Читать книгу 7 x Liebe - Susanne Fülscher - Страница 6
Lenas Zimmer. Morgen.
ОглавлениеWas war das? Ein Traum? So ein warmer Körper neben, auf und unter mir, ich suhle mich in dem wohliglauen Gefühl, drehe mich um, mein Gott, es ist schon halb zwölf. Hektisch richte ich mich im Bett auf, was liegt da nur am Boden? Ich greife in eine glitschige Plastikhülle …
Da fällt mir alles wieder ein. Der Junge – kein Phantom. Timmi. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich zuerst fühlen soll: Die Freude über eine schöne Nacht oder die Trauer darüber, dass er sich einfach davongemacht hat – halt! Natürlich musste er gehen, seine Eltern hätten sich sonst zu Tode gesorgt, und vielleicht hat er mir ja eine Nachricht hinterlassen. Adresse und Telefonnummer. Oder nur einen Satz. Ich liebe dich, zum Beispiel. Oder: Es war schön. Oder ein verheißungsvolles: Heute Nacht …?
Rasch springe ich aus dem Bett und reiße das Fenster auf. Nasskalte Luft schlägt mir entgegen. Nirgends ein Zettel zu sehen. Ich schaue alles durch, sehe vorsichtshalber sogar in den Schubladen nach. Der Flur! Vielleicht hat er seine Nachricht unter die Fußmatte gelegt, ganz wie man es aus romantischen Filmen kennt. Fehlanzeige. Ich sehe im Wohnzimmer nach, im Badezimmer, in der Abstellkammer, ich laufe zum Briefkasten, nichts.
Bin ja auch selbst schuld. Ich habe mit einem Jungen geschlafen, den ich überhaupt nicht kenne. Ivi wird sich kaputtlachen. Bist du aber naiv, wird sie sagen. Glaubst du im Ernst, so einer will mit dir auf große Liebe machen?
Will er nicht? Aber wie er mich angesehen hat … Das kann doch nicht nur eine Masche gewesen sein!
Ich verziehe mich in die Küche und koche mir einen starken Kaffee. Meine Tante schläft noch, ihr Freund ist zum Glück aus dem Haus. Ich bin ganz alleine mit mir und dem Geruch der letzten Nacht, unserem Geruch von … Liebe?
Das war er dann wohl, der berühmte One-Night-Stand. Dass ausgerechnet mir so was passieren muss! Und wenn es andersherum war? Wenn Timmi gedacht hat, ich wollte nur einen One-Night-Stand?
Plötzlich tanzt mein Herz wieder. Es ploppt gegen meine Rippen und sagt mir, dass es bald Frühling wird. Bestimmt kommt Timmi heute Abend wieder ins Café. Natürlich wird er da sein! Er wird an Tisch Nummer drei sitzen, vor sich sein Klimabuch und eine Cola, manchmal wird er zu mir rübersehen und lächeln, und nur wir beide kennen unser Geheimnis. Ich werde Ivi nichts sagen, es ist besser so. Eine Ivi, die kichert und blöde Anspielungen macht, kann ich nicht gebrauchen … Später wird er draußen vor meiner Vespa warten, und dann …
Mein Gott, ich bin verliebt, wer hätte das gedacht! Dass mir so etwas nach dem Flop mit Jakob doch noch passieren konnte! Ich bin verliebt und taumele durch den Wintertag. Kann nicht essen, höre die Tango-CD meiner Tante, was soll’s – ich dusche eine halbe Ewigkeit und später rufe ich Mama an. Es geht ihr nicht gut, aber immerhin besser.
Gegen vier mache ich mich fertig. Ziehe den engen Rippenpullover zu einem ebenso engen Rock an und fahre zur Arbeit.