Читать книгу Perry Rhodan 3104: Der herrliche Diktator - Susan Schwartz - Страница 7

Оглавление

2.

Viel los

Wenige Hunderttausend Kilometer oberhalb des Nordpols des Gasriesen Maerivete, dessen Namen die Terraner inzwischen durch die vielen aufgeschnappten Funksprüche erfahren hatten, kehrte die STATOR-MUTOM aus dem Linearraum zurück und meldete sich beim Überwachungsturm des Raumhafens auf Fajem an.

Im Holo zeigte sich der Raumhafen als mehr oder minder chaotisches, weit gestreutes Feld, das nicht unbedingt überall gut befestigt oder völlig plan war. Wahrscheinlich hatte man nicht mit einem derartigen Besucheransturm aufgrund des Hyperfunkspruchs gerechnet.

»Der Turm sieht skurril aus«, bemerkte jemand.

Keine geraden Linien, wie man sie erwarten mochte, in nüchterner, funktionaler Architektur, sondern der Turm glich genauso wie die Stadthäuser eher einem Baum, mit einigen wenigen Verzweigungen und obenauf miteinander verbundenen gläsernen Kanzeln als »Krone«, in denen die Sicherheitskontrolle und Lotsen ihre Arbeit verrichteten.

Die erste Einstimmung auf das, was den Besucher in der Stadt erwartete.

»STATOR-MUTOM, hier Kontrolle, wir haben die Anmeldung erhalten. Welcher Art ist die Mission?«

Es war nur eine Audioübertragung, also antwortete Rhodan ebenso. »Hier spricht Kapitän Rha-Don. Die STATOR-MUTOM ist ein Forschungs- und Handelsschiff auf eigene Rechnung. Wir kommen aus Andromeda und haben entlang der Handelsroute von der Einladung gehört. Nun, hier sind wir. Wir sind immer interessiert an neuen Handelspartnern.«

»In Ordnung. Willkommen auf Fajem. Wir übermitteln die Landekoordinaten für den Raumhafen Hapejire sowie eine Permission für zunächst vier Personen.«

»Nur vier?«

»Unsere Stadt kann nur begrenzt Besucher aufnehmen, daher reduzieren wir für den Anfang die Besuchserlaubnis. Aber im Normalfall wird diese schnell erweitert. Wir übermitteln zudem ein paar Verhaltensregeln, da wir sehr viele Gäste aus den unterschiedlichsten Regionen begrüßen dürfen. Wir bitten vor allem um respektvollen Umgang miteinander.«

»Das ist gewährleistet«, versicherte Rha-Don. »Wir können keine Geschäfte abschließen, wenn wir unsere Handelspartner niederschlagen.«

Ein Geräusch antwortete ihm, das man als Lachen interpretieren könnte.

Der Landeanflug begann.

*

Hapejire lag im Osten der Stadt auf der Äquatorlinie. Es sah ganz danach aus, als würde die Technik hauptsächlich auf der mit höherer Schwerkraft belasteten Seite erblühen, wohingegen die »leichtere Seite« des Mondes naturbelassener mit weit verstreuten, kleineren, in die Umgebung integrierten Städten erschien.

Rhodan stellte fest, dass sich tatsächlich ein ordentliches Sammelsurium an diversen Schiffen auf dem Raumhafen befand.

Vielleicht waren auch solche aus Cassiopeia dabei, die Informationen über den Chaoporter liefern konnten. Das hoffte er zumindest.

Cassiopeia war eine alte Galaxis, wie er sich erinnerte, mit nur wenigen größeren Planeten, die eine Atmosphäre aufwiesen und ausreichend Rohstoffe, um das Entstehen einer technisierten Zivilisation zu ermöglichen. Daher fand sich kaum einheimisches Leben oder gar ein raumfahrendes Intelligenzvolk. Jedoch gab es Kolonien, und es waren häufig Abenteurer und Prospektoren unterwegs, um die letzten verbliebenen Rohstoffressourcen zu plündern und nach Andromeda zu transportieren. Diese kamen also weit herum und hatten vielleicht etwas Seltsames entdeckt, das zwischen den Sternen dahindriftete ...

»Perry, sieh mal!« Donn berührte seinen Arm und wies auf das Holo. »Erinnert dich das nicht an etwas?«

»Oh ja.« Rhodan lächelte in nostalgischer Rührung.

