Читать книгу Perry Rhodan 3064: Ferrol - Susan Schwartz - Страница 7
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Die Wega
Perry Rhodan genoss es. Der Flug in einem Raumschiff, mit einer eingespielten Mannschaft, war ein Stück Normalität.
Er war nur Gast in der ORATIO ANDOLFI, aber das fühlte sich gut an. Seit seiner Ankunft im anderen Teil des Dyoversums hatte er Unterstützung gefunden – womöglich sogar Freunde. Er sah Ghizlane Madouni an, die Kommandantin des Flaggschiffs der hiesigen Liga.
Sie hatte ihren Platz auf dem Kommandantensessel eingenommen und wirkte ruhig und gelassen. Gerade lag die erste Linearetappe auf dem Weg ins Wegasystem hinter ihnen. Die LOOKOUT-Sonden der ANDOLFI schwärmten aus, um den umgebenden Linearraum zu kartografieren.
Das gehörte zu den markanten Unterschieden, was Reisen durch den Weltraum in den beiden Zweigen des Dyoversums anging: In jenem Zweig, in den es die Erde verschlagen hatte, wucherte ein Netz aus Hindernissen im Linearraum, das lapidar als Eisberge bezeichnet wurde, die zu allem Überfluss beweglich blieben und darum vor jeder Etappe neu aufgenommen werden mussten. Ganz zu schweigen davon, dass wegen der extrem erhöhten Hyperimpedanz eine Linearetappe mit dem neuesten Stand der terranischen Technologie höchstens über gerade einmal 25 Lichtjahre führte.
Die Reise zum Wegasystem erforderte deshalb einen Zwischenstopp, während dessen die Techniker und Piloten in fieberhafte Arbeit verfielen.
Als Kommandantin verließ sich Ghizlane voll auf ihre Offiziere; kein Wunder also, dass sie gelassen bleiben konnte. Rhodan kannte das gut – man musste seiner Mannschaft vertrauen, sonst ging man als Kommandant kaputt. Er hatte in den vergangenen Jahrtausenden auf zahllosen Schiffen Madounis Rolle ausgefüllt und genoss es, zurzeit keine Verantwortung zu tragen.
Zumindest nicht offiziell.
Hinter den Kulissen sah das völlig anders aus.
Eine Menge hing von ihm ab, und das nicht nur, weil es viele Menschen schlicht von ihm erwarteten – einfach aufgrund der Tatsache, dass er Perry Rhodan war. Die Topsider hatten außerdem seine Auslieferung gefordert, was Residentin Flaccu im Namen der Liga verweigert hatte. Das wiederum hatte einen Krieg im Solsystem entzündet, den Rhodan mit einem gigantischen Bluff beenden konnte.
Nun standen diplomatische Gespräche mit den Topsidern an – aber die Residentin wollte einen Zwischenstopp auf Ferrol einlegen, dem Planeten, dessen Ebenbild im heimischen Universum die Hauptwelt des Wegasystems bildete, die Heimat der Ferronen. In dieser Hälfte des Dyoversums jedoch war Ferrol bei der Entdeckung eine Welt ohne einheimische höher entwickelte Lebensform gewesen.
Die Zwillingsuniversen des Dyoversums glichen sich teilweise auf erstaunliche, geradezu unerklärliche Art, die nahelegte, dass es ein Geheimnis dahinter geben musste ... dann wieder unterschieden sie sich stark. Vor allem schien auf dieser Seite weit weniger intelligentes Leben zu existieren.
Den Sinn dieses geplanten Zwischenstopps kannte Perry Rhodan nicht, vertraute jedoch darauf, dass sich das bald änderte. Die Residentin hatte angekündigt, während der zweiten kurzen Linearetappe ein Gespräch führen zu wollen.
Rhodan saß auf dem ihm zugewiesenen, vor Abflug extra rasch montierten Gästeplatz am Rand der Zentrale. Sein Sitz stand nah beim Ausgang, direkt an einer schmucklos-metallischen Wand, am Ende der Reihe der verschiedenen Offiziersplätze, neben dem Kommunikationspult.
