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Vorwort

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Hätten wir im Frühjahr 2020 nicht fast ausschließlich über Corona gesprochen, so hätten wir stattdessen fast ausschließlich über die Trockenheit gesprochen! Ein April fast ohne Regen und mit ersten Waldbränden weit vor dem Sommer. Ein neues Waldsterben, sorgenvolle Mienen bei den Landwirten und die klare und wiederkehrende Prognose der Klimawissenschaft, dass sich solche Trockenperioden häufen werden.

Aber nun ist das Coronavirus über uns hereingebrochen und hat das Leben, wie wir es bis dato gewohnt waren, in kürzester Zeit völlig auf den Kopf gestellt. Die Politik ist im weltweiten Krisenmodus und alle Fragestellungen, die uns vor Corona umtrieben, scheinen uns plötzlich seltsam fern, fast wie aus einer anderen Welt. Einige Wirtschaftszweige drohen nach nur wenigen Wochen nahezu gänzlich zusammenzubrechen und wir sehen klarer denn je, auf welch fragilem Fundament unsere Gesellschaft steht. Menschen geraten deshalb trotz aller politischer Bemühung um schnelle Hilfen in absolute Existenznot. Es ist also nur allzu verständlich, dass jetzt die Coronakrise klar im Mittelpunkt steht und wir versuchen müssen, sie in den Griff zu bekommen. Andere Themen geraten dadurch verständlicherweise eine Weile in den Hintergrund. Aber: »Im Hintergrund« heißt keinesfalls »weg«.

Die Natur tut uns leider nicht den Gefallen, unseren Prioritäten in der Bewältigung paralleler Krisen zu folgen. Vielmehr sind wir ihr schlicht und einfach egal, denn sie ist für unsere Wünsche völlig taub. Soll es uns gut gehen, müssen wir solche Krisen bestmöglich lösen, und wenn sie parallel ablaufen, müssen wir sie zumindest auch parallel denken. Im Idealfall sollten wir dabei einsehen, dass wir Täter und Opfer zugleich sein können, also die Krise, unter der wir leiden, (mit)ausgelöst haben. Das zu erkennen kann im Falle klugen Handelns dazu beitragen, gleiche Fehler in der Zukunft nicht zu wiederholen. Bei Corona könnte ein solcher Fehler eine unangemessene Nähe zu Wildtieren und ihrer »Nutzung« in Asien sein, beim Klimawandel sind es zweifellos die Massen an Treibhausgasen und anderen Schadstoffen, die wir stetig und in weiterwachsender Menge in die Luft blasen.

Der Dalai-Lama bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: »Kata­stro­phen können unsere Lernhelfer werden!« Kann der Shutdown durch Corona – ohne die daraus hervorgehenden teils riesigen Probleme zu verharmlosen – mit all seiner Entschleunigung vielleicht dazu beitragen, dass wir unser Verhalten einmal ernsthaft mit einer gewissen Außensicht hinterfragen? Die immer schneller getaktete Welt, die in einem gierigen Konsumrausch des »Größer! Höher! Weiter!« quasi als Kollateralschaden versehentlich den eigenen Planeten zerstört, müsste doch durch etwas für uns alle Vernünftigeres ersetzbar sein! Eine Welt mit Wohlstand, aber mehr Zeit, weniger Stress und einer gesunden Umwelt klingt eigentlich nicht so unangenehm. Was hindert uns daran, so etwas anzustreben? Welcher Zwang weist so vielen von uns das heutige System als alternativlos aus, wohlwissend, dass das gleiche System unseren eigenen Nachkommen kaum Perspektiven bieten wird?

Viele Politiker, einige mit durchaus ehrlich wirkender Korrektur ihrer Auffassung aus jüngeren Jahren, erkennen immer deutlicher die Notwendigkeit des Umsteuerns und fordern dieses auch ein: Corona als Chance nutzen, quasi ein Neuanfang unter der Leitlinie des »Green Deal«. Sie denken parallel – Corona und Klima – und binden etwa die notwendige Unterstützung einer wahrlich krisengebeutelten Fluggesellschaft an ihre zukünftige Umweltfreundlichkeit. Wer nur zu linearem Denken befähigt ist, gibt derzeit hingegen magere Sätze wie »Jetzt geht es erst mal um die Wirtschaft, das Klima muss warten« von sich. Wer aber an einer Küste steht und wegen eines 5 Meter hohen Tsunamis auf den er starrt, nicht in der Lage ist, den 50 Meter hohen Wellenberg zu sehen, der dahinter tosend anrollt, schwebt in Gefahr. Und wer sich mit dem Denken generell schwertut – was kein Karrierehindernis für manche Staatslenker zu sein scheint –, äußert nicht nur magere, sondern sogar verstörende oder gefährliche Sätze, die Menschenleben kosten können.

Die Coronakrise ist mitten in die abschließenden Arbeiten zu diesem Buch hereingeplatzt und hat so einiges durcheinandergewirbelt. Das Leid, das sie verursacht, ist eine Prüfung unserer Gesellschaft, von der wir heute noch nicht sagen können, wie sie ausgeht und wie in 10, 20 oder 50 Jahren darüber berichtet werden wird. Aber wir können jetzt schon eine ganze Menge Schlüsse und Lehren aus ihr ziehen. Genau das könnte – dem Dalai-Lama folgend – ein Ansatz sein für ein vernünftigeres Handeln in der heutigen Zeit des Klimawandels. An welchen Stellen die Pandemie und die Analyse des bisherigen Umgangs mit ihr eine Hilfe dafür sein können, wird gleich auf den ersten Seiten dieses Buches behandelt.

Ich freue mich sehr darüber, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich in diesen Zeiten dazu entschieden haben, sich parallel zu Corona auch mit dem Klima und unserer Umwelt zu beschäftigen. Ich wünsche mir, dass es diesem Buch gelingt, Ihre Perspektive auf das Weltklima und die herausragende Wichtigkeit seines Schutzes etwas zu erweitern.

Sven Plöger, im Juni 2020

Zieht euch warm an, es wird heiß!

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