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Prolog, Juli 881

n der Schreibstube war es heiß und stickig. Wilfrith wischte sich mit dem Ärmel der Kutte den Schweiß von der Stirn. Er hatte es aufgegeben, den schweren Wollstoff hochzukrempeln, nach kurzer Zeit fiel er doch wieder herunter und klebte unangenehm an seinen verschwitzten Armen. Um ihn herum hörte er das Murmeln der Brüder, die ihre Texte beim Kopieren halblaut mitsprachen, um Fehler zu vermeiden.

Bis zur Vesper blieb ihm noch eine knappe Stunde, und vielleicht konnte er auch vor der Komplet noch etwas schreiben. Jetzt im August erleuchteten die Strahlen der Abendsonne die Schreibstube noch eine ganze Weile.

Im Winter herrschte im scriptorium ständig Dunkelheit und es wurde bitterkalt, obwohl es der einzige beheizbare Raum im ganzen Kloster war, abgesehen von Abtwohnung und Spital. Letzten Winter, erinnerte sich Wilfrith, hatte er ständig gefroren, aber da befand er sich auch gar nicht im Kloster, nicht einmal in Bremen. Zusammen mit wenigen Gefährten hatte er weit entfernt von den Ufern der Wirraha und Rimberts steinernem Dom1, noch jenseits des sächsischen Limes2, zahlreiche Abenteuer bestanden. Heimgekehrt nahm sich Wilfrith vor, das Erlebte niederzuschreiben, zur Erbauung und Mahnung kommender Geschlechter und zum Ruhme Gottes, des Allmächtigen.

Seine Gefährten hatte er deshalb immer wieder auf das peinlichste befragt und sie ermahnt, auch keine Einzelheit ihrer Sichtweisen des Erlebten zu verschweigen. Am Ende kam es ihm vor, als habe er die ganze Geschichte nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals erlebt und dabei noch manch Erstaunliches erfahren. Aber nun endlich lag das helle, feine Pergament vor ihm ausgebreitet, bereit seine Worte aufzunehmen; er würde seinen Reisebericht mit denen seiner Gefährten abwechseln, damit auch alle Sichtweisen vertreten waren. Doch so, wie die ewige Ordnung vorsah, dass, wenn die Sonne ihren Lauf vollendet, stets die Nacht und auf Sommer und Herbst stets der Winter folgte, musste auch in seinem Bericht eines dem anderen folgen, und so besann sich Wilfrith auf den Beginn der langen Reise.

1 Rimbert war seit dem Tode des Hl. Ansgar 865 Erzbischof von Bremen. Er ließ den durch Feuer vernichteten Dom in Bremen (an der Wirraha, heute Weser/Werra) wieder aufbauen und zwar erstmals in Stein.

2 Sächsischer Limes: Limes saxoniae bei Adam von Bremen. Die Grenze zwischen sächsischem und elbslawischem Siedlungsgebiet in Holstein, festgelegt unter Karl dem Großen. Der Limes bestand, anders als die bekannte römische Grenzbefestigung, nicht aus Wall und Graben, sondern lediglich aus einem Streifen von Urwäldern und Sümpfen.

Mönchsblut - Die Chronik des Nordens. Kampf im Heidenland zwischen Hammaburg und Haithabu

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