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HEUTE: HAUSFRAUEN-YOGA

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Ich mach seit über 15 Jahren Yoga, und das ist auch gut so. Ich hab mich immer wohl gefühlt, hatte den Eindruck, dass mir die Mittwochabende guttun und ich insgesamt einfach fröhlicher geworden bin. Ich hab während der Zeit 10 Kilo zugenommen und wieder ab, aber das hatte sicher nix mit Yoga zu tun. Obwohl ich mir auch ein Buch gekauft hab, wie man mit Yoga abnimmt, aber die Regeln waren auch nicht besser als in jedem anderen Abnehmbuch, nämlich keinen Alkohol mehr trinken, keine Schokolade mehr essen, nur noch Vollwertkost und jeden Tag mindestens 2 Stunden Sport wie Laufen und Schwimmen. Da brauch ich dann auch kein Yoga mehr – höchstens, um meinen knurrenden Magen zu beruhigen. Jetzt hab ich die 10 Kilo wieder drauf und jeden Morgen hoffe ich, sie werden weniger, aber auf der Waage zerschellt mein Wunsch jedesmal wie ein Wassertropfen an einem Felsen im Meer und selbst das freundlichste Lächeln, das ich meinem Schwabbelbauch oder dem Doppelkinn schenke, versickert im Nirwana meines Spiegelbildes.

Die ersten Jahre plätscherten so dahin. Meine Yogalehrerin gab sich alle Mühe, jede Stunde zu etwas Besonderem zu machen. Sie war perfekt vorbereitet, hatte so kleine Strichmännchen auf ihrem Spickzettel stehen und machte immer was Neues. Am Anfang hab ich sie ein bisschen aus der Fassung gebracht, jedenfalls für einen Moment, als wir mit 12 Mann, bzw. 11 Frauen und einem Mann (meinem Freund) im Kreis standen, die Hände rechts und links an den Nachbarn drückten und dann auf einem Bein stehen sollten, was ziemlich kippelte und sich irgendwie lustig anfühlte. So lustig, dass ich total lachen musste! Mitten im Kreis gluckste es aus mir raus und übertrug sich wie eine Welle auf die anderen, sie versuchten, die Fassung auf einem Bein zu bewahren und mich zu stützen, aber ich musste nur weiter lachen und lachen und lachen und die Lehrerin guckte konsterniert. Sie löste den Kreis vorsichtig wieder auf und ließ mich etwas auslachen, bevor sie meinte, lachen wäre ja auch was Schönes und irgendwie auch Yoga. Das war vor 15 Jahren – da gab es noch kein Lachyoga. Wenn ich damals schon kiewivter gewesen wäre, hätte ich es in dem Moment vielleicht erfunden – so war es mir einfach nur ziemlich peinlich.

In den ersten Jahren war Yoga für mich nichts weiter als Entspannung von einem etwas stressigen Werbeagenturalltag. Es tat gut, in einer festen Gruppe zu sein mit vorwiegend älteren Damen, einmal im Sommer zusammen essen zu gehen (zu einem furchtbar lahmen Inder, wo man 1,5 Stunden auf sein Essen warten musste, obwohl wir vorher alle unsere Gericht vorbestellt hatten!) und vor Weihnachten immer eine kleine gemütliche Feier mit Kerzen und Tee (kein Glühwein!!) und Plätzchen abzuhalten und ansonsten nicht viel damit am Hut zu haben. Es war eine nette Gruppe, jeder hatte so seine Eigenarten, einer kam immer zu spät, eine andere jammerte immer über ihr Älterwerden, einer schnarchte immer ein bei der Endentspannung (mein Freund), aber mehr auch nicht. Kein Gedanke, mal allein zu Haus Yoga zu machen! Ich hätt gar nicht gewusst, was ich da machen sollte? Keine einzige Übung wär mir eingefallen! Klar, die Yogalehrerin leitete uns gut an, wir machten viele Übungen sehr perfekt, wir atmeten auf viele Arten, sangen sogar schon Mantras, schauten ohne zu blinzeln in Kerzen (keine Chance!) und hörten auch einiges zur Geschichte und Theorie von Yoga. Aber es blieb alles in dieser staubigen Turnhalle dieser nach Jungens-Socken müffelnden Gesamtschule! Wenn ich ging, hallten die Worte noch ein wenig nach, aber spätestens am nächsten Tag hätte ich nicht mehr sagen können, was wir in der Stunde gemacht haben! 9 Jahre ging das so, 9 gute Jahre. Bis die Lehrerin aufhörte und uns an andere Lehrer übergab. Und damit begann der Ernst des Yogas.

Mattenfrust - Bekenntnisse einer schlampigen Yogaschülerin

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