sockels des Palatinischen Apolls. 2 Den vom vergöttlichten Iulius eingerichteten Kalender, der später durch Nachlässigkeit durcheinandergeraten und verwirrt worden war, brachte er wieder in die alte Ordnung; bei dessen Wiederherstellung gab er dem Monat Sextilis seinen Namen, lieber als dem September, in welchem er geboren worden war, weil jener ihm das erste Konsulat und ausgezeichnete Siege beschert hatte. 3 Die Zahl und die Würde der Priester, aber auch deren Einnahmen mehrte er, besonders der Vestalischen Jungfrauen. Und als an die Stelle einer verstorbenen eine andere gesetzt werden musste und viele zu bestechen versuchten, dass ihre Tochter nicht in die Losurne aufgenommen werden müsse, da schwor er, dass er, wenn eine seiner Enkeltöchter das richtige Alter hätte, diese [für das Amt] angeboten hätte. 4 Einiges auch, was von den alten Riten allmählich abhandengekommen war, erneuerte er, wie das Augurium Salutis (des Staatswohls), den Flamen Dialis, die Feier der Lupercalien, die Säkularfeiern und die Kompitalienfeste. Zu den Lupercalien verbot er unbärtigen Jungen zu laufen, ebenso bei den Säkularfeiern jungen Leuten beiderlei Geschlechts ein nächtliches Schauspiel zu besuchen außer in Begleitung eines älteren Angehörigen. Zweimal im Jahr, verordnete er, die Wegegötter zu schmücken, einmal mit Frühlingsblumen, einmal mit sommerlichen. 5 Die nächsthöhere Ehre nach den unsterblichen Göttern erwies er der Erinnerung an die Anführer, die die Herrschaft des römischen Volkes von der kleinsten in die größte verwandelt hatten. Daher stellte er die alten Bauwerke wieder her unter Erhaltung der alten Inschriften, und die Statuen aller in der Haltung des Triumphators weihte er in den beiden Wandelhallen seines Marktplatzes. Und per Erlass gab er bekannt, er habe dies in der Absicht getan, dass an deren Abbildern wie an einem Beispiel er selbst, solange er lebe, und in den folgenden Zeiten die Herrscher von den Bürgern gemessen werden könnten. Die Statue des Pompeius stellte er gegenüber der Säulenhalle von dessen Theater auf, nachdem sie aus der Kurie, in welcher Caesar ermordet worden war, weggebracht worden war.

(32) Die meisten schlechten Beispiele zum öffentlichen Verderben dauerten entweder durch Gewohnheit und Zügellosigkeit in den Bürgerkriegen fort oder waren auch im Frieden aufgekommen. Denn die meisten Landstreicher zeigten sich öffentlich mit einem Schwert gegürtet, als ob sie sich schützen müssten, und ohne Unterschied wurden unterwegs entführte Wanderer, Freie und Sklaven, in den Arbeitshäusern der Großgrundbesitzer unterdrückt, und viele neue Parteien kamen unter dem Namen »Verein« zu nichts anderem zu einer Gesellschaft zusammen, als um Verbrechen zu begehen. Daher kassierte er, nachdem er an geeigneten Stellen Posten eingerichtet hatte, die Landstreicher, überprüfte die Arbeitshäuser und löste alle Vereine außer den alten und gesetzmäßigen auf. 2 Die Listen mit den alten Steuerschuldnern und damit den ergiebigsten Stoff für Gerüchte, beseitigte er. Öffentliche Plätze in der Stadt von zweifelhaftem Rechtsstatus wies er Besitzern zu. Die Namen der Angeklagten, deren Prozesse sich zu lange hinzogen und aus deren Schicksal nichts anderes als das Vergnügen der persönlichen Feinde erwuchs, strich er aus unter der Bedingung, dass, wer den Prozess wieder aufrollen wollte, dieselbe Gefahr an Strafen auf sich nahm wie der Angeklagte. Damit aber ihm nicht irgendeine Übeltat oder ein Geschäft aufgrund der Straflosigkeit oder des Verzuges entgehe, setzte er eine Frist von dreißig Tagen, welche eigentlich für die Spiele vorgesehen waren, für die Untersuchungen hinzu. 3 Zu den drei Gerichtshöfen fügte er einen vierten hinzu aus solchen, die im Zensus geringer geschätzt worden waren, welche die Zweihunderter genannt wurden und über die geringeren Vergehen urteilten. Richter wählte er, die 30 Jahre alt sein mussten, d.h. fünf Jahre weniger als bisher, und als die meisten das Amt des Richters ablehnten, gestand er gerade noch zu, dass an den einzelnen Gerichtshöfen abwechselnd einjährige Vakanz herrschen durfte und gewöhnlich im November und Dezember Gerichtsferien stattfanden.

(33) Er selbst sprach andauernd Recht, bis in die Nacht, und wenn sein Körper nicht stark genug war, von der Liege aus, die statt des Richterstuhls aufgestellt wurde, oder auch zu Hause liegend. Recht sprach er aber nicht nur mit höchster Sorgfalt, sondern auch mit Milde, wie er da, als einer des offensichtlichen Vatermordes angeklagt war, diesen fragte, damit er nicht in den Sack eingenäht würde – welche Strafe ja nur bei Geständigen verhängt wurde –, gefragt haben soll: »Gewiss hast du deinen Vater nicht umgebracht?« 2 Und als über ein gefälschtes Testament verhandelt wurde und alle Zeugen nach der lex Cornelia mitschuldig waren, gab er den Richtern nicht nur gleichzeitig zwei Täfelchen, je eines der Verurteilung und der Freisprechung, sondern ein drittes, auf welchem jenen verziehen wurde, die durch Betrug oder durch Irrtum zur Unterschrift verleitet worden waren. 3 Jedes Jahr übertrug er die Berufungen der städtischen Urteile dem praetor urbanus, die aus den Provinzen aber den ehemaligen Konsuln, die er jeweils einzeln den Angelegenheiten jeder Provinz voranstellte.

