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Einführung: was ist und macht ein Probefahrttourist?

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An ein paar grundlegenden Definitionen und einer Einführung in die Branche kommst Du nicht vorbei. Außerdem möchte ich in diesem Kapitel mit Mythen aufräumen, damit die Enttäuschung für Dich nicht größer ist als für meine Frau, wenn wir beide das Dings mit den drei Buchstaben (Einkaufen und Kochen) hinter uns haben.

Was ist ein Probefahrttourist?

Ein Probefahrttourist ist jemand, der Autos Probe fährt, aber nicht kauft. Das nicht kaufen ist dabei essentiell. Denn schließlich willst Du Dich für Dein Hobby (Autos) nicht verschulden.

Um seinem Hobby nach zu gehen, wählt der Probefahrttourist dabei verschiedene Autohäuser. Eine Stammkundschaft in einem Autohaus vermeidet der Probefahrttourist streng. Es ist wichtig, sich nicht zu sehr an ein Haus, aber auch nur an eine Marke zu binden. Du musst flexibel sein.

Der Probefahrttourist muss dabei einen offenen, weiten Geist haben: er darf nicht „gegen“ bestimmte Automarken sein. Du solltest Dir unbedingt jeglichen Markendünkel verkneifen. So gibt es z.B. Audi-Fahrer, die nie, niemals einen BMW geschenkt nehmen würden. Ich würde hingegen jeden Neuwagen geschenkt nehmen. Ich leiste gegen keine Automarke inneren Widerstand. Und: verkaufen geht sowieso immer. Also: wenn Du zufällig einen Neuwagen hast – egal welche Marke – und nicht weißt, an wen Du ihn verschenken sollst: hier bin ich! Ich habe noch nicht einmal etwas gegen einen neuen Bentley einzuwenden!

Zudem vergrößert sich die Auswahl der leicht erreichbaren Autohäuser in Deiner Umgebung enorm, wenn Dein Geist weit, frei und ungetrübt von irgendwelchem Markendünkel ist.

Ein Probefahrttourist fährt einfach gern. Dabei darf er durchaus bestimmte Präferenzen haben: z.B. Cabrios. Oder mindestens 250 PS. Oder Hubraum. Oder Crossovers. Oder sportive Kleinwagen. Oder Unimog, falls Du noch auf der Suche nach der letzten Tasse in Deinem Schrank sein solltest.

Was qualifiziert Dich zum Probefahrttouristen?

Das Wunderbare an diesem Hobby ist: Du brauchst keinerlei Qualifikation dafür. Nur Interesse an Autos und einen gültigen Führerschein. Es gibt fast keine Altersbeschränkung dafür. Ich empfehle allerdings, mindestens 25 Jahre alt zu sein. Außer, Du bist Influenza oder einer von diesen komischen Typen mit dem Sprechgesang und dem schlechten Deutsch. Dann kannst Du auch schon jünger.

Womit wir auch schon beim Knetmassenfaktor wären: es hat Vorteile, wenn Du als Probefahrttourist Kohle hast. Aber nicht nur. Wenn Du Geschäftsfrau/-mann bist oder sonst wie zu Asche gekommen und die Autohändler Dich ein bisschen kennen, geben Sie Dir das Auto vielleicht sogar gerne. Der Nachteil: es könnte sein, dass Dir das Probe gefahrene Auto gefällt und Du kaufst es spontan. Das bringt Dir mit der Zeit einen Fuhrpark. Irgendwann hast Du so viele Autos, dass Dir alle Argumente, Dich weiter diesem Hobby zu widmen, ausgehen. Du willst ja schließlich auch ab und zu von Zuhause wegkommen, oder?

Du musst aber nicht reich sein, um Probefahrttourist zu werden. Du musst es eigentlich nur gekonnt vortäuschen können. Das ist alles. Du kannst auch, wenn Du arm bist, unter drei Bedingungen Probefahrttourist werden:

 Für 10 Euro nachtanken muss drin sein (BMW M: 15€, Porsche: 20€, Bentley aufwärts: 25€)

 Du musst mit Deiner Kleidung wenigstens ein bisschen Wohlstand vortäuschen

 Parke Dein eigenes Fahrzeug ausreichend weit weg vom Autohaus, nicht dass noch ein besonders gewiefter Autoverkäufer den Verdacht einer Verbindung zwischen Dir und der Rostlaube da draußen hegt

Du solltest Dir einen Basiswortschatz zulegen: von Untersteuern über Drehmoment bis DTC. Und zu wissen, was ein Abgasturbolader macht, ist auch nicht verkehrt.

Ansonsten ist eine solide Basis in Sozialkompetenz, sicherem Auftreten und Umgang mit Menschen gefordert: das erlernst Du, indem Du bei preiswerten Automarken beginnst und Dich Schritt für Schritt auf Nobelhobelniveau hoch arbeitest.

Gibt es eine Zunft, einen Verband oder eine Vereinigung für Probefahrttouristen? Wie flexibel musst Du sein?

