Читать книгу Mattenfrust - Bekenntnisse einer schlampigen Yogaschülerin - Susa Brandt - Страница 4
HEUTE: WAS IST YOGA?
ОглавлениеWenn ich Yoga mache, dann mache ich das nur für mich – für niemanden sonst. Yoga ist für mich ein Hobby, das einzige was ich hab. Ich komm mit anderen Leuten zusammen (obwohl man mit denen ja meist nichts zu tun hat außerhalb des Kurses) und kann mich mal ein bisschen führen lassen. Durch die Stunde führen, meine ich. Oder durch Übungen. Oder durch Gedanken bei der Meditation (Gärten, Meere, Inseln … ist immer was los da).
Yoga ist für mich ein interessantes Thema, und ich lese sogar immer mal wieder Yoga-Zeitschriften, schaue in Bücher oder gucke im Internet. Ich hab sogar einen Newsletter abonniert, leider ist der auf Englisch und mein Englisch ist nicht so dolle, vor allem, was diese ganzen Worte rund um „Hingabe“, „Loslassen“ und so betrifft. Aber er ist von Tara Stiles, einer jungen „Yoga-Rebellin“ aus Amerika, die einfach viele Yogaregeln über Bord geworfen hat. „Warum soll ich auf alte Männer mit fremden Namen hören?“ – so in der Art denkt sie. Für sie ist Yoga immer und überall möglich und man braucht keine Utensilien oder Gebete oder Sprüche, um etwas Gutes für sich zu tun. Ich mag diese Haltung sehr, aber sie ist als ehemaliges Model auch jung und dünn (furchtbar dünn!!) und schminkt sich aus Yogagründen nicht mehr – tja, aber sie kann es sich leisten, sich nicht mehr zu schminken und sieht trotzdem toll aus, kann gaaanz toll und gelenkig Yoga und auf den Bildern von ihren Kursen sind auch immer alle Schülerinnen ganz dünn und gutaussehend und tragen enge bunte Klamotten. Ich glaube ihr schon, dass sie Yoga lebt und jeden, ob dick oder dünn, nett oder doof, erstmal per se mag. Aber das Leben sieht dann doch noch etwas anders aus.
Tja. Was ist Yoga … für mich? Das ist die einzig richtige Frage! Was ist Yoga für mich! Und diese Frage kann nur ich beantworten. Die WILL nur ich beantworten! Ich will mir von keinem Guru, keinem Verein, keinem Buch, keinem Youtube-Film und schon gar keinem Größtes-Yogazentrum-Europas-Leiter-mit-komischer-Brille sagen lassen, was Yoga für mich ist oder sein muss! Nein Dankeschön!
Ich glaube fest daran, dass jeder Yoga kann. Und jeder erleuchtet werden kann. Und jeder glücklich werden kann. Ich glaube auch fest daran, dass Yoga dabei helfen kann. Begleiten. Inspirieren. Fördern. Aber ich glaube nicht daran, dass nur hartes Üben ans Ziel bringt. Oder dass nur durch die absolute tägliche Meditation eine Selbsterkenntnis möglich ist. Oder dass man immer gut sein muss, um Gutes zu erleben. Die Strenge, die Selbstkasteiung, die Zwanghaftigkeit, die von Yogalehrern gefordert wird, kann nicht die Grundlage für Glück sein. Vielleicht kann ein Guru einen Menschen, der ihm nahesteht, beeinflussen, so wie ich als Ausbilderin meine Azubis beeinflusse und versuche, ihnen ein paar gute Tipps zum Job und zum Leben mitzugeben. Vielleicht glauben auch darum so viele Menschen, dass sie einen Guru brauchen. Aber ein Guru kann jeder sein, der sich dir zuwendet. Aber das sind im Leben nun mal nicht viele Menschen – und wenn, wirst du sie bezahlen müssen (den Psychiater, den Masseur, den Sportcoach). Und umsonst wird man auch von einem Guru nichts bekommen – auch er möchte deine Dienste – Karmayoga genannt – haben, dein Geld für ein dreckiges Zimmer im Ashram und deine Zeit, ihm zuzuhören.
Yogalehrer haben immer auch selbst bezahlt. Niemand von ihnen hat sein Wissen umsonst bekommen. Jetzt bezahlen wir dafür, dass sie ihr schmales Wissen in Form von fremden Übungsnamen weitergeben und etwas Guruglanz an uns verschwenden. Aber allzu oft ist nicht mehr viel davon da – oder es war nie viel davon da – und nicht ein Fünkchen rieselt auf mein armes Schülerhaupt.