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Kapitel III

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Evelyn

Als wir ankamen weckte Charly mich wieder auf, was jedoch nicht so einfach war, da ich schon im Tiefschlaf gesteckt hatte. Mürrisch verabschiedete ich mich von ihm und schleppte mich die Stufen zu meiner Wohnung nach oben. Wie gern wäre ich jetzt ins Bett gefallen, doch bevor ich endlich schlafen könnte, musste ich noch einmal bei meiner Mutter ins Zimmer schauen. So oft ich es konnte, pflegte ich sie selbst, damit meine Geschwister das nicht machen mussten, also öffnete ich die Tür, nachdem ich noch einmal tief Luft geholt und Kraft getankt hatte.

Wie immer lag sie einfach nur in ihrem Bett und starrte an die Decke. Jedes Mal hoffte ich, dass sie endlich wieder die Alte wäre, diese fröhliche, unbeschwerte Frau, die ich in meiner Kindheit kennenlernen durfte. Dass sie auf mich zugelaufen käme und mich in ihre Arme schließen würde, wenn sie mich sehen würde. Dass sie wieder für uns da wäre. Aber wem machte ich etwas vor... Ich hatte Medizin studiert, arbeitete im Krankenhaus und wusste, dass die Chance gleich Null war, dass sie wieder aus ihrem Wachkoma erwachen würde.

Als ich an ihr Bett trat, überprüfte ich ihre Zugänge wie ihre Magensonde, leerte den Urinbeutel und drehte sie, damit sie keine wunden Stellen bekam. Währenddessen redete ich mit ihr über meinen Tag im Krankenhaus, über unsere Familie und Belanglosigkeiten, während ich meinen Job im Stripclub verschwieg. Sie wusste nicht, dass ich dort arbeitete, wobei ich noch nicht einmal sagen konnte, ob sie überhaupt etwas mitbekam. Dennoch sollte sie nicht wissen, dass ihre Tochter sich für Geld auszog, das war etwas, was wahrscheinlich keine Mutter gerne hören würde.

Nachdem ich sie versorgt hatte, ging ich wieder nach draußen in den Flur und sah noch schnell bei meinen beiden Geschwistern ins Zimmer, die beide in ihren Betten lagen und schliefen. Um sechs Uhr morgens ließ ich mich schließlich müde und erschöpft ins Bett fallen und schlief umgehend ein.

Erst gegen vier wachte ich wieder auf, da ich mich ordentlich ausschlafen musste. Ich wollte heute noch einmal für zwei Tänze in den Strip-Club, bevor ich kurz schlafen gehen wollte und anschließend wieder eine 36 Stunden Schicht im Krankenhaus antreten musste. Eilig stieg ich unter die Dusche und entspannte mich immer mehr durch das angenehm warme Wasser.

Immer wieder dachte ich an diesen Blake, was mich innerlich ärgerte, da er mich so durcheinander brachte. Was war es, was er in mir sah? Oder war es nur eine Wette gewesen, dass er mich rumkriegen musste? Aber warum war er dann so freundlich und nett zu mir gewesen? Und sein Blick mit dem er mich fixiert hatte, als ob er in mich hineinsehen konnte. Aber warum ich?

Noch viel wichtiger aber war, weshalb er mich so interessierte. Was zog mich so an ihm an? Er war überhaupt nicht mein Typ und dennoch hatte ich meinen Blick fast nicht mehr von ihm losbekommen, hatte in seiner Gegenwart kaum atmen können. Warum zerbrach ich mir wegen eines Gastes so das Gehirn? Eigentlich war er doch nicht anders als alle anderen.

Auch er war jemand gewesen, der in einen Stripclub gegangen war, um sich heiße Mädels anzusehen, die sich für Geld auszogen. Also war er doch genau wie alle anderen zuvor auch. Aber er hatte mich nicht angefasst, wollte am Anfang nicht, dass ich für ihn tanzte und hatte mich die ganze Zeit über nur angesehen und das in die Augen. Ich hatte ihn kein einziges Mal dabei ertappt, dass er auf meine Brüste oder meinen Hintern gestarrt hatte. Also war er doch anders, als die anderen, oder fand er meinen Körper nicht heiß? Warum musste das so kompliziert sein?

Wütend trocknete ich mich ab, verdrängte die Gedanken an ihn und zog mich warm an, da es draußen eisig kalt aussah und ich gleich noch zur Bank gehen wollte. Als ich schließlich ins Wohnzimmer ging, sah ich wie meine Geschwister vor dem Fernseher saßen und Cornflakes aßen.

>> Macht den Fernseher aus und geht in die Küche. Ich möchte nicht, dass ihr vor dem Ding esst.<<

>> Da haben wir aber grade den Boden gewischt.<<

Neugierig ging ich zur Küche und sah hinein. Dort war wirklich alles auf Hochglanz geputzt und der Boden noch feucht vom Wischen, was mich stolz machte.

>> Ihr habt echt die ganze Küche geputzt?<<

>> Ja und den Rest der Wohnung aufgeräumt, gesaugt, Staub gewischt, alle Sachen von Mum gereinigt und desinfiziert, sie gefüttert, umgelagert, alles fertig.<<

Ich sah die beiden anerkennend an und setzte mich zu ihnen auf die Couch. Sie waren Zwillinge und inzwischen vierzehn Jahre alt. Natürlich verlangte ich von ihnen, dass sie im Haushalt mithalfen, allerdings nicht in so starkem Ausmaße.