(34) Die Gesetze überprüfte er und ließ einige unverändert in Geltung wie das betreffend den Luxus, den Ehebruch und das Sittengesetz, das über die Bestechung und das über die Ehepflicht. Weil er aber letzteres um einiges strenger als die übrigen gestaltet hatte, konnte er es gegen den allgemeinen Aufruhr nicht durchsetzen, ohne einen Teil der Strafen, wenn nicht aufzuheben, so doch zu mildern und eine Frist von drei Jahren zu gewähren und die Belohnungen zu erhöhen. 2 So forderte allerdings der Ritterstand hartnäckig bei einem öffentlichen Schauspiel die Aufhebung dieses Gesetzes, da zeigte er die herbeigerufenen Kinder des Germanicus, die zum Teil er, zum Teil der Vater auf den Schoß genommen hatten, und signalisierte mit Hand und Gesichtsausdruck, dass niemand [durch die Nachahmung] des Beispiels des jungen Mannes schwer belastet würde. Als er auch spürte, dass durch das zu geringe Alter der verlobten Frauen und die zu frühen Eheschließungen oft der Sinn des Gesetzes hintergangen wurde, beschränkte er die Zeit der Verlobung und setzte den Scheidungen ein Maß.

(35) Die übergroße Zahl der Senatoren, ihre wirre und ungeordnete Schar – es waren nämlich über 1000, darunter einige höchst unwürdige, die nach dem Tod Caesars durch Gunst und gegen Geld zugewählt worden waren, welche das Volk »Mitglieder des Orcus« nannte –, führte er auf das alte Maß und die Würde zurück durch zwei Auslesen, die erste nach deren eigenem Urteil, wodurch ein Mann den anderen auswählte, die zweite nach seinem und Agrippas Urteil, zu welcher Zeit er mit einem Panzer unter dem Gewand gewappnet und einem Schwert gegürtet, den Vorsitz geführt haben soll, wobei seine zehn stärksten Freunde aus dem Senatorenstand seinen Stuhl umstanden. 2 Cordus Cremutius schrieb, dass er damals keinen Senator vorgelassen habe, außer er alleine und nach Durchsuchung seines Gewandbausches. Einige brachte er zum Verzicht aus Bescheidenheit und bewahrte diesen das Recht ihres Gewandes, den besonderen Sitzplatz im Theater und das Recht der Speisung auf Staatskosten. 3 Damit aber die dadurch Ausgelesenen und für gut Befundenen ihr Amt ehrfürchtiger und mit geringerem Verdruss ausübten, setzte er fest, dass jeder, bevor er sich niedersetzte, mit Weihrauch und reinem Wein beim Altar des Gottes opfere, in dessen Tempel man zusammenkam, und nicht öfter als zwei oder drei Mal im Monat wurden Senatssitzungen abgehalten, an den Kalenden und den Iden, aber im September und Oktober mussten keine anderen da sein als die durch Los bestimmten Senatoren, durch deren Zahl Beschlüsse gefasst werden konnten. Für sich ließ er halbjährliche Ausschüsse erlosen, mit welchen er über die Geschäfte vor den Sitzungen verhandelte, um dem Senat zu berichten. 4 Die Stimmen über wichtigere Angelegenheiten erfragte er nicht nach Sitte oder in bestimmter Reihenfolge, sondern wie es jedem gefiel, sodass schließlich jeder aufmerksam war und mehr gedacht als zugestimmt werden musste.

(36) Er war auch Urheber anderer Entscheidungen wie z.B.: dass die Senatsakten nicht veröffentlicht würden, dass ein Beamter nach Niederlegung seiner Würde nicht sofort in die Provinz geschickt werden dürfe, dass den Prokonsuln zu den Maultieren und Zelten, welche ihnen auf Staatskosten gestellt zu werden pflegten, ein fester Geldbetrag bestimmt werde, dass die Verwaltung der Staatskasse von den Stadtquästoren auf die Prätoren oder ehemaligen Prätoren übergehe, dass die Wahl des Zentumviralgerichts, welche die Quästoren durchgeführt hatten, die Zehnmänner durchführten.

(37) Damit möglichst viele an der Verwaltung der res publica teilnahmen, dachte er sich neue Ämter aus: Fürsorge für die öffentlichen Bauwerke, Straßen, Brunnen, das Tiberbett, die Getreideverteilung an das Volk, die Stadtpräfektur, das Dreimännerkollegium zur Prüfung des Senates und ein anderes zur Musterung der Reitereinheiten, sooft dies nötig war. Zensoren, die lange Zeit nicht mehr gewählt worden waren, wählte er, die Zahl der Prätoren erhöhte er. Er forderte, dass er, sooft ihm das Konsulat übertragen wurde, je zwei statt eines Kollegen hatte, aber dies erreichte er nicht, da alle ihm entgegenhielten, dass schon damit seine Hoheit gemindert würde, dass er das Amt nicht alleine, sondern mit einem anderen ausführte.