Dort hockte ein junger Mann, etwa 40 Jahre alt, mit schulterlangen hellbraunen Haaren, der sich als Franko Tueran vorgestellt hatte. Daraufhin hatte Rhodan ebenfalls seinen Namen genannt – die Reaktion darauf war ein stummes, schmallippiges Lächeln gewesen, gefolgt von einem »Ach ja?«
Seitdem warf Tueran ihm hin und wieder einen verstohlenen Blick zu, wenn er nicht gerade fieberhaft die diversen Holos im Auge behielt und Schaltflächen bearbeitete. Was immer er glaubte tun zu müssen in dieser Phase, in der es keinerlei Kontaktgespräche auf den offiziellen Schiffskanälen gab, weder intern noch nach außen.
Über seinen eigenen Armbandkommunikator erhielt Rhodan eine Funkanfrage. Er prüfte sie, sah, wer ihn zu erreichen versuchte, und nahm das Gespräch an.
»Kommandantin?«, sagte er und sah zugleich in ihre Richtung.
Sie nickte ihm zu. »Meine Leute haben alles im Griff. Die Techniker geben voraussichtlich in wenigen Minuten grünes Licht für die zweite Etappe. Die LOOKOUT-Sonden benötigen noch etwa eine Stunde, um die Vorgaben für eine sichere Passage durch den Linearraum zu gewährleisten, dann können die Piloten den besten Kurs berechnen.«
»Mit anderen Worten«, sagte Rhodan, »wir beide sind entbehrlich.«
»So hätte ich es nicht formuliert, aber ich verstehe deinen Gedankengang.« Man hörte das Schmunzeln in ihrer Stimme. »Allerdings würde ich uns bei aller gebotenen Bescheidenheit nicht als entbehrlich bezeichnen. Zumindest dich nicht. So eine unsterbliche Legende mag durchaus in der einen oder anderen Situation nützlich sein.«
Er mochte sie immer mehr und war froh, eine so kompetente und zugleich menschliche Person auf einem derart wichtigen Posten zu wissen. Kommandantin des Liga-Flaggschiffs – gerade in angespannten Zeiten wie diesen eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, die Können und Durchhaltevermögen verlangte.
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte er.
»Die Residentin erwartet uns im Besprechungsraum.« Sie unterbrach die Verbindung.
Rhodan blickte auf und sah, wie sie aufstand und die wenigen Schritte zum Durchgang in das genannte Zimmer ging, der sich automatisch vor ihr öffnete. Er erhob sich ebenfalls.
»Wir sehen uns, Franko.«
»Äh ...«, hörte er noch, während er sich auf den Weg durch die Zentrale machte.
*
In dem kleinen Raum erwarteten ihn die beiden wohl mächtigsten Frauen der Liga – Kommandantin Ghizlane Madouni und Residentin Orfea Flaccu.
Neben den beiden stand ein gesetzter Herr mit grauen Haaren, Falten um den Mund und einer gut genährten Statur, die man gerade noch als Bäuchlein bezeichnen konnte. Zumindest, wenn man seine Mitmenschen gnädig beurteilte und positive Blicke auf sie warf.
Alle drei warteten vor einem wuchtigen, runden Schreibtisch und sahen ihm entgegen.
»Darf ich vorstellen?«, sagte Orfea Flaccu. »Dies ist Nevio Torwesten.« Ein kurzes Zögern, dann ergänzte sie mit einem Wink zu dem Neuankömmling: »Und das hier ist Perry Rhodan.«
»Das dachte ich mir«, meinte Torwesten. Der Blick seiner strahlend blauen Augen hatte fast etwas Hypnotisches. »Dein Gesicht ist wohlbekannt. Es hat deiner Popularität nicht geschadet, ein halbes Jahrtausend abwesend zu sein.«
Rhodan hob die Schultern. »Das kann Segen und Fluch sein.«
»Mein Vorschlag: Halten wir uns an den Segen.« Der grauhaarige Mann schmunzelte, und die Kerben um seinen Mund entpuppten sich als Lachfältchen. In seinen Augen schien die Sonne aufzugehen, doch nur für einen Augenblick, fast wie ein Schauspiel, dann kehrte der Ernst zurück. »Ich werde für Terra die diplomatischen Bemühungen auf dem Planeten der Yura leiten. Ist dir bereits das hiesige Sprichwort Da müssen wir wohl Neto fragen untergekommen?«
»Nein«, sagte Rhodan, leicht verwirrt.