>> Danke, das ist klasse, aber das hättet ihr nicht machen müssen. Ich habe heute frei, da hätte ich euch helfen können.<<

>> Wir wollten aber, dass du auch mal einen freien Tag hast. Du arbeitest so viel für uns, damit wir alle über die Runden kommen, da ist das wirklich gar nichts, außerdem musst du gleich schon wieder los, also hast du wieder nicht viel vom Tag.<<

Ich lächelte Maya an und blickte dann zu Toby, der gerade seine leere Schüssel auf den Tisch stellte.

>> Wie war dein Footballtraining gestern?<<

>> Das war gut. Wir haben morgen ein Spiel, aber Maya kann sich dann um Mum kümmern.<<

>> Ist gut. Sonst alles in Ordnung bei euch?<<

>> Alles in Ordnung.<<

>> Schön. Ich wollte gleich zur Bank und danach noch ein paar Sachen einkaufen, wenn ihr also etwas braucht, dann schreibt es auf die Einkaufsliste.<<

Mit diesen Worten stand ich auf und holte mir einen Apfel aus der Küche, den ich im Gehen aß, während ich noch einmal bei unserer Mutter nach dem Rechten sah. Nebenbei legte ich schon mal alles für den Pflegedienst bereit, der immer kam, wenn Maya und Toby in der Schule waren.

Anschließend zog ich mir meinen Mantel und meine Stiefel an und holte den Umschlag mit dem vielen Geld aus meinem Zimmer. Draußen umklammerte ich meine Handtasche so fest ich konnte, da ich Angst davor hatte, dass sie mir jemand klauen könnte. Mit so viel Geld war ich einfach noch nie unterwegs gewesen. Umso glücklicher und erleichterter war ich, als ich endlich an der Bank ankam und das Geld einzahlte.

Ich war ungemein stolz auf mich, dass ich mich während meines Studiums nicht verschuldet hatte, während die meisten mit etwa 200.000 Dollar Schulden aus dem Studium gingen. Doch während die Anderen ihre Schulden anschließend abzahlen konnten, musste ich dann schon Geld zurücklegen, um Maya und Toby eine Chance auf ein Studium zu ermöglichen.

Inzwischen hatte ich schon eine kleine Summe angespart, dennoch freute ich mich, wenn ich das Strippen endlich an den Nagel hängen konnte und nur mit meinem Beruf als Ärztin genügend Geld verdienen würde. Allerdings war ich noch im letzten Jahr der Facharztausbildung, also würde es noch ein wenig dauern.

Nachdem ich für die kommende Woche eingekauft hatte, schleppte ich die schweren Tüten und Wasserflaschen nach oben in den vierten Stock. Ich wollte nicht das Maya und Toby das machten, da ich ihnen, so weit es eben ging, eine normale Kindheit ermöglichen wollte. Natürlich war das reines Wunschdenken, da sie durch die Pflege unserer Mutter und die Tatsache, dass sie nie eine Mutter gehabt hatten, so etwas wie eine normale Kindheit nicht kannten.

All das, was Teenager in ihrem Alter taten, war für sie nicht möglich. Es musste immer jemand zu Hause bleiben, der sich um unsere Mutter kümmerte und da ich so gut wie immer arbeitete, oder schlief, fiel diese Aufgabe auf die beiden ab. Ein Heim konnten wir uns einfach nicht leisten und das wollte ich meiner Mutter auch nicht antun. Sie war immer für mich da gewesen, also war es das Mindeste, was ich für sie tun konnte.

Maya und Toby halfen mir beim Einräumen der Einkäufe, bevor ich uns noch etwas zum Abendessen kochte und wir zusammen aßen.

In zwei Wochen hatten sie Frühjahrsferien, in denen ich selbst eine Woche Urlaub hatte. Eigentlich wollten wir gemeinsam einzelne Tagesausflüge machen, da die meisten ihrer Freunde in ein Ferienlager fuhren, doch durch die 5000 Dollar von Blake konnte ich die beiden nun ebenfalls hinschicken, woraufhin sie mir um den Hals fielen. Natürlich erzählte ich ihnen nichts von Blake, sondern nur, dass ich bei der Bank festgestellt hatte, dass wir es uns leisten könnten, woraufhin mir beide um den Hals fielen.

Ich freute mich darüber, dass sie so glücklich waren und direkt ihre Freunde anriefen, während ich die Reise beim Veranstalter buchte. In zwei Wochen würde ich also eine Woche lang allein mit meiner Mutter in dieser Wohnung hocken und ein wenig Kraft tanken.

Wann würde ich mal wieder Urlaub machen? Oder überhaupt? Während ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich noch nie im Urlaub gewesen war, sondern höchstens Mal über Nacht bei einer Freundin, oder einem Liebhaber geblieben war und so schnell würde sich das auch nicht ändern.

Als ich schließlich meine Tasche für den Club und für die Arbeit packte, kamen Maya und Toby herein und umarmten mich noch einmal, da wir uns erst in zwei Tagen wiedersehen würden. Schließlich klingelte Charly, der mich wieder mitnahm, sodass ich nach unten rannte und zu ihm ins Auto stieg.

>> Und gut geschlafen Süße?<<

>> Und wie. Fast zehn Stunden.<<

>> Sehr gut. Du sahst gestern wirklich vollkommen fertig aus.<<

>> Ich weiß, aber die Schicht im Krankenhaus vorher war ziemlich anstrengend.<<

Er nickte und bog rechts ab, als es auch schon zu regnen anfing.

>> Wie geht’s deinen Mädels?<< lenkte ich ihn ab, damit er aufhörte sich um mich Sorgen zu machen.