(38) Nicht sehr sparsam war er bei der Ehrung kriegerischer Tapferkeit, er sorgte dafür, dass über 30 Feldherren gerechte Triumphe und noch mehr Männern Triumphabzeichen. 2 Den Kindern der Senatoren gewährte er, damit sie sich noch schneller an die res publica annäherten, sofort mit der Männertoga den Streifen der Senatoren und gestattete ihnen, in der Kurie anwesend zu sein, und wenn sie in den Dienst in der Armee eintraten, nicht nur das Militärtribunat, sondern auch das Kommando über die Flügel. Und damit jeder die Erfahrung des Feldlagers mache, stellte er meist je zwei Senatoren den einzelnen Flügeln voran. 3 Die Reitereinheiten musterte er regelmäßig und führte den lange unterbrochenen feierlichen Einzug wieder ein. Aber er duldete nicht, dass jemand beim Einzug durch einen Ankläger herausgezogen wurde, was zuvor zu geschehen pflegte, gestattete die Teilnahme auch den alten und gebrechlichen Rittern, wobei ihr Pferd vorausgeführt wurde und sie beim Aufruf zu Fuß kommen durften. Bald gewährte er die Gnade der Rückgabe des Pferdes denen, die mehr als 35 Jahre alt waren.

(39) Nachdem er vom Senat zehn Helfer erhalten hatte, zwang er jeden einzelnen der Ritter, Rechenschaft über sein Leben abzugeben, und setzte unter den zu Tadelnden bei den einen Strafen bei den anderen Nachsicht, bei den meisten Ermahnungen fest, aber verschiedene. Die mildeste Art der Ermahnung war die öffentliche Übergabe der Schreibtäfelchen, welche sie schweigend und dort sofort lasen. Und er notierte andere, weil sie Geld gegen niedrigere Zinsen aufgenommen und zu höheren verliehen hatten.

(40) Und wenn in den Tributkomitien Senatoren als Kandidaten fehlten, wählte er sie aus den Rittern, sodass sie nach Rückgabe des Amtes (als Tribunen) in dem Stand blieben, in dem sie wollten. Da aber das Erbe der meisten Ritter im Bürgerkrieg aufgerieben worden war, wagten sie aus Furcht vor Strafe wegen des Theaters nicht, von ihren Rangplätzen aus Spiele anzuschauen, da gab er eine Mitteilung heraus, dass nicht einbezogen werde, wer selbst bzw. wessen Vorfahren jemals im Ritterstand aufgenommen worden waren. 2 Die Volkszählung nahm er nach Gassen vor, und damit das Volk nicht noch öfter wegen der Getreideversorgung von seiner Arbeit abgehalten werde, ließ er ihnen dreimal im Jahr je vier Bezugsmarken geben. Aber gegenüber denen, die die alte Gewohnheit beibehalten wollten, gab er wieder nach, dass sie es jeden Monat erhalten könnten. Das alte Recht der Komitien erneuerte er, erließ vielfache Strafen für Amtserschleichung, und am Tag der Komitien verteilte er in seiner Fabischen und seiner Scaptischen Tribus, damit sie nicht etwas von einem Kandidaten begehrten, jedem einzelnen, d.h. insgesamt tausend Sesterze aus seinem Vermögen. 3 Indem er es auch für wichtig hielt, das Volksblut von allen Verschmutzungen von Hindurchziehenden und Sklaven unversehrt zu halten, verteilte er das römische Bürgerrecht nur höchst sparsam und setzte den Sklavenfreilassungen eine Grenze. Tiberius, der für einen griechischen Klienten bat, schrieb er zurück, dass er es nicht anders gewähren werde, als dass er ihn persönlich anwesend überzeuge, welche gerechten Gründe er für die Bitte habe. Livia, die für einen gallischen Tributpflichtigen bat, verwehrte er das Bürgerrecht, bot ihm Abgabenfreiheit an, indem er versicherte, dass er es leichter ertrage, wenn der Staatskasse etwas entgehe, als dass die Ehre des römischen Bürgerrechts gemein werde. 4 Im Hinblick auf die Sklaven war er nicht zufrieden damit, sie durch viele Schwierigkeiten von der Freiheit und noch viel mehr von der Freilassung mit Bürgerrecht abgehalten zu haben, als er sorgfältig über die Zahl und die Bedingungen und die Unterscheidung zwischen denen, die freigelassen wurden, entschied und hinzufügte, dass niemand, der je in Ketten lag oder gefoltert wurde, durch irgendeine Art der Freilassung das Bürgerrecht erlangen könne. 5 Er wollte auch die alte Volkstracht wiedereinführen, und als er bei einer Heeresversammlung eine Schar in dunkeln Mänteln erblickte, rief er verdrossen [Verg. Aen. 1,282]:

Romanos, rerum dominos, gentemque togatam!

Römer, Herren der Welt, Volk in der Toga!

Den Auftrag gab er den Ädilen, nicht zu dulden, dass sich jemand danach im Forum oder in der Umgebung niedersetze, außer wenn er den Mantel ausgezogen und die Toga angelegt habe.

