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3.

Zwei Teams, ein Ziel

Der Hangar fühlte sich vertraut an.

Und völlig anders.

Natürlich hatte Perry Rhodan im Heimatuniversum bereits topsidische Schiffe besucht, und ein Hangar war eben ... ein Hangar: ein Raum, der einen spezifischen Zweck erfüllen musste und darüber hinaus für gewöhnlich nicht mit besonderen Eigenarten glänzte.

Doch als Rhodan mit Ghizlane Madouni und Iwán/Iwa Mulholland das Beiboot verließ, betraten sie eine fremdartige Welt.

Bislang hatte er nur winzige Ausschnitte aus dem Inneren von Einheiten des Sternengeleges gesehen, wie zuletzt im Hintergrund beim Gespräch mit Kommandantin Kechkut-Shei.

Nun stand er mitten darin.

Von der Decke hingen Fadenwurzeln teils einige Meter tief hinab. Der Boden bestand aus Metall, aber nicht überall. Direkt vor den Wänden füllte lockere Erde umlaufende Gräben. Farnartige Gewächse wucherten daraus in die Höhe, von einem asymmetrisch verlaufenden Gestänge gestützt. Ein Meer aus fleischigen, grün und bläulich geäderten Blättern bedeckte nahezu jeden Quadratzentimeter der Wände.

Es war heiß, und ein Zirpen wie von Grillen erfüllte den Raum, der geradezu gespenstisch leer wirkte. Kein anderes Beiboot parkte dort. Offenbar wollten die Topsider den Gästen nicht mehr zeigen als unbedingt nötig.

Zwei Soldatinnen empfingen die drei Besucher. Sie trugen militärische Uniformen, eine Kombination, die auch Teile des Stützschwanzes umschloss. »Folgt uns«, sagte diejenige, die Rhodan und seinen Begleitern näher stand; was hieß, dass sie noch mindestens fünf Meter Abstand hielt.

Am innen liegenden Rand des Hangars öffnete sich ein Schott automatisch, doch die beiden Topsiderinnen traten nicht hindurch. Stattdessen gaben sie nur den barschen, knappen Befehl, weiterzugehen.

Ghizlane Madouni ging zuerst, Rhodan folgte, Iwán blieb dicht hinter ihm.

Das Schott schloss sich krachend.

Eine Echsengestalt stand auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors. »Ich heiße euch im Namen der großen Kommandantin Kechkut-Shei willkommen.« Die Stimme klang rau, der Körperbau war stämmiger, muskulöser als bei den Soldatinnen.

»Du bist ein männlicher Topsider«, sagte Ghizlane.

»Das ist mein Schicksal.«

»Es sollte nicht abwertend klingen. Ich wundere mich nur, weil Männer bei deinem Volk selten in Erscheinung treten.«

»Aber ihr habt zwei von ihnen gesandt und nur eine Frau«, stellte der Topsider fest, der Iwán als männlich wahrnahm, was nicht überraschte; dieses Phänomen wirkte erfahrungsgemäß auf einer instinktiven Ebene auch bei Fremdvölkern.

»Es gibt bei uns keinen Qualitätsunterschied zwischen den Geschlechtern«, sagte Iwán. »Ich verkörpere beide, und mehr als das. Ich kann nirgends einen Nachteil entdecken.« Er stockte kurz, ehe er leise, kaum hörbar ergänzte: »Außer, wenn ich mich nicht zu entscheiden vermag.«

Der Topsider legte den Kopf schief. Die Zunge pendelte vor der beschuppten Schnauze. »Ich bin gekommen, um einen einfachen Dienst zu erfüllen. Ich begleite euch zur Kommandantin. Nur das. Ich bin nicht bei euch, um Gespräche zu führen. Das steht mir nicht zu.«

»Uns jedoch schon«, sagte Iwán.

Der Weg führte sie einen Korridor entlang, in dem immer wieder Kästen standen, in denen das großblättrige Gewächs wucherte. Vereinzelt strahlten große, lilafarbene Blüten darin. Eine, die bereits verblüht war, pflückte der Topsider in einer beiläufigen Bewegung ab, als er sie passierte. »Wir essen sie, sobald sie ihre Schönheit verlieren«, erläuterte er, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Offenbar fühlte er all seinen Worten zum Trotz einen Drang danach, Gespräche zu führen.

Rhodan fragte sich, ob es einen Akt der stillen Rebellion darstellte. »Wie heißt du?«

»Mein Name tut nichts zur Sache.«

»Das sehe ich anders«, sagte der Terraner und stellte sich ungerührt vor.

Der Topsider blieb stehen. »Ich habe von dir gehört. Jeder hat das. Der Mann des Todes.« Was war das in der Stimmlage, mit der er den letzten Satz aussprach? Angst? Verachtung? Oder ... Bewunderung? Die Titulierung als Mann des Todes nahm sich aus dem Mund dieses Wesens, das aus einem extremen Matriarchat stammte, besonders aus.