>> Denen geht’s gut. Zu gut manchmal. Ich glaube ich brauche bald noch männliche Verstärkung.<<

>> Na dann legt mal los.<<

>> Erst wenn ich auf dem Bau arbeite und eine geregelte, normale Arbeit habe.<<

Sofort fiel mir wieder unser Gespräch ein, das wir gestern geführt hatten, weswegen ich unbedingt etwas klarstellen musste.

>> Charly hör mal, wegen gestern. Es tut mir Leid, wenn ich falsch reagiert habe. Ich freue mich für dich, dass du gekündigt hast und bald auf dem Bau arbeitest. Das ist die beste Entscheidung, die du je treffen konntest. Ich bin stolz auf dich.<<

>> Das weiß ich doch Eve.<<

>> Es wird nur schwer ohne dich.<<

>> Deswegen sollst du da ja auch so schnell wie möglich weg.<<

>> Wenn ich noch mehr Typen wie diesen letzten von gestern hätte, ginge das auch sehr schnell.<<

>> Du machst mich wirklich neugierig. Wie viel hat er dir gegeben?<< fragte er und blickte mich erwartungsvoll an, weshalb ich schmunzeln musste.

>> 5000.<<

>> Was?<<

>> Mhm. Deswegen bin ich ja noch mal hinter ihm her, aber durch dieses Geld konnte ich Maya und Toby eine Woche Urlaub mit ihren Freunden gönnen.<<

>> Und wann machst du mal was für dich?<<

>> Ich brauche nichts.<<

>> Du hättest es am meisten nötig.<<

Wir schwiegen daraufhin für eine Weile und fuhren die letzten Kilometer schweigend zum Club. Ich beobachtete die Regentropfen und dachte sofort daran, dass heute Nacht eventuell viele Unfälle hereinkommen würden, wenn die Autofahrer schlechte Sicht hätten. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hielt Charly schon vor dem Club und stieg aus. Gemeinsam gingen wir hinein, wo ich direkt in der Umkleide verschwand und mich schminkte.

>> Du hast gestern wirklich was verpasst.<< sagte Debbie, die neben mir saß und sich ebenfalls fertig machte.

>> Wirklich? Was habt ihr denn gemacht?<<

>> Wir sind noch für zwei Stunden in diesen neuen Club gegangen, der vor ein paar Wochen in Seattle aufgemacht hat.<<

>> Ins JoeHoe.<< half ihr Lisa auf die Sprünge, woraufhin ich anerkennend nickte.

>> Und wie ist der Club?<<

>> Total cool. So etwas hast du noch nicht gesehen. Ich dachte da wäre um vier Uhr schon voll die Luft raus, aber da war noch richtig Stimmung und die Typen. Zum Anbeißen sag ich dir!<<

Ich lächelte nur und legte Rouge auf, während Debbie weiter schwärmte und alle im Raum unterhielt.

>> Da wäre bestimmt auch was für dich dabei gewesen. Ist ja auch schon ne Weile her bei dir, oder? Hast bestimmt schon Spinnenweben da unten.<<

>> Na danke!<< antwortete ich empört, wobei sie eigentlich Recht hatte. Es war wirklich schon Ewigkeiten her, dass ich mit einem Mann intim geworden war, was vielleicht auch ein Grund dafür war, warum ich so viel an diesen Blake dachte. Allein beim Gedanken an ihn spürte ich ein leichtes Ziehen im Unterleib, was ich besser nicht spüren sollte.

>> Ist doch so. Nächstes Mal kommst du mit und wenn wir dich an deinen schönen blonden Locken dahinziehen müssen!<<

>> Mal sehen. Wenn ich Zeit habe, komme ich mit.<<

>> Nicht vielleicht. Du kommst ganz sicher mit.<<

Ich sagte nichts mehr, da es eh nichts brachte. Sie wussten nicht, dass ich pro Woche etwa 100 Stunden im Krankenhaus verbrachte und nur nebenbei hier tanzte. Diese drei Abende pro Woche waren auch noch mal an die 20 Stunden. Da blieb keine Zeit zum Feiern.

Als wir uns gerade anzogen und ich in meine High-Heels schlüpfte, kam Ed herein, um mich auf die Bühne zu schicken. Ich hasste es, als erste auf die Bühne zu gehen, da die Typen noch nicht richtig in Stimmung waren und es sowieso noch ziemlich leer war. Umso mehr war ich überrascht, als er mich zusammen mit Ida hinausschickte. Anscheinend war es doch schon voller, da es Samstag war und wir sie zusammen aufheizen sollten.

Als die Musik schließlich erklang, traten wir durch den Vorhang und tanzten auf der Bühne, wobei jeder erst einmal auf seiner Seite blieb. Doch nach einem kurzen Blickkontakt mit Ida ging ich zu ihr hinüber und tanzte eng an ihr, berührte sie immer wieder, streichelte sie, verführte sie und zog sie aufreizend aus, was dem Publikum gefiel, sodass der Club schnell kochte. Wir zogen das die gesamte Nummer durch, weshalb ich viel Geld einsammelte und mich freute.

Nach dreißig Minuten holte Ed uns von der Bühne und kündigte die nächsten Tänzerinnen an.

Als wir gerade durch den Vorhang gingen, sah ich eine wütende Lisa, gefolgt von einer noch wütenderen Debbie.

>> Wegen euch müssen wir jetzt auch so ne Lesbennummer durchziehen. Vielen Dank!<< keifte Debbie uns an, woraufhin ich grinsen musste.

