Читать книгу 7 x Liebe - Susanne Fülscher - Страница 5

Lenas Zimmer. Nacht.

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In unserer Wohnung brennt Licht, wir müssen leise sein. Der Freund meiner Tante hat sich im Wohnzimmer eingenistet und guckt Fernsehen.

»Pst«, sage ich, während ich Timmi über den Flur schubse. »Die zweite Tür links.«

Natürlich habe ich nicht aufgeräumt, aber ihn scheint das nicht zu interessieren. Wie auf Kommando presst er sich gleich wieder an mich. Küsse. Flackernde Lichtstreifen durch die Jalousie – merkwürdig, dass meine Erregung plötzlich abflaut.

»Warte«, sage ich, als er schon an meinem T-Shirt fummelt. Ich schubse ihn ein Stück weg und mache die kleine Nachttischlampe an. Ich will ihn sehen. Bitte keine Anonymität.

Seine Wimpern sind lang und dicht, Markise auf, Markise zu, wunderschöne Augen hat er …

»Wie alt bist du?«, frage ich.

»Sechzehn. Fast.« Die Ausbuchtung in seiner Hose ist nicht zu übersehen.

»Also fünfzehn.« Ich muss grinsen. »Und damit bin ich viel zu alt für dich.«

Timmi schüttelt heftig den Kopf. »Alter ist Quatsch. So was denken sich Leute aus, die keine Ahnung haben!«

Ich küsse ihn auf die Stirn – wie altklug er ist – und weiß mittlerweile selbst nicht mehr, was ich von ihm will. Kondome liegen noch von Jakob in der Schublade, ich brauche sie nur zu holen und mit ihnen vielleicht die Sterne vom Himmel. So wird es für ihn sein. Eine einmalige Sache. Ich, die angeblich Erfahrene, zeige ihm, wo’s langgeht, das wird er sein Leben lang nicht vergessen. Aber was ist mit mir? Wo bleibe ich dabei? Wäre es ein Triumph, ich als Jungs mordende Diva, oder mache ich mich nur selbst zum Affen und verspiele meine Gefühle?

Ach was! Er sieht so lieb aus im Licht meiner Nachttischlampe, vielleicht habe ich immer einen wie ihn gesucht. Wir sollten reden, jetzt, vorher, aber was kann ich schon groß sagen? Er will mich, das ist alles, was ihn momentan interessiert. Und hinterher? Was macht man, wenn man die Sterne samt Kondom im Abfalleimer entsorgt hat?

Ach!

Ich beuge mich leicht vor, küsse ihn noch einmal, wandere dann von seinem Mund seitlich zu seinen Wangen, die noch ganz weich sind, linke Seite, rechte Seite … Timmi fängt an zu keuchen.

»Stopp«, sage ich und schiebe ihn ein Stückchen von mir weg. Doch er lässt mich nicht, küsst mich wild wie ein junger Hund. Ich ziehe kurz an der Leine, aber er leckt und sabbert, er kann es eben noch nicht anders, aber was dann kommt ist eigentlich wunderschön: Wir ziehen uns gegenseitig aus und streicheln uns. Auf einmal werden seine Bewegungen langsamer, nichts mehr von dieser Hektik, aber als er schließlich vorschnell in mich rein will, lasse ich ihn nicht.

Ich lange in meine Kommode; er sieht mich verschreckt an. Keine Angst, denke ich nur, und erledige für ihn – wenn auch unter einigen Mühen – die Arbeit. Geschafft. Gemeinsam legen wir los, es tut verdammt noch mal weh, ähnlich wie damals bei Jakob, aber egal. Leider geht alles ganz schnell, viel zu schnell, wahrscheinlich ist es wirklich sein erstes Mal. Bevor ich bis drei zählen kann, stöhnt Timmi auf und lässt sich wie ein nasser Sack auf mich fallen. Verschnaufpause. Dann hebt er seinen Kopf und lächelt mich an – verliebt, verknallt, verschossen? –, eine Sinfonie kleiner Küsschen landet auf meiner Nasenspitze, bevor er mich in den Arm nimmt und in langsamen, zärtlichen Bewegungen meine Achselhöhle streichelt, immer und immer wieder …

Als ich später auf meinen Wecker schaue, ist es bereits halb zwei.

»Kriegst du keinen Ärger zu Hause?« Ich bin glücklich und müde und ziemlich erschöpft.

»Nö. Schon okay.« Er räuspert sich. »Warum lebst du eigentlich mit deiner Tante zusammen?«

»Nur so …«

Es geht Timmi nichts an, dass mein Vater tot und meine Mutter seit ein paar Monaten mit schweren Depressionen in einer Klinik für psychisch Kranke ist.

Gerne würde ich jetzt eine rauchen, doch lieber kuschele ich mich an Timmi und streichele seine weiche Haut. Es ist verrückt, aber ich bin nahe dran, mich zu verlieben. Wer weiß, vielleicht geht es Timmi ähnlich, aber warum sagt er eigentlich keinen Ton? Ist es ihm etwa peinlich? Und wäre es denn wirklich so absurd, wenn es weiterginge? Er hat keine Freundin, bestimmt hat er keine, sonst wäre er mir nicht wie ein Hündchen nachgedackelt …

»Sag mal …«, fange ich an, woraufhin Timmi seinen Kopf sofort in meine Richtung dreht. »Bist du eigentlich mit jemandem … zusammen?« Statt zu antworten landet sein Gesicht in meiner Achselhöhle, wo er die Stoppeln mit Küssen pflastert.

Das ist auch eine Antwort, alles klar. Wahrscheinlich kann ich mir diesen Timmi abschminken. Schade. Aber was wäre, wenn …? Große Liebe mit einem, der noch nicht mal stubenrein ist? Alle würden sich kaputtlachen! Ivi, meine Tante … Vielleicht hätte ich vorher mal ein stilles Stündchen lang in mich gehen und mich fragen sollen, warum ausgerechnet er … Was hat er denn an sich, dass …? O Mann, ich glaub, ich drehe durch! Kann einfach nicht mehr vernünftig nachdenken. Nichts geht mehr! Aus, vorbei! Stattdessen verlangt mein Körper, dass wir es noch einmal versuchen …

Timmi scheint ebenfalls nichts dagegen zu haben. Noch ein paar Küsse, da steht er wieder seinen Mann, und die Kondompackung ist auch noch nicht leer. Diesmal schafft er’s ein wenig länger, zwar rieseln keine Sternschnuppen vom Himmel, aber ich fühle mich wunderbar geborgen.

7 x Liebe

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