»Das ist nicht das, wofür ich bekannt sein möchte«, sagte Rhodan.

Doch die Antwort enttäuschte ihn in dieser Hinsicht: »Du bist der, der die Schlacht im Solsystem durch den Einsatz von Transformbomben beendet hat.«

Das war er wohl.

Angeblich.

Nur, dass er keine Transformbomben besaß oder herstellen konnte, sondern alles auf einem gewaltigen Bluff basierte.

Sie traten in einen Antigravschacht, und Rhodan wunderte es nicht, dass auch dort die allgegenwärtigen Gewächse die Wände bedeckten; nur schienen sie direkt aus dem Metall zu wachsen. Vielleicht stellten sie in diesem Bereich nur holografische Projektionen dar.

Wenig später gingen sie erneut einen Korridor entlang, und mittlerweile konnte man kaum mehr von einem Zufall ausgehen, dass sie niemandem begegneten. Fast, als würden sie einem Geisterschiff einen Besuch abstatten. Kechkut-Shei sorgte für weitestgehende Isolation.

Endlich blieb der Topsider stehen, vor einer Tür wie den zahllosen anderen, die bereits hinter ihnen lagen. »Die große Kommandantin erwartet euch.«

Er wandte sich ab, drehte sich jedoch noch einmal um. »Breto-Lingk«, sagte er. »Ihr wolltet meinen Namen wissen.«

Dann entfernte er sich.

*

Im Raum wartete nicht nur Kechkut-Shei auf sie, sondern auch eine zweite Topsiderin.

In einer Ecke, unterhalb eines Holos, das eine hügelige Sandwüstenlandschaft zeigte, stand außerdem ein kegelförmiger Roboter. Zweifellos ein wehrhaftes Modell, was Rhodan als unausgesprochene Drohung wertete.

Es gab keinerlei Möbel oder sonstige Einrichtungsgegenstände – vier kahle Wände, bis auf das für terranische Augen triste Holo. Nicht einmal die üblichen Gewächse sorgten für Abwechslung. Es war noch ein Stück heißer als im übrigen Schiff, und die Luft war geradezu staubtrocken.

Die Kommandantin trat zu ihnen.

Zum ersten Mal sah Rhodan direkt auf das Techno-Monokel, und das trübe Auge dahinter wirkte tiefrot und gesund. Der Eindruck verflüchtigte sich, sobald er nicht mehr durch die Linse schaute.

»Dies ist Ksau-Khassna«, sagte Kechkut-Shei. »Eine meiner besten Einsatzspezialistinnen. Sie wird das Team anführen, das ich nach Rofus schicke. Wer kommandiert das eure? Du, Rhodan?«

»Ich werde ihm vorstehen«, stellte Ghizlane Madouni klar.

Kechkut-Shei gab ein zischendes Geräusch von sich. »Ist es seit Neuestem terranische Sitte, dass eine Schiffskommandantin ein Außenteam leitet?«

»Nenn es eher eine Eigenart von mir persönlich«, sagte Ghizlane. »In der Liga findet man sich schon lange damit ab.«

»Wenn die Berichte stimmen, die unser Geheimdienst zur Verfügung stellt«, sagte Ksau-Khassna, und sie klang nicht so, als würde sie daran auch nur den Hauch eines Zweifels hegen, »stehst du in einer Tradition, die Perry Rhodan seit Langem vorlebt.«

»Du hast dich gut informiert«, sagte der Terraner.

»Es ist wichtig, seine Feinde zu kennen«, sagte Ksau-Khassna. Als die Zunge zu sehen war, irritierte ihn etwas an dem Anblick, ohne dass er sofort benennen konnte, woran es lag. Erst nach einem Augenblick fiel ihm auf, dass sie erstaunlich blass war, fast weiß, als wäre sie abgestorben. Vielleicht handelte es sich um eine genetische Anomalie. Und wirkten nicht auch ihre gesamten Schuppen deutlich heller als bei anderen Topsidern?

»Seine Feinde ... und seine Verbündeten«, ergänzte Kechkut-Shei. »Denn für die Dauer unseres Einsatzes auf Rofus sind wir genau das.«

»Wie du befiehlst, Kommandantin.«

»Wie ich befehle.«

Ghizlane deutete auf Rhodan. »Zu mir und ihm muss ich wohl nichts sagen. Dies hier ...« Ihre Hand wanderte ein wenig, »ist Iwán/Iwa Mulholland aus dem diplomatischen Team, das uns begleitet.«

»Du hast ihn als Beobacht...« Kechkut-Shei stockte mitten im Wort. »Hast sie als Beobachterin bereits angekündigt. Ich habe ihre Anwesenheit akzeptiert, sonst wäre sie spätestens im Hangar gestorben. Ich will dir nicht verhehlen, dass meine Soldatinnen euer Beiboot einer Inspektion unterziehen.«