Den Hauptteil der parkenden Raumschiffe nahmen kleine Raumfahrzeuge ein, die wie eine Mischung aus terranischen Flugzeugen und Raketen aussahen. Das zeigte, dass die Fajemiden tatsächlich noch nicht über Überlichttriebwerke verfügten und lediglich in ihrem System die Monde und den Gasriesen ansteuern konnten.

Rhodan fiel plötzlich nahe am Rand ein eleganter, schwarzer Diskusraumer auf, das Zentrum und die Ränder leuchteten rubinrot. Der Diskus durchmaß 990 Meter bei einer Dicke von 50 Metern. Zu welchem Volk er wohl gehörte? Er fiel in dem Sammelsurium aus dem Rahmen.

Ein nicht weit davon parkendes Walzenschiff mit spitzem Bug und flachem Heck hingegen erkannte Rhodan. Es gehörte zu den aus Andromeda stammenden Gaids. Sie waren den Terranern erstmals im 25. Jahrhundert Alter Zeitrechnung begegnet; nach Jahrhunderten friedlichen Handels hatten sie sich dann wieder im Kampf gegen die Frequenz-Monarchie hervorgetan: Zunächst waren die Gaids ein Bündnis mit den Hilfsvölkern VATROX-VAMUS eingegangen, doch als sie herausfanden, dass Klone von ihnen als Söldner gegen die Völker Andromedas eingesetzt wurden, liefen sie zum Widerstand über. Sie zählten zu den Mitbegründern des Bundes von Sicatemo, aus dem später die Stabilität hervorgegangen war.

Und dann waren da noch diverse vertraute Kugelraumer tefrodischer Herkunft, mit Tefrodern oder von ihnen abstammenden Völkern besetzt.

Eine bunte Mischung, zu der zu Rhodans Erleichterung kein Ikosaeder-Raumer gehörte, wie er einen auf Bhanlamur gesehen hatte, als er dem mysteriösen Swekkter oder Synthekten namens Thont begegnet war. Allerdings konnte sich ein derartiges Raumschiff selbstverständlich im Ortungsschutz einer der drei roten Sonnen aufhalten und sich ein Artgenosse von Thont unerkannt in der Stadt herumtreiben.

Perry Rhodan durfte sich nirgends sicher vor Agenten des Chaoporters fühlen, dessen war er sich sehr bewusst.

*

»Jetzt wird's ernst!«, sagte der begabte, gerade mal 36-jährige Pilot Nuh. »Ich leite die Landung ein. Leitstrahl gibt's nicht, nur die Koordinaten und so ein winziges Feld.« Er verschränkte die Finger ineinander und dehnte sie knackend. »Aber das kriegen wir hin.«

»Allerdings wird es ernst«, stimmte Rhodan zu. »Ich bitte um eine möglichst miese Landung.«

»Wie bitte?«

Donn warf Rhodan einen Seitenblick zu und grinste breit. »Ich suche mir dann mal einen Sitzplatz und schnalle mich fest an.« Gesagt, getan. Einige verwirrte Blicke trafen ihn.

»Keine Bruchlandung, aber mit Krachen und Poltern«, verdeutlichte Rhodan.

»A... aber ...« Der Pilot wurde abwechselnd rot und blass, er begriff immer noch nicht und warf hilflose Blicke zu seiner Kommandantin.

»Nikhil«, sagte Rhodan sanft. »Wir kommen wie ein altersschwaches Gefährt daher, das auf der letzten Antriebsdüse pfeift. Eine Bilderbuchlandung würde diesen gewollten Eindruck zerstören. Immer schön den Ball flach halten.«

Nuh wandte sich ihm zu. Dann hellte sich sein Gesicht langsam auf zu einem Strahlen. »Du meinst ... ich darf ... ich darf wirklich ...?«

»Pilot, du hast den Allianz-Kommissar klar und deutlich gehört!«, polterte Zocalo. »Kriegst du das hin oder nicht?«

»Ob ich das ... natürlich kriege ich das hin!« Er klang empört. »Eine astreine Bauchlandung, die nur wegen meiner Genialität nicht zur Bruchlandung gerät!«

Glücklich vor sich hin pfeifend machte der Pilot sich an die Arbeit. Damit hätte er sicherlich zuletzt gerechnet. »BJO, halt dich im Hintergrund, falls es zu hart wird, in Ordnung? Ansonsten muss ich da allein ran, sonst wird es unglaubwürdig.« Er kicherte vor sich hin. »Das wird ein Spaß!«

Dessen war sich Rhodan auf einmal gar nicht mehr so sicher.