Nein, Du musst Dich nirgendwo anmelden, um Probefahrttourist zu werden. Du brauchst auch keine Registrierung bei einem Berufsverband oder einem Amt. Du musst auch kein Gewerbe anmelden. Es sei denn, Du verlässt den Hobbystatus und wirst „Autojournalist“. Das ist sozusagen die Ausbaustufe eines Probefahrttouristen. Dazu später.

Du bist übrigens auch zeitlich völlig ungebunden. Du musst nur Deine Arbeitszeiten auf die Öffnungszeiten der Autohäuser abstimmen.

So mache ich das immer: ich arbeite 40 Minuten die Woche und das völlig flexibel. In der Saison bin ich wöchentlich ca. 15-20 Stunden als Probefahrttourist unterwegs, vorzugsweise in der Übergangszeit. Im Sommer habe ich mehr am Badesee zu tun und in den Wintermonaten sind die Fahrzeuge wegen der Reifen auf maximal 210 km/h begrenzt, was das ganze Unterfangen irgendwie uninteressant macht. Abgesehen davon, dass das Sportcabrio auch nicht für eine Stunde der ideale fahrbare Untersatz für einen Februarabend mit lauschigen -10°C ist. Und überhaupt: die Grippewellen und so.

Du hast als Probefahrttourist im Rahmen Deiner sonstigen Tätigkeiten immer völlig freie Zeiteinteilung. Du solltest nur allgemein nicht so viel arbeiten müssen. Aber wer ist schon so blöd? Wenn Du das machen würdest, müsstest Du die Autos ja alle kaufen!

Welche Zukunftschancen hast Du als Probefahrttourist? Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?

Es kann sein, dass die Hubräume immer mickriger werden und dass Du irgendwann zu einem übergewichtigen Teil Elektroautos Probe fahren wirst. Das musst Du bereit sein, in Kauf zu nehmen. Aber abgesehen davon gilt die Branche als zukunftssicher. Du darfst nur den Fehler nicht machen, beim nächsten Wahlzettel „grün“ anzukreuzen. Damit schaufelst Du Dir Dein eigenes Grab. Fahr mit Verbrennungsmotoren überwiegend durch den Wald, dann reißt es die Photosynthese größtenteils wieder raus. Alternativ pflanzt Du für jedes Probe gefahrene Auto einen Baum. Aber nicht in Deinem Garten, denn sonst hast Du bald einen undurchdringlichen Wald auf Deinem Grundstück. Und sonnen kannst Du Dich dann auch nicht. Sehen kannst Du auch nichts mehr. Du weißt schon: die Fernakkumulation…

Musst Du Dir besondere Accessoires zulegen, die Dich als Probefahrttourist outen?

Nein, musst Du nicht. Im Gegenteil. Wenn Du dich möglichst unauffällig präsentierst und gibst, hast Du mehr davon. Auf geeignete Kleidung komme ich dann im Kapitel „Marken, Klischees, Auftreten und Accessoires“ zu sprechen.

Wie sieht Dein sozialer Status als Probefahrttourist aus?

Das ist eines der eher dunklen Kapitel und ein Nachteil, den Du in Kauf nehmen musst: als Probefahrttourist hast Du weder Freunde, noch machst Du Dir welche. Du wirst mit Deinem Hobby auf sehr viel Unverständnis stoßen. Dafür brauchst Du eine dicke Haut. Es ist so ähnlich wie mit einem Regierungsbeauftragten. Die Dinge stehen immer in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Auch als Regierungsbeauftragter hast Du keine Freunde. Du musst alles an Selbstachtung aufgeben. Deinem Leben geht jegliche Sinnhaftigkeit ab. Niemand mag Dich. Zum Ausgleich streichst Du ohne nennenswerte Eigenleistung die dicke Kohle ein und die Rente ist auch sicher. Nicht die von den Anderen, Deine!

Auch als Probefahrttourist bist Du überflüssig und für manche Menschen schlicht eine Nervensäge. Dafür fährst Du die korrektesten Karren. Und, ganz ehrlich: für eine Stunde mit dem 992 Turbo S kannst Du doch auf so lächerliche Kleinigkeiten wie Freunde oder ein anständiges, vernünftiges Leben verzichten, oder? Auf politische Korrektheit sowieso…

Wenn Du hingegen tatsächlich auf Freunde scharf bist oder irgendjemanden mit Deinem Hobby beindrucken willst, musst Du entweder irgendwelche Öko-Hasenkisten Probe fahren und lautstark darauf aufmerksam machen, dass das die Zukunft ist. Das kannst Du nicht wirklich wollen. Oder Du musst aus Deinem Hobby Deinen Beruf machen und Autojournalist werden. Dann handelst Du Dir mit etwas Glück neue Freunde ein, die auch Autojournalisten sind. Ein Autojournalist ist besser als gar niemand, der Dich versteht…

Fazit: es gibt Hobbys, die sollte man wirklich, wirklich für sich behalten. Ob das nun im Darknet Surfen ist, Fußfetisch oder synthetische Drogen mit dem Chemiebaukasten des Juniors zusammen mixen. Probefahrttourismus liegt da eher noch etwas drüber, aber nicht allzu viel.

Aber das macht nix. Denke einfach nur an die Karren, dann bist Du gleich gechillter.


So wirst Du ein guter Probefahrttourist

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