»Alles andere hätte mich überrascht«, sagte Ghizlane. »Darum kannst du dir die Mühe auch sparen. Ich habe selbstverständlich damit gerechnet und weder versucht, eine Spionageausrüstung einzuschmuggeln noch ein Schadprogramm oder ...«

»Lassen wir das!«, forderte Kechkut-Shei. »Besprechen wir den Einsatz auf Rofus.«

Gleichzeitig empfing Rhodan einen Impuls, den Iwán dank seiner Paragabe als Telemitter zu ihm sandte: Ich lese Kechkut-Sheis Gedanken. Sie ist ehrlich. Aber Ksau-Khassna ist mentalstabilisiert, hinter ihre Stirn kann ich nicht blicken.

Es überraschte Rhodan nur teilweise – die Topsider wussten aufgrund ihrer Spionagetätigkeit einiges über Terraner und hatten mehrmals bewiesen, dass sie sich auch in der Historie auskannten. In seinem Umfeld tauchten seit Jahrtausenden immer wieder Telepathen auf – wahrscheinlich hatte die Kommandantin deshalb als reine Vorsichtsmaßnahme eine Mentalstabilisierte als Einsatzleiterin ausgewählt.

Aber hieß das gleichzeitig, dass sie etwas zu verbergen hatte? Oder nur, dass die Topsiderin ein Zeichen setzte, sich nicht mehr als nötig in die Karten sehen zu lassen?

Hätte Kechkut-Shei ihr Blatt überhaupt auf den Tisch legen müssen?

Andererseits hatte Rhodan nicht erwähnt, sogar bewusst verschwiegen, dass er mit Iwán einen Telepathen in sein Team geholt hatte. Also konnte er der anderen Seite kaum einen Vorwurf machen.

So viel zu offener Zusammenarbeit.

Von dieser Überlegung inspiriert, entschied er sich, eine Bitte vorzubringen. »Es erscheint mir wichtig, dass ich meine Verbündeten in einem womöglich gefährlichen Einsatz besser einschätzen und verstehen kann. Ich kenne die Topsider von meiner Hälfte des Dyoversums seit Langem, aber ihr seid nicht wie sie. Das Sternengelege ist anders.«

»Was willst du wissen?«

»Dieser Raum verblüfft mich. Es gibt keine Pflanzen. Die Luft ist trockener. Wieso? Was hat euch dazu bewogen, uns hier zu empfangen?«

»Weil wir euch Ehre erweisen«, erklärte Kechkut-Shei.

»In diesem kahlen Zimmer?«, fragte Iwán.

»Dieser Raum ist Wohlbefinden und Heimat«, sagte die topsidische Kommandantin und deutete auf den Ausgang. »Dort draußen ist die Fremde. Die Qual der Sehnsucht, endlich zurückzukehren.«

Mit einem Mal sah Rhodan das Wüstenholo mit ganz anderen Augen. Topsider liebten es heiß und trocken, und in ihren Schiffen erinnerten sie sich ständig daran, dass sie sich in der Ferne befanden. Eine seltsame, aber nachvollziehbare Logik, die für ein sehr heimatverbundenes Volk sprach. Was wiederum nicht dazu passte, dass sich das Sternengelege aggressiv militärisch ausbreitete.

Ein Volk voller – wohl nur scheinbarer – Widersprüche. Es gab viel, das er noch über die Topsider des Sternengeleges zu lernen hatte.

»Ich hoffe, das beantwortet deine Frage«, sagte Kechkut-Shei. »Ich unterstütze dein Anliegen, uns als deine Verbündeten besser zu verstehen.«

Ksau-Khassna gab einen zischelnden, eindeutig verächtlichen Ton von sich. »Kommen wir zur Sache. Unser Zeitplan sieht eine Landung am Rand der Oase in einer Stunde vor. Wie viele Personen werden dem terranischen Team angehören?«

»Fünf«, sagte Ghizlane. »Dazu ein Tier. Und eine spezielle Ausrüstung.«

»Ein Raubtier?«

»Ein Okrill.«

»Diese Gattung ist mir unbekannt.«

»Es ist wehrhaft«, erklärte Rhodan. »Mit sehr kompakter Konstitution und einer Haut, die sogar einem Thermostrahlerbeschuss eine Weile standhalten kann. Und es steht völlig unter der Kontrolle eines Teammitglieds.« Ob Donn Yaraduas Kontrolle tatsächlich so völlig war, bezweifelte er zwar, doch diesen Punkt ließ er unerwähnt.

»Wenn ihr derlei Hilfe benötigt, bitte«, sagte Ksau-Khassna. »Also sechs Teammitglieder. Dann werden wir ebenfalls zu sechst gehen. Ich wähle fünf Soldatinnen aus.«

Perry Rhodan 3064: Ferrol

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