*

Schwankend ging die STATOR-MUTOM nieder und peilte mehr oder minder gezielt das bezeichnete Landefeld an.

»Wir werden gerufen«, meldete Koray und schaltete den Zentralekom zu.

»Sagt mal, seid ihr besoffen?«, kreischte es aus dem Lautsprecher. »Oder ist das eure erste Landung?«

Koray meldete, dass der Funkruf aus einem von zwei nebeneinander geparkten, tonnenförmigen Raumern kam. Einer verfügte über 1200, der andere über imposante 1600 Meter Länge bei 400 und 800 Metern Durchmesser. Nicht weit von ihnen entfernt befand sich der angewiesene Parkplatz. Die Großen zu den Großen, wie es sich gehörte. Aber bei dem Landeanflug spürten die bereits Gelandeten mit Sicherheit Sorge, ob das gut ausging.

»Keine Angst, ich schubse euch nicht beiseite«, versprach der Pilot. »Ich habe alles im Griff!« Zum Beweis ließ er den Schlachtkreuzer um 100 Meter absacken, bevor er ihn auffing. »Die Andruckdämpfer sind nicht mehr ganz taufrisch, am Gegenschub müssten wir ein bisschen arbeiten ...«

»Hör sofort auf! Lande woanders! Du wirst meine Raumpauke rammen!«

Rhodan sah sich genötigt, einzugreifen. »Hier spricht Kapitän Rha-Don«, schnarrte er arrogant und gab ein gefälschtes Konterfei von sich als Bildübertragung frei. »Mit welchem ungehobelten Raumfahrer spreche ich?«

Ein Bild flammte auf und zeigte ein Wesen, das so breit wie hoch und dessen entfernt bärenartiges Gesicht mit einem aschgrauen Fell bedeckt war. Es fletschte die Zähne, und trotz der fremden Physiognomie war nicht schwer zu erkennen, dass es außerordentlich wütend war.

»Hier spricht Yankta-Ott von den Yats, Kapitän der Raumpauke DIENSTBAR, und ich verbitte mir derartige Beleidigungen! So einen Stümperflug habe ich noch nie erlebt! Ich werde umgehend Beschwerde einreichen und die Landung verhindern! Wie habt ihr es mit dieser Riesenkugel überhaupt aus dem Raumdock geschafft – und wann? Eure Hülle sagt höchstens zwei, euer Antrieb mindestens tausend Jahre!«

»Mein Pilot hat noch nicht viel Erfahrung, nachdem ich seinen Vorgänger wegen Trunkenheit an die frische Luft schicken und zumindest die Außenhülle runderneuern musste«, erwiderte Rhodan. »Aber ich setze mein volles Vertrauen in ihn. Wir haben noch nie eine Bruchlandung erlebt.«

»Wir sind sowieso gleich unten«, versprach Nuh und gab ein bisschen Schub. Zwinkernd flüsterte er Rhodan zu: »Nicht, dass seine Beschwerde am Ende noch Erfolg hat ...«

»Du hast es gehört«, sagte Rhodan zu dem Yat und schaltete ab.

Taumelnd bewegte sich die STATOR-MUTOM auf den Landeplatz zu, schwankte dahin und dorthin, als verfügte die Navigationspositronik nicht über eine ordentliche Zielpeilung und Fixierung.

»Landestützen ausgefahren!«, meldete Nuh. Und fügte gleich darauf hinzu: »O weh, o weh! Da klemmen zwei ...«

Rhodan schluckte trocken.

In der Zentrale war es vollständig still geworden.

Im Holo blinkten jede Menge Lichter hereinkommender Funkrufe, die nicht angenommen wurden. Wahrscheinlich befand sich der halbe Raumhafen in heller Panik.

Aber Rhodan hatte es Nuh erlaubt, seinen Spaß zu haben. Der junge Pilot nutzte es voll aus.

Und gekonnt. BJO gab nicht eine einzige Warnung heraus, dass er übertrieb, der mächtige Schlachtkreuzer war vollständig unter seiner Kontrolle. Er dirigierte ihn geradezu im Schlaf, was außerhalb des Raumers allerdings dem Augenschein nach niemand glauben würde.