»Es bezieht sich auf mich. Nevio Torwesten. Und das sage ich nicht, um anzugeben, sondern um dir klarzumachen, dass ich ebenfalls eine gewisse Popularität genieße. Zumindest in dieser Liga.«
»Und das kann Segen und Fluch sein, nicht wahr?«, fragte Rhodan.
Torwesten nickte. »Ich habe es mir nicht ausgesucht. Aber hart dafür gearbeitet.«
Rhodan wusste diese Äußerung nicht recht einzuschätzen. Er schwankte noch, ob er dem Diplomaten ein gutes Selbstbewusstsein oder leichte Egomanie unterstellen sollte. Die Zukunft musste es zeigen. Wahrscheinlich würden sie eine Zeit lang eng zusammenarbeiten, während die Gespräche mit den Topsidern im Beteigeuzesystem liefen.
»Nehmen wir erst einmal Platz«, schlug Ghizlane Madouni vor.
Wenig später saßen sie einander am Tisch gegenüber. In der Tischmitte öffnete sich eine Klappe, vier Gläser und zwei Karaffen – eine mit Wasser, eine mit einem bläulichen Saft – fuhren auf einem Tablett in die Höhe. Niemand bediente sich.
»Zur Gesamtlage«, sagte die Residentin. »Die Wega liegt mit 835 Lichtjahren Entfernung weit abseits des topsidischen Kerngebiets. Trotzdem hat das Sternengelege den neunten Planeten seit Langem für sich reklamiert. Was wir damals schmerzhaft spüren mussten, als wir das Wegasystem zum ersten Mal erreichten. Von der dortigen Patronatssonde wussten wir nichts, doch wenig später sind die Echsen über dem Mars aufgetaucht, um und zu verwarnen – der Ablauf der Dinge ist allseits bekannt. Es kam nicht zur Katastrophe, aber sie stand dicht bevor.
Seitdem gab es über Jahrhunderte eine einzige Abfolge diplomatischer Bemühungen, um das Konfliktpotenzial zwischen unseren beiden Völkern gering zu halten. Die jüngste Blüte – wenn wir das Desaster so bezeichnen wollen – bildete der Kampf im Solsystem, der dank Perry Rhodans Einsatz beigelegt werden konnte.«
Nevio Torwesten räusperte sich. »Derselbe Rhodan, übrigens, der durch sein Auftauchen überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass es zu der Schlacht kam.«
»Ernsthaft?«, fragte Ghizlane Madouni. »Ist dir dieses Argument nicht zu billig?«
»Es ist weder billig noch teuer«, sagte der Diplomat gelassen. »Genau genommen, ist es nicht einmal ein Argument, sondern eine bloße Feststellung. Wirf mich nicht in einen Topf mit den Vanothen, Kommandantin! Denn das, entschuldige die Spitze, wäre nun wirklich billig. Diese Gruppierung mag aus einer solchen Tatsache diverse Schlussfolgerungen ziehen – manche ein wenig begründet, viele pure Phantasie. Aber ich begebe mich nicht auf dieses Niveau.«
Reden und eine Situation messerscharf analysieren konnte er, das hatte er soeben eindrücklich bewiesen. Andererseits war das das tägliche Brot des Diplomaten.
»Verstanden«, sagte Rhodan. »Ich fühle mich nicht angegriffen. Wir ziehen alle am selben Strang. Residentin, fahr bitte fort!«
Orfea Flaccu warf einen Blick in die Runde, musterte jeden eine Zeit lang und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Die Lehne gab flexibel nach und quietschte etwas im Gelenk. »Ich habe auf dem Weg zur Verhandlung mit den Topsidern auf dem Planeten der Yura um einen Umweg gebeten. Eben den Besuch auf Ferrol, wo wir in wenigen Stunden ankommen werden. Bislang kennt nur die Kommandantin die Gründe. Ich freue mich über euer Vertrauen, dass ihr so lange gewartet habt. Und dir, Ghizlane, danke ich, dass du schnell und unkompliziert zugestimmt hast. Es geht nicht um große Geheimnisse, ich wollte lediglich von Angesicht zu Angesicht mit euch darüber reden. Aber zunächst etwas anderes: Rhodan, ein Team hat dich an Bord der ORATIO ANDOLFI begleitet.«
Der fragende Tonfall bei den letzten Worten stellte klar, dass sie eine Vorstellung erwartete.