(41) Freigiebigkeit bewies er gegenüber allen Ständen bei vielen Gelegenheiten. Denn auch als er im Triumph nach dem Alexandrinischen Krieg in die Stadt einzog, da gab er aus dem königlichen Schatz eine solche Menge an Münzen, dass er durch die Senkung der Zinsen den Preis der Äcker erheblich mehrte, und sooft später das Geld aus den eingezogenen Güter der Verurteilten überfloss, gewährte er dessen Gebrauch ohne Zinsen für einen festen Zeitraum denen, die doppelte Bürgschaft stellen konnten. Den Zensus der Senatoren vergrößerte er, von 800 000 auf 1 200 000 Sesterze und füllte es denen auf, die nicht so viel hatten. 2 Geldgeschenke gab er dem Volk regelmäßig, aber unterschiedliche Beträge: einmal vierhundert, einmal dreihundert, gelegentlich zweihundertfünfzig Münzen. Und er überging nicht einmal die jüngeren Söhne, obwohl niemand vor dem elften Lebensjahr etwas zu erhalten pflegte. Getreide ließ er bei erhöhten Getreidepreisen oft zum geringsten Preis oder auch ganz umsonst pro Person zumessen, und er verdoppelte die Berechtigungsscheine für Geldgaben.

(42) Damit man aber wisse, dass er als Herrscher mehr für das Gemeinwohl als für seine Beliebtheit tat: Das Volk, das über Mangel und den hohen Weinpreis klagte, ermahnte er mit strengster Stimme, dass es von seinem Schwiegersohn Agrippa hinreichend vorgesorgt worden sei, indem sehr viel Wasser hergeleitet wurde, sodass niemand dürsten müsse. 2 Demselben Volk, das die versprochenen Geldgeschenke einforderte, soll er aber geantwortet haben, dass es vertrauenswürdig sei; als es nicht Versprochenes einforderte, tadelte er die Schändlichkeit und Schamlosigkeit per Erlass und versicherte, dass er nichts geben werde, obwohl er es vorgehabt hatte. Von nicht geringerer Würde und Beständigkeit war es, als er bei einer geplante Geldschenkung merkte, dass viele Freigelassene und Zugereiste unter den Bürgern waren, und er denen, denen nichts versprochen war, die Gabe verweigerte und den Übrigen weniger als versprochen, damit die vorgesehene Summe ausreichte. 3 Bei einem großen Ernteausfall und kaum zu erhaltenden Heilmitteln, als er die Sklaven der Fechtmeister und der Händler und alle Fremden außer den Ärzten und Lehrern und einen Teil der bediensteten Sklaven aus der Stadt vertrieb, sodass sich der Getreidepreis erholte, da schrieb er, dass er den Anstoß erhalten habe, die öffentlichen Getreidespenden für immer abzuschaffen, weil durch das Vertrauen in sie die Landwirtschaft verschwinde. Er habe aber nicht auf dieser Entscheidung bestanden, weil er sicher sein konnte, dass sie durch das Streben nach Beliebtheit irgendwann wieder eingeführt würden. Und später drosselte er die Maßnahme, ohne dass er weniger die Bedürfnisse der Bauern und Händler als auf die des Volkes Rücksicht genommen hätte.

(43) Die Häufigkeit und der Abwechslungsreichtum und die Großartigkeit der Schauspiele übertraf alles. Er habe unter seinem Namen vier Mal Spiele veranstaltet, so sagte er, für die anderen Beamten, die entweder abwesend oder nicht reich genug waren, dreiundzwanzig Mal. Manchmal sogar nach Stadtvierteln und auf mehreren Bühnen in allen Sprachen der Schauspieler. [Textausfall], nicht nur im Forum und im Amphitheater, sondern auch im Zirkus und in den Einzäunungen, und einmal bot er nichts außer Tierhetzen. Athleten ließ er auf dem Marsfeld auftreten, nachdem dort hölzerne Sitzplätze eingerichtet worden waren. Ebenso eine Seeschlacht auf dem Tiber, dessen Grund tiefer gelegt worden war, wo nun der Hain der Kaiser liegt. An diesen Tagen verteilte er Wachen in der Stadt, damit nicht wegen der geringen Zahl der Daheimgebliebenen Räuber Schaden anrichteten. 2 Im Zirkus führte er Wagenlenker, Läufer und Tierkämpfer, manchmal auch aus der vornehmen Jugend, vor. Aber auch das Trojaspiel ließ er öfter mit größeren und kleineren Jungen aufführen, und hielt es für eine ehrenvolle Sitte, so die Begabung des adligen Nachwuchses bekannt werden zu lassen. Bei diesem Spiel verletzte sich Nonius Asprenas durch einen Sturz, und er schenkte ihm einen goldenen Halsring (torquis) und gestattete ihm, dass er selbst und seine Nachkommen den Namen Torquatus tragen durften. Bald machte er diesen Veranstaltungen ein Ende, als der Redner Asinius Pollio heftig und feindselig in der Kurie den Fall seines Neffen Aeserninus beklagt hatte, der auch selbst das Bein gebrochen hatte. 3 Zu den Schauspielen und Gladiatorenkämpfen ließ er einst auch römische Ritter auftreten, bevor dies der Senat per Beschluss verbot. Später stellte er freilich nichts außer den jungen Lycius von vornehmer Geburt vor, nur um zu zeigen, dass er weniger als zwei Fuß hoch war, 17 Pfund wog und eine unglaubliche Stimme hatte. 4 An einem Tag dieser Veranstaltungen aber ließ er die Geiseln der Parther, die damals zum ersten Mal geschickt wurden, als Schauspiel mitten über den Kampfplatz führen und platzierte sie in der zweiten Reihe über ihm. Auch pflegte er während der Tage der Spiele, wenn etwas Unerhörtes oder Interessantes herbeigebracht wurde, dies außerhalb an einem beliebigen Platz zu zeigen, wie etwa ein Nashorn bei den Einzäunungen, einen Tiger auf der Bühne, eine Schlange von 50 Ellen vor dem Komitium. 5 Es geschah bei versprochenen Zirkusspielen, dass er aufgrund einer Krankheit auf der Trage liegend den Einzug anführte. Bei den Wagenrennen wiederum, mit denen er das Theater des Marcellus einweihte hatte, geschah es, dass die Konstruktion der sella curulis (sein Thron) zusammenstürzte und er nach hinten fiel. Als aber bei Spielen, die seine Enkel veranstalteten, das Volk verstört durch die Furcht des Zusammenbruchs [der Zuschauertribüne) weder im Zaum gehalten noch durch irgendetwas beruhigt werden konnte, ging er von seinem Platz hinüber und setzte sich in den Teil, der am meisten als einsturzgefährdet galt.

