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Ärger mit der Apartheit und mit dem Schah

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Charlotte Peter

Nicht gestoppt wurden meine kämpferischen Artikel gegen die Apartheit in Südafrika, was Folgen hatte. Es begann auf dem Flughafen von Johannisburg, ich kam von den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten in Tansania und verabschiedete mich von einem indischen Kollegen aus Delhi, der in den Transit verschwand. «Here you can’t talk with a coloured», fauchte mich ein Uniformierter an. Der nächste Ärger wartete an der Passkontrolle. Ich hatte auf dem Einreiseformular als Rasse «european» angeben, was gestrichen und durch «white» ersetzt wurde. Wenig später erfuhr ich, dass Afrikaner nicht mit einem Messband arbeiten dürfen, denn das galt als qualifizierte, also den Europäern vorbehaltene Arbeit. Ich sah die vielen «white only»-Schilder, die Slums, die Misere, fühlte Unbehagen und Angst – Südafrika war nicht mein Land.

Doch ich war nicht zum Sightseeing, sondern zum Arbeiten da, auf meinem Programm stand ausser den Löwen im Krügerpark und dem Tafelberg in Kapstadt auch ein Interview mit einem weissen Südafrikaner über die Rassenprobleme. Der Mann war mir von der südafrikanischen Botschaft in Bern vermittelt worden. Er stammte ursprünglich aus Deutschland, hatte sich unter Hitler mit Rassenfragen beschäftigt und war strohdumm. Die Apartheid diene allein dem Schutz der weissen Frauen und sei von Gott befohlen, meinte er. Darauf pries er das lebendige Kulturschaffen in Jobu (Johannisburg), wo gerade das «Weisse Rössl» gespielt werde.

Zwei Wochen später stellte ich in Lome (Westafrika) die gleichen Fragen einem schwarzen Afrikaner, hoher Beamter, Sohn eines Häuptlings, Absolvent der Sorbonne in Paris, kultiviert und blitzgescheit. Wir unterhielten uns in gepflegtem Französisch bestens, sprachen über die feinen Bronzen von Ife, Benin und Ajanta, hofften auf Aussöhnung der Rassen durch Bildung und auf das baldige Ende der Apartheid in Südafrika. Die beiden Interviews erschienen, ergänzt durch noble Kunst aus Westafrika sowie der Übersetzung des Rassengesetzes aus dem Unrechtstaat. Die Reaktion kam schnell, Leser lachten oder empörten sich, Kollegen druckten besonders groteske Passagen aus dem Rassengesetz ab, zum Beispiel: in Bahnhöfen und Restaurants muss es fünf Toiletten geben, eine für schwarze Männer, eine für weisse Männer, eine für schwarze Frauen, eine für weisse Frauen und eine für schwarze Kindermädchen mit weissen Kindern. Auf der Redaktion aber erschienen zwei Diplomaten aus Bern und bedauerten, ich hätte die Apartheid wohl falsch verstanden, zudem wurde mir geraten, künftig dem Süden von Afrika fernzubleiben. Allzu kritische Berichte über Südafrika waren wenig gefragt, die Geschäfte gingen vor. Ein gefälliger Polit-Reporter hatte stets ein First Class-Ticket nach Jobu in der Tasche. Ich aber wartete auf Nelson Mandela, stand zehn Jahre später wieder auf dem Flughafen von Jobu, hoffte, die Liste mit den unerwünschten Journalisten hätten die Haie gefressen und ging bei der Passkontrolle zur dunkelsten Beamtin. Sie drückte mir lächelnd den Stempel in den Pass.

Wenig Glück hatte ich mit dem Schah von Persien. Die Emserwerke, an denen mein Vater beteiligt war, planten am persischen Golf ein riesiges petrochemisches Werk. Eine in Safianleder gebundene Offerte lag vor und enthielt neben den technischen Details auch ein architektonisches Highlight. Gekrönt werden sollte die Anlage mit einem der Place d’Etoile in Paris nachempfundenen Platz und einem Reiterstandbild des Schah-Vaters. Es fehlte nur noch die Unterschrift des Kaisers, doch in Ems hatte man gute Beziehungen zu einem Vertrauten des Kaisers. Er wollte dafür sorgen, dass das Dokument in einem günstigen Moment und versehen mit einschlägigen Empfehlungen auf dem Tisch des Monarchen landen würde, Lohn für die kleine Nettigkeit 15 Millionen Dollar. Entscheiden in Zürich musste der Verwaltungsrat, so wurde auch ich aufgeboten und setzte brav meine Unterschrift aufs unschuldige Papier. Dann der Schreck. In Genf demonstrierten iranische Studenten gegen ihren Herrscher, dieser reiste empört ab, die Petrochemie musste warten und schon bald wurde der Schah gestürzt. Ich hätte vielleicht eine wohlhabende Frau werden können, doch nun blieb mir nicht einmal ein Honorar über Korruption in unserem Musterländchen (Bestechung von ausländischen Partnern war Geschäftsleuten damals durchaus erlaubt, sie konnten sogar als «nötige Ausgaben» von den Steuern abgezogen werden).

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