Schließlich pendelte die STATOR-MUTOM sich auf die mittlerweile hektisch blinkende Position ein und setzte zur Landung an. Die »klemmenden« Landestützen ruckelten, fuhren ein und aus, was für die Beobachter draußen dramatisch aussehen musste, und zur Verdeutlichung vermutlich von kreischenden Geräuschen begleitet wurde.

»Hoffentlich filmt das jemand!«, rief Nuh. »So was sieht man nur in den allerbesten Action-Trivids!«

Die STATOR-MUTOM hing endlich über der Landeposition. Draußen hielt man vermutlich den Atem an.

In der Zentrale nicht weniger.

Noch 20 Meter.

Noch zehn.

»Hoppla«, machte Nuh.

Und rums.

*

Es gab einen dumpfen Schlag. Die Landestützen knirschten, der Raumer ging ächzend in die nicht vorhandenen Knie, selbst in der Zentrale wurde jeder durchgeschüttelt, ob angeschnallt oder nicht. Wahrscheinlich ein Scherz, um den der Pilot BJO gebeten hatte.

Rhodan sah der Kommandantin an, dass sie ein ernstes Wort mit ihrem Piloten wechseln wollte.

Die STATOR-MUTOM neigte sich leicht zur Seite, doch da fuhren die beiden »defekten« Landestützen wie durch ein Wunder vollständig aus, das Gewicht verteilte sich umgehend gleichmäßig auf die abfedernden Teleskop-Landestützen, und dann stand der 500-Meter-Kugelraumer still. Exakt auf Position.

»Mit Krach und Polter und Bums!«, verkündete Nuh lachend, während er die Triebwerke herunterfuhr.

In der Zentrale brach erleichterte Begeisterung aus. Calou Yen, der die Waffensysteme führte, verließ seinen Platz und klopfte dem Piloten anerkennend auf die Schulter. »Das war echt gut, Kumpel«, lobte er den zwei Jahre älteren Kameraden.

Sie waren alle für so einen Spaß zu haben und voller Selbstbewusstsein und Vertrauen, dass alles gut ging. Rhodan und Yaradua sahen eher gequält drein, ihre Erfahrung verhinderte allzu große Sorglosigkeit. Der Okrill hatte – wie üblich – das meiste verschlafen.

»Verbindung zur Leitstelle!«, befahl Rhodan.

»Aktiviert«, meldete Koray, sofort bei der Sache.

Auch das gefiel dem Allianz-Kommissar. Bei aller Emotionalität verloren seine Leute ihre Pflicht nie aus den Augen.

»Kapitän Rha-Don hier«, beschwerte er sich derart überzeugend, dass ihn einige verwunderte Blicke trafen. »Was sind das für Zustände? Was für einen ungepflegten, schlechten, unebenen Platz hat man uns zugewiesen? Wir hätten uns alle den Hals brechen können! Und nicht auszudenken, wenn es zu einem Hüllenbruch gekommen wäre! Ich überlege, sofort wieder zu starten und mir anderswo Hyperkristalle zu suchen!«

Kurze Stille, dann: »Hyperkristalle?«

»Ja, natürlich, was denn sonst? Wir wollen schließlich die Weiterreise nicht in den drei Sonnen enden lassen! Wir sind Händler, habe ich das nicht deutlich genug gemacht? Und wir brauchen eine Generalüberholung, dazu benötigen wir ...«

»Wir haben Hyperkristalle, genau wie in unserer Einladung mitgeteilt«, unterbrach die Stimme. »Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und gratulieren, dass die Landung so ausgezeichnet gelungen ist, trotz der widrigen Umstände. Selbstverständlich wird sich eine Gelegenheit für einen Termin mit der Handelsbehörde ergeben. Bis dahin hoffen wir auf einen angenehmen Aufenthalt!«

Rhodan ließ den Gesprächspartner ein wenig zappeln. Dann sagte er gnädig: »Na gut, da wir schon mal da sind ... aber haltet mir bloß diesen verrückten Yat vom Leib!«

»Ich denke nicht, dass er an einer Kontaktaufnahme interessiert ist. Die Yats sind bedeutende Spediteure.«

»Ah. Ja, wir übernehmen den Transport lieber selbst. Rha-Don Ende.«

Rhodan drehte sich zu Yaradua um. Mit einladender Geste wies er zum Zentraleschott. »Wenn ich bitten darf ...«

Perry Rhodan 3104: Der herrliche Diktator

Подняться наверх