(44) Die verrücktesten und ausgelassensten Sitten der Zuschauer besserte er und lenkte sie in Bahnen, veranlasst durch das Unrecht, das einem Senator widerfahren war, dem in Puteoli bei den gut besuchten Spielen, als er einen Sitz suchte, niemand Platz machte. Als von den Senatoren daher ein Erlass herausgegeben worden war, wonach, sooft irgendwo öffentliche Spiele veranstaltet wurden, die erste Reihe der Plätze für diesen Stand frei zu bleiben habe, verbot er, dass die Gesandten der freien Bundesgenossen und Völker in der Orchestra saßen, weil einige auch Freigelassene in dieser Funktion schickten. 2 Die Soldaten schied er vom Volk. Den Ehemännern aus dem Volk wies er eigene Sitzplätze zu, denen Knaben mit der toga praetexta ihren eigenen Flügel nahe bei den Erziehern, und er ordnete an, dass niemand Ärmliches oder Schmutziges in der Mitte der Zuschauerränge sitzen dürfe. Den Frauen gestattete er nicht einmal, die Gladiatoren, welche sie einst ungeniert zu betrachten pflegten, zu sehen außer von den höchsten Rängen aus. 3 Nur den Vestalischen Jungfrauen gab einen abgetrennten Platz im Theater, und zwar gegenüber der Tribüne der Prätoren. Zu den Wettkampfspielen verbot er den Frauen den Zugang gänzlich, sodass er sogar bei den Pontifikalspielen den geforderten Faustkampf auf den Morgen des folgenden Tages verschob und anordnete, dass Frauen nicht vor der fünften Stunde ins Theater kommen dürften.

(45) Er selbst betrachtete die Gladiatorenspiele am liebsten von der Tribüne seiner Freunde oder Freigelassenen aus, manchmal auch von seinem Stuhl, wo er sich mit Frau und Kindern niedersetzte. Den Spielen blieb er aber auch viele Stunden fern, manchmal den ganzen Tag, indem er um Nachsicht gebeten und Personen beauftragt hatte, die an seiner Stelle die Leitung übernahmen. Sooft er aber da war, tat er nichts anderes, sei es, um Gerede zu vermeiden, durch das, wie er sich erinnerte, das Volk Caesar getadelt hatte, weil er zwischen dem Zuschauen Briefe und kleine Schriften gelesen und beantwortet hatte, sei es aus Eifer und Vergnügen beim Zuschauen, wovon er nie leugnete, gefesselt zu sein, sondern es oft freimütig bekannte. 2 Daher bot er oft und großzügig Geschenke und Zugaben bei den von anderen veranstalteten Spielen und war bei keinem griechischen Wettkampf dabei, ohne dass er nach Verdienst jeden Kämpfer belohnte. Er schaute aber sehr eifrig Faustkämpfe an, meistens lateinische, nicht nur den vorschriftsmäßigen und regulären, welche auch mit Griechen stattzufinden pflegten, sondern auch solche zwischen zusammengerotteten Kleinstädtern, die in den engen Gassen roh und ohne Technik kämpften. 3 Jede Art schließlich der Leute, die Spiele und öffentliche Darbietungen zeigten, würdigte er auch mit seiner Aufmerksamkeit. Den Wettkämpfern gestand er Privilegien zu und vergrößerte sie, er verbot, dass Gladiatoren ohne Begnadigung kämpften. Die Maßnahmen gegen die Schauspieler, welche die Beamten jederzeit und an jedem Ort nach einem alten Gesetz ergreifen konnten, beschränkte er auf die Spiele und die Bühne. 4 Und dennoch ließ er nicht weniger die Wettkämpfer, die in der Halle trainierten, oder die Gladiatoren immer in größter Strenge überwachen. Denn die Zügellosigkeit der Schauspieler verfolgte er so entschlossen, dass er Stephanio, einen Togata-Schauspieler, von dem er gehört hatte, dass er von einer erwachsenen Frau mit Knabenkleidern und geschorenem Kopf bedient werde, durch drei Theater mit Ruten schlagen ließ und dann verbannte. Den Pantomimen Hylas ließ er auf die Klage eines Prätors hin im Atrium seines Hauses vor aller Augen mit Geißeln traktieren, und Pylades jagte er aus der Stadt und aus Italien, weil er auf einen Zuschauer, von dem er ausgebuht worden war, mit dem Finger gezeigt und so die Aufmerksamkeit auf diesen gelenkt hatte.