Dieser unausgesprochenen Aufforderung kam er gerne nach. »Ich habe versucht, mit wenigen Leuten ein breites Bündel an Fähigkeiten um mich zu scharen. Neben euch ...« Er machte eine umfassende Handbewegung. »... und deiner Mannschaft, Kommandantin, begleiten mich deshalb vier Personen, denen ich vollständig vertraue – und das nicht nur, weil die Hälfte von ihnen zu meiner engeren Familie gehört. Sichu Dorksteiger, meine Ehefrau, war in der anderen Liga, also im Heimatuniversum, unsere Chefwissenschaftlerin. Farye Sepheroa ist meine Enkelin und sowohl in Militärfragen als auch als Pilotin in etlichen Einsätzen erprobt und bewährt. Mulholland verfügt über besondere Paragaben und kennt die Zerozone wie kein anderer. Der Vierte ist Donn Yaradua, ebenfalls ein Mutant, allerdings mit einer sehr spezifischen Fähigkeit. Kurz gefasst vermag er in die körperlichen Abläufe von Lebewesen einzugreifen und sie damit in begrenztem Maß zu manipulieren.«
Dass darüber hinaus der Okrill Phylax ihn begleitete, verschwieg er ... man mochte ihn als exzentrisches und gefährliches Haustier einschätzen. Was er im Grunde genommen auch war. Ebenso wenig erwähnte Rhodan den Paau, jenen erstaunlichen Koffer von Zemina Paath, der weit mehr war als ein Möbelstück, aber für den unwissenden Betrachter als solches durchgehen konnte.
»Danke«, sagte die Residentin. »Nun, zurück zum Wegasystem. Es gibt dort ein Problem, das die Verhandlungen mit den Topsidern erheblich erschweren könnte. Ich glaube an die prinzipielle Bereitschaft der Gelegemutter zu sinnvollen und zielführenden diplomatischen Gesprächen. Und ebenso an deine Fähigkeiten, Nevio. Aber wenn sich die Lage auf Ferrol entzündet, besteht die Gefahr, dass es von vorneherein alles sabotiert.«
Torwesten beugte sich über den Tisch, griff ein Glas und schenkte es halb voll mit dem bläulichen Saft. Kohlensäure – oder etwas Ähnliches – perlte an den Rändern in die Höhe. Ein intensiv süßlicher Geruch ging davon aus.
»Wir gehen also ins Wegasystem, um einen potenziellen Krisenherd prophylaktisch zu entschärfen?«, fragte Torwesten.
Wie aufs Stichwort erschien ein Holo des Wegasystems, das Rhodan schmerzlich bekannt und doch fremd erschien. Es war die Wega und war sie nicht.
»Genau das. Nach den anfänglichen Problemen in Sachen Patronatssonde haben die Topsider damals die Besiedlung von Ferrol nicht ernsthaft behindert. Das beurteilen wir im Nachhinein als den ersten großen diplomatischen Erfolg infolge des Austauschs von Botschaftern unserer beider Völker. Der Planet wurde kurz nach dem Beteigeuze-Zwischenfall für uns freigegeben. Unser Botschafter war zu der Zeit übrigens ...«
»... mein Vorfahr Volkmar Torwesten«, fiel Nevio Torwesten der Residentin ins Wort. »Seitdem wird die Familientradition weitergegeben, dass eines der Kinder die Diplomatenkarriere anstrebt. Eine Sitte, die mit meiner Generation aussterben wird. Ich pflege keine Beziehungen zu Frauen.« Eine kurze Pause, dann: »Und auch nicht zu Männern, das nur zur Erklärung. Ich verbringe tagtäglich Zeit mit zu vielen Intelligenzwesen und Gesprächen. Meine Freizeit genieße ich gerne allein.«
»Der letzte Torwesten«, murmelte Ghizlane Madouni.
»Jedenfalls hat die Liga Ferrol besiedelt«, fuhr Residentin Flaccu fort. »Der Planet ist mit 16.002 Kilometer Durchmesser ein wenig kleiner als in der anderen Hälfte des Dyoversums, also als die Welt, die du kennst, Perry. Er wird von zwei Monden umlaufen – Ferrolia und Ferr. Auf beiden gibt es Abwehrforts der Liga. Die Hauptstadt trägt den Namen Koonwalden, dort lebt auch der Resident des Planeten. Tarun Katruk ist unter Ferranern mit seinen etwas über anderthalb Metern ein wahrer Hüne. Ihr werdet ihn zweifellos kennenlernen. Ich halte ihn für einen fähigen Mann, habe ihn aber nie persönlich getroffen.«
»Ferraner?«, fragte Rhodan und lächelte.