>> Jetzt stell dich doch nicht so an. Hab mal ein bisschen Spaß! Da kann ich ja mit meiner Oma noch mehr anstellen.<< rief ich ihr hinterher, weil ich es mir einfach nicht verkneifen konnte, nachdem sie mich gestern so heruntergeputzt hatte.

Als Ida und ich gerade unser Geld verstauten, kam Ed auf mich zu und sah mich nachdenklich an.

>> Dein zweiter Auftritt ist gestrichen.<< sagte er, weshalb ich ihn entgeistert ansah.

>> Was? Wieso denn? Nur wegen der Nummer gerade? Ed... ich wollte doch nur Stimmung in den Laden bringen.<< verteidigte ich mich, woraufhin er breit zu grinsen anfing.

>> Nein Süße, deswegen nicht. Das war vollkommen ok. Das könnt ihr gerne immer machen. Auch gerne nur für mich.<< sagte er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, weshalb ich ihm meine Faust spielerisch in die Brust rammte.

>> Nein, im Ernst. Dich hat jemand für eine private Nummer gebucht und das für die nächsten zwei Stunden und dann hast du Feierabend.<<

>> Für zwei Stunden? Was soll ich denn da alles tanzen?<<

>> Lass dir etwas einfallen. Du kriegst auf jeden Fall einen Zuschlag von mir. Komm danach einfach zu mir.<<

>> Mach ich.<< seufzte ich und dachte fieberhaft darüber nach, was ich zwei Stunden lang zeigen sollte.

>> Also Raum zwei in fünf Minuten.<<

Ich nickte und trank einen Schluck Wasser, wobei ich Ida panisch ansah, doch die zuckte auch nur mit den Schultern und verschwand schnell. Eilig zog ich mir etwas Neues an und ging schließlich in den Raum, als mich auch schon der Schlag traf.

Vor mir saß ein grinsender, selbstgefälliger und arroganter Blake. Mein Krieger der Moderne. Sein markantes Gesicht blickte mich abschätzend an, während er wieder zurückgelehnt im Sessel saß und sich unablässig über die Lippen strich. Sein Äußeres faszinierte mich immer mehr, da es so männlich und finster wirkte, wie ein Eigenbrötler, der allein in einem Wald lebte, keinen Kontakt zu Menschen besaß und auf die Jagd ging.

Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wie er auf mich wirkte und wie gern ich ihm beim Holzhacken zusehen würde, riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken.

>> Ich hab ja gesagt, dass ich wiederkommen werde.<< sagte er selbstgefällig und nickte mir zur Begrüßung zu.

Ich stand einige Sekunden unter Schock und starrte ihn einfach nur an, bis ich mich schließlich fasste, nickte und meinen ganzen Ärger und all meine Wut auf diesen Kerl herunterschluckte.

>> Dann tanz mal für mich Lexy und sieh mir dabei in die Augen. Die ganze Zeit, als würde es nur mich in deinem Leben geben.<<

Seine Worte verwirrten mich, weswegen es einige Sekunden dauerte, ehe ich zur Stange ging und anfing. Ich tanzte eine gute Stunde lasziv für ihn, fing immer wieder seinen Blick ein, der mir durch Mark und Bein ging, weshalb mir seine Bitte von vorhin nicht schwer fiel.

Nur zu gern stellte ich mir vor, dass er der Mann in meinem Leben war, nach dem ich mich sehnte, auf den ich vertrauen konnte, der mich beschützen und aufbauen würde und den ich anbetete, auch wenn das nur Wunschdenken war. Dennoch verflog die Zeit dadurch wie im Flug und ich genoss den Striptease, da mein Magen währenddessen Purzelbäume schlug.

Schließlich holte er mich mit einer Lockbewegung herunter, der ich sofort folgte, immerhin war er der Kunde.

>> Setz dich auf meinen Schoß und mach weiter, so wie gestern.<< hauchte er, als ich ihm schon ziemlich nah war und wir uns wieder tief in die Augen sahen. In mir kribbelte es gewaltig, während sein unvergleichlicher Duft in meine Nase stieg und mich gänzlich verrückt machte. Zunächst fuhr ich in Wellen über seinen Schritt, bis ich mich schließlich auf ihn setzte und mich nach hinten bog.

>> Du hast so wunderschöne blonde Locken wie ein Engel und dazu deine blauen Augen. Da haben wir schon mal was gemeinsam.<<

Ich ging nicht auf seine Worte ein, auch wenn ich zugeben musste, dass sie mir gefielen. Besonders gefiel mir jedoch die Art und Weise, wie er sie sagte. Als müsste er sie loswerden, als quälte ihn die Feststellung.

Bei jedem anderen wären sie mir egal gewesen, oder hätten mich abgestoßen, doch er war heiß, was er sicherlich auch wusste und er interessierte mich, was auch immer der Grund dafür war. Trotzdem war er ein Gast, weshalb ich niemals etwas mit ihm anfangen würde.

Als ich mich gerade wieder erheben wollte, hielt er mich fest und drückte mich wieder auf seinen Schoß, weswegen ich ihn fragend ansah.

>> Bleib einfach nur sitzen. Kein Tanzen, keine Spielchen, einfach nur sitzen bleiben und mich ansehen.<<

>> Warum?<< rutschte es aus mir heraus, bevor ich es verhindern konnte.

>> Ist das so ungewöhnlich?<<

Ich verkniff mir eine Antwort und biss mir auf die Lippe, da ich eigentlich nur zum Tanzen hier war, weshalb er noch einmal nachhorchte.