(46) Während auf diese Weise die Stadt und die städtischen Angelegenheiten verwaltet wurden, verteilte er in Italien die Zahl von 28 Kolonien und stattete sie mit vielen Bauwerken und mehreren Steuereinnahmen aus, auch mit dem Recht und der Würde wie die Hauptstadt, der er sie gewissermaßen gleichstellte, da er eine Art von Wahlrecht ersann, durch welches die Wahl der römischen Beamten von den Dekurionen in jeweils ihren Kolonien übernommen und am festgesetzten Wahltermin die verschlossenen Urnen nach Rom geschickt wurden. Und damit es nirgendwo fehlte an adligem Nachwuchs und einer Menge von Untertanen, nahm er diejenigen, die in die Reiterei eintreten wollten und eine offizielle Empfehlung ihrer Stadt vorwiesen, in den Ritterstand auf, aber den Leuten aus dem einfachen Volk, die ihm, wenn er die Landesteile inspizierte, ihre Söhne und Töchter vorstellten, teilte er jeweils 1000 Sesterze für jedes Kind aus.

(47) Die wohlhabenderen Provinzen und diejenigen, die durch eine jährlich wechselnde Befehlsgewalt nicht leicht und sicher zu regieren waren, übernahm er selbst, die übrigen verteilte er durch Los an die Prokonsuln. Und dennoch tauschte er manchmal [die Leitung] aus, und die meisten Provinzen beider Rechte besuchte er oft. Einigen der verbündeten Städte, die durch Eigenmächtigkeit abgefallen waren, nahm er ihre Freiheiten wieder weg, anderen, die an Schulden litten, nahm er etwas davon ab, die durch ein Erdbeben zerstört waren, gründete er neu und gewährte ihnen je nach Verdienst um das römische Volk latinisches Recht oder die Bürgerschaft. Es gibt, soweit ich das sehe, keine Provinz, ausgenommen Africa und Sardinien, die er nicht besucht hat. Nachdem er Sextus Pompeius vertrieben hatte, verhinderten dauernde heftigste Unwetter, dass er, von Sizilien kommend, dorthin fuhr, und bald gab es keine Gelegenheit und keinen Grund mehr hinzufahren.

(48) Von den Staaten, derer er sich nach Kriegsrecht bemächtigt hatte, gab er außer wenigen entweder denselben wieder zurück, denen er sie genommen hatte, oder er wies sie fremden [Herrschern] zu. Verbündete Könige verband er auch untereinander durch Verwandtschaft als der bereitwilligste Urheber und Förderer der Zuneigung eines jeden und der Freundschaft. Und nicht anders sorgte er für alle, als wären sie Glieder und Teile des Reiches, indem er gewohnt war, den zu jungen oder geistesschwachen Herrschern einen Lenker an die Seite zu stellen, bis sie herangewachsen oder wieder zu Verstand gekommen waren. Und die Söhne der meisten erzog er und stattete er gleichzeitig mit seinen eigenen aus.

(49) Bei den militärischen Einheiten teilte er die Legion und die Hilfstruppen nach Provinzen, eine Flotte legte er nach Misenum, die andere nach Ravenna zum Schutz des Oberen und des Unteren Meeres, die übrige Anzahl zum Teil zum Schutz der Stadt, zum Teil zu seinem eigenen Schutz nach Rom, nachdem er die Kalagurritaner entlassen hatte, welche er bis zum Sieg über Antonius, ebenso die Germanen, welche er bis zur Niederlage des Varus unter den Waffenträgern um sich hatte, und dennoch duldete er nicht, dass sich mehr als drei Kohorten in der Stadt aufhielten, und auch diese nur ohne Lager, die anderen pflegte er ins Winterlager oder Sommerlager in der Umgebung der umliegenden kleineren Städte zu entlassen. 2 Was auch immer aber überall an Soldaten war, stellte er für eine bestimmte Dienstzeit und zu einem festgelegten Sold ein, nachdem er für jeden Dienstgrad sowohl die Dienstdauer sowie Abfindungen bei der Entlassung festgelegt hatte, damit keiner weder aufgrund des langen Dienstes noch aufgrund materieller Not nach der Entlassung zu einem Umsturz angestachelt werden könnte. Ebenso errichtete er, um die Aufwendungen für Unterhaltung und Versorgung dauerhaft und ohne Schwierigkeiten sichern zu können, eine Militärkasse mit eigenen Steuereinnahmen ein. 3 Und damit er umso schneller und unter der Hand Meldungen erhalten und erfahren konnte, was in jeder Provinz vorgehe, setzte er zuerst junge Männer in angemessenen Abständen auf Militärstraßen als Posten ein, dann Fahrzeuge. Dies erschien ihm vorteilhafter, damit er die, welche von dem Ort selbst Berichte brachten, wenn es die Umstände erforderten, weiter ausfragen konnte.

(50) Bei der Unterzeichnung von Urkunden, Schriftstücken und Briefen gebrauchte er am Anfang eine Sphinx, bald das Bild Alexanders des Großen, zuletzt sein eigenes, das der Künstler Dioskurides persönlich hergestellt hatte. Diese Art zu unterschreiben setzten die nachfolgenden Herrscher fort. Zu allen Briefen fügte er die Stunde nicht nur des Tages, sondern auch der Nacht hinzu, in welcher die geschrieben und unterzeichnet wurden.

