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DAS LEBEN TEILT DIE KARTEN AUS

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Es scheint, als hätten wir keine Chance zu gewinnen. Das Kartenblatt, welches uns das Leben zugewiesen hat, enthält anscheinend keine oder viel zu wenig Herzkarten. Doch das täuscht. Wir alle haben ein Ass im Ärmel oder, besser gesagt, wir alle tragen eine ganz besondere Karte versteckt bei uns: das Herzass der Güte. Es wird uns bei unserer Geburt in die Wiege gelegt und gehört zur emotionalen Grundausstattung. Warum ist es versteckt? Weil wir durch unsere Erziehung im Laufe der Zeit noch sehr viele andere Karten erhalten haben. Alle Menschen, mit denen wir als Kinder zu tun hatten, haben uns ihre Sicht auf das Leben und ihre Art, Herausforderungen zu begegnen, zum Geschenk gemacht. Manches davon ist nützlich, vieles nicht. Einiges wiegt so schwer, dass es uns ernstlich belastet.

Bleiben wir noch einen Moment beim Bild des Kartenspiels: Das Herzass der Güte und damit auch der Selbstliebe ist im Spiel des Lebens immer der höchste Trumpf. Weil aber sehr viele Generationen die Erfahrung gemacht haben, dass das Herzass im Leben nicht viel zu zählen scheint, haben sie es abgewertet. Kriege, der Kampf ums pure Überleben, Machtmissbrauch, Willkür, Krankheit, Schicksalsschläge – alles, was uns verletzt und traumatisiert hat, hat immer wieder Kreuzkarten (jeder hat sein Kreuz zu tragen …) auf den Tisch geworfen. Pik, auch als Schippe bezeichnet, hat ebenfalls überhandgenommen: Das Schicksal legt immer noch eine Schippe drauf, sagen wir, wenn es uns schlecht geht. Schwarze Karten scheinen stärker zu sein als das rote Herzass, und wir kommen uns ein bisschen naiv vor, wenn wir von Güte sprechen, statt auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. »Güte« ist etwas für Romantiker und »Selbstliebe« etwas für Träumer oder für Egoisten, haben wir gelernt. Und so verstecken wir unseren höchsten Trumpf schamhaft, statt ihn auszuspielen. Wir verstecken ihn so gut, dass wir vergessen, dass wir ihn haben. Statt Herzkarten reichen wir in Beziehungen Karokarten über den Tisch. Das Karo sieht zumindest farblich aus wie ein Herz, es hat aber überall spitze Ecken. Um gesunde und für alle Beteiligten erfüllende Beziehungen und Freundschaften zu führen, müssen wir uns jedoch gegenseitig die Herzkarten der Güte zuspielen, anders geht es nicht.

Schon in der Kindheit haben wir womöglich Karokarten erhalten, an denen wir uns stachen, statt runde Herzkarten. Zudem mussten wir mit jeder Karte, die wir bekamen, auch Kreuz oder Pik mit aufnehmen. Was damit gemeint ist, darüber reden wir später. Jetzt haben wir einen riesigen Stapel vor uns liegen und können unsere Herzkarten nicht mehr finden. Kein Wunder, dass wir glauben, einer »normalen« Beziehung läge der Kampf um Liebe statt die Liebe selbst zugrunde, oder?

Heile die Wunden deiner Kindheit

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