>> Lexy?<<

>> Es... Ehrlich gesagt ja. Gefällt Ihnen nicht, wie ich tanze? Wenn ich etwas ändern soll, dann sagen Sie es mir.<<

>> Du denkst, mir gefällt das nicht?<<

Ich zuckte mit den Achseln und sah ihn weiterhin an. Eigentlich gefiel es mir auf seinem Schoß sitzen zu bleiben, etwas, dass ich bei niemand anderem machen würde. Meine Arme waren um seinen Nacken geschlungen, der hart wie Stein war. Wie viel musste dieser Mann trainieren und wofür? Wenn er reich war, hatte er sicherlich keinen Job mit körperlicher Anstrengung, sondern eher mit geistiger. Doch bevor ich weiter darüber grübeln konnte, riss er mich auch schon wieder aus meinen Gedanken.

>> Es gefällt mir viel zu gut. Du bist heiß und total sexy, aber wenn du weitermachst, kann ich für nichts garantieren. Außerdem möchte ich die richtige Lexy sehen.<<

>> Die ist doch hier.<<

>> Verkauf mich nie wieder für dumm! Wir wissen beide, dass das nicht du bist. Ich habe gestern sehr viel über dich nachgedacht. Irgendwie gingst du mir nicht aus dem Kopf. Die ganze Zeit über habe ich gegrübelt, wer du wirklich bist, weshalb du das hier machst, warum du dir diese widerlichen Typen hier antust.<<

>> Aber...<< unterbrach ich ihn, woraufhin er mir plötzlich seinen Finger auf die Lippen legte und mich zum Schweigen brachte. Die Stelle prickelte stark und ließ in mir den Wunsch regen, es wären seine Lippen die mich dort berührten. Es knisterte gewaltig zwischen uns, da auch ihm meine Reaktion anscheinend nicht entging.

>> Du sollst mich nicht für dumm verkaufen.<< sagte er liebevoll mit einem Grinsen im Gesicht, als Charly plötzlich auftauchte und kurz nach dem Rechten sah.

>> Alles in Ordnung bei dir Lexy?<<

>> Alles ok.<< versicherte ich ihm, weswegen er nach einem Nicken direkt wieder verschwand und ich wieder Blake ansah, der auf einmal ziemlich grimmig wirkte.

>> Bist du mit ihm zusammen?<<

>> Mit Charly?<<

>> Mhm.<<

>> Nein, er passt nur auf mich auf.<< stellte ich klar, woraufhin Blakes Gesicht wieder freundlichere Züge annahm.

>> Gut. Wie lange arbeitest du schon hier?<<

>> Ich denke, dass geht Sie nichts an Mister...<<

>> Mister? Du weißt doch schon, dass ich Blake heiße.<<

>> Trotzdem würde ich Sie niemals mit dem Vornamen ansprechen.<<

>> Warum nicht?<<

Ich zuckte mit den Schultern, woraufhin er laut seufzte und ich seinen frischen, minzigen Atem roch.

>> Es ist wirklich schwierig dich kennenzulernen, wenn du so verschlossen bist.<<

>> Naja es ist halt auch ein Strip-Club und keine Bar, in der man Dates hat.<<

>> Na und? Darf man hier niemanden Nettes kennenlernen?<<

>> Wenn es nach Ihren Freunden geht nicht.<< rutschte es aus mir heraus, wofür ich mich sofort entschuldigte und die Augen schloss. Innerlich gab ich mir einen Fußtritt nach dem anderen, die ordentlich schmerzten.

>> Das waren keine Freunde. Das waren nur reiche Muttersöhnchen, die das erste Mal richtig draußen waren.<<

>> Es tut mir wirklich Leid, das geht mich nichts an.<< sagte ich und stand auf, als er mich an der Hand festhielt und ebenfalls aufstand. Er war ein ganzes Stück größer, trotz meiner High-Heels und sorgte dafür, dass zwischen uns kein Zentimeter mehr Platz blieb. Sofort beschleunigte sich mein Puls, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte und mehr denn je, hatte ich den Wunsch ihn zu berühren.

>> Sag mir bitte einfach nur, dass du noch einen Plan B hast, dass du das hier nicht dein Leben lang machen möchtest.<< flüsterte er an mein Ohr gelehnt, was mir eine Gänsehaut verschaffte und meinen Atem stocken ließ.

Ich trat einen Schritt zurück, damit ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte und ich nicht die ganze Zeit über auf seine durchtrainierte Brust starren und ich nicht seinen männlichen, frischen und anziehenden Duft riechen musste.

>> Lexy...<< seufzte er, während ich seinen Atem auf meiner sensiblen Haut am Hals spürte und ein starkes Kribbeln durch meinen Körper fuhr.

>> Ich... Ich weiß nicht, was das hier soll. Das überfordert mich irgendwie.<< stammelte ich, obwohl ich versucht hatte mit fester Stimme zu sprechen, doch in seiner Gegenwart war ich alles andere als bestimmt und selbstsicher.

>> Inwiefern?<<

>> Naja... Normalerweise tanze ich einfach nur ohne dabei zu reden, aber Sie möchten die ganze Zeit reden, den Prinzen spielen, aber das geht nicht.<<

>> Warum geht das nicht?<< hakte er interessiert nach und sah mich dabei wieder einige Sekunden durchdringend an, bis ich ihm mit einer Gegenfrage auswich.

>> Warum können Sie sich nicht eine andere für ihre Spielchen aussuchen? Da sind so viele, so schöne Frauen draußen. Suchen Sie sich eine andere aus, die wird sich sicherlich mehr freuen und unterhaltsamer und offener sein, als ich es bin. Denn ich bin eher der verschlossene Typ und Sie machen mich verdammt noch mal nervös.<<

Ich atmete einmal tief durch, bis ich mich wieder an seine Frage erinnerte und darauf einging.