»Von Terranern abstammende Bewohner Ferrols«, sagte Orfea Flaccu. »Damit keiner sie mit den Ferronen aus der alten Heimat verwechselt.«
»Die Wortschöpfung gefällt mir gut. – Und worin besteht nun der Konflikt?«, fragte Rhodan.
»Ferrol ist die achte Welt des Systems – die neunte ist Rofus.«
Auch diese Namensgebung entsprach jener des Heimatuniversums. Dort hatte sich zwischen Rofus und dem zehnten Planeten einst Wanderer befunden. Die Superintelligenz ES hatte die Kunstwelt um 10.000 Jahre in die Vergangenheit an diesen Platz versetzt, um die erste Spur für das Galaktische Rätsel zu legen. Diese Erinnerungen an die Anfangszeit seiner Abenteuer im All brachten Rhodan fast in eine nostalgische Stimmung. Nur dass für derlei Gefühle keine Zeit blieb.
»Auf Rofus wiederum«, fuhr die Residentin fort, »haben die Topsider eine Festung errichtet. Eine kleine, wehrhafte Siedlung. Das akzeptieren wir im Sinne der guten Beziehungen.«
Nevio Torwesten grinste. »Eine Festung für die Diplomatie. Sehr hintersinnig.« Er trank von seinem Saft, verzog das Gesicht und stellte das Glas zurück. Kurz huschte die Zunge über die Lippen. »Zu süß.«
Rhodan griff sich ein Glas und schenkte etwas ein. Der aufsteigende Duft ließ ihn das nicht einmal halbvolle Glas mit Wasser auffüllen.
»Die topsidische Festung liegt in einer etwa zehn Kilometer durchmessenen Oase auf Rofus, unter einer Panzertroplonkuppel. Darin haben sich die Echsen ideale Lebensbedingungen geschaffen: trocken und warm. Womit wir beim Problem angekommen sind. Die Verbindung mit der Festung ist abgeschnitten. Niemand weiß, was dort vorgeht. Es gab ständigen Hyperfunkverkehr – doch seit einiger Zeit: nur noch Schweigen!«
Die Residentin lieferte genauere Informationen: Demnach hatte die Festung den Kontakt mit der Heimatwelt der Topsider im Orion-Deltasystem eingestellt – am 2. Dezember, also einen Tag, nachdem Rhodans Gäonauten-Einsatz auf Zeut begonnen hatte. Gleichzeitig war der ständige Austausch mit Ferrol abgebrochen, der allerdings ohnehin nur aus Routinemeldungen bestanden hatte.
»Seit drei Tagen kommt kein Sterbenswörtchen mehr«, übernahm nun Kommandantin Madouni. »Natürlich antworten sie ebenfalls nicht auf Anrufe von außen. Und was uns noch mehr beunruhigt, ist die Tatsache, dass gestern, um ...« Sie sah kurz auf ihren Armbandkommunikator. »... um exakt 11.25 Uhr am 4. Dezember 2046 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, topsidische Schiffe in der Nähe des Wegasystems aufgetaucht sind. Sie stehen seitdem im freien Raum, reagieren allerdings auf keine Funkanrufe.«
»Das kann ein Zufall sein«, sagte Nevio Torwesten.
»Muss es aber nicht«, sagte die Kommandantin.
»Ich glaube ohnehin nicht an Zufälle«, ergänzte der Diplomat, »außer daran, dass der Sieg demjenigen zufällt, der schlau ist und die richtigen Worte findet.«
Illustration: Dirk Schulz
»Es könnte eine Finte der Topsider sein«, warf Rhodan ein. »Ein künstlich herbeigeführter, angeblicher Zwischenfall, den sie während der Verhandlungen ins Spiel bringen wollen.«
Die Residentin nickte. »Alles ist möglich. Genau deshalb sind wir hier. Wir klären die Lage, beugen weiteren Konflikten vor und entschärfen die Situation. Guter Plan?«
»Guter Plan«, stimmte Rhodan zu.
Nur dass er nicht daran glaubte, dass es so einfach werden würde.