(51) Für seine Milde und seine Kultiviertheit gibt es viele Zeugnisse. Ich will nicht aufzählen, wie viele und welche auf den verschiedenen Seiten er durch Nachsicht und Unversehrtheit beschenkt hat und danach sogar duldete, dass sie in der Stadt einen herausgehobenen Platz einnahmen. Es genügte ihm, Iunius Novatus und Cassius Patavinus, Männer aus dem Volk – den einen mit einer Geldstrafe, den anderen mit einer unbedeutenden Verbannung zu belegen, obwohl jener im Namen des jungen Agrippa einen sehr bitteren Brief gegen ihn veröffentlicht hatte, dieser aber bei einem gut besuchten Gastmahl, ihm fehle weder die Lust noch der Mut, Augustus niederzustechen. 2 Bei einer Untersuchung als Aemilius Aelianus aus Corduba unter anderen Verbrechen wohl als größtes vorgeworfen wurde, dass er schlecht von Caesar zu denken pflegte, sagte er hingewandt zum Ankläger und ebenfalls sehr bewegt: Ich wollte, dass du mir das beweisest. Ich würde dafür sorgen, dass Aelianus weiß, dass auch ich eine Zunge habe, und ich werde von ihm noch mehr reden. Und weder danach noch irgendwann später untersuchte er die Sache weiter. 3 An Tiberius, der über dieselbe Sache, aber zorniger in einem Brief klagte, schrieb er: »Für Dein Alter, mein lieber Tiberius, will ich nicht, dass Du Dich dieser Sache zu sehr zuwendest und Dich zu sehr empörst, wenn jemand über mich schlecht redet. Es genügt nämlich, wenn wir uns darauf verlassen können, dass niemand uns Übles tun kann.«

(52) Tempel nahm er, obgleich er wusste, dass sie sogar für Prokonsuln errichtet wurden, dennoch in keiner Provinz an, außer in seinem und Roms Namen gemeinsam. Denn in der Stadt nahm er am hartnäckigsten von dieser Ehre Abstand, und auch silberne Statuen, die ihm einmal aufgestellt wurden, ließ er alle einschmelzen, und goldene Dreifüße weihte er dem Palatinischen Apoll. Als ihm das Volk mit großem Nachdruck die Diktatur anbot, beugte er die Knie, warf die Toga von den Schultern und lehnte mit entblößter Brust ab.

(53) Vor dem Namen »Herr« schauderte er wie vor einer Verfluchung bzw. einer Schändlichkeit immer zurück. Als bei einem Mimus, den er betrachtete, gerufen wurde: »O gerechter und guter Herr!«, und alle, als sei es über ihn gesagt, applaudierten und aufsprangen, unterdrückte er sofort mit der Hand und dem Gesichtsausdruck die unwürdige Schmeichelei und tadelte sie am folgenden Tag durch ein Edikt und gestattete nicht einmal seinen Kindern oder Enkeln, im Ernst oder im Spaß, ihn so zu nennen, und verbot ihnen Schmeicheleien dieser Art auch untereinander. 2 Nicht unüberlegt verließ oder betrat er eine größere oder kleinere Stadt, sondern nur am Abend oder bei Nacht, damit nicht jemand wegen seines Amtes Umstände habe. Im Konsulat trat er oft zu Fuß, außerhalb des Konsulats in der offenen Sänfte unter die Menschen. Freimütig grüßte er auch das gemeine Volk, und mit solcher Leutseligkeit nahm er Bittsteller auf, dass er einmal einen im Scherz tadelte, weil er ein Schriftstück so zögerlich vorstreckte, wie einem Elefanten ein Stück Geld. 3 Am Tag des Senats grüßte er die Senatoren niemals außer in der Kurie und dann freilich sitzend, jeden Einzelnen mit Namen ohne Stichwortgeber. Auch wenn er ging, grüßte er auf dieselbe Weise die sitzenden Senatoren. Weil er mit vielen abwechselnd Austausch pflegte, hörte er nicht auf, die Feiertage eines jeden zu besuchen, bis er – schon im vorgerückten Alter – [im Tumult] einer Verlobungsgesellschaft herumgestoßen wurde. Den Senator Gallus Cerrius, der ihm weniger vertraut war, dem aber plötzlich das Augenlicht geraubt war und der sich deshalb selbst dem Hungertod geweiht hatte, brachte er durch einen persönlichen Besuch und seinen Trost von diesem Entschluss ab.

(54) Im Senat wurde zu ihm, als er sprach, gesagt: »Ich habe nicht verstanden.« Und von einem anderen: »Ich würde dir widersprechen, wenn die Möglichkeit bestünde.« Manchmal ging er, vom Zorn über die Wechselrede streitender Parteien bewegt, aus der Kurie, und einige schalten ihn, es werde doch wohl den Senatoren erlaubt sein, über die res publica zu reden. Antistius Labeo wählte bei der Überprüfung des Senats, als ein Mann den anderen auswählte, einst Augustus’ Feind M. Lepidus, der damals im Exil war, und als er ihn fragte, ob vielleicht andere würdiger seien, antwortete [Antistius], jeder habe sein eigenes Urteil. Aber solche Freiheit wurde niemandem aus Hinterlist zum Nachteil.

(55) Auch über ihn in der Kurie verbreitete schriftliche Beschimpfungen nahm er nicht wichtig, und er widerlegte sie sehr sorgsam, und indem er nicht einmal die Namen der Urheber erforschte, beschloss er nur, dass später gegen die Untersuchungen stattfänden, die beleidigende Schriften oder Lieder gegen jemanden unter fremdem Namen herausgäben.