>> Natürlich habe ich einen Plan B. Schließlich kann ich nicht ewig tanzen. Wer möchte schon eine alte Oma an der Stange sehen. Eigentlich ist das hier mein Plan B und meinen Plan A verwirkliche ich schon, aber das dauert noch, bis ich mich davon über Wasser halten kann. So lange ist das hier ein Teil meines Lebens. Aber das geht Sie eigentlich alles gar nichts an. Wissen Sie was, schreiben Sie mir einfach ihre Kontodaten auf, dann überweise ich Ihnen die 5000 Dollar zurück, dann sind wir wieder Quitt.<<

>> Du denkst, dass es mir darum geht?<< fragte er sichtlich empört und sofort spürte ich, dass ich ihn damit verletzt hatte, doch was erwartete er von mir? Ich konnte einfach nicht klar denken, wenn er hier war und so dicht vor mir stand, mir solche liebevollen Sachen sagte und sie mir ins Ohr flüsterte.

>> Ich weiß nicht, worum es hier geht. Wirklich ich habe keine Ahnung, ich weiß nur, dass es mich wahnsinnig macht.<<

>> Die 5000 Dollar waren für dich gestern und die behältst du. Auch heute möchte ich dir wieder etwas geben, immerhin konntest du deinen zweiten Auftritt heute nicht machen, also ist dir Geld entgangen.<<

>> Aber keine 5000 Dollar. Die Typen auf der Bühne geben mir ein Dollar Scheine, oder höchstens zehn Dollar Scheine, aber keine hunderter wie Sie.<<

>> Es ist doch mir freigestellt, was ich dir gebe, oder nicht?<<

>> Sie haben schon genug für die zwei Stunden Privataudienz gezahlt, mehr möchte ich nicht.<<

>> Aber das Geld bekommst nicht du, sondern der Besitzer.<<

>> Ich möchte Ihr Geld nicht, sonst komme ich mir genau so billig vor, wie die Typen mich gestern eingeschätzt haben. Tut mir Leid, aber die Zeit ist um und jemand wie Sie, der so gut aussieht, so wohlhabend ist und so fest im Leben steht, sollte woanders nach einer Frau suchen, aber bestimmt nicht hier und bestimmt nicht jemanden wie mich, denn das ist unter ihrer Würde.<<

Ohne ihn noch einmal anzusehen ging ich hinaus und flüchtete schnellen Schrittes in die Umkleide.

Als ich ankam, holte ich endlich wieder Luft und bereute meine Abfuhr zutiefst, da er es nicht verdient hatte und ich mir schäbiger als je zuvor vorkam, da ich so schlecht über mich selbst gesprochen hatte. Er war nett und aufmerksam gewesen und ich hatte ihn verjagt. Hoffentlich bekam Ed nichts davon mit, sonst könnte ich meinen Job hier eventuell vergessen.

Um mich von der ganzen Misere abzulenken, schminkte ich mich ab und zog mir meine Alltagskleidung an, da ich gleich ins Krankenhaus fahren und dort noch ein paar Stunden schlafen würde, bevor meine Schicht beginnen würde. Doch als ich gerade aufbrechen wollte, kam Charly mit einem Umschlag herein und lächelte mich an.

>> Das hat der Typ von eben noch für dich abgegeben. Scheint wieder ein ordentliches Trinkgeld zu sein.<<

>> Behalt es, ich will es nicht.<<

Das Lächeln verschwand auf seinem Gesicht, als er bemerkte, dass ich vollkommen durch den Wind war.

>> Was hat er gemacht?<< brummte er und stand sofort unter Spannung. Dieser Schrank von einem Mann schien auf einmal noch größer und noch bedrohlicher zu werden, was eigentlich nicht mehr möglich gewesen wäre.

>> Er hat überhaupt nichts gemacht. Er baggert mich an und möchte mit mir ausgehen, weil ich das aber nicht mache, kommt er her und möchte dann mit mir reden und mich kennenlernen.<<

>> Und was bringt dich dann so aus der Fassung?<<

>> Keine Ahnung. Er macht mich nervös, weil ich ihn sympathisch finde, aber er ist ein Kunde, also kann ich nicht mit ihm ausgehen.<<

>> Nur weil du ihn hier durch Zufall kennengelernt hast?<<

>> Nur?<< fragte ich ihn empört, weil es meiner Meinung nach ein absolutes Ausschlusskriterium war.

>> Wo bitte soll dich sonst jemand kennenlernen? Du bist doch wenn immer hier, oder im Krankenhaus. Du gehst nie aus, bist in der freien Zeit fast nur zu Hause und kümmerst dich um deine Mutter, damit Maya und Toby auch mal Freizeit haben. Dich kann man nicht auf neutralem Boden kennenlernen Eve.<<

>> Aber im Stripclub?<< fragte ich ihn überspitzt und sah ihn ungläubig an, da es nicht sein Ernst sein konnte, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte und mir den Umschlag auf den Tisch legte.

>> Er hat darauf bestanden, dass du den bekommst, niemand sonst, damit dein Plan A bald dein Leben bestimmt, was auch immer das heißen soll.<<

Ich lächelte bei dem Satz und packte den Umschlag in meine Tasche, bevor ich mit Charly nach draußen ging und mich von ihm verabschiedete.

