Читать книгу Mattenfrust - Bekenntnisse einer schlampigen Yogaschülerin - Susa Brandt - Страница 7

HEUTE: YOGA UND DAS LIEBE GELD

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Einen guten Yogalehrer zu finden ist ja wie einen guten Arzt zu finden. Wenn man sich auf die Suche macht, gibt es unheimlich viele. Man hört sich bei Bekannten um und achtet auf die Werbung, aber letztendlich entscheidet man zum Beispiel danach, ob der Termin passt. Yogalehrer sind auch meist genauso distanziert wie Ärzte. Sie machen ihren Job, aber wirklich interessieren tun sie sich nicht für einen. Wäre ja vielleicht auch zu viel verlangt, aber ich frage mich manchmal, wo man dann seinen eigenen persönlichen Guru finden soll. Klar, wenn ich 80 Euro die Stunde zahle, finde ich den auch. Vielleicht auch für 50. Aber wer nimmt sich denn aus lauter Nächstenliebe meiner an? Ich hab auf jeden Fall noch keinen getroffen. Und auch meine Yogalehrer, so nett sie waren, waren nach der Stunde flugs wieder entfleucht und zeigten keinerlei Ambitionen, ihr Wissen an mich weiterzugeben.

Überhaupt ist das Geld ja so eine Sache. Hier in der Provinz kostet die Stunde zwischen 10 und 12 Euro. Das sind immerhin 24 Mark! Das ist ne ganz schöne Stange Geld, und damit ein nicht ganz so billiges Hobby. Und wenn man dann noch Extra-Seminare machen wollen würde, würde das ja auch alles extra kosten.

Ich versteh ja, dass das alles seinen Preis hat, aber wie gesagt, billig ist es nicht. Ärztepreise halt. Und das noch nicht mal im Privatpatienten-Status!

Dabei sind die meisten Yogalehrer nun mal das Gegenteil von ärztlich. Ich meine, sie sind in der Regel ziemlich schlampig. Schlampig in der Selbstdarstellung, schlampig in den Klamotten, schlampig im Timing … sie nehmen es meist nicht so genau mit allem. Und das finde ich schon manchmal etwas ärgerlich. Wenn man teuer Geld für eine Leistung bezahlt, will man sie auch tiptop haben. Keine dreckigen Übungsräume, nie gereinigte Matten, kalte Böden, zuspätkommende Lehrer. Man kann doch schon ein wenig Komfort erwarten, wenn man schon so viel Geld bezahlt, oder? Aber manch ein Yogi findet wohl, dass man sich nicht so anstellen sollte. Vorher noch ein bisschen mit netten (netten!) Teilnehmern quatschen, erst mal ein bisschen Eigenwerbung für Seminare, dann noch ne neue Kerze in den Halter fummeln, noch grad eine Tasse Tee holen, die Uhr stellen … geht doch alles von meiner Zeit ab! Aber wir werden ja zur Geduld angehalten. Nimm alles hin, ärger dich nicht, lass schlechte Gedanken los und liebe alles und jeden, der dir so unterkommt. Manchmal wirklich schwer! Ich hetzte in den Kurs und schaff es mit quietschenden Reifen grad so auf die Matte, und der Lehrer hat alle Zeit der Welt! Gutgut, so schlimm ist es sicher nicht, aber manchmal gibt es solche Situationen, in denen man sich einfach ausgenutzt fühlt von anderen, die eben alles nicht so ganz genau nehmen. Dann wird man spüren gelassen (also, man lässt mich spüren), dass man ein pedantischer Deutscher ist und kein relaxter Indi/Hindu/ Buddha/Guru oder was auch immer … und damit voll auf dem Holzweg ist.

Mattenfrust - Bekenntnisse einer schlampigen Yogaschülerin

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