(56) Gegen neidische Witze einiger und leichtfertige Beleidigungen erließ er ein Edikt. Und dennoch schritt er dagegen ein, dass die Freiheit der Testamente in diesem Sinne beschränkt würde. Sooft er bei Magistratswahlen anwesend war, ging er mit seinen Kandidaten zu den einzelnen Tribus und bat in feierlicher Weise um deren Stimmen. Er selbst nahm an der Abstimmung in der Tribus teil wie einer aus dem Volk. Auch duldete er in größter Gleichmut, als Zeuge bei Prozessen gefragt und sogar widerlegt zu werden. 2 Er baute ein zu enges Forum, weil er nicht wagte, die angrenzenden Häuser ihren Besitzern zu entwenden. Niemals empfahl er seine Söhne dem Volk, ohne hinzuzufügen: »Wenn sie es verdienen.« Als diese noch die toga praetexta trugen, klagte er heftigst darüber, dass sich im Theater alle erhoben und ihnen stehend Beifall spendeten. Er wollte, dass seine Freunde in der Kurie so mächtig seien, dass aber dennoch auch für sie gleiches Recht gelte wie für die Übrigen und sie denselben Gesetzen und Gerichten gleichermaßen unterstünden. 3 Als Asprenas Nonius, der ihm enger verbunden war, sich, wegen Giftmordes von Cassius Severus angeklagt, vor Gericht verantwortete, fragte er den Senat, was er für seine Pflicht halte. Er zögere nämlich, um ihn nicht, wenn er dem Angeklagten beistehe, den Gesetzen zu entreißen, wenn er aber nicht helfe, den Eindruck zu erwecken, den Freund im Stich zu lassen und vorzuverurteilen. Und indem ihm alle zustimmten, saß er einige Stunden auf der Bank der Anwälte, jedoch schweigend und nicht einmal eine Ehrenerklärung abgebend. 4 Er half auch Klienten wie z.B. einem gewissen Scutarius, der einst sein evocatus war, der wegen Beleidigung von Gericht gefordert worden war. Einen einzigen Angeklagten – und nicht einmal diesen außer durch Bitten – forderte er, indem er vor den Richtern den Ankläger bat, Castricius, durch welchen er die Verschwörung Murenas [rechtzeitig] erfahren hatte.

(57) Für welche Verdineste und wie große Werke er geliebt wurde, ist leicht einzuschätzen. Ich übergehe die Senatsbeschlüsse, weil sie als Zwang oder Schmeichelei erscheinen können. Die römischen Ritter feierten seinen Geburtstag freiwillig und einmütig immer zwei Tage lang. Alle Stände warfen aufgrund eines Gelübdes jedes Jahr in den Lacus Curtius für sein Wohlergehen eine Münze. Ebenso überreichten sie an den Kalenden des Januar auf dem Kapitol, auch in seiner Abwesenheit, ein Neujahrsgeschenk, von welchen er die höchsten und kostbarsten Götterstatuen kaufte, die er in den Stadtvierteln stiftete, wie den Apollo Sandaliarius und den Iupiter Tragoedus und andere. 2 Bei dem Wiederaufbau des Hauses auf dem Palatin, das bei einem Brand zerstört worden war, trugen die Veteranen, Dekurien, Tribus und Einzelne aus den übrigen Ständen gerne und nach ihren Möglichkeiten Geld zusammen, aber er nahm von dort nur Häufchen der Summe weg und behielt von jedem nicht mehr als einen Denar. Wenn er aus der Provinz zurückkehrte, wurde er nicht nur von allen guten Wünschen, sondern auch von gesungenen Liedern verfolgt. Und es wurde darauf geachtet, dass nicht, wenn er in die Stadt einzog, ein Todesurteil vollstreckt wurde.

(58) Den Beinamen »Vater des Vaterlandes« wurde ihm durch allgemeinen, sofortigen und größten Konsens verliehen. Zuerst wurde eine Gesandtschaft der Plebs nach Antium geschickt, dann, weil er das nicht annahm, bei seinem Einzug in Rom, als sie mit Lorbeerkränzen die Spiele besuchten. Bald tat es der Senat in der Kurie, weder per Dekret noch durch Zuruf, sondern durch Valerius Messala, der von allen beauftragt war und sprach: 2 »Dir, Caesar Augustus, und deinem Hause Glück und Heil! Denn damit glauben wir, das dauernde Glück der res publica und ihre Blüte zu erbitten.« Diesem antwortete Augustus unter Tränen mit folgenden Worten (wörtlich nämlich, wie bei Mesalla berichtet): »Ich erlebe die Erfüllung meiner Wünsche, Senatoren, was habe ich anderes von den unsterblichen Göttern zu erbitten, als dass es mir erlaubt sei, diese eure Einigkeit bis zum letzten Tag meines Lebens bestehen zu sehen?«

(59) Dem Arzt Antonius Musae, mit dessen Hilfe er von einer todbringenden Krankheit genesen war, stellte man eine eherne Statue auf neben dem Bild des Aeskulap. Einige senatorische Familien bestimmten testamentarisch, dass von ihren Erben unter Vorantragung eines Schildes Opfertiere auf das Kapitol geführt werden sollten und ein Gelübde zugunsten des Augustus eingelöst werden sollte, weil Augustus sie überlebt hatte. Einige Städte Italiens bestimmten den Tag, an welchem er sie zum ersten Mal besucht hatte, zum Jahresanfang. Die meisten Provinzen beschlossen außer Tempeln und Altären Spiele alle fünf Jahre in fast jeder kleinen Stadt.

Sueton: Sämtliche Biographien

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