Die Busfahrt ins Krankenhaus dauerte fast 45 Minuten, in denen ich immer wieder über diesen Blake nachdachte. Wahrscheinlich war ich einfach nur verdammt geil auf ihn und mehr nicht. Immerhin war es schon ewig lange her, dass ich mit jemandem intim geworden war, was mir wieder vor Augen führte, was für ein armseliges Leben ich eigentlich führte.

Ich war gerade mal 27 Jahre alt, arbeitete gute 100 Stunden pro Woche und kümmerte mich in der restlichen Zeit um meine Mutter. Während ich grade zum Krankenhaus fuhr, um schlafen zu gehen, da ich morgen wieder arbeiten musste, fuhren die anderen im Bus, so wie es aussah, zur nächsten Party, um ihre jungen Jahre zu genießen. Verpasste ich also etwas? Vermisste ich etwas?

Ich war noch nie der Typ gewesen, der unbedingt ausgehen und sich betrinken musste, doch gegen eine Beziehung, oder Sex wäre sicherlich nichts einzuwenden. Doch wenn das mit mir so weiterginge, würde ich als einsame Jungfer enden.

Am Hilary Dawn Medical Center stieg ich schließlich aus und ging zu meinem Spind, in den ich meine Tasche mit dem Geld hineinlegte. Ich würde zu Hause nachsehen, wie viel er mir spendiert hatte, wobei ich wirklich neugierig war. Doch nun musste ich erst einmal schlafen, weshalb ich mich schon mal in meine Krankenhauskleidung warf und anschließend in ein freies Bereitschaftszimmer ging.

Als mein Wecker klingelte stand ich wieder auf, putzte mir die Zähne, band meine Haare zu einem Zopf zusammen und schminkte mich dezent, bevor ich nach draußen auf den Flur trat und meine Kollegen begrüßte.

>> Hast du wieder hier geschlafen?<< fragte mich Berry aus dem fünften Jahr, der sich, so wie ich, für die Kardiologie entschieden hatte.

>> Ja, ich war bis um zwei unterwegs, da hatte es sich nicht mehr gelohnt nach Hause zu fahren.<<

>> War wohl ziemlich viel los gestern, auf jeden Fall haben wir viel zu tun heute.<<

>> Umso besser, dann geht die Zeit schneller rum.<<

>> Guten Morgen Dr. Chamberlain, Dr. Ross.<< begrüßte uns die Oberärztin, als sie die Patientenakten für den heutigen Tag vor uns auf den Tresen legte.

>> Dr. Chamberlain Sie werden heute einen Bypass bei Mrs Miller übernehmen und eine neue Herzklappe bei Mr Turner einsetzen. Dr. Carter wird Ihnen assistieren.<<

>> In Ordnung.<<

Ich nahm mir die beiden Akten und studierte sie kurz, bevor ich mit Ian zu den Patienten ging und mit ihnen alles für die Operation besprach. Mrs Miller hatte unendlich viele Fragen, weswegen es ein wenig länger dauerte, doch daran hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ich versuchte immer alle Fragen in Ruhe zu beantworten, da ich ihre Sorgen verstehen konnte, immerhin hielt ich unter Umständen ihr Leben in meinen Händen.

Sie sollten das Gefühl haben, dass sie bei mir in guten Händen waren und ich mich um sie kümmern würde. Während Ian die Patienten für die Operationen vorbereitete, frühstückte ich noch schnell und trank einen Kaffee, als sich Laura zu mir setzte und mich freudestrahlend ansah.

>> Ich werde gleich eine neue Niere bei Mrs Fayton einsetzen.<<

>> Dann hat es doch noch geklappt?<<

>> Ja, die Tochter aus Cleveland war geeignet.<<

>> Das freut mich für dich.<<

>> Und bei dir?<< fragte sie, während sie kurz an ihrem Kaffee nippte.

>> Einen Bypass und eine neue Herzklappe.<<

>> Mit wem?<<

>> Ian assistiert mir und wehe er konzentriert sich nicht und lässt wieder das OP-Besteck fallen, dann kriegt er einen Einlauf von mir.<<

>> Wird er schon nicht. Er hat eine Heidenangst vor dir.<<

>> Sollte er auch.<<

>> Gehen wir heute Abend vor der Nachtschicht noch etwas essen? Ich muss dir unbedingt von Ryan erzählen. Wir hatten gestern unser drittes Date.<<

Ich schmunzelte, da sie zu träumen begann und über das ganze Gesicht strahlte.

>> Da scheint es aber jemanden erwischt zu haben.<<

>> Und wie.<< seufzte sie und nahm mich nun endlich wieder wahr.

>> Also heute Abend?<<

>> Ich sollte gegen sechs mit den Operationen und den Nachsorgeterminen durch sein.<<

>> Gut dann um sechs hier.<<

Sie drückte mir noch mal die Schulter, bevor sie aufstand und ich den Rest meines Rühreis aufaß. Laura war meine beste Freundin hier, da wir uns vom ersten Tag der Ausbildung an kannten und vieles gemeinsam durchgestanden hatten. Sie kannte mich in und auswendig, wusste auch über meine Familie und meinen Job im Club Bescheid, da ich ihr vertrauen konnte.

Am Anfang hatten wir immer zusammen gearbeitet, doch während der Facharztausbildung hatte sie lieber die Allgemeinmedizin gewählt, wohingegen ich mich für die Kardiologie entschieden hatte, da mich das Herz von Anfang an fasziniert hatte. Dennoch hatten wir oft gemeinsam Dienst, vor allem nachts, wo wir in der Notaufnahme aushalfen.

Bis vor einem Jahr hatte sie noch in einer festen Beziehung gesteckt und wollte Sean heiraten, doch dann erwischte sie ihn mit einer anderen und trennte sich von ihm. Seitdem hetzte sie von einem Date zum nächsten, da niemand ihre Anforderungen erfüllen konnte.

Mit einem Seufzer erhob ich mich und ging zum Operationssaal auf der vierten Etage, um bei Mrs Miller nun den Bypass zu legen. Es dauerte gute drei Stunden und verlief ohne weitere Komplikationen, weshalb ich gegen zwei Uhr schon Mr Turner eine neue Herzklappe verpasste.

Dabei kam es zu einer kleinen Blutung, die ich jedoch schnell wieder in den Griff bekam. Auch Ian riss sich diesmal zusammen und machte keine Fehler. Anscheinend hatte er seit der letzten gemeinsamen Operation etwas dazugelernt, nachdem ich ihn mir zur Brust genommen hatte.

Um halb sechs überprüfte ich noch einmal die Vitalfunktionen meiner Patienten, bevor ich wieder nach unten fuhr und mit Laura essen ging.

>> Dann erzähl mir mal von Ryan.<< bat ich sie, als ich mich gerade setzte und mir eine Gabel des Salats gönnte.

>> Er ist einfach anders, als die anderen. Wir waren gestern im Belvedere essen, was total romantisch war. Er ist so aufmerksam und zuvorkommend und wir haben das gleiche durchgemacht.<<

>> Er wurde auch betrogen?<<

>> Ja, von seiner letzten Freundin, weswegen es ihm genau so geht wie mir und wir alles ganz langsam angehen wollen. Am Ende haben wir uns dann endlich geküsst und er kann so gut küssen... Eve...<< schwärmte sie und drückte meinen Arm.

>> Ich glaube, ich habe ihn endlich gefunden und wir verstehen uns wirklich super, haben die gleichen Interessen und lachen über die gleichen Witze. Das ist einfach so unglaublich entspannend. Bei ihm muss ich mich nicht verstellen.<<

>> Du solltest dich auch nicht verstellen. Du bist toll so wie du bist, wer das nicht sieht, ist selbst Schuld.<<

>> Ich weiß, aber irgendwie möchte man ja immer allen gefallen.<<

Ich hob kritisch meine Augenbraue und trank einen Schluck Wasser, als sie es mit einem Achselzucken abtat und weiter aß.

>> Er holt mich morgen Abend von der Arbeit ab. Dann kannst du mal einen Blick auf ihn werfen.<<

>> Dass lasse ich mir nicht entgehen, wenn ich Zeit habe.<<

>> Ich frage ihn mal, ob er einen guten Freund hat, der Single ist, dann könnten wir ja mal alle gemeinsam ausgehen.<<

>> Auf keinen Fall Laura. Vergiss es.<< sagte ich panisch, damit sie nicht weiter darüber nachdachte und schon alles plante, da ich das auf keinen Fall wollte.

>> Aber bei dir ist es schon Jahre her.<< sagte sie mitleidig und sah mich dabei mit großen, traurigen Augen an, was mich nur noch nervte.

>> Ich weiß, danke, dass du mich daran erinnerst, aber falls du es vergessen hast, ich möchte es so. Ich brauche keinen Mann an meiner Seite.<<

>> Rede dir das nur schön weiter ein.<< zickte sie mich an, woraufhin ich meine Gabel zur Seite legte und tief durchatmete.

>> Vielleicht habe ich ja auch schon jemanden kennengelernt.<<

Sofort weiteten sich ihre Augen, weswegen ich meinen Satz schon wieder bereute. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es sie besänftigen würde und wir damit das Thema überspringen würden, doch diese Idee war nach hinten losgegangen, da sie nun nur noch neugieriger war.

>> Was? Wen? Erzähl.<<

>> Ich erzähl es dir, wenn es da wirklich etwas zu erzählen gibt. Bisher ist es eher nur ein Anbaggern. Ich weiß noch nicht, ob ich darauf eingehen sollte.<<

>> Bitte Eve, geh drauf ein, wenn du ihn nett findest.<<

>> Er wird eh das Weite suchen, wenn er merkt, was bei mir los ist.<<

>> Vielleicht auch nicht. Das kannst du nicht wissen. Versprich mir, dass du ihm eine Chance gibst.<<

>> Wenn ich ihn noch mal sehen sollte, ja. Wenn ich ihn nicht schon vergrault habe.<<

Laura seufzte, als sich plötzlich unsere Pager meldeten und wir eilig in die Notaufnahme liefen.

In der Nacht war nicht besonders viel los, es reichte jedoch aus, um uns durchgängig zu beschäftigen. Am nächsten Morgen bereitete ich noch ein zehnjähriges Kind für seine Bypass Operation vor und assistierte meiner Oberärztin bei dem Eingriff. Da das Herz schon stark geschädigt war, gab es einige Komplikationen, weswegen ich erst gegen sechs Uhr Abends aus dem OP kam.

Vollkommen erschöpft schleppte ich mich zum Getränkeautomaten und holte mir etwas Erfrischendes zu trinken. Auf einmal spürte ich wie mein Magen knurrte, weswegen ich mir noch schnell einen Schokoriegel zog und diesen in Rekordgeschwindigkeit verschlang.

Als ich mich gerade umziehen und nach Hause gehen wollte, piepte mein Melder wieder, der mir einen Notfall in der Notaufnahme anzeigte. Ich seufzte noch einmal kurz, als ich auch schon losrannte und mich auf das Schlimmste gefasst machte.

Sea of Flames

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